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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Phantastisch! 10/2020
Strassenlicht

 
 
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Herbert Blaser
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 58
Beiträge: 313
Wohnort: Basel


Beitrag18.10.2020 19:00
Strassenlicht
von Herbert Blaser
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Aufprall war heftig. Serge sah Lichtblitze, spürte den Schmerz in der Brust und verlor das Bewusstsein. Namenlose Schwärze deckte alles zu.

«Können Sie mich hören?», die Frage waberte durch Sinnesfetzen aus Benzindämpfen und Asphaltgeruch.
 
«Wie heissen Sie?»

Ein heller Schein drang durch den Augapfel und verästelte sich in Gehirn und Blutbahnen. Der Strahl erfüllte ihn ohne Wärme und verliess den Körper durch Finger und Füsse. Er versuchte zu antworten, aber nur ein Stöhnen quoll über die Lippen. Dann schoss die Stahlschlange durch Venen und Arterien und liess die Iris glühen wie feuriges Napalm. Am Horizont empfing ihn Donnergrollen und er versank in Dunkelheit.  

Als Serge zu sich kam, schien es, als sei der Himmel auf Erden wahr geworden. Das Weiss der Bettdecken strahlte mit den Wänden um die Wette. Er fühlte sich weich gebettet und unbeschwert. Ein Engel roch herrlich.
Dann setzte das Bewusstsein ein.

«Langsam, Herr Böhle, langsam!», die Lichtgestalt war eine Krankenschwester, die sich über ihn beugte. «Sie haben grosses Glück gehabt. Der Arzt wird jeden Moment bei Ihnen sein und Sie über die Situation aufklären.»
Er fasste die Pflegerin am Arm. Die Bewegung verursachte Schmerz im Rücken bis unter die Schädeldecke.

«Wo ist sie?», Serge hörte die eigene Stimme wie aus einem Metallbox.

«Wo ist wer?», die Schwester legte seinen Arm zurück auf die Matratze. Serge sah aus dem Augenwinkel, dass seine rechte Hand in einem Gips steckte. Die linke spürte er nicht.

«Die Frau, wo ist die Frau?»

«Beruhigen Sie sich, Herr Böhle. Hier ist keine andere Frau!»

Er krächzte Unverständliches und liess sich tief in das Kissen fallen. Warme Wellen schlugen ihm entgegen. Für einen Moment sah er, wie die Lichter eines Wagens auf ihn zurasten.

Als er die Augen wieder aufschlug, stand ein Mann an seinem Bett. Der Fremde lächelte freundlich.

«Guten Tag, Herr Böhle. Mein Name ist Kirchner. Klaus Kirchner. Ich bin Ihr Arzt. Sie hatten vor zwei Tagen einen Autounfall und liegen hier im Kreisspital. Nach einer schweren Gehirnerschütterung sind Sie heute Morgen aus dem Koma erwacht. Ihr Zustand ist stabil, wir haben Ihnen den rechten Arm und das linke Bein in Gips gelegt. Versuchen Sie still zu liegen und gleichmässig zu atmen, die Prellungen an Brust und Oberkörper werden Sie am stärksten spüren.»

Der Doktor prüfte die Infusion und nickte ihm zu.

«Wir haben Ihnen Metamizol verabreicht, das ist ein starkes Analgetikum. Ihre Angehörigen sind informiert, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Sie sind im Bruderholzwald mit einem entgegenkommenden Kleinlastwagen zusammengestossen. Können Sie sich in irgendeiner Form an den Unfall erinnern?»

Serge sah das Licht vor sich. Und die Scheinwerfer.

«Ja, da war ein Licht. Eine Strassenlampe, oder so etwas. Das Licht hat geblendet. Ich sah den Wagen zu spät!», das Sprechen bereitete ihm grosse Mühe. «Und da war die Frau! Wie geht es ihr? Ist sie stark verletzt?»

Er bemerkte, wie Doktor Kirchner ihn intensiv beobachtete, während er antwortete.

«Die genaue Erinnerung wird erst mit der Zeit zurückkommen. Im Moment reichen Ihre Bilder völlig, Herr Böhle. Ich kann Sie in einem Punkt beruhigen; da war keine Frau. Sie haben lediglich das Fahrzeug auf der anderen Spur gerammt. Der Fahrer ist wohlauf, er konnte glücklicherweise noch anbremsen.»  

«Aber nein, da war die Frau …», er versucht sich aufzurichten, klappte aber sofort zurück, als ein Stich im Oberkörper ihn an die Verletzungen erinnerte.

«Ganz ruhig, Herr Böhle! Entspannen Sie sich. Der Schock und die Medikamente können halluzinogen wirken. Jetzt ruhen Sie sich erst einmal aus, morgen wird die Polizei bei Ihnen vorbeischauen und den Vorfall besprechen.»

Er wollte antworten, fühlte sich aber zu erschöpft. Resigniert liess er sich ganz zurücksinken und fiel bald darauf in tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen kam er nur langsam zu Sinnen. Serge hörte Sprachfetzen und lokalisierte verschiedene Stimmen um sein Bett. Er erwachte. Der Arzt sprach mit zwei Männern in Uniform. Als der Mediziner bemerkte, wie er die Augen aufschlug trat er sofort näher.

