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Mangel an Originalität

 
 
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Kien
Wortedrechsler
K


Beiträge: 53



K
Beitrag04.09.2020 15:40
Mangel an Originalität
von Kien
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Ideen, die ich habe, sind selten originell. Damit meine ich nicht unbedingt den Plot oder die Charaktere, sondern eher die in der Geschichte aufgegriffenen Thematiken, Gedanken, Leitmotive etc. Meine Sujets sind in der Regel Versatzstücke aus vielen Büchern, die ich gelesen habe und die ich, mit anderen Worten, versuche zu umschreiben, meist deutlich schlechter als das Original. Ich habe an sich ein breit aufgestelltes Interessengebiet, über das ich gerne schreiben würde, dann fällt mir aber ein, dass dieses oder jenes Thema bereits in einem anderen Roman ausführlich und tiefgründig behandelt wurde und ich komme von meiner Idee wieder ab. Ich bin zudem ein Mensch, der nicht sonderlich kreativ ist, d.h. ich brauche in der Regel sehr lange, um auf neue Ansätze zu stoßen, diese Ansätze sind dann wiederum auch Fragmente von anderen Texten, die ich gelesen habe ad nauseam.

Gibt es eine Möglichkeit, diese Problematik aufzulösen und neue Ideen zu generieren? Was hilft, um "origineller" zu werden? Das altbekannte "einfach mehr schreiben"? Was mir fehlt, ist glaube ich der persönliche Austausch mit anderen Menschen, denen ich meine Ideen vortragen kann und die mir wiederum ihre eigenen Gedanken darlegen. Ich fände es allerdings ein wenig befremdlich, Freunde oder Bekannte mit prätentiösen Gedankengängen auf die Nerven zu gehen. Wie geht ihr damit um?
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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 540
Wohnort: NRW


Beitrag04.09.2020 16:09

von Raven1303
Antworten mit Zitat

Hm, schwierig.
Ich beginne ein Buchprojekt, wenn ich Lust auf ein Thema habe und dazu schon eine vage Idee.
Dann denke ich auch erst lange darüber nach, leihe mir vielleicht Fachliteratur dazu aus oder inspirierende Bücher und schreibe mal einen Plot.
Ich spreche viel mit meinem Mann über die Ideen und manchmal sind meine Kids auch eine gute Inspirationsquelle Laughing
Vielleicht bist zu zu verbissen und zu perfektionistisch am Anfang?
Viele Ideen kommen wir dann wenn ich schreibe.
Wenn die Figuren ein Eigenleben entwickeln.
Manchmal, wenn ich ziemlich am Ende des Buches war, hatte ich dann noch eine geniale Idee und hab die dann einfach noch eingeflochten und beim Überarbeiten geändert.
Wenn es konkrete Bücher gibt, die dein Thema schon behandeln, solltest du schon versuchen, ihnen einen eigenen Touch und deinen persönlichen Schliff zu geben.
Vielleicht hast du ja eine Schreibgruppe bei dir vor Ort?
Ich glaube man kann hier auf eine geschlossene Gruppe gründen, um an einem Projekt zu arbeiten. Vielleicht wäre das ja auch etwas für dich?

LG


_________________
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3221
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag04.09.2020 16:24

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Wenn ich eine Idee habe, die sich für mich stimmig anfühlt, fange ich mit dem Plotten an und versuche, passende Konflikte einzubauen, damit die Geschichte möglichst spannend wird. Über die Originalität denke ich nicht großartig nach, frei dem Motto, das alles schon einmal dagewesen ist. Wie viele Geschichten basieren z.B. auf dem gleichen Thema wie "Romeo und Julia" oder "Aschenputtel". Einer meiner Lieblingsromane ist "Die Nebel von Avalon", in dem die Artus-Sage aus Sicht seiner Halbschwester erzählt wird.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5443
Wohnort: OWL


Beitrag04.09.2020 17:56

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Man kann sich auch bei bekannten Themen überlegen, ob es nicht eine neue Perspektive (wie oben erwähnt) oder ganz überraschende Zusammenhänge gibt. Diese Art von Kreativität kann man üben, manchmal auch abgucken, wie andere es machen. Am ehesten scheint das zu gelingen, wenn man sich mal ganz von dem ursprünglichen Konzept löst. Aber dafür kann man nur schwer irgendwelche Rezepte angeben.  

