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Übung - Gefühlesroulette - Der Schriftsteller

 
 
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Die_Idee
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 48
Beiträge: 62
Wohnort: Am Tellerrand 101


Beitrag21.07.2020 19:45
Übung - Gefühlesroulette - Der Schriftsteller
von Die_Idee
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe mich an oben genannter Übung versucht und ich schreibe die drei Szenen, die unterschiedliche Gemütslagen des Protagonisten spiegeln sollen, jetzt einfach alle untereinander weg, auch wenn es etwas länger wird - falls das in der Darstellung falsch ist, bitte ich um Korrektur, danke.

1) Spontan? Aufgeschlossen? Umgänglich? Was konnte Timo noch Gutes über Evelyn sagen? Gedankenverloren betrachtete er seinen neuen Laptop. Es tummelten sich schon viele Worte auf seinem Bildschirm, heute lief es richtig gut. "Openoffice" zeigte schon 538 Worte an und er war mitten drin in seiner Welt aus Abenteuer, Liebe und Intrigen, die er um seine Protagonistin baute. Gerade erinnerte er sich an seine erste große Liebe Madeleine, die schöne, auf den ersten Blick Kühle. Ob er ihren Stolz oder doch ihre Großzügigkeit in die Figur von Evelyn mit einfließen lassen sollte? Überraschend kam Fin, sein Freund und WG-Partner in seine unordentliche, aber gemütliche Schreibstube hinein.
"Sag mal Timo, kannst du gleich mal einkaufen fahren? Wir haben kein Wasser und kein Schwarzbrot  mehr und ich hab' doch gleich mein Vorstellungsgespräch"
Versonnen betrachtete Timo Fin, der geduldig in der offenen Tür zum Flur stand, mit einer Hand auf der Klinke. Timo lächelte leise. Das war doch mal wieder ein typisches kleines Unbill in seinem Leben: Der kreative Flow bahnte sich endlich seinen Weg aus seinem Innersten auf die Seiten von "Openoffice" und er soll sich mit so profanen Dingen wie Einkaufen auseinandersetzen. Allerdings, gestand er sich ehrlch ein, er war mal wieder dran mit dem gemeinsam geteilten Einkauf.
"Kein Problem", rief er Fin zu, ich schreib nur gerade meinen Gedanken zu Ende und dann kaufe ich heute noch ein" Jetzt lächelte Fin auch:
"Danke, Großer, dann üerlass' ich dich jetzt mal wieder deiner Muse", und er schloss die Tür von außen. Timo speicherte seine literarischen Ergüsse der letzten halben Stunde und erinnerte sich: Gott sei Dank hatten die Supermärkte in Köln ja lange, teilweise bis 22:00 Uhr, auf. Er freute sich schon darauf, Evelyn noch besser kennen zu lernen.

2) Ungeduldig runzelte Timo die Stirn und sog an dem Stummel seiner Zigarette. Heute klappte echt gar nichts - er hatte schon die verschiedensten Assoziationsübungen durchgespielt, aber es kam ihm einfach keine neue Idee für den Verlauf seines Krimis, dem er so gern eine überraschende Wendung gegeben hätte. Er drückte seine Zigarette aus und starrte seine große, gelbe, aber leere Lieblings-Kaffeetasse an, die auf seinem schwarzen Schreibtisch stand. Sie war so leer wie sein Kopf, das frustrierte ihn zutiefst. Es war aber auch gerade alles so was von verfahren: Da öffnete sich leise die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Seine Frau und Muse Gabriele schob sich in den Raum, ein Tablett mit einer Kaffeekanne, einem Frühstücksteller mit einer dickbelegten Käse- und Salamistulle sowie einer roten Gerbera in einer kleinen, weißen Vase.
"Hallo, Liebling, ich dachte du könntest ein wenig Versorgung gebrauchen. Du bist schon seit drei Stunden verschwunden."
Das war ihre fürsorgliche Art, die kannte er schon und auch dafür liebte er sie. Dennoch kam er nicht umhin zu grummeln - ganz wie es seine Un-Art in solchen Fällen war/Ist(??):
"Musst du mich jetzt stören? Wie soll ich da einen klaren Gedanken fassen? Oder habe ich wieder vergessen mein "Bitte nicht stören-Schild" an die Tür zu hängen?"
"Alter Brummbär", mumelte die zierliche Frau mit den langen braunen Haaren, als sie das Tablett auf dem nahestehenden Glascouchtisch abstellte.
"Bin ja schon wieder draußen", setzte sie noch gar nicht enttäuscht klingend, beim Hinausgehen hinzu. Timo blickte lange auf die nun wieder verschlossene, hellbraune Arbeitszimmertür. Dass er noch Stunden vor sich hinbrüten, sein Buch ihm aber so verschlossen wsie diese Tür sein würde, ahnte er da noch nicht.