«Guten Morgen Herr Böhle, ich hoffe, dass Sie gut schlafen konnten. Wie geht es Ihnen heute?»

«Danke, ich fühle mich besser, die Schmerzen sind erträglich», antwortete er mit kratzender Stimme.

«Sehr schön, sehr schön! Herr Böhle, hier sind zwei Männer von der Polizei, die sich gerne mit Ihnen unterhalten würden. Ich habe ihnen gesagt, dass die Befragung nur kurz sein darf und dass Sie sich auf keinen Fall aufregen sollten. Sind Sie damit einverstanden?»

«Ja, bitte fragen Sie!»

Der ältere von beiden Beamten trat näher an das Bett. Er hielt einen Notizblock und einige lose Unterlagen in den Händen.

«Danke Herr Böhle, wir werden Sie nicht unnötig belästigen. Mein Name ist Kramer, das ist mein Kollege Nussbaumer. Schön, dass Sie noch am Leben sind. Sie hatten grosses Glück, dass der entgegenkommende Lastwagen noch bremsen konnte. Aber der Reihe nach; können Sie sich an den Unfallhergang erinnern?»

«Ja, es war dunkel und regnete kurz vorher. Die Strasse widerspiegelte Licht. Mich blendete der Schein dieser Strassenlampe und ich konzentrierte mich zu stark auf diese Spiegelung. Ich fuhr deshalb viel zu weit links und dann sah ich plötzlich die anderen Scheinwerfer.»

Die Polizeibeamten blickten sich an und wechselten einige Worte mit dem Arzt. Dann wendeten sie sich wieder zu ihm.

«Wie gesagt, Herr Böhle, es hätte alles viel schlimmer ausgehen können. Die Spuren sprechen für sich und wir gehen davon aus, dass Sie abgelenkt worden sind. Sie haben den Wagen förmlich herumgerissen und sind in das heranfahrende Fahrzeug geknallt. Das stimmt mit unseren Erkenntnissen überein.»

Der Mann räusperte sich.

«Einzig die Lichtquelle stimmt nicht. Auf dieser Strecke gibt es seit vielen Jahren keine Strassenlaternen mehr. Sie wurden durch automatische Lichtreflektoren ersetzt. Als Warnanlage vor herannahendem Wild. Wahrscheinlich hat so ein Element aufgeblendet und sie haben sich erschreckt.»

Er schüttelte den Kopf.

«Ich weiss nicht! Ich habe sie genau gesehen …! Ich war mir sicher …! Und was ist mit der Frau?»

«Mit welcher Frau, Herr Böhle?»

«Meiner Mitfahrerin! Was ist mit ihr passiert? Ich habe eine Anhalterin mitgenommen. Sie sass neben mir!»

Der Beamte schüttelte den Kopf. Er sprach ruhig und betonte jedes Wort.

«Wir haben keine Frau gefunden oder getroffen. Da war keine Frau, Herr Böhle. Weder am Unfallort noch in der Umgebung noch im Krankenhaus. Herr Böhle, sie fuhren allein im Auto!»

Serge fühlte, wie seine Zunge am Gaumen klebte. Der Mund war trocken, das Gehirn rebellierte. Das konnte nicht sein!
Der Polizist sah seine Verunsicherung und legte ihm die Hand auf die Schulter.

«Beruhigen Sie sich, Herr Böhle. Ich bin sicher, dass wir Antworten finden werden. Im Moment ist es gut zu wissen, dass niemand mehr zu Schaden kam. Schlafen Sie, wir melden uns wieder.»
 
Als Serge am nächsten Tag die Augen aufschlug, war die Welt in Bewegung. Er fühlte, wie das Bett über den Boden rollte und sah Lichter und Wände von einem Spitalgang an sich vorbeiziehen. Er drehte den Kopf. Ein Arzt begleitete den Patiententransport. Er las in einem Notizblock und blickte hoch. Der Ausdruck im Gesicht des Mannes schien besorgt.

«Guten Tag Herr Böhle, schön dass Sie erwacht sind. Machen Sie sich keine Sorgen, wir haben die Anweisung erhalten, Ihr Bett zu verlegen. Ich bin sicher, dass sich alles klären wird. Sie werden erwartet.»

Serge verstand nicht. Am Ende des Ganges wurde eine gesicherte Flügeltür geöffnet und er las Forensische Abteilung. Er erschrak.

«Was soll das? Warum bin ich hier? Herr Doktor, warum werde ich hierhergebracht?», er versuchte sich aufzurichten, trotz der Schmerzen im Rücken und dem Stechen im Kopf.

«Wir haben die Anweisung gegeben, Herr Böhle. Wir kommen leider nicht um diese Massnahme herum!», Serge erkannte die Stimme. Der Polizeibeamte Kramer befand sich im hinteren Teil des geschlossenen Zimmers, in dem sie angekommen waren. Das Bett wurde gedreht, so dass er den Mann sehen konnte. Kramer stand bei einem Tisch. Er hielt eine Mappe und eine Schmuckkette mit Anhänger in den Händen. Er trat neben ihn.

