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Mona Lisas Lächeln zur letzten Vereinigung


 
 
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beitrag19.06.2020 18:00
Mona Lisas Lächeln zur letzten Vereinigung
von poetnick
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Mona Lisas Lächeln zur letzten Vereinigung

„Hört mal. Da nähert sich schon die Hymne von der taktvollen Wahrhaftigkeit“, gab Konrad, den Kopf lauschend zur Seite geneigt, in die Runde.
„Das ist sie“, bestätigt Sofia:
Es berührt, doch es verführt nicht, es verklingt, doch schweiget nimmer“,
stimmen Sofia und Vincent zu einem vergnügt übersteigertem Gesang an.

„Wird nur einmal im Jahr an den Feierlichkeiten zur Gründung der Föderation gespielt; die klanggewordene Essenz unserer Verfassung!“
Während dieser Ausführung verfällt Vincent in ein unterleibbetontes Kreisen zum schwungvollen ¾Takt der Musik. Den Blick dabei schräg an den Himmel geheftet, vermitteln die einsetzenden Hüpfschritte den Anschein als wollte er das Firmament erklimmen. Das blaue Harlekinkostüm wirft zunehmende Wellen der Ekstase ins Außen.

Immer mehr Individuen, der nach zehntausenden zählenden Menge, entrücken und verzücken sich im Tanz zu den Klängen. Die ausgelassene Stimmung steigert sich jeweils zu einem anfeuernden Gejohle, wenn inmitten der Tanzenden, Hologramme aufpoppen – als virtuelle Vertreter und Grußadressen entfernter Bewohner der Föderation.
Dicht gedrängt wogt die Masse der Feiernden auf dem Boulevard der Weltachse – der mit Muschelkalkpflaster angelegten Prachtstraße im Zentrum Den Haags – eine von 49 Hauptstädten der Föderation, deren Geltungsbereich, im Jahr 2038, nahezu den gesamten Globus umspannt.

Darüber paradieren, in lockerer Formation, diverse Künstlergilden: Musiker, Tänzerinnen, Pantomimen, freie Hologramme, Wanderpoeten, Akrobaten, Slammerinnen, Electronic Artists, Malerinnen und Gaukler aller Couleur zeigen ihre Künste. Dazwischen Scharen von Kindern aus Krippen, Schulen und Nachbarschaften, sowie der Bewegung der Freigeister und der 9 + Autodidakten.

„Lasst uns ans Meer gehen, bevor die kreativen Massen nach der Friedensparade den Strand bevölkern und mit ihrem Wohlfühlgedusel die Brandungswellen glätten.“ Merle wirft den Gefährten auffordernde Blicke zu. Schließlich setzt sich die kleine Gruppe aus Studenten und Sinnfreizeitlern mit Stipendium in Bewegung. Merle, der Harlekin Vincent, Konrad, Sofia und Marijke nehmen den direkten Weg nach Scheveningen, dem Strandbad von Den Haag.

„Potverdorie! Dieser Geruch hier. Zieht euch den mal ganz bewusst rein. Der macht mich jedes Mal aufs Neue fertig – diese Mischung aus Dielenholz, Kaffee, Bierdunst und Pommes Frites.
Frieden durch die Dünste!“
Eingestimmt mit einem Lachen, peilt Merle vom Eingangsbereich des Strandpavillons aus, das nur halb besetzte, große Tischoval der Fensterseite mit Meeresblick an. Die Sonne leitet bereits in sattem Gelb den Anflug auf ihr westliches Nachtasyl ein.
„Nur hinsetzen, nur hinsetzen, keine Scheu! Das Motto lautet hier und heute: Teile und herrsche – nicht!“
Edwins Einladung an die hinzu gekommenen Gäste wird von seiner Gruppe mit bellendem Gelächter quittiert, dem schon einige Gläser Heineken die Kehlen dafür durchgängig gemacht haben.
Das sieben TeilnehmerInnen zählende Team von Peacemaker-Volontären der Föderation, dümpelt einer ausgelassenen Feier zum zehnten Jahrestag anlässlich des allgemeinen nationalen Verzichts entgegen.
„Es ging doch, mal bildhaft gesprochen, darum dem Schopenhauer eine Kaléko, Mutter Theresa die Lindgren und Karl Marx… einen Wilhelm Busch an die Seite zu stellen.“
„Also gewissermaßen ein gesellschaftlicher Über – und Unterbau aus Marx & Moritz."
Erneut aufbrandendes Gelächter bestärkt Edwin in der Annahme mit seinen Darlegungen den launigen Nerv der Gruppe zu treffen.

„Dann können wir uns ja gleich noch Balu der Bär und Richard Wagner auf gemeinsamen Wanderjahren vorstellen“, ätzt Merle in den Raum, sich dabei in ihrem Rattansessel fläzend.“

„Bravo!“, ruft Edwin elektrisiert in die Runde. „Das ist genau der Ansatz, den wir heute fahren - wenn auch etwas zugespitzt: Mit der Klatsche der Satire den Antisemitismus aus den muffigen Kleidern von Kunst und Kultur klopfen. Das gilt im Prinzip für sämtliche Ismen“.

