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Die Hütte (Kurzgeschichte)


 
 
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LZ ONE aka Allan F.
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Beiträge: 9
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Beitrag25.05.2008 21:02
Die Hütte (Kurzgeschichte)
von LZ ONE aka Allan F.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo liebe Members,

ich bin ein neues Mitglied und würde gerne meine erste Geschichte rezensieren lassen.

Zu meiner Person:

Ich bin 26 Jahre alt, komme aus den USA und lebe seit 1989 in Deutschland.

Es soll eine dreiteilige Geschichte werden, hier schonmal der erste Teil!

Ich bitte zu beachten, das diese Geschichte eine Rohform ist und ich beim Schreiben nur zweimal abgesetzt habe.

Freu mich über jeder Art von Kritik und Lob!

------------------------------------------------------------
I. Die Brüder

"HALT`S MAUL!"

Cary fuhr herum, wischte sich den Speichel vom Kinn und funkelte seinen Bruder giftig an.
Steven zuckte zusammen als hätte man ihm einen Schlag in den Nacken versetzt. Er riss den Kopf hoch und sah Cary, der am Fenster stand und ihn mit scharfem Blick durchbohrte.
Im schummrigen Licht, der von den Holzwänden der Hütte zurückgeworfen wurde, wirkte Cary´s Gesicht wie eine Totenmaske. Steven fuhr ein Schauer über den Rücken, liess sich aber nichts anmerken. Schliesslich sollte sein großer Bruder nicht merken, das er Schiss hatte.

"Halt´s Maul und pass auf!"

Steven sah wieder auf den Boden, seufzte und bemerkte nach einer Pause kleinlaut: "Die Fesseln sind zu fest."

Cary, der jetzt wieder auf den See hinaus sah, drehte sich ruckartig um, jagte mit drei schnellen Schritten vorwärts und packte ihn an den Schultern. Er drückte zuerst fest zu, lockerte aber dann den Griff und massierte seine Schultern. Steven sah auf und direkt in die Augen seines vier Jahre älteren Bruders. "Wie eine Totenmaske" ging Steven durch den Kopf. Er versuchte dem Blick stand zu halten, musste aber den Kampf aufgeben und sah wieder zu Boden.

"Hör jetzt auf damit, es ist alles okay mit ihm!"

Cary´s Stimme klang sanft, aber trotzdem trocken. Steven hatte erwartet er würde wieder schreien. Als er den unerwarteten Tonfall hörte, sah er wieder auf und blickte in diese geschnitzte Totenmaske, wo eigentlich das vertraute Gesicht seines großen Bruders sitzen sollte. "Das ist nur das Licht hier drinnen " dachte Steven, erschauerte aber trotzdem erneut.
Diese Augen! Wie die Pupillen eines Insekts, durchgehend schwarz. Und emotionslos.
 
"Ich glaub du hast sie zu fest ge..."

"Hör jetzt auf mit dieser Scheisse!"

Cary betonte jedes Wort einzeln, als wäre er, ja, sein großer Bruder eben. Er drückte nochmal zu, dann liess er ab und trat einen Schritt zurück. Jetzt stand er direkt unter der einzigen Beleuchtung ihrer kleinen Ferienhütte. Cary und Steven waren als Kinder oft hier gewesen. "Endlich wieder vereint" dachte sich Steven und sah, das Cary unter dem Licht wieder das Gesicht hatte, das ihm so unendlich vertraut war. Die Augen unter den strengen, schwarzen Augenbrauen waren aber immer noch nicht zu sehen, immer noch wie Teergruben, dunkel und tief. Cary klopfte dem Gefesselten auf dem Holzstuhl neben ihm fest auf die Schulter.

"Siehst du, alles in Ordnung" sagte er.

Nein, nichts war in Ordnung. Steven wusste das und er war sich sicher das Cary es auch wusste. Wusste er es wirklich? Steven sah zu dem Gefesselten hinüber, der mit dem Rücken zu ihm saß. Er spürte aufflammenden Hass beim Anblick  in sich aufsteigen und wandte sich ab. Nein, nichts war in Ordnung. Cary hatte sich wieder dem Fenster zu gewandt und starrte auf den See, das grelle Mondlicht hatte ihm einen glitzerndes Silberband in die Mitte gelegt. Cary schien hypnotisiert davon, er blickte unverwandt weiter auf den See hinaus während er sprach.

"Du weisst das wir es tun müssen, es gibt kein Zurück mehr."

