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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Phantastisch! 10/2020
Lucerna

 
 
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag18.10.2020 19:00
Lucerna
von Stefanie
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Lucerna

Der Raumgleiter schwebte über dem gleißend hellen Planeten. Die fünfköpfige Crew stand regungslos an den getönten Scheiben und bestaunte die makellose Schönheit unter sich. Normalerweise hätten sie Berge und Täler erkennen sollen, wenn sie so nah an einen Planeten heran flogen, aber dieser strahlte so intensives Licht aus, dass kein Bergschatten zu sehen war.
Miska, die Wissenschaftlerin an Bord, riss sich von dem Anblick los und überprüfte die Anzeigen. »Seltsam. Es ist kein Feuer, keine Radioaktivität, keine uns bekannte Strahlungsart, dünne Atmosphäre, kein Sauerstoff.«
»Da ist etwas«, sagte Captain Block.
Miska zoomte heran. »Sieht aus wie ein altes Raumschiff, das eine Bruchlandung gemacht hat. Was steht da? SX89- ist das ein P?«
»Oder ein B, wenn der Rest unter dem Leuchtzeug ist«, sagte Block.
Stapper, der Steuermann, gab die Zeichen ein und wartete gespannt, als die Bordintelligenz die Datenbanken durchforschte. Ein Aufpiepsen zeigte Treffer an. Er las und lachte auf. »Das glaubt ihr nicht. Das ist die Belka, Teil der ersten Forschungsflotte der Marskolonie. Das Schiff ist vor neunundfünfzig Jahren verschwunden. Die letzte Meldung von Captain Glover sagte, dass sie ins Licht stürzen. Da man annahm, dass sie in eine Sonne gefallen sind, wurde kein Suchtrupp losgeschickt.«
»Es sieht noch recht intakt aus und die Sensoren zeigen keine Gefahren. Schauen wir uns das an?«, fragte Miska. Erwartungsvoll sahen sie den Captain an, die nickte.
Stapper flog näher an das Raumschiff heran und suchte mit den Bodensensoren einen halbwegs ebenen Landeplatz. Alle bis auf ihn legten Raumanzüge an und schulterten ihre Ausrüstung.
In der Schleuse aktivierte der Captain den Entriegelungssensor. Die Laderampe, die den Ausgang verschloss, senkte sich. Als das grelle Licht durch den Spalt drang, dunkelten sich ihre Visiere automatisch ab. Trotzdem erschien ihnen alles taghell. Die Rampe setzte mit leichtem Rumms auf dem Boden auf. Vor ihnen lag eine leuchtend weiße Fläche, wie ein Schneefeld im Sonnenschein. Behutsam mit den Füßen tastend wagte sich Orsus, der für die Sicherheit zuständig war, einige Schritte ins weiße Nichts. Er stampfte probehalber fest auf. »Der Boden ist tatsächlich solide. Ihr könnt rauskommen.«
Vorsichtig bewegten sie sich auf das alte Raumschiff zu. Der Boden leuchtete so stark, dass sie nicht einmal einen Schatten warfen. Orsus, der voranging, warf einen Blick zurück und lachte. »Es sieht aus, als ob jemand den Hintergrund digital entfernt hat.«
Beim nächsten Schritt trat Miska ins Leere. Sie stürzte. Ein stechender Schmerz fuhr ihr beim Aufprall durchs Bein. Ihr Visier schlug auf einen Stein und bekam einen Riss. Geblendet kniff sie die Augen zusammen und tastete panisch um sich. Sie fasste in etwas Weiches.
Orsus kletterte seiner Schwester nach. »Alles in Ordnung?«
»Hier ist etwas, ich glaube, alte Raumanzüge. Ich bin ok, es ist nur mein Bein, aber die Luft wird knapp.« Durch den Riss im Visier entwich mit einem leisen Zischen Gas. Ihr Unterschenkel stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Mit Orsus´ Hilfe erklomm sie den Abhang.
»Der Rückweg ist zu weit. Zur Belka, schnell. Hoffen wir, dass ein paar Notsysteme noch arbeiten«, befahl Block.
Orsus und Daria stützten Miska und halfen ihr zur Schleuse des alten Raumschiffs. Die Notentriegelung funktionierte. Als alle drin waren und die Luke das Licht ausschloss, atmeten sie erleichtert auf. Ihre Visiere wurden wieder hell. Nach einem kurzen Sensorcheck der Raumluft nahmen sie die Helme ab. Sie folgten dem Gang und öffneten die Tür am Ende. Staunend sahen sie sich in der opulenten Brücke um, die in der verschwenderischen Marsarchitektur des späten 23. Jahrhunderts eingerichtet war. Die verschnörkelten Messingbeschläge an allen Ecken und Instrumenten waren stumpf bis auf ein paar Knöpfe, die wie von regelmäßigem Gebrauch blankpoliert schienen. An der Steuerkonsole lehnte ein bärtiger Mann, der genauso überrascht schien, sie zu sehen, wie umgekehrt.
