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Der alte Mann auf meinem Weg zur Arbeit


 
 
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Jirka
Wortedrechsler


Beiträge: 53



Beitrag11.05.2020 21:54
Der alte Mann auf meinem Weg zur Arbeit
von Jirka
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Das Grün der Bäume flog nur so an Marina vorbei. Es war morgens halb Sieben. Sie nahm eine Kurve nach der anderen. In einer halben Stunde musste sie an der Arbeit sein und wieder war sie in der Früh nicht aus dem Bett gekommen. Das war auch der Grund, weshalb sie trotz des nebligen Wetters die Abkürzung über die hügelige Mittelgebirgslandschaft nahm, anstatt auf gerader Strecke Bundesstraße und Autobahn zu nutzen. An guten Tagen liebte sie diese Abkürzung. Der Ausblick hatte ihr manchen atemberaubenden Sonnenaufgang beschert und selbst dem Grau der Nebellandschaft konnte sie viel abgewinnen. Immer wieder stellte sie sich vor, wie die Gebrüder Grimm ihre Märchen über die Wölfe und Zauberwesen in dieser Landschaft gesammelt hatten. Aber mit Druck im Nacken und den immer überpünktlichen Kollegen vor Augen, verlor sich der Spaß an der Idylle. Gerade ging es bergab in eine kleine Ortschaft. Am Kirchturm rechts, dann wieder links und bergauf. Gleich würde sich ein Feld vor ihr öffnen, rechts auf der Weide würden Pferde stehen und mit etwas Glück am nächsten Waldsaum eine Hirschkuh mit ihren Jungen.

Marina verlangsamte ihr Tempo. Da war er wieder. Ein alter Mann, der leicht gebückt mit dem immer gleichen grünen Mantel, einem Hut und einer dicken Brille den Anstieg nahm. Er stütze sich auf einen braunen Spazierstock, der aus der Zeit gefallen zu sein schien. Genau wie er. Marina schmunzelte. Heute würde sie ihren Kollegen wieder vom „Bergopa“ erzählen können. Dieser Mann war wie ein Uhrwerk. Sie bewunderte seine Disziplin jeden Morgen zur gleichen Zeit diesen Anstieg am Straßenrand zu nehmen. Manchmal sorgte sie sich auch um ihn. Vor allem, wenn es regnete. Aber es schien ihn gesund zu halten, denn jeden Morgen, den sie die letzten vier Jahre um diese Zeit durch den Ort fuhr, war er da und lief aus dem Ort heraus die Straße hinauf. Die meisten jungen Männer wären trotz Fitnessstudio bei der Steigung außer Atem. Auch der Bergopa ging nicht leichtfüßig, aber er setzte einen Schritt vor den anderen und hatte ein regelmäßiges Tempo. Nie hatte sie ihn stehen oder sich ausruhen sehen. Oft hatte sie sich schon vorgenommen, anzuhalten und zu fragen, ob sie ihn ein Stück mitnehmen konnte. Nicht um ihm zu helfen. Er schien den Gang zu wollen, warum sollte er schließlich sonst jeden Morgen diesen Anstieg auf sich nehmen? Eher, weil es sie interessierte, wo er hinwollte. Der nächste Ort war kilometerweit entfernt. Oder wurde die alte Bushaltestelle außerorts etwa noch angefahren? Die lag Marinas Meinung nach an einer so abgelegenen Stelle, dass sie sie in Gedanken für stillgelegt erklärt hatte.  

Aber auch heute war der Moment schneller vorbei als ihr Gedanke ans Anhalten. Da sie spät war, spazierte der Bergopa schon ein ganzes Stück hinter dem Ortsschild. Von vorne kam ein weißer Lieferwagen, dieser musste abbremsen, damit er einen Bogen um den alten Mann würde fahren können und Marina rauschte an beiden vorbei. Ihr Blick fiel nicht nach rechts in die offene Landschaft und auf die Pferdekoppel, sondern über ihre linke Schulter. Sie wusste wie eng die Straße an dieser Stelle war und wollte sich versichern, dass dem alten Mann bei der Überholaktion des Lieferwagens nichts passiert war. Doch der Alte ging unbeirrt weiter. Beruhigt ließ sie ihren Blick wieder nach vorne schweifen, da nahm sie aus dem Augenwinkel etwas wahr.

An der linken Straßenseite stand ein Stein mit einem Kreuz, beide umgeben von Lichtern und einer Engelsfigur. Marina durchfuhr es kalt. Vier Jahre war sie nun diesen Weg gefahren und nie hatte sie nach links gesehen, sondern nach rechts in die Landschaft oder wegen der Enge der Straße konzentriert in den Gegenverkehr.

Wie gewohnt beschleunigte sie auf 70 km/h. Der Moment verstrich.

Der Nebel lag tief über der Landschaft. Die Wiese vor dem Wald war unbelebt. Die Hirsche schienen heute eine andere Lichtung zum Grasen gewählt haben.

Diese Geschichte ist mir wichtig, ich hoffe, ich kann ihr einen guten Rahmen geben. Ich bin lange noch nicht zufrieden, schicke den Beitrag jetzt aber ab, morgen finde ich wieder so viel zu mäkeln, dass ich mich nicht mehr traue und die Geschichte "totüberarbeite" Rolling Eyes

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Justadreamer
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Alter: 26
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Beitrag12.05.2020 09:39

von Justadreamer
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Hallo Jirka,

Ich finde, dass du die Trauer-Thematik hier sehr gut eingebaut hast, da man davon sehr überrascht wird.

Ich picke mir mal, falls du noch etwas feilen willst, eine Stelle heraus:

Zitat:
An der linken Straßenseite stand ein Stein mit einem Kreuz, beide umgeben von Lichtern und einer Engelsfigur. Marina durchfuhr es kalt. Vier Jahre war sie nun diesen Weg gefahren und nie hatte sie nach links gesehen, sondern nach rechts in die Landschaft oder wegen der Enge der Straße konzentriert in den Gegenverkehr.

Wie gewohnt beschleunigte sie auf 70 km/h. Der Moment verstrich.

Der Nebel lag tief über der Landschaft. Die Wiese vor dem Wald war unbelebt. Die Hirsche schienen heute eine andere Lichtung zum Grasen gewählt haben.


Erzähltechnisch fände ich es hier gut, wenn das mit dem Kreuz wirklich erst im letzten Wort der Geschichte offenbart würde. Beispielsweise:
"An der linken Straßenseite, wo sie sonst nie hinsah, nahm sie einen schwachen Lichtschein wahr.
Sie begriff, dass dies Tag für Tag, Jahr für Jahr, das Ziel des Mannes gewesen war.
Ein Gefühl bahnte sich den Weg aus ihrem Herzen und trat als ein Schluchzen aus Ihre hervor.
Am Straßenrand stand ein Stein mit deinem Kreuz."

