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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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T 18.09.2020 10:17 Die Lektion des Fürsten von Toonfisch
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Ein kleiner Text für zwischendurch.
Geboren aus einer Schreibübung nach den Nachrichten.
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Mit einem zischenden Geräusch schloss sich das Portal hinter ihm. Er wusste nicht, wie dieses kleine Fleckchen der Erde von ihren Bewohnern genannt wurde, es war ebenso unbedeutend wie die Menschlein, die er gleich treffen würde. Der Höflichkeit wegen hatte er diese Zusammenkunft einberufen lassen, immerhin konnte er sein Erbe nicht verleugnen, auch wenn er es zu gerne würde.
Er machte sich auf den Weg durch die große Eingangshalle, in welcher er erschienen war. Selbst für seinen Geschmack war sie anspruchsvoll gestaltet worden. Nur der Marmorboden störte ein wenig, aufgrund seines Pferdefußes. Mit etwas weniger Eleganz als für ihn üblich schritt und schlitterte er abwechselnd durch die Halle. Zum Glück hatte er dafür gesorgt, dass keine unnötigen Spielzeuge in dieser Nacht zugegen waren, sodass die Halle menschenleer war. Ein kurzer Blick – alle Kameras waren deaktiviert worden. Er stellte den Fuß quer, beugte sich nach vorne und stieß sich mit aller Kraft ab. Hui! Warum sollte nicht auch ein Fürst ab und zu Spaß haben dürfen?
Der Moment währte nur kurz, dann erreichte er den Fahrstuhl. Als dieser ihn in die oberste Etage getragen hatte, stellte der Fürst einigermaßen erleichtert fest, dass hier Teppich lag. Auf diesem Teppich stand eines der Menschlein. Es war rosa wie ein Schweinchen und hatte sich – offenbar ihm zu Ehren – als Pinguin verkleidet. Das musste wohl so eine menschliche Sitte sein, von der er durch seinen ausgiebigen Urlaub noch nicht erfahren hatte. Zitternd deutete das Pinguinschweinchen eine Verbeugung an.
„B-Bitte hier entlang, mein Herr“, stotterte es. Fast war der Fürst enttäuscht darüber, dass es nicht gequiekt hatte, immerhin war Authentizität wichtig. Durch seine unfreiwillige Umschulung vor ein paar Jahrtausenden wusste er wie wichtig es war, sich in eine Rolle richtig reinfallen zu lassen.
In dem Raum, in welchen er nun geführt wurde, reihten sich weitere Schweinchen – wenn auch nicht alle rosa waren - um einen langen Tisch. Als er eintrat, schraken sie hoch. Dieses Mal quiekten tatsächlich einige dabei. Fast hätte er sie für ihren Einsatz gelobt. Auch sie waren verkleidet als Pinguine. Jetzt fühlte sich der Fürst definitiv underdressed. Alle standen auf, man bot ihm einen Platz am Kopf des Tisches an, dann nahmen die Schweinchen wieder Platz.
Alle sahen ihn an. Einen Augenblick genoss er die kriecherische Unterwürfigkeit dieser Kreaturen, dann erhob er die Stimme.
„Ihr seid also die Nachkommen derer, die sich vor so vielen Jahrtausenden in meinen Dienst gestellt haben. Dann berichtet, was ihr während meiner Abwesenheit in meinem Namen erreicht habt.“
Entspannt lehnte der Fürst sich zurück. Ein braunes Schwein mit Scheitel ergriff zuerst das Wort. „Wir haben es geschafft, den Welthunger bis zum heutigen Tag aufrechterhalten zu können.“
Er schenkte dem Scheiteltierchen ein wohlwollendes Nicken. Dann erhob sich der nächste. „Wir haben überall auf der Welt Kriege ausbrechen lassen und so Millionenfache Verzweiflung geschürt.“
„Auch nicht schlecht.“
Ein anderer warf sofort ein „Wir haben dafür gesorgt, dass Menschen ihr ganzes Leben lang arbeiten müssen.“
Der Fürst verzog enttäuscht das Gesicht. „Das ist aber schon ein bisschen wenig, oder?“
„Wir haben aber auch die Artenvielfalt dramatisch reduzieren können, sowohl durch Ausrottung als auch durch Vernichtung der Wälder!“
„Na also, so was will ich hören!“, strahlte er nun und klatschte in die Hände.
