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Fred K. Linden Wortedrechsler
Beiträge: 57 Wohnort: Stuttgart
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23.04.2020 23:31 Zeit zu dichten von Fred K. Linden
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Zeit zu dichten
Die Zeit zu dichten ist gekommen.
Vertreibt das schäbige Gestammel
aus Alltagssprache, Umgangsprosa
dahin, wo es in Dunkel und in Kälte
den miesesten der Prosalügner
gerade noch zum Überleben dient.
Das Schnitzel und das Bier
sollt Ihr in Versen ordern,
und fragt Euch einer nach dem Weg,
so gebt ihm Eure Antwort als Sonett.
Glaubt nicht mehr den Politikern
und den Beamten und nicht Euren Chefs:
Sie lügen Prosa und verströmen übel Ungereimtes;
zu schwach sind sie und zu bequem und zu verdorben,
Gedanken - so sie solche haben -
klar abzugrenzen, sie zu prüfen voller Skrupel
und dem, was sich als wahr und sauber strukturiert erweist,
die Form zu geben, die der Inhalt dann verdient.
Glaubt Eurem Arzt die Diagnose nur,
wenn er sie Euch in Jamben oder Daktylen vermittelt
oder zumindest doch als Limerick.
Mir selbst gelang es schon, ein wenig hin zum Guten zu verändern:
Mein Chef spricht, wenn er mit mir redet, meist gerappt,
und er hat auch gelernt zu akzeptieren,
daß ich die Anwendungsprogramme
in Cobol, Java, ja selbst die in C
(was doch recht schwierig sich erweist)
in wohlgesetzte Reime kleide.
Und abends les ich meiner Katze Rilke vor.
Weitere Werke von Fred K. Linden:
_________________ Das verstehst du noch nicht, sagten sie. Ich verstand.
- Fred K. Linden - |
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Justadreamer Leseratte
J Alter: 26 Beiträge: 196 Wohnort: Bayern
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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05.05.2020 01:06
von davidmuc
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Hallo Justadreamer,
erfrischend: Eben komische, aber eben nicht zu komische Lyrik zum Gernhaben stilsicher, ohne Scheiß. Nicht mehr und nicht weniger. Gern gelesen!
yournotheonlyone
David
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Fred K. Linden Wortedrechsler
Beiträge: 57 Wohnort: Stuttgart
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08.05.2020 00:21
von Fred K. Linden
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Hallo Dreamer,
danke für Deine Rückmeldung.
Dein Einwand wegen der Programmierung hat mir zunächst eingeleuchtet, und ich habe überlegt, wie ich die Stelle ändern könnte. Ein Medikamenten-Beipackzettel oder eine Gebrauchsanweisung, ein Gesetzestext oder eine Hausordnung - das alles sind ja tatsächlich (Prosa-)Texte, die sich mit entsprechenden Verrenkungen in Gedichtform pressen ließen. Das würde jeder nachvollziehen können. Aber auch ohne dass der Leser/Zuhörer jemals ein Rechnerprogramm gesehen hat, weiß er, dass so etwas in Gedichtform ein unmöglicher Quatsch ist - dazu braucht er sich nicht mit der Programmierung zu beschäftigen. Ich habe die Stelle so gelassen - sie soll ja die maximale Überspitzung der (Auf-)forderung zum Dichten darstellen.
Was Du mit dem Zauberlehrling meinst, verstehe ich allerdings nicht.
Liebe Grüße,
Manfred
_________________ Das verstehst du noch nicht, sagten sie. Ich verstand.
- Fred K. Linden - |
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