U. U. kann auch einfach eine akribische Detailarbeit den Reiz ausmachen, auch wenn die Inhalte für sich nicht so originell sind.
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag05.09.2020 09:07

von Rodge
Antworten mit Zitat

Möglicherweise (soll heißen, ich weiß es nicht, ich spekuliere nur) sind deine Figuren noch nicht ausgefeilt genug. Wenn die Figuren stereotypisch sind, wird es die Geschichte möglicherweise auch. Also könntest du ihnen Facetten mitgeben, die nicht alltäglich sind und die sie unverwechselbar machen.
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Kien
Wortedrechsler
K


Beiträge: 53



K
Beitrag05.09.2020 10:10

von Kien
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für die Antworten, da sind schon mal einige gute Tipps dabei, insbesondere eine Schreibgruppe könnte ein guter Ort sein, um kreativ zu werden. Ich werde wahrscheinlich auch erst einmal ein bisschen Fachliteratur wälzen, um mich mit den Thematiken, die mich interessieren, vertrauter zu machen; wahrscheinlich kommen neue Ideen dann ganz von allein.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1735



Beitrag05.09.2020 10:24

von Stefanie
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Es wächst ja immer wieder eine neue Generation von Lesern heran, die die Klassiker noch nicht kennen.
Auch Der Herr der Ringe hat seinen Ursprung in alten Sagen.
Insofern musst du nicht die komplett neue Idee haben, es reicht, wenn du alte Ideen neu kombinierst und ihnen neue Aspekte abgewinnst.
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Wholocked
Gänsefüßchen
W


Beiträge: 16



W
Beitrag08.09.2020 19:39
Re: Mangel an Originalität
von Wholocked
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Kien hat Folgendes geschrieben:
Ich habe an sich ein breit aufgestelltes Interessengebiet, über das ich gerne schreiben würde, dann fällt mir aber ein, dass dieses oder jenes Thema bereits in einem anderen Roman ausführlich und tiefgründig behandelt wurde und ich komme von meiner Idee wieder ab.


Davon würde ich mich erst einmal nicht entmutigen bzw. von dem Thema abbringen lassen, wenn du gerne darüber schreiben möchtest. Wie schon einige andere angemerkt haben: (Fast) alles wurde schon einmal gesagt.

Du könntest z.B. überlegen, warum das Thema gerade jetzt wieder aktuell ist, welches Setting dem Ganzen vielleicht einen neuen Dreh geben könnte, aus welcher Perspektive dieses Thema bisher noch nicht so oft beschrieben wurde, aber für dich interessant wäre... So könntest du das (vielleicht in deiner Wahrnehmung abgegraste) Thema aufgreifen und zugleich in ein neues Licht rücken...
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Mogmeier
Geschlecht:männlichGrobspalter

Moderator
Alter: 50
Beiträge: 2677
Wohnort: Reutlingen


Beitrag09.09.2020 05:17

von Mogmeier
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Hallo Kien,

die Antwort bzw. Lösung deiner hier aufgezeigten Problematik steckt in deinem Eingangsbeitrag zu diesem Thread bereits drin. Aber ich fange mal von einer ganz anderen Seite an.

Eine Idee an sich kann so als Idee erstmal weder als originell noch un-originell bezeichnet werden, denn es ist erstmal nur eine Idee. Stell dir vor, du hast die Idee, dir ein Haus zu bauen (ja, diese Idee haben viele), und dieses Haus soll dabei auch noch originell aussehen, will sagen, sich von anderen Häusern sprichwörtlich abheben (also sprichwörtlich und nicht buchstäblich), soll dann, ja okay, irgendwie zu den anderen Häusern darum herum passen, aber dennoch einzigartig hervorstechen. Wir kommen hierbei unweigerlich auf das Thema Architektur zu sprechen. – Fühle dich also als Architekt deiner Idee!