«Erkennen Sie dieses Schmuckstück, Herr Böhle? Können Sie sich daran erinnern?»

Serge strengte sich an. An der Goldkette hing ein Amulett mit einer Fotografie. Das Bild zeigte ein Hochzeitspaar. Serge erkannte weder die Abgebildeten noch das Schmuckstück.

«Nein!», antwortete er wahrheitsgemäss. «Ich habe den Anhänger noch nie gesehen und kenne die Menschen nicht!»

«Ich frage nicht nach den Menschen. Ich frage nach der Besitzerin!», entgegnete der Beamte scharf.

«Aber ich habe keine Ahnung! Wem gehört die Kette? Woher haben Sie die? Und warum sollte ich sie kennen?»

«Die Kette gehört einer gewissen Julia Krebs. Und wir fanden sie hinter der Innenverkleidung Ihres Wagens. Wie kam sie dorthin, möchten wir gerne wissen! Was können Sie uns dazu sagen?»

«Nichts, ich kann gar nichts sagen! Ich kenne keine Julia Krebs und habe den Schmuck noch nie gesehen!»
«Aber Sie haben gestern zu Protokoll gegeben, dass eine Anhalterin bei Ihnen mitgefahren ist. Wann war das genau, Herr Böhle? Und wer war die Frau?»

Serge fühlte Schwindel.

«Aber genau das ist doch das Problem! Ich weiss es nicht! Deshalb habe ich ja gefragt! Ich …», in diesem Moment sah er das Bild auf dem Zeitungsausschnitt, den Kramer vor sich in den Händen hielt.

«Das ist sie ja!», er deutete auf den Artikel. «Das ist die Anhalterin. Diese Frau ist zu mir in den Wagen gestiegen!»

Kramer betrachtete ihn mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Dann sprach er langsam, als ob er um Worte ringen müsste.

«Herr Böhle, die Frau ist tot. Sie wurde vor 15 Jahren im Bruderholzwald erwürgt und erschlagen aufgefunden. Der Mord wurde nie aufgeklärt und ging als Tod im Nuttenwald durch die Presse. Damals standen die Prostituierten in diesem Waldabschnitt bei den Strassenlaternen. Sie war Julia Krebs und das Hochzeitsmedaillon ihrer Eltern liegt in Ihrem Wagen, Herr Böhle. Warum?»

Serge wurde schwarz vor Augen. Sein Hals war zugeschnürt.

«Das kann nicht sein. Die Frau war da. Ich … », ihm schlugen Wellen aus Verzweiflung und Ärger entgegen. «Ich habe keine Ahnung wer sie war. Und ich habe die verdammte Kette noch nie gesehen. Ach so, deshalb haben Sie mich hierhergebracht?! Das ist Wahnsinn!»

Kramer ging langsam zum Fussende des Bettes. Er liess ihn dabei nicht aus den Augen. Seine Stimme klang emotionslos.

«Was soll ich sagen? Der Fall wurde nie aufgeklärt und wir fanden das Schmuckstück in Ihrem Wagen. Was würden Sie an meiner Stelle denken? Dann diese kuriose Geschichte mit der Anhalterin! Ja, Herr Böhle, sie werden verdächtigt, vor fünfzehn Jahren Julia Krebs ermordet zu haben. Sie haben die Frau in ihrem Auto erwürgt und ihr im Strassengraben mit einem stumpfen Gegenstand den Schädel eingeschlagen. Es war doch so, Herr Böhle? Sie haben Frau Krebs auf dem Strassenstrich aufgegabelt und in Ihrem Wagen mitgenommen! Es ist doch Ihr Wagen, nicht wahr, Herr Böhle?!»

Tränen der Wut und Enttäuschung bahnten sich den Weg über Serges Wangen.

«Das ist absurd! Mein Wagen! Ich habe keine Ahnung!»

Der nächste Morgen hing wie Blei an den Füssen von Serge. Er hatte nur mit Hilfe starker Schlafmittel Ruhe gefunden und wusste nicht, welches Ungeheuer der Tag gebären würde.
Als sich die Tür zur Forensischen Abteilung öffnete, war er auf alles gefasst. Die Polizei erschien in Begleitung von Pflegepersonal.

«So, Herr Böhle; Sie werden wieder versetzt», der Polizeibeamte Kramer klang fast fröhlich. «Sie haben uns sehr geholfen. Wir haben heute Morgen den Mörder von Julia Krebs gefasst. Gemäss den Ausweispapieren haben Sie Ihr Auto vor zwei Jahren einem Rentner abgekauft, der seinen Führerschein aufgab. Dieser Mann hat die Tat gestanden. Herr Böhle, Sie sind entlastet und damit frei!»

Serge fühlte die Erleichterung. Gleichzeitig fasste kaltes Grauen nach seinem Herz.

