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zur Sache


 
 
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 904
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag02.05.2020 01:55
zur Sache
von Tula
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zur Sache
(oder: Verbewältigung von Vergangenheit und Gegenwart)


Du weißt, wie es um unsre Sache steht.
Im Kampf braucht selbst das Gute manchmal Zähne,
um sich zu wehren. Wenn‘s daneben geht,
sieht jeder ein: beim Hobeln fallen Späne.

Schon die Vergangenheit hat offenbart:
Geschwätz allein und freche Lieder singen
verändern keine Welt. Scheint‘s manchmal hart,
man muss auf diesem Weg auch Opfer bringen.

Die eine oder andre Dummheit war
gewiss nicht Absicht. Uns DIE nachzutragen
zerstört das WAHRE Bild, wird zur Gefahr!
Drum halt den Rand: man darf nicht alles sagen.

Und doch hast du uns offen kritisiert!
Was könnte jetzt ein andrer daraus schließen,
weil er die Gute Sache nicht kapiert?
Es tut uns leid: wir müssen dich erschießen.



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MarieLuise2701
Wortedrechsler
M


Beiträge: 66



M
Beitrag02.05.2020 17:31

von MarieLuise2701
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Ich habe das eben durch Zufall gelesen und wäre jetzt gespannt zu wissen, wie es zu diesem Text kam und was er aussagen soll.
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 904
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag02.05.2020 17:39

von Tula
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Marie Luise

Ich würde gern zurückfragen: was liest du hier heraus?

Es geht vielleicht um eine vermeintlich 'Gute Sache', oder auch weniger um diese selbst als vielmehr den Menschen, der sich hinter eine solche stellt. Mehr will ich nicht verraten.

LG
Tula


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MarieLuise2701
Wortedrechsler
M


Beiträge: 66



M
Beitrag02.05.2020 17:44

von MarieLuise2701
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In dem Text ist es für mich schwierig "Ironie" oder "nicht Ironie" herauszulesen. Was ist so gemeint, wie es da steht? Was ist eher eine überspitzte Andeutung? Z.B. am Ende wird angedeutet, dass jemand erschossen werden könnte. Das finde ich natürlich sehr krass. Wenn ich alles als Ironie lese, verstehe ich den Text nicht ganz. Wenn ich alles als "nicht Ironie" lese, dann verstehe ich es auch nicht ganz. Dann finde ich die Formulierungen einfach zu plakativ. smile Etwas gefällt mir am Text und zugleich verwirrt er mich. Man könnte ihn auf zwei Ebenen lesen. Und wenn ich ihn so lese, dass man keine Meinung mehr äußern darf, dann finde ich das krass. Und dann frage ich mich: ist das deine Meinung oder was willst du damit sagen? Dann fände ich den Text nämlich SEHR fragwürdig... Ich muss deinen Text vielleicht noch einmal in Ruhe lesen und kann dann mehr sagen.
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Fred K. Linden
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 57
Wohnort: Stuttgart


Beitrag03.05.2020 21:09

von Fred K. Linden
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WOW! Das haut rein.

Das sind die gnadenlos Guten, die unbelehrbar Überzeugten, die militanten Verbesserer. Wobei "die Sache" möglicherweise tatsächlich gut sein mag. Nur: Wem der Zweck die Mittel heiligt, der korrumpiert auch die beste Sache. Soweit dies.

Zum Text fällt mir folgendes ein:
1. Den Untertitel braucht es nicht - das Gedicht erklärt sich selbst. Die Pointe (die kommt ja schon vor der letzten Zeile!) muss nicht erläutert werden. Lass weg.
2. "halt den Rand" - da gefällt mir die Stilebene nicht. "Mund" wäre allerdings zu schwach - wie wär's mit "Maul"? Wäre mehr Basta!  
3. "Gute Sache" - Du schreibst hier das G groß. Damit wird die gute Sache zu einem feststehenden Begriff "der Lange Pfad", "die Große Revolution". Ich glaube nicht, dass die hier sprechenden Subjekte ihre "Sache" so hochstilisieren wollen - für sie ist ihre Sache einfach "gut".
4. Großschreibung zum Verdeutlichen der Betonung - halte ich für nicht so schön (es schreit). "WAHRE" müsste gar nicht hervorgehoben werden, weil die Betonung sowieso auf dem Wort liegt. Und "DIE" (uns DIE nachzutragen" - Durch Umstellung wäre das Problem (wenn es denn eins ist) zu beseitigen: "Die uns nachzutragen..."