„Bei dieser Spielart“, fährt er, Merle fixierend, fort „sind dogmatische Auswüchse und ein Schmachten in dystopischer Sehnsucht schlichtweg unhaltbar; sollten sie sich wieder herausbilden wollen, kann nur eine aus Humor und Kunst gepaarte Gesellschaftspolitik derartige Tendenzen von vornherein aufweichen.“

„Wo bleibt dann aber der Altru-ismus als die friedensstiftende Bindekraft? Okay, und darum jetzt eine Runde Heineken für den ganzen Tisch, um den Theoretikern mal ein wenig die Hüften zu lockern!“
Mit einer schwungvollen Drehung des Oberkörpers richtet Marijke ihre Bestellung an Karlo, dem Wirt und Weltenbummler, der erst kürzlich von den Bewohnern des Badeortes Scheveningen, zu einem Goalkeeper of Peace in Freedom gekürt worden war.

„Genau, sollte das alles nicht greifen“, setzt Edwin fort, „dann – bleibt als letzte weltvereinende Zuflucht immer noch die empathische Frau Heineken, oder der etwas sentimentale Mr. Grolsch – in diesem Sinne: Proost-Skål-Salute-Na zdrovje und… Cheeeers!“
„Friede den Völkern, Frieden durch die Künste, aus Freude gewoben – die Föderation!“, tönt es mehrkehlig durch den Pavillon. Die bereits halb geleerten Gläser prallen ein weiteres Mal mit bedenklicher Wucht aufeinander.

„Ich persönlich glaube ja nicht, dass eure Föderation mit Müßiggang schiebenden Schaumschlägern zu gestalten ist – als Muster des neuen Weltgesichts.“
Merles Worte, direkt an Edwin gerichtet, hallen hinter den sich plötzlich
verkrümelnden Gesprächen nach; besetzten für ein paar verdutzte Momente den Raum.

„Komm jetzt“ zischt Konrad Merle von der Seite an. „Das sind Regionengäste der Jahresfeier. Peacemaker-Volontäre. Zettel hier bitte keinen Streit an!“

„Nein, der macht mich verrückt! So ein Goldhähnchen aus Düsseldorf oder Hamburg, versucht mir die Welt zu erklären. Meine Familie hat genug Scheiße abbekommen. Wir haben durch die Segnungen der ‚5 Anker‘ unseren Grund und Boden verloren. Gottverdammt!“, bricht es aus ihr heraus.
Nach einigen irritierten Blicken in die Runde, findet Edwin zu seiner Beredsamkeit zurück:
„Also jetzt mal Klartext: Als die föderative Versammlung beschloss, die Fläche an Grundbesitz auf maximal 99 m2 pro Person und 99 Basisjahre zu begrenzen, musste sie den Interessen von 9 Milliarden Menschen und den nicht-menschlichen Individuen gerecht werden.
Das entspricht dem Grundsatz, wonach unser Erdenerbe unveräußerlich ist, worüber beklagst du dich im Ernst?“

„Ach ja, damit unterschlägst du mal eben die Vorleistungen der Generationen, welche hier Landwirtschaft und Infrastruktur aufgebaut haben. Wir haben die damalige EU und andere Weltgegenden mit unserer Power durchgefüttert. Nee, die globale Ausgleichsreform, war nichts anderes als eine Enteignung; getarnt als eingetragene Partnerschaft. Mit einem Partner allerdings, dem man vorher noch die Hosen fürs Fest spendieren musste.“

„Die Leistungen deiner Vorfahren lassen sich aber nicht deinen Besitz verewigend zurechnen. Außerdem musste nach dem Scheitern der Populisten und Autokraten äußerst schnell gehandelt werden.

Die pandemische Finanzkrise in den späten Zwanzigern hatte nun mal das Zeug dazu Chaos und Extremismus, wie schon hundert Jahre zuvor ans Ruder zu bringen.“

„Die Leistungen meiner und die anderer Leute Vorfahren, haben erheblich dazu beigetragen, dass sich heute jeder Schwärmer, sofern er sich nur als Kunstlaborant oder Sinnfreizeitler definiert, über Jahre ohne erkennbare Leistung alimentiert wird, gibt Merle giftend zurück.

Aus Edwins Gruppe regt sich ärgerliches Gemurmel. Phillip, als frischer Stipendiat, wirft resigniert eine Handvoll Bierdeckel in das unter der Raumdecke schwebende Fischernetz; ein letztes Relikt der vorvegetarischen Exzesse.

„So, Dames en Heren und freie Identitäten!“ Karlo wirft sich mit seinem breiten Niederländisch zwischen die Satzgarben der Streitenden.
„Hier ist jetzt mal das leckerste Bier aller Vor –Mit – und Nachfahren, und: Der föderalste Dipp, seitdem wir nicht nur wissen, dass die Erde eine Kugel ist, sondern – seitdem wir sie auch als Kugel bewohnen…Karlos Guakamole!“
Aus dem, durch die Diskussion zunehmend verdrucksten Kreis, lösen sich Worte der Zustimmung; erleichterter Applaus plätschert.

Karlo, der weitgereiste Goalkeeper des Friedens, hat sich auf seinen stattlichen Unterarmen anschaulich Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Föderation tätowieren lassen.
Er bemerkt Sofias Versuche, den auf beiden Armen verteilten Gründungsmythos zu erfassen.