3) Er wusste es schon. Wenn man sich nicht irgendwann mal endgültig entschied, welche Charaktereigenschaften eine Figur haben sollte, dann kam man einfach mit dem Buch nicht weiter. Dabei war er sowieso der excessive Schreiber; wenn er etwas schrieb, hieß das. In dieser Schaffensphase hatte er sich schon seit  Tagen nicht mehr gewaschen und arbeitete bis spät in die Nacht hinein auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch geklebt, wie eine Biene an der Honigwabe. Nur floss schon die ganze Zeit nichts, weder Honig noch Milch und das größte Problem für ihn war seine ewige Unentschlossenheit. Lag es daran, dass die Idee für seinen Fantasyroman noch unausgereift war? Er wusste es nicht. Gerade zog er die Kappe von seinem blauen Lieblingsstift zum gefühlt 1000. Mal ab und steckte sie gleich wieder auf, da öffnete sich - mit gar nicht so wenig Schwung - die Tür von seinem Arbeitszimmer und seine jüngere Halbschwester Almina kam voller Elan herein - kurz vor seinem Schreibtisch ihre Schritte abbremsend, baute sie sich vor ihm auf un strahlte ihn an:
" Tarek, hast du etwa vergessen, dass heute Abend meine verspätete Geburtstagsfeier ist? Ich hätte dich soooo gern dabei!"
Tarek sah sie verwundert an: War heute schon der 23. Mai? Er hätte nicht gedacht, dass schon so viel Zeit vergangen war. Unentschlossen sagte er,
"Ich weiß nicht so genau, ich kann jederzeit meinen kreativen Durchbruch haben und du weißt doch, wie sehr mir meine Saga am Herzen liegt."
"Ach bitte", antwortete Almina und schob schon mal vorsorglich gespielt beleidigt ihre Unterlippe vor.
"Du magst doch meine Freunde, oder?"
Tarek nahm zum 1001. Mal seinen blauen Stift in die Hand. Er wusste nicht, was er sagen sollte, war seine chronische Unentschlossenheit vom Thema seines Buches schon auf Alltagsentscheidungen übergesprungen? Die Zeit dehnte sich (langsam?) zwischen ihnen wie die Luft, die für die Fahrt mit dem Heißluftballon in der Ballonhülle erwärmt wird und den Ballon aufbläht - nur ein greifbares Gefühl, ein entscheidender Gedanke der bildete sich nicht in seinem Innersten.

Ich hoffe diese Texte waren jetzt nicht zu lang für diese Übung und ich  freue mich sehr auf euer Feedback, vielen Dank! Very Happy


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Herzliche Grüße

Die_Idee
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Die_Idee
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 48
Beiträge: 62
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Beitrag21.07.2020 19:55
P.S: Ich kann das noch besser
von Die_Idee
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich möchte mich bei allen für eventuelle Rechtschreibfehler und das Vergessen von einem kleinen Satzbaustein bei 2) entschuldigen, es sollte heißen:

"Seine Frau und Muse Gabriele schob sich in den Raum, ein Tablett mit einer Kaffeekanne, einem Frühstücksteller mit einer dickbelegten Käse- und Salamistulle und einer roten Gerbera in einer kleinen, weißen Vase IN DEN HÄNDEN.

Ich werde mir noch mehr Mühe geben, solche Kleinigkeiten richtig zu machen, entschuldigt bitte! rotwerd


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Die_Idee
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Daniel Techet
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
D

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Beiträge: 22
Wohnort: Tettnang


D
Beitrag22.07.2020 14:41
Reflexionen zu deinem Text
von Daniel Techet
Antworten mit Zitat

Hier einige Gedanken zu deinen Texten von meiner Seite:

Im Großen und Ganzen kam mir folgender Gedanke:
Vielleicht kann man bestimmte Gefühle besonders gut vermitteln, wenn man diese Gefühle in sich lebendig macht und dann in wenigen, dafür aber erfüllten und ergreifenden Worten das Gefühl in den Text fließen lässt. Das hieße, weniger Schreiben, mehr innerlich sehen und fühlen. Die Worte sind das sichtbare Gefäß, das Gefühl ist der unsichtbare Inhalt. Umso größer das Gefäß, umso mehr Inhalt ist nötig. Umso kleiner das Gefäß umso verdichteter wird das gespürte Gefühl..
Es sind in den Texten unterschiedliche Gefühle zu spüren.. das hast du erfolgreich gelöst!