„Mein Fürst, dann wird Euch das besonders freuen: Wir haben in Eurem Namen fast sämtliche Industrien auf maximale Umweltschädlichkeit hin umstellen können. Tatsächlich wird der Planet schon bald für Menschen kaum bewohnbar sein.“
„Ihr habt was getan?! Wie konntet ihr das tun?! Ihr habt wohl noch nie etwas von Nachhaltigkeit gehört!“, er schloss die Augen und atmete tief durch. Jetzt einen von ihnen zu rösten würde nur das Gespräch in die Länge ziehen. „Soll das heißen, ich gehe in meinen – bei allem, was recht ist – wohlverdienten Urlaub, vertraue euren Vorfahren meine Spielwiese an und jetzt ist sie kaputt? Wie bitte soll ich das Vati erklären? Hm? Daran hat wieder keiner gedacht! Der wird mir keine neue bauen! Er hat ganz deutlich gesagt „Ich hab keine Lust mehr, spiel du ruhig weiter damit, aber wenn du sie kaputt machst, kriegst du keine neue!“, schönen Dank dafür!“
„Aber mein Fürst, wir wussten das nicht…“, stammelte ein kleines Exemplar.
„Würde die Welt ein T-Shirt tragen, es trüge diese Aufschrift“, seufzte der Fürst. „Nun gut, dann müssen wir jetzt das beste daraus machen. Ideen, wie wir den Laden hier weiter am Laufen halten können?“
Leises Tuscheln. Geduldig wartete er. Dann wandten sich alle Gesichter wieder ihm zu.
„Keine“, bestätigte ein Schwein seine bereits aufkeimende Vermutung.
„Also wenn meine Welt durch eine solche Dummheit zu einem Backofen ohne Leben wird, dann übernehme sicher nicht ich die Verantwortung!“ Er wurde wütend. Der Geruch von verbranntem Leder drang ihm in die Nase, daher erhob er sich rasch aus dem bequemen Stuhl. Während dieser noch leicht schmorte, fuhr der Fürst mit der Hand durch die Luft. Leise surrend entstand erneut ein Portal, durch welches er abreiste. Zurück nach Hause. Als er dort eintraf, wartete schon jemand auf ihn.
„Vati?!“
„Wir sind allein! Nur, weil ich meine Schöpfungen unter einem männlichen Pseudonym veröffentliche, musst du mich nicht immer so nennen! Also, ich hörte, es läuft nicht so gut?“
„Das war ich nicht!“, protestierte der Fürst trotzig, aber kleinlaut.
„Nein? Ich habe dich davor gewarnt, die Menschen unbeaufsichtigt zu lassen. Was glaubst du, warum ich das Projekt aufgegeben habe? Regeln, Strenge und Strafen haben nichts bewirkt. Aber du meintest ja, du könntest es besser. Hat gut funktioniert, nicht wahr?“
„Ich hätte ja nicht damit rechnen können, dass sie gleich ihre Welt zerstören! Hattest du nicht so von diesem Selbsterhaltungstrieb geschwärmt?“
„In der Tat und er funktioniert perfekt. Allerdings hätte ich wohl auch einen Nachkommen-Erhaltungstrieb einbauen sollen.“
„Allwissend, was?“, grinste der Fürst nun schadenfroh. Dann traf ihn der Blitz.
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1741
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18.09.2020 11:19
von Stefanie
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Gefällt mir.
Anfangs etwas klischeehaft, aber das wird zum Ende hin besser.
Die Idee gefällt mir, dass nicht einmal der Teufel möchte, dass die Erde für Menschen unbewohnbar wird.