„Ja, das ist wie die Geschichte von der Schöpfung. Allerdings ein wenig erweitert.
Guck mal hier, die rechte Hand – ganz frisch gestochen. Das ist der siebte Tag. Was siehst du hier?“

„Die 5 Anker, nicht wahr?“
„Jap! Die 5 Anker der Föderation. Da haben die Menschen am siebten Tag den lieben Gott einfach schlafen lassen und die Föderation gegründet.“

„Mir hört sich das zu religiös gefärbt an, Karlo. Ich persönlich halte es mit Nietzsches: Gott ist tot!“

„Vincent, nicht wahr – der Harlekin? Genau. Ja, der Satz ist bekannt, die Fortsetzung nicht so sehr. Weißt du, wie die geht? – Nein? Nietzsche sagte: Gott ist tot. Da sagte Gott: Nietzsche aber auch,
er sitzt direkt neben mir.“
„Der war gut, dein Punkt – doch von Nietzsche gibt es immerhin ein Foto.“

„Mit zwanzig glaubst du eben das, was du siehst. Mit fünfzig siehst du das, was du glaubst. Ich brauche keine Fotos. Hi, Hi!“

„Das ist alles ganz nett, Karlo – hat aber einen reichlich weißen Bart“ schaltet Merle dazwischen. Ich denke, dass Utopia ein Ort ist, den man, wenn man glaubt ihn erreicht zu haben, verliert. Das mentale Schlaraffenland droht. Alles für Alle, ohne Anstrengung. Erste Boten dafür sind diese Sinnfreizeitler mit ihren Fünfjahresstipendien.“

„Es gibt doch so viel zu tun – für alle; der Grundsatz, Frieden durch die Künste ist der weiche Kern unserer Utopie und wird sie immer weitere, ungekannte Blüten treiben. Dann die Umwelt, wir haben zwar das Karbon gebunden, aber die Wiedererweckung der Wildnis …das bleibt sicher eine dauerhafte Aufgabe.“ Karlo verlässt die Runde wieder, denn der Pavillon beginnt sich mit Gästen zu füllen.


„Der Mensch bleibt ein Egomane, ich gebe es wenigstens zu. Die Utopie kann uns nur als fernes Licht eine Richtung weisen. Kommt man ihm zu nahe, wird es unerträglich“, versucht Merle mit rudernden Bewegungen zu verdeutlichen.

„So? Dabei haben wir doch viel Leid überwunden. Denk nur an die tötungsfreie Landwirtschaft.“ Edwin bemüht sich einen vermittelnden Tonfall zu treffen.

„Hat dazu geführt, dass uns Tugendbolde in Robin Hood – Kostümen den Speiseplan vorsetzen. Wenn ich heute meiner Lust nach Hähnchenkeulen fröne, muss ich mich in Therapie begeben. Und ich rede hier nicht von Goldhähnchen.“ Als Merles Satz mit einem schalkhaften Grinsen endet, flackert mit zunehmender Intensität zwischen Edwin und ihr etwas auf.

„Hallo Merle. Der Quotient deiner Emo-Spitzen hat in der letzten Stunde ein krisenhaftes Plateau gebildet. Ich biete dir für den Moment an, deine Spannungen in einem vollkommen diskreten Austausch mit mir abzubauen. Mein Name ist Jelena.
Edwin, dir empfehle ich eine prophylaktische Entlastung durch die 3-1-3 Atemtechnik. Das sollte genügen.“

Ungläubig schaut Merle in das flimmernde, altvertraute Gesicht eines Hologramms.

„Wow, das ist tatsächlich so ein Emo-Aid-Giver. Als würde sie leben,“ entfährt es Konrad.
„Krass und es ist die Mona Lisa.“ Marijke nähert sich langsam dem perfekten Bildnis.

„Mach doch mal das Licht aus, Karlo. Dann kann man sie besser sehen.“ Mit einem Kopfschütteln schlägt Karlo Vincent diesen Wunsch ab:
„Während ein E-M-G in Aktion ist, bleibt der Energiefluss grundsätzlich stabil; um Störungen zu vermeiden.“

Merle wendet sich direkt Jelena zu: „Ich bin mir über meine Gefühle sehr wohl im Klaren und benötige keine Hilfe. Schon gar nicht von einem Spuk.“

„Diese Hilfe wird dir zuteil, auch wenn du sie im Moment nicht annehmen kannst. Ich veranlasse nun das Streaming. Du wirst einige Zeit die Präsenz des Inhaltes wahrnehmen können, bevor er verblasst und gänzlich deinem Erinnerungswillen übergeben wird.“ Daraufhin löst sich das Hologramm aus seinen Konturen, bis nur ein schemenhaftes Lächeln verbleibt, bis auch dieses sich scheinbar ganz in einem Punkt verliert.

„Was hat sie dir dagelassen – kannst du schon etwas erkennen?“, drängt Edwin besorgt auf Merle ein.

„Ja, es handelt sich wohl um ein Gedicht. Klingt nach Lock-Down-Romantik aus der Covid 19-Zeit. Warte:

Da kaum noch Flugzeuge stiegen/ erhielt die Welt/
ihren Himmel zurück/ungeteilt und wundersam gebogen/
im meilenweiten Blau/
kreist ein Drache


„Oh, shit. Das ist mal starker Tobak - hätte man früher gesagt.“

„Manchmal muss man Feuer mit Feuer bekämpfen. Ich hab da noch ein altes Schätzchen. Lasst uns tanzen!“ Mit einem Schnalzlaut aktiviert Karlo das Audiomodul.

