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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Phantastisch! 10/2020
Der leere Spiegel

 
 
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag18.10.2020 19:00
Der leere Spiegel
von Rodge
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich öffne die Augen, es ist dunkel. Ich weiß nicht, wo ich bin. Reglos liege ich da, auf einem Untergrund, der sich wie feuchtes Gras anfühlt. Ich überlege, wo ich sein könnte, und mir fällt nichts ein. Ach, das ist mir ja im Grunde schon oft passiert, ich bin einige Nächte nicht zu Hause, wache auf und bin noch so schlaftrunken, dass ich nicht weiß, wo ich bin. Ich warte dann ein paar Sekunden und plötzlich ist alles wieder da. Also setze ich mich aufrecht hin und ertaste dabei nochmals den Boden. Wie es scheint, bin ich tatsächlich auf einer Wiese. Da ich nicht weiß, wie ich hierherkam, muss ich wohl auf einer Wiese eingeschlafen sein. Ich kann mich nicht erinnern. Mein Atem geht schneller, ich drehe den Kopf nach rechts und links, sehe aber nichts. Es ist dunkel. Und zwar so dunkel, dass überhaupt nichts zu sehen ist. Für einen Moment überlege ich, ob ich vielleicht erblindet bin. Ich halte die Hand vor die Augen, aber es ist nichts zu erkennen.

Ich versuche, meinen Atem zu beruhigen, das ist ja peinlich, kaum wache ich auf, ergreift mich die Panik, das kenne ich nicht von mir und in dem Moment, wo ich das denke, wird mir klar, dass ich mich ja doch an etwas erinnern kann. Kann es sein, dass ich träume, frage ich mich und bin sofort beruhigt. Einen Dunkeltraum hatte ich noch nicht. Ich mache den Traumtest, wie ich es nenne. Wenn man im Träumen feststellen will, ob man träumt oder ob man wach ist, macht man etwas Verrücktes, das im wachen Leben nicht möglich ist. Gelingt es, träumt man. Möglichst macht man immer das Gleiche, da es schwer ist, im Träumen sich überhaupt daran zu erinnern. Bei mir ist es immer ein Apfel. Ein grüner Granny Smith. Ich stelle mir vor, wie so ein Apfel auf meiner linken Handfläche erscheint. Ich schaue auf die Stelle, wo meine linke Hand sein sollte. Ich kann nichts erkennen. Ich hebe die Hand, sie ist leer, oder besser, sie fühlt sich leer an, sehen kann ich sie ja nicht, auch ist der Apfel nicht einfach beim Handheben runtergefallen, das hätte ich bemerkt. Also kein Traum, was ist es dann?

Plötzlich erkenne ich weit hinten, ja vielleicht hinten am Horizont, so genau kann ich das nicht sagen, da ich den Horizont ja nicht sehen kann, ein Licht oder besser gesagt ein Leuchten. Es ist noch so dunkel, dass ich mir nicht sicher bin. Ist es wirklich ein Licht, oder bilde ich mir das nur ein? Ich öffne und schließe abwechselnd die Augen. Tatsächlich ist es bei offenen Augen heller, es muss sich also wirklich um ein Licht handeln. Langsam wird es heller. Es wackelt leicht, nach links, dann wieder nach rechts, als würde jemand absichtlich damit winken. Was soll das für ein Licht sein? Plötzlich habe ich ein Lied im Sinn: Bolero von Ravel. Erst ist außer einigen leisen Trommelschlägen kaum etwas zu hören, dann setzt leise eine Querflöte ein, bis ein komplettes Orchester eine so kraftvolle Musik spielt, dass man sich die anfängliche Beinahe-Stille kaum vorstellen kann.

