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Am Rande ihrer Existenz


 
 
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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1955
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag19.06.2020 18:00
Am Rande ihrer Existenz
von F.J.G.
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Am Rande ihrer Existenz


2. Februar 2022
Campus 3, Seminarraum 7 der University of Nebraska at Omaha
Vortrag von Professor Charles Pinkerton über Geo-Engineering

„Sie sehen also, wäre es in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts nicht gelungen, massiv die Verbreitung von Blaualgen zu fördern und CO2 unterirdisch zu binden, würden wir heute in einer chaotischen Welt leben, in der Dürren und Hungersnöte auf Unwetter mit Überschwemmungen träfen. Die Menschheit stünde am Rande ihrer Existenz.“
Ein Student aus der vierten Reihe, bärtig und langhaarig, meldet sich.
„Herr Professor … Sie meinen also wirklich, die Rettung des Weltklimas sei auf den Menschen zurückzuführen?“
Pinkerton grinst süffisant.
„Sie zweifeln also an der anthropogenen Klimarettung, Kollege Gardener.“
An diesem Institut kennt sich jeder namentlich. Es ist ein kleiner, familiärer Kurs.
„Ich meine, es könnte doch sein, dass die extraterrestrischen Intelligenzen, die vor anderthalb Jahren mit uns Kontakt aufgenommen haben, uns schon länger beäugt hatten“, fuhr Gardener fort. „Und ein Planet ohne Hitzen, Dürren, ja, ohne Fluchten und Bürgerkriege, die auf globale Erwärmung zurückzuführen wären, ist um einen erquicklichen Faktor wohnlicher für Alien-Kolonialisten.“
„Sie vertreten da eine sehr verbreitete Verschwörungstheorie, Herr Kollege. Die außerirdischen Intelligenzen, mit denen wir in Kontakt sind, sind ganz bewusst erst im Herbst 2020 zu uns gestoßen. Sie waren beeindruckt von unserer Technologie. Sie möchten von uns lernen und mit uns kooperieren.“
Gardener blickt Pinkerton tief in die Augen und sagt nichts. Er genießt das Getuschele und Gekichere auf den hinteren Bänken. Also ist er doch nicht allein mit der Meinung, die Aliens wären schon vor Jahrzehnten auf die Erde gestoßen.
„Also, Gardener, bitte verbreiten Sie keine Fake News. Wir, wir alle und unsere Politiker, haben die letzten fünfzig Jahre damit verbracht, diesen Planeten zu bewahren. Wir leben ohne Epidemien. Wir haben keinen Klimawandel, der von manchen Leuten schon im 19. Jahrhundert prognostiziert wurde. Wir haben durch unser aller Kraft diesen Planeten bewahrt. Und das hat auf die Außerirdischen einen guten Eindruck gemacht, weshalb sie mit uns kooperieren. Irgendwelche hehren Ziele unserer außerirdischen Freunde sind reine Verschwörungstheorien.“
„Die sich durch Fakten untermauern lassen.“
„Nein, lassen sie sich nicht. Nennen Sie mir nur ein einziges Indiz für dieses angebliche langfristige Endziel unserer außerirdischen Besucher, das sich nicht widerlegen lässt.“
„Ich nenne Ihnen ein Indiz. Der Mensch ist nicht lernfähig. Schon gar nicht langfristig. Ich denke nicht, dass die menschgemachte Klimarettung in den Siebzigern irgendeinen Sinn ergäbe. Wenn erst heute spürbar wäre, was man damals erreichen wollte, dann — dann hätte man es damals schlicht und ergreifend nicht gemacht. Der Mensch kann keinen Steinwurf weit denken. Das lehrt uns schon die Geschichte.“


Der nächste Morgen
CIA Headquarters, Langley, VA

„Ich bin Officer Henderson.“ Ein groß gebauter, glatzköpfiger Mann blickt Sektionschef Murray tief in die Augen. „Chef der Abteilung für Extraterrestrische Abwehr. Warum zum Kuckuck beordert mich die Agency hierher?“
„Wir müssen unsere Spuren verwischen. Kaffee?“ Murray macht eine ausladende Handbewegung in Richtung Kaffeemaschine.
„Welche Spuren?“ Henderson ignoriert das Angebot.
„Sie kennen die Maxime des Präsidenten? Was unsere Zusammenarbeit mit unseren außerirdischen Freunden betrifft?“
„Natürlich. Sie sind und bleiben unsere Freunde.“
„Dann halten Sie sich jetzt fest.“
Murray drückt den Knopf zur Gegensprechanlage.
„Daisy? Starten Sie bitte die Videokonferenz mit Mrs Gardener.“