«Ja, danke. Ich danke Ihnen. Unschuldig. Das ist gut», er schluckte leer. «Aber was ist mit der Frau?»

«Mit welcher Frau, Herr Böhle?»

«Die Anhalterin! Was ist mit der Anhalterin?»

«Da war keine Frau, Herr Böhle! Sie sind unschuldig und damit ist für uns der Fall erledigt. Alles andere klären Sie bitte mit Ihrem Arzt. Die Versicherung wird sich noch bei Ihnen melden und nach unserem Rapport fragen. Ich wünsch Ihnen einen schönen Tag und gute Besserung, Herr Böhle.»

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Gast







Beitrag18.10.2020 20:31

von Gast
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da auch viele andere Geschichten sehr gut waren, musste ich negatives aufgreifen
und da war mir hier gerade beim Verhalten der Polizei zu viele Logikfehler.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4294

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Beitrag18.10.2020 20:51

von hobbes
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Zitat:
Ein heller Schein drang durch den Augapfel und verästelte sich in Gehirn und Blutbahnen. Der Strahl erfüllte ihn ohne Wärme und verliess den Körper durch Finger und Füsse. Er versuchte zu antworten, aber nur ein Stöhnen quoll über die Lippen. Dann schoss die Stahlschlange durch Venen und Arterien und liess die Iris glühen wie feuriges Napalm. Am Horizont empfing ihn Donnergrollen und er versank in Dunkelheit.  

Das ist der Punkt, an dem ich mich normalerweise von dieser Geschichte verabschieden würde.
(falls das nicht selbsterklärend ist: vielleicht ein bisschen zu viel und zu dick aufgetragen?)

Aber erstaunlicherweise geht es so schlimm gar nicht weiter smile

Tatsächlich habe ich es sogar recht problemlos zum Ende der Geschichte geschafft. Aber Moment, eine Zwischenfrage noch:
Zitat:
Und wir fanden sie hinter der Innenverkleidung Ihres Wagens.

Hinter der Innenverkleidung? Ich glaube, ich will gar nicht wissen, wie das gehen soll. Und wie sehr es gestunken haben muss.
Oder Moment, ist sie erst durch den Unfall dorthin gekommen? Aber das wäre merkwürdig. Klar gibt es ausreichend weitere Merkwürdigkeiten in dieser Geschichte, die dann eben doch wieder keine sind, aber die hier, die finde ich dann doch merkwürdig.

Ansonsten könnte ich noch bemängeln, dass mir diese Abfolge von "was ist mit der Frau" - "was für eine Frau" mindestens einmal zu oft vorkommt und dass die Dialoge, oder genauer: die Sprache dieser Figuren, ein klein wenig hölzern daherkommt.

Ansonsten habe ich beim ersten Lesen Kommentieren aber nichts zu meckern smile

*

Ich hatte am Ende acht Geschichten für die letzten zwei Punkte zur Auswahl. Dass du keinen abbekommst, liegt allein daran, dass mich zwei andere einfach einen Tick mehr angesprochen haben. So ganz subjektiv und persönlich.
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Raven1303
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Beiträge: 540
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Beitrag18.10.2020 21:52

von Raven1303
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Lieber/e Unbekannte/r

mir gefällt deine Geschichte sehr gut! Sie ist toll geschrieben und vor allem bei der anfänglichen Beschreibung des Unfalls zeigst du viel handwerkliches Geschick im Umgang mit Worten!
Das Ende und die Auflösung finde ich ebenfalls gelungen. Fehlerchen sind mir auch keine aufgefallen.
Geforderte Szene und das Licht sind ebenfalls enthalten.
Würde ich unter Mysterie-Thriller einordnen, aber das dürfte ja auch noch gerade passen.
Ganz liebe Grüße!


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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag19.10.2020 12:18

von Stefanie
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Gut, dass ein Unfall am Anfang stehen musste, so dass die Geschichte nicht mit einem aufwachenden Protagonisten anfängt. Cool
Es gefällt mir, wie die Ereignisse sich entwickeln. Vor allen der Twist, als er auf einmal mit dem Mord in verbindung gebracht wird. Ich habe erst mich gefragt, ob er der Mörder ist und sich nicht daran erinnert.

Die ganzen Leerzeilen finde ich unnötig.
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V.K.B.
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Beiträge: 6155
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Beitrag19.10.2020 21:51

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo unbekannter Autor, Autorin, heimlich mitschreibende KIs, magische Wesen oder was auch immer,

Ich kommentiere direkt beim ersten Lesen und während ich lese, damit die Leseeindrücke so frisch wie möglich sind. Daher kann es sein, dass ich mal auf etwas hinweise, was sich später im Text noch klärt.
Disclaimer vorweg: All meine Kritiken sind in diesem Wettbewerb hochgradig subjektiv und bedeuten damit eigentlich gar nichts, außer wie mir ein Text persönlich gefallen hat. Ich neige zu Sarkasmus und mache mich auch gerne mal über Dinge lustig. Ich bitte diejenigen, die eine gefühlt zu harte Kritik von mir abbekommen, das nicht persönlich und mit Humor zu nehmen, denn es ist ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich nehme aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn jemand seinen Text bei einem Wettbewerb der ungeschönten und schonungslosen Kritik vorwirft. Wer ein Problem damit hat, möge das Lesen meines Kommentars an dieser Stelle abbrechen.

