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Blaues Blut


 
 
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Justadreamer
Geschlecht:männlichLeseratte
J

Alter: 26
Beiträge: 196
Wohnort: Bayern


J
Beitrag23.04.2020 16:53
Blaues Blut
von Justadreamer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nach langer Zeit habe ich eine meiner Kurzgeschichten  https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=64947&highlight= nun zu einer etwas längeren Kurzgeschichte - die euch hoffentlich nicht zu lang ist, erweitert. Laughing Bevor ich zu viel verrate: Kritik erwünscht, ich hoffe es gefällt dem ein oder anderen smile




Blaues Blut




„Neiiiiin!“, schrie Ylias, doch der Fehler war begangen. Der Pfeil war ihm aus den Fingern geglitten.
Einhundertundelf Tage zuvor konnte Ylias nicht schlafen. Er wälzte sich auf der warmen Erde hin und her, doch scheiterte bei dem Versuch, eine bequemere Position für seinen sorgenschweren Kopf zu finden. Er drehte eine Pfeilspitze in den Händen, tastete die hölzerne Oberfläche nach den bekannten Unebenheiten ab und prüfte die Spitze. Diese Prozedur wiederholte er alle fünf Sekunden. Er wusste nicht, wie lange er in der Grube in der Erde gelegen hatte, doch als die ersten Sonnenstrahlen durch die Holzplanken der kleinen Wohnstätte fielen, erhob er langsam, doch zum Zerreißen gespannt von seiner Schlafstatt. Er blinzelte. Das Öffnen der Bodenklappe machte den Blick auf die breiten Stämme der Makazée-Bäume frei, zwischen deren Wurzeln die Bewohner seines Dorfes lebten.


Noch war keiner der Dorfbewohner aufgestanden. Anstatt über die anderen Schlafnischen zu schleichen und womöglich das ganze Dorf aufzuwecken, zog Ylias es vor, ein Stück in den Wald zu gehen. Seine Schlafnische befand sich am südlichen Rand Timdurs, und so trennten ihn nur die zwischen den Baumriesen aufgestellten Pfähle von der Wildnis. Da die Pfähle nur größere Wesen davon abhalten sollten, über die Baue zu trampeln und womöglich durch eine der Decken zu brechen, konnte Ylias mit Leichtigkeit durch einen der Zwischenräume schlüpfen.

An diesem Morgen schwieg der Wind. Behutsam strich Ylias über Blätter und Farne, die die leise raschelnd die einzigen Stimmen des Waldes waren. Es war ungewohnt, durch einen so stillen Wald zu laufen, in dem sich in jedem Winkel neues Leben verbarg. Doch schon bald würde die Sonne die Tiere in den oberen Wipfeln der Bäume aus ihrer nächtlichen Starre gelöst haben. Ylias nackte Füße sanken im Moos ein, das tauglänzend das erste Licht aufsog. Wasserperlen benetzten die drahtigen Beine des Jugendlichen, während er durch das Dickicht streifte. Eine riesenhafte Schnecke, die von ihrer nächtlichen Wanderung am Waldboden in ihren Bau zurückkehrte, färbte sich in warnendes orange, doch musste sich vor Ylias nicht in Gefahr wähnen. Bewundernd blieb der Jüngling stehen, um die Kreatur nicht unnötig zu belästigen. Unerwartet zügig gelang es dieser, in ihre Behausung, einem Baumpilz von der Größe eines Waldnashorns, zurückzukehren und komplett darin zu verschwinden.
Nur glücklich für die Schnecke, am Boden des Waldes zu leben, dachte Ylias und ging weiter über den smaragdgrünen Teppich. Unweit des Dorfes hatte er einen alten Makazée gefunden, der vor vielen Monden bewohnt gewesen sein musste. Die bräunliche Außenschicht des Baumes stach aus dem Waldboden hervor und in den Himmel. Ylias benötigte noch über einhundert Schritte, um den gewaltigen Stamm zu umrunden und gelangte schließlich zu einer kleinen Öffnung im Baum, die sich auf Höhe des Waldbodens befand. Sie war durch eine hölzerne Falltür abgeschlossen, die leise ächzte, als Ylias sie in die Höhe schob. Er kam oft hier her. Längst verblasste Einkerbungen auf der Innenseite des Tunnels verrieten, dass er von Menschenhand geschaffen wurde. Ylias kletterte den Gang hinab und in das dunkle Innere des Makazées. Das weiche Außenholz, das jedoch griffig war, erleichterte den Abstieg ins Innere des Baumes. Nach einigen Abzweigungen, die Ylias passierte, wandelte sich die vorher zunehmende Dunkelheit in ein blaues Dämmerlicht. Der Tunnel weitete sich aus und gab den Blick auf eine kleine Grotte frei. Während die Wände des Gangs bis zu einem Teil der Grotte das Braun der Rinde trugen, schimmerte die hintere Wand im Blau eines sonnenbeschienen, aber unendlich tiefen Sees. Die Farbe changierte langsam und es war, als waberten formlose Gestalten unter der Oberfläche der inneren Baumschicht. Ylias setzte sich im Schneidersitz vor der gewölbten Wand nieder und schloss die Augen. Auch, weil diese blaue Innenschicht der Makazées eine so wohlige Wärme ausstrahlte, galten diese Stätten als heilige Orte.  
Und was, wenn Sie mich als unwürdig erachten, diese Prüfung überhaupt auf mich zu nehmen?


Dieser Gedanke war kaum zu ertragen. Heute sollte entschieden werden, ob er für die Isoi anám angenommen wurde. Die Ältesten Erran und Quicha, die anderen Jugendlichen, das ganze Dorf sollte zusehen. Natürlich auch sein Vater. Was er wohl denken würde? Heute sollte seine Künste mit dem Bogen beweisen. Das war kein Problem! Jedes Kraut und jede Paste, die sich aus verschiedenen Pilzen oder Kräutern herstellen ließ, würde er benennen müssen. Diese Aufgabe war für ihn eine Wohltat – nichts berührte Ylias mehr, als die Kraft der Natur zu bündeln, damit zu spielen und sie zu entfesseln. Der Geruch von frisch zerstampften Mondsteinpilzen oder das schmerzlindernde Gefühl der prickelnden Blumennessel auf der Haut ließen sich mit nichts vergleichen, das Ylias bereits erlebt hatte. Doch er machte sich Sorgen um die spirituellen Rituale, die er durchführen musste. Lange Traditionen banden die Bewohner Adamants an ihren Glauben. Die blaue Farbe ihres Blutes ließ an ihrer Verbundenheit mit den Leben und Wärme spendenden Makazées keinen Zweifel. Alles Leben, das diese Eigenschaft besaß, wurden ebenfalls geachtet und verehrt. Ylias besaß diese Verbundenheit mit der Natur ebenso sehr wie alle Anderen aus dem Dorf. Er konnte stundenlang in schweigsamer Einsamkeit in einem Makazée verbringen und bewies durch seine ruhige Art einen sanften Geist.


Doch zerriss eine Sache all diese Eigenschaften: Seit seiner Geburt war Ylias vollkommen blind für Farben. Er hatte nie verstanden, wieso in eine Opferschale der eine oder andere Stein, das eine oder andere Stück Fleisch oder die eine oder andere Pflanze gegeben wurde. Sollte er einmal einen Ritus durchführen, so musste er genau lernen, welche Gegenstände er zu nehmen hatte. Wie wurde er ausgelacht, als Mayan, einer der älteren Jugendlichen im Dorf, heimlich die blaue Moornessel gegen eine rote Warzennessel ausgetauscht hatte! Heute hätte er leicht den Unterschied erkannt, da die Moornessel ein leichter Erdgeruch umgab, während die Warzennessel völlig geruchlos war.