Eine Frau mit Piercings und grün gefärbten Haaren erscheint auf dem Flatscreen im Büro.
„Mrs Gardener? Danke dass Sie mit uns sprechen wollen. Ich bin Leonard Murray. Das ist Officer Liam Henderson. Er erforscht Bedrohungen, die die Erde als Planeten in Gefahr bringen könnten.“
Die junge Frau winkt fröhlich in die Kamera.
„Also kommen wir zur Sache, Mrs Gardener. Sie arbeiten also als Tutorin an der University of Nebraska“, sagt Murray.
„Korrekt. Das ist eine Familiensache. Mein Mann studiert hier Geo-Engineering. Aber egal. Wir sind gerade mit der Erforschung von Viren beschäftigt. Und zwar haben wir dazu von Ihnen eine Probe bekommen, ohne weitere Angabe, um was für ein Material es sich handelt. Sie erinnern sich bestimmt. Dieses Reagenzglas. Nummer 490 028.“

Murray drückt den Knopf fürs Stummschalten.
Er lehnt sich in Richtung Henderson und ungeachtet dass Mrs Gardener nichts hören kann, flüstert er ihm zu:
„Sie redet von den Proben, die wir aus der abgeschossenen Landefähre der Aliens haben.“

Geduldig schaut Mrs Gardeners Gesicht vom Fernseher, lächelnd.
Murray und Henderson schauen sich kurz an und nicken, fast zeitgleich. Dann greift Murray erneut zur Fernbedienung und schaltet den Ton wieder ein.
„Was haben Sie über dieses Virus in Erfahrung bringen können, Mrs Gardener?“, setzt Henderson die Unterhaltung fort.
„Wir mussten lange in unseren Archiven und Aufzeichnungen wühlen“, sagt Gardener. „Aber letztendlich haben wir festgestellt, dass das Virus, das Sie uns zur Probe zuschickten, genetisch identisch ist zu einem, das wir in den Siebzigerjahren in Fledermäusen fanden. In China. In der Provinz Hubei.“
Henderson reißt die Augen auf und presst einen letzten Rest Luft auf einmal aus der Lunge.
„Und … dieses Virus … ist es gefährlich?“
„Wir können froh sein, dass es noch nicht von Fledermäusen auf den Menschen übergegangen ist. Sonst wären wir heute am Rande unserer Existenz.“

Henderson ist sprachlos. Ohne viel Aufhebens verabschiedet er sich von Mrs Gardener.
„Oh my Gosh.“ Er schüttelt den Kopf, sowie der Bildschirm schwarz wird. „Wenn das herauskommt, so ist das doch für Jedermann der Beweis, dass wir schon in den Siebzigerjahren von Aliens beobachtet und beeinflusst wurden. Dass es stimmt, was die Verschwörungstheoretiker sagen. Dass unser Planet von Aliens vor allen möglichen Katastrophen bewahrt wurde … nur um später besser kolonialisiert zu werden.“


Acht Monate später
Die Prärie westlich von Omaha, NE

„Badger? Badger? Bist du es?“
Badger schaut auf. „Gardener …?“
„Gern würd ich dir jetzt die Hand schütteln, aber …“ – mit zynischem Lächeln nickt Gardener in Richtung seiner Hände, die ihm hinter dem Rücken zusammengebunden worden waren.
Nicht reden! Weitergehen!“ Blechern hallt die Stimme eines Alien-Roboters über die mit orange-braunem Laub bedeckte Allee. Es ist ein typischer Oktobertag zum Frösteln. Nebelschwaden vom South Platte River ziehen durch die graue Landschaft. Wo sich der Nebel lichtet, steigen Rauchschwaden als stille Zeugen von Plünderei und Brandschatzung auf.
„Du trägst auch den grünen Kreis?“, will Gardener wissen
„Ja, Gott sei Dank. Ich bin um Gelb herumgekommen. Also wenigstens keine medizinischen Experimente.“
Nicht reden habe ich gesagt!“ Der Alien-Roboter holt mit seinem Nunchuk aus und versetzt Badger einen Schlag in die Magengrube. Der krümmt sich vor Schmerz, unterdrückt aber einen Schrei; Gardener hätte sich sonst mitschuldig gefühlt.

