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Das Haus der Mächtigen


 
 
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BerndHH
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beiträge: 955
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Beitrag15.07.2020 06:14
Das Haus der Mächtigen
von BerndHH
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8 Uhr. Es schien ein wunderschöner Spätsommermorgen in der Hansestadt zu werden. Alles schien perfekt zu sein. Aus dem Fenster konnte ich sehen, wie sich der Eilbekkanal in der erwachenden Sonne spiegelte. Laut NDR-Radio wurden Temperaturen bis 30°C erwartet. Ich war zeitig aufgestanden und hatte gut gefrühstückt. Aus gutem Anlass wie sonntags mit Schoko-Franzbrötchen, Käsebrötchen und richtig guten Melitta-Filterkaffee. Die Singvögel zwitscherten fröhlich in den Vorgärten und ein grandioser Tag schien sich anzubahnen. Gut gelaunt schloss ich die Tür meiner kleinen Mietwohnung (sehr bald werde ich mir etwas Besseres und Größeres leisten können, irgendwo in Alsterdorf vielleicht) hinter mich und machte mich beschwingt auf den Weg.
Heute stand nämlich etwas richtig Großes an. Etwas, was mein Leben in Zukunft hoffentlich in ganz andere Bahnen lenken wird. Der Morgen schmeckte nach goldigem Erfolg.
Ich nahm die U-1 Wartenau bis Hauptbahnhof und ging den Rest entlang der Binnenalster zum Axel-Springer-Platz, wo sich ein neues Kapitel meines noch blutjungen Reporterlebens eröffnen sollte.
Am Freitag hatte ich meinen ersten Tag gehabt, die Formalitäten im Personalbüro – mich hatte gewundert, dass sie nur so wenig Dinge brauchten aber vielleicht ist das so, die besten Sachen im Leben sind nun mal entwaffnend simpel – waren schnell erledigt. Am Wochenende hatte ich mit meinen Freunden dann ganz groß gefeiert und heute war Montag, der erste Arbeitstag. Mit einer Besprechung mit dem Chefredakteur sollte für mich der Beginn einer vielversprechenden Karriere beginnen und endlich, endlich war es heute so weit.

Man hatte mich gewarnt und ich war selbstverständlich nicht unvorbereitet. Zumindest nicht, wenn es um derart wichtige Dinge ging. Doktor Heinrich Schnoorpeter galt als so etwas wie eine Institution in der deutschen Medienlandschaft. Im gesamten Land und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus, galt er als eine Art Superautorität nach Art eines amerikanischen Pressetycoons wie dieser zigarrenpaffende Jonah Jameson des Daily Bugle oder wie der nochmal hieß. Nur Schnoorpeter hatte meist noch sehr viel schlechtere Laune als dieser amerikanische Lackaffe. Und da saß er nun mit seinen hundertfünfzig Kilo Lebendgewicht in seinem British-Empire-Ledersessel, paffte eine kubanische Zigarre und sah aus dem Fenster, von wo aus er einen hervorragenden Ausblick auf die Hamburger Innenstadt und ihrer Geschehnisse hatte.
Er hatte die Macht und die Mittel. Schnoorpeters Worte waren Gesetz. Er war die Vierte Gewalt im Lande in Person. Wenn er gewollt hätte, dann könnte er sogar das Bundeskabinett Kohl stürzen, einen Rainer Barzel in tiefste Verlegenheit bringen, eine radikale Wende in den Flick-Spendenausschuss bringen und noch sehr viel mehr. Aber er wollte nicht. Noch nicht. Die Zeit war einfach noch nicht reif für irgendwelche Umstürze.

Ich klopfte zaghaft an der Tür. „Herein!!!“, brüllte Schnoorpeter, als wäre er immer noch Hauptmann beim Kommiss. Kratzbuckelnd und betont devot betrat ich die Türschwelle und schlich unauffällig in das Zentrum der Macht.
„Na los jetzt! Kommense rein und haltense keine Maulaffen feil! Ich hab‘ schließlich nicht den ganzen Tag lang Zeit. Ich hab‘ hier schließlich eine Zeitung zu führen!“
„Jawoll, Herr Doktor Schnoorpeter! Zu Befehl, Herr Doktor Schnoorpeter!“, hätte ich ihm am liebsten geantwortet, doch ich hielt mich mit weiterer Ehrerbietung zunächst noch stark zurück, um ihn nicht unnötig zu provozieren. Neugierig sah ich mich um. Mir fiel sofort auf, dass es hier im Zentrum der Macht unangenehm nach Russisch Leder roch.
Der weitläufige Raum des Chefbüros war fürchterlich verqualmt – mal die Fenster aufreißen und dezent weniger Eau de Cologne hätten sicherlich eine ganze Menge für das menschliche Wohlbefinden getan. Ich war schon immer ein ausgesprochener Freiluftfanatiker gewesen und konnte mich mit diesem Mief noch nie anfreunden.
Der Raum war karg und funktional eingerichtet. Aber nicht wie das Büro eines hochwichtigen Entscheiders, sondern eher wie der Schankraum einer billigen Hafenkneipe. Ein überquellender Aschenbecher (Zigarrenasche und unzählige ausgedrückte Kippen) und ein paar halbvolle Flaschen Elbschlossbier fielen mir sofort ins Auge.
Freut Euch des Bieres! Unglaublich - der Gott der BILD-Zeitung säuft Proletenbier! Fehlt nur noch, dass Du auf dem Hamburger Berg im Elbschlosskeller mit Fritz „Fiete“ Honka herumhängst und mit alkoholkranken Weibern poussierst, Du Vogel!

