Geisterrezensionen amazon

[Volker]

Hallo zusammen. Ich möchte mal in die Runde fragen, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
In letzter Zeit stoße ich auf Amazon vermehrt auf Rezensionen zu meinen Büchern, die in der Balkengrafik als Prozentzahlen angegeben werden, (z.B. bei einem Roman 38% 3-Sterne Rezensionen), die es aber dem Anschein nach überhaupt nicht gibt. Klicke ich nämlich auf besagte 38%, erscheint die Meldung: "Leider stimmen keine Rezensionen mit ihrer derzeitiger Auswahl überein."
Wie kann das sein? Dadurch entsteht in der Grafik ein völlig falsches Bild.

[Gerling]

Amazon unterscheidet zwischen einfachen Bewertungen ohne Text und richtigen Rezensionen.

[Maunzilla]

Seit einiger Zeit kann man auch nur Sterne vergeben, ohne eine Bewertung zu schreiben. (Wie die Regeln dafür exakt aussehen, weiß ich nicht. Es kann sein, daß das nur Leute können, die das Buch auch gekauft haben, oder eine gewisse Anzahl Punkte besitzen usw.)

Grundsätzlich ist daran nichts auszusetzen, da es viele Produkte gibt, zu denen man wirklich nicht viel schreiben kann.

Ich würde aber nicht viel auf Bewertungen setzen, da diese heutzutage alle getürkt werden, und zwar nicht nur die 1- oder 5- Sterne-Bewertungen, sondern mittlerweile auch die mit drei oder vier Sternen.

[Beckinsale]

Tatsache ist wohl auch, dass Amazon seit Jahren (!) einen Bug hat, durch den bei einem Produkt XY auch Rezensionen angezeigt werden, die zu einem ganz anderen Produkt gehören. Das macht sich interessanterweise vor allem bei den negativen Bewertungen bemerkbar.

My.

[Gerling]

[Volker]

Ich meine mich erinnern zu können, dass vor einiger Zeit noch Bewertungen ohne Text angezeigt wurden, ich kann mich aber auch täuschen. Ich messe dem keine übergroße Bedeutung zu, bin aber darauf aufmerksam geworden, weil in relativ kurzer Zeit bei einem meiner Romane, der schon einige Jahre auf dem Markt ist, plötzlich 38% 3-Sterne-Rezis in der Balkengrafik angezeigt wurden. Das ist statistisch gesehen sehr bemerkenswert. Ich hab mir dann meine anderen Bücher bei amazon angeschaut und festgestellt, dass es dort ähnlich war, jedoch nicht so ausgeprägt. Wenn dahinter also Rezensionen ohne Text stecken, müssten sich diese Rezensionen eigentlich statistisch über 1-5 Sterne verteilen, zumindest einigermaßen. Das ist aber nicht der Fall, darum kommt mir die Sache ja so merkwürdig vor.
Man merkt eigentlich schnell, ob eine Rezension gefakt ist oder echt. Ein-zwei Sätze-Rezensionen mit Sätzen wie "Tolles Buch", "in einem Rutsch gelesen" sind oft Gefälligkeitsbewertungen oder selbst verfasst. Ausführliche Rezensionen, die auf den Inhalt auch eingehen und einzelne Aspekte bewerten, dürften in der Regel echt sein. Sie stammen entweder von Bloggern oder eben natürlich auch von tatsächlichen Lesern.

[Minerva]

Zudem kann der jeweilige Verkäufer auch entscheiden, welche Rezensionen er anzeigen lassen will.
Das fällt dann schnell mal auf, wenn es etliche 1,2,3-Sterne Bewertungen gibt, aber darunter kein einziger Text, obwohl es sehr viele sind.

Letztlich kann man den Rezensionen überhaupt nicht trauen. Gerade mal mit Review-Meta kann einigermaßen man prüfen, wie zuverlässig die Bewertungen sind, aber müsste im Detail zusätzlich selber gucken.
Dass man auch nur noch Sterne verteilen kann, gibt leider gute Shitstormmöglichkeiten. Machen kann man wahrscheinlich gar nichts als Betroffener.

Allein deswegen kaufe ich Bücher nur noch im Autorenweltshop. Die zahlen dem Autoren auch noch extra Prozente für jeden Verkauf, unabhängig vom Verlag oder sonstigen Akteuren.

[Maunzilla]

Ich habe mich vielleicht etwas mißverständlich ausgedrückt. Ich wollte nicht sagen, daß sämtliche Bewertungen auf Amazon getürkt seien, sondern, daß es keine Rolle spielt, wie viele Sterne sie haben, weil eben auch 2-, 3-, oder 4-Sterne-Berwertungen gefälscht werden, und nicht nur die ganz guten oder ganz schlechten.
Nach der Länge kann man nicht gehen. Ich neige eher dazu, die ganz ausführlichen als verdächtig einzustufen, weil normale Kunden sich selten die Mühe machen, seitenlange Sermone abzusondern, sondern eher Leute, die dafür bezahlt (oder anderweitig vergütet) werden. Etwa durch Rzensionstauschringe. Ich habe gehört, es soll auf Facebook ganze Gruppen geben, die den Zweck haben, sich gegenseitig ihre Produkte zu bewerben.