Mit einem Blick geben sich die zwei zu verstehen, dass sie besser schweigen, bis die Wache nicht mehr auf Habacht ist. Sie trotten im hinteren Drittel einer acht Meilen langen Menschenkolonne, die den Lincoln Highway ausfüllt. Niemand weiß, was der grüne Kreis bedeutet, aber sehr viel schlimmer als der gelbe Kreis konnte er nicht sein. Die wildesten Gerüchte kursieren über die als „gelb“ Markierten. Manche mutmaßen, sie seien auserkoren worden, medizinisch sorgfältig seziert zu werden. Oder, um eine außerirdische Herrenrasse heranzuzüchten.

Kurz vor Columbus traut sich Gardener erneut, ein paar Worte mit Badger zu wechseln.
„Weißt du was?“

„Hm.“
„Es stimmt, was alle gesagt haben. Dass die Aliens die Erde gerettet haben.“ Die letzten Worte gehen unter in einem scharfen Rauschen. Kampfjets zischen in Wipfelhöhe über den Treck hinweg.
„Wie meinst du?“, fragt Badger.
„Meine Frau. Sie hat herausgefunden, dass ein Virus aus den Siebzigerjahren in China genetisch identisch ist zu einem Virus, das Regierungsarbeiter bei einem Absturz eines Alien-Raumschiffs fanden. Dieses Virus hätte das Potenzial, Millionen Todesopfer zu fordern. Nur wie kommt ein außerirdisches Virus schon Anno 1970 auf diesen Planeten? Folglich haben diese Typen vom Melmac oder woher auch immer unseren Planeten schon seit den Siebzigern heimlich regiert.“ Gardener wundert sich selbst. Er hatte noch nie so einen bedeutungsschweren und epochalen Satz formuliert. In seinen Vorstellungen hören sich solche Geständnisse und Feststellungen immer irgendwie … bahnbrechend an. Doch jetzt ist er ein ganz normaler Mensch, der ganz normal die Wahrheit sagt. Und auf seine mögliche Hinrichtung wartet.
„Ich glaub, du reimst dir da was …“ Badger schüttelt den Kopf.
„Wart’s ab. Das wichtigste Gesetz auf dem Planeten ist das Gesetz der menschlichen Dummheit. Pythagoras, Aristoteles oder Kant können alle einpacken. Wir haben 2022. Du weißt, was in den Siebzigern sonst noch passierte?“
„Du meinst die Bemühungen zur Klimarettung?“
„Genau. Das Fördern von Blaualgen in Kombination mit unterirdischer Lagerung von Kohlendioxid.“
„Ja, und? Ist doch eine prima Strategie. Uns vor einem Klimakollaps zu bewahren.“
„Ich sag dir was, Badger. In den Siebzigern wollte niemand was von globaler Erwärmung hören. Versetz dich mal in die Zeit vor vierzig oder fünfzig Jahren zurück. Es gibt heute noch kein Anzeichen für Klimawandel, umso mehr gab es damals noch keines. Würdest du die Welt schon zu so einem frühen Zeitpunkt retten?“

„Ja, würde ich.“
„Auch, wenn du Politiker wärst?“
Badger verzieht das Gesicht zu einem bitteren Lachen.

„Wenn das so ist“, sagt er nach einer Weile, „dann können wir den Aliens dankbar sein, dass sie uns vor globaler Erwärmung und dem chinesischen Virus gerettet haben. Sonst wären wir jetzt am Rande unserer Existenz.“

„Weißt du was?“ Gardener bleibt stehen. Er achtet nicht auf die hinter ihm, die ihn zum Weitergehen drängen, um ja nicht zusammengeschlagen zu werden. „Weißt du was? Ich wünschte, wir wären am Rande unserer Existenz.“

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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag04.07.2020 14:53

von nicolailevin
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Das ist mal eine richtige Sci-Fi-Geschichte mit allem, was dazugehört: Ungehörte Wissenschaftler, die CIA, Aliens. Das Pseudodokumentarische fügt sich da harmonisch rein, und auch die Dialoglastigkeit (das geht ja schon in Richtung Drehbuch) stört mich nicht.