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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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Natalie2210 Klammeraffe
N Alter: 37 Beiträge: 583
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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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Ebor Wortedrechsler
Beiträge: 73
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18.09.2020 12:45
von Ebor
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Hallo Toonfisch,
Natalie2210 hat Folgendes geschrieben: | der Titel klingt schon sehr nach Groschenroman, jenen Heftchen, die man Billa kaufen kann |
Ich hatte die gleiche Assoziation Der Titel klang für mich auch ein wenig nach Adelsroman ("Fürstenkrone", "Fürstenherz" und Co.). Der Text gefiel mir allerdings sehr gut!
Der Teufel schätzt die Nachhaltigkeit, das ist doch mal etwas Neues. Auch später bei der Stelle mit "Vati" musste ich schmunzeln.
Einzig den ersten Satz fand ich etwas umständlich, "Zischend schloss sich das Portal hinter ihm" hätte mir persönlich besser gefallen. Aber das ist persönliche Präferenz und tut der unterhaltsamen Story keinen Abbruch.
Viele Grüße!
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Elbenkönigin1980 Reißwolf
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Beiträge: 1106
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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21.09.2020 19:30
von V.K.B.
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Hallo Toonfisch,
witzige Geschichte, gerne gelesen. Wie bereits gesagt, der Titel passt nicht ganz. Ich hätte jetzt zwar nicht an Adelsschnulze gedacht, sondern eher an eine politische Parabel, die ins MA verlegt wurde, aber auch nicht an den Fürsten der Finsternis (Verzeih mir, Meister ).
Was das Lesevergnügen etwas gestört hat, sind ein paar falsche Inquit-Formeln, bei denen sich mir die Zehennägel aufrollen. Man kann Sätze nicht grinsen, oder die Augen schließen und auch nicht strahlen und händeklatschen. Das ergibt schlichtweg keinen Sinn. Seufzen kann man auch nur höchstens ein paar Worte, und keine ganzen Sätze. Du solltest da nochmal durchsehen, was wirklich Inquit (sagte, fragte, rief …) und was Handlung ist und das voneinander abgrenzen. Keine Handlungen als Inquits verwenden.
Mehr zu meckern habe ich allerdings nicht gefunden. Höchstens noch ein klitzekleines Logikproblem: Fällt Reduzierung der Arten und Wälder zerstören nicht auch schon in die Kategorie "Spielzeug kaputtmachen"? Da wäre für mich ein anderes Beispiel stimmiger gewesen (Faschismus erfunden, hunderte keativer Folter- und Hinrichtungsarten, Drogen, Massenvernichtungswaffen oder was auch immer). Old Horny scheint ja hier darauf zu stehen, wenn Menschen sich selbst schaden, aber seine Spielwelt sollen sie doch bitte heile lassen.
Gerne gelesen und beste Grüße,
Veith
_________________ Hang the cosmic muse!
Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills … |
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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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T 22.09.2020 10:41
von Toonfisch
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Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben: | und der Schluss ist so herrlich bitterböse |
Ich mag böse.
V.K.B. hat Folgendes geschrieben: | Was das Lesevergnügen etwas gestört hat, sind ein paar falsche Inquit-Formeln, bei denen sich mir die Zehennägel aufrollen. Man kann Sätze nicht grinsen, oder die Augen schließen und auch nicht strahlen und händeklatschen. Das ergibt schlichtweg keinen Sinn. Seufzen kann man auch nur höchstens ein paar Worte, und keine ganzen Sätze. Du solltest da nochmal durchsehen, was wirklich Inquit (sagte, fragte, rief …) und was Handlung ist und das voneinander abgrenzen. Keine Handlungen als Inquits verwenden. |
Danke dir für diesen Kritikpunkt. Ich muss dir leider Recht geben. Ich werde mich bessern, vor allem aus Rücksichtnahme auf deine Zehennägel!