Ich blickte direkt in die Augen eines furchtbar ungepflegten Mannes mit krankhaftem Übergewicht und lauschte ehrfurchtsvoll seinen donnernden Worten.
„So, so, und Sie sind also dieser Balzer, der sich schon so groß angekündigt hatte.“
Der allgewaltige Pressegott hatte meine Gegenwart bemerkt. Ich räusperte mich geräuschvoll, um meiner Präsenz ebenfalls Nachdruck zu verleihen.
„Also, ein großes Ankündigen liegt mir so etwas von fern, Herr Doktor …“ Bevor ich jedoch weiter ausholen konnte, unterbrach mich Dr. Schnoorpeter jedoch erneut.
„Fräulein Barbe, wären Sie bitte so liebenswürdig und würden meinem Gast und mir Kaffee, Eierlikör und Rauchwaren bringen?“ Es war hier Usus, Gäste je nach Status entweder mit Zigarren oder zumindest mit Filterzigaretten wie Reval, Ernte 23, zu versorgen. Er sah mich kurz an und rief erneut seine Vorzimmerdame an. „Halt Fräulein Barbe, keinen Eierlikör, bringen Sie uns mal ein schönes Fläschchen Helbing Kümmel aber den Guten, wenn ich bitten darf.“
Ich runzelte die Stirn. Liebenswürdig kann der Fleischklops ja sein, wenn er denn nur will. Seine Gegner hatten ihn bislang immer nur als Haifisch und rücksichtslosen Egomanen, der ohne mit der Wimper zu zucken, über Leichen ging. kennengelernt. „Wer so weit oben ist, der muss sich einen Scheißdreck um die Befindlichkeiten anderer Leute kümmern. Die da oben sind zu völligem Recht auf dem Gipfel. Oben an den Schalthebeln von Macht und Herrschaft und das wirst auch Du eines Tages lernen, min Jung!“, hatte mein Vater immer gesagt.
Dass ich dann einen ganz anderen Weg im Leben nahm, das hatte meinen alten Herrn dann leider nicht weiter interessiert.

Als uns von einer schlanken Dame in den Mittdreißigern wortlos die Getränke gereicht wurden und der Hausherr mir Kaffee und ein Bierglas (!) mit Kümmelschnaps (ich hasse Kümmel, Wacholder und diesen ganzen Mist!) einschenkte, atmete ich tief ein und begann die Rede, die ich mir schon tagelang zuvor für exakt diesen Moment zurecht gelegt hatte.
„Herr Doktor Schnoorpeter“, eröffnete ich theatralisch und sah dabei angestrengt durch das sagenhafte Fensterpanorama an dem Fleischberg vorbei, nur um ihm nicht direkt in seine blutunterlaufenen Schweinsäuglein blicken zu müssen. Das hätte mich nur aus dem Konzept gebracht.
„Erst einmal, mein Lebensziel, eine Festanstellung als Reporter beim größten Meinungsbildner der Bundesrepublik Deutschland zu erlangen, ist für mich die allergrößte Ehre …“
Der korpulente Mann konnte seine Ungeduld nicht länger im Zaum halten und fiel mir sofort brachial ins Wort. „Menschenskinners, hörn’se auf zu Singen! Das hält ja kein Schwein aus, kommense endlich mal auf den Punkt. Himmel Arsch und Zwirn!“
Damit brach mein gesamter Monolog mit einem Schlag in sich zusammen. All die schönen Lobeshymnen, was wir zusammen mit der BILD-Zeitung in Zukunft erreichen wollen und werden, was für tolle Aufmacher wir noch kreieren werden und mit welchen Schlagzeilen wir das Land in Atem halten werden.

Aber dem war nicht so. Der Chef-Redakteur der BILD-Zeitung hatte mitnichten vor, sich meine pompöse Eigenwerbung anzuhören, sondern hatte bereits einen ganz bestimmten Plan in der Schublade, den er mir jetzt präsentiere.
„Balzer, aufpassen! Ihnen sind ja mit Sicherheit die aktuellen weltpolitischen Ereignisse nicht entgangen, wie ich annehme.“
Auch darauf hatte ich mich vorbereitet. „Ja, die Fronten mit dem Ostblock haben sich verhärtet …“
Und wieder unterbrach er mich. „Verhärtet? Sie sind mir ja wohl ein Spaßvogel, Balzer!“ Dr. Schnoorpeter schlug mit der Faust krachend auf seinen Schreibtisch, so dass die leeren Gläser einen kleinen Hoppser machten. „Sie schauen ja wohl auch jede Schwachsinnsfolge von Wim Thooeelke, oder was? Wumm und Wendelin? Warten bis Ingrid Steeger nackt über die Manege hüpft, oder was? Meine Fresse aber auch!“
Ich wurde kirschrot im Gesicht wie ein Pennäler in der Unterstufe, wenn er gerade beim Masturbieren erwischt wurde. Das Gespräch nahm eine absolut unerwünschte Wendung und ich war zu keinem Zeitpunkt bereit, mich mit dem Chefredakteur über mein Bildungsniveau und meine Freizeitbeschäftigungen auseinanderzusetzen.