Und jetzt komme ich noch mal auf deinen Eingangsbeitrag zurück. Deine, wie du es nennst, Versatzstücke bringen dich in Richtung Architektur (Kreativität) nicht weiter. Ergo: Finger weg davon!
Kreativität lässt sich aus ganz anderen Schreibexperimenten [besser] schöpfen, und das ganz ohne Zwang, jetzt wirklich originell schreiben zu müssen. Mein absoluter Favorit diesbezüglich ist das »Automatische Schreiben«.

Viele Grüße
Mog


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Laotse
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MissClara
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 666



Beitrag09.09.2020 10:23
Re: Mangel an Originalität
von MissClara
Antworten mit Zitat

Kien hat Folgendes geschrieben:

 Was mir fehlt, ist glaube ich der persönliche Austausch mit anderen Menschen, denen ich meine Ideen vortragen kann und die mir wiederum ihre eigenen Gedanken darlegen. Ich fände es allerdings ein wenig befremdlich, Freunde oder Bekannte mit prätentiösen Gedankengängen auf die Nerven zu gehen. Wie geht ihr damit um?


Hast du schon mal überlegt, wo es in deiner Gegend Schreibwerkstätten gibt? Literatur- oder Kulturhäuser sind hier oft eine gute Anlaufstelle. Dabei drauf achten, dass es keine Seminare sind, sondern wirklich Werkstätten - dh. unter Anleitung eines Dozenten stellen alle ihre Projekte vor und entwickeln sie weiter. Könnte mir vorstellen, dass dir das hilft.

Ich schließe mich Mogmeier an, die Ideen an sich sind eigentlich weder originell noch unoriginell, es ist die Umsetzung und der kontinuierliche Schliff, der daraus etwas Interessantes entstehen lässt.
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag09.09.2020 12:19

von Nina
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hallo kien,

i am keen on knowing if you are inzwischen so richtig originell geworden?
oder wie is the lage in the ghetto (sorry) in at the moment? do you need
more kluge ratbängs (= ratschläge)?
ich hätte noch ein paar. wenn du nur noch einen willst, hätte ich auch
nur einen. aber der ist wirklich richtig gut. aber du musst nicht. zwingt
dich niemand.

 Laughing

fröhliche grüße
nina (heute etwas aufgedreht)


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Liebe tut der Seele gut.
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Kien
Wortedrechsler
K


Beiträge: 53



K
Beitrag09.09.2020 13:12

von Kien
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Nina, immer her mit den guten Ratschlägen. wink In einer Schreibwerkstatt habe ich vor Jahren mal ein paar Texte verfasst, wäre vielleicht ein guter Anhaltspunkt. Vielen Dank auch an Mogmeier für den Tipp mit dem Automatischen Schreiben. Kannte ich vorher nicht und ist auf jeden Fall etwas, das ich versuchen werde.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag09.09.2020 14:44

von Merlinor
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Hallo Kien

Träumst Du manchmal? Ich meine nicht die Träume der Nacht, sondern Tagträume? Versinkst Du gelegentlich in einer Geschichte und vergisst die Welt um Dich herum? Spinnst den Faden einfach vor Dich hin, ganz selbstvergessen und tief in der Geschichte gefangen? Vor Deinem innerem Auge geschehen dann "Dinge"?
Das ist jedenfalls für mich der Anfang aller Geschichten und es ist mir vollkommen egal, ob es in der Literatur dafür schon "Vorbilder" gibt.

Wir sind doch alle Kinder unserer Kultur und wenn man den Psychologen und Philosophen glauben darf, dann liegt die Wurzel all unseres begrifflichen Denkens in Archetypen, die für alle Menschen gleichermaßen gelten.
Lass Dich also in Deinem Geist treiben, träume ...

