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So_Ro Gänsefüßchen
S Alter: 29 Beiträge: 18 Wohnort: Österreich
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S 24.07.2020 08:02 Gärtner vs Architekt von So_Ro
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So, ich hoffe, das Thema passt zum Forum.
Meine Frage bezieht sich auf welche Art Schriftsteller ihr seid. GRR Martin hats „Architekt“ (der Planer) und „Gärtner“ (improvisieren, mehr oder weniger) bezeichnet, Brandon Sanderson als „discovery writer“ und „outline writer“.
Ich sehe die Vorteile beim „Architekt“, wenn man also alles im Voraus weiß, sich haufenweise Notizen zur Handlung und zu den Charakteren gemacht hat. Mein Problem aber ist, dass wenn ich haargenau weiß, was passiert und mir alles in Kapiteln organisiert habe, ich mich langweile und nicht mehr weiterschreiben kann, weil ich die Geschichte auf eine gewisse Weise schon geschrieben habe.
Dann hab ichs mit „discovery writing“ probiert. Zuerst eine Idee in meinem Kopf ausreifen lassen, und dann einfach angefangen. Weiter gekommen, als beim „outline writing“ bin ich auf jedem Fall gekommen. Ich habe aber gemerkt, dass ich schon eine Art „Wegweiser“ brauche, einen roten Faden der X mit Y verbindet und so, ansonsten bekomme ich eine Schreibblockade, weil ich in der Handlung mit den Charakteren festsitze.
Was sind eure Erfahrungen? Und ändert sich das je nachdem, welche Geschichte ihr grad schreibt?
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 844 Wohnort: Hamburg
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24.07.2020 08:49
von Rodge
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Hey So_Ro,
hier hatten wir schon mal einen - aus meiner Sicht - sehr informativen Faden dazu.
https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=66538&highlight=pantser
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Gast
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24.07.2020 14:43
von Gast
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Hallo So_Ro,
mir gefällt ein gemischter Ansatz. Ich glaube nicht daran eine gute Geschichte komplett in allen Details vorhersehen zu können. Wohl aber die wichtigsten Meilensteine. Ohne die, läuft man Gefahr einfach so vor sich "hin zu schreiben". Das würde ich einem unerfahrenen Autor nicht raten.
Ein Einsteiger sollte sich einen klaren Fahrplan machen, sonst verzettelt er sich. Er verliebt sich in seine eigenen Prosa, schreibt Dinge die sich schön anhören aber für den Verlauf und die Entwicklung der Charaktere gar nicht notwendig sind und langweilt am Ende den Leser mit seiner Geschichte.
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2780
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25.07.2020 05:14
von Maunzilla
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Das ist sehr unterscheidlich. Es kommt auf die Art der Geschichte, die Intention des Schreibens und die Erfahrung oder das Talent des Autors an.
Ein Berufsschriftsteller ist darauf angewiesen, hoch effizient zu arbeiten, keine Zeit und Energie zu vergeuden. Daher wird er gründlich planen und dann zügig Schreiben, damit das Buch rasch fertig wird und er mit dem nächsten Projekt beginnen kann. Ein Hobby-Autor, der aus reinen Liebhaberei schreibt, kann es sich leisten, nach Lust und Laune zu schreiben, sich auch mal zu verzetteln, größere Teile umzuarbeiten, zu streichen oder vielleicht sogar neu anfangen zu müssen, denn bei ihm steht die Freude am Entdecken und Erforschen der Geschichte und ihrer Charaktere im Vordergrund.
Geschichten wie Kriminalerzählungen benötigen eine Planung, damit Abläufe und Alibis schlüssig sind. Das einfach ohne jede Planung zu schreiben, erfordert schon sehr viel Erfahrung und Talent.
Ich als Hobbyschriftsteller schreibe meist nach einer rohen Idee drauf los und schaue, wie sich alles entwickelt, wobei sich im Laufe der Zeit ein gewisser Faden spinnt, an dem ich mich orientiere. Ich habe aber auch schon Geschichten geschrieben, wo ich mir einen groben Plan gemacht habe, was in welchem Kapitel ungefähr geschehen soll. Wobei ich dann nicht selten merkte, daß die Geschichte sich von ganz allein von dieser Planung entfernte.
Ich denke, als Anfänger sollte man beides probieren und schauen, wie man am besten zurecht kommt. Jeder ist anders und jeder muß sich seine eigene Arbeitsweise entwickeln.