Dr. Schnoorpeter ließ sich jedoch nicht im Geringsten von seiner Agenda abbringen. „Es ist fünf vor Zwölf. Fünf Sekunden versteht sich. Sie hätten Ihre Hausaufgaben machen sollen, Balzer! Das ist das A und O für jeden Reporter, mein junger Freund.“ Er zündete sich eine weitere neue Zigarre an, obwohl seine erste noch im Aschenbecher glimmte. „Die Situation ist festgefahren. Generalsekretär Romanow ist nicht mehr zu weiteren Verhandlungen bereit. Die Außenminister Gromyko und Shultz sind abgezogen worden, die diplomatischen Beziehungen beendet und es wird jetzt nicht mehr lange dauern, bis die Kanonen sprechen.“ Seine Miene hatte einen düsteren und leichenbitteren Ausdruck bekommen, so als hätte er gerade sein gesamtes Vermögen an der Börse verloren.
„Was meinen Sie denn damit, Herr Doktor Schnoorpeter?“ Spinnerei, Schwarzseherei, Panikmache! Ein alter Mann, der hinter jedem Busch den Beelzebub sieht. Ja, ist schon klar, die Russen kommen!
„Ja, die Russen kommen! Sprechen Sie es ruhig aus! Sie werden bald über den Jungfernstieg donnern!“ Schlagartig wurde ich wieder kirschrot. Scheiße, kann er Gedanken lesen?
„Die NATO hat den Code YELLOW SHEEP ausgelöst. Im Hintergrund läuft schon längst die Alarmierung und die Mobilisierung ab. Das haben die Zivilisten noch gar nicht mitbekommen.“ Er kramte in einem Stapel Papiere herum.
„Genug gequatscht! Sie bekommen den ersten Auftrag für unsere Zeitung und es soll ein ganz großes Ding werden, also enttäuschen Sie mich nicht, ja? Also, ich habe bereits eine kleine Gruppe zusammenstellen lassen. Sie bekommen einen Fotografen, einen Kameramann und eine kleine flotte Praktikantin an die Seite gestellt. Ein paar Tage haben sie noch. Am Mittwoch um Punkt 7 Uhr melden Sie sich bei Oberstleutnant Hansjörg Stoltenhagen, Panzergrenadierbataillon 72 in der Röttiger-Kaserne in Hamburg-Fischbek, haben Sie das verstanden?“
Bitte, was? Beinahe hätte ich den heißen Kaffee wieder ausgespuckt.
„Herr Doktor Schnoorpeter. Am Mittwoch, das ist nicht machbar …“
„Was machbar ist und was nicht, das überlassen Sie mal getrost mir. Sie sind für meine Zeitung unterwegs und ich erwarte den ganz großen Bang von Ihnen, haben Sie mich verstanden?
„Jawohl, Herr Doktor Schnoorpeter.“, antwortete ich halbautomatisch.
Dabei hatte ich nicht die geringste Ahnung was er damit meinte. Ich hatte ganz andere Dinge erwartet wie zum Beispiel ein Exklusiv-Interview mit Professor Julius Hackethal über Krebs und Sterbehilfe oder ein feuchtfröhlicher Kiezabend mit Udo Lindenberg und Klausjürgen Wussow. Carlo von Tiedemann und seine Zaubermaus, die uns in die geheimsten Ecken Hamburgs mitnehmen, dann eine Fotostory am Neuen Pferdemarkt über die Partyszene der Stadt. Am runden Tisch mit unserem ersten Bürgermeister Klaus von Dohnanyi … irgendetwas in der Art.
Aber ganz bestimmt nicht rein in die Scheiße! Einmal mit dem Kopf voran in den Güllesilo springen. Bei den Schwachmathen der Bundeswehr mit dem Sack eine Furche durch den Schlamm zu ziehen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Ganz bestimmt nicht so!
Die Ankündigung, einen Bericht über das Militär zu beschreiben, hätte mich eigentlich ängstigen müssen. Noch schlimmer, die düstere Prophezeiung, dass sehr bald ein Krieg von ungeahnten Dimensionen ausbrechen wird. Doch das waren alles Dinge, die ich aber sofort wegwischte. Ich war jung, unternehmungslustig und erwartungsvoll auf die Ereignisse, die da anstanden, daher verging der erste Schock ganz schnell.

Meine erste Woche bei der BILD-Zeitung hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Wollte mich eigentlich mit den Prominenten und den TV-Stars, die sich hier in Hamburg verlustierten, tummeln, aber es war leider noch nicht an der Zeit, Forderungen zu stellen.
Bundeswehr, okay, warum eigentlich nicht? Schnoorpeter hat vielleicht recht, eventuell ist das ja tatsächlich ein ganz großes Ding.

Die Audienz war damit abrupt beendet.
Dr. Schnoorpeter drückte mir einen Zettel mit Namen und Aufgaben in die Hand und entließ mich mit der Aufforderung, unverzüglich Verbindung mit meiner Reportage-Gruppe aufzunehmen.
Das tat ich und begab mich per Fahrstuhl in den sechsten Stock. Dort wartete man schon schon in der Cafeteria auf mich. Drei junge Leute standen rauchend um den Kaffeeautomaten herum und grinsten, als sie mich erkannten.
Scheiße, woher kennen die mich denn? Hängen irgendwo Bilder von mir in der Redaktion herum?
„Hi, ich bin die Wiebke“, sagte die hübsche Brünette, die sofort offensiv mit tänzelndem Gang auf mich zukam und mir mit einem umwerfenden Lächeln die Hand gab. Ich fühlte mich sofort geschmeichelt, da sie ihre Wirkung nicht verfehlte.
„Tach, Sönke, alles schubi bei Dir? Bin der Kameramann“ Ein schlaksiger Jungreporter, der so aussah, als ob er gerade vom Tennisplatz gekommen war, klatsche mir seine kräftige Faust entgegen.
Dann sah ich noch mal kurz auf Schnoorpeters Skript und wandte ich mich dem Dritten zu, dessen Gesicht von Sommersprossen und Pickeln gesprenkelt war.
„Und Du musst dann Dirk Hambrecht, der Fotograf, sein, stimmt’s oder habe ich recht?“
„Yes Sir!“, brüllte er mich spaßhaft an und nahm dabei stramme Haltung an.