Die Idee, dass uns Aliens vor dem Untergang bewahren, um uns besser ausbeuten zu können, finde ich klasse! Die Seitenhiebe auf Verschwörungstheorien und Fakenews passen gut.

Was mich stört, ist, dass die Pointe relativ früh verraten wird und der ganze zweite Teil (nach der Alieninvasion) eigentlich nur die Bestätigung bringt, dass die dem Leser bekannte Sicht der Skeptiker richtig war. Da kommt eigentlich nichts Neues mehr, sondern alles, was dargelegt wird, ist mehr oder weniger Wiederholung.

Sicher in den Punkten sehe ich den Text aber schon.
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1124
Wohnort: berlin


D
Beitrag04.07.2020 18:11

von d.frank
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Routiniert und gruselig. Kann man das so stehen lassen? Ja, denk ich. Ich hab mir den Kommentar zwar bis zum Schluss aufgehoben, aber das liegt wahrscheinlich am ehesten daran, dass das nicht mein Genre ist.
Allerdings hab ich die Geschichte auch mehrmals lesen müssen und das jetzt nicht unbedingt mit Begeisterung. Das liegt nach meinem Empfinden wohl am ehesten daran, dass das Handlungsgerüst Vorrang hat und deshalb so lose an die Figuren geknüpft ist, also dass die Figuren mir fremd bleiben, weil sie so nichtssagend sind. Es geht vornehmlich darum, die Hintergründe zu transportieren. Dafür halten die Figuren eben her und deshalb bleiben die, bis auf Namen und Äußerlichkeiten, uninteressant.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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silke-k-weiler
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Alter: 49
Beiträge: 749

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag04.07.2020 20:32

von silke-k-weiler
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Hallo Text,

Du bist also ein Mini-Science-Fiction Abenteuer. Aliens retten unsere Welt vor uns Menschen, damit sie kolonisierbar bleibt. Verständlich, dass Gardener sich am Schluss wünscht, die schöne, neue Welt wäre keine.

Kurzer Vorgabencheck:
Utopie: Äh ... ja, nee. Irgendwie nich, oder?
Min. 2 Krisen überwunden: Klimawandel und den Virus haben die Aliens auch aus der Welt geschafft. Aber warum eigentlich? Vermutlich brauchen sie uns noch für irgendwas. Eklig!
Einer meckert: Check. Kann ich ihm auch nicht verdenken.

So wirklich vom Hocker gerissen wurde ich nicht. Schade. Dennoch danke, dass ich Dich lesen durfte.

Herzlichst
Silke
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Gast







Beitrag05.07.2020 09:21

von Gast
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es ist also selbst eine Existenz mit grünem Kreis so unvorstellbar, dass man sich lieber herbeiwünscht, als Menscheit am Rande der Existenz zu stehen?

Gleichzeitig drückt dieser Wunsch ja aus, dass es im Moment - trotz Alien-Invasion - nicht so ist, dass die Menscheit bereits am Rande steht.

Wie auch immer das ausgehen wird, Trost spenden wird die Auflösung kaum. Zitat aus der Einleitung zum Wettbewerb:
Zitat:
[Utopien haben] die Chance, unsere Welt ein wenig besser zu machen. Indem sie Trost spenden

Chance verpasst.
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hobbes
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Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Podcast-Sonderpreis


Beitrag05.07.2020 22:10

von hobbes
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Ja, das ist jetzt so ein Text, ganz wie ich ihn nach dem Lesen der Vorgaben befürchtet hatte. So ein "ich erklär dir die Welt"-Text in dem es um Fragen wie "was ist passiert" geht. Dummerweise interessieren mich solche Texte nicht sonderlich.

