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Richard Schneckenpost
R Alter: 24 Beiträge: 9 Wohnort: München
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R 26.09.2020 07:09 Brown Eyes von Richard
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Mein Puls beschleunigte sich etwas und ich spürte, wie eine kribbelnde Wärme in mir aufstieg. Er hatte seine Schuhe bereits angezogen und gerade als er seinen Rucksack über die Schulter schwang, überwand ich meine letzten Hemmungen. Die drängende Neugier kitzelte die Frage aus mir heraus, die schon länger in meinem Kopf herumgeisterte: „Hey, ähm, du, darf ich dich noch kurz was fragen?“, ich hob langsam meinen Blick und versuchte, seine Reaktionen in mir aufzusaugen. Alles fühlte sich leicht unwirklich an und das elektrisierende Gefühl von vorhin, als er erzählt hatte, dass er noch nie eine Freundin hatte, gewann an Intensität. „Ja, klar“, antwortete er in seinem lockeren aber gleichzeitig warmen, vorsichtigen Tonfall, als hätte er aus meiner Frage herausgehört, dass ich gerade einige schützende Mauern in mir sinken ließ.
Er blickte mich jetzt direkt an, lehnte sich leicht gegen die Wand vor der Tür, die zum Eingangsbereich führte. Ich wich seinem Blick aus, ich weiß nicht, ob er nur neugierig schaute oder in seinem Bauch bereits die ersten Schmetterlinge ihre Flügel ausbreiteten wie bei mir, als ich fortfuhr: „Ähm, sorry, wenn das jetzt so direkt kommt…, ähm“ – ich verlagerte mein Körpergewicht noch ein letztes Mal auf den anderen Fuß und fühlte mich gleichzeitig bestärkt, weil ich den Blick seiner großen braunen Augen auf mir lasten spürte. „Du bist hetero, oder?“
Endlich schaffte ich es, meinen Blick wieder nach oben zu richten, jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich versuchte, mich zu wappnen, doch da wurde ich umgeworfen, als würden mich Wellen von den Füßen reißen, während sich gleichzeitig ein starker Arm von hinten um meinen Hals legte und mich nach unten zog. Wasser schlug über mir zusammen, alles wurde langsam und zäh und ich sah, wie weiße Luftblasen über mir in Richtung der Wasseroberfläche stoben. Das Intro von Kelly Clarksons Already Gone ertönte im Einklang mit dem Meeresrauschen und ich realisierte die Wärme des starken Körpers, der mich immer noch festhielt. Schließlich ließ er von mir ab und ich fiel, abgebremst durch das Wasser unter mir und fand mich schließlich in der Hülle meines Körpers wieder, als ich direkt in Dominiks Augen blickte.
Er starrt mich an und obwohl die Spannung immens ist, bin ich jetzt innerlich ganz ruhig, wie eine spiegelnde Wasseroberfläche, die so glatt ist, als würde sie an ihren Enden auseinandergezogen.
Ich weiß nicht, wieso man vor wichtigen Ereignissen zunächst nervös und aufgeregt ist und wenn schließlich das Entscheidende passiert, ist die ganze Anspannung wie weggeblasen. Alles wirkt auf einmal ganz klar und logisch, als erfüllten die Geschehnisse einfach nur ihren vorbestimmten Sinn, als würde nun alles in seine Bahnen gelenkt.
Wenn er jetzt sagt, was er zu sagen hat, muss ich also nicht befürchten, in Tränen auszubrechen. Schließlich kenne ich seine Antwort eigentlich schon, denn neun von zehn Typen stehen eben (nur) auf Frauen und heiraten und bekommen Kinder. Wieso sollte gerade er, der nie eine Kette oder einen Ohrring getragen und dessen Stimme nicht den leisesten weiblichen Touch hat, Typen süß finden oder sogar Gefühle für mich haben? Diese Gedanken befinden sich jetzt ruhig wie auf einen Punkt konzentriert in meinem Kopf und ich weiß, dass ich die nächsten Sekunden eigentlich ganz gut verkraften kann. Mit der Bestätigung meiner Erwartung umzugehen, sollte kein allzu erdrückendes Problem darstellen. Immerhin hatte ich es nach anfänglichem Taumel monatelang geschafft, der Flamme, die aufloderte, wenn ich ihn sah, jedes Mal zügig die Luft abzudrehen.