Ein kühler Wind kommt auf und es scheint, als würde das Licht, das auf mich zukommt nicht nur seitlich mit dem Wind hin- und herschwenken, sondern als würde es mal heller und dann wieder dunkler. Ich starre das Licht an in der Hoffnung, etwas Genaueres zu erkennen. Plötzlich weiß ich, was mit mir los ist. Ich bin gestorben und in der Ferne kommt der Tod. Ich muss lachen, so hatte ich mir das Sterben nicht vorgestellt, auch kann ich mich an überhaupt nichts erinnern, woran stirbt man denn, nach einem Unfall vielleicht oder nach einer schweren Krankheit, aber man wacht doch nicht auf einer Wiese auf und sucht den Himmel nach einem Licht ab, oder doch? Das Licht wird heller und ich glaube, zu erkennen, dass es sich um eine Laterne handelt, die von einem kleinen Menschen getragen wird. Das ist doch völlig absurd, ich muss träumen und scheiß auf den Apfeltest, es muss dafür doch eine Erklärung geben. Aber es ist nicht mehr zu leugnen, es kommt ein Kind mit einem Lampion auf mich zu, so einem, wie ich ihn als Kind selbst gebastelt habe, wenn ich zum Herbstanfang – oder war es Erntedank? – an der Hand meiner Mutter loszog, um die Laterne mit den anderen Kindern um die Wette zu schwenken, so lange, bis schließlich die Kerze das Seidenpapier ansengte und dann der ganze Lampion in Flammen aufging. Meine Mutter hat mir dann die Tränen mit einem Taschentuch weggewischt. Hah, fällt mir auf, ich erinnere mich ja doch an etwas, allerdings nur unscharf. Ein genaues Bild von meiner Mutter oder von mir damals kann ich mir nicht machen. Aber an das Lied erinnere ich mich: Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne. Oder so ähnlich.

Bewusst atme ich einige Male ein und wieder aus und warte darauf, dass mir dämmert, was mit mir los ist. Die Laterne ist nun schon so groß, dass ich sehe, dass sie von einem Mädchen getragen wird. Das Mädchen trägt ein gelbes Kleid, das mit jedem Schwenk, den sie mit der Laterne macht, aus einem anderen Winkel angestrahlt wird. Fassungslos schaue ich auf das Mädchen, mir ist so, als kenne ich sie, kann mich aber nicht erinnern, woher. Einige bange Minuten später steht sie vor mir. Sie trägt weiße Kniestrümpfe und Sandalen, für einen Moment frage ich mich, ob das die richtige Kleidung für einen nächtlichen Ausflug auf einer feuchten Wiese ist.

»Hallo Papa«, ruft das Mädchen.
»Hallo«, krächze ich, es klingt wie eine reflexhaft aufgetragene Verszeile, die jetzt gesagt werden muss, weil sie eben dran ist. Ich kenne das Mädchen, weiß aber nicht, wie es heißt. Wenn das wirklich meine Tochter ist, warum kann ich mich dann nicht an sie erinnern?
»Wer bist du denn«, frage ich und lasse alle Eitelkeiten sausen.
»Jazz, deine Tochter«, sagt sie und lächelt mich an. Gar nicht ärgerlich, nicht so, wie ein Kind, dass gerade erleben muss, dass der eigene Vater nicht weiß, wie es heißt.
»Ein schöner Name«, entfährt es mir.
»Ja, das sagt Mama auch immer. Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich gar nicht sagen kann, ob  er schön ist oder nicht«.

Es gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Vor mir steht meine Tochter, irgendwo ist ihre Mutter und doch weiß ich überhaupt nicht, wer und wo ich bin. Ich fasse all meinen Mut zusammen.
»Wo sind wir hier?«, frage ich und obwohl ich möchte, dass meine Stimme fest klingt, kommt doch nur eine Art Gebrabbel heraus, ich hoffe, sie versteht überhaupt, was ich gesagt habe.
»In der Zwischenwelt«, antwortet Jazz ruhig. Ich sehe sie an, sie lächelt, wie jemand, der genau versteht, warum ich überhaupt keine Ahnung habe, wo ich bin. Ich komme mir nicht wie ihr Papa, sondern mehr wie ihr kleiner Bruder vor, dem man alles erklären muss.
»Was ist die Zwischenwelt?«, frage ich und hoffe immer noch, dass ich doch nur träume und gleich aufwachen werde. Jazz lächelt mich immer noch an.
»Du hast es mir mal so erklärt: Wenn man von der einen in die andere Welt will, muss man hier durch. Jede Welt hat ihren festen Platz in der Seele, alle Erinnerungen, Gefühle, Eindrücke sind wie Bauklötzchen auf einem Spiegel. Will man die Welten wechseln, müssen zunächst die alten Klötzchen weggepustet werden, bevor man die neuen draufstellen kann, verstehst du?«.
Ich schaue sie an, ich verstehe, was sie sagt, aber nicht, was sie meint.
»Also die Klötzchen der alten Welt müssen weg?«, wiederhole ich.
Jazz nickt.
»Sind sie denn schon alle weg?«, fragt sie.
Ich überlege, tatsächlich kann ich mich ja an kaum etwas erinnern.
»Ich weiß noch, wie ich mit meiner Mutter als Kind auf einem Herbsttagumzug war«, triumphiere ich. Wie blöd von mir, denke ich, eigentlich darf ich mich ja an gar nichts mehr erinnern. Auch der Bolero fällt mir wieder ein. Oder ist der schon von der neuen Welt?
»Dann ist der Spiegel noch nicht ganz leer«, sagt sie.
»Welcher Spiegel«, frage ich, ich bin jetzt vollends verwirrt.
Jazz kommt ganz nah an mich ran, legt ihre rechte Hand auf meine rechte Schulter, und ich spüre, wie sie mich mit frischem Atem anhaucht und es kommt mir vor, als würde ihr Atem durch mich durch gehen.
»Jetzt ist der Spiegel leer«, sagt das Mädchen.