Die Worte strichen wie ein kalter Windhauch durchs Zimmer. Die Stille danach war beengend, legte sich wie eine Schlinge um Steven´s Hals, er dachte er würde vor Panik ersticken müssen. Aber als er wieder zu dem Gefesselten hinüber sah, der mit gesenktem Kopf und verklebtem Mund mit dem Rücken zu ihm saß, spürte er wieder diesen Anflug von Hass. Diese unbändige Wut, diesen Drang nach Rache und Vergeltung. Seine Angst verflog zwar nicht, aber es bescherte ihm eine Art von Linderung, die ihm selber unheimlich vorkam. Ein erneuter Schauer lief ihm über den Rücken. "Er hat Recht" hauchte eine fremde Stimme. Die Stimme legte sich wie Eiskristalle um seinen Verstand, die er abzuschütteln versuchte. Sie hallte in seinen Gedanken nach, wurde lauter und mündeten wieder in einer einzigen Stimme.

"Er hat Recht"

Es war seine eigene Stimme. Steven blickte erschreckt auf, ob Cary ihn gehört hatte. "Er hat es nicht gehört" dachte er und atmete leise auf. Cary stand ungerührt am Fenster, anscheinend immer noch im Bann des Silberstreifens auf dem See. Er wagte es nicht nochmal zu dem Mann auf dem Holzstuhl zu sehen, zu übermächtig würde wieder das Gefühl der Abscheu und des Hasses sein. Doch sein Augen zog es magnetisch wieder dorthin, so sehr er sich auch weigerte.
Der Anblick liess die altbekannten Gefühle neu auflodern, doch wurden abrupt unterbrochen. Ein Zucken aus der Mitte des Raumes liess Steven das Blut in den Adern gefrieren.

"Er wacht auf, er wacht auf!" rief Steven zu Cary, sein Blick unbeirrbar auf den Gefesselten fixiert.

Cary, der immer noch am Fenster stand, grinste in die Nacht hinaus. Natürlich hatte er alles gehört, doch hatte die meiste Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gerichtet. Der dunkle Schatten war ihm schon vorher aufgefallen.
Er war die ganze Zeit bewegungslos am Ufer auf der anderen Seite gewesen. Doch er wurde größer. Und jetzt näherte er sich der Hütte. Cary begriff sofort und zog die kleine .38er aus seinem hinteren Hosenbund. Er drehte sich um,
warf einen kurzen Blick auf den Gefesselten, dann schaute er zu seinem kleinen Bruder hinüber.

"Ich glaube, wir bekommen Besuch!" sagte Cary leise in einem melodischen, fast singenden Ton.

Steven sank in die Hocke zusammen, als er seinen Bruder sah. Seine Beine wurden weich, er musste sich einfach setzen. Das Grinsen schien die Totenmaske in einen ausgehöhlten Halloween-Kürbis verwandelt zu haben, die Mundwinkel waren unnatürlich weit nach oben gezogen, die Augen nur noch schwarze Löcher im Schädel. Die Pistole in Cary´s rechter Hand bemerkte Steven kaum. Für einen Augenblick fühlte er sich unreal, als er hätte seinen Körper verlassen.
 
"BUMM, BUMM, BUMM"

Ein dumpfes Klopfen.

Mit jedem Schlag wurde Steven in die Realität zurückgeschmettert.

Der Gefesselte hob schwerfällig den Kopf, blinzelte und öffnete schliesslich die Augen.

Cary spannte den Hahn, wich ein paar Schritte in den Schatten zurück und grinste immernoch.

"BUMM, BUMM, BUMM"

Der Knauf der schweren Holztür drehte sich. Silbriges Mondlicht floß in den Raum.
Die Tür öffnete sich, die Scharniere kreischten unheilvoll.
Ein Blitz erhellte für den Bruchteil einer Sekunde die ganze Nacht.
Der Donner sollte erst noch kommen.

Der Schatten betrat den Raum.

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Pismo
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Beitrag25.05.2008 21:24

von Pismo
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First of all: welcome on board!
Ein Amerikaner in München. Das ist irgendwie nett.
Du hast einen lustigen Benutzernamen - was bedeutet der?

Aber zu deiner Geschichte. Ich finde sie irgendwie fesselnd und das hat mich erstaunt. Weil ich normalerweise kaum Thriller/Krimis etc. lese.
Da steckt Potential drin. Das würde ich gerne raus kitzeln.

Ich versteh einiges nicht, aber das liegt vielleicht daran, dass der Abend spät ist und ich mich nicht mehr wirklich konzentrieren kann.

Ich schau in den nächsten Tagen mal genauer drüber oder vielleicht schreiben ja noch andere was dazu, das dir weiterhilft.
Sollte es jedoch eine Fantasygeschichte werden, dann sag es mir gleich...
Sorry, aber die lese ich auch nicht.

LG,
Pismo


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LZ ONE aka Allan F.
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Beitrag25.05.2008 21:32

von LZ ONE aka Allan F.
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Pismo hat Folgendes geschrieben:
First of all: welcome on board!
Ein Amerikaner in München. Das ist irgendwie nett.
Du hast einen lustigen Benutzernamen - was bedeutet der?
-->Danke!
Ich heisse Allan, der Rest ist eine äusserst komplizierte Geschichte, sorry!


