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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Phantastisch! 10/2020
Kundo-fey-lado

 
 
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag18.10.2020 19:00
Kundo-fey-lado
von MoL
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Kundo-fey-lado
 
Er nimmt seinen Herzschlag kaum noch wahr. Der kräftige Muskel, der sein Blut mit geradezu irrwitziger Geschwindigkeit durch seinen Körper pumpen kann, steht beinahe still. Auch seine Lungenflügel weiten sich nicht länger in kurzen Abständen, sondern verharren zwischen den wenigen Atemstößen in regungsloser Starre. Er hat lange gebraucht, um diese Fähigkeit zu erlangen. Da draußen, in der Welt der Sinneswahrnehmenden, mögen sich seine Muskeln bereits verkrampft haben; hier drinnen, in der klaren, fokussierten Welt seiner Konzentration verspürt er keinen Schmerz. Alles was zählt ist, seinen Körper ruhig und bereit zu halten und beim ersten Anzeichen bereit zu sein. Stunden verstreichen.
Weniger Geübte hätten längst aufgegeben; er zählt nicht umsonst seit beinahe vier Zyklen zu den Besten. So viele Hoffnungen ruhen auf ihm. Selbst seine eigenen.

Störende Gedanken – sie haben in seiner reglosen Welt nichts verloren. Behindern ihn, beschleunigen seinen Puls, lassen Herz und Magen flattern, die Lungenflügel sich weiten.
„Shhhhh!“
Er erinnert sich daran, wie Gittina ihn anlächelt.
„Ruhig, nur ruhig! Shhhhh!“
Schon strömt das Blut wieder träger durch seine Adern, klären sich seine Gedanken. Wann immer ihn Panik oder Unruhe ergreifen, reagiert sein Körper, indem er versucht, mehr Sauerstoff zu erlangen. Doch der Geist beherrscht die Materie. Alles kommt zum Stillstand.
Fast.

Als es geschieht, rennt er nicht sofort los. Manche sind so, die ganze Zeit angespannt, und verderben es dann. Er nicht. Er hat verstanden, dass das nicht die Lösung ist. Entspannung und Wachsamkeit. Bereitschaft, aber Bedacht.
Er lässt drei Atemzüge verstreichen, bevor er blinzelt und seinen Kopf um eine Winzigkeit zur Seite dreht. Da ist es, das Flackern! So klein und flüchtig, dass es fast nicht wahr ist.
Er weiß, konzentriert er sich jetzt zu stark auf das winzige Licht, wird er es nicht wiederfinden. Zu wild ist der Dschungel, zu zugewuchert, trotz der Dunkelheit, voll sterbender Pflanzen und toter Bäume; zu viele Geschöpfe treiben sich in diesen dunklen Tagen darin herum, verzweifelt auf der Suche nach Beute, wenden in ewigem Misstrauen ihre Köpfe mit ihren im blassen Sternenlicht phosphoreszierenden Augen hin und her. Doch er weiß, was zu tun ist.
Er weitet seine Sinne und lässt sie gleichzeitig frei. Löst seine Konzentration auf, verflüchtigt sie, und öffnet sein Selbst. Lässt seinen Geist schweifen und schaut bewusst nicht dorthin, wo er das Licht entdeckt hat. Wartet, dass das Flackern zu ihm zurückkommt.
Diese Zeit nutzt er, um sich seines Körpers wieder bewusst zu werden. Nun spürt er die müden, schmerzenden Muskeln. Jeden Krampf. Er hat sich eingenässt, sein Dami, den er seit seiner Mannwerdung um den Unterleib geschnürt trägt, ist kalt und steif. Er befiehlt seinem Herz, mehr Blut in die klammen Gliedmaßen zu schicken. Schwerfällige Finger kratzen über die aufgedickten Stellen, die die Bisse der Blaukäfer und Stichfalter so zahlreich hinterlassen haben. Streichen eine handtellergroße Spinne fort, die sich auf seinem Knie niedergelassen hat. Er zerquetscht sie unter seiner Ferse. Wäre er wach, richtig wach, er hätte einen Schrei unterdrücken müssen; ebenso den Impuls, wegzurennen. Doch das hier, das ist nicht er, das ist der Jäger, der Kundo-fey-lado, der Kämpfer für sein Volk.
Der Retter?