Verstört blinzelte Ylias – normalerweise spendete ihm das reglose Sitzen in dieser Grotte Mut und Kraft. Doch heute war die Unruhe in seinem Geist so groß, dass selbst die heilige Grotte nicht half.
Ob ich wohl jemals wieder hierher gelangen werde?
Es half nichts. Die Dorfbewohner mussten mittlerweile schon aufgestanden sein und sich um die Kochstelle in der Mitte des Lagers versammelt haben. Sicher spuckte Mayan schon große Töne, in welcher Baumhöhle sich Ylias wieder einmal verkrochen hatte, damit das Dorf nicht sah, wie er bei der Prüfung versagte. Ylias berührte mit der Handfläche die warme Oberfläche der Grottenwand; atmete. Er wusste nicht, dass er diese Wand erst als alter Mann wieder berühren würde.






„Du weißt, dass du beim wichtigsten Teil der Prüfung versagt hast, Ylias?“, fragte Erran schroff, doch es war mehr eine Feststellung als eine Frage gewesen. Ylias blickte zu Boden. Er hatte seit vierundachtzig Tagen auf diese Erniedrigung gewartet.  „Wie kann ein so gut erzogener Azurier eine so verdrehte Sicht auf die Welt haben?, fragte mich Quicha.“ Erran redete sich geradezu in Rage; seine Augen glühten. „Ich habe in diesem Dorf schon so viele Jugendliche auf die Prüfung des ruhenden Geistes geschickt! Pah! Irdan konnte damals keine Elyra von einem Schleierfuchs unterscheiden, geschweige denn, eine wirksame Heilsalbe herstellen! Doch bei unserem heiligsten Ritual den Jaspis anstatt des Lapis in das Becken zu tauchen – da mögen den Baumschnecken Flügel wachsen!“ Er redete noch eine Weile so weiter, während Ylias in sich zusammensank und mit den Zehen über das glatte Holz der Bodenplanke strich, auf der sich die beiden Gesprächspartner befanden. Letzterer der zwei anderen Jugendlichen, die von Ihrer Reise bereits zurückgekommen waren, war an diesem Morgen im großen Urbaum in der Mitte des Dorfes zu Ibn Isoi, einem ruhenden Geist und damit zum Erwachsenen erhoben worden. Nun wäre es an Ylias, auf die große Suche geschickt zu werden – zweiundvierzig Tage allein in einem der unwegsamsten Gebiete des Waldes. Was ihn wohl dort erwarten würde? Das Jagen in den Baumkronen war Ylias gewohnt. Er würde sicher keine Probleme haben, in der Wildnis zu überleben. Laut Gesetz war es nur erlaubt, Wesen mit rotem Blut zu töten. Zu seinem Glück lebten diese Geschöpfe alle in den Baumkronen der Wälder.  Welche Strafen auf ihn warten würden, wenn er die Regeln aus Versehen bräche…



„…Was? Hast du nichts dazu zu sagen?!“ Errans Augen stachen auf Ylias Gesicht ein, der verwirrt aufblickte. „Es tut mir leid, Ältester…“
„Siebzehn Monde ist dein Vater nun schon Hüter des Urbaumes, und er versicherte mir, dass du, wenn nicht mit den Augen, doch im Herzen ein echter Azurier seist. Er habe mit dir alle Rituale vollzogen, die das beweisen. Ist das wahr?“

Die Wahrheit war, dass sein Vater seit vierundachtzig Tagen nicht mehr mit ihm gesprochen hatte. Ylias empfand es als Beleidigung, dass sein Vater ihn nicht einmal in seinem Versagen in Ruhe lassen konnte.
„Ja, Ältester“, gab er kleinlaut zurück.

„Du wirst dich heute noch auf die große Suche machen.“, sprach Erran weiter. „Wenn dein Vater Recht behält, so wirst du als Mann zurückkehren. Und falls nicht, so hat er es sich selbst zuzuschreiben, auch noch seinen einzigen Sohn nur um der Ehre Willen verloren zu haben.“ Mit diesen Worten drehte sich der alte, doch noch vor Kraft strotzende Mann um und ging auf die Ostseite Timdurs zu, auf der die meisten Dorfbewohner damit beschäftigt waren, Viani-Knollen aus der fruchtbaren Erde zu graben.


Ylias blieb stehen und versuchte, den Sinn dieser Botschaft zu verstehen. Er würde auf die große Suche geschickt werden! Endlich konnte er beweisen, trotz seiner Missbildung des Ibn amán zu sein! Die elektrisierende Stille, die er schon am Morgen der Auswahl in seinem Körper gespürt hatte, machte sich auch nun in ihm breit. Bedächtig griff er mit der Hand in sein Haar und flocht einen Zopf, der verhindern würde, dass er sich beim Rennen durch die Baumwipfel verletzen würde. Mit wenigen Schritten erreichte er seine Schlafnische und öffnete die Bodenklappe. Sie befand sich direkt neben der Nische seiner Mutter. Das Moos, das in den Fugen ihrer Bodenklappe wuchs, sprach Bände. Entschlossen schabte Ylias das grüne Kraut aus dem Zwischenraum. Seltsam wichtig war ihm diese Geste. Würde seine Mutter diese Bodenklappe je wieder öffnen? Er schüttelte den Gedanken ab und machte sich daran, seine wenigen Habseligkeiten, die er in der Schlafnische verstaut hatte, hervorzuholen. Er steckte sich das Messer in eine dafür vorgesehene Tasche in seiner ledernen Hose, die Feuersteine, Gewürze, Mörser und Schale, einen Felsenschwamm und einige weitere Gegenstände wurden in einem ledernen Beutel zusammengefaltet. Ylias legte gekonnt die Enden der Haut übereinander. Das Bündel besaß nun einen dreieckigen Grundriss, dessen obere Spitze stark verlängert war. Die Wertsachen befanden sich am unteren, breiten Ende des Päckchens. Ylias drehte das Bündel um und rieb mit den Händen über das weiche Leder. Dieses erwärmte sich dadurch und wechselte seinen Farbton in ein sattes braun, das an fruchtbare Erde und an die tiefe Farbe der sanften Augen seiner Mutter erinnerte. Für Ylias wurde der Stoff lediglich etwas dunkler. Gekonnt legte er das Fell auf die Haut seines Rückens auf und strich darüber, sodass es haftete und beim Laufen nicht abfallen würde. Wegen dieser Eigenschaft wurde die Haut von Baumschläfern oft für Kleidungsstücke und Werkzeuge verschiedenster Art verwendet.



Als er aufblickte, stand er seinem Vater gegenüber.



 Ylias schluckte schwer und versuchte, den Blick zu heben. Es war wie eine unsichtbare Kraft, die ihn davon abhielt, in die Augen seines Vaters zu blicken. Fremd und doch gleichzeitig unglaublich nah fühlte er sich ihm, als ob ihre Körper eine unsichtbare Barriere trennte, die jedoch mit dem Geist zu spüren war. Sein Vater schluckte schwer. „Schau mich an, Sohn.“
Ylias bewegte den Kopf, wie in Honig getaucht, nach oben. Doch er sah keinen Hass, keine Abweisung in den Augen seines Vaters. Stattdessen nur eine unendliche Traurigkeit. Verwirrt blinzelte Ylias in den Glanz dieser Augen, die sonst so wenig verrieten.
Lange sprach keiner der beiden ein Wort.


„Ich…“, begann Ylias. Sein Vater bewegte den Kopf ein kleines Stück nach links. Er musste das Kopfschütteln nicht vollenden, um Ylias wissen zu lassen, dass er nicht wollte, dass er etwas sagte.
Langsam hob er die Hand; strich mit dem Daumen über Ylias spitz zulaufende Nase, die zierlich zwischen seinen sanften Augen lag.
„Du hast die Züge deiner Mutter.“

Mehr sagte sein Vater nicht. Doch es bedeutete mehr als die Welt.





Sechzehn Tage.
Würden diese sechzehn Tage seine Tat rechtfertigen?
Ylias´ schwarze Haare, die längst nicht mehr geflochten waren, fielen lang über seine Schulter und umschmeichelten die straff gespannte Bogensehne. Er schauderte.
Nur ein Mal.
Ein einziges Mal…
Schweißperlen, die sich schon vor Minuten auf Ylias Stirn gebildet hatten, perlten von der Oberfläche ab. Wie verrinnende Lebenszeit trafen die durch das Licht opalglänzenden Kugeln auf dem Waldboden auf.

