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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 04/2020
Feind; Freund

 
 
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Susanne2
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 503
NaNoWriMo: 53854



Beitrag03.04.2020 19:00
Feind; Freund
von Susanne2
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Feind

Gaby erwachte.
Sie öffnete die Augen, starrte ins Dunkle und registrierte im Sekundenbruchteil, dass sie zusammengeschnürt wie ein Paket in einem Behältnis lag, das viel zu klein war. Bei jeder Bewegung stieß sie irgendwo an - mit ihrem schmerzenden Kopf, ihren gefesselten Füßen und Händen in ihrem Rücken. In ihrem Mund steckte ein Knebel, die Lippen waren zusätzlich verklebt worden und sie konnte nur mühsam atmen. Bei jedweder Veränderung ihrer Lage schossen schmerzhafte Wellen durch ihren Körper.
Panik erfasste sie, sie wimmerte und wand sich, als sich die furchtbare Erkenntnis in ihr Bewusstsein stahl, dass sie in einer Kiste lag. Ihre Nase war verstopft, sie verschaffte sich mühsam Luft.
Was war passiert? Vage flogen Bilder von ihrer Joggingrunde auf sie zu. Allein auf weiter Flur im Park, am frühen Morgen, Kopfhörer aufgesetzt, ihre Lieblingsmusik lief. Ohne Vorwarnung umfasste sie jemand von hinten und presste ihr ein stinkendes Tuch über Mund und Nase. Und dann – nichts mehr!
Sie musste dem Teufel begegnet sein!
Es hatte doch kein Mensch einen Grund, sie zu entführen. Eine harmlose Philosophiestudentin, kaum Geld auf dem Konto. Was bezweckte der Kidnapper? Wer plante, sie zu quälen?
Die verbliebene Luft fühlte sich für sie nicht mehr wie ein Freund an, sondern wie ein Feind, der sie innerhalb kürzester Zeit vernichten würde. Mit jeder verstreichenden Minute fielen ihr die Bemühungen, zu atmen schwerer.
Der Kampf gestaltete sich als das Entsetzlichste, was Gaby in ihrem Leben je erlebt hatte - und er endete mit ihrem qualvollen, einsamen Tod, ohne dass sie seinen schrecklichen Grund erfasste.
 

Freund


Bernds Anspannung wuchs mit jeder Minute.
Laura bestimmte seine Gedankenwelt, von dem Moment an, als er ihr auf dem Kostümfest begegnete. Sie war seitdem nicht nur seine Freundin, sondern seine Seelenverwandte. Darum konnte er es kaum erwarten, um ihre Hand anzuhalten. Ihr Geburtstag schien ihm der richtige Zeitpunkt – der Tag war gekommen!
Seit dem frühen Morgen beschäftigte er sich mit den Vorbereitungen. Der Geburtstagstisch war gedeckt, es fehlten noch die Rosen, die er gerade besorgt hatte und nun dazu stellen wollte. Er schloss die Tür auf und eilte mit dem Rosenstrauß in die Küche, damit die wertvollen Blumen ins Wasser kamen. Er dekorierte sie in der Kristallvase, danach stellte er sie auf den Tisch, neben die Kerze.
Er trat zwei Schritte zurück, betrachtete zufrieden sein Werk. Nach einem kurzen Augenblick zündete er das Kerzenlicht an und trug es behutsam in das Nebenzimmer. Er platzierte das Lebenslicht auf einer mit einem Tischtuch bedeckten Kiste am Fenster.
Bernd faltete seine Hände, senkte den Kopf und betete mit lautlosen Worten. Er öffnete seine Augen und sein Blick fiel auf ein Zeitungsausschnitt, der wie vergessen auf dem Fensterbrett lag. Die Überschrift sprang ihm entgegen, die ihm eine Gänsehaut verursachte:

Junge Frau auf dem Fahrrad vom Auto überrollt – tot

Der ausgeschnittene Artikel stammte von vor sechs Jahren. Laura lebte nicht mehr.
Die Erkenntnis raubte ihm den Atem. Er wendete sich ab und rannte hinaus.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, klammerte er sich an die Hoffnung, dass Laura nur ihr Lebenslicht auspusten müsste. Dann konnte sie sich etwas wünschen, ihren Platzhalter in der Holzkiste einnehmen und mit Bernd endlich glücklich werden. Sie hatte viel Ähnlichkeit mit Laura gehabt.
Diesmal musste es klappen! Die Tränen verschleierten seinen Blick während er die Straße hinunterlief. Bei seiner Rückkehr sollte ihn Laura an der Tür empfangen. Er musste nur fest genug daran glauben.