Aber zu deiner Geschichte. Ich finde sie irgendwie fesselnd und das hat mich erstaunt. Weil ich normalerweise kaum Thriller/Krimis etc. lese.
Da steckt Potential drin. Das würde ich gerne raus kitzeln.
--->Vielen Dank für die Kritik! Freut mich wenn sie dir gefällt!


Ich schau in den nächsten Tagen mal genauer drüber oder vielleicht schreiben ja noch andere was dazu, das dir weiterhilft.
Sollte es jedoch eine Fantasygeschichte werden, dann sag es mir gleich...
Sorry, aber die lese ich auch nicht.

--->Es soll eigentlich nicht wirklich eine Fantasy-Story werden, vielleicht mit Anleihen, aber mal sehen!
Aber auf keinen Fall übernatürlich mit Laserkanonen, quatschenden Amphibien,etc...



LG,
Pismo
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Beitrag25.05.2008 21:36

von Pismo
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Nein, keine Sorge. Ich wollte nicht nach hochkomplizierten Interna fragen.
Allan ist doch völlig ausreichend...

Keine Drachen, Trolle oder Elfchen, die sich auf den Weg nach Pömpömpöm machen und zufälligerweise einen Ring verlieren oder einen finden oder einen suchen?

Na, dann bin ich ja erleichtert.

LG,
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Beitrag26.05.2008 01:00

von Pismo
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Hey Allan,

tolles Profilbild. Ich mag David Lynch auch gerne, aber macht es dir was das, es etwas zu verkleinern?
Ich weiß nicht, wie es dem Rest hier geht, aber mein Monitor ist klein und ich muss jetzt immer hin und her rollen.
Das ist soooo anstrengend.

LG,
Pismo


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LZ ONE aka Allan F.
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Beitrag26.05.2008 15:07

von LZ ONE aka Allan F.
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Ja, dann sind wir schon zwei!
Ach ja, Avatar geändert!
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Beitrag26.05.2008 21:03
Re: Die Hütte (Kurzgeschichte)
von Pismo
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LZ ONE aka Allan F. hat Folgendes geschrieben:

I. Die Brüder
"HALT`S MAUL!"
Cary fuhr herum, wischte sich den Speichel vom Kinn und funkelte seinen Bruder giftig an.
Steven zuckte zusammen als hätte man ihm einen Schlag in den Nacken versetzt. Er riss den Kopf hoch und sah Cary, der am Fenster stand und ihn mit scharfem Blick durchbohrte.
Im schummrigen Licht, das (welches) von den Holzwänden der Hütte zurückgeworfen wurde, wirkte Cary´s Gesicht wie eine Totenmaske. Steven fuhr ein Schauer über den Rücken, liess sich aber nichts anmerken. Schliesslich sollte sein großer Bruder nicht merken, das er Schiss hatte.


Wobei ich mir nicht sicher bin: Können dunkle Holzwände Licht zurückwerfen?
Die Einleitung ist gut, sehr spannend.
Mich persönlich verwirrt diese hin und her gespringe, zwischen den beiden Protagonisten etwas. Musste ich mehrmals lesen, um zu peilen wer wer ist. Mag aber sein, dass das an mir liegt.


LZ ONE aka Allan F. hat Folgendes geschrieben:

"Halt´s Maul und pass auf!"
Steven sah wieder auf den Boden, seufzte und bemerkte nach einer Pause kleinlaut: "Die Fesseln sind zu fest."

Cary, der jetzt (wieder) (weglassen - du erwähnst den See das erste mal) auf den See hinaus sah, drehte sich ruckartig um, jagte mit drei schnellen Schritten vorwärts und packte ihn an den Schultern. Er drückte zuerst fest zu, lockerte aber dann den Griff und massierte seine Schultern. Steven sah auf und direkt in die Augen seines vier Jahre älteren Bruders. "Wie eine Totenmaske" ging Steven durch den Kopf. Er versuchte dem Blick stand zu halten, musste aber (den Kampf - weglassen. Das die Brüder nicht einer Meinung sind, ist mehr als deutlich). aufgeben und sah wieder zu Boden.
"Hör jetzt auf damit, es ist alles okay mit ihm!"


Hier hatte ich echte Verständnisprobleme. Wer ist denn jetzt gefesselt? War sicherlich Absicht und im nach hinein finde ich es gut. Beim Lesen jedoch sehr anstrengend.

LZ ONE aka Allan F. hat Folgendes geschrieben:

Cary´s Stimme klang sanft, aber trotzdem trocken (ein Widerspruch, der in meinen Augen nicht aufgeht. Zumal ein Satz trocken sein kann, oder die Art etwas zu sagen. Aber die Stimme?). Steven hatte erwartet, er würde wieder schreien. Als er den unerwarteten (doppeltgemoppelt - benutz ein anderes Wort) Tonfall hörte, sah er wieder auf und blickte in diese geschnitzte Totenmaske, wo eigentlich das vertraute Gesicht seines großen Bruders sitzen sollte. "Das ist nur das Licht hier drinnen " dachte Steven, erschauerte aber trotzdem erneut.
Diese Augen! Wie die Pupillen eines Insekts, durchgehend schwarz. Und emotionslos.