Zu Text 1:
heute lief es richtig gut / gemütliche Schreibstube / geduldig / Timo lächelte leise / Er freute sich -> diese Formulierungen sind besonders geeignet die Gefühle auszulösen. Wichtig finde ich: Beim Schreiben sich selbst dabei richtig damit erfüllen (mit dem Bild und dem Gefühl). Man darf dabei ruhig mal ein paar Minuten mit geschlossenen Augen daistzen und Wort für Wort, Satz für Satz, ganz aus dem Gefühl heraus schreiben. Es geht um dieses innere Erleben.. Man schreibt dann automatisch weniger, dafür ist der Text dann konzentrierter und damit effektiver.

zu Text 2:
Ungeduldig /  starrte seine große, gelbe, aber leere Lieblings-Kaffeetasse an, die auf seinem schwarzen Schreibtisch stand / Sie war so leer wie sein Kopf, das frustrierte ihn zutiefst / Das war ihre fürsorgliche Art / "Alter Brummbär", mumelte die zierliche Frau
-> Allessammt Formulierungen, die die Gefühle produzieren. Diesen Text finde ich sehr viel konzentrierter, damit gefühlvoller.
Tipp: Besonders stark spüre ich bei deiner Beschreibung der Frau das Emotionale.. vielleicht kannst du dieses liebevolle, fürsorgliche besonders gut transportieren? Dann wäre es vielleicht klug ganz besnders solche Protagonistinen zu wählen.. Farben sind übrigens sehr gut geeignet Gefühle auszulösen!
"Seine Frau und Muse Gabriele schob sich in den Raum  " -> genialer Satz, weil individuell und unüblich (eigener Stil)

zu Text 3:
"auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch geklebt, wie eine Biene an der Honigwabe" -> sehr gut, kreative Eigenidee und eigener Stil
(Eigener Stil ist übrigens - meiner Ansicht nach das Wichtigste beim Schreiben - deswegen bin ich gar kein so großer Fan all zu viel auf Rückmeldung hören. Eigener Stil fließt von Innen nach Außen und da kann Außenkritik zum Teil sehr stören sein.. der Baum soll so wachsen dürfen wie er will - - HAB VERTRAUEN IN DEINEN "BAUM". GIB IHM SONNE UND WASSER - DANN WIRD ER WACHSEN UND GROß UND SCHÖN WERDEN, MIT ABSOLUTER SICHERHEIT, DENN DAS IST DAS WESEN EINES BAUMES - - Außenkritik kann wie Schatten sein oder gar wie Herumschnitterei an den ersten Ästchen und Knospen, die beginnen wollen zu blühen (manche meinen es auch ganz und gar nicht gut damit.. da gehts um das bewusste zerstören.. da ist das Schützen des eigenen Bäumleins wichtig!)

strahlte ihn an / soooo gern / am Herzen liegt / vorsorglich gespielt beleidigt ihre Unterlippe vor / -> gute Formulierungen für das Erzeugen der Gefühle
"Die Zeit dehnte sich (langsam?) zwischen ihnen wie die Luft, die für die Fahrt mit dem Heißluftballon in der Ballonhülle erwärmt wird und den Ballon aufbläht" -> schöne Bildhaftigkeit, Eigenidee

Fazit:
eigener Stil kommt hier und da schön durch, verschiedene Gefühle wurden erfolgreich vermittelt, bei der fürsorglichen Frau ist für mich großes Potential für Bechreibungen spürbar.., weniger Text verdichtet das Gefühl
-> Habe Vertrauen in dein Schreiben, gib ihm selber Sonne und Wasser, habe Freude am Schreiben und erfülle dich damit, mache dich nicht mit Zustimmung von Außen abhängig - die Wurzeln müssen in dir wachsen - sei dir selbst der liebevollste Unterstützer.. / Schreibe nicht zu viel, mache Pausen.. es muss Freude machen.. darf nicht anstrengend werden.. / Negative Kritiken möglicht wenig mit dem Herz erfassen.. zuerst rein logisch durchdenken ob sie stimmen.. eigene Kritik und empfinden immer an oberste Stelle setzen.. wenn jemand nur negativ kritisiert, dann das Herz gar nicht dafür öffnen und nur überfliegen - diese sind Gift für dein Schreib-Pflänzchen.
Hab Vertrauen in dich und gib dir selbst Sonne, Wasser und Leben.. (in deiner Tiefe ist all das vorhanden) erfülle dich mit Freude und Sonne und lass es in aller Ruhe wachsen.. dann wird mit den Jahren Großes und sehr Schönes entstehen dürfen!!!

Ganz liebe Grüße
Daniel


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Daniel Techet
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Die_Idee
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Beiträge: 62
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Beitrag22.07.2020 14:58
Ich bin bewegt
von Die_Idee
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lieber Daniel,

ich habe gerade deine konstruktive und sorgsame Kritik durchgelesen und ich bin zu tief gerührt! Ein wenig steht mir das Wasser in den Augen bei so viel Wertschätzung. Ich muss das noch ein wenig verdauen, werde deine Kritik mehr- mehr- und mehrfach lesen und immer wieder neu auf mich wirken und in mich einsinken lassen. DANK!

Weitere Antwort folgt, sobald ich dazu bereit bin. Nochmals: Danke. smile Buch


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Die_Idee
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