Ich gab zur Begrüßung jedem einen Pappbecher Kaffee aus dem Automaten aus, den Sönke ungefragt mit einem tüchtigen Schuss Mariacron „verfeinerte“.
„So, und jetzt mal unter uns Pastorentöchtern  – Dich nehme ich explizit davon aus, Wiebke – wir sind also zu Viert an einem ganz großen Fisch dran. An dem Hecht im Karpfenteich, sozusagen.“
„Schuubi!“, stammelte Sönke Steinbach und versuchte damit krampfhaft witzig zu wirken.
Die Stimmung war von Anfang an vertraut und die Reaktionen meines Teams wirkten auf mich beruhigend kollegial. Somit gab ich mich auch ebenso hemdsärmelig.
„Freunde der Sonne. Schnoorpeter hat es ja bereits bekannt gegeben. Wir sind die auserwählte Gruppe, die als erste Presseangehörige mit einer Bundeswehreinheit zusammen ins Feld dürfen.“
„Kriegsberichterstatter? Also wie Peter Arnett, Robert Capa, Tim Page und die ganzen anderen Jungs, die den Vietnamkrieg auf die Bildschirme der US-Abendnachrichten brachten? Das ist echt mehr als schubi!“, gab Sönke bekannt.
Soviel Eintracht und Zustimmung verblüfften mich. Es waren anscheinend tatsächlich enthusiastische und erfolgshungrige Jungreporter, die gemeinsam auf die ganz große Story hinarbeiten wollten. „Freut mich. Mittwoch soll es losgehen.“
Wir sahen uns alle an und lachten. Vielleicht auch nur, um die Unsicherheit, die wir natürlich alle besaßen, zu überspielen.
„Wie wäre es, wenn wir uns treffen und heute Abend gemeinsam über den Kiez bummeln? Um uns besser kennenzulernen.“, warf Wiebke ein, so dass es einem jeden heiß ums Herz wurde.
„Oh ja. Das ist eine prima Idee! Spielbudenplatz. Grünspan, Star Club, Top Ten, Café Keese, Zillertal … mir fallen da auf Anhieb hundert Namen ein, wo wir mal so richtig die Sau rauslassen können. Wo der Eisbär kegeln geht …“
Friede, Freude, Eierkuchen – meine erste Arbeitswoche bei der BILD-Zeitung verlief bilderbuchmäßig. Weitaus mehr, als ich mich zuvor erhofft hatte. Die positiven Erwartungen verdrängten die düsteren Sturmwolken am Horizont, der über Mitteleuropa aufgezogen war.

12Wie es weitergeht »




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BerndHH
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Beitrag15.07.2020 06:15

von BerndHH
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Ja, ich weiß. Bestimmte Namen wie Barzel, BILD-Zeitung dürfen natürlich nicht genannt werden. Das wird selbstredend noch verfremdet. Es ging mir nur darum, dass jeder bei bekannten Namen sofort ein bestimmtes Bild im Kopf hat.

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Justadreamer
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Alter: 26
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J
Beitrag15.07.2020 12:10

von Justadreamer
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Hallo Bernd,

gern habe ich deinen Text gelesen.

Eine Frage vorweg: Sollte das eine Kurzgeschichte sein oder ein Ausschnitt eines längeren Textes?

Was ich gut finde: du schreibst anschaulich, du arbeitest gut mit Gedanken, deine Personen werden transparent. Das ist schon die halbe Miete!


Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich Schwierigkeiten hatte, bis zum Ende durchzuhalten, weil...

... die Handlung nicht interessant ist. für eine so kurze Geschichte ist hier einfach nichts drin, was einen Leser binden würde. Mir ist das Frühstück des Protas egal, lass lieber Schnoorpeter in Wahrheit eine Geißel der Regierung sein oder den verlorenen Vater des Protas oder eigentlich seine Sekretärin oder oder oder... aber hier kommt ein Reporter in ein nicht ganz befriedigendes Bewerbungsgespräch und... ja.

...du etwas viele Beschreibungen benutzt. Die Handlung wird dadurch noch etwas langatmig. Beispiele:

Zitat:
Man hatte mich gewarnt und ich war selbstverständlich nicht unvorbereitet. Zumindest nicht, wenn es um derart wichtige Dinge ging. Doktor Heinrich Schnoorpeter galt als so etwas wie eine Institution in der deutschen Medienlandschaft. Im gesamten Land und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus, galt er als eine Art Superautorität nach Art eines amerikanischen Pressetycoons wie dieser zigarrenpaffende Jonah Jameson des Daily Bugle oder wie der nochmal hieß. Nur Schnoorpeter hatte meist noch sehr viel schlechtere Laune als dieser amerikanische Lackaffe. Und da saß er nun mit seinen hundertfünfzig Kilo Lebendgewicht in seinem British-Empire-Ledersessel, paffte eine kubanische Zigarre und sah aus dem Fenster, von wo aus er einen hervorragenden Ausblick auf die Hamburger Innenstadt und ihrer Geschehnisse hatte.
Er hatte die Macht und die Mittel. Schnoorpeters Worte waren Gesetz. Er war die Vierte Gewalt im Lande in Person. Wenn er gewollt hätte, dann könnte er sogar das Bundeskabinett Kohl stürzen, einen Rainer Barzel in tiefste Verlegenheit bringen, eine radikale Wende in den Flick-Spendenausschuss bringen und noch sehr viel mehr. Aber er wollte nicht. Noch nicht. Die Zeit war einfach noch nicht reif für irgendwelche Umstürze.