 
Guter Teil. Hier steckt die meiste Spannung.

LZ ONE aka Allan F. hat Folgendes geschrieben:

"Ich glaub du hast sie zu fest ge..."

"Hör jetzt auf mit dieser Scheisse!"

Cary betonte jedes Wort einzeln, als wäre er, ja, sein großer Bruder eben. Er drückte nochmal zu, dann liess er ab und trat einen Schritt zurück. Jetzt stand er direkt unter der einzigen Beleuchtung ihrer kleinen Ferienhütte. Cary und Steven (nimm - "die beiden", die Namen kommen sehr häufig vor) waren als Kinder oft hier gewesen. "Endlich wieder vereint" dachte sich Steven und sah, das Cary unter dem (diesem) Licht wieder das Gesicht hatte, das ihm so unendlich vertraut war. Die Augen unter (unbedingt umformulieren - doppelt) den strengen, schwarzen Augenbrauen waren aber immer noch nicht zu sehen, immer noch wie Teergruben, dunkel und tief. Cary klopfte dem Gefesselten auf dem Holzstuhl neben ihm fest auf die Schulter.

"Siehst du, alles in Ordnung" sagte er.

Nein, nichts war in Ordnung. Steven wusste das und er war sich sicher das Cary es auch wusste ("ahnte" viellecht? sonst zu oft "wusste"). Wusste er es wirklich? Steven sah zu dem Gefesselten hinüber, der mit dem Rücken zu ihm saß. Er spürte aufflammenden Hass bei seinem Anblick  in sich aufsteigen und wandte sich ab. Nein, nichts war in Ordnung. Cary hatte sich wieder dem Fenster zu gewandt und starrte auf den See, das grelle Mondlicht hatte ihm einen glitzerndes Silberband in die Mitte gelegt. (unglücklich. Das hatten wir schon. Er sieht auf den See. Für eine Reminiszenz an die vorherige Stelle zu wortgenaue Wiederholung) Cary schien hypnotisiert davon, er blickte unverwandt weiter auf den See (zum Fenster hinaus? Viele Wiederholungen) hinaus, während er sprach.

"Du weisst das wir es tun müssen, es gibt kein Zurück mehr."

Die Worte strichen wie ein kalter Windhauch durchs Zimmer. Die Stille danach war beengend, legte sich wie eine Schlinge um Steven´s Hals. Er dachte er würde vor Panik ersticken müssen. Aber als er wieder zu dem Gefesselten hinüber sah, der mit gesenktem Kopf und verklebtem Mund mit dem Rücken zu ihm saß, spürte er wieder diesen Anflug von Hass. (Wiederholung - streichen oder umschreiben) Diese unbändige Wut, diesen Drang nach Rache und Vergeltung. Seine Angst verflog zwar nicht, aber es (sie) bescherte ihm eine Art von Linderung, die ihm selber unheimlich vorkam.(Angst als Linderung? Schwieriges Bild. Kann ich nicht nachvollziehen) Ein erneuter Schauer lief ihm über den Rücken. "Er hat Recht" hauchte eine fremde Stimme. Die Stimme legte sich wie Eiskristalle um seinen Verstand, die er abzuschütteln versuchte. Sie hallte in seinen Gedanken nach, wurde lauter und mündeten wieder in einer einzigen Stimme (zu oft "Stimme" - ersetzen, streichen.

"Er hat Recht"

Es war seine eigene Stimme. Steven blickte erschreckt auf, ob Cary ihn gehört hatte. "Er hat es nicht gehört" (direkte Wiederholung von "gehört" - ungeschickt) dachte er und atmete leise auf. Cary stand ungerührt am Fenster, anscheinend immer noch im Bann des Silberstreifens auf dem See. Er wagte es nicht nochmal zu dem Mann auf dem Holzstuhl zu sehen, zu übermächtig würde wieder das Gefühl der Abscheu und des Hasses sein. Doch sein Augen zog es magnetisch wieder dorthin, so sehr er sich auch weigerte.
Der Anblick liess die altbekannten Gefühle neu auflodern, doch wurden abrupt unterbrochen. Ein Zucken aus der Mitte des Raumes liess Steven das Blut in den Adern gefrieren.

"Er wacht auf, er wacht auf!" rief Steven zu Cary, sein Blick unbeirrbar auf den Gefesselten fixiert.