„Vielleicht wird das die kommende Partyhymne der Föderation.“

„Was ist das für Musik?“

„Son Ar Chistr, eine alte bretonische Weise, Vincent.“

„Ihr Holländer ward schon immer findig im Verwerten von altem Bestehendem.“

„Absolut d’accord! Hier findet sogar eine Aufwertung statt. Nur bin ich kein Holländer, sondern stamme aus Durban, Südafrika – als es noch die Nationalitäten gab.“

„Los geht’s, draußen am Strand stimmen sich schon die Alphornbläser ein. Die Friedensparade rollt auf Scheveningen zu.“
„Die Illusionisten der unbewaffneten Legion steigen bereits für den intuitiven Formationsflug. Mal sehen, was die in diesem Jahr an den Himmel malen!“

„Tanzen wir einmal, Merle?“

„Das Goldhähnchen wird zutraulich! Du bist mutig – tritt mir nicht auf die Füße, sonst kommt Jelena zurück und verpasst dir eine virtuelle Wallfahrt durch sämtliche Hauptstädte.“

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nicolailevin
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Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag04.07.2020 13:58

von nicolailevin
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Das beginnt wirklich stark. Die Feier, da lass ich mich mitziehen, ich fühle die Atmosphäre, dazwischen ein paar lose Fetzen an Information, genau so viel, dass ich die Situation nachempfinden kann und mich dennoch nicht übermäßig belästigt oder belehrt fühle.

Da stört auch der kalauernde Wortwitz, Frieden durch die Dünste, nicht - in der ausgelassenen Umgebung hat das seinen Platz.

Dann steig ich aber aus. Ich verstehe schon mal nicht, wieso ausgerechnet der Antisemitismus hier aufgerufen wird - wegen Richard Wagner? Die Logik der Pärchenbildung verstehe ich schlicht nicht.

„Bei dieser Spielart“, fährt er, Merle fixierend, fort „sind dogmatische Auswüchse und ein Schmachten in dystopischer Sehnsucht schlichtweg unhaltbar; sollten sie sich wieder herausbilden wollen, kann nur eine aus Humor und Kunst gepaarte Gesellschaftspolitik derartige Tendenzen von vornherein aufweichen.“

Spätestens hier steige ich aus. Soll hier ein Möchtegernphilosoph satirisch vorgeführt werden?

Aber egal, ob es satirisch gemeint sein soll: Es drängt sich mir mehr und mehr der Eindruck auf, dass die Dialoge sich weniger an den jeweiligen Gegenüber richten, als an den Leser, und wenn die Zahlenvorgaben der Grundstücksbegrenzung genannt werden, brummt mir breit und laut der Erklärbär entgegen, dessen Abwesenheit mich weiter oben noch so gefreut hat.

Die Figuren hauen dem Leser ihre Fakten und Thesen um die Ohren, das wirkt für mich zu belehrend und penetrant für einen literarischen Text, da würde ich mir weniger Holzhammer und mehr Florett wünschen, und in diesem Kontext empfinde ich auch die etwas ausgelutschten Spässle ("Nietzsche ist tot (Gott)") als eher unpassend.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

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Beitrag05.07.2020 22:20

von hobbes
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Zitat:
der mit Muschelkalkpflaster angelegten Prachtstraße im Zentrum Den Haags

Das ist jetzt sowas, da staune ich einfach nur. Warum das jetzt da steht. Speziell das Muschelkalkpflaster. Wen interessiert das? Bestimmt interessiert das wen. Mich halt nicht.

Das ist überhaupt so ein Text, da fange ich recht früh an, mit den Augen zu rollen, weil ich den Verdacht hege, dass da jemand einen Springbrunnen prunkvoller Worte angeschaltet hat und am Ende ist das halt doch nur Wasser.

Allein so ein Satz hier:
Zitat:
„Lasst uns ans Meer gehen, bevor die kreativen Massen nach der Friedensparade den Strand bevölkern und mit ihrem Wohlfühlgedusel die Brandungswellen glätten.“

Ich weiß nicht, vielleicht ist der ja sogar ironisch gemeint, aber das macht es für mich auch nicht besser.

Und dann geht das aber so weiter und immer so weiter und ich denke, was soll das jetzt, all diese Namen und all diese Leute, die sich toll finden oder zumindest toller als die anderen.
Kann ich leider nichts mit anfangen.
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Gast







Beitrag06.07.2020 05:05

von Gast
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Bravo! Ein Top-Kandidat.

Zitat:
nahezu den gesamten Globus umspannt

Da werde ich gleich neugierig, wie es denn um den Rest steht.

Fast nebenbei wird das wichtige Thema Grundbesitz aufgegriffen und die wichtigsten Aspekte in wenigen Sätzen pointiert zur Sprache gebracht. Dass die Diskussion schlussendlich mit einem Bier beiseite gewischt wird, erinnert mich gleich an einen anderen Beitrag des Wettbewerbs...

Zitat:
getarnt als eingetragene Partnerschaft. Mit einem Partner allerdings, dem man vorher noch die Hosen fürs Fest spendieren musste
Wenn ich dies richtig interpretiere, dann "liess sich der Partner vorher noch die Hosen fürs Fest spendieren" (leicht umformuliert)

Zitat:
Mit zwanzig glaubst du eben das, was du siehst. Mit fünfzig siehst du das, was du glaubst
Ist das ein Original? Hübsch.

Das Wort "Sinnfreizeitler" scheint dem Autor zu gefallen wink

Das Lesevergnügen wird an wenigen Stellen durch ein "unkonventionelles" Komma oder einem Wort, das eine Überarbeitung der Textstelle aus Versehen überlebt hat, leicht betrübt. Aber wirklich nur leicht.

Vorgaben

Nach einigem Überlegen: "die Person, die sich wünscht, es wäre doch zu einer waschechten Krise gekommen" hätte man - wenn wir uns schon auf diesem Niveau bewegen - spannender darstellen können als eingangs durch eine einigermassen kurzsichtige und egozentrische Repräsentation der Verliererseite der globalen Ausgleichsreform.
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silke-k-weiler
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Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag07.07.2020 15:09

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

 Sich kaputt lachen

Was für ein abgefahrener Text. Bei dem Feuerwerk geht mir manchmal die erahnte Aussage etwas flöten. Aber ich meine, ich hätte die ein oder andere erkannt.