Captain Block fasste sich als Erstes. Sie stellte sich und ihre Crew vor.
Der Mann nickte zum Gruß. »Ich bin Captain Glover. Willkommen auf meinem Schiff.«
Er lachte, als er ihre verblüfften Gesichter sah. »Ich habe mich gut gehalten, was?«
»Wir brauchen Hilfe«, sagte Captain Block. »Wir haben eine Verletzte.«
Glover führte sie zur Krankenstation, die von Gesteinsbrocken beleuchtet wurde. »Dein Bein sieht schief aus. Ich fürchte, wir müssen es brechen«, sagte er.
»Was meinen Sie? Es ist doch schon gebrochen. Sie braucht eine Schiene«, sagte Orsus.
Glover lächelte wissend. Er setzte den MedBot in Bewegung, der das Bein scannte. Der Monitor des alten Roboters zeigte einen in schiefer Stellung fest verwachsenen Bruch an.
»Wie kann das sein?«, fragte Miska.
»Es sind die Steine. Sie heilen fast alles.« Der MedBot gab einen Betäubungsstrahl ab und umfasste das Bein. Mit einem trockenen Knack brach der Knochen. Glover legte einige Leuchtsteine um das Bein. Fasziniert verfolgten sie auf dem Monitor, wie sich in der Bruchstelle das Gewebe verdichtete und der Knochen innerhalb von Minuten wieder zusammenwuchs. Miska bewegte ihren Fuß und grinste zufrieden.
»Setzen wir uns in die Messe«, sagte Glover. Er führte sie in den kleinen Speisesaal. »Ich habe leider nichts anzubieten, aber Sie werden feststellen, dass Sie nicht hungrig oder durstig sind.«
»Was ist das für ein Planet? Woher kommt das Licht?«, fragte Block.
»Ich habe ihn Lucerna getauft, die Lampe. Die Strahlung, die von den Steinen ausgeht, ist unglaublich. Sie ernährt mich, heilt Wunden und füttert das Solarmodul mit genug Energie, um Strom zu erzeugen. Als wir hier gestrandet sind,«
»Wir? Also haben noch mehr überlebt?«, unterbrach ihn Block. »Wo ist die restliche Crew?«
»Außer mir waren drei Arbeiter und zwei Forscher an Bord. Sie haben versucht, den Planeten mit dem Rettungsboot zu verlassen. Ich habe sie gewarnt, dass es defekt ist, aber sie wollten nicht auf mich hören.« Seine Augen wurden feucht. Die Stimme zitterte, als er weitersprach. »Sie sind nur Minuten nach dem Start vor meinen Augen explodiert. Seitdem bin ich allein. All die Jahre habe ich gehofft, dass jemand mich findet und mit nach Hause nimmt.«
Captain Block legte ihre Hand auf seine. »Wir haben Platz im Schiff, Sie sind gerettet.«
Er wischte sich verlegen die Augen ab. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Sie mich gefunden haben.«
Miska sagte: »Meine Sachen sind noch auf der Krankenstation.« Sie stand auf und ging hinaus. An den Wänden der Gänge entlang lagen kleine Krümel der Leuchtsteine, die die üblichen Lämpchen in den Sockelleisten ersetzten. Miska beschloss, sich ein wenig umzusehen. Sie öffnete die Tür zu einer Wohneinheit und zuckte zurück. Auf dem Bett lag eine Gestalt, komplett mit einem Tuch bedeckt. Durch das Gewebe leuchtete das kalte Licht der Steine. Sie waren offenbar rund um die Person gelegt. Es war keine Atembewegung zu sehen. Miska sagte: »Hallo. Darf ich reinkommen?« Als keine Reaktion kam, ging sie hin und stupste die Person an. Sie war steif. Kurzentschlossen zog sie die Decke weg und zuckte zurück. Eine Frau lag darunter. Sie sah aus, als würde sie schlafen, nur der gespaltene Schädel verriet, dass sie tot war.
Miska deckte sie schnell wieder zu.
Glover kam herein. »Was hast du hier zu suchen?«, fragte er.
»Wer ist das?«, fragte Miska.
»Meine große Liebe, Akari. Seit über fünfzig Jahren liegt sie da. Ich habe gehofft, dass die Steine sie eines Tages heilen. Sie war Forscherin, aber das Geheimnis des leuchtenden Planeten konnte sie nicht mehr lüften.«
»Wer hat sie getötet?«
»Du hast sie angesehen? Das hättest du nicht tun sollen.«
Miska wich zurück. Der bullige Mann stand zwischen ihr und der Tür.
»Was ist passiert?«, fragte sie.
»Es war ein Unfall. Ein dummes Missverständnis.«
»Und draußen im Graben unter den Steinen? Die Raumanzüge fühlten sich an, als wäre noch jemand drin.«
»Du hast ein Talent dafür, Dinge zu finden, die dich nichts angehen«, stellte Glover fest. »Die Forscher meinten, dass dieser Planet der Marskolonie gehört. Aber ich habe ihn gefunden!« Er schlug sich auf die Brust. »Kannst du dir vorstellen, was diese Entdeckung wert ist? Unendliche Energie, Heilung aller Wunden, besser, als jeder MedBot das kann. Ich konnte mir das nicht wegnehmen lassen.«