Cary, der immer noch am Fenster stand, grinste in die Nacht hinaus. Natürlich hatte er alles gehört, doch hatte die meiste Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gerichtet. Der dunkle Schatten war ihm schon vorher aufgefallen.
Er war die ganze Zeit bewegungslos am Ufer auf der anderen Seite gewesen (war gewesen - uihhh, nee. Umschreiben, anders schreiben). Doch er wurde größer. Und jetzt näherte er sich der Hütte. Cary begriff sofort und zog die kleine .38er aus seinem hinteren Hosenbund. Er drehte sich um,
warf einen kurzen Blick auf den Gefesselten, dann schaute er zu seinem kleinen Bruder hinüber.

"Ich glaube, wir bekommen Besuch!" sagte Cary leise in einem melodischen, fast singenden Ton.

Steven sank in die Hocke zusammen, als er seinen Bruder sah. Seine Beine wurden weich, er musste sich einfach setzen. Das Grinsen schien die Totenmaske in einen ausgehöhlten Halloween-Kürbis verwandelt zu haben, die Mundwinkel waren unnatürlich weit nach oben gezogen, die Augen nur noch schwarze Löcher im Schädel. Die Pistole in Cary´s rechter Hand bemerkte Steven kaum. Für einen Augenblick fühlte er sich unreal, als er hätte seinen Körper verlassen.
 
"BUMM, BUMM, BUMM"

Ein dumpfes Klopfen.

Mit jedem Schlag wurde Steven in die Realität zurückgeschmettert.
(zu melodramatisch)

Der Gefesselte hob schwerfällig den Kopf, blinzelte und öffnete schliesslich die Augen.

Cary spannte den Hahn, wich ein paar Schritte in den Schatten zurück und grinste immernoch.

"BUMM, BUMM, BUMM"

Der Knauf der schweren Holztür drehte sich. Silbriges Mondlicht floß in den Raum.
Die Tür öffnete sich, die Scharniere kreischten unheilvoll.
Ein Blitz erhellte für den Bruchteil einer Sekunde die ganze Nacht.
Der Donner sollte erst noch kommen.

Der Schatten betrat den Raum.



Eindeutig sehr spannend. Wenn jetzt kein Knalleffekt kommt, werd ich sauer...
Du kannst noch viel umschreiben, Wiederholungen entfernen, usw.
Insgesamt gesehen finde ich deine Art zu erzählen sehr plastisch und bildlich.

Hoffe, du kannst etwas damit anfangen,

lG,
Pismo


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LZ ONE aka Allan F.
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Beitrag28.05.2008 00:09

von LZ ONE aka Allan F.
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Vielen Dank, bei der Überarbeitung werde ich mir das zu Herzen nehmen!
Natürlich nach meinem eigenen Fantasie-Gebilde!
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Merlinor
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Beitrag28.05.2008 12:54

von Merlinor
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Hallo Allan

Ein vielversprechender Anfang, finde ich.
Pismo hat Dir ja schon detaillierte Kritik gegeben, dem habe ich nicht viel hinzuzufügen.

Generell denke ich allerdings, dass Du den Text um einiges straffen kannst.
Du erwähnst zum Beispiel mehrfach die Tatsache, dass das Gesicht des Bruders wie eine „Totenmaske“ wirkt und seine Augen wie schwarze „Teergruben“.
Solche Wiederholungen müssen nicht sein.
Mit „Straffen“ meine ich also wirklich STRAFFEN.
Ich denke, die ganze Szene lässt sich knackig und direkt mit einem Drittel des bisherigen „Textaufwandes“ wiedergeben, ohne deshalb an Gehalt und Wirkung zu verlieren.
Im Gegenteil: Dadurch gewinnst Du an Geschwindigkeit und fesselst den Leser!
Der muss nicht mehrmals darauf hingewiesen werden, dass Dein Protag den Gefesselten eigentlich hasst, selbst wenn er die Fesselung als zu hart empfindet.

Na ja und das Ende ist reines Klischee:
Zitat:
Der Knauf der schweren Holztür drehte sich. Silbriges Mondlicht floß in den Raum.
Die Tür öffnete sich, die Scharniere kreischten unheilvoll.
Ein Blitz erhellte für den Bruchteil einer Sekunde die ganze Nacht.
Der Donner sollte erst noch kommen.

Der Schatten betrat den Raum.

Oha: Da fließt „silbriges Mondlicht“, gleichzeitig (!) „erhellt ein Blitz“ die Nacht und Scharniere „kreischen unheilvoll“.
Bitte nicht so etwas ...

Herzlich  Very Happy  Very Happy  Very Happy

Merlinor
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LZ ONE aka Allan F.
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Beitrag28.05.2008 23:06

von LZ ONE aka Allan F.
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Danke für die Analyse!
Wie gesagt die Story habe ich eigentlich fast ohne abzusetzen geschrieben, ich hab auch hier und da die Mängel gesehen (die gleiche Meinung bzgl. Klischee hatte ich auch beim Ende!).Ich wollte bei Beendigung der ganzen 3 Teile alles komplett überarbeiten!

