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Digitaler Detox


 
 
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MarkusM
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 276
Wohnort: Hüttenberg


Beitrag01.11.2020 10:50

von MarkusM
Antworten mit Zitat

Beckinsale hat Folgendes geschrieben:
MarkusM hat Folgendes geschrieben:

Sprache ist nichts feststehendes und im ständigen Wandel.


Das Lieblingsargument von Genderspinnern und anderen Sprachverbrechern. Und hat mit einem Unwort wie "Detox" (und anderen linguistischen Dummheiten) überhaupt nichts zu tun.

My.


Genderspinner*innen. Wenn schon.

Edit: auch „Auto“ hat sich einst als solch ein „Unwort“ etabliert. Die Reinhaltung der Deutschen Sprache hat im Übrigen auch nichts mit meiner Ursprungsfrage zu tun.
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag01.11.2020 12:14

von Abari
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Kommt es jetzt wieder zur 583. Diskussion über Reinheit und Nichtreinheit der Sprache? Was hat das mit der Ausgengsfrage zu tun? Rolling Eyes

Wenn Du so willst, kann ich mich als relativ digital entgiftet bezeichnen. Aber hilft das in Zeiten offner WLANs und Internetflats fürs Handy? Hmmm.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5443
Wohnort: OWL


Beitrag01.11.2020 12:37

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Abari hat Folgendes geschrieben:
Kommt es jetzt wieder zur 583. Diskussion über Reinheit und Nichtreinheit der Sprache?


Zählst du etwa mit??? Shocked

Ich hab bei 312 aufgehört ... Schlafen
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag01.11.2020 12:58

von Abari
Antworten mit Zitat

Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Abari hat Folgendes geschrieben:
Kommt es jetzt wieder zur 583. Diskussion über Reinheit und Nichtreinheit der Sprache?


Zählst du etwa mit??? Shocked

Ich hab bei 312 aufgehört ... Schlafen


Tja, ich bin eben zwanghaft (nach Koch). Macht aber nichts. *stiftefeinsäuberlichzurechtleg*


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Nina C
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 36
Beiträge: 992
Wohnort: Op dr\' Jück


Beitrag02.11.2020 09:08

von Nina C
Antworten mit Zitat

@Natalie
Das widerspricht sich nicht, sondern sind im Grunde zwei Themen: Ein Navi ist praktisch und schafft Zeit für andere Aufgaben, soweit gehe ich sowohl mit dir als auch den folgenden Antworten d’accord. Aber wer nicht lernt (und übt) sich zu orientieren, büßt trotzdem eine Fähigkeit ein bzw. entwickelt sie nicht – da hilft auch Kahneman nicht. Und Herrn Zuckerberg könnte man bei seiner Kleiderwahl auch einfach einen völligen Mangel an Kreativität unterstellen. Hinzu kommt, dass möglicherweise nicht nur die konkrete, sondern auch sekundär entwickelte Fähigkeiten. Das wurde beispielsweise beim Erlernen von und Arbeiten mit Handschrift nachgewiesen: Besonders bei Kindern wird nicht nur die Schreibfähigkeit schlechter, wenn sie durch digitale Methoden ersetzt wird, es erschwert auch die Entwicklung der Feinmotorik und das Lernen an sich (zu Letzterem: https://www.mdr.de/wissen/handschrift-macht-kinder-schlauer-100.html )
Es mag also schon sein, dass die meisten von uns als genug sind, um sich im Zweifelsfall auch ohne Navi zu orientieren (wie gut sei dahingestellt) – aber wir haben das irgendwann auch gelernt. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass es ohne Auswirkungen bleibt, wenn nie Notwendigkeit besteht, eine solche Fähigkeit erst zu entwickeln.

Liebe Grüße

Nina


_________________
Wenn ihr nicht die gequälten Sklaven der Zeit sein wollt, macht euch trunken, ohn’ Unterlass! Mit Wein, mit Poesie mit Tugend, wie es euch gefällt. (Charles Baudelaire)
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MarkusM
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
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Wohnort: Hüttenberg


Beitrag02.11.2020 11:28

von MarkusM
Antworten mit Zitat

Nina C hat Folgendes geschrieben:

Es mag also schon sein, dass die meisten von uns als genug sind, um sich im Zweifelsfall auch ohne Navi zu orientieren (wie gut sei dahingestellt) – aber wir haben das irgendwann auch gelernt. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass es ohne Auswirkungen bleibt, wenn nie Notwendigkeit besteht, eine solche Fähigkeit erst zu entwickeln.