Und auch die auftretenden Figuren interessieren mich nicht. Die wissen irgendwas, die handeln, die haben Meinungen, die sehen sogar irgendwie aus, aber für mich bleiben sie total blass, kommen überhaupt nicht an mich ran, weil sie nicht "fühlbar" sind.
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V.K.B.
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Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag08.07.2020 23:58

von V.K.B.
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Hallo unbekannt,
auch mal eine interessante "was wäre wenn"-Frage, gestellt in einer Welt, der unsere Probleme erspart blieben und die jetzt den Preis dafür zahlt. Eher das Ende einer Utopie als die Utopie selbst. Übertrieben finde den schwarzmalerischen Gedanken: Wir wären heute am Rande unserer Existenz. Nein, zum Teufel nochmal, sind wir nicht. Trotz Corona, Klimawandel und Donald Trump. Corona ist auch kein Killervirus, das die Menschheit ernsthaft bedroht. Es ist gefährlich, keine Frage, aber nun doch nicht die Extinction-Event-Supergrippe wie in Stephen Kings "The Stand". Weltuntergangspropheten gehen mir mittlerweile genauso auf den Senkel wie die Verschwörungstheoretiker. Damit bekommt es (das Virus) einen viel zu hohen Stellenwert in der Geschichte (warum heute an Bord eines abgeschossenen Raumschiffs, wenn schon in den Siebzigern eine Pandemie damit verhindert wurde?)

Die Frage, ob eine von Aliens beschütze Welt (weil später zur Eroberung vorgesehen) besser als die unsere wäre, stellt sich damit für mich gar nicht erst.

Gut fand ich aber die Idee, dass jemand anzweifelt, all die Weltrettungsmaßnahmen könnten von nicht Menschen ausgegangen sein, weil Menschen so weit nicht vorausdenken.

beste Grüße,
Veith


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag10.07.2020 21:20

von Heidi
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Wenn ich alles richtig verstehe, hat es in deiner Geschichte nie eine Corona-Pandemie 2019/2020 gegeben. Sie wurde offensichtlich von außerirdischen Intelligenzen verhindert – wenn ich den Figuren glauben schenke. Auch der Klimawandel ist laut Aussagen Gardeners eine Erfindung. Die Sache mit den Blaualgen, die CO² unterirdisch binden und deshalb gezüchtet wurden, war also unnötig. Und Gardener wünscht sich ganz zum Schluss, die Menschen wären am Rande ihrer Existenz. Seltsam.

Ich kann mir jetzt zusammenreimen, dass er möglicherweise selbst eine außerirdische Intelligenz ist. Seine Frau hat ja grüne Haare. Vielleicht hat er sich im Campus eingeschleust, um Menschen zu erforschen und herausgefunden, dass Menschen es nicht würdig sind, weiter zu existieren. Aber das wäre dann schon sehr weit hergeholt, finde ich. Klar, Gardener rückt die außerirdischen Intelligenzen in den Vordergrund, er behauptet, oder stellt vielmehr die Möglichkeit in den Raum, dass die außerirdischen Intelligenzen die Menschheit gerettet haben.
Dann wird diese eine mysteriöse Probe gefunden, die das Corona-Virus in sich trägt. Und wo wurde sie gefunden: Im Raumschiff eben dieser außerirdischen Intelligenzen.
Später kommt noch dieser grüne und gelbe Kreis vor – keine Ahnung, was genau damit gemeint ist, das hab ich nicht gerafft. Vielleicht Verschwörungstheoretiker?

Wenn ich versuche, das Ganze zusammenzufügen, merke ich, dass es mir nicht recht gelingen will. Die Verschwörungstheorie als Thema steht irgendwie im Mittelpunkt, so lese ich den Text jedenfalls und zwar deshalb, weil von außerirdischen Intelligenzen die Rede ist und vor allem, wie von ihnen die Rede ist. Dieser grüne und gelbe Kreis spricht auch dafür. Es könnte sich um Zeichen handeln, die Menschen tragen, um eine Zugehörigkeit einer Gruppe auch nach außen hin zu zeigen.
Mir ist nur nicht ganz klar, warum die außerirdischen Intelligenzen – die ja im Text nicht real vorkommen, von ihnen wird nur gesprochen, also könnten sie ebensogut ein Hirngespinst sein – in den siebzigern die Welt hätten retten sollen? Laut Text hätten sie die Menschen ausrotten können mit dem Virus. Hm … soll das vielleicht eine Art Satire sein? Möchte der Text Verschwörungstheoretiker verarschen? Aber warum dieser Wunsch von Gardener am Ende?
So ganz schlau werde ich daraus nicht.