V.K.B. hat Folgendes geschrieben: | Fällt Reduzierung der Arten und Wälder zerstören nicht auch schon in die Kategorie "Spielzeug kaputtmachen"? Da wäre für mich ein anderes Beispiel stimmiger gewesen (Faschismus erfunden, hunderte keativer Folter- und Hinrichtungsarten, Drogen, Massenvernichtungswaffen oder was auch immer). |
Der Gedanke war, dass die Reduzierung des Lebensraumes und der Lebensqualität Chaos schafft, was ja im Sinne des Fürsten wäre. Im Nachhinein wirkt es wirklich ein wenig unlogisch.
Angefangen hat der Text als Schreibübung. Jetzt überlege ich tatsächlich, ihn weiter auszuarbeiten.
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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22.09.2020 13:08
von V.K.B.
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Toonfisch hat Folgendes geschrieben: |
Angefangen hat der Text als Schreibübung. Jetzt überlege ich tatsächlich, ihn weiter auszuarbeiten. | Sei bloß vorsichtig damit. Aus einer bekloppten Schreibübung von mir (Kann man etwas wie einen Hentai-Manga als literarisch anspruchsvolle Geschichte schreiben?) ist inzwischen ein Roman geworden, der mit 1200 Seiten immer noch nicht fertig ist und leider momentan auf Eis liegt, weil ich fürchte, dass dem Projekt die Zielgruppe fehlt. Aber was soll's, es heißt ja, alle 1000 Seiten würde man sich signifikant verbessern und ich habe dabei tatsächlich das Deep-POV Schreiben gelernt.
Zitat: | Der Gedanke war, dass die Reduzierung des Lebensraumes und der Lebensqualität Chaos schafft, was ja im Sinne des Fürsten wäre. | Das hängt stark vom Satansbild ab, das reicht ja von nihilistischer Weltzerstörung (MLO) über Evil Worship (T9A) zum Sozialdarwinismus (LaVey) bis zum Trostspender (Baudelaire) und sogar humanistischer Leitfigur (TST). Schon eine sehr facettenreiche Figur, dieser Teufel …
_________________ Hang the cosmic muse!
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Westmonster Wortedrechsler
Beiträge: 94
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23.09.2020 13:14
von Westmonster
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Gefällt mir, vom ersten bis zum letzten Satz.
Mit den pejorativen "Fleckchen" und "Menschlein" am Anfang drückt sich schon direkt der Hochmut des Fürsten aus, der im nächsten Moment durch die erst un- und dann freiwillige Schlitterfahrt auf dem Marmor komödiantisch selbst verniedlicht wird. Wunderbar gelungen!
Mein neues Lieblingswort ist "Pinguinschweinchen", und ich werde es im Hinterkopf pfleglich aufbewahren, für die nächste Situation in der mir eine teuer berockte Autoritätsperson zur Einschüchterung bestimmte Worte an den Kopf wirft.
Über einzelne Sätze bin ich beim Lesen, was sonst schön flüssig lief, erstmal gestolpert. "Jetzt fühlte sich der Fürst definitiv underdressed" kam für mich z. B. unerwartet, und zwar nicht nur der Anglizismus, sondern auch der Charakterbruch. Ich hätte erwartet, dass er seine Fellhose als den Höhepunkt der Mode einschätzt.
Der Nachhaltigkeits-Showdown war für meinen Geschmack dann viel zu schnell vorbei, da hätte ich mir zumindest ansatzweise eine wütende Metzelei erwartet, und der qualmende Stuhl hat dieses Bedürfnis nicht vollständig stillen können.
Den Schluss finde ich dann wiederum genial, so schön vielschichtig und am Ende auf den Punkt. Da grinst der Leser auch schadenfroh. Zumindest dieser.
Dankeschön, ich war bestens unterhalten!
_________________ Many Things in Life will Catch your Eye.
Only a few will Catch your Heart.
Pursue Those. |
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Bunt Speck Eselsohr
Beiträge: 436 Wohnort: Brimm
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23.09.2020 14:33
von Bunt Speck
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Ich schließe mich an. Ich habe das auch gerne gelesen und fühlte mich sehr an Michael Endes Wunschpusch erinnert ... Beelzebub Irrwitzer und Tyrannja Vamperl waren sicherlich auch unter den Pinguinschweinchen.