Mein Manuskript spielt in einem postapokalyptischen Szenario und die Idee entstand aus der Überlegung, wie unser Alltag aussehen würde, wenn alltägliches Fehlen würde.

Das kann man heute in drei Stufen einteilen: unser Leben, wie wir es momentan führen (mit allen Vor- und Nachteilen) ist ohne die Digitalisierung nicht möglich.

Eine Stufe darunte befindet sich Elektrizität, ohne die weite Bereiche unserer Versorgung zusammenbrechen würde (und Notstromaggregate laufen halt auch nur, solange sie mit Sprit versorgt werden).

Noch weiter an der Basis ist die Versorgung mit Wasser (in einer Zwischenstufe auch die Entsorgung desselben).

"Unten" kommt man dann an die Basics und an den Fuß der Maslowschen Bedürfnispyramide, es geht um Nahrungsbeschaffung.

An der Stelle mag ich das Meme, mit dem Steinwerkzeug:

https://imgur.com/r/gatekeeping/jajeqgq



Die Beschreibung von @Michel kommt den, an was ich dachte, recht nahe.
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madloom
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 48
Beiträge: 16
Wohnort: Wien


Beitrag02.11.2020 14:32

von madloom
Antworten mit Zitat

Zitat:
Mein Manuskript spielt in einem postapokalyptischen Szenario und die Idee entstand aus der Überlegung, wie unser Alltag aussehen würde, wenn alltägliches Fehlen würde.


Ich bin auch grade in so einem Szenario unterwegs und frage mich, ob digitale Detox unter solchen Umständen nicht schneller oder einfacher ist. Das Problem beim Digitalen ist ja vor allem die Verfügbarkeit, man muss sich dem bewusst entziehen. Wenn's von heute auf morgen einfach verschwunden wäre, würde man sich vielleicht recht schnell daran gewöhnen.

Wenn's dann auch noch ein alltäglicher postapokalyptischer Überlebenskampf ist, vergisst man wohl noch schneller die Jagd nach Likes und neuen Postings ...

Zitat:
Das wurde beispielsweise beim Erlernen von und Arbeiten mit Handschrift nachgewiesen: Besonders bei Kindern wird nicht nur die Schreibfähigkeit schlechter, wenn sie durch digitale Methoden ersetzt wird, es erschwert auch die Entwicklung der Feinmotorik und das Lernen an sich


Das ist ein spannendes Thema, weil ich glaube, dass wir das aus der falschen Sicht betrachten - wir gehen von jetzt nützlichen Fähigkeiten aus und ordnen sie in unserer jetzigen Welt ein. Wir wissen im Grunde noch gar nicht, welche neuen Fähigkeiten die Generation haben wird, die jetzt von klein auf digitalisiert wird. Womöglich ist das, was wir jetzt als wichtig erachten, in deren späteren Leben nebensächlich.

Wenn wir alle Fähigkeiten beibehalten würden, um im Notfall darauf zurückgreifen zu können, wären wir völlig überfordert. Wir müssen uns hautpsächlich an den Alltag anpassen und hoffen, dass der absolute Ernstfall nicht eintrifft. Nachdem die Geräte alle zuverlässiger werden, ist es okay, sich fast nur noch aufs Navi zu verlassen. So wie wir uns auch alle auf Strom, die Verfügbarkeit von Nahrung und einer witterungsgeschützten Unterkunft verlassen.

Dadurch, dass wir alte, nicht mehr so stark gebrauchte Fähigkeiten ablegen können oder gar nicht erst erlernen müssen, ergeben sich komplett neue Möglichkeiten, die durchaus auch etwas Gutes sein können.

Man darf auch nicht vergessen, dass so ziemlich jede Generation bisher das Gefühl hatte, dass die darauffolgende essentielle Fähigkeiten verlieren oder völlig Unnötiges lernen würde und dadurch nicht mehr so gebildet oder schlau wäre. Bisher, würde ich sagen, hat noch so gut wie jede neue Generation bewiesen, dass dem im Großen und Ganzen nicht so war.[/quote]
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MarkusM
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 276
Wohnort: Hüttenberg


Beitrag02.11.2020 15:00

von MarkusM
Antworten mit Zitat

madloom hat Folgendes geschrieben:
Ich bin auch grade in so einem Szenario unterwegs und frage mich, ob digitale Detox unter solchen Umständen nicht schneller oder einfacher ist. Das Problem beim Digitalen ist ja vor allem die Verfügbarkeit, man muss sich dem bewusst entziehen. Wenn's von heute auf morgen einfach verschwunden wäre, würde man sich vielleicht recht schnell daran gewöhnen.