So, los geht‘s, you have been warned …


Zitat:
Namenlose Schwärze deckte alles zu.
Was sind den sonst so die beliebtesten Namen für Schwärze, wenn diese einen hat?

Zitat:
«Können Sie mich hören?», die Frage waberte durch
Das ist kein Inquit.

Zitat:
«Wie heissen Sie?»
ß

Zitat:
Ein heller Schein drang durch den Augapfel und verästelte sich in Gehirn und Blutbahnen. Der Strahl erfüllte ihn ohne Wärme und verliess den Körper durch Finger und Füsse. Er versuchte zu antworten, aber nur ein Stöhnen quoll über die Lippen. Dann schoss die Stahlschlange durch Venen und Arterien und liess die Iris glühen wie feuriges Napalm.
WTF? Nein, diese Passage kommentiere ich gar nicht erst. Schiefer gehen Bilder nun wirklich nicht mehr.

Zitat:
Das Weiss
hast du keine ß-Taste?

Zitat:
«Langsam, Herr Böhle, langsam!», die Lichtgestalt war eine Krankenschwester
Auch das ist kein Inquit. Schau dir bitte nochmal an, wie man Dialoge schreibt.

Zitat:
«Wo ist wer?», die Schwester legte seinen Arm zurück auf die Matratze
Nee, wirklich jetzt, das tut weh beim Lesen!
Richtig:
«Wo ist wer?» Die Schwester legte seinen Arm zurück auf die Matratze. (Handlung, kein Inquit)
«Wo ist wer?», fragte die Schwester und legte seinen Arm zurück auf die Matratze. (Das wäre ein Inquit und dürfte mit Komma abgetrennt werden.)
Lies dir diesen herrlichen Text mal durch, dann wird es hoffentlich klar.

Zitat:
Die Strasse widerspiegelte Licht.
Wer zum Teufel redet so?

Zitat:
Sie haben den Wagen förmlich herumgerissen und sind in das heranfahrende Fahrzeug geknallt.
Dann hätte der andere aber nicht mehr bremsen können.

Zitat:
«Meiner Mitfahrerin! Was ist mit ihr passiert? Ich habe eine Anhalterin mitgenommen. Sie sass neben mir!»
Vanishing Hitchhiker Trope?

Okay, nun wird’s schwierig. Was mache ich mit einer Geschichte, die ich von der Idee her mag, das gute alte Vanishing Hitchhiker Trope schön für eine klassische Geistergeschichte nutzt, alles phantastisch (im Todorow’schen Sinne) lässt – aber über so gravierende Mängel bei der Umsetzung verfügt? Und nicht nur schreibtechnische, sondern auch in Bezug auf Logik bzw. Realismus. Und mit letzterem meine ich nicht, dass möglicherweise der Geist eines Mordopfers nach Aufklärung verlangt, sondern das geht bei der einfach-so hin- und Herverlegung in die forensische Abteilung los, ihm wird kein Anwalt angeboten und er wird über keinerlei Rechte aufgeklärt, als er unter Mordversacht steht (wäre er da überhaupt schon alt genug für die Tat gewesen?) und einiges weitere. Die Geschichte ist so einfach nicht wirklich glaubwürdig, so sehr ich die Idee mag. Da dies aber ein Schreibwettbewerb und kein Ideen-Wettbewerb ist, fürchte ich, diese Dimension wird schwerer ins Gewicht fallen und die Geschichte am Ende keine Punkte abkriegen. Das ist aber noch offen, ich habe bisher nicht mal ein Drittel gelesen.

Beste Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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d.frank
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Alter: 44
Beiträge: 1125
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Beitrag20.10.2020 15:13

von d.frank
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Gruselig. Gute Unterhaltung

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag20.10.2020 21:15

von Constantine
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Bonjour Inko,

deine Geschichte hat es recht schwer bei mir, weil ich sie insgesamt leider leidlich spannend und wenig interessant empfand. Aus der Prämisse, Unfall, Gedächtnislücken und verschwundene Frau hätte man mehr machen können, gibt es genügend Inspirationsquellen zum Thema.
Ab dieser Stelle

[...]
Als Serge am nächsten Tag die Augen aufschlug, war die Welt in Bewegung...[...]

geht für mich die Story leider bergab und wirkt auf mich sehr platt. Der Thrill stellt sich bei mir leider nicht ein und für mich ist die Richtung, in die deine Geschichte aufgrund einer Halskette (klassisch: ein Gegenstand einer Toten/eines Toten, das in Verbindung mit einem Unrecht/dem "Tatort" zur Geistererscheinung führt. Generell ist dagegen nichts einzuwenden, gehört dies zum Kanon von Geistergeschichten), die irgendwo im Wagen des Unfallopfers gefunden worden ist (überzeugt mich leider nicht, sorry) und die einer ermordeten Prostituierten gehört hat, keine gute Idee gewesen.
Ich vermisse Frische, neue Ideen, etwas Verspieltes und Überraschendes, wohin eine Geschichte sich entwickeln kann. Deine Geschichte hat mich leider  nicht erreicht.
Es tut mir leid: zéro points.

