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Interview mit Richard Morgan (SciFi / Cyberpunk / Fantasy)

 
 
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agu
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Beitrag29.10.2020 00:17
Interview mit Richard Morgan (SciFi / Cyberpunk / Fantasy)
von agu
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

für die, die es interessiert - hier gibt es ein wie ich finde sehr lesenswertes Interview mit dem Autor Richard Morgan, meiner Meinung nach einer der großartigsten SciFi/Cyberpunk-Autoren unserer Zeit - ein Geheimtipp ist er schon sehr lange, und seit Netflix seine Romane mit Takeshi Kovacs in Serienform gegossen hat (Altered Carbon), ist er auch einem größeren Publikum bekannt.

Dieses Interview - sowohl die Fragen als auch die Antworten - haben meiner Meinung nach eine Tiefe und philosophische Qualität, wie man sie in der Form selten findet.
Ist sehr lesenswert.

Liebe Grüße,
Andrea


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Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
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agu
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Beitrag29.10.2020 15:19

von agu
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nachtrag:

Ein paar zentrale Aussagen und Zitate, die ich sehr spannend fand:


Für ihn gibt es beim Schreib-Prozess zwischen SciFi und Fantasy keinen großen Unterschied, bis auf eine einzige Sache - das Problem mit der Überwindung räumlicher Distanzen.
In der SciFi verbreiten sich Informationen digital in einem Wimpernschlag von einem Ende des Universums zum anderen; in der Fantasy kann es Monate oder Jahre dauern. Gleiches gilt für das Reisen. In der SciFi lässt sich Reisezeit nahezu elimieren, entsprechende Technologie vorausgesetzt. In der Fantasy ist Reisezeit essentiell und muss sinnvoll gefüllt werden.  


Er macht sich wenig Gedanken über seine Zielgruppe. Die Zielgruppe ist immer und in erster Linie er selbst. Er schreibt, was er selbst unbedingt lesen möchte.


Es gibt eine längeren Abschnitt, in dem er über die Wechselwirkung zwischen der Komplexität einer Story und der Zielgruppe reüssiert. Es geht darum, dass Hollywood das Konzept von durchpolierten, moralisch komplett "gesäuberten" Helden ohne Ecken und Kanten propagiert und die Idee des Anti-Helden erfinden musste, um dem ein anderes Konzept entgegenzusetzen.
Dieser Ansatz ist geboren aus der immer noch tief konservativen Kultur, die einen Großteil der USA durchwurzelt - mit einer sehr klaren Trennlinie zwischen guten und bösen Jungs, mit einem jungenhaft-puritanischen Blick auf die Welt, der Sex und in der Folge alles Weibliche mit heftigem Mißtrauen beäugt und der Gewalt für eine gute, gesunde Lösung für alle Probleme hält, solange sie von den "Guten" ausgeht. Kurzum, das Stammesdenken - unser Stamm ist das Gute, und die anderen Stämme da draußen sind das Böse.


Es finden sich im Interview eine Menge interessanter Gedanken darüber, wie sich SciFi, Weltanschauung und politische Gesinnung ineinander verflechten.
Darüber, wie, getrieben hauptsächlich von sozialen Medien, 'Cancel Culture' in die Entertainment-Industrie hineinwirkt und über intellektuelle Selbstverstümmelung dadurch, dass Meinungsverschiedenheiten häufig nicht mehr im offenen Diskurs ausgetragen, sondern lieber totgeschwiegen werden.


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azareon35
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Beitrag04.11.2020 13:46

von azareon35
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Das ist sehr cool, vielen Dank, Andrea!

(Es gibt eine Fortsetzung zu Thin Air? Oberkrass!)


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agu
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Beitrag05.11.2020 18:23

von agu
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azareon35 hat Folgendes geschrieben:
(Es gibt eine Fortsetzung zu Thin Air? Oberkrass!)

Ja, ist sogar (ohne Cover) schon auf Amazon gelistet, für kommenden Frühling. Ich freue mich auch schon wie irre drauf smile

Kennst Du die anderen Richard Morgan Romane? Thirteen, Market Forces usw.?


