Träumerei

[Fred K. Linden]

Träumerei

Neulich träumte mir,
ich hätte dem Puls am Zeit,
und ich erschrak.

Am nächsten Morgen
konnte ich mich des Traumes
zum Glück
nicht mehr entsinnen.

[Nina]

[Fred K. Linden]

Liebe Nina,

Neulich träumte mir,
ich hätte dem Puls am Zeit,

[Nina]

Lieber Fred,

irgendwie geht das nicht auf, also Deine Idee, sprachlich umzusetzen, was Du beim
Schreiben gedacht bzw. empfinden hast, also diese Irritation. Für mich geht das nicht auf.

Sinn finde ich schon in den Zeilen, dass es dem Lyrischen Ich nicht darum geht, in
irgendeiner Weise "up to date" bzw. "angesagt" zu sein, mit der Masse mitzuschwimmen. So lese ich Dein Gedicht.

Diese Wortspielerei bzw. Formulierung braucht es m.E. nicht, aber das ist natürlich Dein Gedicht.
Diese Unverständlichkeit ist m.E. eher kontraproduktiv.

Dieser "vermeintliche Widerspruch" hinsichtlich des vergessenen Traumes, finde ich, funktioniert ebenfalls nicht.
Da diese, ich nenne sie mal "Haltung", nicht an einen spezifischen Traum gebunden ist, der erinnerbare Bilder
braucht. Sondern es ist eben eine Einstellung, so zu leben, wie andere leben, zu wollen, was die anderen wollen usw.
bzw. es nicht zu wollen und nicht so leben zu wollen.
Insofern ist das für mich kein wirklicher Widerspruch, wenn es heißt: Ich entsinne mich nicht.

Warum siehst Du eine Notwendigkeit hier kryptisch zu schreiben? Liegt es am Thema, oder woran? M.E. kommt das
Gedicht mit den klar formulierten Gedanken hier gut zurecht.

Liebe Grüße
Nina

[Fred K. Linden]

Liebe Nina,

ich habe den Eindruck, wir verstehen einander überhaupt nicht. Ich zumindest verstehe Deine letzte Antwort selbst in Teilen nicht. Sowas kommt vor und ist meiner Meinung nach auch nicht schlimm. Vielleicht haben wir ja beide recht, oder beide unrecht, oder es gibt gar kein Richtig und kein Falsch.

Ich habe kein Problem mit Widersprüchen - wie sagte schon Herodes: "Was ist Wahrheit?"

Vielleicht findet sich ein Forumskollege, der uns zusammenbringt?

Liebe Grüße,
Manfred

[Perry]

ob ich Euch zusammenbringen kann weiß ich nicht, ich würde es so ausdrücken:

Neulich träumte mir,
ich läge
am Puls der Zeit,
und ich erschrak.

Am nächsten Morgen
konnte ich mich des Traumes,
zum Glück,
nicht mehr entsinnen.

LG
Perry

[Nina]

Lieber Perry,

ja, das hat definitiv geholfen, also jedenfalls mir. *lach*. So hatte ich es gemeint - die erste Strophe braucht diese kryptische Ursprungsformulierung nicht um die Aussage zu verdeutlichen. So klar, wie du es jetzt formuliert hast, so würde ich das gut finden und nachvollziehbar und verständlich. Insofern: ja, hat geklappt!

[Fred K. Linden]

Lieber Perry, liebe Nina,

erst einmal vielen Dank für Euren Einsatz und Euer Ringen!

Ich habe mich (schon vor Euren letzten Beiträgen) mit einer lieben Freundin unterhalten, und sie hatte absolutes Verständnis für Ninas Unverständnis, was ich zunächst nicht verstehen konnte. Im Verlauf des Gesprächs half sie mir auf die Sprünge, und es stellte sich folgendes heraus:

Ich wollte einen Dada/Gaga-Traum erzählen, etwas Unsinniges, das mich erschreckte. Etwa so:

Neulich träumte mir, ich hätte Gargolz am Hubgrutz, und ich erschrak.

Das wäre klar als Unsinn erkennbar gewesen. Weil ich aber tatsächlich existierende (und auch noch sprichwörtlich zusammengehörige) Wörter verwendete, wurde der Leser auf eine völlig falsche Fährte (die der grammatischen Fehlerhaftigkeit) gelockt. Du, Nina, hast Dich daran festgebissen, was unter den gegebenen Umständen auch meine Erklärungen nicht mehr verhindern konnten.

Perrys Vorschlag (Danke!) biegt die Grammatik gerade, macht aus dem beabsichtigten Blödsinn etwas nicht mehr Blödsinniges (wenn auch jetzt Kryptisches). Das kann ich sehr gut akzeptieren. (Aber lass bitte die Kommata vor und nach dem "zum Glück" weg.)

Bei allem Eigensinn (auch Individualismus genannt) wäre es vielleicht nützlich, wenn ich beim Schreiben ein wenig versuchen würde, derartige - ich will mal sagen - Inkongruenzen schon im Vorfeld abzufangen.

Nochmals vielen Dank und liebe Grüße,
Manfred