»Sie haben sie alle ermordet.« Miska schob sich an der Wand entlang Richtung Tür.
»Mein ganzes Leben habe ich auf so einen Fund gewartet. Ich habe es für sie getan.« Er deutete auf Akari. »Ich hätte sie zur reichsten Frau des Universums gemacht. Ich habe für sie gemordet und sie hat mich angesehen, als ob ich ein Monster wäre.«
Miska schluckte. »Das war wirklich gemein von ihr.«
Glover kam auf sie zu. »Du hättest das alles nicht sehen sollen. Tut mir leid.« Er packte ihren Kopf und schlug ihn hart gegen die Wand. Miska sackte zusammen. Blut tropfte ihre Schläfe hinunter. Glover nahm sie auf die Arme und trug sie zur nächsten Schleuse. Sie begann, sich zu rühren. Er holte tief Luft, schloss die Augen und öffnete die Außentür. Wie eine alte Puppe warf er Miska einige Schritte vom Schiff entfernt in einen Graben. Sie kniff geblendet die Augen zusammen und versuchte benommen, hinaufzuklettern, aber das Geröll bröckelte unter ihr weg. Glover zog sich sein Halstuch als Sichtschutz vor die Augen, stieg ihr nach, tastete nach einem Felsbrocken und schlug ihn aus aller Kraft auf die schon halb verheilte Platzwunde. Geübt erklomm er den Grabenrand und trat lose Steine über sie. Nach Luft schnappend rannte er zurück und schloss die Schleuse hinter sich. Japsend sackte er zusammen und kroch auf das erlösende Zischen der einströmenden Atemluft zu. Er atmete tief durch, zog das Tuch herunter und rieb sich die Augen, die vom grellen Licht draußen schmerzten.
Glover ging zu den anderen zurück. »Auf der Krankenstation und im Wohntrakt ist sie nicht, aber eine Außenschleuse wurde geöffnet. Wir müssen sie draußen suchen.«
Bald fanden sie Miska. Glover trug sie hinein. Entsetzt umringten ihre Teamkollegen die Leiche.
»Was hat sie da draußen nur gemacht ohne ihre Raumausrüstung?«, fragte Orsus.
»Vielleicht war sie noch benommen von der Betäubung und hat die Türen verwechselt«, sagte Glover.
»So etwas wäre ihr nie passiert. Wir sind auf Raumschiffen aufgewachsen«, sagte Orsus.
»Sie hat bestimmt die Orientierung verloren und ist draußen gestürzt. Seht doch, das Blut an ihrer Schläfe. Sie hat sich an einem Stein den Kopf aufgeschlagen.« Glover deutete auf die tiefe blutige Wunde, die an den Rändern eine beginnende Heilung zeigte.
»Warum haben die Steine sie nicht ganz geheilt?«, fragte Orsus verzweifelt.
»Die Verletzung war zu schwer. Sie ist zu schnell gestorben. Die Steine heilen nur lebendes Gewebe.«
»Ich werde sie auf die Krankenstation bringen und an die Beatmungsmaschine hängen. Vielleicht ist noch genug Leben in ihr.« Orsus wollte sie aufheben, aber Daria legte ihm die Hand auf den Arm. »Es ist vorbei«, sagte sie sanft.
»Lasst uns hier so schnell wie möglich verschwinden«, sagte Block.
Sie suchten ihre Ausrüstung zusammen, wischten sich die Tränen aus den Augen und setzten ihre Helme auf. Orsus trug Miskas Leiche in den Raumgleiter.
Schweigend machten sie sich bereit für den Heimflug.
Glover brachte eine Truhe mit Steinen, die selbst durch das Metall noch schwach leuchteten, an Bord und stellte sie in seine Kabine. Zufrieden lächelnd setzte er sich darauf, lehnte sich an die Wand und sah aus dem Fenster auf den leuchtenden Planeten hinunter, der unter ihnen kleiner wurde. Es wurde dunkler im Raum. Er stutzte. Die Truhe leuchtete nicht mehr. Er kniete sich davor und riss den Deckel auf. Die großen Steine gaben nur noch ein schwaches Licht ab, die kleineren waren grau. Je weiter sie vom Planeten wegflogen, desto mehr von ihnen erloschen. Er nahm einen heraus. Der Brocken zerfiel in seinen Händen zu Staub. Entsetzt sah er auf seine Finger, die vor seinen Augen dürr wurden. Die Gelenke traten knotig hervor. Er schüttelte den Staub ab und schlug die Truhe zu. »Das darf nicht wahr sein!« Er raufte sich die Haare. Weiße Strähnen fielen zu Boden. Seine Zähne fühlten sich seltsam an. Er ertastete mit der Zunge einen wackeligen Zahn, griff zu und zog ihn mühelos heraus. »Hilfe. Ich brauche Hilfe.« Statt eines Schreis kam nur das heisere Krächzen eines alten Mannes. Er versuchte aufzustehen, aber die Beine knickten unter ihm weg. Seine Sicht wurde trübe, dann war das Licht fort.
Als Daria ihn zum Essen holen wollte, fand sie in seinem Zimmer nur noch Staub vor.

