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Koubert Wortedrechsler
Beiträge: 80
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05.10.2020 15:34 Dialekt - wie schriftlich darstellen? von Koubert
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Hallo in die Runde,
wie handhabt ihr es, wenn eine Figur deutlichen Dialekt spricht? Schreibt ihr das in der wörtlichen Rede irgendwie aus? Oder erwähnt ihr das lediglich einmal bei der Einführung der Figur?
Eine meiner Figuren soll einen sehr deutlichen norddeutschen/Hamburger Dialekt sprechen. Gefühlt kommt das nicht richtig zur Geltung, wenn ich es nur beschreibe, aber nicht zeige.
Als Beispiel:
"Moin", grüßte Hannes in die Runde. Er sprach mit starkem Dialekt, beinahe so, wie Lenas Großvater früher.
"Ich habe da mal was vorbereitet. Schaut euch das mal an."
oder
"Ick hab da wat vorbereitet. Kiekt euch dat mol an."
Gleichzeitig darf die Figur nicht zu weit ins Plattdeutsche rutschen.
Vom Lesekomfort her: Ist es da angenehmer, die erste Version zu lesen oder kann man die Figur weiter so sprechen lassen wie im zweiten Beispiel? Sie taucht an vier Stellen im Buch auf, jeweils für ein ganzes Kapitel (ca 10-15 Seiten), und redet da dann auch viel.
Danke für Meinungen und Tipps!
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Care Leseratte
C
Beiträge: 124 Wohnort: Österreich
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C 05.10.2020 15:40
von Care
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Ich schreibe Dialekt, Akzente und ähnliche Sprachgewohnheiten aus, wobei ich mich bemühe, dass die Sätze auch für Nichteingeweihte lesbar bleiben. Meiner Meinung nach gewinnen die Texte dadurch an Lebendigkeit.
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Raven1303 Klammeraffe
Alter: 41 Beiträge: 548 Wohnort: NRW
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05.10.2020 16:19
von Raven1303
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Ja ich schreibe Dialekte auch aus. Allerdings nur bei Nebenfiguren. Bei den Protas mit viel Redeanteil würde das sonst vielleicht zu anstrengend.
_________________ Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke) |
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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05.10.2020 17:09
von Abari
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Kommt drauf an. Bei Nebenfiguren, die auch wieder verschwinden, deutlich, aber nicht übermäßig dialektal gefärbt:
"Dit Janze jeht mir mächtig auffen Zeicher, weijens die Kinder", regte sie sich auf.
Bei Hauptfiguren streue ich zuweilen mal einen Satz ein, was die Figur als menschlich markiert und zuweilen in "Erregungszuständen" oder zum Lächerlichmachen vorkommt:
"Sie wollen hierher? Das jibt's doch wohl jar nich! Saachen Se mal, ham Se se noch alle?", fragte Peter, rot im Gesicht. "Da müssen Sie schon etwas mehr vorweisen."
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6407 Wohnort: 50189 Elsdorf
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05.10.2020 17:26
von Ralphie
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Vorsicht vor den Dialekten! Wenn ihr die nicht genau trefft, macht ihr euch lächerlich.
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2832
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06.10.2020 03:22
von Maunzilla
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Entweder richtig oder gar nicht. Aber auf keinen Fall solche albernen Pseudo-Dialekte verwenden.
Und nach Möglichkeit nicht das ganze Buch so schreiben.
Da ich mit der Dialekt-Literatur nicht vertraut bin, verzichte ich in meinen Werken darauf, bzw. beschränke es auf einzelne Wörter und Ausrufe, oder Schimpfwörter, die einer Figur mal herausrutschen. So wie das auch bei echten Menschen ist, die sonst Hochdeutsch sprechen.
Worauf man aber achten sollte, ist, daß sich die Wortwahl in den unterschiedlichen Varietäten des Hochdeutschen unterscheidet. Einen Süddeutschen würde ich nie "Apfelsine" oder "Bemme" sagen lassen, und einen Norddeutschen keine "Bretzen" oder keine "Erdäpfel" kaufen lasssen, usw.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 845 Wohnort: Hamburg
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06.10.2020 10:01
von Rodge
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Als Norddeutscher würde ich "Moin" noch durchgehen lassen, alles andere stört meinen Lesefluß. Wenn ich platt lesen will, kaufe ich mir entweder ein Buch, das nur auf Platt geschrieben ist, oder ich höre beim NDR "Hör mal´n beten to". Gerade Mischformen klingen für mich verkrampft...