Du kannst natürlich in deinen eigenen Worten und Bildern schreiben, aber ich glaube, dass die Endstellung des "Grabsteins" hier die beste Wirkung erzielt.
Insgesamt las ich aber eine sehr gelungene Geschichte. Ich denke, man kann hier natürlich noch viele Details verändern, aber scheue dich nicht, eine scheinbar unperfekte Version als "fertig" zu erachten smile

Liebe Grüße
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Justadreamer
Geschlecht:männlichLeseratte
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Alter: 26
Beiträge: 196
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J
Beitrag12.05.2020 09:50

von Justadreamer
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PS: Vielleicht noch als Idee: Da Marina ja irgenwie einen Grund braucht, das Kreuz erst nach 4 Jahren zu sehen, könntest du schreiben, dass der Mann heute auf dem *Rückweg*  ist. Deswegen brennt auch zum ersten Mal das Licht der Kerze und deswegen sieht Marina es.
LG
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Jirka
Wortedrechsler


Beiträge: 53



Beitrag12.05.2020 23:36

von Jirka
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Hallo Justadreamer!

Vielen Dank für deine Rückmeldung. Gut, dass sich unser Gefühl deckt. Mit dem Schluss hadere ich tatsächlich am meisten und ich dachte mir schon, dass der Stein am Ende stehen sollte. Aber es war mir zu krass und plötzlich. Irgendwie nicht beiläufig genug. Und das mit dem "Links- statt rechtsschauen" ist irgendwie auch schwerfällig formuliert, finde ich. Es soll aber auch nicht zu pathetisch werden. Also den Schluss werde ich mir auf jeden Fall ich mal vornehmen.
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schreibmalwieder
Wortedrechsler
S


Beiträge: 60



S
Beitrag13.05.2020 00:08

von schreibmalwieder
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Hi Jirka,

es handelt sich hierbei ja um Deinen Einstand und ich möchte Dir deswegen erstmal sagen, dass mich Deine Geschichte - oder die Idee dahinter - erreicht und berührt hat. Aus meinem eigenen Leben kenne ich eine ähnliche Situation mit einer Obdachlosen in den USA, mit der ich einige Male einen Kaffee getrunken oder einen Bagel gegessen habe, weil ihr Lebensmittelpunkt auf meinem Weg zur Bart-Station lag.

Eines morgens dann war sie nicht da.

Sie kam einige Tage wieder und hatte offensichtliche Spuren von Gewalteinwirkung am Kopf. Wir haben nie wieder miteinander gesprochen - auch wenn sie weiter da war und ich ihr immer noch regelmäßig mein pocket change als Kaffeegeld dagelassen habe. Was tatsächlich geschehen ist, weiß ich nicht.

Lange Vorrede.

Auf jeden Fall würde ich Dir raten am Ende zu arbeiten. Das ist der Teil, an dem Deine Geschichte aus meiner Sicht fast auseinander fliegt (auch sprachlich).


Zitat:
An der linken Straßenseite stand ein Stein mit einem Kreuz, beide umgeben von Lichtern und einer Engelsfigur. Marina durchfuhr es kalt. Vier Jahre war sie nun diesen Weg gefahren und nie hatte sie nach links gesehen, sondern nach rechts in die Landschaft oder wegen der Enge der Straße konzentriert in den Gegenverkehr.


Nee. Das glaube ich nicht. Vier Jahre lang fährt sie die Strecke. Bis zur Hirschkuh am Waldsaum kennt sie ihre Idylle aus dem Effeff - aber an der einen Stelle schaut sie nie nach links? Wenn es jetzt möglich ist, "aus dem Augenwinkel" zu erkennen, dass da eine solche Installation ist? Hier würde ich mir eine Variante mit mehr Kraft wünschen. Vielleicht verliert sie die Kontrolle über das Auto und bricht durch eine Hecke oder schleudert in eine Seitenstraße. (an sich harmlos, aber nun sieht sie es) Vielleicht war das auch so knapp mit dem Lieferwagen, dass sie anhalten muss und sich übergibt und dann sieht sie das Kreuz. Keine Ahnung - aber so ist mir das zu schwach.

Und insgesamt würde ich Dir raten, etwas auf die Präzision im Ausdruck zu achten. Ich habe den Eindruck, dass Du eine lebendige Sprache und guten Ausdruck hast, aber es gibt einzelne Zusammenstellungen, bei denen Du vielleicht nochmal laut vorlesen könntest, was Du da im Ergebnis sagst:

Zitat:
Das war auch der Grund, weshalb sie trotz des nebligen Wetters die Abkürzung über die hügelige Mittelgebirgslandschaft nahm, anstatt auf gerader Strecke Bundesstraße und Autobahn zu nutzen.


nebliges Wetter, hügelige Mittelgebirgslandschaft = schnell?
gerade Strecke, Bundestraße und Autobahn = langsam?

Lass die Autobahn doch einfach raus - warum braucht Deine Prota eine Alternative, die sie eh nicht in Anbetracht zieht, da sie nur schneller klingt, aber nicht wirklich ist?

Zitat:
Immer wieder stellte sie sich vor, wie die Gebrüder Grimm ihre Märchen über die Wölfe und Zauberwesen in dieser Landschaft gesammelt hatten.


Beim ersten Lesen habe ich dort verstanden: Die Gebrüder Grimm haben hier Wölfe gesammelt. Bin vielleicht müde. Das Bild ist auch irgendwie schön, aber schief. Vielleicht hat die Landschaft die Gebrüder Grimm inspiriert. Vielleicht haben sie auch die Natur beobachtet. Und diese Emotionen sind dann Bestandteil der Märchen geworden, aber die Verkürzung zu Märchen gesammelt finde ich schwierig.

Zitat:
Die meisten jungen Männer wären trotz Fitnessstudio bei der Steigung außer Atem.

 
Hügeliges Mittelgebirge kann giftige Anstiege beinhalten - aber das finde ich etwas übertrieben.

Zitat:
Oder wurde die alte Bushaltestelle außerorts etwa noch angefahren? Die lag Marinas Meinung nach an einer so abgelegenen Stelle, dass sie sie in Gedanken für stillgelegt erklärt hatte.


Marins Meinung nach einer abgelegenen Stelle (immerhin die Rennstrecke in die Stadt, das klingt nicht so unplausibel) - und "in Gedanken für stillgelegt erklärt" ist vielleicht ein Satz, aber nicht ganz korrekt. Wobei ich so manchen Berliner Busfahrer kenne, der diese Fähigkeit zu besitzen scheint. Aber sicherlich nicht eine zufällige Passantin.

Und ab von "Von vorne kam ein weißer Lieferwagen" würde ich nochmal überlegen. Versuch hier vielleicht das Ende zu modifizieren und achte auf starke Verben, da hast Du noch recht viel generische Hilfsverben im Einsatz.


Ich hoffe, Du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen, mir hat Deine Geschichte gefallen!

LG schreibmalwieder

P.S.: Meinetwegen kann das Kreuz auch in der Mitte Deines Schlusses stehen. Die lakonische Rückkehr zur Naturbeobachtung empfinde ich persönlich auch als ein starkes Ende.
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Jirka
Wortedrechsler


Beiträge: 53



Beitrag13.05.2020 06:32

von Jirka
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Hallo Schreibmalwieder!