Seine Lippen sehen weich aus, im Licht der Lampe scheinen sie rot und warm. Er ist nicht wirklich überrascht von meiner Frage, und doch bleiben seine großen Augen für ein paar Sekunden an meinen hängen, bevor er etwas antwortet. „Es ist kompliziert“, höre ich die Worte stockend aus seinem Mund dringen. „Ich müsste es wohl mal mit beiden ausprobieren, also mit Mädels und Jungs."
[…]
Mein Herz hüpfte vor Freude und riss mich mit nach oben, sodass ich unter unterdrückten Jauchzern durch mein Zimmer sprang und mir durch den Kopf schwirrte: „Das kann doch nicht wahr sein, wie kann man so viel Glück haben! Ernsthaft, bin ich jetzt im Film?!“ Es fühlte sich wirklich an wie ein Romantik-Klassiker und in diesen Augenblicken gewann ich das Gefühl, dass das doch irgendwie zur Liebe dazugehören musste, dass ich schwebte in meinem kleinen Wohnheimzimmer, in dem ich sonst oft stundenlang am weißen Schreibtisch hockte.
Weitere Werke von Richard:
_________________ Firma valent per se. / Starkes gedeiht von selbst. - Ovid |
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Christof Lais Sperl Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 925 Wohnort: Hangover
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26.09.2020 10:25 Musik unter Wasser? von Christof Lais Sperl
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Lieber Richard. Der Stil ist gut. Aber du fällst dem Leser mit der Tür ins Haus. Warum sofort die Hetero-Theorie? Kannst du das Thema nicht langsamer aufbauen? Dir fehlt sonst die Luft für mehr. Das ähm sorry klingt doch arg nach schlecht gemachter direkter Rede. Und wiso ausgerechnet Kelly C.? Gibt es Gründe für diese Titelwahl? Gäbe es nicht interessantere Musiker, die nur wenige kennen, die man erstmal googeln müsste? Der Stil ist gut, der Inhalt flach. Vlg, C
_________________ Lais |
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Minerva Nachtfalter
Beiträge: 1150 Wohnort: Sterndal
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26.09.2020 10:54 Re: Brown Eyes von Minerva
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Du kannst den Text noch straffen, indem du Füllwörter entfernst.
Richard hat Folgendes geschrieben: | Mein Puls beschleunigte sich etwas und ich spürte, wie eine kribbelnde Wärme in mir aufstieg. Er hatte seine Schuhe bereits angezogen und gerade als er seinen Rucksack über die Schulter schwang, überwand ich meine letzten Hemmungen. Die drängende Neugier kitzelte die Frage aus mir heraus, die schon länger in meinem Kopf herumgeisterte: „Hey, ähm, du, darf ich dich noch kurz was fragen?“, Ich hob langsam meinen Blick und versuchte, seine Reaktionen in mir aufzusaugen. Alles fühlte sich leicht unwirklich an und das elektrisierende Gefühl von vorhin, als er erzählt hatte, dass er noch nie eine Freundin gehabt Zeitform hatte, gewann an Intensität.
(Dialog - Antwort = neue Zeile) „Ja, klar“, antwortete er in seinem lockeren aber gleichzeitig warmen, vorsichtigen Tonfall, als hätte er aus meiner Frage herausgehört, dass ich gerade einige schützende Mauern in mir sinken ließ.
Leerzeile weg
Er blickte mich jetzt direkt an, lehnte sich leicht gegen die Wand vor der Tür, die zum Eingangsbereich führte. Ich wich seinem Blick aus, ich weiß nicht, ob er nur neugierig schaute oder in seinem Bauch bereits die ersten Schmetterlinge ihre Flügel ausbreiteten wie bei mir, als ich fortfuhr: Das hier würde ich wegnehmen, da es zu viel verrät. Wenn, dann anders formulieren. „Ähm, sorry, wenn das jetzt so direkt kommt…, ähm ...“ Ich verlagerte mein Körpergewicht noch ein letztes Mal auf den anderen Fuß und fühlte mich gleichzeitig bestärkt, weil ich den Blick seiner großen braunen Augen auf mir lasten spürte. „Du bist hetero, oder?“
"Bestärkt" im Zusammenhang mit "auf mir lasten" ergibt keinen Sinn. Ich glaube, ich weiß, was du ausdrücken wolltest, aber das kam so nicht an. Mit dem Streichen des einen Wortes erledigt sich das aber.