Dann  wird Dich die Frage nach Originalität und Kreativität nicht weiter bedrücken, denn so werden von ganz alleine gute Geschichten entstehen. Geschichten die Dich fesseln und mit sich reißen und die darauf drängen, erzählt zu werden. Und es wird völlig "wumpe" sein, ob etwas Ähnliches schon mal erzählt wurde, denn Du wirst es auf eine neue, auf DEINE Art erzählen.
Auf ans Werk und hab einfach Spaß dabei ... smile

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Kien
Wortedrechsler
K


Beiträge: 53



K
Beitrag09.09.2020 15:26

von Kien
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Merlinor,

diese Tagträume gibt es, allerdings (und da kommt, glaube ich, Raven1303's Frage hinsichtlich eines "Perfektionismus" ins Spiel) bin ich sehr schnell dabei, die Geschichten, die mir einfallen, sofort auf eine höhere Abstraktionsebene zu bringen. Statt in einen Flow zu kommen und Gedanken einfach Gedanken sein zu lassen, versuche ich sofort eine Tiefgründigkeit hineinzuprojizieren und wenn es mir nicht gelingt, weil mir die Ideen zu oberflächlich oder trivial vorkommen, sehe ich schnell wieder davon ab. Ich denke, das hat viel mit meiner eigenen "Verkopftheit" zu tun, dass ich mir zu viele Gedanken über Dinge mache, auch darüber, ob meine Geschichte genug Tiefe hat, ob sie einzigartig ist, intellektuell, ob sie sprachlich zu begeistern weiß etc. Die erwähnte Methode des "Automatischen Schreibens" scheint mir eine passende zu sein, diese Verkopftheit aufzubrechen und seine unbewussten Gedanken zu Papier zu bringen, egal ob sie klug sind oder nicht.
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5443
Wohnort: OWL


Beitrag09.09.2020 15:50

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Versuch's halt mal genau umgekehrt: Möglichst unlogisch zu denken. Zu jeder Lösung, zu jeder möglichen Wendung genau das zu verfolgen, was eigentlich am wenigsten in Frage kommt. Aber vielleicht kann man genau das dann doch irgendwie begründen. Das ist dann wie eine geistige Dehnungsübung.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag09.09.2020 17:07

von Merlinor
Antworten mit Zitat

Kien hat Folgendes geschrieben:
... Ich denke, das hat viel mit meiner eigenen "Verkopftheit" zu tun, dass ich mir zu viele Gedanken über Dinge mache, auch darüber, ob meine Geschichte genug Tiefe hat, ob sie einzigartig ist, intellektuell, ob sie sprachlich zu begeistern weiß etc.


Hallo Kien

Ich glaube auch, dass das automatische Schreiben Dir helfen kann, diese Verkopftheit zu überwinden.

Aber es ist nicht nur Verkopftheit, die Dich hindert, denke ich, sondern auch Dein innerer Kritiker, der sich offenbar an grundfalschen Maßstäben ausrichtet: Es ist doch nicht wirklich wichtig, ob Deine Geschichte Tiefe hat, einzigartig ist, oder ähnlichen Kriterien genügt. Die Tiefe sollst Du ihr ja erst geben, wenn Du sie erzählst. Das Leben an sich besitzt auch keine "Tiefe", selbst Sterben ist banal. Tiefe entsteht nur, wenn man daraus etwas besonderes macht.

Diese eingebildeten Einwände sollten also nicht Deine Kriterien sein, weil sie nicht Dir selbst entstammen, sondern aufgesetztes Ergebnis von Erziehung und einer überzogenen Ausrichtung auf (angenommene) gesellschaftliche "Normen" sind.
Solange Du Dich sklavisch daran festzurrst, wirst Du nie eigenständige, neuartige, kreativ, geistig hochstehende Werke zustande bringen, weil Du Dich selbst blockierst. Es waren schon immer Menschen, die ein geistiges Wagnis eingegangen sind, die Wissenschaft und Kunst vorangebracht haben. Ob Einstein, Goethe oder Kafka, sie sind eigene Wege gegangen, aber ihre Mittel dafür waren ganz banale Erkenntnisse, die auf einer ganz banalen Realität beruhten.  

