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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Historisches Romanprojekt aus Großbritanniens frühmittelalterlichen "Dark Ages"


 
 
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Iller-Wölfchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 53
Beiträge: 17
Wohnort: Zwischen Iller und Günz


Beitrag28.05.2020 12:41
Historisches Romanprojekt aus Großbritanniens frühmittelalterlichen "Dark Ages"
von Iller-Wölfchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein Auszug aus meinem historischen Romanprojekt (Frühmittelalter, Großbritannien), das ziemlich gewuchert und deshalb bereits auf sechs Bände angewachsen ist. Der folgende Text stammt aus dem sechsten Band und ist der Beginn des ersten Kapitels.
Die Namen und Ortsbezeichnungen sind recht kompliziert, allerdings direkt aus den historischen Quellen übernommen, lasst euch bitte davon nicht abschrecken.
Zum besseren Verständnis der Namen:
Personennamen: Isa, Bleiddgi, Taliesin, Urien.
Ortsnamen:
Llwyfennyd = Eine Gegend im heutigen Cumbria
Brocavum = Brougham, Cumbria
Rheged = Eine Gegend im heutigen Südschottland
Aquae Sulis = Die Stadt Bath

--------------------------------------------------
Großbritannien, im Jahr 580 n. Chr.

1.Kapitel
Isa stand im Eingang zum Waschhaus, fröstelnd im kalten Februarwind, und beobachtete die Männer, die eben im Innenhof von ihren Pferden stiegen; ein halbes Dutzend bewaffneter Krieger und mitten unter ihnen ein Mann mit blonden Haaren, auffallend teuer gekleidet in einen weiten, dunkelblauen Mantel mit Pelzbesatz.
„Da schau einer an. Hoher Besuch.“ Die Stimme der Altmagd hinter ihr ließ Isa zusammenfahren. Sie wandte sich um. Wie so häufig fand sie es unglaublich, dass es der Alten gelang, sich wie ein Fuchs anzuschleichen, und das, obwohl sie die Körperfülle eines schlachtreifen Schweins besaß. Wenigstens schien es die Alte dieses Mal nicht zu interessieren, dass Isa ihre Arbeit im Stich gelassen hatte, stattdessen stellte sie sich neben Isa und sah ebenfalls zu, wie Knechte die Pferde der Besucher in Empfang nahmen. Aus dem Haupthaus eilten jetzt mehrere Leute, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, zuvorderst Bleiddgi, der Herr des Hofes von Brocavum.
„Wer sind diese Männer?“, fragte Isa.
„Das würdest du wohl gerne wissen.“ Die Altmagd grinste und ließ dabei ihre schiefen, gelb verfärbten Zähne sehen.
Ärgerlich strich sich Isa eine Haarsträhne aus der Stirn, berührte dabei versehentlich die geschwollene Stelle an ihrer Schläfe und wäre beinahe wieder zusammengezuckt, doch dieses Mal vor Schmerz. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Ich kann auch die Herrin fragen. Die sagt’s mir sowieso.“
„Dann renn doch zu ihr“, gab die Alte ungerührt zurück.
Isa warf ihr einen herausfordernden Blick zu. „Heute Abend darf ich eh die Gäste bedienen.“
„Haha!“ Die Alte lachte auf. „So wie du aussiehst, mit deiner blaugrünen Fresse, darfst du heut Nacht höchstens im Hühnerstall schlafen.“
Damit hatte sie wohl recht, wie Isa zugeben musste. Sie biss sich auf die Lippen.
Mit einer gönnerhaften Geste berührte die Alte Isa an der Schulter. „Na, ich sag’s dir, wer die Leute sind, damit du weißt, was du heut Abend verpasst: Der Blonde mit dem blauen Mantel ist Taliesin, der Oberste Druide von Britannien, und die Krieger sind seine persönlichen Leibwächter. Die braucht so ein hoher Herr eben auf seinen Reisen. Außerdem ist er auch Herr von Llwyfennyd. Bleiddgi, unser Herr, ist sein Vasall, weil ja Brocavum zu Llwyfennyd gehört. Deshalb ist er der Herr unseres Herrn. Er kommt öfter im Jahr hier vorbei, wenn er auf der alten Römerstraße unterwegs ist. Vielleicht kannst du ihn ja in ein paar Monaten mal aus der Nähe zu sehen.“
„Oberster Druide?“ Isa runzelte die Stirn. „Der oberste aller Druiden oder wie?“
„Genau.“ Die Alte nickte eifrig, und Isa stellte fest, dass sich Ehrfurcht in ihre teigige Miene schlich, während sie die Stimme zu einem geheimnisvollen Raunen senkte: „Und ich sag’s dir, er ist ein mächtiger Zauberer. So was von mächtig, das kannst du dir nicht vorstellen. Alle haben Angst vor ihm. Alle, sogar Großkönig Urien, wie es heißt.“
„Wirklich?“ Unwillkürlich richteten sich die feinen Härchen auf Isas Unterarmen auf.
„Aber ja doch. Er hat sogar Rhegeds Heer verzaubert, so dass die Krieger unbesiegbar geworden sind. Und das stimmt wirklich, das ist kein Gerücht. Vor drei Jahren haben nämlich die Sachsenkönige ein ganz großes Gebiet erobert, auch Aquae Sulis, und das liegt im Süden beinahe an der Westküste …“
„Weiß ich“, fiel ihr Isa ins Wort. „Ich war schon mal in Aquae Sulis, im Heilbad. Mit der Herrin, als sie Rückenschmerzen hatte. Da hat es lauter vornehme Leute.“
„Mir doch egal, wo du mit der Herrin warst. Jedenfalls, keiner konnte die Sachsenkönige aufhalten. Erst als ein Jahr später Rhegeds Heer gemeinsam mit dem Obersten Druiden dort eingegriffen hat, haben sie es geschafft.“
„Aber Aquae Sulis ist doch immer noch unter der Herrschaft der Sachsenkönige.“ Isa wusste genau Bescheid, immerhin hatte sie noch bis vor Kurzem mit ihrer Herrin im Süden gelebt.
„Du immer mit deinem klugen Geschwätz“, gab die Alte unwirsch zurück. „Die Sachsenkönige konnten aber nicht noch mehr Ländereien erobern, und das zählt. Aber jetzt herrscht im Süden wieder Frieden. Und hier im Norden auch, seit König Urien vom ganzen Norden Großkönig ist. Und das alles ist dem Obersten zu verdanken, weil er irgendetwas Magisches gemacht hat, um König Urien zu helfen, damit Rhegeds Heer unbesiegbar ist.“
„Was hat er denn genau gemacht?“
Die Alte sah sie herablassend an. „Du stellst vielleicht dumme Fragen. Er wird ja wohl kaum jemandem erzählen, was er für Zauber wirkt. Ich weiß nur, dass der Oberste sogar einmal einen Blitz beschworen hat, um die Feinde zu zerschmettern. Er selbst wurde von dem Blitz auch getroffen, aber das hat ihm kein Haar gekrümmt, obwohl er dabei von Kopf bis Fuß in Flammen stand.“
Isa starrte sie an. „Das ist doch wohl nicht wahr.“
„Oh doch. Bleiddgis Söhne waren ja dabei und haben es mit eigenen Augen gesehen.“
Isa beschlich ein Gruseln, das sich wohl recht deutlich in ihrer Miene widerspiegelte, denn die Alte betrachtete sie voller Genugtuung. Abermals dämpfte sie ihre Stimme, als sie hinzusetzte: „Wir hier in Llwyfennyd wissen schon lange, warum der Oberste ein solch mächtiger Zauberer ist …“ Die Alte legte eine wirkungsvolle Pause ein.
„Und warum?“, platzte Isa heraus. „Jetzt sag schon!“
 „Er ist hier in Llwyfennyd aufgewachsen“, fuhr die Alte fort. „Und hier weiß jeder, dass er keinen Vater hat. Jedenfalls keinen menschlichen Vater. Ein Dunkelelf aus der Unterwelt war es, der ihn gezeugt hat. Das hat seine Mutter höchstpersönlich erzählt. Ich hab es damals selbst von ihr gehört.“
Ein Dunkelelf? Dieser Druide stammte von einem bösen Geist aus der Unterwelt ab? Vor Entsetzen berührte Isa rasch die Amulette, die sie an einer Kette um den Hals trug. Isa mochte schon Zauberer nicht sonderlich; in ihrer Heimat auf dem Kontinent hatte es einige Zauberer gegeben, allesamt unnahbare und recht bösartige Männer, vor denen sie in ihrer Kindheit immer wieder gewarnt worden war. Doch ein Zauberer, der von einem Dunkelelf abstammte, das war dann mit Sicherheit noch die Steigerung der Bösartigkeit.
Isas Verlangen, die Gäste heute Abend zu sehen, schwand. Beinahe war sie froh über ihre blauverfärbte, geschwollene Schläfe, denn einem solchen Menschen wie diesem Obersten Druiden wollte sie ganz gewiss nicht über den Weg laufen. Sie spähte zum Innenhof hinüber. Aber dort hatte sich der Trubel zwischenzeitlich wieder gelegt und die Gäste waren bereits mit Bleiddgi und den anderen im Haupthaus verschwunden.
Die Altmagd verdrehte den Hals, um an Isa vorbei ins Waschhaus zu schauen. „Das Feuer unter dem Kessel ist fast ausgegangen, du faules Stück“, regte sie sich prompt auf. „Jeden Augenblick kommen die anderen Mägde mit der eingeweichten Wäsche und bis dahin muss das Wasser heiß sein. Geh wieder an die Arbeit, sonst mach ich dir Beine!“
„Oh.“ Eilig betrat Isa die Hütte und begann, Holzscheite in die rote Glut unter dem riesigen Kessel zu schichten. Die Alte folgte ihr, verschränkte die Arme und beäugte, wie Isa kräftig in die Glut blies. Schließlich brannte das Feuer wieder. Isa richtete sich auf und wischte sich mit einem Zipfel ihres fleckigen Überwurfs den Schweiß von der Stirn. „Eine schaurige Geschichte mit diesem Obersten Druiden …“
„Das kannst du wohl sagen“, bestätigte die Alte. „Aber dennoch sind die ganzen feinen Frauen des Adels verrückt nach ihm und wollen ihn heiraten.“
Isa warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Ist er denn nicht verheiratet?“
„Doch, eigentlich schon, aber er hat vor ein paar Jahren seine Frau verstoßen, weil sie versucht hat, ihm einen üblen Fluch an den Hals zu hängen. Sie lebt zwar immer noch auf seinem Hof im Süden von Llwyfennyd, aber nur als Hofverwalterin. Und er, er wohnt seither am Hof von Großkönig Urien. Nur alle paar Monate kommt er nach Llwyfennyd, um hier nach dem Rechten zu sehen.“
„Dann ist er also geschieden“, überlegte Isa und dachte bei sich, dass die Frau des Druiden wohl ihre Gründe gehabt haben musste, ihn zu verfluchen. Er war wohl wirklich sehr bösartig.
„Nein, geschieden ist er nicht. Das weiß ich von den Mägden auf seinem Hof, die kommen immer zum Markt hierher nach Brocavum. Aber er ist ja reich genug, um jederzeit eine zweite Frau zu heiraten. Es hat sich mittlerweile schon im ganzen Land herumgesprochen, dass er nicht mehr mit seiner Frau unter einem Dach lebt, und jetzt sind alle Adelstöchter scharf darauf, ihn rumzukriegen.“ Mit einem breiten Grinsen fügte sie hinzu: „Deine Herrin wird sich heut auch ordentlich hübsch machen, wirst sehen.“
„Ach, Unsinn.“ Kopfschüttelnd stocherte Isa mit dem Schürhaken in der Glut. „Sie trauert immer noch um ihren verstorbenen Mann und sagt, sie will keinen neuen.“
„Na, wart’s ab. Der Oberste schafft es, jeder Frau den Kopf zu verdrehen. Auch einer trauernden Witwe.“ Und damit wandte sich die Alte um und stapfte nach draußen.
Mit gerunzelter Stirn sah Isa ihr hinterher. Seit sie im vergangenen Herbst mit ihrer Herrin hierher nach Brocavum gezogen war, verging beinahe kein Tag, an dem sich Isa nicht sehnlichst wünschte, dass ihre Herrin baldmöglichst wieder heiraten würde. Dann könnte ihre Herrin den Hof ihres Bruders Bleiddgi verlassen und natürlich würde sie Isa mit sich nehmen. Isa hasste das Leben hier zutiefst, sie hasste die anderen Mägde, die ihr beständig mit Bosheiten zusetzten, nur weil sie die persönliche Zofe ihrer Herrin war und damit einige Privilegien genoss. Doch am meisten hasste sie Bleiddgi, diesen fetten, widerlichen Angeber mit seinem ekelhaften Mundgeruch und seinen Wurstfingern, die beständig nach ihr grabschten.
Aber der Gedanke, dass sich ihre Herrin ausgerechnet diesen unheimlichen Obersten Druiden als Ehemann aussuchen könnte, grauste sie nicht minder als Bleiddgis Zudringlichkeiten.
Vielleicht, so überlegte sich Isa, sollte sie heute Abend doch bei den Gästen mithelfen, trotz ihrer blauverfärbten Schläfe. Dann könnte sie wenigstens ihrer Herrin auf die Finger schauen und sie womöglich sogar davon abhalten, sich diesem Druiden an den Hals zu werfen.
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Außer einer allgemeinen Einschätzung interessiert mich zudem, ob es für euch schlüssig rüberkommt, dass Isa sich vor dem Druiden fürchtet (den damaligen, allgegenwärtigen Aberglauben berücksichtigt).