*tropf*


*tropf*


Aus einem Schnitt, der sich über seinen Fuß erstreckte und am Knöchel unheilvoll vertieft war, sickerte ein kleiner, aber steter Blutstrom. Selbst die dicke Bandage aus Blutmoos vermochte die Blutung nicht zu stillen.

 
Es ist verboten.

Aber ich bin in Not…



Ylias war zwei Tage zuvor durch das marode Astwerk eines Baumes gebrochen. Nie wäre ihm das passiert, doch nach vierzehn Tagen ohne Nahrung machte man Fehler. Tödliche Fehler. Nur durch Glück und seinen noch jungen, strapazierfähigen Körper war der Schnitt am Knöchel neben einigen Prellungen die einzige Wunde, die er davongetragen hatte. Der scharfkantige Fels, den er gestreift hatte, befand sich nur wenige Meter von ihm entfernt.


Noch wenige Tage, dann werde ich zurückkehren.


Falls ich bis dahin noch lebe…



Sein Arm begann bereits zu zittern - zu lange hielt er die Bogensehne nun schon gespannt. Blau schimmerte das getrocknete Blut auf dem Felsen, der ihn in seine missliche Lage gebracht hatte. Nicht nur die Wunde, die er geschlagen hatte - das Blut selbst machte ihn zu einem moralischen Mahnmal.

Wenn ich nichts esse, schaffe ich es nicht bis nach Hause…


Die Verletzung am Knöchel machte es Ylias unmöglich, auf einen Baum zu klettern. Zu hoch waren die riesenhaften Stämme, zu anstrengend der Aufstieg mit nur einem gesunden Bein. Doch nur dort oben gab es für ihn Nahrung. Der Boden war… heilig. Dieser Boden gehörte nur den erhabensten Kreaturen. Wie konnte es sonst sein, dass alle Wesen dort blaues Blut besaßen - während die kleinen Wildkatzen und Äffchen, die Vögel und sogar die Baumschläfer, die allesamt ausschließlich in den Baumkronen lebten, aus roten Wunden bluteten?  Preisend verneigte man sich vor einer Elyra, sah man sie im Wald.

Doch nun war sie das einzige Lebewesen, das Ylias davor bewahren könnte, hier unten zu verhungern.

Nur diese erhabene Kreatur befand sich in der Reichweite seines Bogens.


*tropf*

*tropf*


Ylias betrachtete das wundervolle Wesen, das sich direkt in seinem Schussfeld befand. Glatte Haut spannte sich über starken Muskeln, eine schwarzfeuchte Nase bewegte sich hektisch schnüffelnd über den moosigen Untergrund. Die glänzenden Augen der Elyra blickten jedoch ohne Angst ins Dickicht des Dschungels, denn der Wind stand günstig und sie hatte noch nichts gewittert.

Dafür wurde ich nicht losgeschickt…


Vor sechzehn Tagen war Ylias von seinem Dorf auf die Isoi amán aufgebrochen, um in den Baumkronen seinen persönlichen Weg zu finden.

Ich soll mit der Natur im Einklang sein. Ich soll sie nicht schänden!


Weitere Schweißperlen lösten sich von seiner Stirn. Auch Nacken und Oberarme glänzten und zitterten nun. Als erfahrener Jäger eine Bogensehne gespannt zu halten, bedeutete Verzweiflung. Die Elyra, die wahrscheinlich schon alt gewesen war, als Ylias zur Welt kam, horchte unterdessen auf. Die dünnhäutigen Ohren leuchteten, tausendfach durchstochen von den Lichtspeeren der Sonne, und schienen vor Leben zu pulsieren.
Plötzlich knackte etwas neben Ylias. Sein verletzter Fuß, den er auf einem Ast abgelegt hatte, rutschte einige Handbreit nach unten. Schmerz jagte durch den Körper des Schützen. Als er es bemerkte, war es jedoch zu spät.
Zschh!
„Neiiiiin!“, schrie Ylias, doch der Fehler war begangen. Der Pfeil war ihm aus den Fingern geglitten. Den stechenden Schmerz in seinem Fuß ignorierend stürzte er zu der Elyra, die in zuckenden Krämpfen im Moos lag. Der Pfeil war vergiftet. Überhastet riss Ylias das todbringende Geschoss aus der Wunde, worauf prompt ein viel zu breiter Strahl Blut aus der klaffenden Öffnung schoss. Es war diese Menge Blut, von der er wusste, dass sie zu viel war. Zu viel, um zu überleben. Viel zu oft hatte Ylias Kämpfer bei Überfällen oder Ritualen sterben sehen.


„Nein, nein, nein…“, stammelte er immer wieder unter Tränen, riss mit angstverzerrter Miene Büschel von Blutmoos aus dem Boden und presste sie auf die Wunde.


„Nein, nein… lieber wäre ich verhungert, ich schwöre es!“


Doch er konnte nur unbeholfen auf der blauverschmierten Haut des Wesens umhertasten. Behutsam legte Ylias den Kopf der Elyra auf seinen Oberschenkel, um die Wunde am starken Hals des Tieres möglichst weit oben zu halten. Vielleicht blieb das Blut so in dessen Körper? Die halb mit Moos, halb mit Erde bedeckte Wunde verschwamm durch einen Tränenschleier, brannte sich jedoch trotzdem als pulsierender, Leben vernichtender Strudel in Ylias Kopf ein.


Die Elyra zuckte nun nicht mehr mit den Gliedern. Die sonst so strahlende Haut, die von stahlblau über waldgrün bis hin zu rostrot nuanciert war, überdeckte ein grauer Schleier. Jetzt war das mystische Wesen in Ylias´ Armen weder angsterfüllt noch panisch. Es hob mit einer für Ylias beängstigenden Gelassenheit den Kopf. Die tiefschwarzen Augen fixierten die grünen Tränenteiche des Jungen in einem unendlich erscheinenden Moment.



Ein Funke sprang über.


Dann senkte die Elyra den Kopf und berührte sanft Ylias´ Brust.


…Momente darauf war das Tier gestorben.


Vergebung.


Er wusste, dass es das bedeutete. Nie war sich Ylias sicherer gewesen, von einem göttlichen Wesen berührt worden zu sein. Mit der linken Hand wischte er sich die Tränen aus den Augen, während er mit der rechten sein Jagdmesser zückte. Er schniefte. Die größte Ehre, die einem Lebewesen nach dem Tod zukommen konnte, war, selbst wieder Leben zu spenden.
„Nagiura. Harara. Meio!“
Ylias bohrte die Klinge in das Herz der Elyra. Wasser. Erde. Licht. Das waren die Grundlagen seiner Existenz. Die Worte, die gesprochen werden mussten, um sich daran zu erinnern, was das Leben war. Eine Kaskade an sanftfließenden Strömen, die nur der geerdete Geist erspüren konnte.
Ylias konnte sich lange nicht bewegen. Doch hatte er keine Wahl. Als er von dem seidenen Fleisch des Wesens aß, fühlte es sich an, als verstümmelte er sich selbst. Doch mit jedem Bissen spürte er, wie Energie in seinen Körper zurückfloss. Das Fleisch war heilig. Lange Jahre benötigte eine Elyra, um zu solch stattlicher Größe heranzuwachsen. Lange Jahre, in denen die Kreatur lebte, indem sie nur dem Ruf der Natur folgte. Mit ihr in Harmonie lebte.

Doch er hatte diese Harmonie brechen müssen.

Langsam, einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht, stand Ylias auf und drehte sich um. Er würde zum Dorf zurückkehren, egal, was danach passierte.
Sechzehn Tage des Hungerns waren kein Vergleich zu den Folgen, die das Töten einer Elyra hatte.
Blaues Blut tropfte von seinen Händen.
Er würde zurückkehren und den Menschen Vergebung lernen.
Er würde ihnen von Göttern berichten, die nicht in Farben dachten.
Graues Blut tropfte von seinen Händen.[/b]

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F.J.G.
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Alter: 33
Beiträge: 1958
Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag24.04.2020 13:40
Re: Blaues Blut
von F.J.G.
Antworten mit Zitat

Hallo, Justadreamer!