Zitat:
Ich klopfte zaghaft an der Tür. „Herein!!!“, brüllte Schnoorpeter, als wäre er immer noch Hauptmann beim Kommiss. Kratzbuckelnd und betont devot betrat ich die Türschwelle und schlich unauffällig in das Zentrum der Macht.
„Na los jetzt! Kommense rein und haltense keine Maulaffen feil! Ich hab‘ schließlich nicht den ganzen Tag lang Zeit. Ich hab‘ hier schließlich eine Zeitung zu führen!“
„Jawoll, Herr Doktor Schnoorpeter! Zu Befehl, Herr Doktor Schnoorpeter!“, hätte ich ihm am liebsten geantwortet, doch ich hielt mich mit weiterer Ehrerbietung zunächst noch stark zurück, um ihn nicht unnötig zu provozieren. Neugierig sah ich mich um. Mir fiel sofort auf, dass es hier im Zentrum der Macht unangenehm nach Russisch Leder roch.
Der weitläufige Raum des Chefbüros war fürchterlich verqualmt – mal die Fenster aufreißen und dezent weniger Eau de Cologne hätten sicherlich eine ganze Menge für das menschliche Wohlbefinden getan. Ich war schon immer ein ausgesprochener Freiluftfanatiker gewesen und konnte mich mit diesem Mief noch nie anfreunden.
Der Raum war karg und funktional eingerichtet. Aber nicht wie das Büro eines hochwichtigen Entscheiders, sondern eher wie der Schankraum einer billigen Hafenkneipe. Ein überquellender Aschenbecher (Zigarrenasche und unzählige ausgedrückte Kippen) und ein paar halbvolle Flaschen Elbschlossbier fielen mir sofort ins Auge.
Freut Euch des Bieres! Unglaublich - der Gott der BILD-Zeitung säuft Proletenbier! Fehlt nur noch, dass Du auf dem Hamburger Berg im Elbschlosskeller mit Fritz „Fiete“ Honka herumhängst und mit alkoholkranken Weibern poussierst, Du Vogel!

Ich blickte direkt in die Augen eines furchtbar ungepflegten Mannes mit krankhaftem Übergewicht und lauschte ehrfurchtsvoll seinen donnernden Worten.


Beide zeigen dasselbe Problem. Anstatt den Protagonisten das alles erfahren zu lassen, wird es dem Leser präsentiert. Lass zu, dass der Leser sich diese Sachen denkt. Es reicht, wenn man erstmal nur weiß, dass im Raum eine Flasche Bier steht. Die Interpretation dazu brauche ich nicht.



Insgesamt kann ich sagen, dass deine dieser Text zeigt, dass du handwerklich auf jeden Fall das Zeug hast, eine fesselnde Geschichte daraus zu machen, dafür aber den Text noch verdichten musst.

LG
Justadreamer
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Prosagonistin
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Beitrag15.07.2020 12:47

von Prosagonistin
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Hallo,

Du hast es handwerklich drauf. Das muss man dir schon lassen. Allerdings denke ich ebenfalls, dass mich die Geschichte nicht sonderlich anspricht. Aber wenn es der Beginn eines Romans sein soll, dann würde ich denken, dass es danach noch so richtig losgeht?
Außerdem beschreibst du sehr viel. Es bleiben keine Andeutungen, die der Leser weiterspinnen kann. Denn das ist ja das interessante beim Lesen: das Mitdenken, das Interpretieren.

Zitat:
„So, so, und Sie sind also dieser Balzer, der sich schon so groß angekündigt hatte.“
Der allgewaltige Pressegott hatte meine Gegenwart bemerkt. Ich räusperte mich geräuschvoll, um meiner Präsenz ebenfalls Nachdruck zu verleihen.


Hier hätte ich z.B. nicht erklärt, warum er sich geräuschvoll räuspert. Das ist auch ohne die nachgestellte Erklärung klar. Du nimmst den Leser zu sehr an die Hand.

Mmh, ich hoffe, es wird klar, was ich sagen wollte....

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BerndHH
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Beitrag15.07.2020 12:52

von BerndHH
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Hi Justadreamer,

vielen Dank für Deinen netten Kommentar!
Finde ich schon mal Klasse, wenn sich überhaupt jemand die Mühe macht, den Text zu lesen.

Es ist ein Kapitel eines neuen Romanprojektes, soll aber in diesem Rahmen nur eine Fingerübung sein, um zu schauen, kommt der Stil an, ist es überhaupt lesenswert, etc.
Du hast es gleich richtig erkannt, Textinhalte zu verdichten konnte ich noch nie. Es wird bei mir immer ein langatmiges Gesülze. Und Du hast natürlich auch recht, wenn Du bemängelst, dass hier eigentlich gar nicht so viel passiert.
Das mag dann der Grund sein, dass der Leser vorzeitig aussteigt.

Es wieder einmal mein Kernthema Dritter Weltkrieg, 1980er Jahre (hängt wahrscheinlich vielen schon zum Hals raus), aber dieses Mal von der zivilen Seite her. Deswegen, um verschiedene Perspektiven zu beleuchten: die zivile Seite, Politik und in diesem Fall die Medien.
Ich weiß natürlich - bis auf die Günter Wallraff Reportage aus den 1970er Jahren aus dem Innenleben einer Boulevardzeitung - überhaupt nicht, wie die BILD-Zeitung unter diesen Umständen funktioniert hätte.

Eines ist mir noch aufgefallen. Für den Vorabend des Dritten Weltkrieges ist die Stimmung noch viel zu sorglos und unbelastet. Mehr Düsterkeit und Ängste müssen natürlich noch in jedem Fall hinein. Hier schildere ich, dass die Zivilwelt noch überhaupt keine Ahnung hat, was sich im Hintergrund zusammengebraut hat und wieviele Millionen Soldaten sich schon an der Zonengrenze konzentriert haben.
Embedded War Correspondent gab es damals noch nicht und der Vietnamkrieg war der Erste, der abends über die Fernsehbildschirme flimmerte. Na ja, da muss mir noch was Gutes einfallen.