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Gast







Beitrag19.10.2020 02:02

von Gast
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Gefällt mir. alles drin was eine geschichte haben muss
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4290

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag19.10.2020 13:24

von hobbes
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Ach je. Ein größenwahnsinniger Bekloppter, der am Ende seine gerechte Strafe bekommt.

Geht leider gar nicht. Alles passiert viel zu schnell und viel zu einfach, also problemlos. Das ist einfach total unglaubwürdig. Oder vielleicht sogar nicht, warum sollte das nicht glaubwürdig sein, aber es rast an mir vorbei und zack, fertig, auserzählt. Während ich quasi noch am Anfang festhänge.
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Gast







Beitrag19.10.2020 15:09

von Gast
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Für mich ist in diesem Text außer den ansatzweise phantastischen Elementen keinerlei Bezug zu den Vorgaben erkennbar, in so fern erspare ich es mir, inhaltlich darauf einzugehen. Möglicherweise ist der Text für einen anderen Wettbewerb gedacht gewesen.
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Westmonster
Wortedrechsler


Beiträge: 94



Beitrag19.10.2020 20:55

von Westmonster
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Eine gute Idee in schöner Schreibe umgesetzt. Und was für ein befriedigendes Ende! angel

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Only a few will Catch your Heart.
Pursue Those.
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Raven1303
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Beiträge: 540
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Beitrag20.10.2020 09:01

von Raven1303
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Sehr coole Geschichte!
Fesselnd geschrieben und ein sehr sympathisches Ende! Alle Vorgaben sind erfüllt und stilistisch gibt es auch nix zu meckern. Kommt auf meine Favoritenliste smile

Liebe Grüße


_________________
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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d.frank
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D

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Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag21.10.2020 14:58

von d.frank
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Ich habe den Text nur abgescannt und ihn trotzdem erschlossen. Wie bei vielen anderen Texten im Wettbewerb, könnte man hier wohl die Hälfte wegkürzen. Aber: Ich habe ihn jedenfalls erschließen wollen, von den Texten mit viel unnötigem Text, halte ich den hier für einen Besseren.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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silke-k-weiler
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Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag21.10.2020 20:35
Re: Lucerna
von silke-k-weiler
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Lieber Text,

grundsätzlich finde ich, Dein Plot fußt auf einer schönen Idee. Der Twist am Ende gefällt mir, auch wenn er absehbar ist, aber die Geschichte ist in sich rund. Was mir wiederum nicht gefällt sind Stellen, die mir persönlich unglaubwürdig vorkommen. Hier zum Beispiel:

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
»Hier ist etwas, ich glaube, alte Raumanzüge. Ich bin ok, es ist nur mein Bein, aber die Luft wird knapp.« Durch den Riss im Visier entwich mit einem leisen Zischen Gas. Ihr Unterschenkel stand in einem unnatürlichen Winkel ab.


Mein Unterschenkel hat noch nie - toi toi toi!- in einem unnatürlichen Winkel abgestanden. Dennoch glaube ich, in dieser Situation eher Dinge zu sagen wie: "Au!" oder "Scheiße, kann mir mal jemand hier raushelfen." Ich bezweifle, dass ich sagen würde: "Ich bin ok. Ist nur mein Bein."

Aber vielleicht ist Miska einfach nur extrem hart im Nehmen.

Auch die Begegnung zwischen der Crew und dem seit zig Jahren als verschollen oder gar tot geltenden Captain Glover gerät mir etwas zu kurz, da dürfte man sich gerne etwas mehr über das Auftauchen bzw die Existenz des jeweils anderen wundern. Bring das allerdings mal in 2000 Worten unter.