Ich mache mich mal an die Arbeit und kommentiere deinen Text absatzweise. Nimm dir, was du gebrauchen kannst.

Rot sind wichtige Unklarheiten, blau wichtige Kommentare und grün Rechtschreibfehler.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
„Neiiiiin!“, schrie Ylias, doch der Fehler war begangen. Der Pfeil war ihm aus den Fingern geglitten.
Einhundertundelf Tage zuvor konnte Ylias nicht schlafen.


Ich glaube, ich verstehe, was du beabsichtigst: Spannung erzeugen durch den Schockmoment mit dem "Neiiiiin!", um nötige Exposition hinterher zu bringen. Meines Erachtens klappt das eher schlecht als recht. Allein der inbrünstige Schrei macht keine Spannung, und diese ersten zwei Sätze verhindern nicht, dass ich den folgenden Absatz als Infodump einstufen würde. Diese zwei Schockmoment-Sätze sind viel zu kurz. Weiters glaube ich auch, dass es hier hinderlich ist, dass man als Leser keine Vorstellung hat, worum es bei dem Urschrei geht oder was es mit dem Fehler und dem Pfeil auf sich hat. Es sollte vermieden werden, Leser im Dunkeln tappen zu lassen. Sie fühlen sich schnell übers Ohr gehauen.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Er wälzte sich auf der warmen Erde hin und her, doch scheiterte bei dem Versuch, eine bequemere Position für seinen sorgenschweren Kopf zu finden. Er drehte eine Pfeilspitze in den Händen, tastete die hölzerne Oberfläche nach den bekannten Unebenheiten ab und prüfte die Spitze. Diese Prozedur wiederholte er alle fünf Sekunden.


Hier entsteht für mich einfach kein wirkliches inneres Bild. Okay, versuchen wir's: Er wälzt sich auf der warmen Erde hin und her. Das heißt, er liegt irgendwo in der Sonne, sonst wäre die Erde nicht warm. Und auch ich werde nicht warm mit der Beschreibung, dass er eine Pfeilspitze in den Händen hält, dennoch gleichzeitig eine Holzoberfläche (was für eine eigentlich?) betastet, während alles darauf hindeutet, er könne gefesselt sein, sonst passt das mit dem sorgenschweren Kopf ja nicht.


Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Er wusste nicht, wie lange er in der Grube in der Erde gelegen hatte, doch als die ersten Sonnenstrahlen durch die Holzplanken der kleinen Wohnstätte fielen, erhob er langsam, doch zum Zerreißen gespannt von seiner Schlafstatt. Er blinzelte. Das Öffnen der Bodenklappe machte den Blick auf die breiten Stämme der Makazée-Bäume frei, zwischen deren Wurzeln die Bewohner seines Dorfes lebten.


Veto! Liegt er jetzt in einer Grube oder in einer "kleinen Schlafstätte"? Wenn es eine Grube ist, und gerade die ersten Sonnenstrahlen hereinfallen, wieso ist die Erde dann warm? Im nächsten Augenblick erhebt er sich von seiner Schlafstatt. Eine Schlafstatt in einer ausgehobenen Grube? Ich empföhle ein Möbelgeschäft …

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Noch war keiner der Dorfbewohner aufgestanden. Anstatt über die anderen Schlafnischen zu schleichen und womöglich das ganze Dorf aufzuwecken, zog Ylias es vor, ein Stück in den Wald zu gehen. Seine Schlafnische befand sich am südlichen Rand Timdurs, und so trennten ihn nur die zwischen den Baumriesen aufgestellten Pfähle von der Wildnis. Da die Pfähle nur größere Wesen davon abhalten sollten, über die Baue zu trampeln und womöglich durch eine der Decken zu brechen, konnte Ylias mit Leichtigkeit durch einen der Zwischenräume schlüpfen.


Ah ... langsam geht mir ein Licht auf. Er ist gar nicht gefesselt gewesen. Dann herrscht hier aber ganz schön viel Verwirrung.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
An diesem Morgen schwieg der Wind. Behutsam strich Ylias über Blätter und Farne, die die leise raschelnd die einzigen Stimmen des Waldes waren. Es war ungewohnt, durch einen so stillen Wald zu laufen, in dem sich in jedem Winkel neues Leben verbarg. Doch schon bald würde die Sonne die Tiere in den oberen Wipfeln der Bäume aus ihrer nächtlichen Starre gelöst haben. Ylias nackte Füße sanken im Moos ein, das tauglänzend das erste Licht aufsog. Wasserperlen benetzten die drahtigen Beine des Jugendlichen, während er durch das Dickicht streifte. Eine riesenhafte Schnecke, die von ihrer nächtlichen Wanderung am Waldboden in ihren Bau zurückkehrte, färbte sich in warnendes orange, doch musste sich vor Ylias nicht in Gefahr wähnen. Bewundernd blieb der Jüngling stehen, um die Kreatur nicht unnötig zu belästigen. Unerwartet zügig gelang es dieser, in ihre Behausung, einem Baumpilz von der Größe eines Waldnashorns, zurückzukehren und komplett darin zu verschwinden.


Oha, eine Fantasy-Welt! Sehr schön. Ich glaube, hier könntest du dich noch ein wenig ausbreiten. Zur Verbesserung schlage ich vor, Folgendes zu ändern: Du schreibst mal von "Ylias", dann vom "Jugendlichen" und dann vom "Jüngling". Ich weiß, du willst vermeiden, immer das gleiche Wort zu verwenden, aber so geht das nach hinten los. Trau dich ruhig, ihn beim Namen zu nennen. Man muss ja nicht so eine extreme Position wie Bastian Sick vertreten, der meint, man solle in der Sportschau fünfmal hintereinander "Oli Kahn" nennen und keine Wörter wie Goalie oder Tormann vewenden, aber eben deswegen hört sich dieses krampfhafte Synonymsuchen sehr nach einem Nachrichtentext an und weniger nach einem belletristischen.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Nur glücklich für die Schnecke, am Boden des Waldes zu leben, dachte Ylias und ging weiter über den smaragdgrünen Teppich. Unweit des Dorfes hatte er einen alten Makazée gefunden, der vor vielen Monden bewohnt gewesen sein musste. Die bräunliche Außenschicht des Baumes stach aus dem Waldboden hervor und in den Himmel. Ylias benötigte noch über einhundert Schritte, um den gewaltigen Stamm zu umrunden und gelangte schließlich zu einer kleinen Öffnung im Baum, die sich auf Höhe des Waldbodens befand.


Ich denke, wenn Ylias nicht klettert, sondern den Baum umrundet, ist selbsterklärend, dass sich die Öffnung auf Höhe des Waldbodens befindet.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Sie war durch eine hölzerne Falltür abgeschlossen, die leise ächzte, als Ylias sie in die Höhe schob. Er kam oft hier her. Längst verblasste Einkerbungen auf der Innenseite des Tunnels verrieten, dass er von Menschenhand geschaffen wurde. Ylias kletterte den Gang hinab und in das dunkle Innere des Makazées. Das weiche Außenholz, das jedoch griffig war, erleichterte den Abstieg ins Innere des Baumes. Nach einigen Abzweigungen, die Ylias passierte, wandelte sich die vorher zunehmende Dunkelheit in ein blaues Dämmerlicht. Der Tunnel weitete sich aus und gab den Blick auf eine kleine Grotte frei. Während die Wände des Gangs bis zu einem Teil der Grotte das Braun der Rinde trugen, schimmerte die hintere Wand im Blau eines sonnenbeschienen, aber unendlich tiefen Sees. Die Farbe changierte langsam und es war, als waberten formlose Gestalten unter der Oberfläche der inneren Baumschicht. Ylias setzte sich im Schneidersitz vor der gewölbten Wand nieder und schloss die Augen. Auch, weil diese blaue Innenschicht der Makazées eine so wohlige Wärme ausstrahlte, galten diese Stätten als heilige Orte.  
Und was, wenn Sie mich als unwürdig erachten, diese Prüfung überhaupt auf mich zu nehmen?