Gruss


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Justadreamer
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Beitrag15.07.2020 14:23

von Justadreamer
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Hallo Bernd,

na, das mit dem Krieg und so hört sich doch ganz interessant an. Da ich Jahrgang 1997 bin, habe ich von all deinen Anspielungen Null verstanden ^^ Was aber nicht schlecht sein muss. Überlege dir vielleicht: Welchen direkten Einfluss hat dieser Vorabend des Krieges auf den Prota?
 
Wenn du Fingerübungen willst, empfehle ich dir Actionszenen (3rd person view auf einen Militärtaucher etc) oder sehr dialoglastige Passagen (Gespräch mit Schniedelwutz (oder wie hieß er noch... Laughing ), aber mit minimalem Erzählerkommenar. Dann bekommst du vielleicht etwas Schliff in den Diamanten wink

LG
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BerndHH
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Beitrag15.07.2020 15:40

von BerndHH
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Hi Justadreamer,
sehr gute Hinweise!
Also Martin Balzer nimmt das alles noch nicht so ernst. Er verdrängt die dunklen Vorboten eines drohenden Weltkonfliktes. Gedanken gar an einen Atomkrieg weist er weit von sich. Er ist jung, aufstrebend und konzentriert sich auf das Hier und Jetzt. Martin gehört der Nachkriegsgeneration an, will von den langweiligen Landsergeschichten seiner Altvorderen nichts zu tun haben. Er war Wehrdienstverweigerer und hat im Zivildienst in der Psychiatrischen Klinik Hamburg-Ochsenzoll als Hilfspfleger gearbeitet. Das hat ihn persönlich sehr viel weiter gebracht als das stupide Befolgen von Befehlen, die irgendwelche Arschlöcher ... na ja. Dann kam das Studium auf der Henry-Nannen-Journalismus-Schule, welches er mit Bestnoten abgeschlossen hat. End-lich hat er seinen Traumjob bei der BILD-Zeitung. Okay, die erste Reportage ist nicht der Knaller, so wie er ihn sich vielleicht gewünscht hätte. Er wäre sehr viel lieber mit den Promis beruflich in Kontakt gekommen. Schampus und Partyalarm. Martin feiert halt gerne! Auch als Polizeireporter könnte er sich seine Karriere sehr gut vorstellen.
Aber okay, er ist ja gerade erst bei der BILD-Zeitung eingestiegen und kann sich seine Themen noch nicht aussuchen. Mit seiner Kriegsreportage kann er sich endlich seine Sporen verdienen und zeigen, was er so auf dem Kasten hat.

Damit das alles besser zur Geltung kommt, werde ich demnächst die Sause des Reporterteams auf dem Kiez von St. Pauli rein-stellen. Das Mädel bleibt in wohlweislicher Voraussicht zuhause und die drei Jungs wollen sich ordentlich einen auf die Lampe kippen. Zillertal und/oder Café Keese – Damenwahl und am Ende dann der unvermeidliche Totalabsturz in der letzten Ka-schemme. Also jede Menge Gelegenheit für flotte Dialoge, witzige Begegnungen mit irgendwelchen Originalen.

Leider kann ich mich an das St. Pauli der 1980er absolut nicht mehr erinnern. Weniger Partymeile, Billigsuff für die Kids, sondern viel mehr Rotlicht, schmuddelige Kontakthöfe, das „Eros Center“, „Palais d’Amour“, aggressive Luden (Zuhälter), die auf Schlägereien aus waren aber auch viel Suff natürlich. Die Erinnerungen sind aber leider komplett weg.

Ich habe das Kapitel auch schon angefangen, es ist aber grottenschlecht.
Grüße,


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J
Beitrag15.07.2020 18:35

von Justadreamer
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Zitat:

Damenwahl und am Ende dann der unvermeidliche Totalabsturz in der letzten Ka-schemme.


Hierzu: Das was du hier beschreibst, ist zwar an sich schon spannender, aber (!) man erwartet es! Brich mit der Erwartungshaltung; lass einen betrunkenen Militäroffizier ein Geheimnis ausplaudern, irgendetwas, das ein wirkliches Mittelpunktereignis erahnen lässt. Alltag, und selbst wenn er einen Tag vor dem Krieg ist, ist Alltag.

Falls noch nicht geschehen, würde ich dir empfehlen, so ein Mittelpunktereignis zu wählen und deine story darum herum aufzubauen.
(Z.B. Diebstahl von Geheimnissen o.Waffen, Entführung einer Person,... und plötzlich baut sich Spannung auf, der Leser denkt: "Was bahnt sich hier an?" Aber nicht zu viel verraten wink )
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Beitrag16.07.2020 04:47

von BerndHH
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Hi Justadreamer,

ja, Du hast natürlich recht. Ein paar junge Leute, die sich auf dem Kiez besaufen und sich derbe die Kante geben - das an sich ist wohl nicht lesenswert genug.

Der Leser erwartet natürlich schon einen Knaller. Bin da aber komplett einfallslos.

Die drei Reporter könnten ja auf ihrem Besäufnis einem Hamburger Senator, einem Zivilschutzbeamten oder wen auch immer, begegnen. Eine Person, die sehr viel mehr weiß als der nicht eingeweihte Durchschnittsbürger. Die drei Jungjournalisten sind zwar völlig besoffen aber die merkwürdigen Andeutungen wecken ihren Jagdinstinkt.
Auch nicht gerade doll, oder?

