Kinderreime bis zum Abwinken

[menetekel]

Der Weg ist das Ziel

Will mal wer im Traum woanders hin,
fragt er nicht nach dieser Reise Sinn;
meistens reicht als Ziel ein Weiberleib,
sei es bloß zum schönen Zeitvertreib.

Oder jene Fahrt nach Halberstadt ...
regnet's dort nicht halbe Liter, satt?
Oder kurz nach Oberkotzau vor -
dort erbricht man sich im Pulk, sonor;

besser kommt bloß ein Tabellenplatz -
Sport, trotz ödemösem Bauchansatz!
Solche Tour erscheint dem Mann bequem;
Traumwärts lebt es sich halt angenehm!

[davidmuc]

R., der sich ein Mineral einschenkt   
und den steifen Hals im Schal einrenkt,
hat die Welt an seinem Fenster gern,
doch am liebsten, so ergänzt er, fern.

Lieber ist ihm das, was nah ist: das,
was nicht draußen ist, denn da ist nass,
Leute blicken wie von Sinnen drein,
denn sie wollen nicht mehr drinnen sein.

[davidmuc]

Wie Herr R. am Tisch beim Kauen grunzt,
widmet er sich jetzt der grauen Kunst.
Draußen liegt in grauen Gruben Tau
und gleich kauft Herr R. drei Tuben grau.

Grau malt er daheim das Fleisch beim Krug,
graue Gänse mit Gekreisch beim Flug.
Graue Reiher, Haie, Grau-Bär, -Wal,
alles malt er grau in grau. Verbal

sei er, lässt er karg verlauten, träge,
bis er sich zum Angetrauten lege.
Dann erst sei die Welt nicht grau und bloß:
Gelb und rot und grün und blau und groß!

[Tula]

Hallo David

noch so etwas wie ein geschüttelter Ror Wolf. Herrlich

Also irgendwann müssten wir hier eine Auslese der besten Gedichte starten und sie anderweitig veröffentlichen, auch wenn komische Lyrik von den "echten" Dichtern augenscheinlich verabscheut wird

LG
Tula

[Michel]

Klinke mich mal wieder ein. Schwiegermutter etwas stabiler, Kopf etwas freier.

Findet sich erst einmal Fleisch im Krug,
hatte man der Krüge wohl genug.
Kauft man sich drei volle Tuben grau,
wird das Bild - hm, weiß ich nicht genau …

Ist das Fleisch im Krug schon länger grau,
nahm's der Fleischbeschauer nicht genau.
Ist dem grauen Fleisch man angetraut,
hat man bei sich selbst nicht nachgeschaut.

... hm. Ging schon mal besser. Ich muss wieder in Übung kommen.

[poetnick]

Das sind ja gute Nachrichten, bald ist die Crew wieder bereit...doch wo bleibt Abari(?) - es wird Zeit.


Wer den Wal hat, hat die Qual

Riechts im Sund nach Fisch und altem Tang
wird es Zeit für einen Neuanfang,
dachte sich die Flunder, zog weit fort
bis nach Down Under und suchte dort

einen echten Flipper, der bereit
wär’ auch Rollmöpse zu drehen. Breit
war sein Kreuz, die Fluke dumpf und schwer
ungeschlacht der Kerl, doch schlug nicht quer,

schrieb beherzt der Fisch per Flaschenpost,
die man fand am Strand - von Deutschland Ost:
Doch getäuscht hat mich sein feuchter Blick
und ich weiß, mich treibts zurück, zum Schlick.

[menetekel]

Ihr Lieben,

da sind wieder ein paar echte Knaller bei, und wir könnten, wenn alle Köpfe wieder frei sind, wirklich über eine Weiterverwertung nachdenken (Michel: Gerade heute morgen wollte ich dir eine nachfragende, bange Mail schicken; nun wird aber auch ohne dies alles gut

Ich selber werde bis ca. 20. Februar nur noch selten hier sein können. - Bei mir ist die heiße Umzugsphase angebrochen, und es wird wenig Zeit für das Internet bleiben.

Vorher möchte ich noch eine neue Aufgabe zum Besten geben, damit keine Langeweile aufkommt. Und zwar einen fünfhebigen, trochäischen Vierzeiler mit umarmenden Mittelteil (m, w, w, m). Diese Art ist ja aus Quartetten von Sonetten hinlänglich bekannt. a, b, b, a.

Vor dem Neuanfang

Wieder stürzen Bücher in Kartons -
ausgesondert werden alte Briefe;
und ich dreh mich hektisch, und ich hieve
Negatives und Parfümflakons.



Viel Spaß und auf fast bald
eure m.

[Michel]

Negative rattern in den Kästen,
spiegeln Negatives in rostrot.
Möbelpacker hieven sich dran tot,
wenn sie volle Keller weiter mästen.