Grüße
Rodge
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3221 Wohnort: Frankenberg/Eder
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06.10.2020 10:03
von Taranisa
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Was wir schreiben, soll ja von allen verstanden werden. Daher halte ich es wie Maunzilla und verwende, wo sinnvoll, ortstypische Begriffe und Ausdrücke statt ganzer Sätze im Dialekt, durch die sich evtl. jemand durchquälen muss, um sie zu verstehen.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Koubert Wortedrechsler
Beiträge: 80
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06.10.2020 11:31
von Koubert
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Danke für eure Antworten, sie helfen mir weiter!
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meerenblau Reißwolf
M
Beiträge: 1313
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M 06.10.2020 12:36 Re: Dialekt - wie schriftlich darstellen? von meerenblau
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Koubert hat Folgendes geschrieben: | Hallo in die Runde,
wie handhabt ihr es, wenn eine Figur deutlichen Dialekt spricht? Schreibt ihr das in der wörtlichen Rede irgendwie aus? Oder erwähnt ihr das lediglich einmal bei der Einführung der Figur?
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Ich hatte ein ähnliches Problem, eine der Hauptpersonen berlinerte sehr stark, was in dem kleinen norddeutschen Dorf natürlich auffiel. Ich hab sie dann ihre ersten drei, vier Sätze auf berlinerisch reden lassen und irgendwann hatten sich die Leute dran gewöhnt und sie sprach Hochdeutsch (sie berlinerte natürlich weiter, aber der Text war hochdeutsch).
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6407 Wohnort: 50189 Elsdorf
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06.10.2020 12:52
von Ralphie
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Bei mir war es der ripuarische Dialekt, den außerhalb des Rheinlands niemand versteht. Ich habe mich dann auf das sogenannte Südkurvenkölsch geeinigt, ein Hochdeutsch mit vielen kölschen Wörtern.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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06.10.2020 13:41
von Abari
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Und ich auf "Straßengrabensächsisch" bzw. gemäßigtes Südanhaltinisch/Hallisch.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Christof Lais Sperl Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 942 Wohnort: Hangover
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06.10.2020 14:17 TM von Christof Lais Sperl
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Thomas Mann hat das Problem im Zauberberg und den Buddenbrooks hervorragend gelöst.
_________________ Lais |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2343 Wohnort: Annaburg
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06.10.2020 18:41 Re: TM von Thomas74
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Christof Lais Sperl hat Folgendes geschrieben: | Thomas Mann hat das Problem im Zauberberg und den Buddenbrooks hervorragend gelöst. |
Ja, wie hat er es denn gelöst? Erwartest du jetzt, dass jeder hier die entsprechenden Passagen auswendig kennt?
Ich finde die Variante gut (und nutze sie auch...), vom Hochdeutsch abweichende Begriffe oder Fremd/Schimpfwörter kursiv zu setzen.
Zitat: | " merde!", fauchte Dauphine. "Da passen wir nie durch, verdammt!" |
Kurzzeitige "Sprachfehler" schreibe ich normal, aber nie länger als nötig
Zitat: | Fluchend rappelte sich Candice hoch. Sie verharrte kurz und spuckte einen blutigen Zahn aufs Armaturenbrett. "Du duffelige Planfkuh!", fiel sie über Janet her, die stöhnend über dem Lenkrad hing...
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Für andere Lösungsansätze bin ich aber offen.[/i]
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2832
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06.10.2020 21:11
von Maunzilla
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Habts ihr wirklich so große Schwierigkeiten, andere Dialekte zu verstehen, oder bin ich die seltene Ausnahme, da es mir kaum Probleme bereitet, zu verstehen, was ein Bayer, Kölner, oder Pfälzer erzählt? Ich kann sogar die Niederdeutschen Märchen lesen und verstehe gut 80%.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5443 Wohnort: OWL
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06.10.2020 21:17
von Willebroer
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben: | Ich kann sogar die Niederdeutschen Märchen lesen und verstehe gut 80%. |
Evt. liegt du damit schon höher als das durchschnittliche Textverständnis des durchschnittlichen Chatteilnehmers.