Seine Taktik, tausendfach von seinen Vorfahren erprobt, gelingt: er kann das Flackern aus den Augenwinkeln nun so deutlich sehen, als wäre es menschengroß und direkt vor ihm. Er legt den Kopf in den Nacken, wittert in die kalte Nachtluft. Der Wind weht unbeständig und leicht. Es genügt. Nun weiß er, wo er hinmuss. Es ist nicht so wie sonst, wenn er ob der Dunkelheit flucht, unterbrochen von vor Angst und Hunger weinenden Kindern und murrenden Alten, die im unsteten Licht der Fackeln nach den Fleischresten klauben. Wenn er selbst diese Welt verdammt, weil er nicht malen kann, weil er nicht sehen kann, weil er nur fühlen kann, fühlen allein aber nicht reicht! Wenn die Pflanzen unter seinen Händen verdorren und sie das letzte Fitzelchen Fleisch von den Knochen verhungerter Tiere nagen.
Feuer ist das einzige, was in diesen Zeiten Farbe in seine Welt bringt. Und Verderben über diejenigen, die es entzündet haben. Er weiß jetzt, wo das Rudel ist. Hier und jetzt braucht er seine Augen nicht mehr.
Er hat Zeit. Sie haben ein Feuer gemacht, da werden sie nicht so schnell weiterziehen. Sie waren vorsichtig und haben damit gewartet, bis sie am Ende des Mearuhawaldes waren. Haben sich erst bis an den Rand zum Schwarzen Moor durchgeschlagen.
Sie hätten es ganz lassen sollen. Andererseits: was hätte das genützt? Sie waren bereits zum Tode verurteilt gewesen, als er sie vor drei Tagen durch den Pass hatte gehen sehen. Sie sind so klein, so schwach, so langsam. Er hatte das Rudel nur beschützen müssen, bis es auf dem Gebiet seines Volkes war. Die Nachtschwärmer hatten alles daran getan, sie aufzuhalten. Doch sie waren clever gewesen, wussten sich gut zu verstecken. Waren wachsam und hatten die dunklen Wesen mit ihren Zähnen und Klauen aus Stöcken und Steinen getötet. Um die größeren Dämonen, die es auf ihr kostbares Fleisch abgesehen hatten, hatte er sich gekümmert. Nun war das Rudel auf seinem Land - dorthin konnten ihm die Nachtwesen selbst an dunklen Tagen nicht folgen, noch hielt der Bann ihrer Götter.

Er hatte das Rudel über den letzten Kampf aus den Augen verloren, doch das war nicht schlimm gewesen. Er wusste, wo sie hinwollen: der Hunger treibt sie in das Land hinter dem Moor, wo es auch in der Dunkelheit noch Nahrung für sie gibt, wo sie sich von jenen Pilzen und Wurzeln ernähren konnten, die seinem Volk nur einen schmerzhaften Tod bringen. Er hatte also nur an einer günstigen Stelle auf sie warten müssen.
Er bewegt sich unendlich langsam. Mit jedem Moment, der verstreicht, erwärmt sich sein Körper mehr. Die Schmerzen sind jetzt voll in seinem Bewusstsein. Drohen, ihn zu behindern. Er ignoriert sie nicht, aber schiebt sie beiseite; dafür wird später noch Zeit sein.
Seine Stacheln zittern vor Jagdfieber, die Giftröhren in seinen Fangzähnen weiten sich. Er braucht sie nicht, nicht für diese Beute, aber sie machen die Sache einfacher. Schneller. Nicht sauberer.
Er verspürt Mitgefühl. Sie sind nicht wie andere Jagdbeute: sie können denken, fühlen, lieben und trauern – er hat es oft genug gesehen. All das können andere Tiere auch, doch sie sind anders: sie begraben ihre Toten. Zumindest, wenn sie deren Überreste finden können. Natürlich sind sie dennoch Tiere, sind unwissend - und damit frei.
Fast verspürt er Zorn. Ein gefährliches Gefühl. Er darf ihm nicht nachgeben, darf nicht dem Rausch der Jagd verfallen. Denn sie sind allein den Göttern vorbehalten, denota-ak-lado, er darf sie nicht essen!