Grüße
Bunt
_________________ Don't worry, we're in no hurry.
School's out, what did you expect? |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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25.09.2020 13:07
von Constantine
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Hallo Toonfisch,
danke für deinen kleinen Text für Zwischendurch.
Ich fand den Inhalt unterhaltsam. Darstellungen über Luzifer sind mannigfaltig, aber klar, bei den schwierigen Familienverhältnissen und dem sehr prominenten Vater, bietet die schwere Kindheit und das angespannte Vater-Sohn-Verhältnis einiges an Konflikten, die in globalen Verhaltensauffälligkeiten resultieren. Wenigstens nimmt er keine Drogen.
Der Text macht genau das, was er soll: den Leser unterhalten.
Danke.
LG Constantine
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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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Natalie2210 Klammeraffe
N Alter: 37 Beiträge: 583
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N 29.09.2020 14:23
von Natalie2210
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Wie wäre es mit "Schelte"? Denn das passiert ja in zweifacher Weise. Oder
"Schelte von allerhöchster Stelle"? Das macht vielleicht neugieriger.
Aber ich denke noch nach.
lg,
Natalie
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6155 Wohnort: Nullraum
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29.09.2020 17:21
von V.K.B.
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Vielleicht was satirisch kommentierendes wie "Aufsichtsratssitzungen sind einfach die Hölle" oder so? Oder "Geschäftstreffen" oder "Konferenzen" statt "Aufsichtsratssitzungen", oder was auch immer das eigentlich für eine Zusammenkunft ist.
_________________ Hang the cosmic muse!
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yoshii Wortedrechsler
Beiträge: 61
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30.09.2020 08:42
von yoshii
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Ich fänd etwas Einfaches nett, wie "Zur Hölle!" oder "Höllenfahrt". Ist ja nicht nur der Fürst, der sich dorthin aufmacht, sondern die ganze Menschheit.
Zum Text selbst: Den Einstieg finde ich etwas überbemüht, da sind mir zu viele geplant lustige Elemente drin. Pinguinschweinchen, Pferdefuß und glatter Boden...bisschen over the top. In der Mitte findest Du dann Dein Tempo und Deinen Stil, ab da wird es amüsant und gut lesbar. Ich vermute fast, dass der Anfang ein wenig schwierig war und daher etwas dick aufgetragen wurde? Jedenfalls nichts, was Du nicht mit ner kurzen Überarbeitung geschliffen bekommst.
Alles in allem gefällt mir Dein Einstand und ich würde mich freuen, wenn der werte Herr Fürst eine Gelegenheit bekäme, die 3.547.493 Stufen aus der Hölle heraus zu erklimmen und weiter Unheil auf Erden zu stiften.
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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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T 01.10.2020 13:44 Des Teufels Vertretung von Toonfisch
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Hier die überarbeitete Version unter Berücksichtigung eurer Kritik:
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Zischend schloss sich das Portal hinter ihm. Er wusste nicht, wie dieses kleine Fleckchen der Erde von ihren Bewohnern genannt wurde, es war ebenso unbedeutend wie die Menschlein, die er gleich treffen würde. Der Höflichkeit wegen hatte er diese Zusammenkunft einberufen lassen, immerhin konnte er sein Erbe nicht verleugnen, auch wenn er es zu gerne würde.
Er machte sich auf den Weg durch die große Eingangshalle, in welcher er erschienen war. Selbst für seinen Geschmack wirkte sie anspruchsvoll gestaltet. Nur der Marmorboden störte ein wenig, aufgrund seines Pferdefußes. Mit deutlich weniger Eleganz als für ihn üblich schritt und schlitterte er abwechselnd durch die Halle. Zum Glück hatte er dafür gesorgt, dass keine unnötigen Spielzeuge in dieser Nacht zugegen waren, sodass die Halle menschenleer war. Ein kurzer Blick – keine der Überwachsungskameras war in dieser Nacht aktiv.
