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Realität oder reine Fiktion - Was ist schwerer zu schreiben?

 
 
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MarVeRiCk94
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 29
Beiträge: 116



Beitrag24.08.2020 11:44
Realität oder reine Fiktion - Was ist schwerer zu schreiben?
von MarVeRiCk94
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hey ihr lieben DSFOler,

als ich mich gestern ins Bett gelegt habe und einschlafen wollte, kam mir gerade der Gedanke, was eigentlich schwerer zu schreiben ist - eine Geschichte in der Realität (also unser echten Welt), oder eine Geschichte in einer erfundenen Welt, also hauptsächlich Fantasy oder auch Science-Fiction.

Vielleicht mag die Frage etwas zu abstrakt gestellt sein und für viele fällt es auch unterschiedlich schwer aus, die einen mögen schon seit Jahren Krimis schreiben (und die finden nunmal nicht auf Fantasy-Welten statt), die anderen können damit überhaupt nichts anfangen und erfinden lieber Märchengeschichten in fantastischen Welten.

Wieso ich die Frage stelle, ist hauptsächlich das Problem, was mich jetzt schon seit einiger Zeit verfolgt...
Seit ich das Manuskript meines Fantasy-Epos fertig gestellt habe und nur noch darauf warte, dass ein Verleger es endlich annimmt oder mir ein Lektor mal sagt, was ich noch besser machen kann, habe ich kaum noch etwas geschrieben. Ich hatte nebenbei aus meinen Ideen heraus mal ein Buch angefangen, was vom Ende des zweiten Weltkriegs in Berlin handelt, auch wenn die Protagonisten selbst und ihre Gruppierung frei erfunden sind. Allerdings fällt es mir sehr schwer und ist sehr mühsam für mich, dieses Buch immer wieder zu bearbeiten und weiter zu schreiben, denn jedesmal, wenn ich daran schreiben will, öffne ich erst einmal wieder die 2-3 Wikipedia-Artikel zur Schlacht um Berlin, lese dort einige Absätze doppelt und dreifach bis ich sie verstehe, scrolle rauf und runter, lese mich in den Artikeln fest und vergesse nebenbei, dass ich eigentlich ein Buch schreiben wollte...
Versteht mich nicht falsch, ich habe mit Textanalyse und Recherche kein Problem, aber es macht mir in Hinsicht auf das Buch schreiben schlichtweg keinen Spaß. Auch wenn ich für mein Fantasy-Epos mal Dinge recherchieren musste, wie z.B. die Schiffe am Ende des Mittelalters es überhaupt über den Atlantik geschafft haben, machte es mir doch mehr Spaß, als bis ins kleinste Detail alle Informationen zu den echten Geschehnissen herauszufiltern, um sie dann wahrheitsgetreu in mein Buch einzubauen, wie das jetzt bei meiner Kriegsgeschichte der Fall ist.

Geht es einigen von euch vielleicht manchmal auch so?
Oder haben die erfahreneren Schreiber und Schriftsteller unter euch vielleicht ein paar Tipps, wie man mit dem Problem umgehen kann? Wie schon gesagt, gibt es hier ja sicher den ein oder anderen, der tagtäglich etwas aus der echten Welt schreibt.

Ich sag schon mal Danke und freue mich über jede Antwort von euch smile


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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag24.08.2020 12:45

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Jein?! Es geht mir auch so, dass ich mich in endlose Recherchen flüchte, statt einfach zu schreiben - aber das oft, weil mir "das Thema irgend wie nicht liegt".

Der Plot ist gut, die Geschichte nimmt ihren Gang - und dann kann ich plötzlich keinen Zugang mehr dazu finden. Die Personen sind hölzern, die Beschreibungen fad. Also recherchiere ich, verliere mich in Kleinigkeiten...und habe noch immer nicht den Zugang gefunden.
In der erfundenen Welt erfinde ich dann vielleicht ein Abenteuer, eine neue Person etc. Aber in der an die Realität geknüpfte Welt, dann muss es ja "passen".
Im zweiten Weltkrieg kann der Prota nicht mal eben ein Handy zücken und die Freundin anrufen. Jedes Detail muss stimmen, da muss ich schon ein bißchen mehr dran rum schrauben - ja, ich finde das ist schwerer.