Es gibt keine Punkte.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag11.07.2020 19:03

von Constantine
Antworten mit Zitat

Bonjour

Platz 9 in meiner Top Ten: deux points.
Gratulation.

Merci beaucoup
Constantine
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Xeomer
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 36
Beiträge: 135
Wohnort: Xeothon


Beitrag12.07.2020 20:32

von Xeomer
Antworten mit Zitat

Liebe unbekannte Autorin,
lieber unbekannter Autor,

was soll ich sagen, Verschwörungen und Aliens. Da bin ich dabei.

 Cool

Viele Grüße,
Xeomer


_________________
"Zone 84" Buchtrailer: youtube.com/watch?v=ZygK3Te0jV8
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Gast







Beitrag13.07.2020 22:25

von Gast
Antworten mit Zitat

- Welche Krise(n) wurde(n) überwunden? Klimakrise

- Wie? offiziell durch Geoengineering, aber in Wirklichkeit durch space Aliens, die seit den 70er Jahren mit der Kolonialisierung und Versklavung der Menschen angefangen und die Zerstörung eigennützig gestoppt haben. Die Aliens kommen offiziell erst 2020 in friedlicher Mission auf die Erde, werden aber schon viel länger durch Regierungen gedeckt. Eine Gruppe Zweifler wird als Verschwörungstheoretiker diffamiert, hat aber Beweise.

- Aus welchem Blickwinkel wird das Geschehen geschildert? Die Kritiker

- Wer ist der in der Ausschreibung geforderte Unzufriedene? Zunächst die Kritiker, nach der umgesetzten Versklavung der Menschen durch die Aliens alle Menschen.

=> Anforderungen erfüllt? Ja.

-----------------------------------------------

- Hat die Darstellung logische Fehler? Ist die Handlung schlüssig? Der zweite Teil ist leider komplett redundant, sowohl erzählerisch als auch dramaturgisch. Das liesse sich auch als Nebensatz im dritten Teil einbauen.

- Wie ist die handwerkliche Ausgestaltung? Interessant finde ich hier das Timing und die Perspektive. Die "utopische Vision," die in den meisten anderen Beiträgen das Status Quo ist, ist hier ein instabiler Übergangszustand, nämlich der, in dem die Aliens ihre wahren Pläne noch nicht offengelegt haben und sich die Menschheit im trügerischen Glauben wähnt, in einem Utopia zu leben. Der Dritte Teil entlarvt dann das Utopia als Horror.

- Punkte und Begründung: 3. Leider verfallen die lt. Wettbewerbsregeln, da keine 10 Beiträge punktwürdig erscheinen. Ich bin kein Fan von Alieninvasionsgeschichten, und in der Struktur liegen Probleme, aber insgesamt über vielen Anderen Einreichungen.

----------------------------------------------

- Welche anderen Einreichungen sind vom Sujet her vergleichbar?

- Sonstige Kommentare: DIes ist ein recht opulentes Gericht mit allen Zutaten der SF-Küche: Alieninvasion, wissenschaftlicher Fortschritt, Verschwörungstheorie, die sich als Boomerang herausstellt. Leider wird eine Mahlzeit nicht unbedingt schmackhafter, wenn man zu viele Zutaten da reinrührt. Anleihen an MIB, Krieg der Welten, Mars Attacks und Alien(s), ausserdem eine dystopische Verzerrung von Childhood's End.
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag14.07.2020 11:39

von Malaga
Antworten mit Zitat

Ich mag solch "richtige" Geschichten, in denen viel passiert (ist). Diese Verschwörungstheorie-Geschichte sticht inhaltlich aus den anderen sehr heraus. Es gefällt mir auch, wie Corona eingebaut wird.
So ganz sehe ich die Vorgaben aber nicht erfüllt.
Es ist nur ein Menschheitsproblem gelöst, das Klimaproblem, bzw. wurde nicht gelöst, es existiert wohl gar nicht?
Und Widerstand scheinen sehr viele zu leisten, die hier in Kolonnen abgeführt werden, nicht nur einer.
Bewertung am Ende im Vergleich.
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag16.07.2020 21:27

von poetnick
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Hallo Unbekannt,

hier findet sich eine pointiert und dicht gewebte Geschichte.
Es gibt einiges an Details, Begriffen und Namen zu entdecken und -
zu verarbeiten. Ja, das war mit insgesamt etwas zu überladen.
Die Geschichte ist in den Punkten.