Merci beaucoup.
Constantine
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Gast







Beitrag22.10.2020 10:40

von Gast
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Ein Mann nimmt eine Anhalterin mit und wird in einen Verkehrsunfall verwickelt. Es stellt sich heraus, dass die Anhalterin bereits seit 15 Jahren tot ist. Der Prota wird der Tat verdächtigt, nachdem in seinem Auto ein Schmuckstück der Toten gefunden wird; später stellt sich heraus, dass der Vorbesitzer des Wagens der Täter ist.

Vorgaben
  => Verkehrsunfall: ok
  => Licht kommt in verschiedenen Funktionen vor (Unfallursache durch Blendung;
        Krankenhauslampen etc), aber nicht als zentrales Element.
  => Phantastische Elemente: Durch die Anhalterin gegeben

=> Vorgaben mit Augenzudrücken erfüllt.

Ausgestaltung:

Unglaubwürdiges Timing; die Zeit zwischen Anschuldigung und Aufklärung ist viel zu gedrängt. Dass der Fall restlos während des Krankenhausaufenthaltes aufgeklärt wird, scheint mir nicht realistisch.  Die Auflösung ist nicht schlüssig; hat der Prota den Wagen nicht nach dem Kauf aufgeräumt und dabei das Beweisstück gefunden? Die Dialoge sind zuweilen etwas holprig. Warum stellt der Arzt Fragen zum Unfallhergang? Ist er Amateurdetektiv?
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holg
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Beitrag22.10.2020 12:07

von holg
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Geist einer Anhalterin erzwingt Unfall, durch den der Mord an ihr aufgeklärt wird.
Phantastische Detektivgeschichte, aus der Perspektive des eher unbeteiligten (aber maximal geschädigten) humanen Mittels zum Zweck geschildert.
Originell, ohne viel Firlefanz. Gutes Ding!


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F.J.G.
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Beitrag22.10.2020 13:04

von F.J.G.
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Eine sehr interessante Storyidee! Leider wird der gute Einfall kannibalisiert durch aufgesetzt wirkende Dialoge.

Ein kleiner fachlicher Hinweis:

Zitat:
«Können Sie mich hören?», die Frage waberte durch Sinnesfetzen aus Benzindämpfen und Asphaltgeruch.

Als ich vor ca. zehn Jahren mal von einem Auto plattgefahren wurde, war da von Asphalt nix zu riechen. Ich glaube, du meinst eher den Geruch von verbranntem Gummi. Asphaltgeruch würde ja bedeuten, dass es an einer Baustelle mit frischem Bitumen spielt.

Vielen Dank für die Geschichte!


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Rodge
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Beitrag23.10.2020 08:57

von Rodge
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Ich habe die Geschichte nicht kapiert (das kann an mir liegen). Auch das Licht spielt für mich eine zu geringe Rolle.
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shatgloom
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Beitrag23.10.2020 18:06

von shatgloom
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Was mir gefällt:
Die Idee finde ich sehr gut. Die Geschichte war richtig spannend und trotzdem mit unerklärlichen Phänomenen. Also richtig "phantastisch". Manche Ausdrücke mochte ich auch ganz gerne. Beispiel: die Frage waberte durch Sinnesfetzen ...". manche mochte ich weniger. Beispiel: "...schoss die Stahlschlange durch Venen und Arterien ..."

Was ich vermisse:
Ich vermisse das "ß". Ich komme jedes Mal ins Holpern beim Lesen, wenn ich z.B. "Strassenlaterne, verliess, sass usw. lese.
Und so richtig spielt diese Straßenlaterne oder ein anderes Licht auch nicht die Hauptrolle in der Geschichte. Sie würde auch ohne dieses Licht funktionieren, deshalb für mich zu wenig Umsetzung der Vorgabe.

Die Geschichte gefällt mir trotzdem.
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firstoffertio
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Beitrag23.10.2020 23:39

von firstoffertio
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Keine Frau, keine Straßenlaterne.
Serge phantasiert, meinen die Polizisten schließlich.
Aber immerhin half er (sie?) mit dem Unfall,, diesen alten Mordfall aufzuklaren.
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Ribanna
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Beitrag24.10.2020 11:14

von Ribanna
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Die Geschichte ist - von der Idee her - gar nicht so schlecht, aber die Handelnden wirken auf mich hölzern. Da ist keinerlei Spannung drin. Auch handwerklich ein paar Schnitzer. Aber für ein paar Punkte von mir reicht es.  Wink

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Taranisa
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Beitrag25.10.2020 14:39

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Irgendwoher kenne ich eine ähnliche Geschichte schon (Doku über mysteriöse Begebenheiten?), macht nichts. Die Umsetzung finde ich gelungen. Polieren kann man hier und da noch, aber diese Geschichte schaffte es in meine Top Ten.