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Katze
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 16



Beitrag24.08.2020 14:54

von Katze
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Zugegebenermaßen spielen meine Geschichten nicht so oft in der realen Welt, wobei ich da dann schon darauf achte, dass mir die Zeit und das Umfeld ein wenig vertraut sind. Wahrscheinlich scheue ich mich auch wirklich, unendlich viel zu recherchieren, um fremde Zeiten und/oder Länder dann richtig zu erfassen.
Im Fantasy-Bereich ist es für mich viel einfacher, weil da alle Länder, Götter, Berufe, Gesetze über Jahre gewachsen sind und mir dadurch vertraut.
Insofern sind für mich meine Fantasy-Welt und meine reale Umwelt beide kein Fremdland.

Ich habe mal versucht, eine Geschichte in der Bronzezeit anzusiedeln und bin kläglich gescheitert. Obwohl, die Recherche war spannend und ich habe echt viel gelernt; vor allem aber wohl, dass am Ende mehr fragen als Antwort übrig blieben.
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
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Alter: 59
Beiträge: 2385
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag24.08.2020 16:27

von Gerling
Antworten mit Zitat

Beides hat seine Tücken. In der realen Welt kann der Leser alles überprüfen und bei Fehlern den mahnenden Finger heben. Vorteil ist, dass alles schon da ist. In einer Fantasiewelt kannst du tun und lassen, was immer du willst. Kann ja keiner behaupten, dass es das, was du beschreibst, nicht gibt. Nachteil ist, du musst diese Welt komplett planen. Da kann man sich schon mal verlieren.

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Natalie2210
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
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Alter: 37
Beiträge: 583



N
Beitrag24.08.2020 22:04

von Natalie2210
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Hallo!

Ich hab mich mal an Fantasy probiert (war meine erste Romanidee, ist auch noch nicht ganz gestorben) aber ich finde es deutlich schwieriger, eine neue Welt zu  logisch aufzubauen. Viel einfacher, die reale Welt zu nehmen!

Aber - und daran mag es liegen - ich gehe bei meinen Geschichten von den Charakteren aus und überlege mir, wie sie reagieren, und eventuell gehen manche Schreiber eher von gewissen Ereignissen oder Gegebenheiten aus und modellieren ihre Charaktere danach. Vielleicht ist dann Fantasy leichter?

lg,
Natalie
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MarVeRiCk94
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 29
Beiträge: 116



Beitrag24.08.2020 22:53

von MarVeRiCk94
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Früher hatte ich auch das Problem, wenn ich eine Geschichte in unserer realen Welt geschrieben habe, habe ich immer so viele, unnötige Details in die Geschichte mit eingebaut, um den Leser zu zeigen: "Guck mal! Hab ich auf meinen Recherchen herausgefunden! Bin ich nicht unglaublich toll? Das hab ich bis ins kleinste Detail herausgefunden!" Schön und gut, aber wen interessieren die ganzen Details, die rein gar nichts mit der Geschichte zu tun haben? Laughing

Die meisten von euch scheinen mir ja hier einer Meinung zu sein, dass eine Fantasy-Welt einfacher zu schreiben ist als in der echten Welt. Aber Natalie sei Dank, wer denkt, sich einfach alles auszudenken, der irrt!
Wenn man in einer Fantasy-Welt schon mehrere Spezies hat, geht's eigentlich auch gleich los mit der Erklärungsnot; wie verständigen sich die Völker? Haben alle die gleiche Sprache und warum? Woran glauben die Völker in der Fantasy-Welt? Glauben die an einen Gott, und warum gibt es da nur einen Gott und nicht mehrere? Hat der Gott auch die Welt geschaffen, oder gab es hier einen anderen Schöpfungsmythos, und wenn ja, warum hat Gott da nicht eingegriffen?