LG - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Michel
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Alter: 52
Beiträge: 3376
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag17.07.2020 10:39

von Michel
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4) Am Rande ihrer Existenz: Die Utopie (Klimawandel in den Griff bekommen – welche zentrale Katastrophe eigentlich noch? Ah, das Virus.) kippt nach einem Drittel des Textes in eine Dystopie, weil am Ende die Aliens die Menschheit versklaven. Leider hat niemand auf Kassandra Gardener gehört. Spiel mit Aluhut-Verschwörungstheorien (die haben uns vor Viren bewahrt, um uns besser kolonisieren zu können). Für mich etwas zu offensichtlich, aber der Schluss sitzt: Lieber die menschengemachte Katastrophe, als von Aliens erst gerettet und dann ausgerottet zu werden.
Der letzte Satz rettet mir auch die Geschichte, die insgesamt doch stark dystopisch daherkommt, wenn selbst in der Rettung Verdammnis sitzt.


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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1955
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag17.07.2020 20:03

von F.J.G.
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Liebe Kritiker!

Zunächst möchte ich dem Forum für diese Möglichkeit danken, ebenso wie euch allen, den Kommentatoren, den Abstimmenden, aber auch den "leisen" Teilnehmern.

Es war mir eine Ehre, bei diesem Wettbewerb dabei gewesen sein zu dürfen.

Nachdem ich bereits beim letzten FFF sehr schlecht abgeschnitten hatte und dennoch beim Zehntausender-Wettbewerb im guten Mittelfeld landete, ist dieses Abgestraftwerden hier natürlich herb.

Aber ich sage euch was. (Nein, ich rede in ganz normalem Ton, das sollte in keinster Weise aggro klingen.) Ihr werdet mit meinem Text nicht warm? Ich verrate euch: Ich bin mit ihm selbst nicht warm geworden.

Mir persönlich sind die Formen, in die man hier gepresst wird, viel zu eng. Ich würde gern etwas schaffen, das mir liegt, womit ich mich auskenne, worein ich Herzblut stecken kann. Diese etlichen Vorgaben im Wettbewerb sind mir persönlich zu einschränkend. Viel zu einschränkend.

Das ist auch der Grund, warum ich bei der Postkartenprosa gar nicht erst teilgenommen hatte.

Natürlich mag es Begründungen geben, warum man strikte Vorgaben einhalten muss. (Spontan würde mir einfallen, dass die Texte schlicht und ergreifend vergleichbar bleiben müssen.) Nur ist das halt etwas, was mir nicht liegt: Auf Kommando über ein Thema zu schreiben.

Das war schon in der Schule so. Sobald ich einen Aufsatz schreiben sollte, manövrierte ich das Narrativ in einen Abschnitt des Themas, der mich interessierte, und trat mich dort fest. Bildgeschichten waren mir sowieso ein Graus, immer dichtete ich Sachen hinzu und erfand Rahmenhandlungen, auf die nicht einmal der Zeichner gekommen wäre.

Dennoch, es ehrt mich, dass ich zumindest die 25 Punkte einheimsen durfte, unter diesen genannten Umständen trocknet das die (sinnbildlichen) Tränen. Ich danke euch, dass ihr euch so zahlreich meines Textes angenommen habt. Habt ihr auch jetzt noch weitere Rückmeldung, so freue ich mich natürlich auch jetzt noch über diese.

Natürlich werde ich einzeln auf eure Kritiken eingehen, bitte dafür um etwas Geduld.

In der Hoffnung, dass mir das nächste Wettbewerbsthema etwas besser liegt,
verbleibe ich,
Kojote


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