Wenn's dann auch noch ein alltäglicher postapokalyptischer Überlebenskampf ist, vergisst man wohl noch schneller die Jagd nach Likes und neuen Postings ...


Ich gehe davon aus, dass das Ähnlich wie bei anderen Entzügen ist.

In meinem Manuskript gibt es noch andere kleine und große Abhängigkeiten: Niktoin, Koffein, Alkohol aber auch Opiate.

Tatsächlich habe ich eine Protagonistin auch exakt so beschrieben, solange sie beschäftigt ist, merkt sie es nicht, sobald der Kopf aber frei ist, schlägt es voll durch.

madloom hat Folgendes geschrieben:
Das ist ein spannendes Thema, weil ich glaube, dass wir das aus der falschen Sicht betrachten - wir gehen von jetzt nützlichen Fähigkeiten aus und ordnen sie in unserer jetzigen Welt ein. Wir wissen im Grunde noch gar nicht, welche neuen Fähigkeiten die Generation haben wird, die jetzt von klein auf digitalisiert wird. Womöglich ist das, was wir jetzt als wichtig erachten, in deren späteren Leben nebensächlich.

Wenn wir alle Fähigkeiten beibehalten würden, um im Notfall darauf zurückgreifen zu können, wären wir völlig überfordert. Wir müssen uns hautpsächlich an den Alltag anpassen und hoffen, dass der absolute Ernstfall nicht eintrifft. Nachdem die Geräte alle zuverlässiger werden, ist es okay, sich fast nur noch aufs Navi zu verlassen. So wie wir uns auch alle auf Strom, die Verfügbarkeit von Nahrung und einer witterungsgeschützten Unterkunft verlassen.

Dadurch, dass wir alte, nicht mehr so stark gebrauchte Fähigkeiten ablegen können oder gar nicht erst erlernen müssen, ergeben sich komplett neue Möglichkeiten, die durchaus auch etwas Gutes sein können.

Man darf auch nicht vergessen, dass so ziemlich jede Generation bisher das Gefühl hatte, dass die darauffolgende essentielle Fähigkeiten verlieren oder völlig Unnötiges lernen würde und dadurch nicht mehr so gebildet oder schlau wäre. Bisher, würde ich sagen, hat noch so gut wie jede neue Generation bewiesen, dass dem im Großen und Ganzen nicht so war.



Ich habe für mein Manuskript viel recherchiert und komme für mich zu dem Schluss, dass ich mit meinen Fähigkeiten von heute schon vor 80 Jahren aufgeschmissen wäre... und noch übler wäre es vor 100, 150, 200 Jahren. Interessanterweise wird die Veränderuing davor weniger dramatisch.

Wenn man es aber, wie du gut beschreibst, von der anderen Seite beobachtet, sollte man versuchen auch Chancen zu erkennen. Das gelingt oft nur wenn mehr Zeit vergangen ist und mehr Erfahrungen mit neuen Methoden hat.

Dass wir uns Sachen besser merken können, wenn wir sie (sebst mit der Hand) schreiben, dürfte richtig sein. Ob das mit Tinte auf Papier sein muss, sei dahingestellt.

Ich glaube aber auch, dass wir eben die Fähigkeiten lernen, um in der Welt zruechtzukommen, in der wir leben. Und (postapokalyptische) Dystopien haben ja, sofern sie nahe am Ereignis sind, genau dieses Spannungsfeld: wie komme ich in einer Welt zurecht, in der ich nicht aufgewachsen bin.