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Epiker Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 289 Wohnort: Österreich
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29.12.2023 23:46
von Epiker
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Ein interessante Frage vor der ich für mein Werk auch gerade stehe. Aktuell tendiere ich dazu es möglichst sparsam zu verwenden und wenn nicht anders möglich höchstens einen oder zwei kurze Sätze pro 2-3 Buchseiten als Fußnoten zu übersetzen, sollte der im Text gefallene Satz für hochdeutsche Ohren einmal wirklich gar nicht verständlich sein.
Was mir jedoch auch aufgefallen ist, ist ein sehr deutlicher Unterschied zwischen gesprochenem und geschriebenem Dialekt. Gibt es das nur im ostösterreichischen Raum so, oder woanders auch?
_________________ Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!
-Homer-
(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein ) |
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fwagner Wortedrechsler
F
Beiträge: 60
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F 30.12.2023 19:12
von fwagner
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Epiker hat Folgendes geschrieben: | Was mir jedoch auch aufgefallen ist, ist ein sehr deutlicher Unterschied zwischen gesprochenem und geschriebenem Dialekt. Gibt es das nur im ostösterreichischen Raum so, oder woanders auch? |
Würde sagen, das liegt daran, dass man mache Laute nicht wirklich akkurat mit unserem Alphabet abbilden kann. Ich spreche ursprünglich Bayrisch, da ist das auch so. Wenn man sich schreibt, kommt es dabei durchaus vor, dass dasselbe Wort von jedem ein klein wenig anders geschrieben wird... aber verstehen tut man sich in der Regel trotzdem ohne Probleme :)
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Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
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30.12.2023 19:31
von Hugin_Hrabnaz
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Für letztgenanntes Phänomen sind drei wesentliche Punkte ursächlich:
Zum einen natürlich, dass keiner der heutigen (ober-)deutschen Dialekte offiziell kodifiziert ist, es also keinen Duden dafür gibt.
Zum anderen ist ein Dialekt nie ein Fixum, sondern immer ein Kontinuum, sprich, er ändert sich von Dorf zu Dorf, und so würde eine Person zwei Dörfer weiter ein schwäbisches Wort, das ich benutze, zwar wohl verstehen, aber möglicherweise bereits anders aussprechen und auch anders schreiben.
Zuletzt verfügen fast alle deutschen Dialekte über Phoneme bzw. Laute, die in der standarddeutschen Schriftsprache fehlen und für die es folgerichtig auch keine Zeichen gibt. Der Dialektschreiber muss sich also entweder für die übliche standarddeutsche Schreibweise entscheiden, läuft dann allerdings Gefahr, dass der Leser nicht richtig reproduzieren kann, wie das Wort klingen soll, oder er muss Sonderzeichen einführen, die er im Glossar lautschriftlich definiert, was manche Leser einfach ignorieren oder gar als störend empfinden werden. Der Krückstock, also der Workaround, ist etwas, das ich "lautschrifteln" nennen würde, weil es die vordefinierten Zeichen des Standarddeutschen hernimmt, um annähernd so zu schreiben, wie es klingen soll. Finde ich optisch und von der Schriftbildästhetik her besonders fürchterlich, aber es dürfte am ehesten dazu führen, dass der nicht Dialektsprecher unter den Lesern weiß, wie dein Text klingen soll.
Ich schreibe Dialektelemente am liebsten mit im Glossar definierten Sonderzeichen, soweit nötig, wohl eingedenk der Tatsache, dass das manchem Leser zu viel Mühe sein wird, das nachzuschlagen. Aber ein phonembasierter Zeichensatz ist letztlich der einzige konsistente Weg, dem Leser die richtige Aussprache zu vermitteln. Wenn er das dann nicht tun mag, kann man halt auch nichts machen.
Ganz generell zur Frage des Einsatzes von Dialekt in deutschsprachiger Prosa: Finde ich sehr gut, wenn es eine Relevanz hat, weil die Herkunft und dergleichen eine Rolle spielt. Ich bin selbst Dialektsprecher und nutze auch den geschriebenen Dialekt gerne als Stilelement (oder im Bereich der Lyrik und für Liedtexte durchaus auch mal ausschließlich), aber als reines Gimmick finde ich es eher störend. Aber das Letztere ist nun eher ein gewissermaßen "politischer" Ansatz, weil mir der Dialekt als Kulturmerkmal zu wertvoll erscheint, um ihn zu verwenden, ohne dass es auf ihn ankäme. Darf man aber natürlich anders sehen, logisch.