Wie gesagt, insgesamt finde ich das gar nicht schlecht. Ich hätte gerne etwas mehr Sci Fi dieser Art gehabt. Mal sehen, ob Du in meine nächste Runde kommst, könnte knapp werden.

VG
Silke
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6151
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag21.10.2020 20:52

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo unbekannter Autor, Autorin, heimlich mitschreibende KIs, magische Wesen oder was auch immer,

Ich kommentiere direkt beim ersten Lesen und während ich lese, damit die Leseeindrücke so frisch wie möglich sind. Daher kann es sein, dass ich mal auf etwas hinweise, was sich später im Text noch klärt.
Disclaimer vorweg: All meine Kritiken sind in diesem Wettbewerb hochgradig subjektiv und bedeuten damit eigentlich gar nichts, außer wie mir ein Text persönlich gefallen hat. Ich neige zu Sarkasmus und mache mich auch gerne mal über Dinge lustig. Ich bitte diejenigen, die eine gefühlt zu harte Kritik von mir abbekommen, das nicht persönlich und mit Humor zu nehmen, denn es ist ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich nehme aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn jemand seinen Text bei einem Wettbewerb der ungeschönten und schonungslosen Kritik vorwirft. Wer ein Problem damit hat, möge das Lesen meines Kommentars an dieser Stelle abbrechen.

So, los geht‘s, you have been warned …


Zitat:
Der Raumgleiter
Oh, SciFi! Warum zum Teufel ist das eigentlich die erste SciFi-Geschichte, die ich hier lese (und habe schon alle bis auf sechs durch)? Das Genre scheint mir unterrepräsentiert. Bitte bring es nicht in Verruf, lieber Text.

Zitat:
Stapper, der Steuermann
Hieße der bei SciFi nicht eher Pilot?

Zitat:
»Der Boden ist tatsächlich solide. Ihr könnt rauskommen.«
Ähm… hat man für sowas nicht Sensoren? Außerdem ist das Schiff dort ja schon gelandet und auch nicht im Treibsand versunken oder so.

Zitat:
Der Boden leuchtete so stark, dass sie nicht einmal einen Schatten warfen
Ahnung von basaler Physik braucht man dort als Raumfahrer anscheinend auch nicht mehr. Nicht sichtbarer Schattenwurf hat hier nichts mit Lichtintensität zu tun, sondern wohl eher damit, dass sie auf der Lichtquelle stehen und der Schatten daher nach oben geworfen würde.

Zitat:
»Sie sind nur Minuten nach dem Start vor meinen Augen explodiert. Seitdem bin ich allein. All die Jahre habe ich gehofft, dass jemand mich findet und mit nach Hause nimmt.«
Warum kaufe ich ihm diese Story nicht ab? Okay, altes SciFi-Trope, verschollene Kapitäne haben immer ihre restliche Crew ermordet, als ihnen die bei irgendwas im Weg war.

Zitat:
dass jemand mich findet und mit nach Hause nimmt.«
Wenn er so lange dort von irgendeiner seltsamen Energie gelebt hat, ist er sicher, dass er außerhalb überhaupt noch lebensfähig ist?

Zitat:
»Sie haben sie alle ermordet.« Miska schob sich an der Wand entlang Richtung Tür.
Na, was hab ich gesagt?

Zitat:
Miska schluckte. »Das war wirklich gemein von ihr.«
Das Schlucken und der coole zynische Spruch passen nicht zusammen.

Zitat:
Glover nahm sie auf die Arme und trug sie zur nächsten Schleuse. Sie begann, sich zu rühren. Er holte tief Luft, schloss die Augen und öffnete die Außentür.
Und wo sind die anderen, dass sie das nicht mitkriegen?

Zitat:
»Vielleicht war sie noch benommen von der Betäubung und hat die Türen verwechselt«, sagte Glover.
Wow, das ist ja wirklich eine sehr glaubhafte Ausrede…

Zitat:
Orsus wollte sie aufheben, aber Daria legte ihm die Hand auf den Arm.
Wer ist Daria? Die war bisher gar nicht dabei, oder? Edit nach zweitem Lesen: Oh, sie wurde doch schon einmal kurz erwähnt, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.

So, jetzt bin ich durch. Entwarnung: Ich finde nicht, dass deine Geschichte das SciFi-Genre in Verruf bringt, wie oben scherzhaft befürchtet. Sie krankt allerdings an ein paar Dingen, einige habe ich schon aufgezählt. Was mich wirklich wundert ist das extrem dämliche Verhalten von Glover. Der hatte so lange Zeit, sich eine passende Story zurechtzulegen, falls er mal gefunden wird, und außerdem die Deutungshoheit als letzter Überlebender. Und dann sieht Miska eine Verletzungswunde und er muss erstmal ein Geständnis ablegen und sie dann als Zeugin umbringen? Er hätte ihr irgendwas erzählen können, die Leute haben halt einen Koller gekriegt und sind aufeinander losgegangen, das wäre bei so langer Isolation absolut glaubwürdig. Seine Retter haben da wohl kaum die Möglichkeit, gleich eine forensische Morduntersuchung durchzuführen.