Interessant hierzu z.B. auch die Berichte von Menschen, die lange Zeit im Gefängnis saßen. Und da geht es "nur" um 15 oder 20 Jahre.
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Nina C
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 36
Beiträge: 992
Wohnort: Op dr\' Jück


Beitrag03.11.2020 07:29

von Nina C
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@MarkusM
Ich habe ja nun ebenfalls ein Projekt mit Postapokalypsensetting draußen (aber nicht sehr weit in der Zukunft) und schätze es käme sehr stark drauf an, wen man „dabei“ hat. Ein Elektriker bekommt mit dem notwendigen Material viel gezaubert, z. B. die Übersetzung von Wasser- oder Windkraft in Strom. Internet hingegen, da ist es wohl fraglich, ob das in einem solchen Szenario schaffbar wäre. Je nachdem wie schlimm es um Infrastruktur und überhaupt steht.

@madloom
Ich glaube zwar auch, dass wir das aus der falschen Sicht betrachten, aber genau andersherum: Ich denke wir unterschätzen die Gefahren massiv. Digitaltechnologie wird rein nach dem bequem-und-vergnüglich-Aspekt entwickelt und genutzt. Sicherheit? Wenn das diskutiert wird, dann bestenfalls beim Datenschutz. Aber gesundheitliche Risiken werden, wenn überhaupt, im Nachhinein und nur sehr träge untersucht, ein Gesamtbild gibt es nicht. (Man könnte fast meinen, es fehlten die Forschungsgelder ...)
Ich gebe sofort zu generell ein sehr vorsichtiger Mensch zu sein, aber vor allem eben ein naturwissenschaftlich ausgebildeter. Und ich würde keine Pille fressen, kein Pflanzenschutzmittel nutzen etc. ohne dass dazu valide Langzeitstudien zur Unschädlichkeit existieren (von DDT bis Contergan gibt es ausreichend Beispiele dafür, dass alles andere eine blöde Idee ist). Wieso sollte ich das ausgerechnet in dem Fall anders sehen? Das Problem ist, dass die Entwicklung die Möglichkeit der Studien rund um Sicherheit längst unmöglich gemacht hat. Unabhängig von der Wahrscheinlichkeit: Was machen wir denn, wenn früher, hoher Konsum digitaler Produkte die Gehirnentwicklung nachhaltig negativ beeinflusst? In der Tinte sitzen. „Wir wissen im Grunde noch gar nicht“ ist der denkbar schlechteste Stand, um Risiken einzuschätzen!

Was die Fähigkeiten angeht, würde ich Unterscheidungen treffen. Ist es eine einfache Fähigkeit, wie z. B. Flöte spielen? Wenn ich das nicht lerne oder verlerne, hat das keine großen Auswirkungen. Außer, dass ich eben keine Flöte spielen kann. Feinmotorik hingegen ist eine Meta-Fähigkeit, die ein gewaltiges Spektrum weiterer (Un-)Fähigkeiten nach sich zieht. Und das ist längst der Fall (https://rp-online.de/nrw/schulanfang-nrw-tausende-grundschulkinder-halten-stifte-falsch_aid-45362341 ). Ein Navi mit Nahrung oder Dach über dem Kopf gleichzusetzen, finde ich interessant: Denn nur Letztere beide sind lebensnotwendig, das Navi nicht.
Dass das jede Generation über die vorangegangenen gesagt hat, halte ich für kein gutes Argument. Einerseits, weil die Entwicklung jetzt deutlich schneller voranschreitet und andererseits weil „et is noch immer jut gegangen“ bei mir zwar Heimatgefühle aber keine Sicherheit erzeugt. Very Happy Letztlich ist es das auch gar nicht: Wir haben z. B. sehr viele körperliche Tätigkeiten ausgelagert. Das ist soweit auch ganz schön und fraglos praktisch (und ja, ich habe auch eine Waschmaschine), nur leider werden wir alle ziemlich fett und das definitiv mehr als vor 20 oder 30 Jahren - nicht zuletzt auch mit einem hohen Anteil übergewichtiger Kinder. Das wird gerne auf den bösen Zucker geschoben, was aber verschwiegen wird, ist, dass sich dessen Konsum sich kaum verändert hat (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/175483/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-zucker-in-deutschland/). Was sich jedoch verändert hat, ist eben die Arbeits- und Freizeitgestaltung.

Um den Bogen zurückzuschlagen: Ich glaube bei einer postapokalyptischen Welt ist das das weitaus größeres Problem ist. Ein Entzug ist sicher schlimm, aber im Gegensatz zu Alkohol oder Benzos nicht lebensgefährlich. Aber einen solchen „Grundfähigkeitenrückbau“ zu kompensieren ... schwierig bis unmöglich.