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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
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Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.10.2020 20:38

von MoL
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Leerer Kommentar. Auf Wunsch kann ein ausführliches Feedback gern bei mir erfragt werden.

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"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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Eliane
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Beiträge: 824



Beitrag26.10.2020 03:18

von Eliane
Antworten mit Zitat

Damit ich die Beiträge einigermaßen gerecht bewerten kann, vergebe ich jeweils maximal 5 Punkte für:
Thema "Licht": 4
Beginn "Stille / Unfall / Verfolgungsjagd": 5
Genre Phantastik: 5
Schreibstil: 3
persönlicher Eindruck: 3
Summe: 20

Eigentlich eine gute Geschichte, an der mich ein paar Kleinigkeiten stören - dazu unten. In sich schlüssig, das Licht spielt eine zentrale Rolle (wenn es auch nicht wirklich das Thema ist) und der Unfall ist ebenfalls vorhanden. Gefällt mir an sich gut. Wenn da nicht ein paar Dinge wären ...

Die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede ist falsch, wenn Du mit einem Punkt in der wörtlichen Rede schließt, gehört kein Komma dahinter und erst recht kein Verb, das gar nichts mit Sprechen zu tun hat. Das wäre dann ein neuer Satz. Sorry für die Korinthenkackerei, mich nerven solche Kleinigkeiten leider unendlich. Die Sprache ist teilweise etwas umständlich an Stellen, wo das nicht passt, v.a. in der wörtlichen Rede: "Ich sah den Wagen zu spät." "Schön, dass Sie erwacht sind."

Ein paar sachliche Fehler fallen mir auf: Wenn er schon wieder relativ fit ist, würde er sofort aufwachen, sobald jemand das Bett schiebt. Die Forensik ist eine Abteilung, die sich nicht in einem Kreiskrankenhaus befinden würde und in der garantiert keine Patienten liegen. "Erwürgt und erschlagen"? Da war aber jemand gründlich wink Und müsste Böhle nicht einfallen, dass er den Wagen noch gar nicht so lange hat, also gar nicht der Täter sein kann?

Und noch eins: Der Schluss wäre viel stärker, wenn Du ungefähr so aufhören würdest: "Der Polizist sah Serge mitleidig an und schüttelte den Kopf. 'Da war keine Frau.'" Der Teil, der danach folgt, schwächt den Knalleffekt massiv ab, und das ist schade.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag27.10.2020 11:00

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Böhle sucht Frau. Oder: Der Geist vom Nuttenwald

Zufälle gibt’s: Serge kauft das Auto eines Mörders, wird beim ehemaligen Straßenstrich bespukt, verunfallt, wird von der Polizei des Mordes erst verdächtigt und dann wieder freigesprochen, weil: er war's ja nicht.
Das sagt auch das olle Patriarchat von sich, das uns einflüstert, es sei ok, dass Krankenschwestern Engel sind und die Ärzte und Polizisten natürlich Männer. Klar, Männer sind auch Mörder und Autofahrer, manchmal beides zugleich, aber die Frauen, die dürfen gut riechen und die Männer gut betten. Ja, oder halt als Nutten zu Opfern werden.

Klar, da kann die Autorenschaft nix dafür, dass der Rezensent am vorigen Wochenende eine Begegnung mit einem personifizierten Altherrenwitz hatte, aber die Geschichte ist halt auch nicht so interessant, dass sich die Assoziation nicht ins Bewusstsein schöbe.

Die Figuren wirken recht stereotyp gearbeitet (selbst unter Betrachtung durch nicht patriarchatsüberdrüssige Linse), der Arzt unrealistisch engagiert, die Polizisten überraschend zugewandt. Und was macht die Krankenschwester, wenn sie sich nicht gerade über Böhle beugt? In der Ecke stehen und warten, dass sie gebraucht wird? Einmal nur möchte ich lesen, wie jemand nach einem Unfall realistisch aus tiefer Bewusstlosigkeit erwacht und erst mal halb an Erbrochenem oder dem Sauerstoffschlauch erstickt oder eine Viertelstunde nach dem Pflegepersonal klingelt, das wegen des grassierenden Personalmangels und der überzogenen Dokumentationspflichten kaum noch Zeit für die Patienten hat.

Formales: Geistergeschichten gehen als Phantastik durch, Unfall am Anfang passt. Und Licht gibt es in allen möglichen Erscheinungsformen, selbst als Lichtgestalt.

Keine Punkte.
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag28.10.2020 09:48

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Serge hat im Wald einen Autounfall und kommt schwerverletzt ins Krankenhaus. Ein Licht hat ihn geblendet und er ist auf die Gegenspur geraten. Von der Anhalterin, die er mitgenommen hat, fehlt freilich jede Spur, und die Ärzte sagen ihm, dass sie eine Einbildung sein müsse. Dann findet die Polzei im Auto hinter einer Verkleidung ein Medaillon, das einem Mädchen gehört hat, das vor 15 Jahren in diesem Wald ermordet wurde, der Mörder ist bis heute nicht gefunden. Erst wird Serge verdächtigt, dann findet die Polizei heraus, dass der Vorbesitzer des Autos der Täter war. Serge erkennt anhand des Zeitungsbildes seine Anhalterin als das damalige Opfer.