Erst einmal ein großes Dankeschön für deine Auseinandersetzung mit dem Text. Es hat Spaß gemacht sie zu lesen und ich musste mehrmals lachen. Ich werde später erläutern warum und ich schaue mir die einzelnen Stellen später genauer an. Aber erst einmal als spontane Reaktion ein dickes Danke!! Die Anmerkungen werden mir sehr weiterhelfen. Es rattert schon nach dem ersten Überfliegen deiner Antwort.
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag14.05.2020 20:16
Re: Der alte Mann auf meinem Weg zur Arbeit
von Constantine
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Hallo Jirka,

du hast bereits einige sehr hilfreiche Feedbacks erhalten zu deiner kurzen Geschichte.

Jirka hat Folgendes geschrieben:
[...]
Das war auch der Grund, weshalb sie trotz des nebligen Wetters die Abkürzung über die hügelige Mittelgebirgslandschaft nahm, anstatt auf gerader Strecke Bundesstraße und Autobahn zu nutzen. An guten Tagen liebte sie diese Abkürzung.
[...]

Auch ich sehe unter anderem diesen Satz mit der "Abkürzung" eher irreführend, als relevant, denn deine Prota scheint diesen Weg, wie im folgenden Text beschrieben wird, regelmäßig zu nehmen und nicht wie in der Anfangsprämisse, weil sie verspätet zur Arbeit zu gelangen droht. Dies und diese ganze Zeitnot-Prämisse zu Beginn würde ich überdenken, denn es nimmt der ganzen anfänglichen Motivation mMn die Basis und wirkt aufgesetzt und unglaubwürdig.
In der gesamten anfänglichen Hektik erscheinen mir die folgenden Beobachtungen und Gedanken der Protagonistin, die ja regelrecht das Tempo aus der Geschichte nehmen, dann dich zu ruhig. Eine kurze Geschichte, die mir trotz ihrer Kürze etwas zu langatmig erscheint, und das ist mMn gerade in kurzen Texten fatal, wenn das, was die Geschichte ausmacht, wohin sie abzielt, zum Alten und seiner pointierten "Motivation" und somit auch zu einer Erkenntnis in der Protagonistin, im Gesamttext für mich etwas untergeht, weil mir weiterhin die Anfangsprämisse der Hektik der Protagonistin, die zur Arbeit muss, leitet.

Die Entdeckung der Protagonistin - das Kreuz mit den Lichtern - erscheint mir als überraschende Auflösung für die "Motivation" des alten Mannes einen Ticken zu aufgesetzt, dass sie in all der Zeit, die sie den alten Mann gesehen hat und sich fragte, wohin er geht, noch nie diesen Stein mit dem Kreuz (und den Lichtern) an der Straßenseite bemerkt hat, noch nie ihrer Neugier mal freien Lauf gelassen hat, um zu sehen, wo der Gang des Alten endet.
Was ich insgesamt etwas schwierig finde, ist diese Autofahrerin, die trotz des Autofahrens in dieser kurzen Zeitspanne Gelegenheit hat(te), so viele Details aufzunehmen, anstelle sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Ich scheine mich in all der Hektik selbst im Kreis zu drehen. Es tut mir leid.

Soweit mein Leseeindruck.

LG Constantine
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51MONSTER2
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Alter: 33
Beiträge: 89
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Beitrag15.05.2020 11:16

von 51MONSTER2
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Hallo Jirka,

mir hat dein Text insgesamt gut gefallen und ich habe mich gefreut, mal etwas von dir zu lesen. Da du bereits so viele Hinweise bekommen hast (denen ich zustimme), hier nur eine kleine Idee von mir für das Ende:
Wie wäre es denn, wenn der Alte da eine Blume niederlegt? Oder am Straßenrand einen kleinen Strauß pflückt, der denen ähnelt, die schon unter dem Kreuz liegen? Ich könnte mir vorstellen, dass das glaubwürdiger vermittelt, dass die Protagonistin erst jetzt versteht, was die Motivation des Alten ist.
Ansonsten vermute ich, dass du viel damit erreichen kannst, wenn du die zweite Hälfte ein wenig mehr ordnest. Im Moment wirkt das auf mich alles noch etwas holterdipolter und unübersichtlich. Vielleicht wird das aber auch automatisch dadurch besser, wenn es einen weniger umständlich zu erklärenden Grund dafür gibt, warum Marina die Spaziergänge des Alten erst jetzt begreift.

Im Kern hast du meiner Meinung nach eine schöne Geschichte über den Zauber des Alltags und die Geschichten, die sich überall verbergen, verfasst smile Ich würde mich freuen, eine überarbeitete Fassung zu lesen!


_________________
simonsterz.com
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Gast







Beitrag15.05.2020 12:25

von Gast
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schreibmalwieder hat Folgendes geschrieben:


Nee. Das glaube ich nicht. Vier Jahre lang fährt sie die Strecke. Bis zur Hirschkuh am Waldsaum kennt sie ihre Idylle aus dem Effeff - aber an der einen Stelle schaut sie nie nach links? Wenn es jetzt möglich ist, "aus dem Augenwinkel" zu erkennen, dass da eine solche Installation ist?



Vielleicht liesse sich das Problem dadurch lösen, dass sie beim ersten Mal, als sie diese Strecke gefahren ist, einen plötzlichen Wildwechsel von Rechts miterlebt hat, bei dem sie voll in die Bremsen musste, um einen Wildunfall zu vermeiden... seitdem ist ihr Blick an der Stelle immer an den Lichtungsausgang rechts geheftet. Damit würde auch die Wendung am Ende wieder einen vorher offenen Strang zuknoten.

Oder so.

Ansonsten gefällt's mir aber auch gut!
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Jirka
Wortedrechsler


Beiträge: 53



Beitrag15.05.2020 19:19

von Jirka
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Hallo ihr Lieben,

also ich bin gerade ganz berührt von euren Rückmeldungen. Vielen Dank euch allen!

@Justadreamer: Du hast mich voll durchschaut. Mir kam der Grabstein in Endstellung tatsächlich unfertig vor. Laughing

Ich musste teilweise lachen oder schmunzeln, weil die Geschichte (wie sich wahrscheinlich auch schon aus der Überschrift ergibt, tatsächlich so passiert ist. Also es ist MEIN Weg zur Arbeit und nicht Marinas Laughing ). Und das führt natürlich dazu, dass mir das alles total klar und logisch vorkommt und "normal", aber die Realität ist manchmal eben weniger glaubwürdig als eine Fiktion.

In euren Erklärungen ist total nachvollziehbar, was unglaubwürdig wirkt: Also erstens ist der Weg "übern Berg" tatsächlich kürzer als "außenrum" über Autobahn und Bundesstraße. Als ich es bei schreibmalwieder gelesen habe, dachte ich auch: Ja, irgendwie ist die Info total irrelevant, warum habe ich die überhaupt mit aufgenommen, dann wurde mir aber klar, es geht mir um Marinas Eile und verbunden mit dem Alltag ihre eingeschränkte Wahrnehmung. Ich werde das trotzdem auf jeden Fall überarbeiten und irgendwie entweder ausführlicher erklären oder mir einfach was anderes ausdenken und die umständliche Erklärung weglassen.