Was ich persönlich definitiv nicht machen würde, das ist, einen Dialekt (oder eine Fremdsprache) zu verwenden, die ich nicht nahezu perfekt beherrsche, ohne vor der Veröffentlichung einen absolut sattelfesten Muttersprachler die entsprechenden Passagen Korrektur lesen zu lassen, daraufhin, ob das jemand aus seiner Gegend so sagen, schreiben und verstehen würde.
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Epiker Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 289 Wohnort: Österreich
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03.01.2024 11:53
von Epiker
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Epiker hat Folgendes geschrieben: | Was mir jedoch auch aufgefallen ist, ist ein sehr deutlicher Unterschied zwischen gesprochenem und geschriebenem Dialekt. Gibt es das nur im ostösterreichischen Raum so, oder woanders auch? |
Weil hier auf diesen meinen letzten Post vor allem die Erklärung angeführt wurde das sei so, weil es im Hochdeutschen keine passenden Schriftzeichen für bestimmte Laute gibt, das mein ich gar nicht. Ich meine hauptsächlich Aussprachen von Wörtern und Satzkonstruktionen, die sich durchaus auch mit dem Standartalphabet darstellen lassen und eigentlich auch alle innerhalb des gleichen Dialektsprechgebiets (in meinem Fall Wien, Burgenland und Niederösterreich) im Gesprochenem verwenden, aber niemand im Geschriebenem.
Seit meinem letzten Post habe ich wegen passender Beispiele überlegt, aber das ist schwer festzumachen, weil das eine eher unbewusste Sprachebene ist. In der Situation damit konfrontiert wird man solche Wörter sofort erkennen, aber außerhalb davon ist es schwer Beispiele zu finden, weil man normalerweise nicht bewusst darüber nachdenkt, sondern einfach spricht und schreibt.
Aber ich glaube mir ist jetzt wenigstens ein passendes Beispiel eingefallen. Es passt aber nur so halb, weil es sich dabei um einen Nachnamen handelt (und die durch ihre Formalisierung in Schriftlichem generell anders funktionieren als „normale“ Wörter). Und zwar z.B. der Nachname „Huber“. Dieser wird im Dialektgebiet Ostösterreichs durchwegs „Huawa“ ausgesprochen („Hua“ kurz, „-wa“ betont). Reden zwei Leute untereinander in einem Dialog z.B. vom „Huber Franz“, werden sie es durchwegs als „Huawa Fraunz“ aussprechen. In einem geschriebenem Text/Buch, z.B. in einer dialektalen direkten Redewiedergabe aber würde daraus wieder der „Huber Franz“ bzw. vllt. noch „Huber Fraunz“ werden.
Wie gesagt nur ein halb passendes Beispiel, aber vllt. ist jetzt zumindest ein Fünkchen klarer was ich meine. Dialektwörter, die sich innerhalb des gleichen Sprachraums durch die gleichen Sprecher fundamental voneinander unterscheiden im Gesprochenem und Geschriebenem.
_________________ Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!
-Homer-
(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein ) |
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Hugin_Hrabnaz (N)Ich-Erzähler
Alter: 48 Beiträge: 248 Wohnort: Ulm
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03.01.2024 16:56
von Hugin_Hrabnaz
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Ich denke trotzdem, dass das ein durchaus ähnliches Problemfeld ist, wie jenes der Sonderzeichen bzw. der Phoneme. Wenn du im Dialekt schreibst, dann musst du dich halt entscheiden, ob du am Schriftbild und am Wortdesign der Schriftsprache bleibst, um die Lesbarkeit für eine hohe Zahl an Lesern möglichst hoch zu halten, oder ob es dir wichtiger ist, dem Leser die Möglichkeit zu geben, die Worte aus dem Dialekt möglichst authentisch auszusprechen (dann brauchst du ein phonembasiertes Buchstabenset und musst dich sehr oft von "offiziellen" Schreibweisen verabschieden).