Gruss


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Beitrag16.07.2020 11:26

von Justadreamer
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Hallo Bernd,

Diese Idee ist doch gut! Es ist nur wichtig: Was weiß der Typ? Worauf läuft das hinaus? Vielleicht belastet es auch die BILD in irgendeiner Weise?
Cool wäre: Es hat direkte Auswirkungen auf den Protagonisten (Verwandte im Kriegsgebiet, sein Job gefährdet,...)

Bei einem komplexeren Roman ist es natürlich auch sinnvoll, im Vorhinein schon alle Kapitel mit Inhalt zu wissen (nicht, dass ich da Erfahrung hätte^^), dann kannst du die Bedeutung jedes Kapitels für den Gesamtzusammenhang bewerten.

LG
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BerndHH
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Beitrag16.07.2020 14:07

von BerndHH
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Hi Justadreamer,

auf jeden Fall! Jedes Kapitel sollte inhaltlich schon umrissen werden, mit dem freien Fabulieren klappt es meistens nicht.
Also ich sollte jetzt interessante Personen einführen:
- Klaus von Dohnanyi: Oberbürgermeister Freie Hansestadt Hamburg (SPD)
- Ernst Albrecht: Ministerpräsident von Niedersachsen (CDU)
- Uwe Barschel: Ministerpräsident von Schleswig-Holstein (CDU)
- Björn Engholm: sein politischer Kontrahent (SPD)
- Hans-Dietrich Genscher: Bundesinnenminister (FDP)
- Manfred Wörner: Bundesverteidigungsminister (CDU)

Wolfgang Dörner: fiktiver Stasi-Spion
Realpersonen darf ich nicht nehmen. Die Drei könnten vielleicht einer Prostituierten im "Eros Center" auf dem Leim gehen, die im Auftrag der Stasi handelt. Aber warum sollte sie sich für drei Reporter interessieren, die ja selber keinen Plan haben oder Geheimnisträger sind. Vielleicht treffen sie auf jemanden vom Zivilschutz oder vom Territorialheer/Heimatschutztruppe oder whatever. Jemand, der weiß, was da auf sie zukommt, der die Evakuierungspläne (systemrelevante Beamte first) kennt oder whatever. Oder wie Du schon sagtest, jemand aus dem persönlichen Umfeld.
Nicht einfach, ich hab mal wieder keine zündende Idee. Melde mich wieder, wenn mehr Fleisch an der Sache ist.


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Calvin Hobbs
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Beitrag16.07.2020 19:37

von Calvin Hobbs
Antworten mit Zitat

Hallo smile
Sehr oft schreibst Du unter Deine Geschichten, dass Du "völlig planlos" bist.
Vllt. hilft Dir dieses Buch ->
https://www.amazon.de/Story-Genius-Science-Outlining-Riveting/dp/1607748894/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=story+genius&qid=1594920848&sr=8-1
MfG


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BerndHH
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Beitrag17.07.2020 04:32

von BerndHH
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Moin Calvin,

ja, das ist doch eine hervorragende Idee! Das von Dir vorgeschlagene Buch scheint tatsächlich die Dinge anzusprechen, die bei mir hapern.
Werde ich mir auf jeden Fall holen.
Besten Dank und viele Grüße


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Christof Lais Sperl
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Beitrag17.07.2020 07:22
Melitta
von Christof Lais Sperl
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Und richtig gutem(!) Melitta-Filterkaffee. Lg C

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Beitrag17.07.2020 07:24
Verfeinerte
von Christof Lais Sperl
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Da müssen die Gänsefüßchen weg. Sonst spannend. Mal sehen, wie das weitergeht.

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Lais
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BerndHH
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Beitrag17.07.2020 12:04

von BerndHH
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Hi Leute,

Danke für die Beiträge. Na klar, wird es weitergehen.
Nur fehlt halt, wie immer, die zündende Idee.

Gruss,


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BerndHH
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Beitrag17.07.2020 14:46

von BerndHH
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Hier ein Vorschlag als Szenenabriss:

Am Vorabend vor dem Feldeinsatz. Martin geht mit seinen Jungs im Silbersack einen trinken. Sönke ist voll wie ein Eimer und Dirk schnappt sich eine Braut, ist also schwer beschäftigt. Unser Jungreporter ist also allein, geht raus, um Zigaretten zu holen. Da gerät er in eine bedrohliche Situation mit den St. Pauli Champs, die ihn provozieren und bedrohen. Bevor er jedoch Schläge bekommt und bevor ihm die Fresse poliert wird, rettet ihn ein Baum von einem Kerl, der sich als Mitglied der Zuhälterbande G.M.B.H entpuppt. „Locke“ hat einen verdammt guten Tag. Gestern hat der HSV 3:0 gegen Hannover 96 gewonnen, die Häschen („Hühner“ oder wie auch immer die Luden sie damals despektierlich nannten) der G.M.B.H. laufen gut, haben ordentlich Kohle rangeschleppt und „Locke“ hat gegen die anderen Jungs im Poker auch noch viel Geld gewonnen. Also lädt er Martin, Sönke und Dirk in die Hauskneipe der G.M.B.H. „Zum Silbersack“ ein. „Heute könnt Ihr saufen bis zum Augenstillstand!“ Der „Silbersack“ ist das HQ der G.M.B.H. Hier schleppen die Prostituierten ihr Geld an, welches sie brav an ihre „Macker“ abgeben, hier gibt es einen rustikalen Schankraum und ein Separée, wo die 120 Zuhälter der Organisation ihre Geschäfte tätigen, Abstecke für die Mädchen aushandeln, Gegenmaßnahmen gegen die rivalisierende Nutella-Bande (Emporkömmlinge, Jungluden, die ihnen das Revier auf dem Kiez streitig machen), etc. Die Zuhälter von St. Pauli sind eine Macht in Hamburg. Die G.M.B.H. mit ihren aufgepumpten Stiernacken hat die Muskeln und die Kraft auf der Straße. In ihrem Revier sind sie die Einzigen, die das Sagen haben und dies mit den Fäusten, notfalls auch mit Waffen verteidigen. Sie haben beste Verbindungen zum Hamburger Senat, sie kennen Politiker und Wirtschaftskapitäne. Aus ihren Großbordellen "Eros-Center" und "Palais d’Amour" haben sie viel mitbekommen. [wohl nicht so wahrscheinlich, da die Promis wohl eher Edelpuffs frequentieren] Bundeswehroffiziere, Offiziere des Bundesgrenzschutz, Mitglieder des Katastrophenschutzes, viele von ihnen gehen gerne mal in die „Ritze“, sehen sich Boxkämpfe zwischen Zuhältern an, oder trinken auch gerne mal ein Elbschlossbier im „Silbersack“. Dort werden dann auch mal Interna ausgetauscht, vertrauliche Dinge behandelt und Martin ist LIVE dabei.