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Bea H2O
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 180



Beitrag11.04.2020 20:47

von Bea H2O
Antworten mit Zitat

Ich finde es gut, dass versucht wurde, hier etwas Spannung zu erzeugen. Leider konnte ich in der Kürze nicht so gut mit den Charakteren mitfiebern. Ich fand es auch etwas schade, dass der zweite Blickwinkel so vorhersehbar war. Er hat den ersten Teil meiner Meinung nach eher ergänzt, statt eine neue Perspektive zu geben. Interessanter hätte ich es gefunden, wenn z.b. Freunde ihr nur einen Streich hätten spielen wollen.
Die Überschrift vom zweiten Teil fand ich da auch missführend. Wer ist denn hier der Freund?
Insgesamt aber gerne gelesen. Mit ein bisschen mehr Kreativität hätte es ein Favorit von mir werden können.
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Xeomer
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 36
Beiträge: 135
Wohnort: Xeothon


Beitrag11.04.2020 21:49

von Xeomer
Antworten mit Zitat

Der erste Part hat mir eine Gänsehaut verpasst. Echt gut geschrieben!



Diesen Part musste ich ganz oft wiederholen.
Zitat:
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, klammerte er sich an die Hoffnung, dass Laura nur ihr Lebenslicht auspusten müsste. Dann konnte sie sich etwas wünschen, ihren Platzhalter in der Holzkiste einnehmen und mit Bernd endlich glücklich werden. Sie hatte viel Ähnlichkeit mit Laura gehabt.


Bei den ersten zwei Durchgängen hab ich immer verstanden, dass Laura quasi nur Selbstmord begehen müsste, obwohl sie doch schon tot war.

Insgesamt gefällt es mir gut! Schöner Text.

Gruß,
Xeomer


_________________
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag12.04.2020 10:46

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Ein Plot für einen richtig bösen Serienkillerfilm!
Hat was. lol2


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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Gast







Beitrag12.04.2020 11:42

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

im Vergleich mit anderen Texten im Wettbewerb kommt dein Beitrag in meiner subjektiven Sicht nicht unter die Top-Ten, für die ich Punkte vergeben und auf die ich detaillierter eingehen möchte.

LG
DLurie
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Gast







Beitrag12.04.2020 15:04
Re: Feind; Freund
von Gast
Antworten mit Zitat

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:
...


Die Geschichte eines Mannes, dessen Freundin Laura durch einen Unfall umgekommen ist. Er versucht über den Verlust dadurch himwegzukommen, indem er eine Frau, die Laura ähnlich sieht, entführt und als Platzhalter Laura gefangen hält. In seiner gestörten Gedankenwelt wird Laura wieder zum Leben erwachen, wenn sie den Platz mit der Platzhalterin Gaby tauschen kann, es ist also der Mord an Gaby impliziert.

Die Vorgaben Begegnung und Gegnerschaft sind offensichtlich erfüllt. Wie in mehreren Anderen Einreichungen auch ist die Umsetzung der Doppelgeschichte hier auch durch den Perspektivwechsel der beiden Protagonisten - Bernd und Gaby - in derselben Szene realisiert.

Ausgestaltung: Anders als bei den meisten Anderen "Spiegelszenenumsetzungen" entfaltet sich die Geschichte erst durch das Lesen beider Texte. Der erste Text - Gaby's Martyrium - bleibt mysteriös und unaufgelöst; erst durch Bernd's Perspektive erfolgt die Auflösung. Eine gut gemachte Horrorgeschichte um einen geisteskranken Psychopathen. Obere Wertungshälfte, obwohl das genre so gar nicht mein Beuteschema ist!
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a.no-nym
Klammeraffe
A


Beiträge: 699



A
Beitrag12.04.2020 22:04

von a.no-nym
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

dies ist ein neutraler Kommentar, um später ggf. eine Bewertung vornehmen zu können.

Freundliche Grüße
a.
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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag13.04.2020 11:06

von Amarenakirsche
Antworten mit Zitat

Dieser Text hat es für mich nicht unter die Bepunkteten geschafft. Mir fehlt die Verbindung der beiden Stücke. Was hat die Frau im Kofferraum mit Laura zu tun? Ich dachte, die wäre bei einem Unfall verstorben? Und der Prota in Teil 2 lebt nach sechs Jahren immer noch mit der Illusion, dass er seine Freundin heiraten wird? Vielleicht habe ich zu wenig derartige Erfahrungen gemacht, aber das Ganze war für mich leider nicht nachvollziehbar. Tut mir leid.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag13.04.2020 15:12

von V.K.B.
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Hallo Inko,
oha, das ist doch schon ziemlich durchgeschallert. Jemand sucht seiner verstorbenen Freundin einen Ersatzkörper, und macht das nicht zum ersten Mal. Irgendwann muss es ja mal klappen. Themenvorgabe recht klar umgesetzt, Frage ist nur: Wird die Kiste wirklich auf verschiedene Art und Weise benutzt? Aber okay, lass ich gelten. Im ersten Text eine Todesfalle, im zweiten ein Symbol der Hoffnung (wenn auch trotzdem noch Mordinstrument).
Viel aus dem Wort BeGegnerIn rausgeholt, gefällt mir.