Dieser Gedanke war kaum zu ertragen. Heute sollte entschieden werden, ob er für die Isoi anám angenommen wurde. Die Ältesten Erran und Quicha, die anderen Jugendlichen, das ganze Dorf sollte zusehen. Natürlich auch sein Vater. Was er wohl denken würde? Heute sollte seine Künste mit dem Bogen beweisen. Das war kein Problem! Jedes Kraut und jede Paste, die sich aus verschiedenen Pilzen oder Kräutern herstellen ließ, würde er benennen müssen. Diese Aufgabe war für ihn eine Wohltat – nichts berührte Ylias mehr, als die Kraft der Natur zu bündeln, damit zu spielen und sie zu entfesseln. Der Geruch von frisch zerstampften Mondsteinpilzen oder das schmerzlindernde Gefühl der prickelnden Blumennessel auf der Haut ließen sich mit nichts vergleichen, das Ylias bereits erlebt hatte. Doch er machte sich Sorgen um die spirituellen Rituale, die er durchführen musste. Lange Traditionen banden die Bewohner Adamants an ihren Glauben. Die blaue Farbe ihres Blutes ließ an ihrer Verbundenheit mit den Leben und Wärme spendenden Makazées keinen Zweifel. Alles Leben, das diese Eigenschaft besaß, wurden ebenfalls geachtet und verehrt. Ylias besaß diese Verbundenheit mit der Natur ebenso sehr wie alle Anderen aus dem Dorf. Er konnte stundenlang in schweigsamer Einsamkeit in einem Makazée verbringen und bewies durch seine ruhige Art einen sanften Geist.


Sehr gut geschrieben. Anmerkung: Den Namen Quicha würde ich überdenken. Erinnert irgendwie an herzhafte Muffins. Außerdem wäre es vielleicht empfehlenswert, weniger Worthülsen wie Naturverbundenheit oder Entfesselung der Kräfte der Natur zu verwenden. Die sind ein alter Hut und lassen kein greifbares Bild entstehen.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Doch zerriss eine Sache all diese Eigenschaften: Seit seiner Geburt war Ylias vollkommen blind für Farben. Er hatte nie verstanden, wieso in eine Opferschale der eine oder andere Stein, das eine oder andere Stück Fleisch oder die eine oder andere Pflanze gegeben wurde. Sollte er einmal einen Ritus durchführen, so musste er genau lernen, welche Gegenstände er zu nehmen hatte. Wie wurde er ausgelacht, als Mayan, einer der älteren Jugendlichen im Dorf, heimlich die blaue Moornessel gegen eine rote Warzennessel ausgetauscht hatte! Heute hätte er leicht den Unterschied erkannt, da die Moornessel ein leichter Erdgeruch umgab, während die Warzennessel völlig geruchlos war.


Verstört blinzelte Ylias – normalerweise spendete ihm das reglose Sitzen in dieser Grotte Mut und Kraft. Doch heute war die Unruhe in seinem Geist so groß, dass selbst die heilige Grotte nicht half.
Ob ich wohl jemals wieder hierher gelangen werde?
Es half nichts. Die Dorfbewohner mussten mittlerweile schon aufgestanden sein und sich um die Kochstelle in der Mitte des Lagers versammelt haben. Sicher spuckte Mayan schon große Töne, in welcher Baumhöhle sich Ylias wieder einmal verkrochen hatte, damit das Dorf nicht sah, wie er bei der Prüfung versagte. Ylias berührte mit der Handfläche die warme Oberfläche der Grottenwand; atmete. Er wusste nicht, dass er diese Wand erst als alter Mann wieder berühren würde.


Autsch! Junger Mann, wir werden doch nicht spoilern? Smile

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
„Du weißt, dass du beim wichtigsten Teil der Prüfung versagt hast, Ylias?“, fragte Erran schroff, doch es war mehr eine Feststellung als eine Frage gewesen. Ylias blickte zu Boden. Er hatte seit vierundachtzig Tagen auf diese Erniedrigung gewartet.  „Wie kann ein so gut erzogener Azurier eine so verdrehte Sicht auf die Welt haben?, fragte mich Quicha.“ Erran redete sich geradezu in Rage; seine Augen glühten. „Ich habe in diesem Dorf schon so viele Jugendliche auf die Prüfung des ruhenden Geistes geschickt! Pah! Irdan konnte damals keine Elyra von einem Schleierfuchs unterscheiden, geschweige denn, eine wirksame Heilsalbe herstellen! Doch bei unserem heiligsten Ritual den Jaspis anstatt des Lapis in das Becken zu tauchen – da mögen den Baumschnecken Flügel wachsen!“ Er redete noch eine Weile so weiter, während Ylias in sich zusammensank und mit den Zehen über das glatte Holz der Bodenplanke strich, auf der sich die beiden Gesprächspartner befanden. Letzterer der zwei anderen Jugendlichen, die von Ihrer Reise bereits zurückgekommen waren, war an diesem Morgen im großen Urbaum in der Mitte des Dorfes zu Ibn Isoi, einem ruhenden Geist und damit zum Erwachsenen erhoben worden. Hä? Nun wäre es an Ylias, auf die große Suche geschickt zu werden – zweiundvierzig Tage allein in einem der unwegsamsten Gebiete des Waldes. Was ihn wohl dort erwarten würde? Das Jagen in den Baumkronen war Ylias gewohnt. Er würde sicher keine Probleme haben, in der Wildnis zu überleben. Laut Gesetz war es nur erlaubt, Wesen mit rotem Blut zu töten. Zu seinem Glück lebten diese Geschöpfe alle in den Baumkronen der Wälder.  Welche Strafen auf ihn warten würden, wenn er die Regeln aus Versehen bräche…


Dieser plötzliche Zeitsprung hinterlässt einige tiefe, tiefe Fragezeichen in meinem Gesicht.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
„…Was? Hast du nichts dazu zu sagen?!“ Errans Augen stachen auf Ylias Gesicht ein, der verwirrt aufblickte. „Es tut mir leid, Ältester…“
„Siebzehn Monde ist dein Vater nun schon Hüter des Urbaumes, und er versicherte mir, dass du, wenn nicht mit den Augen, doch im Herzen ein echter Azurier seist. Er habe mit dir alle Rituale vollzogen, die das beweisen. Ist das wahr?“

Die Wahrheit war, dass sein Vater seit vierundachtzig Tagen nicht mehr mit ihm gesprochen hatte. Ylias empfand es als Beleidigung, dass sein Vater ihn nicht einmal in seinem Versagen in Ruhe lassen konnte.
„Ja, Ältester“, gab er kleinlaut zurück.

„Du wirst dich heute noch auf die große Suche machen.“, sprach Erran weiter. „Wenn dein Vater Recht behält, so wirst du als Mann zurückkehren. Und falls nicht, so hat er es sich selbst zuzuschreiben, auch noch seinen einzigen Sohn nur um der Ehre Willen verloren zu haben.“ Mit diesen Worten drehte sich der alte, doch noch vor Kraft strotzende Mann um und ging auf die Ostseite Timdurs zu, auf der die meisten Dorfbewohner damit beschäftigt waren, Viani-Knollen aus der fruchtbaren Erde zu graben.