Der peinliche Moment währte nur kurz, dann erreichte er den Fahrstuhl. In der obersten Etage angelangt stellte der Fürst einigermaßen erleichtert fest, dass hier Teppich lag. Auf diesem Teppich stand eines der Menschlein. Es war rosa wie ein Schweinchen und war – offenbar ihm zu Ehren – als Pinguin verkleidet. Das musste wohl so eine menschliche Sitte sein, von der er durch seinen ausgiebigen Urlaub noch nichts wusste. Zitternd deutete das Pinguinschweinchen eine Verbeugung an.
„B-Bitte hier entlang, mein Herr“, stotterte es. Fast war der Fürst enttäuscht darüber, dass es nicht gequiekt hatte, immerhin war Authentizität wichtig. Durch seine unfreiwillige Umschulung vor ein paar Jahrtausenden wusste er wie wichtig es war, sich in eine Rolle richtig reinfallen zu lassen.
In dem Raum, in welchen er nun geführt wurde, reihten sich weitere Schweinchen – wenn auch nicht alle rosa waren - um einen langen Tisch. Als er eintrat, schraken sie hoch. Dieses Mal quiekten tatsächlich einige dabei. Fast hätte er sie für ihren Einsatz gelobt. Auch sie waren verkleidet als Pinguine. Anscheinend wussten sie nicht, dass der moderne Mann heute Fell an den Beinen trug und ansonsten auf jedwede Bekleidung verzichtete, doch er sah großzügig über dieses fehlende Stilbewusstsein hinweg.
Alle standen auf, man bot ihm einen Platz am Kopf des Tisches an, dann nahmen die Schweinchen wieder Platz. Alle sahen ihn an. Einen Augenblick genoss er die kriecherische Unterwürfigkeit dieser Kreaturen, dann erhob er die Stimme.
„Ihr seid also die Nachkommen derer, die sich vor so vielen Jahrtausenden in meinen Dienst gestellt haben. Dann berichtet, was ihr während meiner Abwesenheit in meinem Namen erreicht habt.“
Entspannt lehnte der Fürst sich zurück. Ein braunes Schwein mit Scheitel ergriff zuerst das Wort. „Wir haben es geschafft, den Welthunger bis zum heutigen Tag aufrechterhalten zu können.“
Er schenkte dem Scheiteltierchen ein wohlwollendes Nicken. Dann erhob sich der nächste. „Wir haben überall auf der Welt Kriege ausbrechen lassen und so Millionenfache Verzweiflung geschürt.“
„Auch nicht schlecht.“
Ein anderer warf sofort ein „Wir haben dafür gesorgt, dass Menschen ihr ganzes Leben lang arbeiten müssen.“
Der Fürst verzog enttäuscht das Gesicht. „Das ist aber schon ein bisschen wenig, oder?“
„Wir haben aber auch die Artenvielfalt dramatisch reduzieren können, sowohl durch Ausrottung als auch durch Vernichtung der Wälder!“
„Na also, so was will ich hören!“, kommentierte er freudig und klatschte in die Hände.
„Mein Fürst, dann wird Euch das besonders freuen: Wir haben in Eurem Namen fast sämtliche Industrien auf maximale Umweltschädlichkeit hin umstellen können. Tatsächlich wird der Planet schon bald für Menschen kaum bewohnbar sein.“
„Ihr habt was getan?! Wie konntet ihr das tun?! Ihr habt wohl noch nie etwas von Nachhaltigkeit gehört!“, er schloss die Augen und atmete tief durch. Jetzt einen von ihnen zu rösten würde nur das Gespräch in die Länge ziehen. „Soll das heißen, ich gehe in meinen – bei allem, was recht ist – wohlverdienten Urlaub, vertraue euren Vorfahren meine Spielwiese an und jetzt ist sie kaputt? Wie bitte soll ich das Vati erklären? Hm? Daran hat wieder keiner gedacht! Der wird mir keine neue bauen! Er hat deutlich gesagt:
„Ich hab keine Lust mehr, spiel du ruhig weiter damit, aber wenn du sie kaputt machst, kriegst du keine neue!“,
schönen Dank dafür!“
„Aber mein Fürst, wir wussten das nicht…“, stammelte ein kleines Exemplar.