Eine nette kleine Geistergeschichte ist das. Gerade dass die Erklärung, dass es der Geist des Opfers war, der da mitgefahren ist, nie ausformuliert wird, gefällt mir.

Stilistisch gerät sie mir zu nüchtern, da würde ich gerne näher an Serges Gedanken und Gefühle kommen, um mit ihm mitzufiebern, da ist mir die Perspektive gerade in den Dialogpassagen zu distanziert.

Auch empfinde ich Serges Sprechweise als zu gespreizt:

Zitat:
„Ja, es war dunkel und regnete kurz vorher. Die Strasse widerspiegelte Licht. Mich blendete der Schein dieser Strassenlampe und ich konzentrierte mich zu stark auf diese Spiegelung. Ich fuhr deshalb viel zu weit links und dann sah ich plötzlich die anderen Scheinwerfer.“


So redet doch kein Mensch.

Daneben stören mich ein paar sachliche Ungenauigkeiten (der Arzt kennt den Unfallhergang für meine Begriffe viel zu genau und er würde erklären, was ein Analgetikum ist), und auf ein paar implausible Zusammenhänge würde ich den Leser behutsam hinführen: Serge muss deutlich über 30 sein, wenn er als Täter eines 15 Jahre zurückliegenden Prostituiertenmordes in Frage kommt, das Auto muss sogar uralt sein, wenn es vor 15 Jahren schon fuhr – alles nicht unmöglich, aber doch eher ungereimt, das kann man mit je einer knapp eingeflochtenen Erklärung plausibilisieren.
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag28.10.2020 12:34
Re: Strassenlicht
von silke-k-weiler
Antworten mit Zitat

Lieber Text,

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
«Können Sie mich hören?», die Frage waberte durch Sinnesfetzen aus Benzindämpfen und Asphaltgeruch.


Der zweite Satz gefällt mir richtig gut (der Satz mit "die Frage" hätte groß anfangen müssen)

Der folgende Teil ist mir etwas zu üppig geraten. "Stahlschlange durch Venen und Arterien", Du versuchst da ein starkes Bild zu erzeugen, mir war es etwas zu dick aufgetragen. Wobei so ein traumatisches Erlebnis natürlich auch sehr starke Eindrücke hinterlässt.

Die Dialoge kommen mir an manchen Stellen etwas unrealistisch vor, aber damit kann ich leben. Bei der wörtlichen Rede werden immer die gleichen Fehler gemacht, wie hier:

«Das kann nicht sein. Die Frau war da. Ich … », ihm schlugen Wellen aus Verzweiflung und Ärger entgegen. (Das Komma hat da nix verloren. "ihm" groß)

Ein paar Bilder sind für mich nicht stimmig. Beispel:

Der nächste Morgen hing wie Blei an den Füssen von Serge.

Diese Metapher wurde passen, wenn Serge aufstehen müsste oder gehen könnte. Damit wird für mich das Bild eines schleppendes Ganges erzeugt, weil der Prota sich Sorgen macht. Da er aber doch immer fest liegt (oder?), passt es hier nicht.

Was den Plot betrifft, finde ich auch diese Geschichte solide und rund mit der Auflösung. Das Licht hast Du gut untergebracht, austauschbar ist es für meinen Geschmack nicht. Der Anfang passt auch.

Habe ich noch einen Punkt für Dich? Ich ringe mit mir. Das Problem ist, es gibt Texte, die mir sprachlich und vom Erzählfluss her viel besser gefallen, die Vorgaben aber eher streifen, Du wirkst wiederum solide und setzt die Vorgaben gut um.

Mal sehen ... Trotzdem gerne gelesen!

VG
Silke
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Gast







Beitrag29.10.2020 15:10

von Gast
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in,

pünktlich zu Halloween lese ich einen Beitrag mit ordentlichem Gruselfaktor. Deine Geschichte erinnert mich an den Film Schatten der Wahrheit mit Harrison Ford und Michelle Pfeiffer in den Hauptrollen. Das war der einzige Film dieses Genres, den ich jemals gesehen habe. Die Handlung hat mich so aufgeregt, dass ich noch während des Zuschauens die bisher einzige Gallenkolik meines Lebens bekommen habe rotwerd.

Sei's drum, der Gruselfaktor ist hier auch für meine Verhältnisse moderat gehalten, und ich finde deine Geschichte gelungen. Der Plot ist für mein Empfinden schlüssig aufgebaut, die Gedanken und Gefühle des Protagonisten wirken authentisch und dein Schreibstil – mit Schweizer Einschlag – liest sich flüssig. Die Wettbewerbsvorgaben hast du aus meiner Sicht erfüllt.

LG Katinka
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