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Papaya-Salat Schneckenpost
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Beiträge: 5
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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15.10.2020 16:56
von nebenfluss
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Ich wüsste nicht, warum ein sechsjähriges Mädchen/Kind nach Tagen in der Ödnis anders riechen sollte als ein Erwachsener(?)
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Papaya-Salat Schneckenpost
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Beiträge: 5
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MissClara Klammeraffe
Beiträge: 666
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15.10.2020 17:14
von MissClara
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Also ich bin in der Tat auch immer wieder verwundert, dass (meiine) Kinder nicht nach Schweiß riechen, egal wie "verklebt" sie sind. Hab jetzt allerdings noch nicht ausprobiert, wie das ist nach tagelangem Nichtwaschen...
Gerüche... echt schwierig... ich find eher typisch, dass irgendwie alles backt und klebt... Hände, Mundparty... Erde die man kaum unter den Nägeln raus bekommt. Jemand sagte mal, Babys riechen nach frisch gebackenem Brot... das fand ich sehr treffend... könnte man vielleicht auch noch von de Haarschopf einer Sechsjährigen sagen..
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5444 Wohnort: OWL
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15.10.2020 17:18
von Willebroer
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Ja, Kinder riechen ganz anders. Weil der Schweiß keine Hormonbotschaften enthält, zum Beispiel. Kleine Babys riechen angeblich nach Milch, hab ich aber noch nicht ausprobiert. Man weiß nicht immer, ob es das Baby selbst ist oder die Pflegeprodukte.
Wie das nach einer Woche in der Wildnis ist, kann man allerdings nur schwer beurteilen. Kommt auch drauf an, ob das Kind gesund ist.
Geruch ist aber sehr subjektiv. Die meisten Mütter würden ihrem Kind nicht unbedingt einen schlechten Geruch bescheinigen. Aber es sind ja einige hier im Forum. Vielleicht gibt's da noch persönliche Erfahrungen.
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Raven1303 Klammeraffe
Alter: 41 Beiträge: 549 Wohnort: NRW
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15.10.2020 18:34
von Raven1303
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Warte, ich schupper mal grad ...
Also ich kann bestätigen, dass meine Tochter kaum schwitzt oder auch nach ordentlich Sport und Hitze nicht müffelt.
Vor allem beim Schlafen hat sie immernoch diesen wunderbaren Kinderduft. Irgendwie süßlich, kuschelig. Vor allem im Nacken. Echt schwer zu beschreiben.
Aber Brot kommt dem tatsächlich nahe.
_________________ Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke) |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6407 Wohnort: 50189 Elsdorf
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15.10.2020 19:35
von Ralphie
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Lass sie nach Eukalyptusbonbons riechen. Oder nach Kaugummi.
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Raven1303 Klammeraffe
Alter: 41 Beiträge: 549 Wohnort: NRW
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15.10.2020 19:37
von Raven1303
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Der Duft von warmer Milch ist auch noch treffend.
Wenn sie fiebrig sind, dann wird es eher säuerlich.
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Kiara Reißwolf
Alter: 44 Beiträge: 1403 Wohnort: bayerisch-Schwaben
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15.10.2020 19:46 Re: Geruch von Kindern von Kiara
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Papaya-Salat hat Folgendes geschrieben: | Es geht konkret um ein sechsjähriges Mädchen in mittelalterliche Kulisse, allerdings nach einigen Tagen in der Ödnis. Interessant sind für mich typische Eigenheiten des Kindgeruchs, nicht die, die sonst noch dazu kommen (also kein Puder, Creme, Rauch oder was auch sonst). |
Ist die Frage, ob das Mädchen in der Ödnis ihre Notdurft verrichtete und ob es irgendwo einen Bach o. Ä. gab, um sich zu waschen, oder ob Reste, die am Po kleben, entfernt werden (wenn es denn Blätter, flache Steine oder was auch immer gibt) - oder ob sie überhaupt stören, das wäre dann eine Charakterfrage des Kindes, wie es erzogen wurde etc.
_________________ Zum Schweigen fehlen mir die Worte.
- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023) |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2343 Wohnort: Annaburg
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15.10.2020 20:11
von Thomas74
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Wenn du gemein bist: "...roch wie ein Wildschwein nach der Suhle..."
Oder: "...der Geruch nach Schlamm und Wildnis umgab sie wie eine Aura..."
Alternativ: "....Ein Duftgemisch aus Moder und Pipi stieg von ihren schlammverkrusteten Beinen auf..."