[Nina C]

Ich kenne die „Geisterrezensionen“ auch, fallen mir seit einigen Monaten auf. Ich weiß zwar, dass man auch nur Sterne vergeben kann, aber normalerweise sind die doch trotzdem mit Datum etc. versehen, oder irre ich mich? Das ist bei denen jedenfalls nicht vorhanden, daher vermute ich auch einen Bug – nervtötend.

Liebe Grüße

Nina

[Maunzilla]

Das ganze wird dadurch kompliziert, daß Amazon mehrere unabhängige Marktplätze betreibt, deren Rezensionen aber irgendwie zusammengelegt werden. Sprich, du kannst ein Buch auf Amazon.com oder Amazon.it unsw. kaufen und dort bewerten, aber die Bewertung wird irgendwie auch auf die von Amazon.de eingerechnet. Außerdem verrechnen sie Bewertungen, die für Ebooks und Taschenbücher abgegeben werden und sie verrechnen sogar Bewertungen, die für unterschiedliche Ausgaben desselben Werkes abgegeben wurden. Letzteres ist besonders mühsam, weil es von Klassikern u.U, sehr viele unterschiedliche Ausgaben gibt, die alle gemeinsam berwertet werden, obgleich ihre Qualität stark variiert.

Daß Amazon Probleme mit seiner Datenbank hat, ist auch schon lange bekannt. Ich kann beispielsweise bestimmte Artikel in der Produkt-Suche einfach nicht finden - nicht einmal, wenn ich die exakte Beschreibung oder die Amazon-Nummer eingebe. Wenn ich aber über meine Kaufhistorie gehe, komme ich auf die entsprechende Seite und kann den Artikel erneut bestellen.

[Rodge]

Mein Erstling hat eine niedrige zweistellige Zahl an Bewertungen mit einem Schnitt von etwas über 4. Alle Rezensionen sind die von Lesern, da kaum jemand weiß, dass ich als SP veröffentliche, kann ich praktisch ausschließen, dass Gefälligkeitsrezensionen dabei sind.

Auch bei mir gab es in letzter Zeit vereinzelte Bewertungen ohne (Text-) Rezension, die sind aber alle im Bereich des Bewertungsschnitts, Ausreißer waren bisher keine dabei. Auch würde ich vermuten, dass durchschnittliche Bewertungen am ehesten ohne Text versehen werden. Ist man als Leser begeistert oder enttäuscht, ist man vermutlich eher geneigt, eine Rezension zu verfassen.

Das Amazon generelle Probleme mit der Datenbank hat, bezweifle ich. Ich empfinde das Unternehmen als sehr professionell. Alleine die Art, wie dort mit Anfragen von Autoren umgegangen wird, finde ich überzeugend. Eine Antwort auf eine Frage hat bei mir noch nie länger als einen Tag gedauert. Die Behebung eines Problems dauerte noch nie länger als zwei Tage.

Grüße
Rodge

[Nina C]

Das mit den internationalen Bewertungen ist zwar korrekt, trotzdem tauchen nicht existente Bewertungen auf, die den Schnitt teilweise nach unten ziehen. Ich habe mal einen Screenshot von einem Beispiel gemacht, an dem das gut zu sehen ist:



Also hier existieren 6 Bewertungen, davon sind angeblich 30 Prozent 3*, wodurch der Schnitt von 3,8 entsteht. Sortiert man aber nun nach dem Kriterium „3*“, stellt man fest – tatsächlich ist nur eine einzige Bewertung in der Kategorie vorhanden, international und ohne Text. Und der Schnitt läge demzufolge bei 4,0. Das meinte ich mit Geisterbewertungen.

@Rodge
Ich habe den Umgang mit Autoren leider ganz anders erlebt. Wer nicht zum eigenen Stall gehört, wird schlicht abgestraft. Bei meinem ersten SP stand dort eine Lieferzeit von 2-3 Monaten (!), obwohl es laut BoD keine Probleme gab. Also sprach ich Amazon darauf an, weil eine solche Lieferzeit meiner Ansicht nach schon ein Kontra-Argument beim Kauf darstellen kann. Nach einigem Hin und Her erklärte Amazon, dass es am Großhändler läge, da könne man nichts machen. Ich recherchierte, fand heraus, dass es sich um Libri handelt, fragte bei Libri an und bekam Antwort von einem netten Vertriebsmenschen, der erklärte, dass es bei Ihnen zu keinerlei Verzögerung käme. Was sich auch bestätigte, denn bei allen anderen Händlern, die von Libri beliefert wurden, lagen die Lieferzeiten bei 2-3 Tagen. Da hat mich Amazon also gleich 2 mal herzig gechasst. Als ich direkt nach der offensichtlichen Lüge fragte und dabei auch Bezug auf die Auskunft von Libri nahm, bekam ich keine Antwort mehr. Aber zwei Tage später war das Buch plötzlich lieferbar ...