Aber Captain Block(head) und ihre restliche Crew sind da ja auch nicht viel schlauer. Sie glauben die Geschichte, dass Miska einfach so rausgerannt ist, obwohl Glover nicht bei ihnen war? Der Typ sitzt seit über 50 Jahren allein auf einem Planeten rum, da könnte man doch mal auf den Gedanken kommen, dass er möglicherweise durchgeschallert und gefährlich/gewalttätig sein könnte. Ich hätte den Kerl jedenfalls nicht aus den Augen gelassen. Hinzu kommt, dass sie einfach so an Bord ihre Schutzanzüge ausziehen, ohne nähere Untersuchungen anzustellen. Unbekannte Pathogene anyone? Vielleicht hat da ja jemand mit einer Biowaffe experimentiert oder irgendwas ist von außen reingekommen, weiß man doch nie. Und besser noch, die nehmen Glover einfach so mit? Obwohl er nach gängigen Regeln der Biologie überhaupt nicht mehr am Leben sein könnte? Ich glaub nicht, dass Raumfahrer mal einfach so an Wunder glauben. Wenn er organisch gar nicht mehr leben könnte, muss er ja irgendwie "differently alive" sein. Und das könnte alles bedeuten, energiebasierte fremde Lebensform, die sich möglicherweise in seinem Körper eingenistet hat, oder eine Art Dead-Space-Necromorph. Klar, hol ich mir alles mal einfach so an Bord und am besten noch mit zur nächsten größeren Siedlung, was könnte denn da schon schlimmes passieren?
Aber okay, solches unvorsichtige Verhalten ist ja auch oft SciFi-Trope, wäre also unfair, das deiner Geschichte anzulasten. Erwähnen muss ich sowas immer trotzdem.

Fazit und jenseits allen Meckerns: Mir hat die Geschichte gefallen und ich habe sie gerne gelesen. Schönes Ende, auch wenn ich es schon erwartet hatte. Auf jeden Fall aber gerne gelesen und hat mich nicht gelangweilt.

beste Grüße,
Veith

3 Punkte von mir


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Rodge
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Beiträge: 844
Wohnort: Hamburg


Beitrag22.10.2020 14:19

von Rodge
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So ganz rund ist das für mich nicht. Warum liegen überall noch Leichen herum, obwohl er doch fast 60 Jahre Zeit gehabt hätte, die wegzuräumen. Was macht man sonst in der langen Zeit? Will man das überhaupt überstehen?
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shatgloom
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Beiträge: 372
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Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag23.10.2020 21:38

von shatgloom
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Was mir gefällt:
Tolle Idee, runde Geschichte.
Schöner Schreibstil, man taucht richtig in die Geschichte ein.
Vorgabe1 erfüllt durch Anfang mit der regungslosen Crew,
Vorgabe 2 erfüllt durch den leuchtenden Planeten, mit Steinen die leuchten und heilen.

Was ich vermisse:
Dass Miska geheilt wird.
Nein, ich vermisse nichts, alles da.

Was soll ich noch sagen? Eine meiner Lieblings-Geschichten
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holg
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Beiträge: 2395
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag24.10.2020 15:02

von holg
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Cpt. Glover lebt (wie er glaubt) dank leuchtender Steine, killt seine Crew und einen Teil der Rettungsmannschaft und zerfällt zu Staub.

_________________
Why so testerical?
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.10.2020 11:51

von MoL
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Leerer Kommentar. Auf Wunsch kann ein ausführliches Feedback gern bei mir erfragt werden.

_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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chaoticinfinity
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Beiträge: 26
Wohnort: Bayern


Beitrag26.10.2020 17:01

von chaoticinfinity
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Spannend geschrieben, hab ich gern gelesen.
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Gast







Beitrag26.10.2020 19:08

von Gast
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Liebe/r Autor/in,
oh, eine neue Folge Raumschiff Enterprise love! Dein Beitrag trifft einen wunden Punkt bei mir, sozusagen eine Schwachstelle. Okay, ich oute mich als Trekkie.
Zitat:
Die fünfköpfige Crew stand regungslos an den getönten Scheiben und bestaunte die makellose Schönheit unter sich.

Gratuliere, du hast die Vorgabe ›völlige Bewegungslosigkeit und Stille‹ quasi in einem Halbsatz erfüllt! Das muss dir erst mal einer nachmachen. Das Licht-Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und ist ein positives Beispiel dafür, wie man auch diese Aufgabe wunderbar lösen kann.