Glaubst du, man könne keinen guten Genreroman schreiben, weil das ja zu wenig "intellektuell hochstehend" sei und verbietest Dir diesen Weg deshalb selbst? Oder glaubst Du gar, man müsse ein neues, eigenes Genre schaffen, um ein guter Autor zu sein?
Dann irrst Du! Man kann! Es gibt keine "schlechten" Geschichten oder Themen, es gibt nur schlechte Geschichtenerzähler - oder eben gute ...

Was Du brauchst ist lediglich eine Geschichte, die Dich fesselt, das ist alles. Sie darf höchst banal und unbedeutend sein. Der einzige Maßstab dafür, was sie taugt bist Du. Und zwar nicht Dein "verkopfter" Kopf, sondern Dein inneres Gefühl. Kurz: Eine Geschichte ist dann gut, wenn sie Dich selbst fasziniert, und zwar nur Dich. Wenn sie Dich heftig an sich zieht, nicht mehr loslässt und dann darauf drängt, niedergeschrieben zu werden, dann ist die Geschichte gut. Dann MUSS sie erzählt werden und zwar von Dir!

Aber Du darfst Dich nicht gegen sie wehren, musst sie auch lassen, musst Ihr Gelegenheit geben, sich in Deinem Kopf auf ihre ganz eigene Weise zu entfalten. Verbiete Dir also selbst, sie zu zensieren, sondern lass Dich getrost in sie fallen. Dein "Kopf" hat da nichts verloren, der gehört nicht in die Traumwelt.

Dein Job ist es dann, diese Geschichte auf möglichst gute Weise in Worte zu fassen: Das ist alles andere als banal, glaube mir, alles andere! Denn man kann JEDE Geschichte entweder schlecht, oder eben GUT erzählen. Dann darfst Du auch anfangen, mit Deinem inneren Kritiker Gespräche zu führen. Aber vergiss nicht: DU bist der Boss ... und Du WILLST diese Geschichte erzählen.

Sei selbstbewusst, glaube an Dich und Deine Geschichten. Dann schreibe sie auf und zeige, dass Du ein wahrer Künstler bist, einer der mit Worten die reale Welt verzaubern kann ...

LG Merlinor


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Mogmeier
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Moderator
Alter: 50
Beiträge: 2677
Wohnort: Reutlingen


Beitrag10.09.2020 07:24

von Mogmeier
Antworten mit Zitat

Dieser Hinweis hier ist sensationell.
Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Versuch's halt mal genau umgekehrt: Möglichst unlogisch zu denken. Zu jeder Lösung, zu jeder möglichen Wendung genau das zu verfolgen, was eigentlich am wenigsten in Frage kommt. Aber vielleicht kann man genau das dann doch irgendwie begründen. Das ist dann wie eine geistige Dehnungsübung.
love

Und eigentlich war mir bis jetzt noch gar nicht bewusst, dass es sich dabei um eine Methode/Technik handeln könnte, da diese Herangehensweise bei mir automatisiert ständig zum Einsatz kommt, bevor ich überhaupt den Grundstein zu einer Story setze.




Aber um noch mal auf das automatische Schreiben zurückzukommen:

Dazu gibt es natürlich die unterschiedlichsten Ansätze. Das Wichtigste dabei ist, dass du dir dabei keine Gedanken darüber machst, was und worüber du gerade schreibst, selbst wenn dabei keine vollständigen Sätze herauskommen und am Ende alles ein splittriges Geholper irgendwelcher Gedankenfragmente ist. Aber es sind gerade diese Gedankenfragmente auf die es ankommt, auch wenn diese im ersten Moment noch so unnütz und bla erscheinen mögen.


LG Mog


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Nina
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Wohnort: Berlin


Beitrag11.09.2020 10:40

von Nina
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Guten Morgen, Kien,

also gut, Du hast es so gewollt. Smile

Ich möchte Dir das Schreiben von Morgenseiten empfehlen, das, wenn ich das nun richtig interpretiere, dem "Automatischen Schreiben" wohl sehr verwandt, sehr ähnlich oder fast sogar dasselbe ist? Ich kenne mich mit dem Automatischen Schreiben (als Methode) nicht aus, wohl aber mit Morgenseiten.