Duftflakons ersterben voller Klirren,
tränken alte Teppiche in Duft.
Möbelpacker segeln durch die Luft,
schreiend, mit den Feiertagsgeschirren.

Vorhangstangen landen in der Pfütze,
Möbel sacken ächzend in den Schnee.
Puderzucker, Nudeln und Kaffee
mischen sich zur graubraun-trüben Grütze.

Nun, befreit von jahrealten Lasten,
schreitet es sich unbeschwert und leicht.
Sitzen? eine Bücherkiste reicht.
Hauptsache, kein Belletristik-Fasten!

Hier ist neuer Platz für neue Träume!
Hinter sich die tonnenschwere Fracht,
schreitet man durch Nässe, Kälte, Nacht
unbeschwert in weite neue Räume.


... Ich hoffe, liebe Mentekel, dass Dein Umzug völlig anders verläuft, und wünsche von Herzen gutes Gelingen!

[davidmuc]

Leere weiße Planquadrate, kahle
Wände, frisch gestrichen hohl und kalt.
Auf dem Flur riecht es nach Kohl und hallt,
wie in einer alten Kathedrale.

Umzugskisten auf den Fliesen rattern,
irgendwo ertönt im Bau ein Cello,
auf den Stufen grüßt mich ‘Ciaou!’ ein Bello,
und mich überkommt ein riesen Flattern.



nach Satzumstellung hat der letzte Mittelteil leider eine Geschlechtsumwandlung vorgenommen...

[Tula]

Vorausgicht

Planung, sagt man, sei das halbe Leben.
Wie zum Beispiel: sich ein Gläschen Wein,
einer Dame einen Edelstein
und dem Chef (dem Arsch) ein Lächeln geben.

Selbst ein Blinder plant die besten Wege
und der Stumme sagt ihn sich voraus.
Gute Bürger bauen sich ein Haus
und der Mörder kauft sich eine Säge.

Auch der Mensch als solcher folgt den Zielen
stets mit einem Plan im Vordersinn:
Marktanteile, Maximal-Gewinn,
ein verstecktes Blatt beim Kartenspielen.

Edelhölzer, geile Bodenschätze,
eine gute Lage fürs Projekt.
Friedensabschluss, wenn mit Nutzeffekt.  
Spaßeshalber nächste Kampfeinsätze.

Fragst du nach der zweiten halben Seite,
bist du durch und durch ein Pessimist.
Jemand ohne Glauben, Moralist.
Spielverderber. Omen unsrer Pleite.


Sorry, das ist ja gar nicht zum Lachen ...

LG
Tula

[Michel]

… und trotzdem genial.
Ich mag hier im Thread auch die Blödeleien mit dem morschen Boden. Gerade die.

[Michel]

Jeder Mörder kauft sich eine Säge,
Säurefässer, Zangen und Benzin,
Axt, Garotte, Pistolen und Strychnin
und den Spaten, für die Gräberpflege.

[davidmuc]

Der Plan

Selten ist, was man so plant, erwartbar.
Und falls ihr es doch bei Brecht verschlieft,
ist es beispielsweise schlecht verbrieft,
weshalb diese Frau in meinem Bad war.

Als ich noch mit ihr im Internat war,
gab ich mich ja so betont vermieft
und verschlossen, in den Mond vertieft,
nicht in feuchten Träumen ihr privat nah!

[Michel]

Als ich noch mit ihr im Internat war,
blickte ich bewundernd auf zu ihr.
Sie war meine Göttin, ich das Tier,
das zu registrieren sie zu schad war.

Als ich dann mein Abschlusszeugnis kriegte,
hielt sie dieses kostbare Papier,
nickte knapp und übergab es mir,
während sich das Kleid eng an sie schmiegte.

Als ich noch bei ihr im Internat war,
galt es ihr als peinlich und verquer,
dass ich, kleines Hirn und großer Speer,
viel zu oft des Nachts in ihrem Bad war.

[brussac]

Hallo zusammen!

Das ist ja ein lustiger Haufen hier. Ich liebe solche Verse. Ich kann nicht viel dazu beitragen. Diesen Versuch wagte ich einmal:

Sturer Käfer

Ein Käferlein prallt an die Scheibe in der Nacht,
es war so laut, ich bin davon gleich aufgewacht.

Wieso nur nahm der Winzling seinen Weg im Dunkeln?
Lockte ihn ein Ruf, ein Duft, ein Lichterfunkeln?

Trieb gar Liebe ihn zum Ausflug in die Finsternis?
War es Sehnsucht, die ihn ungeduldig wandern ließ?

Sei’s drum, ein schlimmes Ende nimmt jedenfalls der Flug
Wie’s scheint, wird’s Käferlein nicht mal durch Leiden klug.