Im Endeffekt war das ganze auch ein bisschen ein Selbsttest für mich, ob meine Zweifel an bestimmten Stellen auch von anderen geteilt werden, sonst hätte ich den Text erst nach der Überarbeitung online gestellt!

Freut mich auf jeden Fall das die Geschichte dir gefällt!
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LZ ONE aka Allan F.
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Beitrag29.05.2008 16:22

von LZ ONE aka Allan F.
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Hier jetzt der zweite Teil der Geschichte.
Wieder in der Rohfassung, diesmal nur einmal abgesetzt.
Freu mich auf euer Feedback!!!
-----------------------------------------
II. Das Monster

"...und denkt dran, ihr seid keine Monster!" der Reverend war bei seiner allwöchentlichen Abschluss-Predigt. "Gott liebt alle seine Geschöpfe und hat eine Aufgabe für jeden von uns!"

Kenneth Barnell war kein Monster. Er mochte Kinder gern. Er liebte sie so sehr das er bereits eine fünfjährige Haftstrafe deswegen abgessen hatte. Die zweistündigen Therapie-Sitzungen nicht zu vergessen. Jeden Montag und Donnerstag.
Der Kaffee war schlecht und die Donuts immer hart und klebrig, Reverend Brown konnte er aber gut leiden. Kenneth blieb oft noch länger und unterhielt sich mit ihm über Politik und die gute alte Zeit. Er war kein brutaler Perversling so wie Jeff, der neben ihm saß, streng nach Schweiß roch und in den Zigaretten-Pausen billigen Fusel auf der Toilette trank. Oder Frederick, Vater von zwei Töchtern und ein Frauenschläger. Er war nur Kenneth Eugene Barnell, ein 76-jähriger Mann mit Diabetes, einem künstlichen Hüftgelenk und dem Hang zu kleinen Jungs. Das alles war er, aber doch kein Monster. Gott hatte doch auch für ihn einen Auftrag, nicht wahr.

"Wir machen Schluss für heute, wir sehen uns nächste Woche" sagte der Reverend in die Runde und machte ein Kreuzzeichen in die Luft.

"Amen." Der Chor der gesamten Gruppe war ein klägliches Murmeln.

Kenneth konnte Scotch riechen, obwohl Jeff kaum den Mund aufgekriegt hatte. Die Sucht-Raucher der Gruppe verzogen sich sofort ohne weitere Worte des Abschieds. Kenneth stand auf, griff zu seiner Packung Camel in der Brusttasche, überlegte es sich aber doch anders. Er sah das der Reverend, vorbei an den ganzen Händen die er zum Abschied schüttelte, langsam in seine Richtung kam. Also liess er die Hand sinken und sah nickend zu ihm rüber. Neben Reverend Brown sah er den Neuen wie er seine Jacke vom Stuhl nahm. Kenneth´s Augen waren nicht mehr die Besten, sein Profil war für ihn die ganzen zwei Stunden über nur ein verschwommer Farbfleck gewesen. Der blonde Junge hatte während der Stunde kein Wort gesagt und nur an die Wand gestarrt. Aber Kenneth gefiel was er sehen konnte, diese Haare, diese...

"Mal wieder ein bisschen an euren schrumpeligen Schwänzen rumspielen, du und der alte Reverend?" raunte ihm Jeff ins Ohr. Der starke Geruch von Alkohol und Menthol-Kaugummis drang Kenneth in die Nase. Jeff schlug ihm gegen den Hinterkopf, sodass seine Brille fast runterfiel. Er schob sie wieder hoch und sah sich um. Jeff war bereits zur Tür hinaus, wahrscheinlich um die Toilette aufzusuchen und nachzutanken.

"Alles in Ordnung, Ken?"

Kenneth drehte sich um und sah Brown, der etwas besorgt dreinblickte. Er nickte und streckte ihm die Hand hin. Der Pater ergriff sie und schüttelte sie.

"Auf Wiedersehen, Pater!" murmelte der Neuzugang beim Rausgehen. Brown nickte ihn seine Richtung, wandte sich dann wieder Kenneth zu.

"Also, was macht die Hüfte, Ken?"

Kenneth hörte ihn nicht. Er war weit weg. Weg vom Reverend, diesem Raum, den Sitzungen, abgekapselt von allem. Seine Augen, hinter der dicken Hornbrille weit aufgerissen, starrten dem Neuen hinterher. Sein Gehirn arbeitete so gut es noch ging auf Hochtouren. Sein Herz schlug unkontrolliert in der Brust. War seine Insulin-Dosis schon wieder fällig gewesen? Hatte er es vergessen? Das war es nicht, er hatte sich vorher schon eine Spritze im Wagen gesetzt. Irgendetwas anderes. So schrecklich vertraut. Diese blonden Haare. Dieses Stimme. Diese...

"Ken, wirklich alles okay?"  