„Shhhhh!“ – er zwingt sich zur Ruhe.
Unaufhörlich nähert er sich ihrem Lager. Sie sind immer schwieriger aufzutreiben. Haben gelernt, sich in dunklen Tagen versteckt zu halten. Verstehen nicht, dass es keine Wahl gibt.
Fünf Männchen, vier Weibchen. Keins davon trächtig, kein Junges.
„Guuuut.“
In dieser einen Silbe vernimmt er Zufriedenheit und vorfreudiges Schmatzen. Seine leicht nach unten gebogenen Rückenstacheln stellen sich auf, es ist wie ein Urinstinkt, gegen den ist er machtlos.
Gift trieft von seinen Fangzähnen. Es ist nicht nur der Appetit der Götter, den er verspürt. Doch ihr Fleisch ist zu kostbar und daher allein den Göttern vorbehalten. Möge das Licht es bringen, dass sich die Rudel wieder vermehren, dass sie vielleicht irgendwann einmal so zahlreich werden, dass…
„Geeeeh!“
In seinem Kopf dröhnt der kehlige Schrei wie tausend Trommelschläge. Versetzt sein Blut in unruhige Wallung. Sein Herz schlägt und schlägt, Muskeln ziehen sich zusammen, strecken sich, Äste peitschen ihm ins Gesicht und dann ist es, als stünde die Welt still.

Sie sehen ihn an.
Große, erschrockene Augen. Das Flackern des Feuers kann ihre Panik nicht verstecken.  
Ein Männchen stellt sich vor ein Weibchen; sein Maul formt einen Laut, doch noch bevor der an das Ohr des Jägers dringen kann, sackt das Männchen zu Boden, die Kehle weit aufgerissen.
Es ist schnell vorbei. Ihre Zähne und Klauen aus Stock und Stein treffen ihn kein einziges Mal. Er ist zu schnell, zu stark, zu erfahren. Blut bedeckt ihn überall. Er taumelt. Spürt die warme Flüssigkeit in den Bisswunden der Insekten brennen. Sie haben sich kaum gewehrt, schießt es ihm durch den Kopf. Sie wussten, was ihr Schicksal war. Sie hatten ihr Schicksal erkannt. Und doch starben sie, ohne zu wissen, warum.
„Geeeeh!“
Der Befehl zwingt ihn dieses Mal fast in die Knie. Unweit des Lagers klettert er auf eine Minka; ihre sterbenden Äste ragen weit in den Himmel empor, doch er bleibt unten, unfähig, den Blick von dem Feuer zu wenden. Es flackert, knistert und knackt, als sei nichts geschehen. Verzerrt die Dinge.
Sie kommen.

Die Götter bewegen sich nicht lautlos. Nicht nach so einer langen Dunkelzeit.
Sie beugen sich über die Körper. Schmatzen und Schlürfen.
„Guuuut.“
Sie wissen, dass er da ist. Jetzt, da er weiß, dass er sein Volk gerettet hat, masso-fay-lado, kommt die Erschöpfung über ihn. Die Schmerzen, Verlust, Angst und Trauer. Er zittert. Dann kann er sich nicht mehr halten und leckt das Blut von seinen Händen, seinen Armen, befeuchtet seine Finger und streicht damit über seinen Hals, seine Beinen, die Brust, leckt die Finger gierig ab, saugt alles Blut auf, alles, was er kriegen kann, und spürt die Kraft zu ihm zurückkehren, eine ungeheure Wucht, eine Macht, die er kaum ertragen kann. Wie berauschend muss es erst sein, auch von ihrem Fleisch zu kosten! Er muss alles, was ihn ausmacht, aufbringen, um sich nicht auf das Opfer für die Götter zu stürzen und seine Zähne in das saftige, süße Fleisch zu schlagen.

Irgendwann hört das Schmatzen auf.
„Guuuut.“
Er steigt von der Minka, kauert sich an ihren Stamm. Zwingt sich, seinen Blick auf das zu richten, was von dem Rudel übriggeblieben ist. Die Knochen. Winzigste Fleischfetzen. Eine Schnur.
Eine Schnur? Er macht einen Schritt, beugt sich vor. Da liegt sie, durchgerissen zwar, aber dennoch eine Schnur. Kein Werk seines Volkes, akra-ak-lado!
Doch wer hat sie dann gemacht?
Doch nicht etwa… die Menschen?
„Geeeeh!“
Der Befehl lässt ihn zurücktaumeln. Er wäre so gern tapferer, würde sich so gern umdrehen und fragen, ob das Blutopfer mit diesen neun Menschen erbracht ist, ob ihr Fleisch ausreichen wird. Doch er schafft es nicht; zu gewaltig, zu furchteinflößend ist die Gegenwart der Götter. Er taumelt zurück.

"Das Rudel hat eine Schnur gemacht“ – dieser Gedanke lässt ihn nicht los. Was, wenn sich diese Tiere weiterentwickelt? „Dann könnten wir den Menschen vielleicht eine einfache Sprache beibringen. Und ihnen erklären, dass sich die Götter an ihrem Fleisch stärken müssen, um gegen die Dunkelheit zu kämpfen.“
Doch dann: „Was würde es nützen?“
Sie hatten sich kaum gewehrt – vielleicht hatten sie es einfach akzeptiert. Dass auf Zeiten der Dunkelheit für sie immer der Tod folgen musste.