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So, das wären jetzt meine Vorschläge, wie du deine Texte straffer gestalten könntest. Wörter streichen, die unnöig aufblähen.
Ansonsten lässt es sich vom Stil her gut lesen.
Jetzt stellt sich mir noch die Frage, was das sein/werden soll?
Ist das nur eine Miniatur? So ein kleiner Schreibversuch?
Oder soll es eine Kurzgeschichte werden oder ein Romananfang (dafür scheint es mir aber schon zu ergebnisreich.)
Oder ist es ein Ausschnitt aus einem späteren Teil einer Geschichte?
_________________ ... will alles ganz genau wissen ... |
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marinaheartsnyc Leseratte
Alter: 31 Beiträge: 137
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06.10.2020 10:33
von marinaheartsnyc
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Hi Richard,
ich mag deinen Text und Schreibtstil bis auf kleine Ausnahmen auch, aber wie meine Vorgänger*innen schon gesagt haben, müsste man noch wissen, was der Text genau sein soll, um ihn ein bisschen besser beurteilen zu können.
Den Absatz mag ich sehr, da finde ich, hast du es gut geschafft, ein bekanntes Gefühl in eigene Worte zu packen:
Zitat: | Ich weiß nicht, wieso man vor wichtigen Ereignissen zunächst nervös und aufgeregt ist und wenn schließlich das Entscheidende passiert, ist die ganze Anspannung wie weggeblasen. Alles wirkt auf einmal ganz klar und logisch, als erfüllten die Geschehnisse einfach nur ihren vorbestimmten Sinn, als würde nun alles in seine Bahnen gelenkt. |
Das hingegen klingt mir persönlich leider ein bisschen zu sehr nach der Rom-Kom, auf die du darin anspielst, vor allem die Gedanken:
Zitat: | Mein Herz hüpfte vor Freude und riss mich mit nach oben, sodass ich unter unterdrückten Jauchzern durch mein Zimmer sprang und mir durch den Kopf schwirrte: „Das kann doch nicht wahr sein, wie kann man so viel Glück haben! Ernsthaft, bin ich jetzt im Film?!“ Es fühlte sich wirklich an wie ein Romantik-Klassiker und in diesen Augenblicken gewann ich das Gefühl, dass das doch irgendwie zur Liebe dazugehören musste, |
Insgesamt mag ich deinen Stil aber und würde weiterlesen wollen
Liebe Grüße,
Marina
_________________ Yesterday I was clever, so I wanted to change the world. Today I am wise, so I am changing myself.
- Rumi |
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Richard Schneckenpost
R Alter: 24 Beiträge: 9 Wohnort: München
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R 15.10.2020 13:18
von Richard
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Vielen Dank, dass ihr meinen Beitrag gelesen habt und vor allem für eure Antworten!
Um das vorwegzunehmen, der Text ist nur ein kleiner Schreibversuch. Ich habe mir vorgestellt, ich würde einen Roman schreiben und mit dieser Kernstelle beginnen. Sie würde erst später im Buch auftauchen und es wäre schon viel davor geschehen. Minervas Vermutung ist also richtig, nur, dass ich vom Rest des imaginären Romans vermutlich nichts mehr schreiben werde
Lieber Christof, du hast recht, die wörtliche Rede klingt künstlich. Ich sollte selbst wieder mehr lesen, damit ich ein besseres Gefühl für authentisches Schreiben bekomme.
Kelly Clarkson erkennen heutzutage gar nicht mehr so viele Leute, wenn man nur ihren Namen nennt. Musik ist allgemein ziemliche Geschmackssache und zu meinem flachen Text würde ein melancholisches Lied abseits des Mainstreams wahrscheinlich gar nicht so gut passen. Abgesehen davon mag ich "Already Gone" und in dem Text oben gehört es zu dem Abschnitt über den Flashback (Meerthema). Zugegeben finde ich den Teil ziemlich erzwungen und jeder Leser würde sich denken what the hell. Aber ich mag diese (expressionistischen?) Momente voller Gefühle und Erinnerungen, die im Kopf stattfinden. Bei diesem hier geht es übrigens um das Loslösen von einem Jungen, der vorher da war.