Ein paar kleine Unstimmigkeiten im ersten Text, wohl der Dramatik wegen. Tatsächlich ist der Tod durch Sauerstoffmangel (anders als Ersticken durch nicht mehr atmen können) nicht qualvoll, sondern höchstens die Zeit davon, wenn man seine Situation noch mitkriegt und begreifen kann (hauptsächlich Angst). Aber dann dürfte man langsam wegdämmern, einschlafen und nicht mehr aufwachen. Aber okay, es bleibt unklar, ob sie wirklich erst an Sauerstoffmangel stirbt, schließlich erwähnst du auch, dass ihre Nase verstopft ist (Erkältung?). Ansonsten fällt einem auch das Atmen nicht schwerer, wenn einem die Luft ausgeht. Man atmet ganz normal weiter, das Gehirn bekommt nur nicht mehr genug Sauerstoff, aber man merkt das nicht, bis man umkippt. Deshalb sind ja auch CO2-Pockets in Höhlen so heimtückisch, oder Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Selbst wenn man in einer solche Umgebung nicht fixiert ist, kann die einen schnell umbringen, weil man eben keine Atemnot verspürt und damit auch keine Notwendigkeit, sich schnellstens aus der Gefahrenzone zu begeben.

Ansonsten gerne gelesen,
Veith


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag15.04.2020 16:42

von Ribanna
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Ein Irrer und sein Opfer. Krimistimmung.
Gut gezeichnete Charaktere, atmosphärisch, handwerklich gut.
Das Thema erfüllt.
Das gefällt mir.


_________________
Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag15.04.2020 17:45

von d.frank
Antworten mit Zitat

Nach mehreren Anläufen hat mich wenigstens die Pointe noch ein bisschen überraschen können. Tut mir leid, das ist nicht meins, zu konstruiert, zu sehr an den Haaren herbeigezogen und nichts, das irgendwie nachhallen könnte, außer der ziemlich flache Horizont eines mutmaßlichen Serientäters.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Gast







Beitrag16.04.2020 16:40

von Gast
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Liebe/r Autor/in,

Du hast die Aufgabenstellung Nr. 2 – dasselbe Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen – gewählt und das vorgegebene Thema ist in beiden Texten erkennbar.

Die Geschichte liest sich aus meiner Sicht etwas verwirrend, und so richtig kann ich die Logik hinter Bernds Gedankenspiel nicht nachvollziehen. Vielleicht muss man das auch nicht bei einem Psychopathen, trotzdem hätte ich mir eine andere, "passendere" Erklärung für den Mord gewünscht.
Du hast Gabys Gedanken und Gefühle, vor allen Dingen auch das langsame Ersticken, eindringlich beschrieben, sodass ich ihr die Panik abkaufe. Was mich an diesem ersten Text ein wenig stört und für mein Empfinden sprachlich nicht so schön wirkt, ist die häufige Verwendung des Possessivpronomens.

LG Katinka
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.04.2020 11:09

von Jenni
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Das ist ja furchtbar. Also, inhaltlich furchtbar, eine Frau wacht im Sarg auf und stirbt, Perspektivwechsel auf ihren Mörder. Aber auch wie das erzählt ist, spricht mich nicht an. Offenbar soll das nur schocken, ohne (mir) irgendeinen Mehrwert zu bieten, und wozu soll ich die Perspektive des Mörders lesen, wenn daraus nicht mal eine Motivation deutlich wird, sondern nur: Psychopath. Sprachlich auch eher unerfreulich, das hätte es ja noch reißen können, eine sprachliche Originalität. Gefällt mir nicht, was anderes fällt mir dazu leider nicht ein.
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag17.04.2020 15:50

von holg
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Ich mag das nicht.
Zum einen, weil das so gar nicht mein Genre ist. Zum anderen, weil das zum größten teil Infodump ist, ohne den die ganze, sehr zweifelhafte Geschichte aber nicht funktionieren würde.

Ja, cool, dass im ersten teil die Geschichte und der Tod von Gaby auserzählt wird und im zweiten Teil eine ganz andere, nämlich die vom um seine Laura trauernden Bernd. Der Dreh, dass Gaby in der Kiste liegt und so weiter … ja, klar.
Ist halt nicht mein Genre.