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2833
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16.10.2020 02:00
von Maunzilla
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Da die Erzählung wohl im Mittelalter spielt, dürfte es noch schwieriger werden, hier eine realistische Antwort zu finden. Denn die Menschen trugen damals andere Kleidung, haben sich anders ernährt, hatten eine grundsätzlich andere Hygiene und andere körperliche Aktivität. Zum Beispiel trug man damals keine Unterwäsche und die Kleidung bestand nicht aus Baumwolle und Kunstfasern, sondern fast ausschließlich aus Wolle und Leinen. (Bei sehr reichen Leuten auch aus Seide und Baumwolle.)
Es gab keine Waschmaschinen und kein Waschpulver. Also roch die Kleidung auch nach dem Waschen nicht unbedingt frisch. Wobei Wolle relativ geruchneutral ist.
Zu guter Letzt ist Geruch auch etwas sehr induviduelles. Es gibt Menschen mit sehr mildem Geruch und andere, die schon nach ein paar Stunden stinken wie ein nasser Hund (selbst wenn sie trocken sind.)
Die o.g. Pheromone sind übrigens geruchlos, können aber dafür sorgen, daß Gerüche anders wahrgenommen werden.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Papaya-Salat Schneckenpost
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Beiträge: 5
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silke-k-weiler Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 750
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16.10.2020 12:09
von silke-k-weiler
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Hallo,
ich würde noch gerne den Kopfgneis ins Spiel bringen. Im Gegensatz zum Milchschorf ist er harmlos und kann noch bei Schulkindern auftreten. Die beiden Begriffe werden aber gerne synonym gebraucht. Der Geruch hier ist eher ranzig.
Wenn das Kind 6 Jahre alt ist, hat es schon Zähne. Wie sieht es da mit Mundgeruch aus, wenn keine Pflege stattfindet? (Wobei ich nicht weiß, wie die Zahnpflege im Mittelalter aussah.)
Dieser typische leckere Babygeruch verschwindet meiner Meinung nach relativ schnell. Dann fangen sie an, nach den Dingen zu riechen, die sie im Laufe eines Tages an sich schmieren. Schweißgeruch ist in dem Alter aber überhaupt kein Thema.
Viele Grüße
Silke
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8667 Wohnort: Bayern
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16.10.2020 14:06
von Merlinor
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Hallo Papaya-Salat
Ich glaube auch, dass bei einer Sechsjährigen der süßliche Babygeruch nicht mehr vorhanden ist und sie wohl eher nach den Dingen riecht, mit denen sie in Berührung gekommen ist. Einen merkbaren "Kindergeruch" würde ich nach einigen Tagen in der Ödnis bei ihr eher nicht mehr vermuten.
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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Kiara Reißwolf
Alter: 44 Beiträge: 1403 Wohnort: bayerisch-Schwaben
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16.10.2020 14:16
von Kiara
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Papaya-Salat hat Folgendes geschrieben: | weil ich der Szene etwas liebevolles beimessen möchte |
Es interessiert mich, wie du das verbindest. Wenn der Abschnitt lesefertig ist, gerne einstellen.
_________________ Zum Schweigen fehlen mir die Worte.
- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
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Raven1303 Klammeraffe
Alter: 41 Beiträge: 549 Wohnort: NRW
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16.10.2020 14:44
von Raven1303
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Merlinor hat Folgendes geschrieben: | Hallo Papaya-Salat
Ich glaube auch, dass bei einer Sechsjährigen der süßliche Babygeruch nicht mehr vorhanden ist und sie wohl eher nach den Dingen riecht, mit denen sie in Berührung gekommen ist. Einen merkbaren "Kindergeruch" würde ich nach einigen Tagen in der Ödnis bei ihr eher nicht mehr vermuten.
LG Merlinor |
Wie geschrieben hat meine Tochter diesen Duft immer noch an sich und sie ist sechs.
Kann aber tatsächlich sein, dass da auch viel Waschpulver und Shampoo im Spiel ist.
Mundgeruch ist da wie bei uns Großen auch vom Essen, oder wenn sie zu wenig getrunken haben.
@Papaya: Wenn der Duft sehr wichtig ist, dann lies doch mal "das Parfum" da ist sehr viel Beschreibung von auch Körperdüften drin und die Zeit in der es spielt könnte passen.
_________________ Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke) |
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Papaya-Salat Schneckenpost
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Beiträge: 5
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Papaya-Salat Schneckenpost
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Beiträge: 5
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P 19.10.2020 13:29
von Papaya-Salat
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Als die Dämmerung hereinbrach, führte Inëte sie in ein Felsdickicht, wie es in den Sandlanden im-mer mal wieder vorkam. Einer der Felsen ragte wie ein Hauer in den Himmel und in seiner Mitte klaffte ein Spalt. In diesem schlugen sie ihr Lager auf. Das Tageslicht dauerte noch lange genug an, dass Inëte eine der Eidechsen fangen konnte, die das Felsdickicht bewohnten und die zu neugierig waren, um sich zu verstecken.