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azareon35
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Beitrag05.11.2020 19:20

von azareon35
Antworten mit Zitat

agu hat Folgendes geschrieben:
azareon35 hat Folgendes geschrieben:
(Es gibt eine Fortsetzung zu Thin Air? Oberkrass!)

Ja, ist sogar (ohne Cover) schon auf Amazon gelistet, für kommenden Frühling. Ich freue mich auch schon wie irre drauf smile

Kennst Du die anderen Richard Morgan Romane? Thirteen, Market Forces usw.?

Auf Englisch und auf Deutsch. smile
Das einzige, was ich bis jetzt nicht von ihm gelesen habe, sind die Black Widow-Comics, die er für Marvel schrieb.


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agu
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Beitrag06.11.2020 00:23

von agu
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azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Auf Englisch und auf Deutsch. smile

Ich auch smile
Endlich mal jemand, der ihn kennt und meine Begeisterung nachvollziehen kann.


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azareon35
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Beitrag06.11.2020 01:09

von azareon35
Antworten mit Zitat

agu hat Folgendes geschrieben:
azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Auf Englisch und auf Deutsch. smile

Ich auch smile
Endlich mal jemand, der ihn kennt und meine Begeisterung nachvollziehen kann.

Aber sowas von! Nach einer eher ernüchternden Erfahrung mit Neuromancer und einigen Shadowrunromanen von zweifelhafter Qualität konnte ich durch Richard Morgan den Cyberpunk erst so richtig schätzen lernen.


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agu
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Beitrag06.11.2020 01:30

von agu
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Ja, ging mir auch so.
Ich finde, er trifft wirklich die Essenz von dem, was Cyberpunk ausmacht. Nebenbei ist er der Beweis, dass actiongeladene Thriller und Tiefgang sich nicht gegenseitig ausschließen müssen.


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azareon35
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Beitrag06.11.2020 11:54

von azareon35
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agu hat Folgendes geschrieben:
Ja, ging mir auch so.
Ich finde, er trifft wirklich die Essenz von dem, was Cyberpunk ausmacht. Nebenbei ist er der Beweis, dass actiongeladene Thriller und Tiefgang sich nicht gegenseitig ausschließen müssen.

Genau meine Meinung!
Was hältst du von der Netflixserie Altered Carbon?


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agu
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Beitrag06.11.2020 12:23

von agu
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Also die erste Staffel fand ich sensationell. Die hat meine Erwartungen übertroffen.

Die zweite war dann für mich allerdings eine riesige Enttäuschung. Ich musste mich zwingen, sie überhaupt zu Ende zu schauen. Wirrer Plot, blutleere Charaktere, und sie haben es absolut nicht geschafft glaubhaft zu vermitteln, dass in der anderen Hülle der gleiche Charakter steckt...


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azareon35
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Beitrag06.11.2020 13:19

von azareon35
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agu hat Folgendes geschrieben:

Die zweite war dann für mich allerdings eine riesige Enttäuschung. Ich musste mich zwingen, sie überhaupt zu Ende zu schauen. Wirrer Plot, blutleere Charaktere, und sie haben es absolut nicht geschafft glaubhaft zu vermitteln, dass in der anderen Hülle der gleiche Charakter steckt...

 Confused
Das hab ich jetzt schon von einigen anderen Leuten aus meinem Bekanntenkreis gehört, aber ich kann es nicht nachvollziehen. Woran machst du das genau fest?

(Zugegeben, Anthony Mackie hat sich nicht wirklich viel Mühe gegeben, als Trepp in Takeshis gegenwärtigen Sleeve geschlüpft ist...)


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Beitrag06.11.2020 13:53

von agu
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azareon35 hat Folgendes geschrieben:

Das hab ich jetzt schon von einigen anderen Leuten aus meinem Bekanntenkreis gehört, aber ich kann es nicht nachvollziehen. Woran machst du das genau fest?