Dein Gedicht hat mich sehr beeindruckt. Und hat mich an einen gängigen Satz erinnert, den ich 1968 (Ha!) öfter in Diskussionen hörte: "Du siehst das falsch!". Zum Glück haben sie mich damals nicht erschossen.


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Das verstehst du noch nicht, sagten sie. Ich verstand.
- Fred K. Linden -
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MarieLuise2701
Wortedrechsler
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Beiträge: 66



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Beitrag03.05.2020 21:13

von MarieLuise2701
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Ehrlich? "Du siehst das falsch" war ein gängiger Satz? :O Hast du sofort einen Bezug zu dem Text gehabt und also direkt verstanden, worauf er abzielt?
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Fred K. Linden
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 57
Wohnort: Stuttgart


Beitrag03.05.2020 23:57

von Fred K. Linden
Antworten mit Zitat

Liebe Marie-Luise,

na ja, vielleicht war es nicht ein gängiger Satz, aber ich habe ihn mehrfach erfahren und er hat sich mir eingeprägt, weil er von vorneherein signalisierte: Ich/wir sind im Besitz der Wahrheit, also musst du notwendigerweise, wenn du es anders siehst, falsch liegen. Es waren damals linke Gruppen, die radikal argumentierten. Ich war damals relativ unpolitisch, sagen wir mal linksliberal, und eher an der sexuellen Revolution interessiert Very Happy ,dieses Wahrheitspharisäertum stieß mich ab.

Als ich Tulas Gedicht las -schon in den ersten Zeilen, war die Assoziation: RAF. Die hatten ja anfangs durchaus idealistische (rebellische) Wurzeln in der APO ("freche Lieder" und "Geschwätz" = endlose politische Diskussionen) und radikalisierten sich dann.

Letztlich verstehe ich das Gedicht so: Engagement führt, wo es zum Fanatismus wird, zum Terror.

Mir gefällt es, wie Tula zynisch und erschreckend darstellt, wie "sie" dem Opfer liebevoll alles erklären.


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- Fred K. Linden -
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Tula
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 904
Wohnort: die alte Stadt


Beitrag04.05.2020 00:23
Engagement führt, wo es zum Fanatismus wird, zum Terror
von Tula
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Hallo Fred

ich habe mich sehr über deine Antwort gefreut, denn du hast es insgesamt so erfasst, wie es gemeint war. Ich wollte dabei nicht in irgendeine bestimmte Richtung schießen, es geht um den Menschen, der sich über Überzeugung und Engagement zum sogenannten 'hardliner' entwickelt. Irgendwann nimmt er Unrecht und anderweitige kollaterale Schäden an Unschuldigen in Kauf, leugnet begangenes Unrecht, spielt herunter (Vokabular: "Dummheiten") usw. ... schon im nächsten Schritt will er anderen das Maul bzw. eine eigene Meinung verbieten und ist bereit selbst Unrecht, auch im Kleinen, zu begehen. Da steht die letzte Zeile als satirische Überspitzung.

Die '68 habe ich nicht mitgemacht, da war ich zu klein, aber der belehrende Ton einiger Lehrer in der Schule kommt diesem sehr nahe: "so hast du zu denken", denkst du anders, liegst du eben falsch. Und natürlich weiß ich noch gut was ein Agitprop ist smile

Zu deinen Vorschlägen:
Ich hatte erst "Maul". Das spreche ich als Rand-Berliner in der Tat wie eine Silbe aus. Irgendwann wies mich jemand darauf hin (Diskussion um Metrik), dass das so nicht 100-pro stimmt, da könnte man metrisch drüber stolpern. Ich suchte eine Alternative und fand den 'Rand'.
Zur Groß-Schreibung: du hast ja recht. Ich wollte die Stellen hervorheben, so wie ich das Gedicht rezitieren würde. In einem Buch sollte man darauf verzichten.
Ausgenommen die 'Gute Sache', die würde ich so lassen, weil die 'Gute' ja ganz bewusst die einseitige Überzeugung des anderen unterstreicht, weil es für diese Leute nie Alternativen gibt, nur die eine Sache und der Rest taugt nichts. Intoleranz pur.

Dankend lieben Gruß

Tula


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davidmuc
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 711
Wohnort: München


Beitrag05.05.2020 00:53

von davidmuc
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Das obige zeigt: Wer das LI nicht hinterfragt, kann mit Missvertständnis nicht unter 15 Zeilen bestraft werden Smile

Wer es nach der 16. nicht hinterfragt, ist selber schuld. Deshalb: drinnenlassen.

Ein wunderbarer Text, den man gerne auch mehrmals liest.
Und genau das werde ich jetzt tun.
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