Bei Sonnenuntergang entzündete sie ein kleines Feuer. Der Felsspalt verbarg das Flackern, und die Nacht den Rauch, also mussten sie nicht fürchten, entdeckt zu werden.
Menefer setzte sich ihr gegenüber an das Feuer und als sie in die Glut starrte, war es, als schaute sie in einen Spiegel. Nach einer Weile sah sie auf. »Ist Bárbados etwas Schlimmes passiert?«
»Was?« Inëte hatte die Eidechse kopfüber auf einen Stock gespießt. Zwei Steine standen bereit, um sie über dem Feuer zu rösten. Jetzt schwebte die Echse auf halbem Weg zwischen Feuer und Frau.
»Kommandant Bárbados. Er ist mit mir aus der Stadt geschlichen, als die Leute in unseren Palast einbrechen wollten. Es waren deine Leute, nicht wahr? Er hat vier getötet. Am Ende ist er weggegangen und hat gesagt, ich soll in diesem Loch bleiben. Wo du mich gefunden hast. Er hat gesagt, er kommt wieder.«
»Hat er das?« Inëte biss sich auf die Lippe. Verfluchter Bárbados. Lieber hätte er das Mädchen er-drosseln sollen, als sie dem Durst zu überlassen. »Ich schätze, dass er nicht wiederkommen konnte.«
»Wegen dem Loch in seinem Bein?«
»Genau. Weges des Loches. Er wird wohl einen Heiler gesucht haben.«
Menefer erwiderte nichts auf diese offensichtliche Lüge, aber Tränen sammelten sich in ihren Au-genwinkeln.
Dieser verfluchte Rauch, dachte Inëte, als sie merkte, wie ansteckend Tränen sein konnten. Er er-füllte den Felsspalt und brannte in den Augen.
»Und Mutter?« Menefer starrte Inëte an. Ihre Augen waren groß und rot. Die Augen eines Kindes, nicht die der Königin. »Ist sie auch weggelaufen? Ist sie aus der Stadt geschlichen, wie wir?«
Inëte legte den Stock mit der Eidechse auf die Steine und beobachtete, wie sich die Flammen auf den Schuppen spiegelten.
Was sollte sie darauf antworten?
Sie hatte gedacht – nein, gehofft – Menefer wüsste um die Wahrheit. Sie hatte die Naivität, die jedem Kind innewohnte, unterschätzt.
Das Mädchen schien die Stummheit endlich ein für alle Mal abgestreift zu haben. »Wir durften ein Sandross leihen, Bárbados und ich. Damit wollten wir nach Westen reiten und dort auf Mutter war-ten. Aber wir hatten zu wenig zu essen und mussten das Sandross freilassen. Durfte Mutter auch ein Sandross leihen?«
»Sicher. Das hätte sie gedurft.«
»Aber jetzt gehen wir nach Norden!«
Inëte wendete die Echse, obgleich es dafür noch zu früh war. »Im Westen ist es nicht sicher. Und es ist zu weit. Sie würden uns abfangen.«
»Aber Mutter wird dort auf uns warten! Wir wollen uns dort die alte Oase anschauen, hat Bárba-dos gesagt. Was soll sie denken, wenn wir nicht kommen?«
»Gar nichts.«
»Was?«
Es war Inëte rausgerutscht. Sie hatte es nie gemocht, zu lügen, und der Goldene Käfig hatte ihr die letzte Lust dazu ausgetrieben. Also musste das Mädchen jetzt eben die Wahrheit ertragen. Jeder hatte die Wahrheit verdient, ob er sie ertragen konnte oder nicht.
»Sie wird nichts darüber denken, weil sie nicht dort ist.« Ehe Menefer fragen konnte, wo sie denn sonst war, fügte sie hinzu: »Sie ist überhaupt nirgendswo. Deine Mutter ist tot. Das Volk hat sie getötet, weil …« Sie hob die Hände auf der Suche nach den richtigen Worten. »Deine Mutter hat nicht immer nur Gutes getan.«
Noch zwei- oder dreimal öffnete sich Menefers Mund, doch kein Wort kam aus ihrem Mund. Stattdessen stürzten sich die Tränen aus ihren Augenwinkeln auf ihre Wangen. Sie begann leise zu schluchzen – lächerlich leise in Anbetracht der Waltränen – und wandte sich ab. Nach einer Weile kroch sie zur Höhlenwand, erbärmlich wie ein sterbender Kojote.