Er spürt es wie einen feinen Ruck. Als wäre eine schwere Last von aller Welt genommen worden; seine Stacheln entspannen sich. Friede kommt in sein Herz: die Götter haben sich wieder auf den Weg gemacht.
Er hält inne und wendet sein Gesicht gen Osten. Dort, wo die Sonne dank der erstarkten Götter endlich wieder aufgeht. Ihre Strahlen kitzeln sanft auf seiner Haut.

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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag19.10.2020 13:43

von Stefanie
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Der Mensch als Jagdbeute einer mystischen Kreatur.
Es ist sehr spannend geschrieben.
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Westmonster
Wortedrechsler


Beiträge: 94



Beitrag19.10.2020 21:16

von Westmonster
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Ich finde das wirklich gut geschrieben. Die Meditation kann man fast schon mitmachen. Mir kam das Licht ein bisschen zu kurz, auch wenn am Ende klar wird, dass es genau darum geht; und ich habe mir den Protagonisten nicht so richtig vorstellen können, genau wie seine Götter.

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Raven1303
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Beitrag20.10.2020 09:38

von Raven1303
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Liebe/r Unbekannte/,

Eine düstere Geschichte und eine sehr interessante Welt, die du ersonnen hast.
Habe ich gerne gelesen. Vorgaben sind alle erfüllt, denke ich.
Liebe Grüße

Edit: bei der Punktevergabe muss ich aber leider anderen Geschichten den Vorzug geben, die die vorgegebene Szene besser umgesetzt haben und in sich für mich irgendwie stimmiger im Plot waren. Schade, denn deine Geschichte gefällt mir auch und ich hätte geren mehr Punkte gehabt.


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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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V.K.B.
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag20.10.2020 23:00

von V.K.B.
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Hallo unbekannter Autor, Autorin, heimlich mitschreibende KIs, magische Wesen oder was auch immer,

Ich kommentiere direkt beim ersten Lesen und während ich lese, damit die Leseeindrücke so frisch wie möglich sind. Daher kann es sein, dass ich mal auf etwas hinweise, was sich später im Text noch klärt.
Disclaimer vorweg: All meine Kritiken sind in diesem Wettbewerb hochgradig subjektiv und bedeuten damit eigentlich gar nichts, außer wie mir ein Text persönlich gefallen hat. Ich neige zu Sarkasmus und mache mich auch gerne mal über Dinge lustig. Ich bitte diejenigen, die eine gefühlt zu harte Kritik von mir abbekommen, das nicht persönlich und mit Humor zu nehmen, denn es ist ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich nehme aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn jemand seinen Text bei einem Wettbewerb der ungeschönten und schonungslosen Kritik vorwirft. Wer ein Problem damit hat, möge das Lesen meines Kommentars an dieser Stelle abbrechen.

So, los geht‘s, you have been warned …


Zitat:
unterbrochen von vor Angst und Hunger
Da wiederholt er sich.EDIT: Quatsch, nein, meine Augen sind müde, vergiss es. Hatte erst "von von" gelesen und nicht weiter

Hmmm, ja… Da ich beim Lesen gar nicht mehr unterbrochen habe, um irgendwas zu kommentieren, lässt sich der Text wenigstens flüssig lesen und zieht einen irgendwie schon in seinen Bann. Gut geschrieben ist er auch noch, hier versteht definitiv jemand sein Handwerk. Was den Inhalt angeht… sorry, mir ist das echt zu viel Fäntäsieh und zu wenig Realitätsbezug. Wir begleiten ein intelligentes Wesen einer anderen Spezies auf der Jagd nach primitiven Menschen. Das Wesen jagt aber nicht für sich selbst, sondern irgendwelche Götter, die sich am Fleisch stärken müssen, um wieder für Licht zu sorgen. Wie gesagt, stark geschrieben ist es zweifelsohne … aber was habe ich damit zu tun? Was sagt mir diese Geschichte, wo regt sie mich zum Nachdenken an? Ich finde keinen Bezug zu irgendwas, und daher erreicht dieser Text mich einfach nicht, so wunderbar atmosphärisch er stellenweise auch geschrieben ist. Sorry, wenn ich das jetzt so sagen muss, zumal ich eine Ahnung zu haben glaube, wer den Text geschrieben haben könnte – aber das ist leider überhaupt nicht meins.