Dann, schreibmalwieder, das schnelle Fahren bei Kurven und Nebel. Ja. Dazu sage ich jetzt lieber nichts. Verstecken

Aber am krassesten ist natürlich die Situation, dass Marina (bzw. ich) 4 Jahre an diesem Kreuz vorbeifährt und es nicht wahrnimmt... Es war so. Unfassbar aber Realität.

Auch sehr nachvollziehbar, dass sich Hektik und gleichzeitig Langatmigkeit schwer vereinbaren lassen. Ist aber auch ein Detail der Fahrt über diesen Berg, die 40 Minute dauert, da schweifen die Gedanken dann doch irgendwann ab. Die Strecke über die Autobahn würde 50 Minuten dauern. Es ist auch keine Rennstrecke in die Stadt, sondern sehr abgelegen. Eher so Kategorie Schleichweg. Also diese Bushaltestelle ist wirklich komplett in der Pampa, allerdings ist mir deutlich geworden, warum das in der Geschichte schwer nachzuvollziehen ist.

Constantine:
Zitat:
Was ich insgesamt etwas schwierig finde, ist diese Autofahrerin, die trotz des Autofahrens in dieser kurzen Zeitspanne Gelegenheit hat(te), so viele Details aufzunehmen, anstelle sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Ich scheine mich in all der Hektik selbst im Kreis zu drehen. Es tut mir leid.
Glaub mir, das macht mich an mir selbst auch oft genug irre Laughing Nein ernsthaft, ich muss auf jeden Fall darstellen, dass es eben zwar eine Abkürzung, aber keine wirklich kurze Strecke ist. Vielleicht sollte ich auch ein bisschen stärker Charakterdetails einbauen. So nach dem Motto "Träumer unterwegs", irgendwie einen  Beinahunfall, weil Marina sich stärker auf die Umgebung als auf den Verkehr konzentriert.

Zitat:
Dies und diese ganze Zeitnot-Prämisse zu Beginn würde ich überdenken, denn es nimmt der ganzen anfänglichen Motivation mMn die Basis und wirkt aufgesetzt und unglaubwürdig.
Wo ich damit hin will, ist eine Gegenüberstellung des Alltags von Marina und des Alltags dieses alten Mannes. Mal sehen ob mir das noch besser gelingt.

Vielen Dank für deine ehrlichen Worte! Und du hast es so schön beschrieben!

51Moster2:
Zitat:
Im Kern hast du meiner Meinung nach eine schöne Geschichte über den Zauber des Alltags und die Geschichten, die sich überall verbergen, verfasst.
Dankeschön!  Ich denke, dass es helfen wird, nicht mehr so sehr die Realität erklären zu wollen, sondern stärker auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Es freut mich, dass man dieses im Kern erkennen konnte.

Dabei würde die Anmerkung von RAc helfen, den Wildwechsel einzubauen. Ist einfacher als diese Beschreibung mit dem Lieferwagen. Vielleicht sollte ich sowieso noch stärker irgendwelches Wild einbauen, dann hat man wie RAc richtig sagt, etwas Wiederkehrendes.

Also, ich werde die Hauptpunkte herausnehmen und noch mal überarbeiten.

1. Erklärung zur "Bergstrecke" vs Autobahn, bzw. ganz streichen. Macht es einfach zu kompliziert.
2. Gebrüder Grimm (@schreibmalwieder: die Bezeichnung Märchen sammeln ist so ein landläufiger Begriff, da wir Nordhessen mit den Grimms aufwachsen, war mir bis heute gar nicht bewusst, dass der wahrscheinlich eher regional geprägt ist)
3.  Zeitnot/ Hektik vs. Langatmige Gedanken
4. Die Steigung beträgt 13 %, vielleicht schreibe ich es einfach so und lasse das mit dem Fitnessstudio.
5. Verben
6. Lieferwagenszene
7. Schluss

Ihr seid klasse!!! Ich bin voll motiviert!
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Jirka
Wortedrechsler


Beiträge: 53



Beitrag15.05.2020 19:21

von Jirka
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,

also ich bin gerade ganz berührt von euren Rückmeldungen. Vielen Dank euch allen!

@Justadreamer: Du hast mich voll durchschaut. Mir kam der Grabstein in Endstellung tatsächlich unfertig vor. Laughing

Ich musste teilweise lachen oder schmunzeln, weil die Geschichte (wie sich wahrscheinlich auch schon aus der Überschrift ergibt), tatsächlich so passiert ist. Also es ist MEIN Weg zur Arbeit und nicht Marinas Laughing Das war übrigens ein Freud'scher Versprecher. Die Geschichte heißt eigentlich "Der alte Mann auf ihrem Weg zur Arbeit", aber ich habe es in den Betreff falsch getippt. Und das führt natürlich dazu, dass mir das alles total klar und logisch vorkommt und "normal", aber die Realität ist manchmal eben weniger glaubwürdig als eine Fiktion.

In euren Erklärungen ist total nachvollziehbar, was unglaubwürdig wirkt: Also erstens ist der Weg "übern Berg" tatsächlich kürzer als "außenrum" über Autobahn und Bundesstraße. Als ich es bei schreibmalwieder gelesen habe, dachte ich auch: Ja, irgendwie ist die Info total irrelevant, warum habe ich die überhaupt mit aufgenommen, dann wurde mir aber klar, es geht mir um Marinas Eile und verbunden mit dem Alltag ihre eingeschränkte Wahrnehmung. Ich werde das trotzdem auf jeden Fall überarbeiten und irgendwie entweder ausführlicher erklären oder mir einfach was anderes ausdenken und die umständliche Erklärung weglassen.

Dann, schreibmalwieder, das schnelle Fahren bei Kurven und Nebel. Ja. Dazu sage ich jetzt lieber nichts. Verstecken

Aber am krassesten ist natürlich die Situation, dass Marina (bzw. ich) 4 Jahre an diesem Kreuz vorbeifährt und es nicht wahrnimmt... Es war so. Unfassbar aber Realität.

Auch sehr nachvollziehbar, dass sich Hektik und gleichzeitig Langatmigkeit schwer vereinbaren lassen. Ist aber auch ein Detail der Fahrt über diesen Berg, die 40 Minute dauert, da schweifen die Gedanken dann doch irgendwann ab. Die Strecke über die Autobahn würde 50 Minuten dauern. Es ist auch keine Rennstrecke in die Stadt, sondern sehr abgelegen. Eher so Kategorie Schleichweg. Also diese Bushaltestelle ist wirklich komplett in der Pampa, allerdings ist mir deutlich geworden, warum das in der Geschichte schwer nachzuvollziehen ist.

Constantine:
Zitat:
Was ich insgesamt etwas schwierig finde, ist diese Autofahrerin, die trotz des Autofahrens in dieser kurzen Zeitspanne Gelegenheit hat(te), so viele Details aufzunehmen, anstelle sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Ich scheine mich in all der Hektik selbst im Kreis zu drehen. Es tut mir leid.
Glaub mir, das macht mich an mir selbst auch oft genug irre Laughing Nein ernsthaft, ich muss auf jeden Fall darstellen, dass es eben zwar eine Abkürzung, aber keine wirklich kurze Strecke ist. Vielleicht sollte ich auch ein bisschen stärker Charakterdetails einbauen. So nach dem Motto "Träumer unterwegs", irgendwie einen  Beinahunfall, weil Marina sich stärker auf die Umgebung als auf den Verkehr konzentriert.