Morgenseiten ist etwas, das man, wie der Name schon sagt, am Morgen schreibt bzw. schreiben sollte. Das Gute am Morgen ist das frühe Aufstehen und die Gedanken, die manchmal noch gar keine Zeit hatten, Gedanken zu werden. In solch einem Zustand setzt man sich an den Schreibtisch, stellt sich den Wecker und schreibt 20 Minuten am Stück OHNE NACHZUDENKEN, was einem gerade so einfällt. Keine Kritik, ganz egal, ob etwas logisch ist oder nicht, ganz egal, ob Du Worte schreibst, die es noch gar nicht gibt, oder Sätze, die überhaupt keinen Sinn ergeben, es geht nur darum zu schreiben. Und dabei nicht die Logik zu bemühen oder das, was man weiß, oder das, was man kann oder kennt, oder das, was man tun oder schreiben sollte, nein, es geht einzig um das Schreiben. Und nach den 20 Minuten darfst Du Dir einen Kaffee kochen, oder Yoga machen oder wonach sonst Dir der Sinn steht. Und DANACH kannst Du Dir anschauen, was Du da geschrieben hast.

Diese Methode habe ich nicht erfunden, sie stammt aus dem Buch "Der Weg des Künstlers" von Julia Cameron, einer Schriftstellerin übrigens, die in diesem Buch viele, viele, viele Ideen für Schriftsteller/innen hat, zwecks Inspiration etcpp. Vielleicht ist das Buch ja etwas für Dich, es ist übrigens ein Arbeitsbuch und sehr erfolgreich. Dir wünsche ich auch Erfolg, (mir übrigens auch *g*)

Schreib mal, wie Du Dich so machst und was das hier so mit Dir macht und was Du schon gemacht hast, und ob das nun einen Unterschied macht.
Du weißt ja, in der Theorie kann man vieles machen, das Wichtigste jedoch ist, dass man es in die Praxis, d.h. in Handeln, umsetzt, dass man es macht.

Viele Grüße
Nina


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Stefan_Burban
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Beiträge: 574



S
Beitrag25.12.2020 09:46

von Stefan_Burban
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Taranisa hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich eine Idee habe, die sich für mich stimmig anfühlt, fange ich mit dem Plotten an und versuche, passende Konflikte einzubauen, damit die Geschichte möglichst spannend wird. Über die Originalität denke ich nicht großartig nach, frei dem Motto, das alles schon einmal dagewesen ist. Wie viele Geschichten basieren z.B. auf dem gleichen Thema wie "Romeo und Julia" oder "Aschenputtel". Einer meiner Lieblingsromane ist "Die Nebel von Avalon", in dem die Artus-Sage aus Sicht seiner Halbschwester erzählt wird.


Ich sehe das ganz genauso. Über Originalität machst du dir, glaube ich, viel zu viele Gedanken. Du schreibst ja in erster Linie für dich selbst. Und etwas neue zu erschaffen, das noch nie dagewesen ist, das ist unheimlich schwer. Das schaffen sogar die ganz Großen nicht immer und bei jedem Buch.


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Der Ruul-Konflikt:
Band 1 Düstere Vorzeichen
Band 2 Nahende Finsternis
Band 3 In dunkelster Stunde
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Aska Centauri
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A
Beitrag10.01.2023 22:03

von Aska Centauri
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Merlinor hat Folgendes geschrieben:


Träumst Du manchmal? Ich meine nicht die Träume der Nacht, sondern Tagträume? Versinkst Du gelegentlich in einer Geschichte und vergisst die Welt um Dich herum? Spinnst den Faden einfach vor Dich hin, ganz selbstvergessen und tief in der Geschichte gefangen? Vor Deinem innerem Auge geschehen dann "Dinge"?
Das ist jedenfalls für mich der Anfang aller Geschichten und es ist mir vollkommen egal, ob es in der Literatur dafür schon "Vorbilder" gibt.

Wir sind doch alle Kinder unserer Kultur und wenn man den Psychologen und Philosophen glauben darf, dann liegt die Wurzel all unseres begrifflichen Denkens in Archetypen, die für alle Menschen gleichermaßen gelten.
Lass Dich also in Deinem Geist treiben, träume ...