Er nickte abermals und versuchte sich wieder zu konzentrieren, diesen Adrenalinschub in seinen Adern abkühlen zu lassen. "In deinem Alter könnte so etwas tödlich sein", dachte er. Er atmete einmal tief durch. Brown sah ihn an,  offensichtlich verwirrt. Kenneth war das egal, er musste wissen was passiert war. Er schüttelte hastig die Hand des Pfarrers, sagte er müsse seine Spritze noch fertigmachen und ging nach draussen. Brown sah ihm hinterher, immer noch verwirrt.
Als er eilig den Gang runter zum Haupteingang ging, konnte er diese Mischung aus Linoleum, Zigarettenrauch und Menthol riechen. Die Anonymen Alkoholiker, die hatten die gleichen Zeiten für ihre Treffen wie sie gehabt. Jetzt war der Gang leer und er war alleine mit dem Gestank. Hinter ihm schloss der Reverend die Tür und der Schlüssel drehte sich im Schloß. Egal, er konnte nächste Woche Brown noch alles erklären und sie würden über seine Einbildung lachen. Sie würden wahrscheinlich sagen das er langsam senil wird, schon Gespenster sieht und reif für die Klapse wird. Das das alles nur Einbildung war. Aber war es das?
Er trat hinaus auf den Parkplatz vor dem Haupteingang in eine kühle Nacht im September. Er sah sich um, der Platz war verlassen außer Reverend Brown´s schwarzem Wagen mit dem Bibelzitat im Rückfenster und seinem eigenen.
Kenneth kramte in seiner Tasche. Er stieß auf etwas Kaltes, Metallisches. Er holte es aus der Tasche und zündete damit eine seiner Camels an, die er aus der Brusttasche gefischt hatte. Er machte einen ersten, tiefen Zug.
Seine Nerven beruhigten sich, er fing an die Dinge wieder nüchtern zu sehen. "Bloß die Diabetes", dachte er sich. "Bloß die Diabetes." Während er langsam seine Zigarette rauchte, ging er auf sein Auto am Ende des Platzes zu. Ein eisiger Windstoß liess ihn in seinem dünnen Hemd ein wenig frösteln. Er fuhr sich das Haar zurück und schnippte die Zigarette weg. "Nichts weiter als deine beschissene Diabetes, alter Mann", kam ihm wieder in den Sinn, als er den Schlüssel ins Schloss steckte. Er musste fast lächeln. Fast.

"Hey Kenny-Boy!"  die Stimme klang scharf, stechend.

"Jeff" war sein erster Gedanke.
Er bildete sich ein, er würde schon den Scotch-mit-Menthol-Cocktail riechen können, aber diese Stimme...
Es war nicht Jeff, der sich hinter ihm angeschlichen hatte. Der wurde in diesem Augenblick von Reverend Brown auf der Toilette gefunden. Tot. Leberversagen.
Kenneth drehte sich vorsichtig um. Der Parkplatz war immer noch menschenleer. Nur eine schwarze Silhouette. Blitzende Zähne. Eine Hand erhoben.

"Hey Kenny-Boy!" wiederholte die Stimme, jetzt direkt vor ihm.

Kurz bevor das Eisenrohr auf seinen Schläfe traf, sah er eine zweite Silhouette die zögernd hinter einer Laterne hervorkam.
Diese Haare, dieses Gesicht. Keine Einbildung. Kein Zweifel.

Die Erkenntnis fraß sich aus seinem dunklen Innersten an die Oberfläche seines Verstandes.

Dann schlief das Monster.
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Beitrag07.07.2008 12:04

von LZ ONE aka Allan F.
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III.Schatten und Licht
   