Zitat:
Dies und diese ganze Zeitnot-Prämisse zu Beginn würde ich überdenken, denn es nimmt der ganzen anfänglichen Motivation mMn die Basis und wirkt aufgesetzt und unglaubwürdig.
Wo ich damit hin will, ist eine Gegenüberstellung des Alltags von Marina und des Alltags dieses alten Mannes. Mal sehen ob mir das noch besser gelingt.

Vielen Dank für deine ehrlichen Worte! Und du hast es so schön beschrieben!

51Moster2:
Zitat:
Im Kern hast du meiner Meinung nach eine schöne Geschichte über den Zauber des Alltags und die Geschichten, die sich überall verbergen, verfasst.
Dankeschön!  Ich denke, dass es helfen wird, nicht mehr so sehr die Realität erklären zu wollen, sondern stärker auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Es freut mich, dass man dieses im Kern erkennen konnte.

Dabei würde die Anmerkung von RAc helfen, den Wildwechsel einzubauen. Ist einfacher als diese Beschreibung mit dem Lieferwagen. Vielleicht sollte ich sowieso noch stärker irgendwelches Wild einbauen, dann hat man wie RAc richtig sagt, etwas Wiederkehrendes.

Also, ich werde die Hauptpunkte herausnehmen und noch mal überarbeiten.

1. Erklärung zur "Bergstrecke" vs Autobahn, bzw. ganz streichen. Macht es einfach zu kompliziert.
2. Gebrüder Grimm (@schreibmalwieder: die Bezeichnung Märchen sammeln ist so ein landläufiger Begriff, da wir Nordhessen mit den Grimms aufwachsen, war mir bis heute gar nicht bewusst, dass der wahrscheinlich eher regional geprägt ist)
3.  Zeitnot/ Hektik vs. Langatmige Gedanken
4. Die Steigung beträgt 13 %, vielleicht schreibe ich es einfach so und lasse das mit dem Fitnessstudio.
5. Verben
6. Lieferwagenszene
7. Schluss

Ihr seid klasse!!! Ich bin voll motiviert

PS: Wisst ihr übrigens was dem Ganzen noch einen draufsetzt, ich bin nachdem ich die Geschichte aufgeschrieben habe, einen Tag später losgefahren und wieder war dieser alte Mann auf der Straße, nur diesmal war er schon am Kreuz vorbei. Vielleicht geht er doch einfach im Wald spazieren Laughing  Irgendwann muss ich ihn echt mal ansprechen. Rolling Eyes

EDIT: Entschuldigt die Doppelung, ich wollte den Beitrag editieren und habe irgendetwas falsch gemacht, bekomme ihn jetzt auch nicht mehr gelöscht.
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Jirka
Wortedrechsler


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Beitrag15.05.2020 23:19

von Jirka
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der alte Mann auf ihrem Weg zur Arbeit (zweiter Versuch)

Das Grün der Bäume flog nur so an Marina vorbei. Ihre Uhr im Auto zeigte halb Sieben. Marina nahm eine Kurve nach der anderen. In einer halben Stunde begann ihre Arbeit und wieder war sie in der Früh nicht aus dem Bett gekommen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit trotz des nebligen Wetters die Abkürzung über die hügelige Mittelgebirgslandschaft zu nehmen. An guten Tagen liebte sie diesen Weg. Der Ausblick bescherte ihr manchen atemberaubenden Sonnenaufgang und selbst dem Grau der Nebellandschaft gewann sie viel ab.

Einige Jahre vor ihr zogen die Gebrüder Grimm durch diese Wälder, um sich Geschichten erzählen zu lassen und diese aufzuschreiben. Geschichten von Wölfen, Rehen, Zauberwesen und… Fröschen. Sie trat auf die Bremse. Das Schild „Krötenwanderung“ ignorierte sie normalerweise geflissentlich. Eigentlich hatte sie immer gedacht, dass Kröten sich flink hüpfend vorwärtsbewegten, aber diese Tiere, welche vor ihrer Nase die Straße überquerten, schienen wesentlich mehr Zeit zu haben als sie selbst an diesem Morgen. Im Schneckentempo bewegte sie ihren Kombi vorwärts und versuchte Bögen um die Tiere zu fahren. Entnervt blickte sie auf die Uhr. Es könnte schlimmer kommen. Vor ein paar Wochen hätte sie an dieser Stelle fast einen Wildunfall verursacht, eine Hirschkuh hatte viele Meter vor ihr die Straße überquert. Marina verlangsamte glücklicherweise das Tempo, denn kurze Zeit später folgte das Kalb. Die Bäume standen an dieser Strecke eng beieinander. Laub- und Nadelbäume wechselten sich ab und es war kein besonders tiefer Blick in den Wald hinein möglich. Wer weiß, was sich dort heute verbarg? Marina wäre am liebsten ausgestiegen und hätte den Duft des Waldbodens eingeatmet, die verschlungenen Waldwege erkundend immer tiefer in das Grün eingetaucht.

Aber mit Druck im Nacken und den immer überpünktlichen Kollegen vor Augen, verlor sich der Spaß an der Idylle. Gerade ging es bergab in eine kleine Ortschaft. Am Kirchturm rechts, dann wieder links und bergauf. Gleich würde sich ein Feld vor ihr öffnen, rechts auf der Weide würden Pferde stehen. Jahr um Jahr fuhr sie diese Straße.

Wieder verlangsamte  sie ihr Tempo. Da war er. Der alte Mann, der leicht gebückt mit dem immer gleichen grünen Mantel, einem Hut und einer dicken Brille den Anstieg nahm. Er stütze sich auf einen braunen Spazierstock, der aus der Zeit gefallen zu sein schien. Genau wie er. Marina schmunzelte. Heute würde sie ihren Kollegen wieder vom „Bergopa“ erzählen können. Dieser Mann funktionierte wie ein Uhrwerk. Sie bewunderte seine Disziplin - jeden Morgen zur gleichen Zeit lief er die Straße hinauf. Manchmal sorgte sie sich auch um ihn. Vor allem, wenn es regnete. Aber es schien ihn gesund zu halten. Die Straßenschilder verrieten 13% Steigung, Marina ging schon beim Gedanken daran die Puste aus. Auch der Bergopa ging nicht leichtfüßig, aber er setzte einen Schritt vor den anderen und hatte ein gleichmäßiges Tempo. Nie ruhte er sich aus. Oft nahm sie sich schon vor, anzuhalten und zu fragen, ob sie ihn ein Stück mitnehmen konnte. Nicht um ihm zu helfen. Er schien den Weg zu wollen, warum sollte er schließlich sonst jeden Morgen die Besteigung des Hügels auf sich nehmen? Aber es interessierte sie brennend, wo er hinwollte.