Ratgeber und Leitfäden sich nützlich, aber am Ende zählt, womit man selber am besten zurecht kommt. Das wichtigste ist, daß man Freude an der schöpferischen Arbeit hat.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3180 Wohnort: Frankenberg/Eder
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25.07.2020 07:40
von Taranisa
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Ich hatte bei meinem ersten Projekt (Fan-Fiction) ganz grob geplant, sogar, da ich mich zu dem Zeitpunkt kaum mit dem Schreibhandwerk beschäftigt hatte, nur überlegt, wie ich schlicht die Geschichte erzähle. Inzwischen, mit viel mehr Erfahrung, gehe ich bei der Planung bis auf die Szenenebene hinunter. Das hat für mich den Vorteil, die Spannungskurve im Auge zu behalten. Ich nutze übrigens die Heldenreise.
So ist es bei mir, an deiner Stelle würde ich erst einmal ausprobieren, wie du am Besten zurechtkommst.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22 |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5397 Wohnort: OWL
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25.07.2020 09:12
von Willebroer
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Es gibt ja immer mehr Gartenarchiteken.
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3180 Wohnort: Frankenberg/Eder
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25.07.2020 11:29
von Taranisa
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Es gibt ja immer mehr Gartenarchiteken. |
Genau, wenn ich in die Gärtnerei gehe, kaufe ich dort genau die Pflanzen, die ich nach vorher festgelegtem Plan an einer ganz bestimmten Stelle einpflanzen will.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22 |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5397 Wohnort: OWL
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25.07.2020 13:28
von Willebroer
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Ich bin je eher der Mischtyp. Selbst ein wilder Garten braucht eine gewisse Planung. Andererseits ist es immer erstaunlich, wie viel die Pflanzen (und auch Tiere) unter sich regeln können.
Im Grunde betreibe ich eine Art literarische Permakultur. Egal, wo ich gerade bin oder was ich mache - es gibt immer was zu ernten: Geschichten, Gedanken, Ideen.
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6124 Wohnort: Nullraum
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25.07.2020 20:57
von V.K.B.
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Ich kann sowohl Gärtner als auch Architekt sein. Aber eigentlich bin ich Trickbetrüger.
_________________ Let the cosmic muse I summoned forth inspire thee …
Warning: Cthulhu may still occasionally jumpscare people … |
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lazarus_pi Wortedrechsler
Alter: 54 Beiträge: 66
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03.06.2021 23:11
von lazarus_pi
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Ich habe beides versucht und mit der Architektur die besseren und langfristig befriedigenderen Erfahrungen gemacht. Aber was ich gegärtnert habe, war jetzt auch nicht schlecht
_________________ Mit phantastischen Grüßen,
Lazarus |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5397 Wohnort: OWL
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04.06.2021 18:26
von Willebroer
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Wenn es hart auf hart kommt - dann hat der Gärtner die besseren Waffen.
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Malva Gänsefüßchen
M
Beiträge: 30
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M 05.06.2021 07:37
von Malva
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Ich bin auch eher eine Mischform mit Tendenz zum Gärtner. Mal plane ich mehr, mal weniger. Einige Geschichten hatten bei Beginn des Schreibens nicht mehr als eine Hauptfigur, einen Ort und ein vages Ende, bei anderen hatte ich mehrere Eckpunkte, die ich erreichen wollte. Manchmal klappt das, manchmal nicht. Ich habe auch versucht, einmal eine Geschichte komplett durchzuplanen, aber als ich damit fertig war, konnte ich kein Wort mehr zu der Geschichte schreiben. Da bleibe ich lieber bei meiner Mischform.
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2267 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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05.06.2021 11:21
von Pickman
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Mal so, mal so, je nach Laune und Projektphase, zwischendurch bin ich auch mal Puzzlespieler und gucke, wie die Teile, die ich auf dem Papier habe, zusammenpassen: Zum Schluss jedoch bin ich ein kaltherziger Killer. Mein Darlings zittern jetzt schon.
_________________ Tempus fugit. |
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TheRabbit95 Leseratte
T Alter: 28 Beiträge: 107 Wohnort: Zürich
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T 07.06.2021 20:58
von TheRabbit95
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Ich bin eine Mischung aus Architekt und Gärtner.
Zuerst bin ich bis zu einem gewissen Grad Architekt. Ich überlege mir also die wichtigsten Punkte und Elemente der Story (also ich sage mal ein sehr grobes Gerüst bzw. ein Konzept der Story) und die wichtigsten Figuren. Auch gewisse Szenen habe ich schon im Kopf.