„Würde die Welt ein T-Shirt tragen, es trüge diese Aufschrift“, kommentierte der Fürst leicht resignierend. „Nun gut, dann müssen wir jetzt das Beste daraus machen. Ideen, wie wir den Laden hier weiter am Laufen halten können?“
Leises Tuscheln. Geduldig wartete er. Dann wandten sich alle Gesichter wieder ihm zu.
„Keine“, bestätigte ein Schwein seine bereits aufkeimende Vermutung.
„Also wenn meine Welt durch eine solche Dummheit zu einem Backofen ohne Leben wird, dann übernehme sicher nicht ich die Verantwortung!“ Er wurde wütend. Am liebsten hätte er diese unfähigen Kreaturen für ihre Ignoranz seinem Eigentum gegenüber an Ort und Stelle vernichtet allerdings war es schwer, heutzutage gutes Personal zu finden. Er deutete auf das Schweinchen, welches ihm so voller Stolz von dieser Dummheit berichtet hatte und schreiend fuhr es zur Hölle. „Seht ihr das?“, sprach der Fürst, sie alle nacheinander bedrohlich anfunkelnd, „Das ist Nachhaltigkeit!“
Die Luft fing an zu flimmern und der Geruch von verbranntem Leder drang ihm in die Nase, daher erhob er sich rasch aus dem bequemen Stuhl. Während dieser noch leicht schmorte, fuhr der Fürst mit der Hand durch die Luft. Leise surrend entstand erneut ein Portal, durch welches er abreiste. Zurück nach Hause. Als er dort eintraf, wartete schon jemand auf ihn.
„Vati?!“
„Wir sind allein! Nur, weil ich meine Schöpfungen unter einem männlichen Pseudonym veröffentliche, musst du mich nicht immer so nennen! Also, ich hörte, es läuft nicht so gut?“
„Das war ich nicht!“, protestierte der Fürst trotzig, aber kleinlaut.
„Nein? Ich habe dich davor gewarnt, die Menschen unbeaufsichtigt zu lassen. Was glaubst du, warum ich das Projekt aufgegeben habe? Regeln, Strenge und Strafen haben nichts bewirkt. Aber du meintest ja, du könntest es besser. Hat gut funktioniert, nicht wahr?“
„Ich hätte ja nicht damit rechnen können, dass sie gleich ihre Welt zerstören! Hattest du nicht so von diesem Selbsterhaltungstrieb geschwärmt?“
„In der Tat und er funktioniert perfekt. Allerdings hätte ich wohl auch einen Nachkommen-Erhaltungstrieb einbauen sollen.“
„Allwissend, was?“, grinste der Fürst nun schadenfroh. Dann traf ihn der Blitz.
12Wie es weitergeht »
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Düsterhöft Gänsefüßchen
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Beiträge: 38 Wohnort: Bayern
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D 01.10.2020 21:37
von Düsterhöft
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Grundsätzlich ist das ja mir dem Humor immer so eine Sache. Aber diese Sache finde ich äußerst rund und erfreulich. Ich liebe es zum Lachen gebracht zu werden und ein Teufel, der über den Marmorboden schlittert und schließlich drüber saust, nur so aus Spaß - herrlich!
Und dann traf ihn der Blitz - mehr als plausibel und wohlverdient! Vielen Dank!
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wohe Klammeraffe
W Alter: 71 Beiträge: 632 Wohnort: Berlin
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W 02.10.2020 20:03
von wohe
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@yoshii
wie zum Teufel kommst Du auf 3.547.493 Stufen?
@Toonfisch
Sehr guter Einstand. Habe mich köstlich amüsiert. Einfach weiter so.
MfG Wohe
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Toonfisch Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 36 Wohnort: Hamburg
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