Plötzlich blieb der Alte stehen. Marina wunderte sich noch darüber, dass dies sonst nie geschah, da trat sie selbst reflexartig in die Bremsen. Ein Reh sprang ihr vors Auto, zwei weitere folgten. Der Anstieg bremste ihre Geschwindigkeit zusätzlich. Dennoch konnte sie nicht mehr ausweichen. Sie traf eines der Tiere hart in die Seite. Der Aufprall dröhnte in ihren Ohren, sie wurde nach vorne in ihren Anschnallgurt gedrückt, der Airbag öffnete sich. Ihr Herz schlug schnell. Im ersten Moment sortierte sie ihre Gliedmaßen. Sie war unverletzt. Dann legte sie den Gang ein, schaltete den Motor ab, zog die Handbremse und verließ ihren Wagen. Wie in Trance wählte sie den Notruf, stellte das Warndreieck auf. Das Adrenalin in ihrem Körper sorgte dafür, dass sie nicht zusammenklappte, aber ein Zittern war nicht zu unterdrücken. Das Tier lief langsam weiter. Marina hoffte, dass sie es nicht schlimm verletzt hatte, auch wenn ihre Motorhaube etwas anderes vermuten ließ.

„Geht es Ihnen gut?“ Neben ihr stand der alte Mann

Sie nickte.

„Das Gleiche ist meinem Markus passiert.“

Er deutete mit dem Kopf zur Seite. Ein wenig versteckt vom hohen Gras neben einem Baum, sah Marina ein Kreuz. Die Art von Kreuzen, die als Erinnerung an die Verkehrstoten, aber auch Mahnung an den Wegesrändern stehen.

„Nur kam Markus von oben und ist beim Ausweichen vor den Baum gefahren.“

Marina sah den Alten schweigend an.

Er lächelte. „Gut, dass Ihnen nichts passiert ist.“
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schreibmalwieder
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S
Beitrag17.05.2020 14:16

von schreibmalwieder
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Hi Jirka,

von mir gibt es auch nochmal ein detailliertes Feedback (wenn Du nicht bis dahin widersprochen hast), bin jetzt nur kurz am Rechner - ich finde Deine neue Fassung viel, viel spannender und auch die Atmosphäre hast Du für mich jetzt besser eingefangen.

Ich würde immer noch an einigen Sätzen feilen, weil die Übergänge vielleicht noch etwas glatter (oder schärfer abgebrochen ... Cool ) sein könnten.

Im übrigen habe ich mir schon gedacht, dass ein echtes Erlebnis hinter Deiner steckt. Das Problem ist, dass das Leben oft so bescheuert abläuft, dass es keine brauchbare Geschichte ergibt. Von wegen "im Film würde jetzt ..." Aber das schriebst Du ja auch selbst schon.

LG schreibmalwieder
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Jirka
Wortedrechsler


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Beitrag17.05.2020 14:44

von Jirka
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schreibmalwieder hat Folgendes geschrieben:


von mir gibt es auch nochmal ein detailliertes Feedback (wenn Du nicht bis dahin widersprochen hast), bin jetzt nur kurz am Rechner - ich finde Deine neue Fassung viel, viel spannender und auch die Atmosphäre hast Du für mich jetzt besser eingefangen.

Das freut mich. Ich fände super, wenn wir an den Sätzen noch wenig feilen könnten. Mir macht es richtig Spaß endlich mal wieder "Ansprechpartner" zu Texten zu haben. Ich liebe Textarbeit, egal ob an meinen eigenen oder fremden Texten. Dabei taucht man wirklich in das Denken/Fühlen der anderen Person ein, finde ich. Entdeckt seine Grenzen oder die des anderen.


Zitat:
Im übrigen habe ich mir schon gedacht, dass ein echtes Erlebnis hinter Deiner steckt. Das Problem ist, dass das Leben oft so bescheuert abläuft, dass es keine brauchbare Geschichte ergibt. Von wegen "im Film würde jetzt ..." Aber das schriebst Du ja auch selbst schon.
Zumindest, dass dann mit genau der "Handlung" der Realität in der Geschichte nicht die Gefühle oder Gedanken sinnvoll transportiert werden können, die man in dem Moment empfunden hat.

Würde mich sehr freuen von dir zu lesen Very Happy
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schreibmalwieder
Wortedrechsler
S


Beiträge: 60



S
Beitrag18.05.2020 19:19

von schreibmalwieder
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Hi Jirka,

so, ich habe noch ein paar Minuten gefunden und wollte mich ja nochmal genauer durch Deine Geschichte wühlen.

Zitat:
Das Grün der Bäume flog nur so an Marina vorbei. Ihre Uhr im Auto zeigte halb Sieben. Marina nahm eine Kurve nach der anderen. In einer halben Stunde begann ihre Arbeit und wieder war sie in der Früh nicht aus dem Bett gekommen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit(Das ist ziemliches Juristendeutsch) trotz des nebligen Wetters die Abkürzung über die hügelige Mittelgebirgslandschaft zu nehmen. An guten Tagen liebte sie diesen Weg. Der Ausblick (Da blieb ich auch hängen, weil ja iegrndwie hinter jeder Hügelkuppe ein neuer Ausblick wartet, Der Ausblick  klingt so einem Aussichtspunkt) bescherte ihr manchen atemberaubenden Sonnenaufgang und selbst dem Grau der Nebellandschaft gewann sie viel ab.


Einige Jahre (180 oder so? Ist eine gewisse Dehnung von "einige") vor ihr zogen die Gebrüder Grimm durch diese Wälder, um sich Geschichten erzählen zu lassen und diese aufzuschreiben.

Sie zieht also auch durch die Wälder? Auch diese Variante empfinde ich als unfreiwillig komisch. Die Gebrüder Grimm sind irgendwie schwierig einzubauen, aber ich glaube, es lohnt sich, denn:

Zitat:
Geschichten von Wölfen, Rehen, Zauberwesen und… Fröschen. Sie trat auf die Bremse. Das Schild „Krötenwanderung“ (Finde ich richtig gut, das ist super-kurz und überraschend verbunden) ignorierte sie normalerweise geflissentlich.


Ich will Dir nicht meine Wort in die Feder legen - aber vielleicht ist es sowas wie "Dieser Landstrich verzauberte Durchreisende schon seit Jahrhunderten. Auch die Gebrüder Grimm lauschten hier einst den Geschichten seiner Einwohner und schrieben sie auf."

Zitat:
Marina wäre am liebsten ausgestiegen und hätte den Duft des Waldbodens eingeatmet,(Bezug?) die verschlungenen Waldwege erkundend immer tiefer in das Grün eingetaucht.


Das ist ein zu komplizierter Satz und ich glaube, es gibt einen Bezugsfehler, spätestens bei eingetaucht, was bei Bezug auf den Hauptsatz "eintauchend" heißen müsste. Wahrscheinlich weißt Du die Regel dafür besser als ich... Vielleicht einfach trennen in zweimal HS+NebenS?

Marina wäre am liebsten ausgestiegen und hätte den Duft des Waldbodens eingeatmet. Die verschlungenen Waldwege erkundend, wäre sie immer tiefer in das Grün eingetaucht.