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Gast







Beitrag19.10.2020 02:14

von Gast
Antworten mit Zitat

interessante geschichte
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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 540
Wohnort: NRW


Beitrag19.10.2020 09:18

von Raven1303
Antworten mit Zitat

Liebe/r Unbekannte/r

Dein Stil gefällt mir. Er ist schön zu lesen und alle Anforderungen an den Text sind erfüllt, leider passiert nicht so viel.
Deine Pointe habe ich am Ende nicht so richtig verstanden.

Liebe Grüße


_________________
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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Westmonster
Wortedrechsler


Beiträge: 94



Beitrag19.10.2020 21:12

von Westmonster
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Also die Art, wie die Geschichte geschrieben ist, hat mich ja schon in ihren Bann gezogen, muss ich sagen. Aber ich kam einfach nicht dahinter, was da los ist!? Confused

_________________
Many Things in Life will Catch your Eye.
Only a few will Catch your Heart.
Pursue Those.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6153
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag20.10.2020 00:43

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo unbekannter Autor, Autorin, heimlich mitschreibende KIs, magische Wesen oder was auch immer,

Ich kommentiere direkt beim ersten Lesen und während ich lese, damit die Leseeindrücke so frisch wie möglich sind. Daher kann es sein, dass ich mal auf etwas hinweise, was sich später im Text noch klärt.
Disclaimer vorweg: All meine Kritiken sind in diesem Wettbewerb hochgradig subjektiv und bedeuten damit eigentlich gar nichts, außer wie mir ein Text persönlich gefallen hat. Ich neige zu Sarkasmus und mache mich auch gerne mal über Dinge lustig. Ich bitte diejenigen, die eine gefühlt zu harte Kritik von mir abbekommen, das nicht persönlich und mit Humor zu nehmen, denn es ist ganz bestimmt nicht böse gemeint. Ich nehme aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn jemand seinen Text bei einem Wettbewerb der ungeschönten und schonungslosen Kritik vorwirft. Wer ein Problem damit hat, möge das Lesen meines Kommentars an dieser Stelle abbrechen.

So, los geht‘s, you have been warned …


Zitat:
Bei mir ist es immer ein Apfel.
Ich bewege die Ellbogen ein paar mal schnell auf und ab. Im Traum schaltet das die Schwerkraft aus und ich kann gleich losfliegen. Ultracool, passiert nur leider viel zu selten. Und richtig verwirrend: Neulich habe ich das mal im Traum jemandem erklärt und dann sogar vorgemacht, bin aber nicht luzide geworden. Das ist mir sonst zwar noch nie passiert, aber ein Reality-check scheint damit auch keine wirklich zuverlässige Methode zu sein, Traum und Realität zu unterscheiden. Okay, irgendwie wusste ich wohl, das ist ein Traum und da geht das, sonst hätte ich das nicht jemandem anders erklären und vormachen können, aber ich hab keine Kontrolle erlangt. Mein Gehirn hat also doch nicht wirklich erkannt, dass es ein Traum war. Ich hab dem anderen dann zwar gesagt, dass ich ihm das jetzt nicht weiter zu erklären brauche, weil er eh nur Teil meines Unterbewusstseins ist, aber bin dann ewig meine Büroschlüssel suchen gegangen und wollte zur (irgendeiner mir so nicht bekannten) Arbeitsstelle. In Luziden Träumen habe ich garantiert was besseres zu tun, als irgendwelche Büroschlüssel zu suchen. Träume können also noch eine ganze Ecke trickreicher sein, als man denkt.