Ihr merkt, ich könnte das eigentlich ewig so fortführen mit der Fragerei. Da ist es dann wichtig, zwischen Details in der Welt und der Geschichte abzuwägen. Man kann und sollte gar nicht jede Frage beantworten. Sonst verliert man sich in Erklärungen smile

Ein schönes Beispiel; in einem meiner Bücher habe ich die Identität eines wichtigen Nebencharakters als wichtige Frage aufgeworfen, aber nie beantwortet, sondern nur immer mit subtilen Hinweisen bestückt, wer der mysteriöse Nebencharakter ist. Mag vielleicht einige nerven, aber so können sich viele Leser eine eigene Fantasie aufbauen und selbst entscheiden, wer mein mysteriöser Nebencharakter ist, und die Schnüffler werden schon herausfinden, wen ich da im Kopf hatte wink


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Elbenkönigin1980
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Beiträge: 1106



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Beitrag25.08.2020 03:31

von Elbenkönigin1980
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Ich schreibe am liebsten Geschichsten, in denen reale Welt und Fantasywelt aufeinandertreffen, das kann spannend werden.
Also solche Sachen, in denen ich alte Sagen neu interpretiere und in die heutige Zeit übertrage, das liebe ich zu schreiben.
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Maunzilla
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Beiträge: 2822



Beitrag25.08.2020 12:04

von Maunzilla
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Ich denke, es spielt keine Rolle, wo eine Geschichte spielt, sondern wovon sie handelt. Ich denke, einem fähigen Autor fällt beides gleich leicht (oder schwer). Für mich ist das fast wie die Frage, was leichter sei: Handball oder Golf spielen?

Muß man für Fantasy eine komplette Welt in allen Details ersinnen? Nein! Viele Autoren (meist Tolkien-Geschädigte ^^") begehen diesen Fehler, was dann für den Leser nicht selten in endlosen Beschreibungen und Erklärungen von Details und Nebensächlichkeiten mündet. Aber man kann eine gute Fantasy-Geschichte auch ganz einfach ohne alle Hintergrund-Informationen schreiben, indem man sich auf das Wesentliche konzentriert, und die Märchenwelt eben geheimnisvoll und unergründlich läßt. In Rotkäppchen wird nicht erklärt, welche Krankheit die Großmutter hat, warum die Mutter die Sachen nicht selber hin bringt, und wer der Vater ist, und auch nicht, wieso der Wolf sprechen kann, woher der Jäger plötzlich auftaucht und wieso die Heldin taub und blind und blöde ist und einen Wolf im Schlafrock nicht von der Großmutter unterscheiden kann... Das gleiche gilt auch für Geschichten in der realen Welt: Für einen historischen Roman muß man viele Recherchen betreiben, aber für eine Geschichte, in der zwölf Männer in einem Raum sitzen und über das Schicksal eines anderen diskutieren, reicht es, gute und glaubwürdige Charaktere zu erfinden.
Eine Geschichte muß nicht unbedingt realistisch, sondern glaubwürdig sein.


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Merlinor
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Beitrag26.08.2020 15:03

von Merlinor
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Ich denke, es spielt keine Rolle, wo eine Geschichte spielt, sondern wovon sie handelt. Ich denke, einem fähigen Autor fällt beides gleich leicht (oder schwer). Für mich ist das fast wie die Frage, was leichter sei: Handball oder Golf spielen? ...


@Maunzilla: Unterschreib!
Ich finde, dass Du es auf den Punkt gebracht hast.
Und ich mag Dein Beispiel mit dem Märchen vom Rotkäppchen ... Laughing

LG Merlinor


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Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

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Elbenkönigin1980
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Beitrag26.08.2020 17:20

von Elbenkönigin1980
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Ich denke, es spielt keine Rolle, wo eine Geschichte spielt, sondern wovon sie handelt. Ich denke, einem fähigen Autor fällt beides gleich leicht (oder schwer). Für mich ist das fast wie die Frage, was leichter sei: Handball oder Golf spielen?