Zitat:
Aber mit Druck im Nacken und den immer überpünktlichen Kollegen vor Augen, verlor sich der Spaß an der Idylle.
Ich glaube, das ginge noch stärker. verlor sich klingt so zufällig. Sie ist ja entnervt von der Situation (zu spät, langsame Kröten, angedeutete Spannungen auf der Arbeit), vielleicht verderben sie Marina die positiven Emotionen sogar "aktiv" im Satzsinne?

Oft nahm sie sich schon vor, anzuhalten und zu fragen, ob sie ihn ein Stück mitnehmen konnte. Nicht um ihm zu helfen. Er schien den Weg zu wollen. (Diese Sequenz/den Absatz würde ich da mit einem Punkt beenden. Ich finde die Kombination und vor allem den letzten Satz stark. Er ist interessant, irgendwie sperrig mit ganz einfachen Worten.)

Zitat:
Das Tier lief langsam weiter.
Bei sowas auf jeden Fall vorsicht, aber vielleicht weißt Du es auch einfach - Airbag ausgelöst und Tier läuft langsam weiter könnte von den beteiligten Energien unter Umständen schwierig werden.

Der Rest gefällt mir gut und auch die Geschichte gewinnt für mich durch die Action. Außerdem finde ich es auch spannend, dass die beiden noch reden. Das lockert die Geschichte für mich auf, macht das Ende aber nicht weniger eindrücklich.

Bin sehr gespannt, wie es nach Deinem Einstand weitergeht smile
LG schreibmalwieder
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Jirka
Wortedrechsler


Beiträge: 53



Beitrag18.05.2020 21:37

von Jirka
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Hallo schreibmalwieder,

noch mal herzlichen Dank.

Zitat:
Der Ausblick[/color] (Da blieb ich auch hängen, weil ja iegrndwie hinter jeder Hügelkuppe ein neuer Ausblick wartet, Der Ausblick  klingt so einem Aussichtspunkt) bescherte ihr manchen atemberaubenden Sonnenaufgang und selbst dem Grau der Nebellandschaft gewann sie viel ab.
Wieder erwischt, es gibt auf der gesamten Strecke EINEN wirklichen "Aussichtspunkt", von dem aus man echt einen gigantischen Blick auf die aufgehende Sonne hat. Muss ich genauer formulieren.

Zitat:
Einige Jahre (180 oder so? Ist eine gewisse Dehnung von "einige") vor ihr zogen die Gebrüder Grimm durch diese Wälder, um sich Geschichten erzählen zu lassen und diese aufzuschreiben.
Hmm, ich denke, ich kann so grob 200 Jahre ansetzen.



Zitat:
Ich will Dir nicht meine Wort in die Feder legen - aber vielleicht ist es sowas wie "Dieser Landstrich verzauberte Durchreisende schon seit Jahrhunderten. Auch die Gebrüder Grimm lauschten hier einst den Geschichten seiner Einwohner und schrieben sie auf."
Ich werde es mal einsetzen. Klingt gut. Daumen hoch

Zitat:
Marina wäre am liebsten ausgestiegen und hätte den Duft des Waldbodens eingeatmet,(Bezug?) die verschlungenen Waldwege erkundend immer tiefer in das Grün eingetaucht.


Oh Mann, den Satz habe ich echt dreimal hin- und herkorrigiert und dabei anscheinend komplett vermurkst.


Zitat:
Zitat:
Aber mit Druck im Nacken und den immer überpünktlichen Kollegen vor Augen, verlor sich der Spaß an der Idylle.
Ich glaube, das ginge noch stärker. verlor sich klingt so zufällig. Sie ist ja entnervt von der Situation (zu spät, langsame Kröten, angedeutete Spannungen auf der Arbeit), vielleicht verderben sie Marina die positiven Emotionen sogar "aktiv" im Satzsinne?
Der Druck im Nacken und der Gedanke an den überpünktlichen Kollegen verdarben Marina den Spaß an der Idylle.  Laughing Japp, ich sollte einfach früher aufstehen Rolling Eyes
 

Zitat:
Zitat:
Das Tier lief langsam weiter.
Bei sowas auf jeden Fall vorsicht, aber vielleicht weißt Du es auch einfach - Airbag ausgelöst und Tier läuft langsam weiter könnte von den beteiligten Energien unter Umständen schwierig werden.
Muss ich meinen Vater mal fragen, der hatte einen Wildunfall allerdings mit einem Wildschwein. Seine Bemerkung war: Das Tier wäre weitergefahren, aber sein Auto sei Schrott. Ist bis heute eine beliebte Geschichte bei uns in der Familie. Wenn Wildschweine bei den Grimms auftauchen würden, hätte ich ja auch die genommen, die sind, glaube ich, etwas stabiler als  Rehe. Ich will das arme Vieh da nicht verenden lassen. Embarassed


Zitat:
Bin sehr gespannt, wie es nach Deinem Einstand weitergeht smile
Ist schon im Werden. Aber schon wieder so 'ne Anekdote aus dem Leben. Ich kann es nicht lassen. hmm
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51MONSTER2
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Beitrag19.05.2020 12:01

von 51MONSTER2
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Hallo Jirka,

gleich vorab: mir gefällt diese Fassung auch sehr viel besser! Das Ende ist schön entwirrt und du hast den Schockmoment so vorverlegt, dass man nachvollziehen kann, was Markus passiert ist - noch bevor man weiß, dass es ihn gibt. Die ruhige Aufklärung durch den Alten profitiert meiner Meinung nach sehr von ihrer Kürze.
Außerdem wollte ich dich noch drauf hinweisen, dass man als Themenersteller so ein Häkchen setzen kann, dass ein Beitrag die neue Version ist - dann werden Leser, die deinen Text erst jetzt entdecken, sofort zur neuesten Fassung geleitet.

Ansonsten habe ich ein paar Detailanmerkungen im Text hinterlassen (blau sind Vorschläge, Empfehlungen, Grammatik-, Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, rot sind Verständnisprobleme).

Jirka hat Folgendes geschrieben:
Der alte Mann auf ihrem Weg zur Arbeit (zweiter Versuch)

Das Grün der Bäume flog nur so an Marina vorbei. Ihre Uhr im Auto zeigte halb Sieben. Marina nahm eine Kurve nach der anderen. In einer halben Stunde begann ihre Arbeit und wieder war sie in der Früh nicht aus dem Bett gekommen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, (oder auch einfach: Deshalb musste sie) trotz des nebligen Wetters die Abkürzung über die hügelige Mittelgebirgslandschaft zu nehmen. An guten Tagen liebte sie diesen Weg. Der Ausblick bescherte ihr manchen atemberaubenden Sonnenaufgang (hier fänd ich "hatte ihr [...] beschert" schöner) und selbst dem Grau der Nebellandschaft gewann sie viel ab (kenn ich in der Form nicht. Ich kenn nur, dass man einer Sache etwas substantiviertes Adjektiv abgewinnen kann).