Liebe Minerva, vielen Dank für deine Mühe, den Text technisch aufzuwerten! Ich finde, du hast ein tolles Sprachgefühl und nach deiner Verbesserung hört es sich schon viel viel besser und natürlicher an Ich stimme dir zu bezüglich "Bestärkt", deine Lösung mit dem Streichen des einen Wortes ist super.
Wenn ich das nächste Mal etwas schreibe, werde ich darauf achten, Füllwörter wegzulassen.
Liebe marinaheartsync, die Stelle Zitat: | Mein Herz hüpfte vor Freude und riss mich mit nach oben, sodass ich unter unterdrückten Jauchzern durch mein Zimmer sprang und mir durch den Kopf schwirrte: „Das kann doch nicht wahr sein, wie kann man so viel Glück haben! Ernsthaft, bin ich jetzt im Film?!“ Es fühlte sich wirklich an wie ein Romantik-Klassiker und in diesen Augenblicken gewann ich das Gefühl, dass das doch irgendwie zur Liebe dazugehören musste,
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wirkt wirklich ziemlich platt und wieder konstruiert. Ich denke, es ist Übungssache, dahinzukommen, dass es lebensnäher klingt.
Freut mich, dass dir die andere Stelle gefällt, die mag ich selbst auch
Ich werde mal sehen, ob ich Lust habe, die Geschichte auszubauen; aber ich denke, ich würde davor eher mit etwas neuem beginnen.
Wenn ich übers Daten schreibe, dann sollte ich mehr rausholen, als nur simple aber starke Gefühle, die schon tausendmal in jedem Jugendroman für Mädels durchgekaut wurden. Man kann schließlich so viele Aspekte betrachten, das Machtverhältnis zwischen den Datenden (), vergangene Verletzungen, Lebensansichten,... theoretisch gibt es so viele Möglichkeiten.
Ob ich mehr rausholen könnte, weiß ich nicht; ich weiß nur, dass ich viel Übung dazu bräuchte und vor allem genug kreative Motivation. Die geht mir bei einer Kurzgeschichte hoffentlich nicht zu schnell aus, also sollte ich vielleicht damit weitermachen, dann habe ich wenigstens etwas mit Anfang und Schluss ohne ausgefranste Enden wie hier
Danke nochmal und ich wünsche euch noch einen schönen goldenen Oktober mit mehr Sonnenschein als wir ihn hier genießen dürfen
_________________ Firma valent per se. / Starkes gedeiht von selbst. - Ovid |
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Natalie2210 Klammeraffe
N Alter: 37 Beiträge: 581
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N 16.10.2020 07:55
von Natalie2210
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Hallo Richard,
ich muss gestehen, ich habe deinen Text nur überflogen, am Anfang dachte ich "uh, eine Liebesgeschichte" - die romantische Stimmung war sofort klar, und das ist definitiv positiv für dich, denn es ist, was du schreiben wolltest, ungeachtet dessen, ob ich persönlich nun Liebesgeschichten mag oder nicht. Also Bilder im Kopf entstehen, gut gemacht!
Der Grund, weshalb ich antworte, ist, dass ich bei deiner Antwort hängengeblieben bin:
Zitat: | die wörtliche Rede klingt künstlich. Ich sollte selbst wieder mehr lesen, damit ich ein besseres Gefühl für authentisches Schreiben bekomme. |
Meiner Ansicht nach kommt das Gefühl für eine bessere wörtliche Rede nicht daher, mehr zu lesen. Es kommt daher, seine Figuren zu kennen. Gib ihnen Biographien, spiel mit ihnen, wirf sie in unterschiedliche Situationen (miteinander oder weiteren Charakteren) - finde heraus, wer sie sind und wie sie ticken. Dann kommt das Gefühl dafür, was sie sagen, von ganz alleine, denn alles, was nicht zu dem Charakter passt, fühlt sich für dich falsch an und du wirst es streichen.
lg,
Natalie
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