Muß man für Fantasy eine komplette Welt in allen Details ersinnen? Nein! Viele Autoren (meist Tolkien-Geschädigte ^^") begehen diesen Fehler, was dann für den Leser nicht selten in endlosen Beschreibungen und Erklärungen von Details und Nebensächlichkeiten mündet. Aber man kann eine gute Fantasy-Geschichte auch ganz einfach ohne alle Hintergrund-Informationen schreiben, indem man sich auf das Wesentliche konzentriert, und die Märchenwelt eben geheimnisvoll und unergründlich läßt. In Rotkäppchen wird nicht erklärt, welche Krankheit die Großmutter hat, warum die Mutter die Sachen nicht selber hin bringt, und wer der Vater ist, und auch nicht, wieso der Wolf sprechen kann, woher der Jäger plötzlich auftaucht und wieso die Heldin taub und blind und blöde ist und einen Wolf im Schlafrock nicht von der Großmutter unterscheiden kann... Das gleiche gilt auch für Geschichten in der realen Welt: Für einen historischen Roman muß man viele Recherchen betreiben, aber für eine Geschichte, in der zwölf Männer in einem Raum sitzen und über das Schicksal eines anderen diskutieren, reicht es, gute und glaubwürdige Charaktere zu erfinden.
Eine Geschichte muß nicht unbedingt realistisch, sondern glaubwürdig sein.


Ich schreibe am liebsten Fantasy, das in unserer Welt spielt, teilweise basierend auf alten Sagen. Und du hast Recht, eine Geschichte muss nicht unbedingt realistisch sein, Hauptsache die Charaktere kommen glaubwürdig rüber und es ist spannend zu lesen. Bin da ganz deiner Meinung.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

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Beitrag26.08.2020 20:44

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Ich schreibe gerne Histos, weil ich mich sehr für Geschichte interessiere. Weniger, wer wann gegen wen gekämpft hat, sondern wie die Menschen lebten, an was sie glaubten usw. So kann ich auch kaum bekannte Dinge in meine Geschichte einfließen lassen und so auch beliebte Irrtümer geraderücken.
Derzeit sitze ich an einem Fantasy-Roman, bei dem ich jedoch verschiedene Details festgelegt habe. Vorbereitung und Wissen um Regeln und Aufbau der "Spielfläche" brauche ich auch da, um eine solide Basis zu haben, vor deren Hintergrund ich meine Charaktere  agieren lassen kann.
Von daher ist es mMn typabhängig, was als schwieriger empfunden wird.


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Maunzilla
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Beitrag27.08.2020 20:58

von Maunzilla
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Echte Historien-Geschichten sind sehr selten geworden. Das liegt sicher auch daran, daß sie schwerer zugänglich sind. Modernen Lesern fällt es naturgemäß leichter, Kostümgeschichten zu lesen. Also Geschichten, in denen moderne Menschen mit modernen Ideen und Ansichten und Lebensweisen historische Kostüme tragen. Bei Filmen ist es ganz schlimm, weil sie für ein Massenpublikum gemacht sind und immer den aktuellen Zeitgeist spiegeln und nie den historischen.

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Natalie2210
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Beiträge: 583



N
Beitrag27.08.2020 21:10

von Natalie2210
Antworten mit Zitat

Zitat:
  Also Geschichten, in denen moderne Menschen mit modernen Ideen und Ansichten und Lebensweisen historische Kostüme tragen.


Ich behaupte einmal ganz frech, dass sich die Menschen und die Gesellschaft im Allgemeinen nicht viel verändert. In einer Gruppe gab es damals wie heute Außenseiter, Coole, Denker, Neidige, etc.. und die Probleme Liebe, Freundschaft, Verrat, Gewalt, Tod, Krankheit, auch Ausländerhetze oder Standesdünkel gibt es seit jeher. Insofern - die Ausgestaltung ändert sich. Nicht aber die Ziele oder Logik der Handlungen der Protagonisten.

lg,
Natalie
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Elbenkönigin1980
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Beiträge: 1106



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Beitrag28.08.2020 03:21

von Elbenkönigin1980
Antworten mit Zitat

Natalie2210 hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
  Also Geschichten, in denen moderne Menschen mit modernen Ideen und Ansichten und Lebensweisen historische Kostüme tragen.