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azareon35
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Beitrag28.05.2020 14:30

von azareon35
Antworten mit Zitat

Hallo Iller-Wölfchen,

vorneweg, an sich ein guter Text, aber er hat noch einige verbesserungswürdige Sachen, auf die ich im folgenden eingehen werde.

Mein größtes Problem, dieser Text ist eigentlich nur ein Expositionsdialog, welcher mehr für den Leser gedacht ist, als eigentlich eine natürliche Unterhaltung zwischen zwei Charakteren aus diesem Setting zu sein.
(aber das ist nur mein Eindruck, und mir wirft man vor, sowas viel zu wenig zu verwenden Wink)
Ich würde dir empfehlen, diese ganzen Erklärungen mit den Ortsnamen und dem historischen Kontext rauszulassen und dich nur auf die Gruselgeschichten über diesen Druiden zu konzentrieren, das wirkt aus meiner Sicht natürlicher. Ebenso könnte es Isas Angst vor dem Druiden begründen.

Ist Isas Angst vor dem Druiden schlüssig? Hm, kann ich nicht wirklich sagen, da ich nicht genug über Isa weiß, außer, dass sie eine ungeschickte Magd ist und vom Kontinent stammt.
Basierend auf dem Aberglauben, der damals vorherrschte, sollte die Altmagd aber mindestens die gleiche Menge an Angst vor dem obersten Druiden haben.


Zitat:
So wie du aussiehst, mit deiner blaugrünen Fresse, darfst du heut Nacht höchstens im Hühnerstall schlafen.

Das soll wahrscheinlich abfällig klingen, aber das Wort 'Fresse' ist zu modern. Klar, das kennen schon die Grimms seit dem 19. Jahrhundert, aber da höre ich trotzdem keine alte Frau, sondern einen bockigen Teenager (oder ein verhaltensgestörtes Kleinkind). 'Fratze', das könnte ich mir eher vorstellen.



Zitat:
Doch am meisten hasste sie Bleiddgi, diesen fetten, widerlichen Angeber mit seinem ekelhaften Mundgeruch und seinen Wurstfingern, die beständig nach ihr grabschten.

Selbes hier mit 'Angeber' auch wenn das schon seit dem Frühneuhochdeutschen bekannt ist, so klingt das weniger mach frühem Mittelalter und mehr nach Warvey Heinstein. Und selbst falls das beabsichtig ist, braucht es was anderes, z.B. 'Widerling', oder 'Kerl', wenn du unbedingt widerlich behalten willst.


Das sind fürs Erste meine zwei Cent. Wenn du Fragen hast, frag ruhig.

MfG
Azareon


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Iller-Wölfchen
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Beitrag28.05.2020 17:03

von Iller-Wölfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi azareon, super, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast Smile

Dein Eindruck ist vollkommen richtig, es handelt sich eigentlich um einen Expositionsdialog, das hätte ich wohl erwähnen sollen. Ein neuer Leser, der nicht die vorherigen fünf Bände gelesen hat, wüsste also tatsächlich nicht mehr als du jetzt, im Gegensatz zu denjenigen, die die vorherige Story schon kennen. Letzteren ist allerdings Isa noch nicht bekannt.  
Hauptprotagonist ist eigentlich der im Text genannte Druide und nicht Isa. Nach fünf Bänden habe ich mir gedacht: Schreibst im sechsten Band mal zur Abwechslung einen Anfang aus der Perspektive einer anderen Person smile -> Keine Ahnung, ob das insgesamt funktioniert, was meinst du? Die Perspektive wechselt dann ein paar Seiten wieder zur sonst üblichen des Druiden selbst.

Der Aberglauben ist natürlich bei Altmagd und Isa gleichermaßen vorhanden, nur sollte ich vielleicht noch deutlicher betonen, dass Isa vom Kontinent stammt, die Altmagd dagegen eine Einheimische ist, und der Unterschied in der Beurteilung des Druiden einem kulturellen Unterschied zwischen Kontinent und Britannien geschuldet ist. Wäre das dann schlüssiger?

Danke für deinen Tipp zu den Worten "Fresse" und "Angeber", da hast du natürlich Recht, und ich werde nach passenderen Synonymen fahnden.

Du kannst dir sicher denken, dass ich bei einem Roman aus dem 6. Jhd. natürlich das Problem habe, dass der noch erhaltene Textkorpus aus dieser Zeit insgesamt spärlich ist. Schwierig wird es erst recht bei Alltagssprache, wenn auch noch Dialoge an ihre Sprecher angepasst sein sollen (die beiden Mägde benutzen z. B. eine derbe, einfache Sprache, der Druide selbst drückt sich wiederum "gebildet" aus, der Sohn des Druiden im Teenager-Alter verwendet eine Art Jugendsprache etc. etc.)
Es ist halt eine recht schwierige Gratwanderung zwischen erforderlichen Synonymen und Textverständnis des modernen Lesers einerseits und der Zeit angepassten Sprache andererseits. Deshalb bin ich gezwungen, Kompromisse zu machen, die ich mir wie folgt überlegt habe (ich benutze dafür etymologische Wörterbücher, normalerweise den Kluge, bzw. auch im DWDS das von Pfeifer):
-Ich vermeide möglichst alle Begriffe, die neuzeitlich-französischen Ursprungs sind, oder dem humanistischen Latein entstammen.
-Stattdessen nehme ich vorzugsweise Begriffe, bei denen zumindest der Wortstamm im Althochdeutschen, bzw. Mittelhochdeutschen belegt ist, allerdings hier wieder der Kompromiss, dass ich diese Begriffe häufig in ihrer heutigen Bedeutung verwenden muss.
-Begriffe lateinischen Ursprungs verwende ich möglichst in ihrem ursprünglichen Sinne des klassischen bzw. Spät- bis Mittellateins.

Diese Kompromisse sind halt leider nicht immer ganz glücklich. Wichtig ist ja auch das Empfinden des Lesers, dass etwas zu modern wirkt (selbst wenn es das tatsächlich gar nicht sein sollte), deshalb bin ich natürlich immer sehr froh, wenn mich jemand darauf aufmerksam macht! Smile
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azareon35
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Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag29.05.2020 00:44

von azareon35
Antworten mit Zitat

Zitat:
Hi azareon, super, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast

Gerne doch!

Zitat:
Dein Eindruck ist vollkommen richtig, es handelt sich eigentlich um einen Expositionsdialog, das hätte ich wohl erwähnen sollen. Ein neuer Leser, der nicht die vorherigen fünf Bände gelesen hat, wüsste also tatsächlich nicht mehr als du jetzt, im Gegensatz zu denjenigen, die die vorherige Story schon kennen. Letzteren ist allerdings Isa noch nicht bekannt.
Hauptprotagonist ist eigentlich der im Text genannte Druide und nicht Isa. Nach fünf Bänden habe ich mir gedacht: Schreibst im sechsten Band mal zur Abwechslung einen Anfang aus der Perspektive einer anderen Person smile -> Keine Ahnung, ob das insgesamt funktioniert, was meinst du? Die Perspektive wechselt dann ein paar Seiten wieder zur sonst üblichen des Druiden selbst.

Ob das funktioniert, hängt davon ab, welchen Grund du dafür hast. Wenn es einfach nur mal eine Perspektive außerhalb des Protagonisten sein soll, ohne besonderen Grund, dann würde ich es weglassen.
Soll es ein Vorrauswerfen für Isas Mordversuch an Taliesin sein, dann vielleicht schon eher, aber nur um Haaresbreite. Wechselst du denn in den vorherigen Büchern die Perspektive oder ist es alles aus Taliesins Sicht geschrieben?