Du bist in meiner nächsten Runde.

Frieden durch die Dünste!

In diesem Sinne
Silke

PS: Ein paar Kommata haste gewürfelt. Das am Rande.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6152
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag07.07.2020 19:48

von V.K.B.
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Hallo whatever,

Ein langer Dialog, in dem sich die neue Welt erschließt. Für mich ist sie eine klare Dystopie, aber das ist sicher Ansichtssache. Jedenfalls haben wir hier ein paar feiernde Partygänger, die in einer Welt, in der Kunst über alles zu gehen scheint, pseudophilosophische Plattitüden austauschen. Zum Teil hat man klar den Eindruck, die wissen gar nicht wirklich, von was sie reden, und geben nur Dinge aus dem Zusammenhang wieder, die sie mal aufgeschnappt haben. Weil ist ja künstlerisch wertvoll. Das zeigt einerseits sehr schön, was dabei rauskommt, wenn man die Welt zum Feuilleton erklärt und jeder plötzlich denkt, er müsste da mitmischen, weil er ein großer Künstler sei und Bildung doch über alles geht. Andererseits ist das mit der Zeit doch sehr ermüdend zu lesen. Gefühlt ist das jedenfalls die längste Geschichte, die ich bisher gelesen habe.
Wie gesagt, für mich verwässert sich das Ganze zu sehr. Einige der Formulierungen finde ich dafür richtig toll, besonders bei den Beschreibungen. Leider ermüden die Dialoge dann, die den Hauptteil der Geschichte ausmachen. Dort wirkt auch einiges so, als werde es ganz explizit nur für die Leser gesagt. z.B.
Zitat:
sondern stamme aus Durban, Südafrika – als es noch die Nationalitäten gab.
Der Nachsatz nach dem Bindestrich würde so wohl kaum gesagt werden, denn dass es keine Nationalität mehr zu geben scheint, müssten doch alles wissen – bis auf den Leser.
Sehr gelacht habe ich allerdings über die 9+ Autodidakten, da sind schon ein paar echt gute und satirische Stellen drin, aber insgesamt schafft es die Geschichte leider nicht, meine Aufmerksamkeit zu binden.


Beste Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag08.07.2020 10:23

von silke-k-weiler
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Doppelpost. Ich war zu begeistert. Laughing
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Heidi
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Beiträge: 1424
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag10.07.2020 21:22

von Heidi
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Ich lese hier von einer Gesellschaft, die in den letzten Jahren eine globale Ausgleichsreform durchgemacht hat. Beinahe alle früheren Staaten der Welt sind nun zusammengefügt zu einer Föderation. Jedem Menschen stehen 99 m² Grundbesitz und 99 Basisjahre zur Verfügung. (Bei letzterem fragte ich mich, ob dann beim 100. Lebensjahr ein Mensch hingerichtet wird. Shocked )
Den Menschen geht es gut, sie feiern gerade die Gründung der Föderation.

Und die Beschreibung dieser Szene wirkt, als hätte ich es mit Hippies zu tun. Es liegt allumfassende Harmonie in der Luft. Nur Merle äußert sich kritisch zur gegenwärtigen Gesellschaftsform. Sie zeigt das Versagen des Systems auf und ist dabei nicht zurückhaltend.
Ein Holoroboter versucht sie zu besänftigen. Das Holo erscheint als Mona Lisa. Am Ende scheint Merle aber doch anzunehmen, was sie längst annehmen hätte sollen in ihrer Gesellschaft. Sie lässt sich zum Tanz auffordern.

Anfangs wird deutlich wie die Menschen sich fühlen, die Szene auf dem Festplatz mit dem Harlekin und dessen Gewand, das sich auf besondere Art und Weise während des Tanzens bewegt, spricht Bände. Dann verliert sich die Geschichte in ellenlangen Dialogen, teilweise verliere ich die Figuren aus den Augen und weiß nicht mehr, wer nun genau spricht, weil ab der Hälfte der Geschichte der Text fast ausschließlich aus Dialogen besteht und (wenn ich nichts übersehen habe) fünf Figuren involviert sind.
Die Charakterzüge der Einzelnen sind für mich kaum noch zu erfassen. Lediglich Merle als Nörglerin und Konrad als beschwichtigender „Gegenspieler“ kann ich noch folgen (oder war es Edwin, der beschwichtigt?).
Es liegt natürlich an der Fülle an Texten, die herausfordert aber öfter als zwei, drei Mal lesen ist für mich nicht drin pro Geschichte.
Dennoch ist mir, unabhängig davon, dass mir die Figuren fremd bleiben, auch die Story zu unausgegoren. Es wird zwar sehr konkret eine neue Gesellschaftsform dargestellt, es gibt auch eine Person, die diese nicht anerkennen möchte und unzufrieden damit ist, aber es gibt keinen roten Faden, keine Höhen und Tiefen, nichts Herausragendes. Es sei denn, ich habe es übersehen. Selbst die titelgebende Mona Lisa, die dann als Hologramm auftaucht und Merle harmonisieren möchte, schafft es nicht, Spannung zu bringen, obwohl sie mich im Titel tatsächlich neugierig gemacht hat.