Ich behaupte einmal ganz frech, dass sich die Menschen und die Gesellschaft im Allgemeinen nicht viel verändert. In einer Gruppe gab es damals wie heute Außenseiter, Coole, Denker, Neidige, etc.. und die Probleme Liebe, Freundschaft, Verrat, Gewalt, Tod, Krankheit, auch Ausländerhetze oder Standesdünkel gibt es seit jeher. Insofern - die Ausgestaltung ändert sich. Nicht aber die Ziele oder Logik der Handlungen der Protagonisten.

lg,
Natalie


Bin ganz deiner Meinung und hab auch leider den Eindruck, dass die Menschheit seitdem sie existiert nichts dazugelernt hat.
Letzendlich waren das auch im Mittelalter oder im alten Rom Menschen die die gleichen Sorgen und Nöte wie wir heute hatten: Im alten Rom gabs den armen Schlucker der im düsteren Mietshaus wohnte und hoffnungsvoll zu den Kämpfen ins Kollosseum ging, nicht nur in der Hoffnung, Blut fließen zu sehen, sondern auch, kostenloses Tierfleisch das oft nach den Kämpfen verteilt wurde um die Kadaver zu entsorgen.
In der gleichen Arena hockte, nur auf einem besseren Platz in den Zuschauerrängen auch der reiche Kaufmann, der sich ebenfalls mal einen ganzen Tag bei blutigen Gladiatorenkämpfen amüsieren wollte, eine ABwechslung zu den üppigen Gelagen daheim in der prunkvollen Villa
Dann gabs natürlich auch den Kaiser und der ging auch dorthin, denn auch er genoss die blutrünstigen Gladiatorenkämpfe.
Verschiedene soziale Klassen, vereint im Blutrausch...so ists auch heute noch, auch wenn die Leute es heute nicht mehr so ausleben...heute reicht ihnen nach einem harten Arbeitstag Fußball oder Trash TV.
Ich schreibe gerade an einem Roman der in der Zukunft spielt, und in der es wieder wie im alten Rom zugeht, ich finde es interessant, die Verhaltensweisen von damals zurückkehren zu lassen, weil ich der Meinung bin, dass die leider immer noch im Menschen drin sind und rauskommen, sobald die Herrschenden es gestatten, und es sogar selbst einführen, zu ihrer eigenen Belustigung.
Das ist das Gedankenspiel, das ich mir für meinen Roman mache....was aus einer völlig enthemmten Menschheit wieder werden kann.
Im Grunde sind die Menschen sich immer gleich in allen Jahrhunderten.
Wir sind nicht moderner als die Menschen damals, wir sind technisch weiter entwickelt, aber ansonsten hat sich nicht viel geändert.
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Rainer Prem
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Alter: 66
Beiträge: 1271
Wohnort: Wiesbaden


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Beitrag28.08.2020 10:31

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Natalie2210 hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
  Also Geschichten, in denen moderne Menschen mit modernen Ideen und Ansichten und Lebensweisen historische Kostüme tragen.


Ich behaupte einmal ganz frech, dass sich die Menschen und die Gesellschaft im Allgemeinen nicht viel verändert. In einer Gruppe gab es damals wie heute Außenseiter, Coole, Denker, Neidige, etc.. und die Probleme Liebe, Freundschaft, Verrat, Gewalt, Tod, Krankheit, auch Ausländerhetze oder Standesdünkel gibt es seit jeher. Insofern - die Ausgestaltung ändert sich. Nicht aber die Ziele oder Logik der Handlungen der Protagonisten.

lg,
Natalie


In der Tat gibt es eine ganze Generation von Schreiber(innen*), für die die Vergangenheit einfach ein bunterer Hintergrund ist als die heutige Zeit. Manchmal kommt es mir vor, als ob diese Leute tatsächlich glauben, man müsste bei solchen Geschichten überhaupt nicht recherchieren, sondern sich nur ein paar Historienschinken über Netflix reinziehen.