Liebe Grüße

Nina

[Maunzilla]

Ich denke, daß Amazon die Bewertungen unterschiedlich gewichtet, je nachdem , ob es sich um einen verifizierten Kauf handelt oder nicht, ob die Bewertung von anderen Nutzern als nützlich eingestuft wurde, und möglicherweise auch nach dem Renommé des Bewerters. Das ist natürlich alles etwas undurchsichtig.

Beim Amazon KDP passieren oft eigenartige und unerklärliche Dinge, die nicht zum Frommen des Nutzers sind. So habe ich ein Buch hochgeladen, das nicht auf dem deutschen Marktplatz erhältlich ist, obwohl es als dort verfügbar angezeigt wird. (Dafür kann man es aber in den USA und in Japan bestellen, ^^")
Nachdem ich das gleiche Buch dann erneut (mit neuer ISBN) hochgeladen habe, war dieses dann plötzlich überall verkäuflich.

Dennoch ist Amazon der wichtigste Marktplatz. Ich habe ein Buch sowohl bei Amazon und auch bei Epubli veröffentlicht, und bei Amazon mache ich rund dreimal so viel Umsatz, obwohl das Epubli-Buch auch über die stationären Buchhandlungen bestellt werden kann.

[Rodge]

[novalee.white]

Wer über das Amazon Kindle liest kann am Ende Sterne für das Ebook vergeben, ohne Text. Diese Sterne werden dann berücksichtigt und entsprechend aufgelistet.
Ich persönlich finde es gut. Klar, Rezensionen sind immer besser, aber auch  Bewertungen spiegeln ja dann Leseeindrücke wieder und es wird scheinbar viel genutzt. Ich selbst nutze es beim Lesen mit meinem Kindle auch, schon allein, weil Amazon dir anhand deiner Bewertungen auch entsprechende Buchvorschläge macht.

[Taranisa]

[Nina C]

Die Möglichkeit der Bewertung ohne Kommentar ist schon bekannt, aber die Gewichtung ist doch etwas absurd. 2 Bewertungen sind nun einmal nicht 30 % von 8, da spielt das Alter nun nicht eigentlich eine Rolle (und wenn doch, finde ich das ehrlich gesagt durchaus problematisch!). Hinzu berichtete mir eine Freundin, die vor allem homosexuelle Literatur schreibt, dass sich unter einigen Büchern der Szene sehr plötzlich 1*-Bewertungen gesammelt haben – bei ansonsten bis dahin gut bis sehr gut bewerteten Büchern. Alle ohne Kommentar natürlich. Da kam zumindest in ihrem Bekanntenkreis schon der Verdacht auf, dass die Art Bewertung von Trollen genutzt wird, um Bücher bestimmter unliebsamer Richtungen abzustrafen. Das ist natürlich sehr graue Theorie und ich kann dazu ohnehin nicht viel sagen, sehe aber zumindest das Risiko.

Liebe Grüße

Nina

[Hans60]

[Nina C]

Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit – auch nicht besser. Alles in allem habe ich jedenfalls den Eindruck, Amazon hat da in Sachen Seriosität der Bewertungen einen ziemlichen Bock geschossen. (Und persönlich hätte ich lieber wenige, dann aber begründete Bewertungen als unzählige „ein Klick“-Bewertungen, mit denen ich dann ohnehin nichts anfangen kann.)

Liebe Grüße

Nina

[Rodge]

Jetzt habe ich auch für eines meiner Bücher zwei Drei-Sterne-Bewertungen erhalten. Leider erfährt man nichts darüber, was dem Leser gefallen/nicht gefallen hat.

Hmmm, ich finde das schwierig, da es nicht nachvollziehbar ist, führt das schnell zu allerlei Spekulationen, die möglicherweise nicht gerechtfertigt sind, aber es bleibt einfach zu viel unklar.

[Maunzilla]

Es gibt Leute, die geben 1-Stern-Bewertungen ab, weil das Paket zu spät kam, oder der Bote es vor die Tür gestellt hat, oder weil es schlecht verpackt war usw.
Auf einzelne Bewertungen darf man nichts geben.

[DerDritteBeobachter]

Die Bewertungen sollte man sich möglichst objektiv durchlesen, weil bei einigen der pure Frust (der Postbote hat nicht gegrüßt, 1 Stern Abzug) durchblickt. Andere Rezis, wie "Tolles Buch" sagen rein gar nichts aus. Leider macht sich bei den Bewertungen immer mehr Oberflächlichkeit breit. Gut finde ich da den "Nützlich Button" Der kommt in Zukunft hoffentlich besser zum tragen.