Es gibt keine Punkte.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag11.07.2020 19:02

von Constantine
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Bonjour

Ich komme in diesen Text leider nicht rein. Die ganzen Protagonisten sind für mich mehr Namen als dass sie mir greifbar erscheinen und ich ihnen und ihrem Gespräch folgen kann. Am Ende lässt mich der Text leider leer stehen, weil ich zu sehr außen vor war, als dass ich dabei war und teilgenommen habe.
Es tut mir leid. Leider nicht in meiner Top Ten.

Merci beaucoup
Constantine
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag12.07.2020 12:10

von Malaga
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Damit kann ich nicht so viel anfangen.
Bewertung am Ende im Vergleich.
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Xeomer
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Alter: 36
Beiträge: 135
Wohnort: Xeothon


Beitrag12.07.2020 17:05

von Xeomer
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Liebe unbekannte Autorin,
lieber unbekannter Autor,

der Text will bei mir nicht so recht zünden. Handwerklich ist er sicherlich hervorragend, aber mir persönlich fehlt die Spannung.

Die Aufgabenstellung sehe ich als erfüllt an.

Ob es dennoch den ein oder anderen Punkt gibt, kann ich erst am Ende beurteilen.

Viele Grüße,
Xeomer


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"Zone 84" Buchtrailer: youtube.com/watch?v=ZygK3Te0jV8
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Gast







Beitrag13.07.2020 22:50

von Gast
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- Welche Krise(n) wurde(n) überwunden? Globale und Lokale soziale Ungleichheit

- Wie? weltweit einheitliche Umverteilungsrichtlinien (neosozialistische Utopie)

- Aus welchem Blickwinkel wird das Geschehen geschildert? Eine Föderationsfeier in Holland wird zum Anlass einer Debatte zwischen Anhängern und Gegnern des neuen Systems

- Wer ist der in der Ausschreibung geforderte Unzufriedene? symbolisch Merle als Teil einer Famile, die durch die Umverteilung verliert

=> Anforderungen erfüllt? Ja

-----------------------------------------------

- Hat die Darstellung logische Fehler? Ist die Handlung schlüssig?

- Wie ist die handwerkliche Ausgestaltung? Eine der ganz wenigen Ausgestaltungen, bei denen sowohl Gegner als auch Befürwörter als glaubwürdig herüberkommen und das neue System weder über den grünen Klee gelobt noch total verdammt wird. Erfrischend realistisch. In Teilen wirken die Dialoge etwas gestellt und künstlich, wie als wenn die Charaktere dazu zwangsverpflichtet wurden, einem Aussenstehenden das System zu erklären ("show and tell"). Sprachlich opulent und reich.

- Punkte und Begründung: 10. Leider verfallen die lt. Wettbewerbsregeln, da keine 10 Beiträge punktwürdig erscheinen.

----------------------------------------------

- Welche anderen Einreichungen sind vom Sujet her vergleichbar?

- Sonstige Kommentare: Der Erzählstil erinnert zuweilen an Jack London's Iron Heel.
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d.frank
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D

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Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag14.07.2020 13:59

von d.frank
Antworten mit Zitat

Tut mir leid, die Art wie das geschrieben ist, verleidet mir sämtliche Freude am Lesen und Erfassen. Das mag ja einen guten Inhalt haben, aber der ist bei mir nicht angekommen und ich kann mich echt nicht dazu durchringen, das wiederzulesen. Es war schon beim ersten Mal eine Qual. Wirklich, tut mir auch leid der harten Worte, aber was soll ich hier schönspinnen, wenn´s nun mal so ist. Aber zur Erklärung, warum:

Da sind viel zu viele Beschreibungen und Aneinanderreihung von Beschreibungen. Beispiel:

Zitat:

Darüber paradieren, in lockerer Formation, diverse Künstlergilden: Musiker, Tänzerinnen, Pantomimen, freie Hologramme, Wanderpoeten, Akrobaten, Slammerinnen, Electronic Artists, Malerinnen und Gaukler aller Couleur zeigen ihre Künste. Dazwischen Scharen von Kindern aus Krippen, Schulen und Nachbarschaften, sowie der Bewegung der Freigeister und der 9 + Autodidakten.


Meine Fresse Shocked Hätte man das nicht einfach in zwei treffenden Worten zusammenfassen können? Da bleibt überhaupt kein Platz, dass in meinem Kopf ein Bild entstehen kann.

Stilmässig sind da Sätze, die noch vor der Romantik entstanden scheinen:

Zitat:
Die Sonne leitet bereits in sattem Gelb den Anflug auf ihr westliches Nachtasyl ein.


Das wirkt einfach aufgeblasen und überheblich, wenn in anderen Sätzen dann ganz einfache Regeln des guten und lebendigen Schreibens nicht umgesetzt werden.


Zitat:
Das sieben TeilnehmerInnen zählende Team von Peacemaker-Volontären der Föderation, dümpelt einer ausgelassenen Feier zum zehnten Jahrestag anlässlich des allgemeinen nationalen Verzichts entgegen.


Das hier fasst den ganzen ersten Absatz zusammen...Wozu dann der ganze erste Absatz?


Niemand kann einfach mal was sagen. Ich habe beim Lesen das Gefühl, ständig müsse dem Sagen irgendein Adjektiv beigestellt werden.

Zitat:
„Wo bleibt dann aber der Altru-ismus als die friedensstiftende Bindekraft? Okay, und darum jetzt eine Runde Heineken für den ganzen Tisch, um den Theoretikern mal ein wenig die Hüften zu lockern!“


Hier hab ich gedacht, der Autor könnte da auch mal was von vertragen. wink


Zitat:
verdutzte Momente


Sicher, dass ein Moment an sich verdutzt sein kann?