Das Schlimmste für mich sind Figuren, die angeblich aus der Unterschicht kommen, nie eine Schule besucht oder gar ein Buch gelesen haben, und dennoch wortgewandt eine fein ausgearbeitete Philosophie des späten 20. oder frühen 21. Jahrhunderts vertreten.

*) Weibliche Pseudonyme sind ja momentan genauso en vogue wie weibliche Protagonisten in männlichen Berufen.

Grüße
Rainer
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Taranisa
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Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag28.08.2020 12:30

von Taranisa
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Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Manchmal kommt es mir vor, als ob diese Leute tatsächlich glauben, man müsste bei solchen Geschichten überhaupt nicht recherchieren, sondern sich nur ein paar Historienschinken über Netflix reinziehen.

Das Schlimmste für mich sind Figuren, die angeblich aus der Unterschicht kommen, nie eine Schule besucht oder gar ein Buch gelesen haben, und dennoch wortgewandt eine fein ausgearbeitete Philosophie des späten 20. oder frühen 21. Jahrhunderts vertreten.


Bei einem Histo finde ich schlecht oder gar nicht recherchiert grausig. Ich recherchiere sehr gerne und ausgiebig, da ich auch die Denkweise der Menschen nachvollziehen möchte, so weit ich diese aus dem Recherchematerial herauslesen kann. Meine Prota kommt für manche Leser anfangs etwas "naiv" rüber, da sie, in einem Dorf aufgewachsen, nur weiß, was der Pfarrer und die Bauern, die ihren Zehnt abliefern, erzählen. Die bekannten Persönlichkeiten stellte ich auch nach bestem Wissen dar.


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Maunzilla
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Beitrag28.08.2020 14:23

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben:
Wir sind nicht moderner als die Menschen damals, wir sind technisch weiter entwickelt, aber ansonsten hat sich nicht viel geändert.

Das mag für die Natur des Menschen im Allgemeinen gelten, nicht aber für seine Kultur und Mentalität.
Japaner, Chinesen, Türken und Mexikaner sind alle Menschen, aber sie denken und reden ganz anders, machen andere Späße, haben andere Dinge die ihnen verhaßt oder heilig sind, ihre Lebensweise, ihre Werte und ihre Kultur unterscheiden sich fundamental. Und genau so ist es auch mit den Zeitaltern. Der Deutsche des Mittelalters hat mit dem unserer Zeit ungefähr so viel gemein, wie der Franzose mit dem Koreaner.


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Nina C
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Beitrag31.08.2020 06:28

von Nina C
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Wenn ich reale Ereignisse als Grundlage nutze, finde ich die Recherche potenziell belastender. Mein „habe ich gerade eingereicht & kaue auf den Fingernägeln“-Projekt dreht sich unter anderem um die Wahrnehmung von Frauen im Pornogeschäft und das war teilweise kein Spaß mehr zu recherchieren. Und das aktuelle spielt teilweise in der Nähe von Falludscha, auch da ist die Recherche oft eher vergnüglich. Ob sie aber deswegen als schwerer im Sinne von arbeitsreicher oder schwieriger einordnen würde – eigentlich nicht. Blutige Krimis ohne Realitätsbezug finde ich hingegen weniger beunruhigend, denn sowohl Leser als auch Autor sind sich ja stets bewusst, dass es sich um reine Fiktion handelt.

Liebe Grüße

Nina


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Beitrag17.09.2020 12:22

von Toonfisch
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Für mich ist das fast wie die Frage, was leichter sei: Handball oder Golf spielen?

 Sich kaputt lachen

Nina C hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich reale Ereignisse als Grundlage nutze, finde ich die Recherche potenziell belastender.