Zitat:


Der Aberglauben ist natürlich bei Altmagd und Isa gleichermaßen vorhanden, nur sollte ich vielleicht noch deutlicher betonen, dass Isa vom Kontinent stammt, die Altmagd dagegen eine Einheimische ist, und der Unterschied in der Beurteilung des Druiden einem kulturellen Unterschied zwischen Kontinent und Britannien geschuldet ist. Wäre das dann schlüssiger?

Kommt auf die Kultur an, aus der Isa stammt. Sind die christianisiert oder verehren die noch das altgermanische Pantheon, welches die Angelsachsen teilweise übernommen haben? Denn dann wäre die Idee, dass der Druide ein halber Dunkelelf ist, eher ein Grund zur Ehrfurcht, mit Betonung auf Ehre. Und sprichst du hier von Dunkelelfen, also von Dökkálfar, oder von Schwarzalben, den Svartálfar, welche als die mythischen Zwerge angesehen werden? (Zugegeben, das Ganze ist ein einziger Wirrwarr. Aber ich würde mich darüber freuen, wenn es nicht wieder auf dieses Klischee Dunkel/Unterwelt = Böse rausläuft.
Anders wäre es, wenn die Altmagd das Gerücht verbreiten würde, Taliesin sei ein halber Riese, ein Jotun. Denen schreibt man deutliche fiesere Charaktereigenschaften zu.


Zitat:

Danke für deinen Tipp zu den Worten "Fresse" und "Angeber", da hast du natürlich Recht, und ich werde nach passenderen Synonymen fahnden.

Du kannst dir sicher denken, dass ich bei einem Roman aus dem 6. Jhd. natürlich das Problem habe, dass der noch erhaltene Textkorpus aus dieser Zeit insgesamt spärlich ist. Schwierig wird es erst recht bei Alltagssprache, wenn auch noch Dialoge an ihre Sprecher angepasst sein sollen (die beiden Mägde benutzen z. B. eine derbe, einfache Sprache, der Druide selbst drückt sich wiederum "gebildet" aus, der Sohn des Druiden im Teenager-Alter verwendet eine Art Jugendsprache etc. etc.)
Es ist halt eine recht schwierige Gratwanderung zwischen erforderlichen Synonymen und Textverständnis des modernen Lesers einerseits und der Zeit angepassten Sprache andererseits. Deshalb bin ich gezwungen, Kompromisse zu machen, die ich mir wie folgt überlegt habe (ich benutze dafür etymologische Wörterbücher, normalerweise den Kluge, bzw. auch im DWDS das von Pfeifer):
-Ich vermeide möglichst alle Begriffe, die neuzeitlich-französischen Ursprungs sind, oder dem humanistischen Latein entstammen.
-Stattdessen nehme ich vorzugsweise Begriffe, bei denen zumindest der Wortstamm im Althochdeutschen, bzw. Mittelhochdeutschen belegt ist, allerdings hier wieder der Kompromiss, dass ich diese Begriffe häufig in ihrer heutigen Bedeutung verwenden muss.
-Begriffe lateinischen Ursprungs verwende ich möglichst in ihrem ursprünglichen Sinne des klassischen bzw. Spät- bis Mittellateins.

Diese Kompromisse sind halt leider nicht immer ganz glücklich. Wichtig ist ja auch das Empfinden des Lesers, dass etwas zu modern wirkt (selbst wenn es das tatsächlich gar nicht sein sollte), deshalb bin ich natürlich immer sehr froh, wenn mich jemand darauf aufmerksam macht!

Ich verstehe, was du meinst und deine Vorgehensweise ist völlig legitim.
Dennoch möchte ich anmerken, dass eine extra Jugendsprache ein ziemlicher Overkill ist. Es wäre eher wahrscheinlich, dass der Sohn des Druiden sich der derben Ausdrucksweise des einfachen Volkes bedienen würde.
Bei der derben, einfachen Sprache könntest du viel mit Kontraktionen arbeiten, während der gebildete Druide immer ganze Wörter verwenden würde, so mein Gedanke. Beispiel
Die Altmagd: "Glaubst wirklich, dass du mit deiner Fratz' ins Haus darfst? Nee, du darfst heut Nacht im Stall schlafen."
Isa: "Ich renn zur Herrin und sag's der!"
Taliesin: "So ist es nun an der Zeit, meine guten Freunde, zu bedenken, dass dieser Winter der Winter unseres Missvergnügens ist."
Taliesins Sohn: "Winter unseres Missvergnügens? Hast zu viel Wein gebechert, Vater?"


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Iller-Wölfchen
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Beitrag29.05.2020 12:00

von Iller-Wölfchen
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Zitat:
Soll es ein Vorrauswerfen für Isas Mordversuch an Taliesin sein, dann vielleicht schon eher, aber nur um Haaresbreite. Wechselst du denn in den vorherigen Büchern die Perspektive oder ist es alles aus Taliesins Sicht geschrieben?


Nein, es ist nicht alles nur aus Taliesins Sicht geschrieben. Ich wechsle die Perspektive immer wieder einmal, allerdings selten, sondern hauptsächlich dann, wenn Dinge hinter Taliesins Rücken geschehen, die der Leser unbedingt wissen sollte. Isa plant zwar keinen Mordversuch Smile allerdings wird ihre Perspektive im weiteren Verlauf der Story noch mehrmals wichtig. Deshalb kam ich auf die Idee, sie auch die Einführung erzählen zu lassen.

Zitat:
Kommt auf die Kultur an, aus der Isa stammt. Sind die christianisiert oder verehren die noch das altgermanische Pantheon, welches die Angelsachsen teilweise übernommen haben? Denn dann wäre die Idee, dass der Druide ein halber Dunkelelf ist, eher ein Grund zur Ehrfurcht, mit Betonung auf Ehre. Und sprichst du hier von Dunkelelfen, also von Dökkálfar, oder von Schwarzalben, den Svartálfar, welche als die mythischen Zwerge angesehen werden?
Ich beziehe mich auf die Dökkálfar. Sowohl die Altmagd als auch Isa stammen aus halb-christianisierten Gebieten (ehemals römische Provinzen); die Altmagd aus dem nördlichen Britannien (zu der Zeit noch nicht sächsisch geprägt, sondern romano-britisch-keltisch), Isa aus Alemannien, also Raetien. Soweit man die nordische Mythologie auf die kontinental- bzw. südgermanische Mythologie übertragen kann (also eingeschränkt und mit sehr vielen Fragezeichen, aufgrund fehlender Quellen), bzw. auch auf die keltische Mythologie, die tatsächlich einige Berührungspunkte hat, gehe ich davon aus, dass der Altmagd und Isa das (möglicherweise zumindest teilweise durchs Christentum beeinflusste) Konzept von Dökkálfar and Ljósálfar bekannt ist, und somit die Grenzen zwischen Furcht und Ehrfurcht im Volksglauben fließend waren. Also sowohl Isa als auch die Altmagd gruseln sich vor Dunkelelfen. Der kulturelle Unterschied beruht aber auf der Vertrautheit mit Druiden. Die Altmagd kennt diese aus eigener Anschauung als Gelehrte und Berater der Herrscher und dementsprechend als Leute, die ein hohes Ansehen genießen. Isa dagegen ist dieses Konzept fremd, sie fokussiert sich auf Zauberer (unheimlich, gefährlich) + Dunkelelf (gruselig) = Taliesin (bösartig).
-> Das sollte ich wohl noch deutlicher zum Ausdruck bringen, oder?
Und Riesen scheinen in der keltischen Mythologie nicht derart als Schreckensgestalten gegolten zu haben, sondern mehr als ein Symbol für (Halb-)Göttlichkeit, deshalb kommt das für die Altmagd eher nicht in Frage.


Zitat:
Aber ich würde mich darüber freuen, wenn es nicht wieder auf dieses Klischee Dunkel/Unterwelt = Böse rausläuft

Keine Sorge, insgesamt wird sich an verschiedenen Stellen der Story ziemlich ausführlich gegen dieses Klischee gewandt.

Zitat:
Dennoch möchte ich anmerken, dass eine extra Jugendsprache ein ziemlicher Overkill ist. Es wäre eher wahrscheinlich, dass der Sohn des Druiden sich der derben Ausdrucksweise des einfachen Volkes bedienen würde.
Ja, ich habe das tatsächlich so ähnlich gelöst, wie du vorschlägst: Zwar ist die Jugendsprache der derben Umgangssprache ähnlich, allerdings benützt der Sohn dann doch eher Begriffe aus dem "Bildungsmilieu". Hier ein Beispiel, ein kurzer Ausschnitt aus einem Gespräch zwischen Taliesin und seinem Sohn Athaon (15): Taliesin versucht, seinen Sohn zu unterrichten. Athaon soll Ovid übersetzen, er hat aber keine Lust.
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"Gereizt sah er [Athaon] von der Schriftrolle mit den Metamorphosen des Ovid auf, die vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lag. „Ach, was weiß denn ich.“
„Auctor?“, hakte ich nach.
Er zuckte die Schultern. „Noch nie gehört das Wort. Und außerdem fehlt in dem Satz das Verb. Wie soll ich das dann übersetzen?“
„Indem du nachdenkst“, knurrte ich. „Die Bedeutung erschließt sich hier doch aus dem Zusammenhang.“
„Keine Ahnung“, ärgerte er sich. „Und überhaupt, ich hab genug von dem Caccos hier. Ovid ist derart geisttötend, das ist kaum auszuhalten. Ich will was Aufregendes lesen, was mit richtigen Kriegen und Schlachten, aber nicht so eine Faselei mit Steinverwandlungen. Das ist was für Kleinkinder.“
„Offensichtlich nicht“, bemerkte ich. „Wenn du es nicht einmal richtig übersetzen kannst, bist eher du noch zu jung für diesen Text.“
Athaon ließ sich nicht beeindrucken. „Sehr komisch, Vater.“ Streitlustig verschränkte er die Arme vor der Brust. „Und außerdem sitz ich jetzt schon den ganzen Morgen hier an Ovids albernen Versen. Da kann ich eben einfach nicht mehr denken. Können wir jetzt nicht endlich was anderes tun? Auf den Kampfplatz gehen oder so?“
Ich verdrehte die Augen. Meine Geduld war mittlerweile gleichermaßen strapaziert wie die von Athaon. Allerdings lag das weniger an Ovid, sondern doch eher an Athaons Unlust.
„Ovids Verse sind nicht albern, sondern wichtig. Jeder halbwegs gebildete Mensch sollte sie gelesen haben. Und erst recht sollte jeder halbwegs gebildete Mensch Latein beherrschen. In deinem Alter konnte ich bereits …“
„Jaja, das ist mir bekannt“, unterbrach er mich. „In meinem Alter konntest du Latein fließend, und dazu Irisch, Sächsisch, Griechisch, und du konntest Mathematik, Astronomie, Buchmalerei, Poesie und was weiß ich noch alles. Aber wozu brauch ich so einen Caccos? Ich will Krieger werden und später Heerführer.“
----------
(Caccos ist ein altkeltischer Ausdruck und bedeutet schlicht "Mist")

Funktioniert das auf diese Weise, was denkst du?