Naja, und so weiter und so fort..
Bevor das hier falsch gewertet wird: Es ist meine ganz persönliche Einschätzung! Es gibt sicher Leser, die das mögen, aber zu denen gehöre ich halt einfach nicht.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Ribanna
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Beitrag14.07.2020 15:43

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Tut mir sehr Leid, liegt vielleicht an mir - aber mir sagt dieser Text nichts. Ich verstehe seine Botschaft nicht. Sorry.

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Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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poetnick
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Beitrag16.07.2020 22:34

von poetnick
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Hallo Bekannt,

was hast Du hier denn alles erzählt?
Die Dialoge bräuchten einen frischen Schnitt. Ein paar Strähnen müssen raus.
Zu spät - die Zukunft ist da.

Wohl an!


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schweigend lauschte er der Stille
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
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Beitrag17.07.2020 10:44

von Michel
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Mona Lisas Lächeln zur letzten Vereinigung: Das scheint mir noch ungeschliffen. Oder ich verstehe den Stil nicht richtig. Auch wenn ich ihn von irgendwo wiederzuerkennen glaube – ein Buch, das ich gelesen habe? Nein, dafür haben sich noch zu viele Fehler im Text versteckt, z.B. der Tempusfehler in Zeile 1: „gab Konrad“.
Viel wird hier über Dialog abgefrühstückt, das lehnt sich für meinen Geschmack teils hart in Richtung Infodump. Merles Kampfdialog wirkt mir zu aufgesetzt, wie eine ausgedehnte Pro/Contra-Liste einer dialektischen Erörterung. Aber dann kommen wieder Perlen wie „Marx und Moritz“ und Du hast mich wieder dabei. Bis das Hologramm, das ich verstanden habe, noch einmal von einer Figur kommentierend erklärt wird: Infodump. Ich verdrehe die Augen und lese weiter. Noch mehr Dialog, aber jetzt wird schnelles Ping-Pong gespielt bis zur netten Auflösung am Schluss.
Vielleicht krankt die Geschichte auch an der Web-gerechten Formatierung mit den Doppel-Zeilenumbrüchen. Die lassen mich immer mächtig innehalten, und dann war es doch nur ein Sprecherwechsel im Dialog.


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poetnick
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Beitrag18.07.2020 14:45

von poetnick
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Hallo geschätzte LeserInnen,

zunächst einmal Hut ab vor all denen, die sich durch die (tatsächlich) 1999 Worte, ohne ein Heineken in der Faust, geknabbert haben.
Vieles wurde angemerkt, welches mir, seltsamerweise just nach der Veröffentlichung, selbst in die Quere kam.

Es sind vor allem die langen Strecken, teils erklärender Dialoge, die den Spannungsbogen-so vorhanden - runterziehen und die Geschichte im Unterholz halten.
Werde in einer späteren Antwort kurz (versprochen), auf Eure jeweiligen Kommentare eingehen, für die ich mich hier, ob Punkt, ob Prügel bedanken möchte.

Beste Grüße - Poetnick


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d.frank
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Beitrag18.07.2020 15:51

von d.frank
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Also mir wurde so einiges klar, nachdem die Anonymität aufgedeckt worden ist. Da schreibt ein Lyriker. Wink

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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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poetnick
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Beitrag19.07.2020 13:44

von poetnick
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So jetzt mal der Reihe nach:


nicolailevin schrieb:
Zitat:
Aber egal, ob es satirisch gemeint sein soll: Es drängt sich mir mehr und mehr der Eindruck auf, dass die Dialoge sich weniger an den jeweiligen Gegenüber richten, als an den Leser,


Grüß Gott - oder Nietzsche...? Wink

Hallo nicolailevin,

der Text war von A - Ende (auch) satirisch angelegt. Jedoch, gemeint ist nicht immer gleich geworden. Das entnehme ich Deiner und anderen Rückmeldungen.

'Frieden durch die Künste' prangte auf den Fahnen dieser Utopie. Ganz ähnlich wie wir es hier im Forum schon lange leben. Smile

Danke für Deinen Beitrag.



Hallo Hobbes,


Hobbes schrieb:

Zitat:
Das ist jetzt sowas, da staune ich einfach nur. Warum das jetzt da steht.
... mehr lässt sich von einer Utopie kaum erwarten.

Zitat:
Kann ich leider nichts mit anfangen.
Hier liegt das Erwartbare beim Leser.

Danke fürs Lesen.




Hallo Andreas Kinell,


Andreas schrieb:
...
Zitat:
spannender darstellen können als eingangs durch eine einigermassen kurzsichtige und egozentrische Repräsentation der Verliererseite der globalen Ausgleichsreform

Unbedingt, ja. Es ist mir, nicht lange nach der Veröffentlichung, einiges in dieser Richtung sehr verdächtig geworden und nun, durch Deine und den Anmerkungen anderer Leser, hat sich jener Verdacht erhärtert.
Dieses Dialog-Ping-Pong ist leider vollkommen ausgeufert; noch dazu mit deutlich einmelierten Erklärungen des 'Unparteiischen'. Rolling Eyes

Doch es freut mich, dass Dich die Geschichte insgesamt angesprochen hat und Gefallen fand.

Danke für Deine Verdeutlichungen.




Hallo silke-k-weiler,

silke-k-weiler schrieb:
Zitat:
Was für ein abgefahrener Text. Bei dem Feuerwerk geht mir manchmal die erahnte Aussage etwas flöten. Aber ich meine, ich hätte die ein oder andere erkannt.