Das bringt es gut auf den Punkt! Daumen hoch²
Es kommt auch darauf an, was der Autor für ein Mensch ist. Recherchen müssen immer sein, auch bei Fantasy. Recherchiere ich allerdings für einen Echtzeitroman über den zweiten Weltkrieg, brauche ich danach eine halbe Stunde Auszeit und Schokolade für die Seele. Laughing
Da denke ich mir lieber einen Krieg aus, wenn ich für meine Handlung einen brauche. Fühlt sich weniger real an.
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Nina C
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Beitrag22.09.2020 01:09

von Nina C
Antworten mit Zitat

Ja, genau das meine ich. Auch der schlimmste ausgedachte Krieg erreicht emotional nicht die Schaurigkeit von Erfahrungsberichten. (Den Effekt hatte ich in den vergangenen drei Jahren leider nur zu Genüge.)

Alles Liebe

Nina


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hans1
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H
Beitrag23.09.2020 01:48

von hans1
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Was ist schwerer, Auto - oder Motorradfahren? Beides muss man beherrschen, aber ab jenem Moment, da du es beherrsct, faellt beides unter die Kathegorie "Handwerkskunst". Wer sich an beidem versuchen will, muss ueben, ueben ueben.
Und dann natuerlich muessen die Recherchen stimmen. Bei meinem letztem Buch habe ich gut 30 Jahre Material gesammelt. In der Endphase richtig recherchiert. Bei meinem vorletztem Buch habe ich 4 Jahre gruendlich recherchiert. Aber bei beiden habe ich das gleiche System benutzt: Zettelkasten.
Der Entwurf muss da sein, auch Kapitel und unter diesen Kapiteln notiere ich die Recherchen zu jenem Kapitel.  Erst wenn ich alles zusammen habe (oder glaube alles zu haben )geht es ans schreiben. Dann kommen automatisch noch zu jedem Kapitel Erweiterungen hinzu, die ich einbauen kann. Was man nicht machen solte, ist, halb zu recherchieren und zu schreiben anfangen, Dann verliehrt man sich im Stoff oder den Personen.

Die Glaubwuerdigkeit der Geschichte und die Psychologie muss stimmen. Um herauszufinden, wie ich feststelle, ob die Psychologie stimmt, versuche ich mich ganz in diese Situation hinein zu versetzen. Frage mich auch, wuerde ich wirklich so reagieren?  Dazu gehoert dann auch, die inneren, also psychologischen Ablaeufe im Menschen zu kennen.

Tip am Rande: sich hinsetzen und nicht von der eigenen Ideen besoffen sein und denken, nun schreibe ich es, sondern sein eigenes Leben erst mal aufschreiben, alle Erinnerungen mit allen damals auftauchenden Gefuehlen. So kann man wenigstens glaubwuerdige Charaktere beschreiben. Aber leider scheinen sehr viele diese Fingeruebungen abzulehnen,weil sie meinen, es sei ja langweilig. Keinesfalls.
Die Chraktere, die psychischen Ablaeufe und die ordentliche Recherche ist das A und O eines guten Buches.
Mit der Zeit wird es ein Automatismus. Und niemals beim schreiben an Geld denken, das man glaubt damit verdienen zu koennen. Nie auch daran denken, dass es irgenwer lesen koennte.

Am besten man erzaehlt sich selber die ganz Geschichte, oder stellt sich vor, man erzaehlt sie dem wirklich bestem Freund oder der Freundin. Denn wer daran denkt, dass fremde Menschen das Manuskript oder Buch mal lesen werden, faengt automatisch an zu kokettieren, auf Wirkung und nicht Ehrlichkeit zu achten. Das merkt der aufmerksame Leser.
Also, nur Mut.
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Radix
Wortedrechsler
R


Beiträge: 69



R
Beitrag24.09.2020 11:09

von Radix
Antworten mit Zitat

Ich lasse mir meine Texte von Word vorlesen, bevor ich sie einer TestleserIn gebe. Es ist eine Computerstimme, klar, mit nicht immer guter Betonung. Trotzdem bringt das etwas Distanz zum Text, was ich für die Überarbeitung hilfreich finde.
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