Der erste Aufprall war nämlich schmerzhaft schon und hart.
Und weil Flügelein und Fühler empfindlich sind und zart,

Nahmen bereits Schaden sie beim ungestümen Prall ans Glas.
Doch statt sich zu kuriern, gibt Käferlein noch einmal Gas,

Versucht gewaltsam, das unsichtbare Hindernis zu nehmen.
Verdammt, halt an! Der Crash wird Bein und Flügel lähmen!

Doch Einsicht und Vernunft liegen diesem Käfer fern.
Ein Knall! Ein Sturz! Oh, nein, ich hatt ihn doch so gern!

Zwar landet’s Käferlein ganz weich auf seinem Rücken,
jedoch in einem Netz, nun einer Spinne zum Entzücken.

Schon wirkt ihr Gift, erste Fäden um den Körper rollen
Mein Gott, hätt ich das Fenster lieber offen lassen sollen?

LG brussac

[davidmuc]

Lieber Naturfreund brussac, sei willkommen!

Was man nicht gleich sieht: Dieser Thread unterliegt gewissen Regeln:  

1) wird jeweils von unserer Threadkönigin menetekel vorgegeben:
metrische Form und Reimschema, (momentan ABBA 5 hebig,  genauer in ihrem letzten Posting nachzuschlagen)
2) ist ein gewisser inhaltlicher Bezug zum letzten Gedicht. Viel Spaß!

Die Wanze

Will ich mich auf meine Wampe legen,
als im Zimmer eine Wanze schwirrt -
bis es ihr zu heiß am Schwanze wird,
jeder ahnt es schon: der Lampe wegen...

wird sie stets aufs Neue brummend starten,
landet auf dem Tisch mit Bumm und Krach!
Ja, da klingen Mozart krumm und Bach -
doch sie wird im Licht verstummend braten.
  
Und dann schmort der fette Wanzenschinken,
schon in Agonie, gestaucht und ringt.
bis es endlich furchtbar raucht und stinkt:
Ach, flieg hin, wo bessre Chancen winken!

[brussac]

Jetzt habe ich in meiner Unwissenheit alles durcheinandergebracht. Sorry, wollte nicht stören.

LG brussac

[poetnick]

Hallo brussac,

Du hast nicht und nichts gestört, Deine Käferinspiration ist schon unwiderruflich unterwegs, es krabbelt und juckt. Willkommen


Simmelsalabim

Höre neuerdings die Flöhe husten,
halte mir im Dunkeln noch das Ohr
irgendwie verdeckt. Gebrauche Chlor-
artikel um alles raus zu pusten

was sich feig versteckt; ganz wie ein Wimmel-
bild des Unsichtbaren, so ein Graus
a la Bosch. Der Spuk jedoch läuft aus,
denn ich involvierte Klaus, der Simmel

liest und mir beschied, dass eine Insel
niemand ist und nun, er käme mal
rüber. Dachte mir mit einer Zahl
scharfer Mittel, doch wars nur ein Pinsel.

[menetekel]

Hallo Brussac,

ich rufe dir auch mal in herzliches Willkommen zu.
Leider bin ich bis ca. zum 20. Feb. mit meinem Umzug beschäftigt.
Bis dahin: Mach einfach, was die anderen machen *lächel.

Viele liebe Grüße
menetekel

[davidmuc]

Hygiene hat eindeutig Vorrang.

sogar vor dem Versmaß, das deshalb im Folgenden  mal wieder das Nachsehen hat, dem sauberen Reim zuliebe.

Disclaimer

Neu vor meinen Postings - vorab allen:
Schon im eignen Sicherheitsbestreben,
soll es Quellen jeden Streits beheben,
wird dem Leser auch das Ohr abfallen:

Grad in unsrer Zeit, der raschen, wichtig:
Maske tragen, Hände waschen, richtig.

[Michel]

Schon im eignen Sicherheitsbestreben
böte es sich jedem Menschen an,
pausenlos und nicht nur dann und wann
ohne Atemzüge fortzuleben.

Ohne Atmung keine Virenfalle!
Lebt durch Gärung - oder anaerob.
Schon zeigt jedes Lungen-Endoskop
nur Gesundes in der Bläschen-Halle.

Könnt ihr wieder zechen, wieder feiern?
Hoch die Tassen! - Huch, was war denn das?
Norovirus auf den Tassen saß,
lässt uns Lungenlose nicht nur reihern.

[davidmuc]

2.2. 2021
 Trotzdem wieder Tagesschau gesehen,
die zur Sendung mit der Maus gerät.
Mir ein Büschel Haare rausgemäht,
kümmert letztlich keine Sau,  - geschehen!

Nach der Tagesschau mal wieder Brennpunkt,
DFB Pokal vor leeren Rängen -
neigt erstmal zu temporären Längen,
wo im Buchregal doch Gottfried Benn prunkt,

hab ich früher wie ein Schwamm gelesen.
Nebenher siegt mäßig spannend Kiel,
und auch Werder Bremen kann Endspiel,
doch in Essen ist nur Schlamm gewesen...