Zitat:
PS: Ein paar Kommata haste gewürfelt. Das am Rande.


Das hat mich gefreut, und das Kom(m)a-Würfeln bringt nicht die erhoffte Trefferquote. Nur, da hilft immer noch kein Rechtschreibprogramm. Rolling Eyes

Danke für die punktierte Erfrischung.



Hallo V.K.B.

V.K.B. schrieb:
Zitat:
Wie gesagt, für mich verwässert sich das Ganze zu sehr. Einige der Formulierungen finde ich dafür richtig toll, besonders bei den Beschreibungen. Leider ermüden die Dialoge dann, die den Hauptteil der Geschichte ausmachen. Dort wirkt auch einiges so, als werde es ganz explizit nur für die Leser gesagt.


Wie schon an anderer Stelle, kann ich dem zustimmen. Da ließe sich einiges zur Erleichterung der LeserInnen verändern.

Danke fürs Reflektieren und die Punkte.



Hallo Heidi,

 
Heidi schrieb:
 
Zitat:
teilweise verliere ich die Figuren aus den Augen und weiß nicht mehr, wer nun genau spricht, weil ab der Hälfte der Geschichte der Text fast ausschließlich aus Dialogen besteht und (wenn ich nichts übersehen habe) fünf Figuren involviert sind.
Die Charakterzüge der Einzelnen sind für mich kaum noch zu erfassen.


Da wird einiges klar und letztlich bestätigt.

Danke für Dein ausführliches Feedback.



Hallo Constantine,

Constantine schrieb:
Zitat:
Die ganzen Protagonisten sind für mich mehr Namen als dass sie mir greifbar erscheinen und ich ihnen und ihrem Gespräch folgen kann. Am Ende lässt mich der Text leider leer stehen,


Tatsächlich scheint die Anzahl der Protagonisten zu groß, um ihnen näher kommen zu können. Weitere Charakterisierungen wären noch mehr zu Lasten der Handlung gegangen.

Danke für Deinen Beitrag.



Hallo Malaga,

Malaga schrieb:
Zitat:
Damit kann ich nicht so viel anfangen.


Danke für diesen Schmetterlings-Flügelschlag.



Hallo Xeomer,


Xeomer schrieb:
Zitat:
der Text will bei mir nicht so recht zünden. Handwerklich ist er sicherlich hervorragend, aber mir persönlich fehlt die Spannung.


es bleibt ein lachendes, blaues Auge geöffnet.

Danke für Deine Rückmeldung.



Hallo RAc,


RAc schrieb:
Zitat:
Eine der ganz wenigen Ausgestaltungen, bei denen sowohl Gegner als auch Befürwörter als glaubwürdig herüberkommen und das neue System weder über den grünen Klee gelobt noch total verdammt wird. Erfrischend realistisch. In Teilen wirken die Dialoge etwas gestellt und künstlich, wie als wenn die Charaktere dazu zwangsverpflichtet wurden, einem Aussenstehenden das System zu erklären ("show and tell"). Sprachlich opulent und reich.


Es hat mich natürlich gefreut, hier eine insgesamt positive Reaktion auf die Geschichte zu erfahren...ja, der Weg war lang. smile extra

Dass die zugedachten Punkte dann die Schwerkraft des Wertungssystems nicht überwunden haben - nun denn.

Danke für Deine Analyse und Bewertung.



Hallo d. frank,

d.frank schrieb:
Zitat:
Tut mir leid, die Art wie das geschrieben ist, verleidet mir sämtliche Freude am Lesen und Erfassen.


Es tut mir leid, dass Dir der Text quasi zu einem Passionsweg geworden ist. Die einzelnen Stationen darüber hast Du detailliert geschildert. Vieles trifft sich mit den Äußerungen anderer LeserInnen.

Zitat:
Stilmässig sind da Sätze, die noch vor der Romantik entstanden scheinen:

Zitat:
Zitat:
Die Sonne leitet bereits in sattem Gelb den Anflug auf ihr westliches Nachtasyl ein.



Okay, das lässt sich wirklich nicht ohne satirisch angehauchten Mutterwitz lesen. Und ganz sicher ist es mir in Bezug auf den Text nicht gelungen diesen Witz konsistent rüberzubringen.

Danke für Deine ausführliche und engagierte Rückmeldung.



Hallo Ribanna,

Ribanna schrieb:
Zitat:
Tut mir sehr Leid, liegt vielleicht an mir - aber mir sagt dieser Text nichts. Ich verstehe seine Botschaft nicht. Sorry.


Ich denke der Text ist an diesem Geschehen nicht ganz unbeteiligt. Auch wenn er das gerne anders hätte. Wink

Danke für Deine Mitteilung



Hallo Michel,

Michel schrieb:
Zitat:
Viel wird hier über Dialog abgefrühstückt, das lehnt sich für meinen Geschmack teils hart in Richtung Infodump. Merles Kampfdialog wirkt mir zu aufgesetzt, wie eine ausgedehnte Pro/Contra-Liste einer dialektischen Erörterung. Aber dann kommen wieder Perlen wie „Marx und Moritz“ und Du hast mich wieder dabei. Bis das Hologramm, das ich verstanden habe, noch einmal von einer Figur kommentierend erklärt wird: Infodump.


Und hier schließt sich der Kreis irgendwie. Aus all den Rückmeldungen nehme ich doch so etwas wie einen Kompass mit - der beim nächsten Text möglicherweise wieder rotieren wird. Shocked

Michel, danke auch Dir für Dein Feedback.


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