Liebe postapokalyptische Grüße

Nina


_________________
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madloom
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

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Wohnort: Wien


Beitrag04.11.2020 16:30

von madloom
Antworten mit Zitat

MarkusM hat Folgendes geschrieben:
Ich gehe davon aus, dass das Ähnlich wie bei anderen Entzügen ist. In meinem Manuskript gibt es noch andere kleine und große Abhängigkeiten: Niktoin, Koffein, Alkohol aber auch Opiate.


Ja, ich glaube auch, dass da Unterschiede bestehen, zumal es sich dabei auch um körperliche Abhängigkeiten handelt. Außerdem sind die diese Dinge teilweise auch postapokalyptisch vorhanden oder sind mit einfachen Mitteln reproduzierbar.

MarkusM hat Folgendes geschrieben:
Tatsächlich habe ich eine Protagonistin auch exakt so beschrieben, solange sie beschäftigt ist, merkt sie es nicht, sobald der Kopf aber frei ist, schlägt es voll durch.


Genau, das hätte ich auch so eingeschätzt - in ruhigen Momenten bricht alles über einen herein, was man verdrängt hat, was und wen man vermisst.

MarkusM hat Folgendes geschrieben:
Ich habe für mein Manuskript viel recherchiert und komme für mich zu dem Schluss, dass ich mit meinen Fähigkeiten von heute schon vor 80 Jahren aufgeschmissen wäre... und noch übler wäre es vor 100, 150, 200 Jahren. Interessanterweise wird die Veränderuing davor weniger dramatisch.


Stimmt, diese rasche Entwicklung und das immense Wachstum an Wissen sind ein eher neueres Phänomen. Wir waren noch nie so abhängig voneinander wie jetzt, weil kein Mensch mehr "alles" wissen kann.

MarkusM hat Folgendes geschrieben:
Wenn man es aber, wie du gut beschreibst, von der anderen Seite beobachtet, sollte man versuchen auch Chancen zu erkennen. Das gelingt oft nur wenn mehr Zeit vergangen ist und mehr Erfahrungen mit neuen Methoden hat.


Das ist genau das, was ich mir eben denke. Natürlich meine ich nicht, kritiklos alles hinzunehmen, was passiert, aber man muss wahrscheinlich den Blickwinkel verschieben, um den sich auch ständig verändernden Gesamtkontext einzubeziehen.

Nina C hat Folgendes geschrieben:
Ich gebe sofort zu generell ein sehr vorsichtiger Mensch zu sein, aber vor allem eben ein naturwissenschaftlich ausgebildeter. Und ich würde keine Pille fressen, kein Pflanzenschutzmittel nutzen etc. ohne dass dazu valide Langzeitstudien zur Unschädlichkeit existieren


Das verstehe ich, und ich würde mich auch eher auf der naturwissenschaftlichen Seite sehen. Ich würde auch sofort unterschreiben, dass wir immer noch viel zu oft unbedarf neue Technologien einführen, allerdings weiß ich nicht, wie weit das mit der Menschheit als Ganzes funktionieren sollte, weil wir ja gewissermaßen ein "lebender Organismus" sind. Wenn wir bei allem höchste Vorsicht walten ließen, müssten wir den Fortschritt quasi einfrieren und würden wahrscheinlich trotz allem nur selten wirklich absehen können, was eine Technologie mit der Bevölkerung tatsächlich macht. Man kann die Menschheit nicht unter einen Glassturz stellen und schauen was passiert, vor allem ohne das Geschehen dabei zu beeinflussen. Mal ganz abgesehen davon, dass es schwierig sein würde, zu definieren, was gute und schlechte Entwicklungen sind, welche Risiken man eingehen kann und welche nicht.

Natürlich, wenn eindeutig Gefahr im Verzug ist oder wenn es Möglichkeiten gibt, Risiken auszuschließen wie bei den genannten Beispielen, dann muss man diese nützen.

Nina C hat Folgendes geschrieben:
Was machen wir denn, wenn früher, hoher Konsum digitaler Produkte die Gehirnentwicklung nachhaltig negativ beeinflusst?