Zitat:
Die Altmagd: "Glaubst wirklich, dass du mit deiner Fratz' ins Haus darfst? Nee, du darfst heut Nacht im Stall schlafen."
Isa: "Ich renn zur Herrin und sag's der!"
Taliesin: "So ist es nun an der Zeit, meine guten Freunde, zu bedenken, dass dieser Winter der Winter unseres Missvergnügens ist."
Taliesins Sohn: "Winter unseres Missvergnügens? Hast zu viel Wein gebechert, Vater?"


Deine Beispiele sind perfekt! Ich werde sie mir ausdrucken und als Vorlage an die Wand pinnen Daumen hoch²
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51MONSTER2
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Beitrag15.06.2020 14:01
Re: Historisches Romanprojekt aus Großbritanniens frühmittelalterlichen "Dark Ages"
von 51MONSTER2
Antworten mit Zitat

Hallo Iller-Wölfchen,

ich habe deinen Text mit viel Freude gelesen und er hat mir sehr gut gefallen. Die konkreten Dinge, die ich anzumerken habe, sind zum Großteil lediglich Anregungen, mit denen du vielleicht die ein oder andere Stelle ausbessern könntest. Aber, da die Qualität deines Textes sowieso schon recht hoch ist, dürfte das meiste davon einfach Geschmackssache sein.
Meiner Meinung nach ist es dir gut gelungen, in deine Welt einzuführen. Klar, ich konnte mir nicht jeden Namen merken und an einigen Stellen ist die Informationsdichte recht hoch, aber zumindest habe ich das Gefühl, dass ich nach einmaligem Lesen genug verstanden habe, um weiterlesen zu können.
Auch dein Schreibstil gefällt mir gut, soweit ich das in dieser sehr dialoglastigen Passage beurteilen kann. Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler, die meinen Lesefluss gestört hätten, habe ich keine gefunden und das Gespräch zwischen den beiden hat sich in weiten Teilen natürlich und immer verständlich lesen lassen. Und Spaß gemacht hat's auch noch Wink
Im Folgenden dann die Notizen, die ich direkt im Text gemacht habe:

Iller-Wölfchen hat Folgendes geschrieben:
Ein Auszug aus meinem historischen Romanprojekt (Frühmittelalter, Großbritannien), das ziemlich gewuchert und deshalb bereits auf sechs Bände angewachsen ist. Der folgende Text stammt aus dem sechsten Band und ist der Beginn des ersten Kapitels.
Die Namen und Ortsbezeichnungen sind recht kompliziert, allerdings direkt aus den historischen Quellen übernommen, lasst euch bitte davon nicht abschrecken (ich hoffe/denke, dass ich hier nicht nachschlagen muss. Dass die Namen zumindest jeweils andere Anfangsbuchstaben haben, stimmt mich aber optimistisch, sie nach längerer Lektüre unterscheiden zu können smile ).
Zum besseren Verständnis der Namen:
Personennamen: Isa, Bleiddgi, Taliesin, Urien.
Ortsnamen:
Llwyfennyd = Eine Gegend im heutigen Cumbria
Brocavum = Brougham, Cumbria
Rheged = Eine Gegend im heutigen Südschottland
Aquae Sulis = Die Stadt Bath

--------------------------------------------------
Großbritannien, im Jahr 580 n. Chr.

1.Kapitel
Isa stand im Eingang zum Waschhaus, fröstelnd im kalten Februarwind, und beobachtete die Männer, die eben im Innenhof von ihren Pferden stiegen; ein halbes Dutzend bewaffneter Krieger und mitten unter ihnen ein Mann mit blonden Haaren, auffallend teuer (würde ich streichen oder durch pompös/galant/edel/edelmännisch ersetzen) gekleidet in einen weiten, dunkelblauen Mantel mit Pelzbesatz.
„Da schau einer an. Hoher Besuch.“ Die Stimme der Altmagd hinter ihr ließ Isa zusammenfahren. Sie wandte sich um. Wie so häufig fand sie es unglaublich, dass es der Alten gelang, sich wie ein Fuchs anzuschleichen, und das, obwohl sie die Körperfülle eines schlachtreifen Schweins besaß. Wenigstens schien es die Alte dieses Mal nicht zu interessieren, dass Isa ihre Arbeit im Stich gelassen ("im Stich lassen" kann man meiner Meinung nach nur einen Menschen [kommt aus der mittelalterlichen Turnierszene]. Wie wär's mit vernachlässigen oder vergessen oder so?) hatte, s . Stattdessen stellte sie sich neben Isa und sah ebenfalls zu, wie Knechte die Pferde der Besucher in Empfang nahmen. Aus dem Haupthaus eilten jetzt mehrere Leute, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, zuvorderst Bleiddgi, der Herr des Hofes von Brocavum.
„Wer sind diese Männer?“, fragte Isa.
„Das würdest du wohl gerne wissen.“ Die Altmagd grinste und ließ dabei ihre schiefen, gelb verfärbten Zähne sehen (das klingt mMn etwas ungelenk. Wie wär's mit zeigte ihre [...] Zähne, entblößte ihre [...] Zähne oder , sodass man ihre [...] Zähne sehen konnte?).
Ärgerlich strich sich Isa eine Haarsträhne aus der Stirn, berührte dabei versehentlich die geschwollene Stelle an ihrer Schläfe und wäre beinahe wieder zusammengezuckt, doch dieses Mal vor Schmerz. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Ich kann auch die Herrin fragen. Die sagt’s mir sowieso.“
„Dann renn doch zu ihr“, gab die Alte ungerührt zurück.
Isa warf ihr einen herausfordernden Blick zu. „Heute Abend darf ich eh die Gäste bedienen.“
„Haha!“ Die Alte lachte auf. „So wie du aussiehst, mit deiner blaugrünen Fresse, darfst du heut Nacht höchstens im Hühnerstall schlafen (an sich gefällt mir die Bissigkeit der Alten gut, aber ein direkterer Bezug wäre schön. Sowas wie "So wie du aussiehst, kannst du froh sein, wenn du dich heute Abend wenigstens den Schweinen zeigen darfst" o.Ä.).“
Damit hatte sie wohl recht, wie Isa zugeben musste. Sie biss sich auf die Lippen.
Mit einer gönnerhaften Geste berührte die Alte Isa an der Schulter. „Na, ich sag’s dir, wer die Leute sind, damit du weißt, was du heut Abend verpasst: Der Blonde mit dem blauen Mantel ist Taliesin, der Oberste Druide von Britannien, und die Krieger sind seine persönlichen Leibwächter. Die braucht so ein hoher Herr eben auf seinen Reisen. Außerdem ist er auch Herr von Llwyfennyd. Bleiddgi, unser Herr, ist sein Vasall, weil ja Brocavum zu Llwyfennyd gehört. Deshalb ist er der Herr unseres Herrn. (das halte ich für einen sehr grenzwertigen Infodump. Ich denke, du könntest das noch ein bisschen auflockern, wenn du die Alte nicht ganz so lexikonmäßig erklären ließest und Isa mit ihren Gedanken den Rest ergänzt. Vielleicht noch hier und da ihre Meinung über die Regionen & Charaktere durchschimmern lässt... ) Er kommt öfter im Jahr hier vorbei, wenn er auf der alten Römerstraße unterwegs ist. Vielleicht kannst du ihn ja in ein paar Monaten mal aus der Nähe zu sehen.“
„Oberster Druide?“ Isa runzelte die Stirn. „Der oberste aller Druiden oder wie?“
„Genau.“ Die Alte nickte eifrig, und Isa stellte fest, dass sich Ehrfurcht in ihre teigige Miene schlich, während sie die Stimme zu einem geheimnisvollen Raunen senkte: „Und ich sag’s dir, er ist ein mächtiger Zauberer. So was von mächtig, das kannst du dir nicht vorstellen. Alle haben Angst vor ihm. Alle, sogar Großkönig Urien, wie es heißt.“
„Wirklich?“ Unwillkürlich richteten sich die feinen Härchen auf Isas Unterarmen auf.
„Aber ja doch. Er hat sogar Rhegeds Heer verzaubert, so dass (so verzaubert, dass oder verzaubert, sodass) die Krieger unbesiegbar geworden sind. Und das stimmt wirklich, das ist kein Gerücht. Vor drei Jahren haben nämlich die Sachsenkönige ein ganz großes Gebiet erobert, auch Aquae Sulis, und das liegt im Süden beinahe an der Westküste (klingt auch wieder nach Infodump. Ich finde gut, dass Isa ihr ins Wort fällt, aber die Informationsmenge könntest du trotzdem mit so Einwürfen wie sagte sie, als wenn Isa das nicht selbst wüsste o.Ä. auflockern) …“
„Weiß ich“, fiel ihr Isa ins Wort. „Ich war schon mal in Aquae Sulis, im Heilbad. Mit der Herrin, als sie Rückenschmerzen hatte. Da hat es (das ist ein sehr regionaler Ausdruck. Weise dich nur drauf hin, falls das unabsichtlich ist, aber Absicht wär auch in Ordnung, um ihren niederen, "ungebildeten" Rang zu unterstreichen) lauter vornehme Leute.“
„Mir doch egal, wo du mit der Herrin warst. Jedenfalls, keiner konnte die Sachsenkönige aufhalten. Erst als ein Jahr später Rhegeds Heer gemeinsam mit dem Obersten Druiden dort eingegriffen hat, haben sie es geschafft.“
„Aber Aquae Sulis ist doch immer noch unter der Herrschaft der Sachsenkönige.“ Isa wusste genau Bescheid, immerhin hatte sie noch bis vor Kurzem mit ihrer Herrin im Süden gelebt.
„Du immer mit deinem klugen Geschwätz“, gab die Alte unwirsch zurück. „Die Sachsenkönige konnten aber nicht noch mehr Ländereien erobern, und das zählt. Aber jetzt herrscht im Süden wieder Frieden. Und hier im Norden auch, seit König Urien vom ganzen Norden Großkönig ist. Und das alles ist dem Obersten zu verdanken, weil er irgendetwas Magisches gemacht hat, um König Urien zu helfen, damit Rhegeds Heer unbesiegbar ist.“ (Besserwisser unter sich lol2 Wenn du solche Sticheleien noch mehr einbaust, wäre das auch eine tolle Möglichkeit, die Informationsdichte aufzulockern)