Ach, ist auch Schrott, oder?


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BerndHH
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Beitrag19.07.2020 05:32

von BerndHH
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Version # 2

Martin, Sönke und Dirk besaufen sich auf dem Kiez. Ihre erste Anlaufstelle ist das „Zillertal“. Die Stimmung ist mau. Sönke ist völlig betrunken, nur Dirk findet Anschluss – Damenbekanntschaft. Martin überlegt sich, was er tun soll. Ins Café Keese – Damenwahl (eher für die älteren Jahrgänge) und sich auch eine „Zaubermaus“ für die Nacht holen oder gleich rüber in die Herbertstraße für ‘ne schnelle Nummer. Aber er ist jung, sieht einigermaßen gut aus und hat keine „Professionelle“ nötig. Er ist zwar sauer, dass seine Kollegen nicht mitspielen, denn er wollte noch so viel mit den beiden besprechen. Schnapsleiche Sönke muss ins Bett und der schöne Dirk will die Nacht mit seiner neusten Eroberung verbringen. Martin beschließt Wiebke aus einer Telefonzelle anzurufen. „Ach bitte, Wiebke, na komm schon. Wir beide gehen heute schön einen schwoofen/tanzen.“ Wiebke merkt, dass Martin stark angetrunken ist und hat mit Sicherheit keinen Bock mit ihm auf die Kiez-Piste zu gehen. Doch Martin sülzt sie voll und säuselt. Das hübsche Mädchen zieht sich flotte Klamotten an und die beiden treffen sich vor der S-Bahnstation Reeperbahn. Es ist schon spät. 23:00. Die Tanzschuppen, „Top Ten“, „Star Club“, „Grünspan“, „Café Keese“ usw. sind von aggressiven Gangmitgliedern belagert, St. Pauli Champs, Streetboys, etc. Sie wollen Schlägereien provozieren, was das Mädchen abschreckt. Wiebke schlägt vor, im „Silbersack“ ein paar Biere zu trinken und dann rechtzeitig ins Bett, denn morgen wird ein anstrengender Tag beim Militär.
Im „Silbersack“ machen sie Bekanntschaft mit „Locke“, einem bärenstarken Zuhälter der G.M.B.H. Dieser fährt voll auf Wiebke ab und will mit Martin über die „Abstecke“ verhandeln.

---- Und dann weiß ich nicht weiter ----


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Hummelchen48
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Beitrag19.07.2020 06:39

von Hummelchen48
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Hallo Bernd,

warum bist du Dir selbst gegenüber immer so negativ eingestellt?

Auch wenn ich vielleicht nichts mit Deinen Texten anfangen kann,
oder sie besonders toll finde, lass es doch den Leser entscheiden.

Du gibst Dir viel Mühe, das merkt man und Du hast ja offensichtlich
Spaß am Schreiben, entspann Dich doch einfach ein wenig.
Wir alle sind hier, um etwas zu lernen. (denke ich)

Liebe Grüße Smile

Hummelchen
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BerndHH
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Beitrag19.07.2020 09:46

von BerndHH
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Hi Hummelchen,
na klar. Wir schreiben alle weil wir Spaß daran haben, sonst würde es doch keiner machen.
Aber ich wäre schon gerne eine Stufe weiter und Texte verfassen können, welche die Allgemeinheit begeistern. Vielleicht sind die Ansprüche auch zu hoch.
I'm still working on this ...

Gruss

PS: Ich werde mal eine andere Herangehensweise nach der Schneeflockenmethode ausprobieren. Das Kernproblem, die Kernhandlung einer Szene, eines Kapitels in einem Satz (blau oder fett) und alles andere darum herum gesponnen.


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Hummelchen48
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Beitrag19.07.2020 13:18

von Hummelchen48
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Hallo Bernd,

alle wird man nie begeistern können, ein Ding der Unmöglichkeit...

Wenn man hier im Forum jemanden findet, dem es gefällt, was man so von sich gibt, dann besteht immerhin Hoffnung. Cool

Grüße

Hummelchen
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BerndHH
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Beitrag19.07.2020 13:47

von BerndHH
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Hallo Hummelchen48,

ja, das ist tatsächlich richtig schwer, den Geschmack vieler zu treffen.
Aber ich bleib am Ball.
Habe auch schon wieder einen längeren Text fertig und feile da noch etwas rum. Wenn er fertig ist, stelle ich ihn gerne rein.

Schönen Rest-Sonntag!


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