 
Zitat:
um die Laterne mit den anderen Kindern um die Wette zu schwenken, so lange, bis schließlich die Kerze das Seidenpapier ansengte und dann der ganze Lampion in Flammen aufging. Meine Mutter hat mir dann die Tränen mit einem Taschentuch weggewischt.
Ja, das waren noch Zeiten … heute haben die alle diesen billigen LED-Stöcke von Tedi, die brennen zwar nicht ab, aber gehen immer wegen Wackelkontakten aus. Irgendwie war das mit echten Kerzen damals schöner, auch wenn man aufpassen musste.

Zitat:
Ich schaue sie an, ich verstehe, was sie sagt, aber nicht, was sie meint.
Obwohl er es ihr mal erklärt hat? Für mich klingt das nach Reinkarnation. Die Seelen müssen gereinigt werden von ihren Erinnerungen und ihrer Persönlichkeit, damit sie in ein nächstes Leben weiterziehen können. (Übrigens immer mein Problem damit: Wo kommen die neuen Seelen her, wenn die Anzahl der Menschen ständig zunimmt? Das müsste schon über mehrere Welten laufen, dass in einer anderen die Zahl der Einwohner abnimmt, wenn die Anzahl der Seelen konstant bleiben soll)

Zitat:
   »Jetzt ist der Spiegel leer«, sagt das Mädchen.
Eigentlich dürfte sie ihn dann nicht mehr verstehen, weil er auch keine Sprache mehr kennt.

So, jetzt habe ich beim Lesen mehr zu meinen Gedanken als zu deiner Geschichte gesagt. Aber vielleicht ist das auch interessant für dich, was ich beim Lesen gedacht habe, denn es zeigt ja, dass deine Geschichte mich gedanklich erreicht. Leider finde ich sie letztendlich ein bisschen dünn. Sie ist gut zu lesen und definitiv nicht uninteressant, aber wir erfahren nichts über den Vater, nichts darüber, wie er gestorben ist und auch alles weitere bleibt (wortwörtlich) im Dunkeln. Nur eine Idee, wie sich Reinkarnation anfühlen könnte, und das ist mir als Essenz einer Geschichte irgendwie zu wenig, auch wenn sie sich noch so gut lesen lässt. Emotional erreicht sie mich auch nicht, da ich zu wenig über die Personen weiß, um ein emotionales Verhältnis aufbauen zu können.

beste Grüße,
Veith


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag20.10.2020 13:12

von d.frank
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Drüber gelesen, weil zu ausufernd. Die Geschichte kommt einfach nicht auf den Punkt und dann, als sie es endlich tut, ist auch schon alles vorbei.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag20.10.2020 19:16

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

sehr ruhig, fast bedächtig. Jemand wacht irgendwo auf, hat keine Ahnung, wo er sich befindet, versucht sich zu orientieren, dann kommt das Mädchen mit dem Licht. Das ist mir alles fast zu ruhig. Zumal ich die Sache mit dem Spiegel auch nicht verstehe.
Sprachlich habe ich nichts auszusetzen. Das ist es nicht, was mich so auf Abstand hält. Aber ich bekomme für mich kein Bild zu fassen. Und wenn selbst der Papa nicht versteht, was seine Tochter meint, wie kann ich das dann als Außenstehender leisten?

Die Vorgaben betrachte ich weitgehend als erfüllt.

Liebe Grüße
Silke
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Gast







Beitrag22.10.2020 19:45

von Gast
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in,
Zitat:
Da ich nicht weiß, wie ich hierherkam, muss ich wohl auf einer Wiese eingeschlafen sein.

Klingt logisch Laughing.

Jetzt aber ernsthaft: Ich finde, dir ist eine durchaus ansprechende Geschichte gelungen, die für den Leser mit einem feinen Zusammenspiel von Spiegel- und Lichtmetaphorik aufwartet, überhaupt lebt dein Text von der zweiten Bedeutungsebene. Ein bisschen abgedreht, mag ich, so was.
Klare, schnörkellose Sprache, manchmal vielleicht etwas zu monoton (viermal hintereinander einen Satz mit ›ich‹ zu beginnen, liest sich ein wenig eintönig), dein Beitrag unterhält und beschäftigt mich über das Lesen hinaus, was will man mehr?
Die Wettbewerbsvorgaben hast du fantasievoll umgesetzt, und möglicherweise lasse ich am Ende den ein oder anderen Punkt hier ...

LG Katinka
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4290

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag22.10.2020 20:29

von hobbes
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Hä? Man erkläre mir bitte diese Geschichte. Ich habe ein paar Vermutungen, aber bevor ich die in Worte fasse, komme ich lieber noch mal wieder (und lese erneut).