„Was hat er denn genau gemacht?“
Die Alte sah sie herablassend an. „Du stellst vielleicht dumme Fragen. Er wird ja wohl kaum jemandem erzählen, was er für Zauber wirkt. Ich weiß nur, dass der Oberste sogar einmal einen Blitz beschworen hat, um die Feinde zu zerschmettern. Er selbst wurde von dem Blitz auch getroffen, aber das hat ihm kein Haar gekrümmt, obwohl er dabei von Kopf bis Fuß in Flammen stand.“
Isa starrte sie an. „Das ist doch wohl nicht wahr.“
„Oh doch. Bleiddgis Söhne waren ja dabei und haben es mit eigenen Augen gesehen.“
Isa beschlich ein Gruseln, das sich wohl recht deutlich in ihrer Miene widerspiegelte, denn die Alte betrachtete sie voller Genugtuung. Abermals dämpfte sie ihre Stimme, als sie hinzusetzte: „Wir hier in Llwyfennyd (Wir Llwefennyder fänd ich irgendwie "normaler". Oder sowas wie "Die Leute von Llwyfennyd") wissen schon lange, warum der Oberste ein solch mächtiger Zauberer ist …“ Die Alte legte eine wirkungsvolle Pause ein.
„Und warum?“, platzte Isa heraus. „Jetzt sag schon!“
 „Er ist hier in Llwyfennyd aufgewachsen“, fuhr die Alte fort. „Und hier weiß jeder, dass er keinen Vater hat. Jedenfalls keinen menschlichen Vater. Ein Dunkelelf (oha, auf einen Schlag High-Fantasy-Begriffe. Allerdings ist es ja auch dein sechstes Buch in der Reihe, da weiß man vermutlich schon mehr. Da es sich bisher aber wie ein historischer Roman gelesen hat und evtl. derartige Leser anzieht, wäre eine weitere Erklärung bald vielleicht angebracht. Und: Elf ist Englisch, das deutsche Äquivalent für diese "Fabelwesen" wäre Alb. Elf ist natürlich völlig in Ordnung, Alb gibt solchen Texten mMn nur immer etwas Altertümlicheres)aus der Unterwelt war es, der ihn gezeugt hat. Das hat seine Mutter höchstpersönlich erzählt. Ich hab es damals selbst von ihr gehört.“
Ein Dunkelelf? Dieser Druide stammte von einem bösen Geist aus der Unterwelt (perfekt, damit weiß jeder, was Dunkelelf in deiner Welt bedeutet) ab? Vor Entsetzen berührte Isa rasch die Amulette, die sie an einer Kette um den Hals trug. Isa mochte schon Zauberer nicht sonderlich; in ihrer Heimat auf dem Kontinent hatte es einige Zauberer gegeben, allesamt unnahbare und recht bösartige Männer, vor denen sie in ihrer Kindheit immer wieder gewarnt worden war. Doch ein Zauberer, der von einem Dunkelelf abstammte, das war dann mit Sicherheit noch die Steigerung der Bösartigkeit.
Isas Verlangen, die Gäste heute Abend zu sehen, schwand. Beinahe war sie froh über ihre blauverfärbte, geschwollene Schläfe, denn einem solchen Menschen wie diesem Obersten Druiden wollte sie ganz gewiss nicht über den Weg laufen. Sie spähte zum Innenhof hinüber. Aber dort hatte sich der Trubel zwischenzeitlich wieder gelegt und die Gäste waren bereits mit Bleiddgi und den anderen im Haupthaus verschwunden.
Die Altmagd verdrehte (reckte/streckte vielleicht? Verdrehen ist ja eher der Richtung geschuldet, nicht, weil jemand im Weg steht)den Hals, um an Isa vorbei ins Waschhaus zu schauen. „Das Feuer unter dem Kessel ist fast ausgegangen, du faules Stück“, regte sie sich prompt auf. „Jeden Augenblick kommen die anderen Mägde mit der eingeweichten Wäsche und bis dahin muss das Wasser heiß sein. Geh wieder an die Arbeit, sonst mach ich dir Beine!“
„Oh.“ Eilig betrat Isa die Hütte und begann, Holzscheite in die rote Glut unter dem riesigen Kessel zu schichten. Die Alte folgte ihr, verschränkte die Arme und beäugte, wie Isa kräftig in die Glut blies. Schließlich brannte das Feuer wieder. Isa richtete sich auf und wischte sich mit einem Zipfel ihres fleckigen Überwurfs den Schweiß von der Stirn. „Eine schaurige Geschichte mit diesem Obersten Druiden …“
„Das kannst du wohl sagen“, bestätigte die Alte. „Aber dennoch sind die ganzen feinen Frauen des Adels verrückt nach ihm und wollen ihn heiraten.“
Isa warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Ist er denn nicht verheiratet?“
„Doch, eigentlich schon, aber er hat vor ein paar Jahren seine Frau verstoßen, weil sie versucht hat, ihm einen üblen Fluch an den Hals zu hängen. Sie lebt zwar immer noch auf seinem Hof im Süden von Llwyfennyd, aber nur als Hofverwalterin. Und er, er wohnt seither am Hof von Großkönig Urien. Nur alle paar Monate kommt er nach Llwyfennyd, um hier nach dem Rechten zu sehen.“
„Dann ist er also geschieden (der Begriff passt mir nicht so recht ins 6. Jahrhundert. Vielleicht hat sie ihn einfach verlassen, hat sich von ihm losgesagt o.Ä.?)“, überlegte Isa und dachte bei sich, dass die Frau des Druiden wohl ihre Gründe gehabt haben musste, ihn zu verfluchen. Er war wohl wirklich sehr bösartig.
„Nein, geschieden ist er nicht. Das weiß ich von den Mägden auf seinem Hof, die kommen immer zum Markt hierher nach Brocavum. Aber er ist ja reich genug, um jederzeit eine zweite Frau zu heiraten. Es hat sich mittlerweile schon im ganzen Land herumgesprochen, dass er nicht mehr mit seiner Frau unter einem Dach lebt, und jetzt sind alle Adelstöchter scharf darauf, ihn rumzukriegen.“ Mit einem breiten Grinsen fügte sie hinzu: „Deine Herrin wird sich heut auch ordentlich hübsch machen, wirst sehen.“
„Ach, Unsinn.“ Kopfschüttelnd stocherte Isa mit dem Schürhaken in der Glut. „Sie trauert immer noch um ihren verstorbenen Mann und sagt, sie will keinen neuen.“
„Na, wart’s ab. Der Oberste schafft es, jeder Frau den Kopf zu verdrehen. Auch einer trauernden Witwe.“ Und damit wandte sich die Alte um und stapfte nach draußen.
Mit gerunzelter Stirn sah Isa ihr hinterher. Seit sie im vergangenen Herbst mit ihrer Herrin hierher nach Brocavum gezogen war, verging beinahe kein Tag, an dem sich Isa nicht sehnlichst wünschte, dass ihre Herrin baldmöglichst wieder heiraten würde. Dann könnte ihre Herrin (um die Dopplung zu vermeiden und hervorzuheben, dass Isa hier vor allem an sich denkt, würde ich den ganzen Satz umstellen. Zum Beispiel: Dann könnten sie beide endlich fort von hier und den Hof ihres Bruders Bleiddgi verlassen) den Hof ihres Bruders Bleiddgi verlassen und natürlich würde sie Isa mit sich nehmen. Isa hasste das Leben hier zutiefst, sie hasste die anderen Mägde, die ihr beständig mit Bosheiten zusetzten, nur weil sie die persönliche Zofe ihrer Herrin war und damit einige Privilegien genoss. Doch am meisten hasste sie Bleiddgi, diesen fetten, widerlichen Angeber mit seinem ekelhaften Mundgeruch und seinen Wurstfingern, die beständig nach ihr grabschten.
Aber der Gedanke, dass sich ihre Herrin ausgerechnet diesen unheimlichen Obersten Druiden als Ehemann aussuchen könnte, grauste sie nicht minder als Bleiddgis Zudringlichkeiten.
Vielleicht, so überlegte sich Isa, sollte sie heute Abend doch bei den Gästen mithelfen, trotz ihrer blauverfärbten Schläfe. Dann könnte sie wenigstens ihrer Herrin auf die Finger schauen und sie womöglich sogar davon abhalten, sich diesem Druiden an den Hals zu werfen.
-------------------------------------------------------

Außer einer allgemeinen Einschätzung interessiert mich zudem, ob es für euch schlüssig rüberkommt, dass Isa sich vor dem Druiden fürchtet (den damaligen, allgegenwärtigen Aberglauben berücksichtigt) (auf jeden Fall! Ich denke, die Alte könnte das ganze noch ein bisschen mehr mit Grusel ausschmücken, aber auch so kommt das schon gut rüber).


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Bavariagirl
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Beitrag25.06.2020 20:00

von Bavariagirl
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Hallo Iller-Wölfchen,

ich mach jetzt mal was wovon Du gar nichts hast, ich bin nämlich total begeistert. Und frage mich wo ich die ersten 5 Bände kaufen kann, ich vermisse nämlich Marion Zimmer-Bradley schmerzlich und denke, Du könntest in ihre Fußspuren treten.
Und ich habe nur ab und zu gestutzt, wenn mir ein paar Begriffe zu neuzeitlich vorgekommen sind. "Die feinen Frauen sind verrückt nach ihm."
Dann frage ich mich, ob an dem Tag an dem so ein wichtiger Gast kommt, wirklich Wäsche gewaschen wird, war das nicht immer eine Riesenact und hat viele Arbeitskräfte gebunden?
Hatte man damals Rückenschmerzen? Ist m.E. eine neuzeitliche Krankheit. Irgendetwas wie ein Reissen im Kreuz oder so wäre evtl besser? Oder für was Aqua Sulis als Heilquelle so bekannt war. Frauenleiden oder so.....
Ansonsten hat der Text eine sehr hohe Qualität, Hut ab.