Zwar schlägt mein Herz für deinen Beitrag, doch im Vergleich zu anderen Geschichten muss ich der Fairness halber erwähnen, dass du – für mein Empfinden – nicht alle sprachlichen und stilistischen Mittel ausgeschöpft hast und ich hier noch Möglichkeiten zum Nacharbeiten sehe.

Mein Geist zu deinem Geist, meine Gedanken zu deinen Gedanken ...
Und? Habe ich dir Punkte gegeben?

LG Katinka
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Yorinde
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 36
Beiträge: 165
Wohnort: Stendal


Beitrag27.10.2020 21:22

von Yorinde
Antworten mit Zitat

Eine solide Geschichte, liest sich fast wie ein Exposé für einen Roman oder ein Drehbuch. Die Handlung erinnerte mich irgendwie ein wenig an zwei Filme, zum einen an Guardians of the Galaxy 2 und an Rapunzel Neu verföhnt (besonders mit dem zu Staub zufallen am Ende). Wink
Aber irgendwie gibt es ja auch wenig, was man ganz neu erfinden kann, häufig verarbeitet man in seinen Texten ja verschiedene Inspirationen. Geht mir auch so.

Eine kleine Sache ist mir aufgefallen. In diesem Absatz hast du mehrere Perspektivwechsel drin:

Zitat:
Miska schluckte. »Das war wirklich gemein von ihr.«
Glover kam auf sie zu. »Du hättest das alles nicht sehen sollen. Tut mir leid.« Er packte ihren Kopf und schlug ihn hart gegen die Wand. Wechsel von ihr zu ihm. Miska sackte zusammen. Blut tropfte ihre Schläfe hinunter. Glover nahm sie auf die Arme und trug sie zur nächsten Schleuse. Sie begann, sich zu rühren. Er holte tief Luft, schloss die Augen und öffnete die Außentür. Wie eine alte Puppe warf er Miska einige Schritte vom Schiff entfernt in einen Graben. Wechsel von ihm zu ihr. Sie kniff geblendet die Augen zusammen und versuchte benommen, hinaufzuklettern, aber das Geröll bröckelte unter ihr weg. Wechsel von ihr zu ihm. Glover zog sich sein Halstuch als Sichtschutz vor die Augen, stieg ihr nach, tastete nach einem Felsbrocken und schlug ihn aus aller Kraft auf die schon halb verheilte Platzwunde. Geübt erklomm er den Grabenrand und trat lose Steine über sie. Nach Luft schnappend rannte er zurück und schloss die Schleuse hinter sich. Japsend sackte er zusammen und kroch auf das erlösende Zischen der einströmenden Atemluft zu. Er atmete tief durch, zog das Tuch herunter und rieb sich die Augen, die vom grellen Licht draußen schmerzten.


Das liest sich dadurch etwas holprig. Mit ein paar Umformulierungen sicherlich aber gut zu ändern.
Viele Grüße, Yorinde


_________________
Es heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten. Hin und wieder sollten wir dem Leben aber auch einen Stift leihen.
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag28.10.2020 00:20

von Eliane
Antworten mit Zitat

Damit ich die Beiträge einigermaßen gerecht bewerten kann, vergebe ich jeweils maximal 5 Punkte für:
Thema "Licht": 5
Beginn "Stille / Unfall / Verfolgungsjagd": 5
Genre Phantastik: 5
Schreibstil: 3
persönlicher Eindruck: 3
Summe: 21

SciFi, schön love Inhaltlich top, auch die Aufgabe mit dem Licht als Hauptthema super gelöst. Handwerklich finde ich noch ein paar Mängel, die vielleicht nicht da wären, wenn es nicht das Wortlimit gäbe: Die Übergänge holpern ein wenig, z.B. als Miska zurück auf die Krankenstation geht - da wäre ein bisschen mehr Motivation gut gewesen (warum ausgerechnet jetzt?). Und manchmal nimmt die Ausdrucksweise ungewollt die Spannung raus, z.B. "Glover kam herein." - das klingt so gemütlich, als wollte er sich an den Kaffeetisch setzen, ich merke gar nicht, dass er Miska überrascht. Vielleicht könntest Du das auch durch eine Änderung in der Reihenfolge des Ablaufes hinkriegen - sie hört ein Geräusch, schaut über die Schulter, deckt die Leiche schnell zu. Oder so ähnlich.

Trotzdem insgesamt eine solide Geschichte mit schön ausgearbeiteter Story und auf jeden Fall Punktekandidat.
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2819



Beitrag28.10.2020 07:06

von Maunzilla
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Eine schöne, runde Geschichte, mit einem guten Ende. Angenehm zu lesen, unterhaltsam. Sie gehört zu meinen Favoriten.