Davon abgesehen: schon wieder eine Geschichte, bei der mich der Präsens stört. Auch hier wieder: normalerweise mag ich den sehr, eine natürliche Abneigung kann es also nicht sein. Irgendwie kommt rein rechter Schwung auf, es ist auch hier mehr Bericht als Erzählen.
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Gast







Beitrag23.10.2020 16:53

von Gast
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Ein Mann stirbt. In der Erzählung wird der Übergang zwischen Leben und Tod ("Zwischenwelt") geschildert, wo ein ihm unbekanntes Mädchen, das sich aber als seine Tochter vorstellt, ihm den weiteren Verlauf erklärt.

Vorgaben:

  => Völlige Stille und Bewegungslosigkeit am Anfang: Ja.
  => Licht als zentrales Element: Ja, in Form einer symbolischen Laterne.
  => Phantastische Elemente: Offensichtlich erfüllt.

=> Vorgaben erfüllt.

Ausgestaltung:

Eher lieblos und flach. Statt der Tochter, die keine ist, könnte auch irgendeine andere phantastische Gestalt die "Führung" übernehmen. Das Ganze hat einen touch von Erklärbär.

Die Frage der mysteriösen Nicht-Tochter wird in keinerlei Kontext gestellt oder auch nur ansatzweise beantwortet. Das sind schon zwei Hinweise darauf, dass der Geschichte ein zusammenhängender Faden fehlt.

Auch der Spiegel, der der Erzählung immerhin den Namen gibt, taucht erst kurz vor Schluss auf und hat irgendwie keine richtige Funktion. LeserIN würde erwarten, dass dabei der große überraschende Aha-Effekt kommt, der die vorherige Geschichte komplett aufklärt - ist aber nicht. Wenn es tatsächlich ein Spiegel wäre, würde doch die "Tochter" sich selber sehen; oder, wenn die vorherige "Bauklotzerklärung" stimmt, müsste der Prota doch sich selbst oder eine Version seiner selbst sehen können (aber da Jazz die Geschichte mit "Jetzt ist der Spiegel leer" beendet, sitzt sie ja auf der Vorderseite). Also für mich nicht sehr schlüssig.

Vom Handwerklichen her soweit ok, aber es reicht nicht für Punkte.
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag25.10.2020 00:12

von MoL
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Leerer Kommentar. Auf Wunsch kann ein ausführliches Feedback gern bei mir erfragt werden.

_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag27.10.2020 11:09

von anderswolf
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Jazzhands. Oder: Scheiß auf den Apfeltest.

Das LI ist evtl. gestorben, leidet evtl. am Endstadium serieller Amnesie, seine lichttragende Tochter, die gleichzeitig nach einem Musikstil, einer Apfelsorte und einem Autmodell benannt wurde, fungiert als infodumpender Psychopomp und bläst ihm auch noch das letzte Licht auf der Torte aus. Wobei das Ausblasen von Licht vielleicht ein besseres Bild gewesen wäre als das Wegpusten von Klötzchen, aber sei es drum.
Anfangs ist die Geschichte unfreiwillig komisch (wie bspw. "Das ist ja peinlich" als Reaktion auf eine potentielle Erblindung [Tage später geht mir auf, das Peinliche meint die Aufwachpanik, was aber auch keinen Sinn ergibt]), später unfreiwillig verwirrend, im Ganzen wegen des vertraut klingenden Settings eher belanglos. In der anderen Geistverschmelzungsgeschichte schrieb ich: schon häufig anderswo und anderswie gelesen und gesehen. Das trifft hier auch zu.

Formal ok, wenngleich sich wahrscheinlich über die Relevanz des Lichts in der Geschichte streiten ließe.

Keine Punkte.
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nicolailevin
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Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag27.10.2020 18:20

von nicolailevin
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Hm, da erwacht also jemand auf einer Wiese im Dunkeln, weiß sich nicht zurechtzufinden, meint, dass er träumt. Dann kommt ein kleines Mädchen, seine Tochter, mit einer Laterne, sie sagt ihm, er sei in der Zwischenwelt und müsse sich von seinen Erinnerungen lösen, um ins Jenseits, die Reinkarnation, den Himmel (man weiß es nicht so genau) aufgenommen zu werden.