Viele Grüße

Bavariagirl


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Iller-Wölfchen
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Beitrag26.06.2020 11:02

von Iller-Wölfchen
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Hallo 51MONSTER2,

ganz vielen lieben Dank für deine wertvollen Anregungen! Daumen hoch²

Zu dem Ausdruck "es hat": Ja, das ist hier - ausnahmsweise Very Happy - tatsächlich Absicht. Isa darf das (im Gegensatz zu mir als Autorin  Laughing ), denn sie stammt aus Alemannien. Sie spricht zwar im Roman Brythonisch, aber immer mit deutlich süddeutscher Syntax. Muss aber gestehen, als Schwäbisch-Muttersprachlerin ist Hochdeutsch für mich tatsächlich eine Fremdsprache und somit mache ich den Fehler selbst immer wieder Laughing

Dunkelelf: Umgekehrt: Der Begriff entstammt der nordischen Mythologie, also deren Überlieferung in den mittelalterlichen Texten, ist im Altenglischen nachweisbar, ebenso wie im Irischen und Walisischen und wurde dann von der Fantasy übernommen. Es ist also durchaus legitim, einen solchen Begriff in einen historischen Roman zu übernehmen - allerdings werden solche Wesen in einem historischen Roman dann eben nicht als reale Wesen erscheinen. Smile Ich habe den Begriff "Dökkálfar" aus der nordischen Mythologie schlicht wörtlich übersetzt, dabei aber bewusst nicht den südgermanischen Begriff "Alb" verwendet, weil der Roman in Britannien spielt.

Geschieden: Scheidung, konkret in seiner heutigen Bedeutung, mag modern anmuten, doch existiert als Rechtsbegriff in der jeweiligen Sprache bereits in der Antike, und dann auch in den frühmittelalterlichen Gesetzestexten. Für den Roman habe ich hauptsächlich die frühmittelalterlichen, walisischen Gesetze verwendet. Das Scheidungsrecht war damals ziemlich kompliziert: Es wurde  unterschieden zwischen "Verlassen" (immer eine lose Beziehung) ohne jede Verpflichtung, "Auflösen einer Ehe" (z. B. weil sie durch Betrug ö. Ä. eingegangen wurde) verbunden mit gewissen Verpflichtungen, "Lossagen" (entspricht dem Aufheben eines Eheversprechens) wiederum verbunden mit gewissen anderen Verpflichtungen, der "Trennung" (meist eine räumliche) mit gewissen Auflagen und konkret der "Scheidung", wobei die jeweiligen Verpflichtungen nach Dauer der Ehe und eingebrachtem Vermögen variierten. Mir bleibt also tatsächlich nichts anderes übrig, als den Begriff "Scheidung" zu verwenden, um eine Unterscheidung zu den anderen Rechtsbegriffen zu ermöglichen.
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Iller-Wölfchen
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Beitrag26.06.2020 11:22

von Iller-Wölfchen
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Huhu Bavariagirl,
oh, da werd ich ja gleich verlegen Embarassed
Freut mich, dass es dir so gefällt. Kaufen kann man den Roman leider nicht, weil noch nicht veröffentlicht. Aber ich hab eine andere Idee, ich schick dir pn Wink

Zum Waschtag: Ja, das stimmt, der Waschtag war ein riesen Aufwand. Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass sich ein Gast vorher nur schwer zu einem konkreten Termin ankündigen konnte, sondern halt erschien, wenn er erschien, und wenn der Waschtag gerade auf diesen Tag fiel, dann hatte man echt ein Problem, falls nicht genug Personal vorhanden, denn der Waschtag erforderte eine solche Vorbereitung, dass man ihn auch nicht einfach verschieben konnte.
Speziell bei Bleiddgi, der den Hof von Brocavum besitzt, liegt der Fall aber noch etwas anders: Dieser Hof war eine Art "Rasthaus", weil enorm verkehrsgünstig an einer stark frequentierten Reiseroute gelegen. Hier gab es also keinen Besuch, sondern lediglich Übernachtungsgäste auf der Durchreise und diese natürlich stetig. Bleiddgi hatte also mit Sicherheit genügend Personal, um für den Waschtag ebenso wie für die Übernachtung hochrangiger Persönlichkeiten gerüstet zu sein.

Rückenschmerzen: Evtl. wäre Rückenleiden besser? Rückenschmerzen gab es damals durchaus, wie man an zahllosen, überlieferten Heilmitteln, dazu Inschriften und Votivgaben in Heiligtümern sehen kann.
Das Heilbad von Aquae Sulis (also die römischen Thermen in der Stadt Bath) war eines der wichtigsten, größten Heilbäder im Römischen Reich, war allerdings zu der Zeit im Frühmittelalter wohl in miserablem Zustand lt. archäologischem Befund, obwohl es wahrscheinlich noch genutzt wurde. Die Göttin Sulis, die dort verehrt wurde, war lt. Inschriften für sämtliche Arten von Krankheiten zuständig, und sogar für Diebstahl.
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Arminius
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Beitrag11.04.2024 08:03

von Arminius
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Hallo Iller-Wölfchen,

wie ich schon bei Deinem anderen Einstandstext anmerkte, mag ich History, ganz gleich, ob sie in der Steinzeit oder im amerikanischen Bürgerkrieg spielt.

Da ich selbst in diesem Genre unterwegs bin (Zeitrahmen zwischen Caesar und Tiberius) kann ich die Mühe nachvollziehen, die Du in Deine Geschichte steckst. Namen,Örtlichkeiten, historischer Hintergrund: all das will sorgfältig recherchiert sein. Auch das passende sprachliche Kolorit stellt eine Herausforderung dar.

Sehr interessant finde ich, dass Du mit Perspektivwechseln arbeitest (darüber sollten wir uns mal austauschen, wenn Du magst). Das ist im Forum ein heikles Thema Mr. Green

Deinen Text würde ich eher als semi-history einordnen, da mit einem kräftigen Anstrich aus fantasy versehen (reine history ist mir persönlich lieber).
Trotzdem: man liest sich!
Arminius


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Iller-Wölfchen
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Beitrag11.04.2024 10:33

von Iller-Wölfchen
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Hallo Arminius,

ja, der Perspektivenwechsel, ein ewiger Kampf. Laughing

Der obigen Abschnitt hier liest sich offenbar sehr nach Fantasy, muss ich feststellen... Jetzt muss ich doch mal fragen, wie du darauf kommst? Ist es die Erwähnung des Druiden, bzw. die abergläubische Furcht der Frauen vor Zauberern, bzw. Dunkelelfen?
Nun, ich muss sagen, der Abschnitt hier täuscht da offensichtlich ziemlich. Auch vor einiger Zeit eine Testleserin, die sich nach der Lektüre des Ausschnitts bei mir zum Probelesen gemeldet hat, und dann bitter enttäuscht war, dass der Roman kein zweites "Nebel von Avalon" ist, sondern in Wahrheit 100% historisch, ohne jegliche Fantasy, sondern nur hin und wieder mit einer Portion frühmittelalterlichen Aberglaubens, der aber auch immer als solcher identifiziert wird.
Was mir persönlich in vielen historischen Romanen nämlich zu kurz kommt, ist der enorme Aberglauben der Leute, und die Tatsache, dass viele Naturphänomene mit "andersweltlichen" Erscheinungen erklärt wurden. Viele historische Romane sind aus der heutigen Brille geschrieben, das versuche ich möglichst irgendwie zu vermeiden, was allerdings noch schwerer ist als Perspektivenwechsel. Very Happy

Du bist also in der späten Republik bzw. frühen Kaiserzeit unterwegs? Oh, sehr interessant, diese Zeit mag ich auch sehr.  Ich schreibe dir eine pn Smile
Viele liebe Grüße, freue mich, mehr von dir zu lesen!
Ulli
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Arminius
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Beitrag11.04.2024 11:27

von Arminius
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Iller-Wölfchen hat Folgendes geschrieben:
Ist es die Erwähnung des Druiden, bzw. die abergläubische Furcht der Frauen vor Zauberern, bzw. Dunkelelfen?

Naturglaube (aus heutiger Sicht ist es Aberglaube) war bei allen antiken Völkern weit verbreitet. Druiden sind zwar historisch, waren aber keine Zauberer (Zauberei weist eindeutig in Merlins Richtung).
 
In der Tat sind es die Dunkelelfen, woran ich mich etwas stoße. Elfen/Elben/Alben sind meines Wissens ausschließlich germanischer Provinienz. Ich verlasse mich dabei auf die Standardwerke von Paul Herrmann ("Deutsche Mythologie" bzw. "Nordische Mythologie"). Man könnte einräumen, dass die keltischstämmige Bevölkerung bereits unter sächsischen Einfluss geraten ist. Das scheint mir aber in Deiner Erzählung noch nicht der Fall zu sein.

Schwerer wiegt für mich folgender Einwand: albh bedeutet glänzend, strahlend. Elfen sind licht und schön. Dunkelelfen werden meines Wissens von den Mythographen nicht überliefert. Sie scheinen eine moderne Erfindung von fantasy-Schriftstellern zu sein (bitte um Aufklärung, falls ich mich irren sollte).
Es sind also die Druiden als mächtige Zauberer und die aus der Art geschlagenen Elfen, die an fantasy gemahnen.

Ich denke, das ist jetzt nicht off topic, da es sich auf Deinen Text bezieht.
Gruß
Arminius

PN erhalten. Danke!


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Hugin_Hrabnaz
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Beitrag11.04.2024 12:54

von Hugin_Hrabnaz
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Arminius hat Folgendes geschrieben:

Schwerer wiegt für mich folgender Einwand: albh bedeutet glänzend, strahlend. Elfen sind licht und schön. Dunkelelfen werden meines Wissens von den Mythographen nicht überliefert. Sie scheinen eine moderne Erfindung von fantasy-Schriftstellern zu sein (bitte um Aufklärung, falls ich mich irren sollte).

Hallo Arminius,

diese Annahme ist nicht ganz richtig:

Die nordisch-germanische Mythologie kennt sowohl den Schwarzalb (Altnordisch Singular Svartálfr, Plural: Svartálfar) als auch den Dunkelalb (Altnordisch Myrkálfr), die aus Svartálfheim (Schwarzalbenheim, auch "Niðavellir" genannt) stammen.

Sie werden allerdings in erster Linie bei Snorri Sturluson in der Prosa-Edda ("Gylfaginning") erwähnt, ebenso im "Hrafnagaldr Óðins" und in "Ektors saga ok kappa hans". Ihre genaue Natur ist nicht abschließend geklärt, doch sie werden teils mit den Zwergen (etwa die Söhne Ivaldis im  Skáldskaparmál werden bald als Zwerge (dvergar) bald als Schwarzalben bezeichnet) assoziiert und sind auch im klassischen Begriffspaar "Dökkálfar ok Ljósálfar" (Dunkelalben und Lichtalben) präsent.

Im Wesentlichen dürfte es sich allerdings um ein Synonym für die Zwerge handeln. Ob es Snorri aus älteren Traditionen übernommen hat, oder selbst als Kenning oder Heiti für "dvergar" entwickelt hat, wird sich schwerlich klären lassen.