_________________
"Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^=
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag28.10.2020 09:32

von nicolailevin
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Eine Raumpatrouille findet auf einem Planeten ein gestrandetes Raumschiff, dessen Kapitän seit fast 60 Jahren auf Rettung wartet. Er hat auf dem Planeten heilende Steine, einen Jungbrunnen, entdeckt und für diese Steine getötet. Er tötet noch einmal, als ihm einer der Retter auf die Spur kommt. Sein Traum von Reichtum und ewigem Leben zerfällt aber, als er auf der Rückreise mit seinen Rettern feststellen muss, dass die Steine nur auf dem Planeten wirken.

Die Idee finde ich gut, eine klassische Sci-Fi-Story, die sich um menschliche Grundfragen vom Sterben und von der Gier dreht. Solide Sache, stabil erzählt. Nüchtern, sachlich, sehr technisch.

Dabei verschenkt der Text für meine Begriffe sogar noch viel weiteres Potenzial. Am Interessantesten ist natürlich der gierige, grausame Captain Glover. Der sitzt in seinem havarierten Raumschiff, auf seinem Schatz, mit der Schuld seiner Tat im Rücken und wartet darauf, gerettet zu werden. Jahr um Jahr. Dass er nicht altert und den Tod nicht nahen fühlt, macht ihm das Warten vielleicht leichter, aber nicht kürzer … Von all dem erfahren wir aber gar nichts, weil wir ihm erst mit den Rettern begegnen – ich finde diese Perspektive zwar naheliegend, aber unglücklich, weil der spannendste Konflikt, der in Glovers Kopf über all die Jahre, uns verborgen bleibt.

Die Beschreibung seines Todes am Ende finde ich gut, das hat was Unerbittliches, Griechisch-Tragisches!

In meiner zweiten Runde knapp an den Punkten vorbeigeglitten.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag28.10.2020 16:35

von anderswolf
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Fake Olds. Oder: Glover geht das Licht aus.

Unterbelichtete Crew trifft auf Leuchtplaneten und seinen einzigen Bewohner, den alten Captain Glover, der sie kräftig hinters Licht führt, die Bordwissenschaftlerin umbringt und sich ungestraft retten lässt. Letztlich trifft Gaslighter Glover aber doch das Schicksal aller alten weißer Männer: Tod durch Hybris (und Alter).

Wieder ein Text mit reinlesbarer Meta-Ebene. Wieder nicht klar, ob das so beabsichtigt war. In anderer Lesereihenfolge wäre mir das vielleicht auch gar nicht so aufgegangen. Andererseits: In einer Zeit, wo ein alter weißer Mann seit Jahren die Welt belügt und mit mehr Schein als Sein sein Image überbeleuchtet, kann man vielleicht auch nicht umhin, darüber zu schreiben. Und dass gerade Miska stirbt, ist da vielleicht nicht ganz unzufällig.

Formal sind die Wettbewerbsvorgaben erfüllt, sprachlich wäre sicherlich mehr Komplexität möglich gewesen. Der Handlung ohne Plausibilitätszweifel zu folgen (und damit meine ich nicht die Prämisse des leuchtenden Planeten, sondern das teilweise haarsträubende Verhalten der Raumfahrer, das an frühe Enterprise-Folgen erinnert) ist teilweise anstrengend, passt aber zu der teilweise großen Naivität, mit der auf Rattenfänger reagiert wird.

Sechs Punkte.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag29.10.2020 21:39

von Constantine
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Bonjour Inko,

ich mache es kurz:
Zitat:
»Was ist das für ein Planet? Woher kommt das Licht?«, fragte Block.
»Ich habe ihn Lucerna getauft, die Lampe. Die Strahlung, die von den Steinen ausgeht, ist unglaublich. Sie ernährt mich, heilt Wunden und füttert das Solarmodul mit genug Energie, um Strom zu erzeugen. Als wir hier gestrandet sind,«  


Eine Weltraum-Mission, die sich zu einer Rettungsaktion entwickelt, dann zum Killer-Thriller mit einem ironisch-tragisch-gerechtem Finale für Glover.
Die Idee insgesamt ansprechend, für Charakterentwicklung oder -tiefe keine Chance wegen der engen Wortanzahl, im Mittelteil kommt mir die Wendung mit dem Mord zu schnell, aber ok, aufgrund der Wortlimitierung muss man die Story vorantreiben und ich finde, die treibst du voran und hast du gut im Griff bis zum Ende.

Gerne gelesen.
Mein sechster Platz: six points.

Merci beaucoup.
Constantine
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag30.10.2020 23:40

von Abari
Antworten mit Zitat

Das ist ok. Stellenweise mir nur zu viel "Drumrum erzählt".

_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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