Geschrieben ist das rund und flüssig – es liest sich angenehm und gut. Ich mag auch die kleinen Elemente zwischenrein, den Apfeltest und dann diesen kleinen Wutausbruch des Helden. Insgesamt aber ist das Motiv ‚Huch, ich bin ja tot‘ für meine Begriffe zu ausgetreten und abgemäht, um mich zu überraschen oder für die Story zu begeistern.
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shatgloom
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 372
NaNoWriMo: 27985
Wohnort: ja, gelegentlich


Beitrag28.10.2020 16:20

von shatgloom
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Ich habe diesen Text ein paar Mal gelesen und verstehe ihn immer noch nicht.
Ich glaube, der Mann liegt im Sterben und trifft im Hinübergleiten auf seine Tochter. An sich schön geschrieben, ich kann mich auch gut in die Stimmung hineinversetzen.
Das Licht spielt für mich hier eine zu kleine Rolle.
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firstoffertio
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Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
Podcast-Sonderpreis Silberner Sturmschaden


Beitrag30.10.2020 22:27

von firstoffertio
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Die erste Hälfte hier finde ich recht spannend.
Als dann aber Tochter und Papa da sind, und die Zwischenwelt, da war ich eher enttäuscht.
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Abari
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Alter: 43
Beiträge: 1838
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Der bronzene Durchblick


Beitrag31.10.2020 15:48

von Abari
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Spannend. Ich weiß noch nicht ganz, ob ich mich in dieser Zwischenwelt zurecht finde, aber immerhin fühle ich mich in der Erzählhaltung und textimmanent wohl.

_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag01.11.2020 05:56

von Eliane
Antworten mit Zitat

Damit ich die Beiträge einigermaßen gerecht bewerten kann, vergebe ich jeweils maximal 5 Punkte für:
Thema "Licht": 3
Beginn "Stille / Unfall / Verfolgungsjagd": 5
Genre Phantastik: 5
Schreibstil: 3
persönlicher Eindruck: 2
Summe:18

Eine Geschichte, die auf mich irgendwie schnell geschrieben wirkt, als wäre da noch mehr drin gewesen, wenn man sich mehr Zeit gelassen, einmal mehr überarbeitet hätte. Flüchtigkeitsfehler bei der Zeichensetzung etc. unterstützen diesen Eindruck. Und das Thema Licht könnte etwas deutlicher herausgearbeitet sein.
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Minnewall
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 133
Wohnort: Bonn


Beitrag01.11.2020 11:22

von Minnewall
Antworten mit Zitat

Ein melancholischer Text, der mich traurig stimmte; auf gute Weise.
Gefallen hat mir vor allem die Beschreibung, wie man Träume als solche entlarven kann und die Idee mit dem Granny Smith. Auch die ein oder andere Formulierung, dieser lockerflockige Ton, empfand ich als gelungen, er verleiht dem Text eine erfrischend eigene Note, das mag ich immer sehr.

Die Wettbewerbsthematik selbst spielt im Text eine eher untergeordnete Rolle, zumindest meinem Empfinden nach, weshalb es hier Abzüge gibt. Auch lässt mich die Geschichte mit einer Ratlosigkeit zurück, bei der ich das Gefühl habe, gar keine sein zu wollen.

Punkte wird's dennoch geben -- wie viele, das weiß ich noch nicht.
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Sue Rovia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 30
Beiträge: 586
Wohnort: Metronom
Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag01.11.2020 19:45

von Sue Rovia
Antworten mit Zitat

Ich mag die Idee dieser Zwischenwelt mit dem Mädchen Jazz - ich glaube da ein Motiv zu erkennen, das mich vor einigen Jahren sehr beschäftigt hat. Der Anfang lädt mich zum Überfliegen ein, auch das Gespräch zwischen dem Ich-Erzähler und Jazz will nicht recht haften bleiben. Ein Text, bei dem für mich die Idee stärker ist als ihre (hier vorliegende) Umsetzung.
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag02.11.2020 09:51

von Rodge
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Anmerkungen! So richtig funktioniert hat die Geschichte wohl nicht, wie ich euren Bemerkungen entnehme. Aber verzeiht, mein erster (und vielleicht auch einziger Ausflug) in dieses Genre. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob es da überhaupt so richtig reinpasst.

Keineswegs aber will ich mich mit fremden Federn schmücken. Der Begriff "Leerer Spiegel" ist dem Zen-Buddhismus entlehnt und es gibt ein Buch mit diesem Titel von Janwillem van de Wetering, der von seiner Erfahrung in einem Zen-Kloster berichtet und der später Krimis geschrieben hat, die ich vor einigen Jahren begeistert gelesen habe.

Danke fürs Lesen und bewerten!
Rodge
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