Hier folge ich dem Inhalt nur noch mit großen Schwierigkeiten.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Ylias blieb stehen und versuchte, den Sinn dieser Botschaft zu verstehen. Er würde auf die große Suche geschickt werden! Endlich konnte er beweisen, trotz seiner Missbildung des Ibn amán zu sein! Die elektrisierende Stille, die er schon am Morgen der Auswahl in seinem Körper gespürt hatte, machte sich auch nun in ihm breit. Bedächtig griff er mit der Hand in sein Haar und flocht einen Zopf, der verhindern würde, dass er sich beim Rennen durch die Baumwipfel verletzen würde. Mit wenigen Schritten erreichte er seine Schlafnische und öffnete die Bodenklappe. Sie befand sich direkt neben der Nische seiner Mutter. Das Moos, das in den Fugen ihrer Bodenklappe wuchs, sprach Bände. Entschlossen schabte Ylias das grüne Kraut aus dem Zwischenraum. Seltsam wichtig war ihm diese Geste. Würde seine Mutter diese Bodenklappe je wieder öffnen? Er schüttelte den Gedanken ab und machte sich daran, seine wenigen Habseligkeiten, die er in der Schlafnische verstaut hatte, hervorzuholen. Er steckte sich das Messer in eine dafür vorgesehene Tasche Scheide, sagt man dazu in seiner ledernen Hose, die Feuersteine, Gewürze, Mörser und Schale, einen Felsenschwamm und einige weitere Gegenstände wurden in einem ledernen Beutel zusammengefaltet. Ylias legte gekonnt die Enden der Haut übereinander. Das Bündel besaß nun einen dreieckigen Grundriss, dessen obere Spitze stark verlängert war. Die Wertsachen befanden sich am unteren, breiten Ende des Päckchens. Ylias drehte das Bündel um und rieb mit den Händen über das weiche Leder. Dieses erwärmte sich dadurch und wechselte seinen Farbton in ein sattes braun, das an fruchtbare Erde und an die tiefe Farbe der sanften Augen seiner Mutter erinnerte. Für Ylias wurde der Stoff lediglich etwas dunkler. Gekonnt legte er das Fell auf die Haut seines Rückens auf und strich darüber, sodass es haftete und beim Laufen nicht abfallen würde. Wegen dieser Eigenschaft wurde die Haut von Baumschläfern oft für Kleidungsstücke und Werkzeuge verschiedenster Art verwendet.




Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Als er aufblickte, stand er seinem Vater gegenüber.


Hier fehlt mir ein wenig der Übergang. Ich habe kein Bild vor Augen, wo sich Ylias nun überhaupt befindet.

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Ylias schluckte schwer und versuchte, den Blick zu heben.


Ich dachte, er "blickte bereits auf"?

Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Es war wie eine unsichtbare Kraft, die ihn davon abhielt, in die Augen seines Vaters zu blicken. Fremd und doch gleichzeitig unglaublich nah fühlte er sich ihm, als ob ihre Körper eine unsichtbare Barriere trennte, die jedoch mit dem Geist zu spüren war. Sein Vater schluckte schwer. „Schau mich an, Sohn.“
Ylias bewegte den Kopf, wie in Honig getaucht, nach oben. Doch er sah keinen Hass, keine Abweisung in den Augen seines Vaters. Stattdessen nur eine unendliche Traurigkeit. Verwirrt blinzelte Ylias in den Glanz dieser Augen, die sonst so wenig verrieten.
Lange sprach keiner der beiden ein Wort.


Vielleicht versuchst du, die "unendliche Traurigkeit" etwas zu präzisieren. Wie sieht ein unendlich trauriges Gesicht aus? (Stichwort Show, don't tell.)


Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
„Ich…“, begann Ylias. Sein Vater bewegte den Kopf ein kleines Stück nach links. Er musste das Kopfschütteln nicht vollenden, um Ylias wissen zu lassen, dass er nicht wollte, dass er etwas sagte.
Langsam hob er die Hand; strich mit dem Daumen über Ylias spitz zulaufende Nase, die zierlich zwischen seinen sanften Augen lag.
„Du hast die Züge deiner Mutter.“

Mehr sagte sein Vater nicht. Doch es bedeutete mehr als die Welt.


Aha … und wie darf man sich das vorstellen? Ich bin ahnungslos …



Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Sechzehn Tage.
Würden diese sechzehn Tage seine Tat rechtfertigen?
Ylias´ schwarze Haare, die längst nicht mehr geflochten waren, fielen lang über seine Schulter und umschmeichelten die straff gespannte Bogensehne. Er schauderte.
Nur ein Mal.
Ein einziges Mal…
Schweißperlen, die sich schon vor Minuten auf Ylias Stirn gebildet hatten, perlten von der Oberfläche ab. Wie verrinnende Lebenszeit trafen die durch das Licht opalglänzenden Kugeln auf dem Waldboden auf.

*tropf*


*tropf*


Aus einem Schnitt, der sich über seinen Fuß erstreckte und am Knöchel unheilvoll vertieft war, sickerte ein kleiner, aber steter Blutstrom. Selbst die dicke Bandage aus Blutmoos vermochte die Blutung nicht zu stillen.

 
Es ist verboten.

Aber ich bin in Not…


Tut mir leid, ich versteh nur Bahnhof.
Die Umschreibung von Geräuschen wie *tropf* mag vielleicht in einen Internetchat oder ein Poetry Slam passen, aber nicht in ein belletristisches Werk.


Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Ylias war zwei Tage zuvor durch das marode Astwerk eines Baumes gebrochen. Nie wäre ihm das passiert, doch nach vierzehn Tagen ohne Nahrung machte man Fehler. Tödliche Fehler. Nur durch Glück und seinen noch jungen, strapazierfähigen Körper war der Schnitt am Knöchel neben einigen Prellungen die einzige Wunde, die er davongetragen hatte. Der scharfkantige Fels, den er gestreift hatte, befand sich nur wenige Meter von ihm entfernt.


Noch wenige Tage, dann werde ich zurückkehren.


Falls ich bis dahin noch lebe…



Sein Arm begann bereits zu zittern - zu lange hielt er die Bogensehne nun schon gespannt. Blau schimmerte das getrocknete Blut auf dem Felsen, der ihn in seine missliche Lage gebracht hatte. Nicht nur die Wunde, die er geschlagen hatte - das Blut selbst machte ihn zu einem moralischen Mahnmal.

Wenn ich nichts esse, schaffe ich es nicht bis nach Hause…


Die Verletzung am Knöchel machte es Ylias unmöglich, auf einen Baum zu klettern. Zu hoch waren die riesenhaften Stämme, zu anstrengend der Aufstieg mit nur einem gesunden Bein. Doch nur dort oben gab es für ihn Nahrung. Der Boden war… heilig. Dieser Boden gehörte nur den erhabensten Kreaturen. Wie konnte es sonst sein, dass alle Wesen dort blaues Blut besaßen - während die kleinen Wildkatzen und Äffchen, die Vögel und sogar die Baumschläfer, die allesamt ausschließlich in den Baumkronen lebten, aus roten Wunden bluteten?  Preisend verneigte man sich vor einer Elyra, sah man sie im Wald.

Doch nun war sie das einzige Lebewesen, das Ylias davor bewahren könnte, hier unten zu verhungern.

Nur diese erhabene Kreatur befand sich in der Reichweite seines Bogens.


*tropf*

*tropf*


Ylias betrachtete das wundervolle Wesen, das sich direkt in seinem Schussfeld befand. Glatte Haut spannte sich über starken Muskeln, eine schwarzfeuchte Nase bewegte sich hektisch schnüffelnd über den moosigen Untergrund. Die glänzenden Augen der Elyra blickten jedoch ohne Angst ins Dickicht des Dschungels, denn der Wind stand günstig und sie hatte noch nichts gewittert.

Dafür wurde ich nicht losgeschickt…


Vor sechzehn Tagen war Ylias von seinem Dorf auf die Isoi amán aufgebrochen, um in den Baumkronen seinen persönlichen Weg zu finden.

Ich soll mit der Natur im Einklang sein. Ich soll sie nicht schänden!


And here we go again: "Mit der Natur im Einklang" hört sich eher nach einer einfältigen TV-Werbung für eine Schmerzsalbe an. Klischee hoch drei.