trotzdem gerne gelesen,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Gast







Beitrag21.10.2020 13:06

von Gast
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Hat nicht zu Punkten gereicht; auf Grund der Vielzahl der Einreichungen habe ich leider auch keine Zeit für eine detaillierte Rezension (vielleicht später)...
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag21.10.2020 20:23

von silke-k-weiler
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Hallo Text,

ein Wesen, das ich zuerst für einen Mensch halte, dann kommen angesichts von Stacheln und triefenden Fangzähnen Zweifel, liegt still auf der Lauer. Es jagt ein zu Beginn nicht näher bezeichnetes Rudel und tut dies im Auftrag seiner Götter, denen das Rudel als Opfer dargebracht wird. Offenbar drängen die Götter danach eine Dunkelheit zurück und damit ist auch das Volk unseres Jägers gerettet.
Ihm beim Lauern über die Schulter zu sehen, ist durchaus spannend. Die Welt hat was Prähistorisches, gleichzeitig muss ich an Azteken denken, an die Opfer, die für Quetzalcoatl gedacht waren, alles jedenfalls sehr fremdartig. Interessant auch, wie Begrifflichkeiten, die wir normalerweise Tieren zuordnen, mit anderen vermischt werden, wenn das stachelbewehrte Wesen (oder ist das sowas wie ein Avatar?) die Gruppe von Menschen als Rudel bezeichnet und die Männer als Männchen. Wie der Jäger selbst menschliche und tierische Impulse in sich vereint.
Das Feuer selbst ist hier nicht der entscheidende Punkt, dass der Mensch es nutzen kann, nein, ein Stück Seil fällt dem Jäger ins Auge und dabei kommt ihm der Gedanke, diese Menschen könnten sich weiterentwickelt haben. (Wobei, wenn jemand "denken" kann, hat er dann nicht das Rüstzeug, sich zu entwickeln?)
Sprachlich gäbe es für mich an manchen Stellen ein wenig zu feilen. Aber ich finde das, was ich von der Welt, die Du entwirfst, gesehen habe, interessant genug, Dich mit in die nächste Runde zu nehmen.

Die Vorgaben sind im Großen und Ganzen zu meiner Zufriedenheit erfüllt.
Der Beginn - check! Das Motiv des Lichts taucht einmal im Feuer auf, das die Menschen an den Jäger verrät, und dann in der Sonne, die ein Zeichen dafür ist, dass die Dunkelheit vorerst abgewehrt wurde,

VG
Silke
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4290

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag22.10.2020 20:18

von hobbes
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Ist das nun auch wieder eine Analogie zur Realität? Der stolze Krieger, der am Ende auch nur ein armer Tropf ist?

Der stolze Krieger geht mir fürchterlich auf die Nerven. So weit ist er in seinem Zen-Meistertum (von mir aus auch was anderes, ist ja wurscht) wohl noch nicht, dass er das Stadium erreicht hat, in dem das eigene Ego, die eigene Herrlichkeit bedeutunglos wird.

Und ja, klar, am Ende, da fängt er dann natürlich auch noch an zu zweifeln. Oder vielleicht denkt er auch nur darüber nach, ob Zweifeln eventuell angebracht wäre.
Wegen einer Schnur.
Nun.
Die Aufregung kann ich dann auch nicht ganz nachvollziehen. Aber vermutlich ist es auch egal, ob das nun eine banale Schnur oder der heilige Gral ist. Muss halt irgendwas sein, was die sich ausgedacht haben und was ihnen keiner, na ja, zumindest der Prota, zugetraut hätte.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag22.10.2020 23:13

von Constantine
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Bonjour Inko,

eine archaische und brutale Welt, in der Überleben des eigenen Stammes und Opferungen an Götter alles ist.
Der Protagonist, ein humanoides Wesen, das auf seine Temperatur achten muss, mit Stacheln und Giftzähnen ausgestattet, verfolgt und tötet neun Menschen, die als Opfergaben an die Götter dienen, und zieht sich zurück und schützt weiter das Revier seines Volkes. Soweit mein Verständnis des Textes, der es mir nicht leicht macht, weil er aus dieser simplen Prämisse aus welchen Gründen auch immer eine verwirr_tückische, Beschreib-Story macht und sich mMn damit keinen Gefallen tut.

Zitat:
Er nimmt seinen Herzschlag kaum noch wahr. Der kräftige Muskel, der sein Blut mit geradezu irrwitziger Geschwindigkeit durch seinen Körper pumpen kann, steht beinahe still.