Das ist gar nicht so leicht an einzelnen Punkten festzumachen, wenn ich so darüber nachdenke.
Ich glaube, ein Punkt ist der Takeshi-Charakter selbst - im ersten Teil hatte der so eine 'I don't give a shit'-Coolness, unter der aber trotzdem als zweiter Layer eine Emotionalität lag, mit der man gut mitfiebern konnte. Diese Spaltung hat den Charakter interessant gemacht. Der neue Takeshi ist irgendwie blutleer. Wirkt bemerkenswert planlos, dafür dass er eigentlich eine unaufhaltsame Kampfmaschine mit einer Menge Grips und Intuition ist. Die Beziehung mit Quellcrist Falconer hat mich nicht überzeugt, die hatte null Chemie und die paar emotionalen Szenen wirkten für mich aufgesetzt. Was in der Folge wiederum seine gesamte Motivation in Frage stellt. (in der ersten Staffel fand ich dagegen die Chemie zwischen den beiden in der Vergangenheit deutlich überzeugender, und die Ortega-Takeshi-Beziehung war in Punkto Chemie einfach weltklasse).

Und - vielleicht einer der wichtigen Punkte:
In der ersten Staffel nehmen sie sich oft nicht allzu ernst, da ist so ein wunderbarer, überdrehter Humor unter der Oberfläche, der die ganzen bierernsten Themen schön ausbalanciert. Ich sag nur ... Einhornrucksack. Oder dieser ikonische Shootout in dem Folter-Krankenhaus, wo Takeshi mit dem Kopf in der Hand aus der Explosion tritt und auf die Frage, wer das sei, lakonisch erwidert: 'Some asshole'.
Poe ist in der ersten Staffel superwitzig und ein echtes Highlight. Seine Verwandlung in der zweiten Staffel zu einem jammernden Nervenbündel finde ich schwierig ... und er trägt dort auch nicht wirklich mehr viel zum Handlungsfortschritt bei.
Ganz allgemein leidet die zweite Staffel darunter, dass sie sich eben zu bierernst nimmt. Alles ist schwermütig, verzweifelt, weltuntergangsmäßig. Was okay wäre, wenn es ein Gegengewicht dafür gäbe - aber das ist eben nicht vorhanden. Man braucht diese witzigen Momente, um Sympathien für Charaktere aufzubauen ... oder ich brauche sie zumindest. Für mich macht das die Figuren greifbar. Schwermut und Drama wirken, wenn sie immer nur allein und ohne Ausgleich stehen, entweder dick aufgetragen, oder bedeutungslos, oder beides.

Der einzige Charakter, den ich wirklich interessant fand in der zweiten Staffel, war schockierenderweise der Bösewicht, Carrera. Weil ich bei ihm als einzigem wirklich das Gefühl hatte, dass es Tiefe und Komplexität gibt, vor allem in seiner Beziehung zu Takeshi.


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Beitrag06.11.2020 15:19

von azareon35
Antworten mit Zitat

agu hat Folgendes geschrieben:

Das ist gar nicht so leicht an einzelnen Punkten festzumachen, wenn ich so darüber nachdenke.
Ich glaube, ein Punkt ist der Takeshi-Charakter selbst - im ersten Teil hatte der so eine 'I don't give a shit'-Coolness, unter der aber trotzdem als zweiter Layer eine Emotionalität lag, mit der man gut mitfiebern konnte. Diese Spaltung hat den Charakter interessant gemacht. Der neue Takeshi ist irgendwie blutleer. Wirkt bemerkenswert planlos, dafür dass er eigentlich eine unaufhaltsame Kampfmaschine mit einer Menge Grips und Intuition ist. Die Beziehung mit Quellcrist Falconer hat mich nicht überzeugt, die hatte null Chemie und die paar emotionalen Szenen wirkten für mich aufgesetzt. Was in der Folge wiederum seine gesamte Motivation in Frage stellt. (in der ersten Staffel fand ich dagegen die Chemie zwischen den beiden in der Vergangenheit deutlich überzeugender, und die Ortega-Takeshi-Beziehung war in Punkto Chemie einfach weltklasse).