Justadreamer hat Folgendes geschrieben:
Weitere Schweißperlen lösten sich von seiner Stirn. Auch Nacken und Oberarme glänzten und zitterten nun. Als erfahrener Jäger eine Bogensehne gespannt zu halten, bedeutete Verzweiflung. Die Elyra, die wahrscheinlich schon alt gewesen war, als Ylias zur Welt kam, horchte unterdessen auf. Die dünnhäutigen Ohren leuchteten, tausendfach durchstochen von den Lichtspeeren der Sonne, und schienen vor Leben zu pulsieren.
Plötzlich knackte etwas neben Ylias. Sein verletzter Fuß, den er auf einem Ast abgelegt hatte, rutschte einige Handbreit nach unten. Schmerz jagte durch den Körper des Schützen. Als er es bemerkte, war es jedoch zu spät.
Zschh!
„Neiiiiin!“, schrie Ylias, doch der Fehler war begangen. Der Pfeil war ihm aus den Fingern geglitten. Den stechenden Schmerz in seinem Fuß ignorierend stürzte er zu der Elyra, die in zuckenden Krämpfen im Moos lag. Der Pfeil war vergiftet. Überhastet riss Ylias das todbringende Geschoss aus der Wunde, worauf prompt ein viel zu breiter Strahl Blut aus der klaffenden Öffnung schoss. Es war diese Menge Blut, von der er wusste, dass sie zu viel war. Zu viel, um zu überleben. Viel zu oft hatte Ylias Kämpfer bei Überfällen oder Ritualen sterben sehen.


„Nein, nein, nein…“, stammelte er immer wieder unter Tränen, riss mit angstverzerrter Miene Büschel von Blutmoos aus dem Boden und presste sie auf die Wunde.


„Nein, nein… lieber wäre ich verhungert, ich schwöre es!“


Doch er konnte nur unbeholfen auf der blauverschmierten Haut des Wesens umhertasten. Behutsam legte Ylias den Kopf der Elyra auf seinen Oberschenkel, um die Wunde am starken Hals des Tieres möglichst weit oben zu halten. Vielleicht blieb das Blut so in dessen Körper? Die halb mit Moos, halb mit Erde bedeckte Wunde verschwamm durch einen Tränenschleier, brannte sich jedoch trotzdem als pulsierender, Leben vernichtender Strudel in Ylias Kopf ein.


Die Elyra zuckte nun nicht mehr mit den Gliedern. Die sonst so strahlende Haut, die von stahlblau über waldgrün bis hin zu rostrot nuanciert war, überdeckte ein grauer Schleier. Jetzt war das mystische Wesen in Ylias´ Armen weder angsterfüllt noch panisch. Es hob mit einer für Ylias beängstigenden Gelassenheit den Kopf. Die tiefschwarzen Augen fixierten die grünen Tränenteiche des Jungen in einem unendlich erscheinenden Moment.



Ein Funke sprang über.


Dann senkte die Elyra den Kopf und berührte sanft Ylias´ Brust.


…Momente darauf war das Tier gestorben.


Vergebung.


Er wusste, dass es das bedeutete. Nie war sich Ylias sicherer gewesen, von einem göttlichen Wesen berührt worden zu sein. Mit der linken Hand wischte er sich die Tränen aus den Augen, während er mit der rechten sein Jagdmesser zückte. Er schniefte. Die größte Ehre, die einem Lebewesen nach dem Tod zukommen konnte, war, selbst wieder Leben zu spenden.
„Nagiura. Harara. Meio!“
Ylias bohrte die Klinge in das Herz der Elyra. Wasser. Erde. Licht. Das waren die Grundlagen seiner Existenz. Die Worte, die gesprochen werden mussten, um sich daran zu erinnern, was das Leben war. Eine Kaskade an sanftfließenden Strömen, die nur der geerdete Geist erspüren konnte. Nicht böse sein, aber für mich ist das einfach nur Geschwafel.
Ylias konnte sich lange nicht bewegen. Doch hatte er keine Wahl. Als er von dem seidenen Fleisch des Wesens aß, fühlte es sich an, als verstümmelte er sich selbst. Doch mit jedem Bissen spürte er, wie Energie in seinen Körper zurückfloss. Das Fleisch war heilig. Lange Jahre benötigte eine Elyra, um zu solch stattlicher Größe heranzuwachsen. Lange Jahre, in denen die Kreatur lebte, indem sie nur dem Ruf der Natur folgte. Mit ihr in Harmonie lebte.

Doch er hatte diese Harmonie brechen müssen.

Langsam, einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht, stand Ylias auf und drehte sich um. Er würde zum Dorf zurückkehren, egal, was danach passierte.
Sechzehn Tage des Hungerns waren kein Vergleich zu den Folgen, die das Töten einer Elyra hatte.
Blaues Blut tropfte von seinen Händen.
Er würde zurückkehren und den Menschen Vergebung lernen.
Er würde ihnen von Göttern berichten, die nicht in Farben dachten.
Graues Blut tropfte von seinen Händen.


Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.

Für mich persönlich liest sich dies wie eine Kreuzung aus The Elder Scrolls Online und Tribute von Panem. Hast du dich von einem dieser Dinge inspirieren lassen?

Such dir gern raus, was du gebrauchen kannst.

Viele Grüße
der Kojote


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Justadreamer
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Alter: 26
Beiträge: 196
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J
Beitrag24.04.2020 14:37

von Justadreamer
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Hallo Kojote,

danke, dass du dich mit dem Text so intensiv auseinandergesetzt hast.

Viele deiner Anmerkungen werde ich berücksichtigen, da hast du viele Problemstellen aufgedeckt! smile

Vielleicht eine kurze inhaltliche Klärung:

Zitat:
Hier entsteht für mich einfach kein wirkliches inneres Bild. Okay, versuchen wir's: Er wälzt sich auf der warmen Erde hin und her. Das heißt, er liegt irgendwo in der Sonne, sonst wäre die Erde nicht warm


Dass du hier stolperst, verstehe ich. Die ganze "Wohnstätte" kann man sich wiefolgt vorstellen: Eine hölzerne Decke (1.5 auf 3 Meter ca.)  liegt über einem 1.5m tiefen Loch im Boden. Hier schläft immer genau eine Person, die dort außerdem ihre Habseligkeiten verstaut. Die erde ist warm, weil, und das hatte ich nicht erwähnt, die Makazée-Bäume aufgrund ihrer hohen "Körperwärme"  in ihren Wurzelknoten Wärme produzieren. Deshalb befindet sich das Dorf bei einer Baumgruppe. Dies hält das Dorf (und Teile des Waldes) am Leben, da es in der Nacht sehr kalt wird, was auch der Grund dafür ist, dass Tiere, die in den Wipfeln leben, in eine Starre versetzt werden. Lebewesen mit blauem Blut sind also gleichwarm, Wesen mit rotem Blut wechselwarm. Ich habe das aus Infodump-Gründen zurückgehalten. Es ist aber natürlich Grundlage für alle Dinge in dieser Welt: Das Überleben, die Religion, das Weltbild und die daraus entstehenden sozialen Prozesse.

Zitat:

Für mich persönlich liest sich dies wie eine Kreuzung aus The Elder Scrolls Online und Tribute von Panem. Hast du dich von einem dieser Dinge inspirieren lassen?

Nein, weder noch. Mit den Tributen von Panem kann ich aber, von Pfeil und Bogen abgesehen, nun nicht viel Gemeinsamkeiten entdecken ^^ Die Farben des Blutes, die Wohnstätten, die Tiere, die Religion oder die geographischen Bedingungen habe ich nicht von anderen Quellen übernommen. Ein gänzlich über Vergleiche erhabenes Werk ist ja aber natürlich noch nie erschienen wink

Zitat:
And here we go again: "Mit der Natur im Einklang" hört sich eher nach einer einfältigen TV-Werbung für eine Schmerzsalbe an. Klischee hoch drei.


Vielleicht sollte ich dich für meine Vergleiche und Metaphern anheuern Laughing

Ich werde mich auf jeden Fall dranmachen, deine Kritik umzusetzen, vielen Dank (Auch wenn du manchmal ein bisschen böse warst) !