Puh, bereits den Anfang finde ich verunglückt, warum so umständlich hier beschreiben, passt zum Gesamtbild: An anderen Stellen wird nicht benannt, sondern beschrieben:
zB
Zitat:
Spürt die warme Flüssigkeit in den Bisswunden der Insekten brennen.

eindeutig Blut und
weiter unten
Zitat:
Dann kann er sich nicht mehr halten und leckt das Blut von seinen Händen, seinen Armen, befeuchtet seine Finger und streicht damit über seinen Hals, seine Beinen, die Brust, leckt die Finger gierig ab, saugt alles Blut auf, alles, was er kriegen kann, und spürt die Kraft zu ihm zurückkehren,

wird genau diese warme Flüssigkeit als Blut bezeichnet
und ich frage mich, warum dieses Versteckspiel? Und das nicht nur an dieser Stelle.


Zitat:
wo sie sich von jenen Pilzen und Wurzeln ernähren konnten, die seinem Volk nur einen schmerzhaften Tod bringen.

Ein Nahrungscharakteristikum der Menschen, um vielleicht mögliche Nahrungsquellen im Moor zu benennen und den Grund für die Passage durch das Revier?
  

Zu Beginn wird von einem Rudel gesprochen und es macht mir den Eindruck, als kenne der Protagonist diese "Wesen", weil sie ab und an in und durch sein Territorium streifen, aber der Erzähler bleibt vage, erzählt was von
Zitat:
ihren Zähnen und Klauen aus Stöcken und Steinen

und das wiederholt im Text, ok, aber dann kommt man mir am Ende mit:
Zitat:
Doch nicht etwa… die Menschen?
„Geeeeh!“
Der Befehl lässt ihn zurücktaumeln. Er wäre so gern tapferer, würde sich so gern umdrehen und fragen, ob das Blutopfer mit diesen neun Menschen erbracht ist, ob ihr Fleisch ausreichen wird.

Dass es sich beim Rudel auch um humanoide Wesen handelt wie beim Prota, ok, aber warum kommt mir hier der Erzähler plötzlich mit dieser Begrifflichkeit? Der Prota kannte die Rudelanhänger bereits vorher, aber hier muss man mir mit dieser Begrifflichkeit kommen.
Sorry, das kaufe ich dem Erzähler nicht ab.

Dann kommen solche Begrifflichkeiten:
zB
Zitat:
im blassen Sternenlicht phosphoreszierenden Augen


Zitat:
Doch der Geist beherrscht die Materie.


Zitat:
Um die größeren Dämonen


Zitat:
es ist wie ein Urinstinkt, gegen den ist er machtlos.

Ausdrücke, die ich als zu aufgeladen, zu modern, zu pseudo, zu zeitgenössisch für diese archaische Welt und den Prota empfinde, mit denen der Erzähler manchmal kommt. Passt für mich leider nicht.

Ich finde die Grundidee cool, aber mir fehlt eine einheitliche Linie im Text. Entweder den Mysteriefaden bis zum Schluss mitziehen oder weniger Blabla und konkreter benennen. Weniger wäre mehr gewesen.
Mich überzeugt dieser Beitrag leider nicht.
Es tut mir leid: zéro points.

Merci beaucoup.
Constantine
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d.frank
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D

Alter: 44
Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag23.10.2020 15:05

von d.frank
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Ich hab es versucht, ehrlich. Wieder und wieder, aber ich komm da nicht rein. Es ist mir zu viel Innen und das Innen ist mir zu langatmig und zu ausufernd.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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MoL
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Beiträge: 1838
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag23.10.2020 22:44

von MoL
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Leerer Kommentar. Auf Wunsch kann ein ausführliches Feedback gern bei mir erfragt werden.

_________________
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gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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shatgloom
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Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag24.10.2020 16:00

von shatgloom
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Was mir gefällt:
Bildhafte Sprache, die eine mystische Atmosphäre erzeugt.
Ich konnte mir die Umgebung gut vorstellen und fand den Text spannend.
Vorgabe 1 ist mit der Reglosigkeit und Starre erfüllt.

Was ich vermisse:
Vorgabe 2, das Licht spielt hier keine so große Rolle
und ich verstehe die Geschichte auch nicht so ganz. Warum lag das Wesen da rum, wenn es vorher das Rudel schon verfolgt hatte?