Da war Licht. Und Schatten. Die Schatten brachten das Licht. Es hatte lange keins mehr dort gegeben.
Doch jetzt konnte man das schwache Schimmern einer alten Glühbirne in der Hütte sehen. Das war aber nicht alles.
Auf der anderen Seite hatte der dunkle Umriss am Ufer alles genau beobachtet. Zuerst erhellten zwei grelle Augen die Dunkelheit des dichten Waldes.
Scheinwerfer. Ein dumpfes Röhren schnitt sich durch die Stille der Nacht. Ein Motor. Ein Auto.
Leises Quietschen. Der Wagen blieb stehen. Die Augen erloschen und das Röhren endete abrupt. Dann wieder Stille.
Der Mond hatte sich jetzt über die Bäume erhoben. Sein heller Schein strahlte grell auf die kleine Lichtung. Am Ufer saß der schwarze Fleck immer noch regungslos da. Totale Schwärze umhüllte ihn, wurde eins mit ihm. Die Nacht verschlang ihn aber nicht, denn er war ein Teil davon.
Die Fahrertür des Wagens öffnete sich. Der erste Schatten erhob sich. Groß und bedrohlich. Er ging an die hintere Tür und beugte sich ins Innere des Wagens. Eine andere Tür öffnete sich und der zweite Schatten stieg aus.
Er war schmal. Ein blonder Farbtupfer am oberen Ende war im fahlen Licht deutlich zu sehen. Er kam um den Wagen herum, die zwei Schatten verschmolzen zu einer großen dunklen Masse. Am anderen Ufer sahen zwei Augen im Dunkeln alles. Der blonde Klecks lediglich bildete den einzigen Kontrast. Langsam bewegten sie sich auf die Hütte zu.  Als sie die drei Stufen zur Hütte hinaufgingen, schien der große Schatten eine schwarze Schleppe hinter sich her zu ziehen.
Die Tür öffnete sich. Licht. Die Tür wurde schloß sich. Stille.
Eine Wolke schob sich schwerfällig vor die große Scheibe am sternenklaren Himmel und die kleine Lichtung wurde wieder von der Nacht eingehüllt. Es war windstill, der See lag bewegunglos da. Alles schien friedlich, wie auf einem Gemälde. Die Wolke zog vorbei. Dann eine einzelne Bewegung. Aus der vollkommenen Starre löste sich langsam ein Teil der Dunkelheit. Im wiederkehrenden Schein des Mondlichts nahm der Umriss klare Formen an. Schritt für Schritt. Die (jetzt) Silhouette kam auf die Holzhütte auf der anderen Seeseite zu. Der Mond strahlte wieder wie ein Spotlight auf die gesamte Szene. Im Fenster auf der Vorderseite wurde das Licht von einem dunklen Punkt unterbrochen. Man wusste wohl das er kommt. Aber das hielt ihn nicht auf. Konnte ihn nicht aufhalten. Jetzt war es zu spät.
Nur noch wenige Schritte entfernt. Tiefe Schleifspuren vom Auto bis zur Tür der Hütte waren im feuchten Boden nur allzu deutlich erkennbar. Die erste Stufe knarzte leise. Ja, es war zu spät zum Umkehren. Die Zweite. Nichts, ausser das Knirschen von kleinen Steinen. Auf der dritten Stufe. Kein Ton. Durch das schmutzige Glas des Fensters konnte man jetzt in den Raum sehen (der dunkle Punkt war wieder verschwunden). In der gegenüberliegenden Ecke saß ein blonder, schmächtiger Junge. Er hatte den Kopf gesenkt und seine Hände hingen zwischen den Beinen. Er sah nicht auf. Denn da war noch etwas. Im toten Winkel des Lichts war noch mehr. Viel mehr.
Auf der Veranda vor der Hütte hob sich nun unter dem schweren Mantel eine Hand. Die gesamte Umwelt schien mit den ersten Schlägen an die massive Tür aus der Apathie befreit worden zu sein.
(BUMM)
Ein einsamer Windstoß wirbelte Laub träge über die Veranda.
(BUMM)
Der See kräuselte sich und ließ den Mondschein auf der Oberfläche tänzeln.
(BUMM)
Der gesamte Wald war jetzt zum Leben erwacht. Um den See herum stimmten Frösche einen Kanon an, der bei längeren Zuhören sicherlich in den Wahnsinn führen würde. Die Bäume glichen blinden Riesen, die ihre Arme wütend in den Himmel warfen. Zwischen ihren Blättern flüsterten tausende Stimmen einem ihre unbekannten Fragen zu. Silbriges Seewasser spülte ans Ufer, kam und zog sich wieder zurück. Der Wind fuhr heulend durch jede Ritze der baufälligen Hütte. Die grüne Holztür zitterte im Rahmen. Dann erhob sich wieder die Hand. Wie ein letzte Warnung erbebte die Eichentür erneut.
(BUMM)
Der Wind schwoll an, wurde stärker.
(BUMM)
Der ganze See schien zu kochen, an der Oberfläche warf sich das Wasser wild hin und her.
(BUMM)
Der letzte Schlag ließ die Tür weiter in den Angeln beben, dann - nichts. Als ob man den Lautstärkeregler der Welt abrupt auf Null gedreht hätte, erstarb die gesamte Umwelt. Alles konzentrierte sich auf den Holzgriff, der sich geräuschlos drehte. Langsam öffnete sich die Tür nach innen. Wind und Laub drang durch die Seite in den Raum, völlig ohne Ton. Im Rahmen der Tür war jetzt der dunkle Umriss als klare Form erkennbar. Er trat einen Schritt nach vorne, hielt kurz inne. Dann noch einen Schritt ins Licht. Aus der Ecke der Hütte hob sich langsam ein Arm aus dem Schatten. Unter der Kapuze blühten blutrote Lippen auf. Keine Augen, nur Zähne. Ein Lächeln.
Selbst als aus dem Schatten die Mündung einer .38er Special in seine Richtung deutete, blieb das Lächeln. Der Mann im Mantel hob langsam die Hände.
Dann kam der Donner.
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