Dann  wird Dich die Frage nach Originalität und Kreativität nicht weiter bedrücken, denn so werden von ganz alleine gute Geschichten entstehen. Geschichten die Dich fesseln und mit sich reißen und die darauf drängen, erzählt zu werden. Und es wird völlig "wumpe" sein, ob etwas Ähnliches schon mal erzählt wurde, denn Du wirst es auf eine neue, auf DEINE Art erzählen.
Auf ans Werk und hab einfach Spaß dabei ... smile

LG Merlinor


Ich bin beim Durchstöbern des Forums auf diesen alten Faden gestoßen, und Merlinor, falls du das liest: Danke! Du hast mir wirklich weitergeholfen.
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Irena974
Schneckenpost
I


Beiträge: 12



I
Beitrag14.01.2023 00:14

von Irena974
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Hallo zusammen, echt spannender Thread mit vielen guten Blickrichtungen und Möglichkeiten. Ich habe mich vor kurzem einer Schreibwerkstatt angeschlossen und bin gespannt, ob es mir weiterhilft.
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Günter Wendt
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2865



Beitrag10.08.2023 23:15
Re: Mangel an Originalität
von Günter Wendt
Antworten mit Zitat

Kien hat Folgendes geschrieben:
Gibt es eine Möglichkeit, diese Problematik aufzulösen und neue Ideen zu generieren? Was hilft, um "origineller" zu werden?


Vorweg: es gibt keine neuen Ideen. Jede Idee ist grundsätzlich bereits irgendwann und irgendwo geschrieben worden.
Grundsätzlich. Darüber hinaus gibt es unendlich viele Möglichkeiten diese Ideen zu kombinieren. Ein Teil hier klauen und andere woanders klauen. Neu Zusammenfügen. Die Handlungszeit versetzen, den Handlungsort verändern.
Alle Ideen basieren auf grundsätzliche Dinge. Macht, Korruption, menschliche Gefühle, Ängste, Begehrlichkeiten. Alles was den Menschen ausmacht. Bereits seitdem sich Menschen die ersten Geschichten am Lagerfeuer erzählten. Das einzige, was diese Grundsätzlichkeiten beeinflusst ist die Zeit, der Zeitgeist, die technische und wissenschaftliche Realität.
Und genau da ist der einzige Ansatzpunkt, um wirklich Originell zu sein.
Das Problem ist nur, dass man schnell als Spinner, Träumer oder einfach irre bezeichnet wird. Aus die Maus mit dem Schreiben.
Originalität ist und kann nur marginal sein. Man muss sich an Konventionen halten.
 Also bleibt dir nur die Möglichkeit Ideen zu klauen und neu kombinieren. Ein uraltes Märchen mit Ideen von anderen aufpeppen, das in ein anderes Universum bringen. In eine andere Zeit.
Andreas Eschbach hat bspw. Mit der Serie „Die Haarteppichknüpfer“ alte Märchen umgeschrieben, in ein anderes Universum verfrachtet, eine alternative Zukunft geschaffen, die unserer sehr ähnlich ist.
DAS ist originell. Aber … wie ich bereits beschrieben habe: uralte Grundsätzlichkeiten neu kombiniert.

Nur so als Beispiel: Hänsel und Gretel in eine Near Future (+70 Jahre) versetzen, einen neuen Planeten in unserem Sonnensystem erfinden. Eine alternative Realität erschaffen. Und diese alternative Realität mit unserer verknüpfen.
Oder das selbe Märchen als modernen Thriller auf der heutigen Erde? Das wäre originell.
Das Motiv von Hänsel und Gretel ist klar. Geschwister werden von böser Frau entführt, gefoltert und rächen sich, als sie sich befreien können.
Ersetze die „böse Hexe“ durch Aliens, Mafiosis oder einem Serienkiller. Ersetze „Geschwister“ durch Zwillinge, die auf der Geburtenstation vertauscht/entführt wurden. Und so weiter.
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