Schade, dass das Licht/Leuchten o.ä. hier ziemlich wenig Einfluss auf die Geschichte nimmt.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3204
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag25.10.2020 14:09

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Ich brauchte bis zum Hinweis, um vollends zu erkennen, dass da niemand auf schamanischer Reise war, sondern es sich um eine Fabel handelt. Die Geschichte fand ich sehr gut. Hier wird auch die Bereitschaft gezeigt, sich zu entwickeln. Da der Feuerschein den Leitwolf (?) leitet, sind für mich die Vorgaben erfüllt.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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chaoticinfinity
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Beiträge: 26
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Beitrag26.10.2020 16:54

von chaoticinfinity
Antworten mit Zitat

Schöne Atmosphäre, hat mich direkt in die Geschichte gezogen.
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Gast







Beitrag26.10.2020 18:59

von Gast
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in,

du hast für deinen Beitrag die Vorgabe ›völlige Bewegungslosigkeit und Stille‹ gewählt und sie nachvollziehbar in den Text einfließen lassen. Bei der Thematik Licht bzw. (in deinem Fall) Feuer bin ich mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher. Spielt es denn in deiner Geschichte eine zentrale Rolle?

Leider kann mich die Handlung nicht fesseln, was meinem persönlichen Lesegeschmack geschuldet ist und nichts mit deiner Kreativität zu tun hat. Die Abschnitte lesen sich für mein Empfinden etwas langatmig, und es will keine rechte Spannung aufkommen.

LG Katinka
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Yorinde
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 36
Beiträge: 165
Wohnort: Stendal


Beitrag27.10.2020 21:43

von Yorinde
Antworten mit Zitat

Da der Fantasie bekanntlich keine Grenzen gesetzt sind, möchte ich auf den Inhalt deiner Geschichte gar nicht weiter eingehen.
Zwei, drei kleine Anmerkungen zu deinem Schreibstil: der Einstieg ist dir m.E. gut gelungen, allerdings finde ich einen der mittleren Absätze, der ab "Seine Taktik, tausendfach von seinen Vorfahren erprobt, gelingt" überflüssig, er lässt sich schwerer lesen und wirkt auf mich, als würdest du Hintergrundinfos erklären, die für die Kürze der Geschichte nicht nötig sind. Außerdem sind manche deiner Sätze recht verschachtelt und dem Lesefluss würde es gut tun, hin und wieder einen Punkt statt einem Komma zu setzen. Zum Beispiel hier:

Zitat:
Zu wild ist der Dschungel, zu zugewuchert, trotz der Dunkelheit, voll sterbender Pflanzen und toter Bäume; zu viele Geschöpfe treiben sich in diesen dunklen Tagen darin herum, verzweifelt auf der Suche nach Beute, wenden in ewigem Misstrauen ihre Köpfe mit ihren im blassen Sternenlicht phosphoreszierenden Augen hin und her.


Außerdem wechselst du mehrfach zwischen der Erzählung im Präsens und im Perfekt/PqP hin und her:

Zitat:
Er hatte das Rudel über den letzten Kampf aus den Augen verloren, doch das war nicht schlimm gewesen. Er wusste, wo sie hinwollen: der Hunger treibt sie in das Land hinter dem Moor, wo es auch in der Dunkelheit noch Nahrung für sie gibt, wo sie sich von jenen Pilzen und Wurzeln ernähren konnten, die seinem Volk nur einen schmerzhaften Tod bringen. Er hatte also nur an einer günstigen Stelle auf sie warten müssen.
Er bewegt sich unendlich langsam. Mit jedem Moment, der verstreicht, erwärmt sich sein Körper mehr. Die Schmerzen sind jetzt voll in seinem Bewusstsein. Drohen, ihn zu behindern. Er ignoriert sie nicht, aber schiebt sie beiseite; dafür wird später noch Zeit sein.


Und ein letztes noch: gerade beim Schreiben von Rückblenden o.ä. häufen sich Worte wie "hatte" und "war". Ist schwierig zu vermeiden, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber es liest sich um Längen besser, wenn diese Häufungen vermieden bzw. umgeschrieben werden.
Also falls du Lust und Zeit zum Überarbeiten hast und du Großes mit deiner Geschichte verfolgst, kannst du da noch bisschen was rausholen. Smile

Viele Grüße, Yorinde


_________________
Es heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten. Hin und wieder sollten wir dem Leben aber auch einen Stift leihen.
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag28.10.2020 01:19

von Eliane
Antworten mit Zitat

Damit ich die Beiträge einigermaßen gerecht bewerten kann, vergebe ich jeweils maximal 5 Punkte für:
Thema "Licht": 3
Beginn "Stille / Unfall / Verfolgungsjagd": 5
Genre Phantastik: 5
Schreibstil: 3
persönlicher Eindruck: 2
Summe: 18