Danach werde ich eigentlich ein Gärtner und schreibe vor zu was mir einfällt. Oft fallen mir dann auch während des Schreibens Änderungen zu bereits Geschriebenem ein. Da muss man dann aber als Gärtner genug Disziplin haben und auch gewisse Ideen mal beiseite zu schieben bzw. für später aufheben. Kleinere Änderungen, die nicht so einen Impact auf die Story haben, schreibe ich dann meistens in ein separates Dokument und die werden dann (wenn ich dann mal so weit bin) bei der ersten Überarbeitung geändert bzw. geprüft, ob die Änderung wirklich Sinn ergeben und nötig sind. Grosse Änderungen, die grossen Impact auf den Plot und oder Figuren haben, ändere ich meistens sofort, da die oft einen riesen Rattenschwanz nach sich ziehen und es besser ist, das gleich anzupassen, das erspart einem dann später viel Arbeit. Sofort heisst in diesem Fall nicht sofort in dem Augenblick in dem ich die Idee habe, sondern ich lasse dann das ganze Projekt eine Zeitlang liegen (was aber auch gewisse Gefahren mit sich bringt) und überlege mir sehr genau, ob diese Änderung wirklich Sinn ergibt bzw. ob ich das wirklich tun soll. Aber auch, welchen Impact es auf den weiteren Storyverlauf hat. Wenn die Antwort ja ist, dann wird wie vorher beschrieben, sofort geändert.
Ich plotte also nicht voll durch, sondern nur sehr sehr grob und schreibe danach alles vorzu. Und zwar in chronologischer Reihenfolge. Chronologisch im Sinn der Reihenfolge wie der Leser die Geschichte zu lesen bekommt, also nicht unbedingt die Chronologie der Ereignisse. Nebenfiguren, Orte, und die meisten Handlungen und Szenen denke ich mir vor zu aus, auch die meiste Recherche mache ich dann während dem Schreiben (zumindest das wichtigste, die Details lasse ich meistens für die Überarbeitung noch sein).
Mein erste Überarbeitung ist wohl dann das, was das Schreiben bei einem Plotter (bzw. Architekt) ist, weil ich erst dann alles habe und dann überprüfe ob alles Sinn macht (was es wahrscheinlich nicht wird, die Überarbeitung wird wohl der grössere Schritt als das Schreiben an sich) und wo was noch nicht passt bzw. geändert werden muss. Dort ergänze ich dann auch noch gewisse Details, die ich beim ersten Entwurf noch weggelassen habe und ergänze, wo noch nötig die Änderungen aus meinen Notizen.
Ich bin der Meinung nur reines discovery writing ist fast nicht möglich. Zumindest nicht, wenn man schon viel Erfahrung hat (King ist glaube ich Discovery Writer also Gärtner) aber der hat halt auch schon Jahrzehnte lange Erfahrung und "spürt" bzw. merkt schon beim Schreiben ob etwas auch im Gesamtkontext passt oder nicht. Als Anfänger glaube ich reines discovery writing praktisch nicht möglich. Denn früher oder später stösst man auf die von dir geschilderten Probleme. Daher ist es meiner Meinung nach, wenn man kein Architekt sein will oder kann (ist bei mir ähnlich wie bei dir, ich finde dann den Schreibprozess an sich auch langweilig, bin auch eher Gärtner als Architekt), muss man trotzdem eine grobe Planung und einen groben Plot und Figurenzeichnung haben. Insbesondere die wichtigen Plotpoints (je nach dem nach welchen System du deine Geschichte strukturierst (also 3 Akt Struktur, 7-Punkte System, Heldenreise etc.)) und mindestens Anfang, Mitte und Ende schon kennen. Nicht im Detail, aber was so ungefähr passiert bzw. wohin sich die Geschichte und die Figuren entwickeln. Also nicht Kapitel für Kapitel oder gar Szene für Szene durchplanen, sondern halt einfach grob die wichtigsten Handlungselemente und Figureneigenschaften und deren Entwicklung kennen. Anders ist es meiner Erfahrung nach, zumindest als Anfänger. nicht möglich und man stösst früher oder später auf sehr gravierende, grundlegende und auch demotivierende Probleme. Und Probleme hat man ja schon genug.
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Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6340 Wohnort: 50189 Elsdorf
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08.06.2021 08:30
von Ralphie
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Ich zähle mich zu den Gärtnern, habe aber die Geschichte immer klar im Kopf.
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Elisa Eselsohr
E
Beiträge: 272
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E 11.06.2021 15:06
von Elisa
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Die besten Ideen habe ich während des Schreibens, deshalb gibt es bei mir am Anfang nur einen groben Handlungsrahmen und ein paar Bilder meiner Figuren im Kopf oder als kleine Collage. Alles andere entwickelt sich und fügt sich irgendwann zusammen. Damit ich den Überblick nicht verliere, mache ich mir parallel Notizen (z. B. Stammbaum, Kapitelliste etc.). Also eher Gärtner.
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