Was heißt das konkret? Welche Erwartunsgshaltung haben wir an das Gehirn oder die Funktionsweise des Körpers? Wir mussten in der Steinzeit mit komplett anderen Szenarien umgehen als im Mittelalter oder zum Beginn des Industriezeitalters. Jetzt stehen wir am Anfang des Informationszeitalters, der Verschmelzung von analoger und digitaler Welt, der steten Urbanisierung und der Möglichkeit, vieles an Maschinen auszulagern. Einige Fähigkeiten, die wir jetzt als wichtig erachten, sind möglicherweise bald nicht mehr gefragt.

Nina C hat Folgendes geschrieben:
Ein Navi mit Nahrung oder Dach über dem Kopf gleichzusetzen, finde ich interessant: Denn nur Letztere beide sind lebensnotwendig, das Navi nicht.
Das ist genau der Punkt. Ein Navi wird schon fast als Bedrohung für den Verlust von Fähigkeiten gesehen, obwohl es halb so wild wäre, wenn wir uns mal doch ohne Navi bewegen müssten. Aber keiner von uns weiß, was er machen würde, wenn wir unser Dach über dem Kopf verlieren oder unsere Nahrung selbst besorgen müssten. Eine ungleich größere Bedrohung, trotzdem machen wir nicht alle Überlebenstrainings. Wir gehen davon aus, dass unsere Gesellschaft funktioniert und kümmern uns auf individueller Ebene nicht ums Worst Case-Szenario. Weil das eine völlige Überforderung wäre, wenn wir alle Fähigkeiten beherrschen müssten, um Ausfälle von Strukturen zu kompensieren.

Nina C hat Folgendes geschrieben:
Feinmotorik hingegen ist eine Meta-Fähigkeit, die ein gewaltiges Spektrum weiterer (Un-)Fähigkeiten nach sich zieht. Und das ist längst der Fall

Okay, Feinmotorik ist also wichtig, weil sie einen Einfluss auf andere Fähigkeiten hat. Wer sagt, dass wir dann Feinmotorik mit etwas zunehmend Unwichtigem wie der Handschrift oder dem halten eines Stiftes trainieren müssen? Vielleicht gibt es einfach zeitgemäßere Arten, das zu trainieren - was dann automatisch auch den Kids mehr Spaß machen würde, weil lebensnäher?

Nina C hat Folgendes geschrieben:
nur leider werden wir alle ziemlich fett und das definitiv mehr als vor 20 oder 30 Jahren - nicht zuletzt auch mit einem hohen Anteil übergewichtiger Kinder.
Auch das stimmt zweifellos. Ich bin absolut der Meinung, dass unsere Gesellschaft viel zu sehr an der Reparatur von Problemen hängt, anstatt sich mit der Prävention zu beschäftigen. Nur glaube ich, dass das durchaus auch zeitgleich passieren kann, wenn wir achtsamer werden und Probleme im Entstehen entdecken und bearbeiten. In der Hinsicht sind wir wahrscheinlich zu langsam. Aber bei allem auf Nummer sicher zu gehen und jedes Risiko ausschließen zu wollen, halte ich einfach für überzogen.

Nina C hat Folgendes geschrieben:
Dass das jede Generation über die vorangegangenen gesagt hat, halte ich für kein gutes Argument. Einerseits, weil die Entwicklung jetzt deutlich schneller voranschreitet und andererseits weil „et is noch immer jut


Das ist zweifellos richtig. Sobald man sich aber Gedanken darüber zu machen beginnt, dass bei den nachfolgenden Generationen etwas falsch läuft, sollte man kurz innehalten und daran denken, dass man selbst auch mal in der Lage war, dass die Altvorderen in Frage stellten, was man macht. Oft genug waren die nämlich im Irrtum und haben nur an dem Festgehalten, was sie kannten und damit für bewährt hielten. Im Gesellschaftspolitischen merkt man das ja ganz besonders. Da komme ich dann wieder auf den Gesamtkontext zurück, dass man alles im Rahmen dessen sehen muss, wie die Welt heute als Ganzes ausschaut, nicht wie sie vor zwanzig Jahren war.

Damit will ich die Generationen nicht auseinandertreiben, im Gegenteil, ich finde, man sollte sie wieder näher zueinander bringen, jung und alt ergänzen einander schließlich. Wobei man auch sagen muss, dass die Unterschiede immer mehr verschwimmen, was für das gegenseitige Verständnis ein enormer Vorteil ist.
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Nina C
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Beitrag09.11.2020 07:41

von Nina C
Antworten mit Zitat

@madloom
Zitat:
müssten wir den Fortschritt quasi einfrieren

Einfrieren vielleicht nicht, aber verlangsamen, ja. Nur, wieso nicht? Wo ist die Gefahr daran, sich langsamer aber sicherer zu bewegen, es ist ja nicht so, als gäbe es Notwendigkeit einen bestimmten Punkt in einer bestimmten Zeit zu erreichen (dabei nicht, jedenfalls).

