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schwarzer lavendel
Eselsohr

Beiträge: 233
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Elena
Leseratte
Alter: 79 Beiträge: 168 Wohnort: Berlin
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Verfasst am: 28.10.2020 09:00 Titel: Fernweh meiner Kinderheit
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Liebe Charlotte,
warum sieht denn hier niemand rein? Da ist dir ein wundervolles Gedicht gelungen, und keiner traut sich. Nu, ich trau mich mal.
Das Leben als Zugfahrt, da gibt es die kleinen Bahnhöfe, wo kaum einer aussteigt, und es gibt die großen Bahnhöfe mit den vielen Gleisen, die man durchs Leben fahren kann. Aber man kann auch wegfahren, man kann vorbeifahren, man kann einschlafen und irgendwann ist Endstation.
Du beschreibst deine Zugfahrt durchs Lebens als Metapher, angefangen von der Kindheit bis zum Erwachsensein. Ich lese die traurigen Blicke, die dein Ich den Wegfahrenden hinterherschickt, denn das Abenteuer, die Liebe erleben immer die anderen. Zu klein warst du, du wurdest immer übersehen. Du stehst auf dem Bahnhof, und hast bloß die Bahnsteigkarte, die es damals noch gab, und keiner nimmt dich mit. Das hast du wundervoll in den paar Versen beschrieben, Charlotte, ich stehe sozusagen mit dir an der Bahnsteigkante und weiß, da gab es vielfach verpasste Chancen, in einen Zug einzusteigen, der aber nie kam. So geht's den Menschen wie den Leuten. Großes könnten sie vollbringen, aber ihnen blieb nur der Kleinkram, die Platzkarten waren vorbestellt von anderen.
Zu meckern habe ich im Grunde nichts, nur die "Kinderheit" kommt mir ein bisschen zu gewollt vor, schließlich hat man nur eine einzige Kindheit.
Liebe Grüße, Elena
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schwarzer lavendel
Eselsohr

Beiträge: 233
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Verfasst am: 28.10.2020 16:13 Titel:
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liebe elena,
vielen dank, das tut gut.
auch ein gedicht, das mir wichtig ist
und so ohne resonanz blieb.
ja, das mit der kindheit - deshalb steht sie
auch nur im titel.
es freut mich wirklich sehr, was du schreibst.
liebe grüße
charlotte
_________________ poesie ist die fortsetzung der verzweiflung. |
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Minerva
Eselsohr

Beiträge: 367
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Verfasst am: 28.10.2020 17:35 Titel: Re: sehnsucht nach dem fernweh meiner kinderheit
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schwarzer lavendel hat Folgendes geschrieben: | die große welt fuhr meist an uns vorbei
hielt zweimal nur
am abend und morgen
wurde ein neuer tag
wie gestern schon
und alles immergleich
stieg selten aus
und viele ein
und kamen nicht zurück
du meine erste liebe
meine blicke
angeheftet an zügen
gebar ich unstillbares fernweh
und
als ich dann ging
wuchs längst das gras über die gleise
und glühte mohn wie noch in meinen träumen
fernweh ist geblieben
wo ich auch bin
sind meine blicke angeheftet an die gehenden
aber auch meine sehnsucht ist geblieben
dort
neben der bahnstation
wo ich gewartet habe |
Wäre mein Vorschlag, finde es dadurch straffer, ohne, dass etwas fehlt.
Was mir gefällt ist wieder das simple Ganze und dann so ein eingestreutes Detail:
"und glühte mohn wie noch in meinen träumen"
_________________ ... will alles ganz genau wissen ... |
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schwarzer lavendel
Eselsohr

Beiträge: 233
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Verfasst am: 28.10.2020 22:45 Titel:
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auch hier vielen dank. da denke ich intensiv drüber nach.
das »dann« ist irgendwie wichtig als moment, der schon
zu spät war. das »das« kann weg, passt auch rhythmisch.
hm, ich sprech es noch ein bisschen vor mich hin.
liebe grüße
charlotte
_________________ poesie ist die fortsetzung der verzweiflung. |
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schwarzer lavendel
Eselsohr

Beiträge: 233
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Verfasst am: 03.11.2020 18:18 Titel: Re: sehnsucht nach dem fernweh meiner kinderheit
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Minerva hat Folgendes geschrieben: |
Wäre mein Vorschlag, finde es dadurch straffer, ohne, dass etwas fehlt.
Was mir gefällt ist wieder das simple Ganze und dann so ein eingestreutes Detail:
"und glühte mohn wie noch in meinen träumen"
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liebe minerva,
hab es jetzt doch geändert.
du hattest recht.
danke und liebe grüße
charlotte
_________________ poesie ist die fortsetzung der verzweiflung. |
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schwarzer lavendel
Eselsohr

Beiträge: 233
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Verfasst am: 03.11.2020 18:19 Titel: sehnsucht nach dem fernweh meiner kinderheit
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sehnsucht nach dem fernweh meiner kinderheit
die große welt fuhr meist an uns vorbei
hielt zweimal nur
am abend und morgen
wurde ein neuer tag
wie gestern schon
und alles immergleich
stieg selten aus
und viele ein
und kamen nicht zurück
du meine erste liebe
meine blicke
angeheftet an zügen
gebar ich unstillbares fernweh
und
als ich ging
wuchs längst gras über die gleise
und glühte mohn wie noch in meinen träumen
fernweh
ist geblieben
wo ich auch bin
sind meine blicke angeheftet an die gehenden
aber auch meine sehnsucht
ist geblieben
dort
neben der bahnstation
_________________ poesie ist die fortsetzung der verzweiflung. |
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