Da ja nun schon viel Detailkritik erfolgt ist, würde mich noch interessieren, wie diese Fantasy-Welt auf euch wirkt. Das ist mir wichtig, weil ich mir noch nicht ganz im klaren bin, ob ich diese Schiene weiter verfolgen soll oder erstmal in der "realen Welt" bleiben sollte.


LG
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51MONSTER2
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Beitrag28.04.2020 11:54

von 51MONSTER2
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Hallo Justadreamer,

ich habe deinen Text gern gelesen und finde, dass du eine inhaltlich schöne Geschichte erzählst. Hier und da hätte ich mir mehr Erklärungen der Dinge gewünscht, die du dir ausgedacht hast (beispielsweise ist mir erst durch deinen letzten Post klar geworden, dass Makazees Bäume sind).

Außerdem würde ich mir wünschen, dass du mit Absätzen vorsichtiger umgehst. So, wie sie aktuell sind, ist es mir schwer gefallen, der Geschichte zu folgen.
Ganz grundsätzlich: Es gibt keinen Grund, mehr als zwei Absätze (also eine Leerzeile zwischen zwei Textpassagen) zu machen. Keinen. Und wenn du schon einen doppelten Absatz machst, dann sollte das mit einem Zeitsprung, Ortswechsel und/oder Perspektivwechsel einhergehen. Wenn du die Absätze in deinem Text nach diesen grundlegenden Kriterien überarbeitest, wird er gleich deutlich lesbarer.

Ansonsten haben mich eher Kleinigkeiten gestört:
- Dafür, dass er farbenblind ist, wird recht viel über Farben geredet (sein blaues Blut auf dem Stein, grüne Augen, smaragdgrünes Moos, etc.). Das wirkt stellenweise fast so, als würde er seine Farbenblindheit nur vortäuschen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das deine Absicht war.
- Manchmal hast du einige Worte vergessen (wie sich, er, etc.). Das passiert oft, wenn man an Sätzen sehr intensiv feilt und schließlich eine zufriedenstellende Variante gefunden hat - allerdings nur im Kopf. Solche fehlenden Wörter lassen sich aber leicht finden, wenn du deinen Text nochmal durchliest.
- Und was du mit den vielen * zwischendurch wolltest, kann ich mir auch nur vage vorstellen. Das ist in meinen Augen ein absolutes No-Go, und wenn ich das gleich gesehen hätte, hätte ich deinen Text gemieden. Was schade gewesen wäre, weil er mir inhaltlich und gut gefallen hat.

Auch sprachlich erzeugst du mit deinen oft gelungenen Formulierungen schöne Bilder und man kann sich gerade die von dir beschriebene Natur gut vorstellen.
Soweit das, trotz der Absätze, nachvollziehbar war, hast du auch die Zeitsprünge an guten Punkten gesetzt. Es gab keine Stelle, an der ich mir gewünscht hätte, länger oder kürzer in dieser Situation zu verweilen.

Alles in allem also ein toller Text mit einigen groben Fehlern, die sich aber leicht ausbügeln lassen, um ihn auch wirklich lesenswert zu machen. smile


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Cheyenne
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Beitrag28.04.2020 13:23

von Cheyenne
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Hallo Justadreamer,

deine Geschichte gefällt mir und ich habe sie gerne gelesen.
Allerdings dein Eingangssatz hat mich eher irritert als eingeführt. Am Anfang brauchte ich auch einige Momente, um mich in der Geschichte überhaupt einzufinden, aber nach dem etwas unklarem  Einstieg, begann eine schöne Erzählung und damit hattest du mich und ich wollte die Geschichte auch zu Ende lesen.
Ein paar Übergänge sind zu abrupt und unklar.

Eigentlich, dachte ich am Ende, jetzt könnte der Roman gerne weitergehen.

Liebe Grüße
Cheyenne


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Justadreamer
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Beitrag28.04.2020 17:49

von Justadreamer
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Hallo Cheyenne, Hallo Monster,


vielen Dank für eure Einschätzungen smile

Ich glaube, ich habe jetzt eine Vorstellung davon, was der Text bisher leistet und was noch verbessert werden muss - vielen Dank dafür.

Zitat:

 Dafür, dass er farbenblind ist, wird recht viel über Farben geredet

Da hast du Recht, das finde ich ebenfalls etwas störend. Ich habe diese Variante gewählt, weil ich nicht immer "aber unser Prota sieht´s natürlich nicht" schreiben wollte. Es muss wohl eine Balance gefunden werden, da ohne Farbbeschreibungen das ganze Werk in sich zusammenfällt.

Zitat:
Und was du mit den vielen * zwischendurch wolltest, kann ich mir auch nur vage vorstellen

In einer anderen Version schrieb ich immer:

Tropfen....
...um Tropfen

Da das auch mancherorts für Unmut sorgte, hab ich´s mal so probiert. Vielleicht erinnern die Sterne mit dem Inflektiv zu sehr an Comics/Handykommunikation, sodass es negativ konnotiert ist. Das verstehe ich und schaue mal, wie ich es schlussendlich machen werde smile

Zitat:

Es gab keine Stelle, an der ich mir gewünscht hätte, länger oder kürzer in dieser Situation zu verweilen.

Das freut mich sehr - da ja einige Stellen (wie z.B das gesamte Auswahlverfahren) komplett fehlen bzw nur nacherzählt werden.

Zitat:
Allerdings dein Eingangssatz hat mich eher irritert als eingeführt. Am Anfang brauchte ich auch einige Momente, um mich in der Geschichte überhaupt einzufinden


Ich glaube ebenfalls, dass der Einstieg im Moment noch die problematischste Stelle der Geschichte ist. Hier hat ja auch schon Kojote das "Erdloch" verständlicherweise missverstanden.



Ich werde mich nun mal an die Umsetzung eurer Vorschläge machen. Da ich mich im Moment noch nicht an ein größeres Projekt, wie einen Roman, heranwagen möchte, werde ich die Geschichte danach aber erst Mal ruhen lassen.
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a.no-nym
Klammeraffe
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Beitrag29.04.2020 16:16

von a.no-nym
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Justadreamer hat Folgendes geschrieben:

In einer anderen Version schrieb ich immer:

Tropfen....
...um Tropfen

Da das auch mancherorts für Unmut sorgte, hab ich´s mal so probiert. Vielleicht erinnern die Sterne mit dem Inflektiv zu sehr an Comics/Handykommunikation, sodass es negativ konnotiert ist. Das verstehe ich und schaue mal, wie ich es schlussendlich machen werde smile



Hallo Justadreamer,

ich habe das anders in Erinnerung: Bereits in der ersten hier geposteten Version (Du hast sie ja selbst verlinkt) hast Du bezüglich des "Tröpfelns" exakt die gleiche Formulierung wie hier in diesem Faden verwendet!

Hier zwei Zitate aus der älteren Version:
Zitat:
... trafen die durch das Licht opalglänzenden Kugeln auf dem Waldboden auf.

*tropf*

*tropf*

Zitat:
Nur diese erhabene Kreatur befand sich in der Reichweite seines Bogens.

*tropf*

*tropf*



Schon damals gab es eine ausgiebige Diskussion des Stilmittels, weil mehrere Kommentatoren das eher irritierend/störend fanden. Oder?

Freundliche Grüße
a.
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Justadreamer
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Alter: 26
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Beitrag29.04.2020 19:08

von Justadreamer
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Hallo anonym,


da brat mir doch einer...

Ich habe das nochmal nachgelesen und gebe dir zu 100% recht. Allerdings habe ich auch Recht, weil ich dieses "Tropfen.. um Tropfen" extra nochmal für diese Version abänderte, weil es in in einem pers. Gespräch kritisiert wurde Rolling Eyes

 Ich werde in der finalen Version das "Tropfen um Tropfen" nehmen, da mir pers. das besser gefällt - und damit den Fokus nicht mehr auf diesen Part setzen, da mir eine perfekte Lösung bis jetzt noch nicht gekommen ist Laughing

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit an der Stelle !

Liebe Grüße
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