Das Tier, das die Menschen jagt, als Protagonist, tolle Idee, und eine Verfolgungsjagd in der Stille. Das Lcht als Thema kommt mir dagegen etwas zu kurz (es ist eher die Dunkelheit) und der Schreibstil holpert mir an zu vielen Stellen, wo der Ausdruck einfach nicht genau passt (jedenfalls nach meine Empfinden) und mir das Ganze zu abgehackt ist, zu viele Doppelpunkte und Bindestriche. Allerdings gebe ich zu, dass gerade das vielleicht Absicht ist, weil "das Tier" eben so denkt.
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag28.10.2020 09:31

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Ein Jäger liegt lauernd, regungslsos im Urwald, bis seine Beute sich durch ein Licht verrät. Es sind Menschen, die er tötet, um sie den Göttern zum Fraß zu überlassen, die sich auch sogleich an der Beute gütlich tun.

Der Urwald, die Gemächthülle des Jägers, die prekäre Situation seiner Leute – es deutet einiges darauf hin, in ihm erstmal einen Ureinwohner Amazoniens zu sehen. Eine andere Perspektive auf die Welt. Diese Deutung lässt sich allerdings nicht durchhalten: Fangzähne, Gift, Schuppenpanzer – naja, es muss ja auch was Phantastisches sein in dieser Geschichte.

Die Reflexionen des Jägers sind ziemlich eindrucksvoll und wortgewaltig geschildert, zwar wabert auch hier Rätsel und Unbestimmtheit, aber anders als bei „Bürdenblau“ merkt man, dass das punktgenau so gewollt ist; hier wirkt das Wabern stimmig. Was man für den Fortgang der Geschichte wissen muss, erfährt man, und der Rest bleibt Raten.

Vor allem für die atmosphärische Dichte: 8 Punkte.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag28.10.2020 16:38

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Anatomie eines Flitzebogens. Oder: Blut am Dami

Studie der angespannten Bogensehnigkeit eines dämonisch anmutenden Jägers, der seinen Göttern ein Menschenopfer und damit der Welt das Licht der Sonne bringt. Nur die vage Vermutung, seine Opfer könnten erkenntnisfähig sein, schnürt ihm das Gewissen zu. Naja. So kurz, wie auch Menschen über das Schicksal der Schweine nachdenken, deren Fleisch sie zu 0,49 € pro Kilo im Supermarkt kaufen.

Formales: Die Vorgaben sind offensichtlich eingehalten. Sicher gearbeitet, wenngleich nicht unbedingt ausgefallen oder komplex; die originalsprachlichen Einschübe irritieren, zumal die Perspektive klar beim Protagonisten ist. Rein logisch wären seine Ausrufe und Verwunderungen nicht unlesbar für ihn, nicht fremdsprachlich gedacht in ihm. Ansonsten passt der Text zur Jagd selbst, hochgradig angespannt und sichtbar auf das Ziel fokussiert, um sich dann in einem verwischten Moment der Nichtbeschreibung zu entladen, danach nur noch das Abklingen des Adrenalins. Leider ist das nicht so spannend, wie es sein könnte. Der protagonistische Dämonid selbst bleibt dem Leser unbekannt, von den Fährnissen, die ihn auf die Jagd treiben, erfährt er nichts. Dabei scheint ein größeres Übel auf die Welt zu warten, könnten die finsteren Götter nicht für die Wiederkehr der Sonne kämpfen. Es scheint etwas auf dem Spiel zu stehen, selbst für den unbezwingbaren Unmenschlichen. Was das aber ist, bleibt im Dunkeln.

Sieben Punkte.
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Abari
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Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag31.10.2020 14:26

von Abari
Antworten mit Zitat

Interessanter Perspektivwechsel. Gerne gelesen.

_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag02.11.2020 00:29

von MoL
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ihr Lieben!

Vielen herzlichen Dank für Kommentare und Punkte. Leider bin ich gerade gesundheitlich so gar nicht dabei, daher melde ich mich die Tage noch ausführlich.


_________________
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"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag04.11.2020 20:48

von MoL
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Stefanie hat Folgendes geschrieben:
Der Mensch als Jagdbeute einer mystischen Kreatur.
Es ist sehr spannend geschrieben.


Danke, liebe Stefanie!


_________________
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