Inëte sah ihr nach. Was war das für ein Kind, dass es seinen Kummer versteckte? Taten Kinder so etwas? Sie wusste es nicht. Sie hatte stets einen weiten Bogen gemacht um dieses tollpatschige Ungemacht. Und jetzt saß sie hier in einer Höhle mit diesem schluchzenden Mädchen und –
Zum Schleißer damit!
Menefer hatte vom Tod ihrer Mutter gewusst. Nicht einmal ein Kind konnte so naiv sein. Warum hatte sie ihn nicht wahrhaben wollen? Hatte sie geglaubt, ihn ungeschehen machen zu können, wenn sie ihn leugnete?
Menefer hatte sich an der Wand eingerollt wie ein Schnurrendenjunges. Ihr Kleid war der einzige Schutz gegen den harten Felsboden. Das Gesicht war der Höhlenwand zugewandt, doch sie bebte bei jedem Schluchzen.
Inëtes Finger gruben sich in den staubigen Fels. Verluste wie die des Kindes schnitten tief. Inëte wusste das. Was hatte das Kind getan, so etwas erleiden zu müssen? Sie stieß stumme Flüche aus. Verfluchte Umstände! Verfluchter Zwölfstich! Verfluchte Königin! Warum hatte sie die Frau sein müssen, die sie war? Warum hatte sie ermordet werden müssen?
Und stillschweigend, aber mit zitternden Zügen verfluchte Inëte sich selbst.
Es dauerte noch eine Weile, bis sie sich überwand, aufzustehen. Sie nahm ihren Umhang und trat hinüber zu Menefer, schleichend wie ein Dieb. Zaghaft legte sie den Stoff über das Mädchen. Sie wollte schon wieder zum Feuer zurückkehren, doch aus irgendeinem Grund zögerte sie.
Ihre Hand fuhr wie von selbst durch das Haar des Mädchens, das rot und zerzaust war. Ihre Finger spürten das Schaudern, das den Körper des Mädchens schüttelte, die Wärme.
Den Schmerz.
Menefer hatte alles verloren. Mutter und Freunde, Erbe und Heimat. Alle, denen sie vertraut hat-te. Selbst Bárbados, ihr Beschützer, war in Penmëla verreckt.
Alles, was Menefer noch hatte, war sie.
Inëte.
Die Feindin.
Ihr wurde schwindelig, doch sie zwang sich, bei dem Mädchen zu bleiben und ihren Kopf zu strei-cheln. Ihr Blick fiel auf ihre tauben Finger, diese bleichen, dreckigen Krallen; und plötzlich weinte sie auch um sich selbst.
Zwei Stunden verbrachte Inëte damit, das Mädchen zu liebkosen. Irgendwann legte sie sich zu ihr unter den Mantel. Menefer drehte sich herum, um ihren Kopf in ihre Brust zu drücken.
Inëte schauderte.
Nie zuvor war sie einem Menschen so nahe gewesen. Nicht seit dem Tod ihrer Mutter.
Sie roch das Mädchen. Den kindlichen Schweiß, der trotz der Strapazen nicht stechend, sondern nach süßem Brot roch; das Duftöl in ihren Haaren, das den Tagen der Entbehrung getrotzt hatte; den Sand, den Wind und den Rauch.
»Was ist, wenn wir kein Schiff finden?«, wisperte Menefer irgendwann mit heiserer Stimme. »Was ist, wenn wir uns kein eigenes Schiff machen können? Wenn uns deine Freunde finden?« Sie schniefte. »Sie werden mich töten, oder?« Sie schob sich ein Stück zurück und blickte hinauf in Inëtes Gesicht. Im Zwielicht funkelten ihre Augen wie die Verheißung der Morgenröte.
Inëte strich über ihre Wange und zögerte einen Moment, ehe sie antwortete: »Das würden sie. Aber sie werden uns nicht finden.«
Es dauerte eine weitere Stunde, bis Menefer die Augen zufielen. Im Schlaf weinte sie weiter. Inëte blieb bei ihr. Verwendete all ihre Kraft darauf, ihr liebevolle Träume einzugeben.
Erst als das Feuer, über dem die Eidechse längst verkohlt war, heruntergebrannt war, erhob sie sich und legte die zwei letzten Scheite nach. Dann holte sie Feder, Farbe und Pergament hervor.
Ein paar letzte Worte musste sie noch schreiben.
»Sie werden uns nicht finden«, flüsterte sie und sah zum Ausgang, wo die Nacht drohte.
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Christoph1990 Leseratte
C
Beiträge: 191
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C 25.11.2020 11:35
von Christoph1990
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Kinder riechen einfach neutral, auch nach einer Woche ohne Bad.
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