Zitat:
schwierig sein würde, zu definieren, was gute und schlechte Entwicklungen sind, welche Risiken man eingehen kann und welche nicht.

Ist korrekt, aber das ist bei Medizin oder Recht ebenso und da werden entsprechende ethische Fragen auch gestellt, diskutiert und Konsequenzen gezogen – das vermisse ich hier. Was genau ist denn passiert, auf Basis der Studien zum Thema Feinmotorik oder Übergewicht z. B.?

Zitat:
Welche Erwartungshaltung haben wir an das Gehirn oder die Funktionsweise des Körpers?

Neues lernen zu können (Da wäre dann die Frage: Mobilgeräte und Auswirkungen auf die Aufmerksamkeitsspanne und Lernfähigkeit) und geschickte Finger zu haben. Es ist eine Sache festzustellen, dass etwas nicht mehr gebraucht wird und es dann nicht mehr zu lernen. Aber nichts davon wurde irgendwie festgestellt, also würde ich behaupten, es ist zurzeit auch kein wünschenswerter Effekt. (Was nicht heißt, dass sich das nie ändern kann, aber eben nicht muss.) Ich kann ja auch nicht rauchen und sagen, naja, es wird schon lange geraucht, vielleicht passt sich der Körper ja auch daran an und dann ist es kein Problem mehr!

Zitat:
obwohl es halb so wild wäre, wenn wir uns mal doch ohne Navi bewegen müsste

Nur, wenn wir es denn noch können. Ein Haus zu bauen, halte ich für keinen so guten Vergleich, weil das schon sehr lange keine individuelle Fähigkeit mehr ist und nahezu nie allein machbar war (rein physisch). Was ich meine: Ich habe eine Waschmaschine, aber ich kann von Hand waschen. Ich habe einen Herd und Ofen, kann aber auch über einem Feuer kochen. Zur Not konnte ich dafür auch ein Tier töten. Das macht mich bequem, aber nicht abhängig. Wenn ich hingegen nicht einmal mehr allein von A nach B finde, macht mich das sehr abhängig.

Zitat:
Okay, Feinmotorik ist also wichtig, weil sie einen Einfluss auf andere Fähigkeiten hat. Wer sagt, dass wir dann Feinmotorik mit etwas zunehmend Unwichtigem wie der Handschrift oder dem halten eines Stiftes trainieren müssen? Vielleicht gibt es einfach zeitgemäßere Arten, das zu trainieren - was dann automatisch auch den Kids mehr Spaß machen würde, weil lebensnäher?

Das sagt niemand, Fakt ist, dass es nicht passiert. Und erst zu warten, bis sich ein Problem richtig auswächst, um dann irgendwie eine Strategie nachzulegen, um es (vielleicht!) zu lösen, halte ich für den falschen Ansatz. Ich sprach einmal mit jemandem, der sagte, er spende keine Organe, weil man die eh irgendwann künstlich herstellen könnte. Das ist (vermutlich) richtig, aber irrelevant für jeden, der jetzt mangels eines Organs stirbt.

Zitat:
Da komme ich dann wieder auf den Gesamtkontext zurück, dass man alles im Rahmen dessen sehen muss, wie die Welt heute als Ganzes ausschaut, nicht wie sie vor zwanzig Jahren war.

Was ich sehe, ist aber nicht allzu positiv: Vergleichen wir 2020 (oder 2019, dieses Jahr ist komisch) mit 1995 sind wir häufiger übergewichtig, häufiger psychisch krank, es wird mehr Müll produziert und mehr Strom verbraucht. Würden wir uns in einer positiven Entwicklung befinden, wäre das nicht so. Also denke ich, man muss auch mal der Realität ins Auge sehen und zugeben können: Ok, das war scheiße, war halt ein Fehler, bzw. in dieser Art ein Fehler, und es anders machen. Davon sehe ich nichts, eher im Gegenteil. Wobei ich sofort zugebe, dass es ganz günstig wäre, wenn du recht hättest. Smile

Alles Liebe

Nina


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