Eine moderne Erfindung eines Fantasyautors sind sie also allenfalls dann, wenn man Snorri Sturluson (1179-1241) als modernen Fantasyautor sieht. Damit würde man indes eine der wesentlichsten Quellen nordisch-germanischer Religion und Mythologie insgesamt stark delegitimieren, auch wenn natürlich klar ist, dass er vieles, was er aufschrieb, nicht mehr ungefiltert selbst erlebt hat, sondern aus Kolportationen, anderen (verlorenen) Quellen hatte, oder selbst interpretiert hat. Jacob Grimm ging davon aus, dass die nordische Mythologie drei "Klassen" von Alben kenne: "Lichtalben, Dunkelalben und Schwarzalben".

Addendum:

Ich persönlich denke, dass die Svartálfar sowohl als Teil des Kanons der germanischen Mythologie als auch jedenfalls im neoheidnischen Bereich anerkannt anzusehen sind, und nicht als moderne Fantasy. Wenn man sie möglichst authentisch interpretieren möchte, sollte man m.E. ihre Rolle an jener der Zwerge entlang planen.

Gruß,
Rüdiger.
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Iller-Wölfchen
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Beitrag11.04.2024 14:01

von Iller-Wölfchen
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Ja super, Rüdiger hat das bereits bestens erklärt Daumen hoch²

Ergänzend dazu noch: Das Konzept der Licht- und Dunkelalben, also besser gesagt, lichter und dunkler Naturgeister, egal, wie sie letztendlich genannt werden (Alben, Elfen, Feen, Zwerge etc. etc.) ist, wenn man Grundzüge des Volksglaubens in Nord-, West- und Mitteleuropa heranzieht, offenbar weithin bekannt und keine lediglich regionale Erscheinung.
Zudem ist die strikte Unterscheidung zwischen "germanischem" und "keltischem" Kulturkreis wiederum größtenteils ein Konstrukt der letzten beiden Jahrhunderte, insbesondere auch einer besonders unseligen Zeit, etabliert rein zu politischen Zwecken. Mittlerweile betont man in der Forschung doch eher wieder die Gemeinsamkeiten, also Kontaktzonen, gemeinsame Ursprünge etc.
In Britannien ließen sich zudem über die Zeiten ständig Einwanderer vom Kontinent nieder (quasi schon seit Britannien nach dem Ende der Eiszeit wieder "aufgetaut" ist) hier ist also eine Frage nach "wer brachte was wohin" unmöglich zu beantworten.
Gutes und zitationsfähiges Buch zur germanischen Mythologie ist R. Simek, Lexikon der germanischen Mythologie.
Paul Herrmann ist da doch schon etwas überholt wink

Zu den Druiden: Schon antike Autoren sahen Druiden als Zauberer, das scheint erst recht noch seine Fortsetzung gehabt zu haben, als das Christentum sich nördlich der Alpen ausbreitete. In frühmittelalterlichen inselkeltischen Quellen wird meist sogar von Magiern, bzw. Zauberern gesprochen, in den irischen werden Druiden dabei teilweise konkret als solche benannt. -> Also hier in der Szene ist die Sache mit den Zauberern Aberglaube und im Roman das, was man damals als Gelehrter den Leuten so weismachen konnte, um sie von bestimmten Dingen zu überzeugen Very Happy
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Arminius
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Beitrag11.04.2024 14:17

von Arminius
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@Hugin_Hrabnaz
danke für die Richtigstellung (man lernt nie aus).
Allerdings sollte man die Distanzen zwischen den zeitlichen Ebenen nicht vernachlässigen. Einiges aus dem Elbenkanon Snorris dürfte es zur Zeit von Wölfchens Geschichte so noch nicht gegeben haben, schon gar nicht in der Zeit, in der ich mich bewege.
Gruß
Arminius


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Arminius
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Beitrag11.04.2024 14:34

von Arminius
Antworten mit Zitat

Iller-Wölfchen hat Folgendes geschrieben:
Zu den Druiden: Schon antike Autoren sahen Druiden als Zauberer

Interessant! Gibt es Quellen hierzu? Ich kenne leider nur die Beschreibung Caesars (und Plinius' dem Älteren), nach denen ihre Geheimlehre außer dem religiösen Wissen Ethik, Rechtskunde, Mathematik, Sternkunde, Länder- und sonstige Naturkunde sowie Heilkunde und Weissagung umfasste. Der zauberische Aspekt scheint erst mit der Verbreitung des Christentums aufgekommen zu sein.
Das Lexikon der germanischen Mythologie werde ich mir anschaffen (danke für den Tipp). Der gute P. Herrmann ist doch etwas in die Jahre gekommen.
Gruß
Arminius


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Hugin_Hrabnaz
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Beitrag11.04.2024 16:41

von Hugin_Hrabnaz
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Arminius hat Folgendes geschrieben:

@Hugin_Hrabnaz
danke für die Richtigstellung (man lernt nie aus).
Allerdings sollte man die Distanzen zwischen den zeitlichen Ebenen nicht vernachlässigen. Einiges aus dem Elbenkanon Snorris dürfte es zur Zeit von Wölfchens Geschichte so noch nicht gegeben haben, schon gar nicht in der Zeit, in der ich mich bewege.
Gruß
Arminius


Das ist sicherlich völlig richtig, dass weder zeitlich noch inhaltlich 1:1 vom späten altnordischen Mythenkanon auf die Glaubensvorstellungen der früheren Kontinentalgermanen geschlossen werden kann, da in den bis zu 500 Jahren, die man in Skandinavien und Island "länger heidnisch" war, und damit mit der heidnischen Überlieferung auch näher an den Beginn der Verschriftlichung rückte, natürlich eine enorme zivilisatorische Entwicklung stattfand und sich eine erhebliche Diversifikation des Mythenkanons einstellte.

Trotzdem zeigen vielerlei vor allem etymologische Parallelen vom Sanskrit über das Protogermanische bis hin ins Altnordische und Althochdeutsche und darüber hinaus, dass ein guter Teil des skandinavischen Mythenbestands des Hochmittelalters auch bereits in eisenzeitlichen Grundlagen angelegt sein muss. Was ich damit sagen will, das ist, dass etwa ein Neckarsuebenstamm um anno 75 AD fraglos weder die 76 Zwergennamen der Völuspá (10–16; ca. 1000 AD niedergeschrieben) gekannt haben dürfte, noch vermutlich auf die Idee gekommen wäre, einen von ihnen als Swartalbaz zu bezeichnen, wie es Snorri 1200 AD herum tat. Es liegen 1000 Jahre dazwischen.

Was aber entlang etymologischer und mythologischer Zusammenhänge ganz und gar wahrscheinlich ist, das ist, dass diese Sueben an einen lokalen oder regionalen Erdgeist von ambivalenter Natur geglaubt haben könnten, mit lichten und schattigen Wesenszügen, den sie vielleicht in der ihrem lokalen und temporalen Idiom des Protogermanischen der Art nach *durgi, *dwerga (Zwerg) oder *alba (Alb) genannt haben könnten, und bei einem Namen, der ebenfalls das protogermanische Äquivalent eines der eddischen Namen übersetzt, weil dies ja stets redende, eigenschaftsbezogene Namen waren, die den Geistern ihres Charakters wegen gegeben wurden.

Beispiel:

Die Dvergatal der Völuspá nennt den Zwerg Nr. 33/76 im altnordischen Originaltext "Vitr", was "der Wissende, der Weise" bedeutet, und von den deutschen Edda-Übersetzungen mit "Wit" wiedergegeben wird. Protogermanisch entspräche dies "Witō". Nun könnte ich mir besagten Neckarsweben aus der Gegend um Lopodunum (Ladenburg) gut vorstellen, der seinen Kindern vom Zwerg Wito erzählt, der auf den Anhöhen des Odenwalds lebt, und sein Wissen gegen ein Opfer von besonderem Wert tauscht.

"Wito" ist ein Name, der im Gegensatz zu "Vitr" eben nicht nordisch, sondern klar kontinentalgermanisch klingt, der auch den Namenstraditionen der Elbgermanen nicht grundlegend fremd erscheint, und dass die Mythen von reichen und weisen Zwergen in den Höhlen der Gebirge die gesamte germanische Sphäre vom hohen Norden bis in die Alpen durchziehen, ist belegbar.

In einem strikten Historismus kann man (den Volksglauben der alten Ladenburger an) genau diesen Zwerg natürlich nicht belegen, aber in die Fantasy-Richtung geht es auch nicht mehr, als wenn man eben von dem Vater und dem Sohn schreibt, die auch historisch nicht belegt sind. Das ist sicherlich Fiktion, aber eben noch nicht über die Grenze zur Fantasy hinüber, da es den Versuch unternimmt, einen Erdgeist so zu beschreiben und zu benennen, wie ein Neckarsuebenstamm ihn vielleicht realistischerweise gesehen haben könnte.

In meinem Projekt, das ja auch historisierende Züge um das heidnisch-germanische Erbe trägt, habe ich mich aus genau diesem Grund entschieden, es eben nicht in einem realen historischen Setting stattfinden zu lassen, sondern in einem fiktiven Setting, das von einem real existierenden Setting abzweigt, als wäre ein Ostsee-Germanenstamm vor der Völkerwanderung und vor der Latinisierung und Christianisierung in eine eigene Welt umgesiedelt, die ihm eine autochtone Fortentwicklung des Heidentums ermöglicht hätte. Das gibt mir die Möglichkeit, eine Synthese der Einflüsse sämtlicher heidnisch-germanischer Überlieferungen von Tacitus bis Snorri zu einem möglichst homogenen Gesamtkonzept zu entwickeln. Das hat sicherlich Fantasy-Züge, aber eben auch Züge des historisierenden Romans. Ich würde es "alternative Mediävistik" nennen. Aber das ist Spielerei.

Unterm Strich bin ich aber bei dir: Wenn ich mich entscheide, keine Fantasy zu schreiben, sondern einen historischen Roman mit fiktiven Elementen, dann ist es sicherlich sinnvoll, wenn man "Hinzudichtungen" zur Überlieferung, speziell im spirituellen Bereich, nicht einfach "von wo anders" übernimmt, sondern versucht, die von dort bezogene Inspiration so stark an den überlieferten Kulturbestand anzupassen, dass es dem Leser, der sich viel mit z.B. den Sueben/Alemannen befasst hat, eben (siehe anderer Thread) keinen Halvor, sondern eher einen Hallwart vorzusetzen, und keinen Hvit, sondern einen Wito, und keinen Svartalf, sondern - je nach Präferenz - einen guten alten Zwerg oder Alb.

