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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 15.06.2020 08:34 Engagement von Elena
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Sie verbarrikadieren sich
hinter Mauern der reinen Gelehrtheit, reden
zerreden Jahrhunderte, planen, erfinden
Widersprüche, unlösbare, von
Ästhetik und Politik.
Alles ist offen,
dem hilfreichen Licht des Bergmanns
im dunklen Stollen gleicht
das Gedicht, Formen, glänzend gefügt
spinnen Goldfäden aus Trauer.
Gute Verse erinnern uns
der eigenen Schwingen, sinnen, fabulieren
von fassbarer Welt, jenem
nie erreichten Arkadien, nach dem wir
seit Anbeginn auf der Suche sind.
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Fred K. Linden Wortedrechsler
Beiträge: 57 Wohnort: Stuttgart
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19.06.2020 22:26
von Fred K. Linden
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Liebe Elena,
Dein Gedicht gefällt mir.
Du führst konsequent vom Hektisch-Erstarrten ins Freie, Helle und darüber hinaus ins Losgelöste, Utopische.
Wow, da hab ich mir aber einen abgebrochen. Kanns aber nicht besser ausdrücken.
Ein paar wenige Dinge würde ich anders machen.
"Verbarrikadieren" ist sperrig, ich würde "verschanzen" draus machen.
"Gute Verse" am Anfang der Strophe - das klingt für mich wie eine allgemeine Feststellung ("generell kann gesagt werden, dass gute Verse ....". Aus dem Dilemma komme ich jetzt aber auch nicht raus, ich habe keine Lösung parat.
Das Wort "fabulieren" gefällt mir gar nicht, aber das ist bestimmt eine sehr persönliche Sache. Allerdings wüsste ich kein schöneres Wort mit exakt derselben Bedeutung - ich würde einfach "träumen" nehmen.
Und mit dem Titel des Gedichts kann ich nun so gar nichts anfangen. Wenn Du es sinngemäß so behalten willst, dann ist doch das Fremdwort hier störend - das passt so gar nicht zu den schönen Goldfäden. Begeisterung, Einsatz, Hingabe?
Liebe Grüße,
Manfred
_________________ Das verstehst du noch nicht, sagten sie. Ich verstand.
- Fred K. Linden - |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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E 20.06.2020 05:18 Engagement von Elena
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Hallo Manfred,
das Gedicht ist eine Antwort auf die unendlich vielen Diskussionen, was ein Gedicht ist und wie es aussehen soll. Und warum und überhaupt. So erklärt sich für dich vielleicht der Titel.
Über einzelne Wörter kann man sicher anderer Ansicht sein, ich jedenfalls bin immer skeptisch gegenüber Wörtern, die mir zuerst einfallen, weil sie glatter, geläufiger sind. Das Verb "träumen" scheint mir so verbraucht, dass man es verbieten müsste. Nicht das Träumen, aber es gibt ja dafür reichlich Synonyme. Vielleicht fallen mir noch zutreffendere Synonyme ein, wenn ich mir das Gedicht noch einmal vornehme.
Ich danke dir für dein Engagement für dieses Gedicht.
Lieben Gruß, Elena
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Fred K. Linden Wortedrechsler
Beiträge: 57 Wohnort: Stuttgart
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20.06.2020 14:21
von Fred K. Linden
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Liebe Elena,
danke für Deine Antwort.
Zitat: | Über einzelne Wörter kann man sicher anderer Ansicht sein |
Ja, ist man.
Zitat: | Das Verb "träumen" scheint mir so verbraucht, dass man es verbieten müsste. |
Da ist was dran.
Liebe Grüße,
Manfred
_________________ Das verstehst du noch nicht, sagten sie. Ich verstand.
- Fred K. Linden - |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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21.06.2020 16:59
von menetekel
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Hallo Elena,
ich habe über längere Zeit kein so beeindruckendes Gedicht mehr in einem Forum gelesen.
Zitat: | Sie verbarrikadieren sich
hinter Mauern der reinen Gelehrtheit, reden
zerreden Jahrhunderte, planen, erfinden
Widersprüche, unlösbare, von
Ästhetik und Politik.
Alles ist offen,
dem hilfreichen Licht des Bergmanns
im dunklen Stollen gleicht
das Gedicht, Formen, glänzend gefügt
spinnen Goldfäden aus Trauer.
Gute Verse erinnern uns
der eigenen Schwingen, sinnen, fabulieren
von fassbarer Welt, jenem
nie erreichten Arkadien, nach dem wir
seit Anbeginn auf der Suche sind.
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Aus meiner Sicht ist die Welt der Poesie - mit Ausnahme der Mathematik in ihrer reinsten Form - nicht mit Wissenschaften zu vergleichen.
Es handelt sich ja um eine ganz eigene Welt, deren Aufgabenstellung nicht in ihrer Erklärbarkeit liegt. Das Lebendige bedarf keines Beweises.
Und eben aus diesem Grund entzückt mich das Bild des Bergmanns ganz besonders.
Des Lobes volle Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Elena Eselsohr
E Alter: 82 Beiträge: 218 Wohnort: Berlin
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