Der "Huber", der im ostösterreichischen der "Huawa" ist, der wäre im Oberschwäbischen der "Huábr", wobei das "á" hier kein "a"-Laut ist, sondern der Schwa-Laut [ə] und das "r" ein Rachen-R [ʁ]. In IPA-Schrift, würde ich meinen, sähe es (ungefähr) so aus, gelernte Phonetiker und Logopäden gerne vortreten:
Standarddeutsch: "Huber" = [ˈhuːbɐ]
Ostösterreichisch: "Huawa" = [ˈhuaːwa]
Oberschwäbisch: "Huábr" = [ˈhuəːbʁ]
Mich dünkt, dass wenn eine Dialektwendung im eigenen Dialektkontinuum wiedergegeben wird, du also eine Zielgruppe in Ostösterreich oder in Oberschwaben hast, dann wirst du durchaus "Huber" schreiben können, weil die Leute eh wissen, wie er auszusprechen ist. Schreibst du aber für eine überregionale Zielgruppe, und legst Wert darauf, dass der Leser in Hamburg, den Huber aus Kirchschlag in der Buckligen Welt richtig ausspricht, dann müsstest du ihn wohl Huawa schreiben.
Da ich sehr viele Texte auf Schwäbisch schreibe, stehe ich auch gerne mal vor diesem Problem, speziell im Rahmen der Klarstellung, ob ein "st", "sp", "sk" nicht in Wirklichkeit ein "schd", "scht", "schp", "schb" oder "schk" ist. Natürlich hat man erstmal die Tendenz, den "Bastian" auch im Dialekt so zu schreiben, wie er im Standarddeutsch geschrieben wird. Ein schwäbischer Leser wird wissen, dass er im Dialekt "Baschdián" klingt, oder gar "Bäschde". Der exterritoriale Leser, wird es aber anders aussprechen.
Das gilt nicht nur für Namen. Im Schwäbischen zwischen Iller und Lech geht etwa die Tendenz dahin, "Muskel" und "Maske" als "Muschgl" und "Maschgá" auszusprechen, westlich der Iller indes als "Musgl" und "Masg".
Das ST/SP-Problem gibt's ja nicht nur in die eine, sondern auch in die andere Richtung: In der Standardsprache sind sie ja am Wortanfang überall "Scht" bzw. "Schp", außer in Gegenden Norddeutschlands, wo wirklich "S'tein" und "S'pitzkohl" gesagt wird.
Zur Klarstellung würde ich da persönlich tatsächlich in Dialekttexten dazu neigen, das Phonetikzeichen "ʃ" auch im Fliestext zu verwenden, um die authentische Reproduktion sicherzustellen, gerade im Bereich der Lyrik.
Dann lautet es zum Beispiel:
Standarddeutsch = "Eine schöne Maske."
Ostoberschwäbisch = "Á ʃená Maʃgá"
Westoberschwäbisch = "Á ʃená Masg"
Sorry fürs Ausufern... über Dialekt und Phonetik könnt ich stundenlang reden. Wenn wichtig ist, dass der Leser wirklich wissen soll, wie genau das klingt, ist es fast unerlässlich, eine phonembasierte Lautschrift zu nutzen, die eben für jeden Laut exakt ein eindeutiges Schriftzeichen nutzt. Aber das macht natürlich ein Glossar unumgänglich und wird manchen Leser stören, keine Frage.
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RaiBruHerte Eselsohr
Beiträge: 305 Wohnort: Rheinf
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03.01.2024 18:04
von RaiBruHerte
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Da ich z.Zt. mit Mundart im Dreyeckland Schweiz, Elsass und Südbaden beschäftigt bin, kenne ich teilweise die Probleme, die sich beim Dialektschreiben ergeben. Beim Schreiben einer Ortschronik mit Anektoden haben wir festgestellt, dass es innerhalb eines Dorfes verschiedene Aussprachen und folgedessen versch. Schreibweisen gibt.
z.B. Von: vo und vu; es ist nicht gravierend aber feststellbar. Einer der Autoren hat lange in Basel gelebt und somit spricht er mit baseldiitschem "Akzent". Es ist spannend. Durch dieses Projekt bin ich auf das Wörterbuchnetz gestossen. Eine tolle Sache. Es enthält Wörterbücher verschiedener Regionen, Themenbereiche, Alte Sprachen,
hier der Link
https://woerterbuchnetz.de/
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