Und - vielleicht einer der wichtigen Punkte:
In der ersten Staffel nehmen sie sich oft nicht allzu ernst, da ist so ein wunderbarer, überdrehter Humor unter der Oberfläche, der die ganzen bierernsten Themen schön ausbalanciert. Ich sag nur ... Einhornrucksack. Oder dieser ikonische Shootout in dem Folter-Krankenhaus, wo Takeshi mit dem Kopf in der Hand aus der Explosion tritt und auf die Frage, wer das sei, lakonisch erwidert: 'Some asshole'.
Poe ist in der ersten Staffel superwitzig und ein echtes Highlight. Seine Verwandlung in der zweiten Staffel zu einem jammernden Nervenbündel finde ich schwierig ... und er trägt dort auch nicht wirklich mehr viel zum Handlungsfortschritt bei.
Ganz allgemein leidet die zweite Staffel darunter, dass sie sich eben zu bierernst nimmt. Alles ist schwermütig, verzweifelt, weltuntergangsmäßig. Was okay wäre, wenn es ein Gegengewicht dafür gäbe - aber das ist eben nicht vorhanden. Man braucht diese witzigen Momente, um Sympathien für Charaktere aufzubauen ... oder ich brauche sie zumindest. Für mich macht das die Figuren greifbar. Schwermut und Drama wirken, wenn sie immer nur allein und ohne Ausgleich stehen, entweder dick aufgetragen, oder bedeutungslos, oder beides.

Der einzige Charakter, den ich wirklich interessant fand in der zweiten Staffel, war schockierenderweise der Bösewicht, Carrera. Weil ich bei ihm als einzigem wirklich das Gefühl hatte, dass es Tiefe und Komplexität gibt, vor allem in seiner Beziehung zu Takeshi.


Ja, Laeta Kalogdris hat der Serie einen ziemlichen Bärendienst erwiesen, als sie Quellcrist Falconer mit Taks Beziehung zu Sarah Sachilowska kombiniert hat. Was wahrscheinlich dazu führte, dass dann die zweite Staffel die Plots von Broken Angels und Woken Furies so mehr schlecht als recht amalgamierte und definitiv die miese Grundstimmung erklärt, das haben sie total aus dem zweiten Buch übernommen, ohne den Kriegskontext.

Allerdings war der Marsianer in der Serie effing badass! Meine Vorstellung von denen war eher ein cartooniger Flugsaurier gewesen.


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Beitrag06.11.2020 17:03

von agu
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azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Meine Vorstellung von denen war eher ein cartooniger Flugsaurier gewesen.

Ja, ich hätte auch mehr den Typ gefiederter Flugsaurier erwartet smile

Ansonsten stimme ich Dir zu, dieser Versuch, Bd 2 und 3 der Buchvorlage in der Story zu mischen, war mehr als unglücklich. Hat auch nicht wirklich zusammengepasst, und wurde weder der einen, noch der anderen Story gerecht.
Sie hätten enger an der Buchvorlage bleiben und sich entweder für das eine, oder das andere entscheiden sollen. bzw. wäre es im Sinne der Kontinuität wahrscheinlich klüger gewesen, mit dem dritten Band weiterzumachen und den zweiten lieber als Spin-Off in einem Standalone-Film verarbeiten, weil der wirklich ziemlich separat für sich steht und im Grunde ja eher ein Kriegsfilm mit Archäologie-Rätselstory wäre.


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Beitrag06.11.2020 18:24

von azareon35
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agu hat Folgendes geschrieben:
azareon35 hat Folgendes geschrieben:
Meine Vorstellung von denen war eher ein cartooniger Flugsaurier gewesen.

Ja, ich hätte auch mehr den Typ gefiederter Flugsaurier erwartet smile

Ansonsten stimme ich Dir zu, dieser Versuch, Bd 2 und 3 der Buchvorlage in der Story zu mischen, war mehr als unglücklich. Hat auch nicht wirklich zusammengepasst, und wurde weder der einen, noch der anderen Story gerecht.
Sie hätten enger an der Buchvorlage bleiben und sich entweder für das eine, oder das andere entscheiden sollen. bzw. wäre es im Sinne der Kontinuität wahrscheinlich klüger gewesen, mit dem dritten Band weiterzumachen und den zweiten lieber als Spin-Off in einem Standalone-Film verarbeiten, weil der wirklich ziemlich separat für sich steht und im Grunde ja eher ein Kriegsfilm mit Archäologie-Rätselstory wäre.

Nun, die Serie ist ohnehin beendet. Freuen wir uns daran, dass es überhaupt zwei Staffeln und einen Anime gab.


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Beitrag06.11.2020 18:58

von agu
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Stimmt, das Anime.
Das hatte mir allerdings ganz gut gefallen.


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