Einige Jahre vor ihr zogen (waren [...] gezogen) die Gebrüder Grimm durch diese Wälder, um sich Geschichten erzählen zu lassen und diese aufzuschreiben. Geschichten von Wölfen, Rehen, Zauberwesen und… Fröschen. wie wär's hier mit Ausrufezeichen und einem Absatz? Um den Schreckmoment zu verdeutlichen?)Sie trat auf die Bremse. Das Schild „Krötenwanderung“ ignorierte sie normalerweise geflissentlich. Eigentlich hatte sie immer gedacht, dass Kröten sich flink hüpfend vorwärts_bewegten, aber diese Tiere, welche (prägnanter: die Tiere, die) vor ihrer Nase die Straße überquerten, schienen wesentlich mehr Zeit zu haben als sie selbst an diesem Morgen. Im Schneckentempo bewegte sie ihren Kombi vorwärts und versuchte, Bögen um die Tiere zu fahren. Entnervt blickte sie auf die Uhr. Es könnte schlimmer kommen (wie wär's mit: hätte auch schlimmer kommen können ?). Vor ein paar Wochen hätte sie an dieser Stelle fast einen Wildunfall verursacht, eine Hirschkuh hatte viele Meter vor ihr die Straße überquert. Marina verlangsamte (hatte [...] verlangsamt) glücklicherweise das Tempo, denn kurze Zeit später folgte (war das Kalb gefolgt)das Kalb. Die Bäume standen an dieser Strecke eng beieinander. Laub- und Nadelbäume wechselten sich ab und es war (stattdessen: , sodass) kein besonders tiefer Blick in den Wald hinein möglich. Wer weiß, was sich dort heute (heute dort) verbarg? Marina wäre am liebsten ausgestiegen und hätte den Duft des Waldbodens eingeatmet, die verschlungenen Waldwege erkundend immer tiefer in das Grün eingetaucht (auf den Satz wurdest du ja bereits hingewiesen Wink) .

Aber mit Druck im Nacken und den immer überpünktlichen Kollegen vor Augen (den Druck im Nacken finde ich auch nicht so schön. Wie wär's mit Zeitdruck, den ihre unterschwellig vorwurfsvollen Kollegen ihr machen mit ihrer Überpünktlichkeit? Also inhaltlich, als übernommener Satzteil wäre das wohl ein zu ungelenkes Monstrum Wink ) , verlor sich der (sie den) Spaß an der Idylle. Gerade ging es bergab in eine kleine Ortschaft. Am Kirchturm rechts, dann wieder links und bergauf. Gleich würde sich ein Feld vor ihr öffnen (erstrecken), rechts auf der Weide würden Pferde stehen. Jahr um Jahr fuhr sie diese Straße entlang.

Wieder verlangsamte  sie ihr (das) Tempo. Da war er. Der alte Mann, der leicht gebückt mit dem immer gleichen grünen Mantel, einem Hut und einer dicken Brille den Anstieg nahm. Er stütze sich auf einen braunen Spazierstock, der aus der Zeit gefallen zu sein schien. Genau wie er. Marina schmunzelte. Heute würde sie ihren Kollegen wieder vom „Bergopa“ erzählen können. Dieser Mann funktionierte wie ein Uhrwerk. Sie bewunderte seine Disziplin - jeden Morgen zur gleichen Zeit lief er (lief er zur gleichen Zeit) die Straße hinauf. Manchmal sorgte sie sich auch um ihn. Vor allem, wenn es regnete. Aber es schien ihn gesund zu halten. Die Straßenschilder verrieten 13% Steigung, Marina ging schon beim Gedanken daran die Puste aus. Auch der Bergopa ging nicht leichtfüßig, aber er setzte einen Schritt vor den anderen und hatte ein gleichmäßiges Tempo. Nie ruhte er sich aus. Oft nahm sie sich schon vor (Schon oft hatte sie sich vorgenommen), anzuhalten und zu fragen, ob sie ihn ein Stück mitnehmen konnte. Nicht um ihm zu helfen. (Gedankenstrich, ", da" oder sonst wie Kausalität herstellen)Er schien den Weg zu wollen, w (. W)arum sollte er schließlich sonst jeden Morgen die Besteigung des Hügels auf sich nehmen? Aber es interessierte sie brennend, wo er hinwollte.

Plötzlich blieb der Alte stehen. Marina wunderte sich noch darüber, dass dies  (Noch während Marina sich darüber wunderte, da dassonst nie geschah, da trat sie selbst reflexartig in die Bremsen. Ein Reh sprang ihr vors Auto, zwei weitere folgten. Der Anstieg bremste ihre Geschwindigkeit zusätzlich. Dennoch (Obwohl der Anstieg ihre Geschwindigkeit zusätzlich bremste, konnte sie nicht mehr ausweichen. Sie traf eines der Tiere hart in die Seite. Der Aufprall dröhnte in ihren Ohren, sie wurde nach vorne in ihren Anschnallgurt gedrückt, der Airbag öffnete sich. Ihr Herz schlug schneller. Im ersten Moment sortierte sie ihre Gliedmaßen (sich). Sie war unverletzt. Dann legte sie den (einen oder den x-ten)Gang ein, schaltete den Motor ab, zog die Handbremse und verließ ihren (den)Wagen. Wie in Trance wählte sie den Notruf, stellte das Warndreieck auf. Das Adrenalin in ihrem Körper sorgte dafür, dass sie nicht zusammenklappte, aber ein Zittern war nicht zu unterdrücken. Das Tier lief langsam weiter. Marina hoffte, dass sie es nicht schlimm verletzt hatte, auch wenn ihre Motorhaube etwas anderes vermuten ließ.

„Geht es Ihnen gut?“ Neben ihr stand der alte Mann

Sie nickte.

„Das Gleiche ist meinem Markus passiert.“

Er deutete mit dem Kopf zur Seite. Ein wenig versteckt vom hohen Gras neben einem Baum, sah Marina ein Kreuz. Die Art von Kreuzen, die als Erinnerung an die Verkehrstoten, aber auch als Mahnung an den Wegesrändern stehen.

Nur kam Markus von oben (hier habe ich irgendwie an einen Fallschirmspringer denken müssen und habe einige Sekunden gebraucht, um mir das anhand der beschriebenen Steigungsverhältnisse in Erinnerung zu rufen. Vielleicht probierst du es mal mit bergab?) und ist beim Ausweichen vor den Baum gefahren.“

Marina sah den Alten schweigend an.

Er lächelte. „Gut, dass Ihnen nichts passiert ist.“


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DerKapitän
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Beitrag22.05.2020 23:46

von DerKapitän
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Hallo Jirka, diese Fassung gefällt mir besser wie die erste. Habe meinen Vorrednern aber nichts mehr hinzuzufügen. Weiter so Very Happy
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Jirka
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Beiträge: 53



Beitrag24.05.2020 09:37

von Jirka
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Hallo ihr Lieben!

Habe eine rasante Woche + Wochenende hinter mir, war deswegen nur sporadisch im Forum. Ich freue mich aber sehr über eure Rückmeldungen und werde die letzte Version auch noch überarbeiten (diesmal mit Häkchen Wink )

Danke euch!

PS: Zunächst einmal noch eine Anmerkung wegen des Wildunfall. Also bei meinem Vater hatte sich der Airbag nicht geöffnet und er meinte, wie richtig von schreibmalwieder angemerkt, dass dann das Reh wahrscheinlich nicht mehr weiterlaufen würde - also Airbag raus Laughing
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