Die "Elfen" als anthropomorphe Schmetterlinge im flatterhaften Sinne, sind in der deutschen Sprache - worauf in Abgrenzung zu seinen "elves" ja auch schon Tolkien wert legte und deshalb für die deutsche Übersetzung von "elves" eben "Elben" haben wollte - tendenziell eher ein inselkeltisches Phänomen im Sinne der "fae", "fay" oder "pixies".
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 240
Wohnort: Ulm


Beitrag11.04.2024 18:12

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

So, Iller-Wölfchen, nun aber nach den ganzen obiter dicta auch noch ein paar Worte zu deinem Text an sich, ohne dabei jetzt auf Details sprachlicher oder stilistischer Art einzugehen:

Mir gefällt das Setting allgemein sehr gut, und auch der dramaturgische Aufbau und die Grundstimmung. So gefällt mir der Anfang einer Geschichte. Wir sind sehr intensiv bei Isa. Sie ist klar Zentrum der Erzählung und wir lernen viel über sie und ihren Status und ihre Gefühlswelt, ohne dass ein Info-Dump stattfindet. Das ist genau das, was ich im anderen Thread meinte. Du hast hier den Fokus auf die Protagonisten sauber scharf gezogen und garnierst die begleitenden Informationen im Umfeld, mal noch geheimnisvoll und unklar, wie Bokeh-Effekte, und mal auch mit mehr Tiefenschärfe, um in photographischen Bildern zu sprechen.

Ich finde, dass man auch ohne nähere Details schnell mit Isa mitdenken und mitfühlen kann. Sie kommt authentisch herüber und auch das Setting überzeugt, so dass wir jetzt alle wissen wollen, wo sie ihr Bätschaug her hat. Es wird oft vorgekommen sein, dass ein edler Herr mit Tross überraschend oder angekündigt an einem Gut ankommt, und das Gesinde sich dann spekulierend und neugierig um ihn schart. Es wird über Gerüchte getuschelt, Ängste und Hoffnungen schießen durch den Kopf, die älteren Anwesenden "wissen natürlich viel mehr" als das naseweise Jungvolk im Gesinde. Die Abergläubigen sehen Zeichen etc... Doch, das wirkt total echt auf mich, aus dem Leben gegriffen.

Dass es gleich ein in der Volksanschauung "so hoher" Herr ist, der da einreitet, ist natürlich direkt ein Hammer, aber ja, auch die höchsten Herren erscheinen irgendwann beim Fußvolk. Es ist also nicht völlig unwahrscheinlich.

Der nächste Punkt ist nun die von dir konkret angesprochene Frage nach dem Druiden und seiner Wirkung:

1.
Ja, ich finde es schlüssig, dass sich eine Dienstmagd vor einem obersten Druiden fürchtet, dem Zauberkräfte zugeschrieben werden. Natürlich tut sie das. Und dass Druiden, Priestern, Goden, Schamanen, teils auch Königen und Fürsten, tatsächlich übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden, halte ich für ein Faktum. Wie viele Legenden von Heiligen, die Priester oder Fürsten waren, stützen das auch im späteren europäischen Christentum? Unzählige! Etwa die Legende um den Danebrog, um den Hubertushirsch, um das ganze Gottesgnadentum usw... Also ja, ich bin mir sicher, dass eine Dienstmagd in einer heidnisch-keltischen Kommune dem obersten Druiden der Herrschaft gegenüber nicht nur mit diesseitigem, weltlichem Respekt begegnet, sondern auch mit einer transzendentalen, anderweltlichen Ehrfurcht.

2.
Die dünne Linie zur Fantasy liegt dort, wo aus der mythischen Zuschreibung des Volkes eine reale transzendentale Macht zum Gegenstand der Erzählung wird. Selbst wenn ein solcher Druide jemanden verflucht, der dann stirbt, oder jemanden segnet, der dann geheilt wird, sind wir noch im Realismus, denn das glaubten die Leute damals wirklich (und tun viele auch heute noch). Erst wenn du postulierst, dass auf seinen Befehl wirklich ein Dunkelalb erschien etc..., dann verlassen wir langsam den historischen Roman gen Märchen und Fantasy. Das wirkt aber hier zu keiner Sekunde so auf mich. Solche Gerüchte und anderweltlichen Zuschreibungen sind für einen realistischen frühmittelalterlichen oder heidnisch-europäischen Kontext durchaus stimmig.

Mein subjektiver Eindruck dazu.

Gefällt mir sehr und ich bin gespannt auf mehr.
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Iller-Wölfchen
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 53
Beiträge: 17
Wohnort: Zwischen Iller und Günz


Beitrag11.04.2024 20:31

von Iller-Wölfchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Arminius hat Folgendes geschrieben:
Iller-Wölfchen hat Folgendes geschrieben:
Zu den Druiden: Schon antike Autoren sahen Druiden als Zauberer

Interessant! Gibt es Quellen hierzu? Ich kenne leider nur die Beschreibung Caesars (und Plinius' dem Älteren), nach denen ihre Geheimlehre außer dem religiösen Wissen Ethik, Rechtskunde, Mathematik, Sternkunde, Länder- und sonstige Naturkunde sowie Heilkunde und Weissagung umfasste. Der zauberische Aspekt scheint erst mit der Verbreitung des Christentums aufgekommen zu sein.

Quellen zu Druiden finden sich schon bei den griechischen Autoren, z. B. Poseidonios, Diodor, Strabon, und danach bei einer ungeheuren Vielzahl römischer Autoren (ganz ausführlich dazu: Andreas Hofeneder, Die Religion der Kelten in den antiken literarischen Zeugnissen, Bd. 1-3). Und je nachdem ob man die Keltike gerade wohlwollend oder als Barbaren betrachtet hat, wurden die Druiden mal als Philosophen, mal als menschenopfernde Verrückte dargestellt. Letzteres übrigens schon vorchristlich, insbesondere seit Augustus, der römischen Bürgern den Druidenkult verbot, Tiberius verbot Druiden ganz (jaja, der Tiberius wieder Mr. Green) und Claudius ließ sie gezielt verfolgen.

Hier ist natürlich auch die Frage, wie man "Zaubern" genau definiert; die antiken Autoren benutzen das Wort häufig zwar nicht direkt, aber beschreiben rituelle Handlungen der Druiden, die insgesamt negativ und barbarisch, "abergläubisch" tatsächlich, aus damaliger Sicht, dargestellt werden.
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Arminius
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1223
Wohnort: An der Elbe


Beitrag11.04.2024 21:55

von Arminius
Antworten mit Zitat

Iller-Wölfchen hat Folgendes geschrieben:
Hier ist natürlich auch die Frage, wie man "Zaubern" genau definiert; die antiken Autoren benutzen das Wort häufig zwar nicht direkt, aber beschreiben rituelle Handlungen der Druiden, die insgesamt negativ und barbarisch, "abergläubisch" tatsächlich, aus damaliger Sicht, dargestellt werden.

Das ist genau der Punkt: Caesar und Plinius und sicher auch die meisten anderen antiken Autoren waren rational denkende Menschen (wenn auch nicht ganz frei von Aberglauben). Druiden haben spirituelle Handlungen begangen, Haruspices haben spirituelle Handlungen begangen, christliche Priester begehen spirituelle Handlungen. Ich sehe da inhaltlich keine Unterschiede. Die Kirche hat die heidnischen spirituellen Handlungen der Druiden zwangsläufig zur Zauberei erklärt, also zu dem, was man auch den autochthonen "Hexen" nachsagte: die Anwendung übernatürlicher, magischer und somit verderblicher, verabscheuungswürdiger, weil teuflischer Kräfte. Aber dieser Prozess der Umdeutung dauerte mehrere hundert Jahre. Das Wort zaubern weist deshalb mehr in Richtung Merlin mit Zauberstab und Sternenhut, also eine verhältnismäßig junge Deutung.
Was den einen in der Antike ganz unverdächtige rituelle Handlungen waren (bis auf die Menschenopfer, aber die gab es irgendwann in fast jeder archaischen Gesellschaft), geriet anderen zur ars magica, zur Zauberei - aber erst im gefestigten christlichen Kontext, und der war im frühen Mittelalter in Britannien längst gegeben (das hatte ich beim Lesen Deiner Geschichte übersehen). Ich korrigiere meine erste Einschätzung: Es spricht nichts gegen die Bezeichnung "Zauberer" für Deine Druiden, sofern sie es zu dieser Zeit tatsächlich noch gegeben hat.


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Willebroer
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Beitrag11.04.2024 23:06

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Soweit ich weiß, waren die Römer außerordentlich abergläubisch und hatten eine Heidenangst vor Geistern und magischen Ritualen (von der falschen Seite), was man unter anderem an der Riesenzahl von Amuletten, magischen Zeichen an Türen und Wänden, Orakeln und ähnlichem sieht. Auch Wahrsager und Wunderheiler sollen sehr begehrt gewesen sein.

Wahrscheinlich waren auch die Mordaktionen gegen die Druiden nicht nur politisch-militärisch bedingt (Vernichtung der geistigen Elite als Führungsschicht), sondern auch durch die Angst vor ihren magischen Kräften.

Das ist kein Widerspruch zur kalten technischen Rationalität der Römer, weil die darin bestand, alles, was man für real hielt, auch für die eigenen Zwecke zu benutzen.
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Hugin_Hrabnaz
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Beitrag11.04.2024 23:35

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Ich denke auch, dass die Zuschreibung von Magie an einen Druiden, mit sehr deutlichen Abstrichen auch an einen Goden, aber im (nord-)germanischen Kontext vor allem an eine Seidfrau (altnordisch: Seiðkona) durchaus historisch ist.

Völuspá 22:

Man nannte sie Heiðr.
Wo sie ins Haus kam.
die weissagende Völva,
verwendete sie Zauberstäbe.
Sie trieb Seiðr, was sie konnte,
Sie wandte die Sinne der Menschen zum Seiðr
Immer war sie angenehm
bösartigen Frauen.


Hyndlulióð 33:

Alle Seherinnen [Völor] stammen
von Viðólfr ab,
alle Hexer [Vitkar]
von Vilmeiðr
die Zauberkundigen [Seidberendr]
von Svarthöfði,
alle Riesen [Jötnar] sind
von Ymir gekommen



So wird die Seidkunst an sich auch in der Lokasenna Odin höchstselbst zugeschrieben (es spricht hier Loki zu Odin):

Von dir sagt man,
du habest in Sámsey Zauberei betrieben
und mit einem Stab auf einen Deckel geschlagen,
in Frauengestalt
zogst du durchs Volk,
und das scheint mir weibisch.


In den Sagas werden auch zahlreiche schamanistisch-magische Rituale von Seidfrauen beschrieben.

Der Seiðr als Ritualform wurde in Norwegen und Island wohl zwischen 1281 und 1326 verboten.
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