_________________
Why so testerical?
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag17.04.2020 15:51

von Phenolphthalein
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Hallo Inkognito,

Ich bin leider nicht im Geschehen drin. Du beschreibst zwar, was deiner handlungstagenden Person widerfahren ist, aber das vermittelt mir der Erzähler.
In dieser Situation wäre es jedoch schöner gewesen, quasi selbst mitzuerleben, was da passiert, wie sie wieder zu sich kommt, wie sie erkennen muss, dass sie gefesselt wurde, oder dass ihr Kopf schmerzt. Das sind alles Dinge, die dynamischer funktionieren.
Doch auch jetzt muss ich wieder die Kurzgeschichtenkarte ziehen und auf die Wortbegrenzung achten und dafür ist es in Ordnung.
Was mir jedoch auch auffällt, dass du den Text mit der Wortwahl ein wenig überlädst und dadurch fast schon ins theatralische abgleitest. Das ist wie bei der jungen Frau, die sich den Handrücken an die Stirn hält und nur deshalb nicht umfällt, weil hinter ihr keiner steht, der sie auffangen wird.

Im zweiten Text solltest du auch auf die Gestaltung achten. Die gleichartigen Satzanfänge, wirken schnell wie eine Aufzählung, wie ein Prozess mit einer bestimmten Abfolge. Das mag, angesichts des Endes, sogar von dir beabsichtigt sein, aber es liest sich nicht wirklich spannend.

Ein Text, bei dem ich das handwerkliche außen vor lassen muss, wobei nicht so sehr wie bei dem Zehntausender. Letztlich für mich kein direkter Kandidat für Punkte.

Viele Grüße,

Pheno


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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hobbes
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Beitrag18.04.2020 19:47

von hobbes
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Oh dear. Zu viel von allem. Und die Gaby, nein, ich glaube ihr nicht, ich glaube diese ganze Szene nicht. Und dem Bernd glaube ich auch nicht.

Die Geschichte blicke ich auch nicht so richtig. Bernd liebte Laura, aber Laura ist tot, was er aber immer wieder verdrängt, bis er dann den Zeitungsartikel wieder sieht.

Und jetzt sucht er nach Laura-Platzhalterinnen, die er dann aber in eine Kiste sperrt? Und die Kiste im Bernd-Absatz ist die gleiche, in der Gaby drinsteckt? Falls das so ist, erklärt das viel von meiner Verwirrung, denn die Gaby-Kiste muss ja schon Sarg-Ausmaße haben, sonst würde sie ja nicht reinpassen. Wenn du aber von einer Kiste schreibst, dann denke ich da an etwas viel kleineres und bringe daher das eine nicht mit dem anderen zusammen.

Aber selbst wenn ich alles kapiert hätte, nun ja, dieser Text raubt mir leider nicht den Atem, was unter anderem auch daran liegt, dass "raubt mir den Atem" einer dieser Ausdrücke ist, die meiner Meinung nach mitsamt dem stockenden Atem in einer dunklen Kiste auf Nimmerwiedersehen verschwinden sollten.
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag18.04.2020 21:02

von Eliane
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Vorgaben:

Begegnung: ja
Gegner: ja
In: ja

Ort/Ereignis/Objekt: Selbes Ereignis, zwei Perspektiven.

Der Text hat gute Ansätze, teilweise mehr als nur gut (der Schlusssatz des zweiten Teils zum Beispiel). Er verspielt sie allerdings leider mit etwas holpriger Sprache und einigen Ungenauigkeiten und Wiederholungen, die nicht sein müssten. Beispiele:

Zitat:
In ihrem Mund steckte ein Knebel, die Lippen waren zusätzlich verklebt worden und sie konnte nur mühsam atmen. Bei jedweder Veränderung ihrer Lage schossen schmerzhafte Wellen durch ihren Körper.
Panik erfasste sie, sie wimmerte und wand sich, als sich die furchtbare Erkenntnis in ihr Bewusstsein stahl, dass sie in einer Kiste lag. Ihre Nase war verstopft, sie verschaffte sich mühsam Luft.
--> nicht nur das Wort, sondern auch das Inhaltliche des mühsamen Atmens wiederholt sich für meinen Geschmack zu sehr.

Zitat:
Er öffnete seine Augen und sein Blick fiel auf ein Zeitungsausschnitt, der wie vergessen auf dem Fensterbrett lag. Die Überschrift sprang ihm entgegen, die ihm eine Gänsehaut verursachte:

Wieso sollte ausgerechnet dieser Zeitungsschnipsel "wie vergessen" auf dem Fensterbrett liegen, wo man normalerweise keine Sachen aufbewahrt, obwohl er ihm so dermaßen wichtig ist? Außerdem stimmt die Grammatik z.T. nicht, es muss heißen "einen Zeitungsausschnitt", und der zweite Satz wäre mit einem "und" anstelle des Relativkonstruktes viel runder.

Achja: Wie gesagt ist der letzte Satz des zweiten Teils genial, der des ersten nimmt leider der ganzen Geschichte die Spannung, er springt aus der Perspektive von Gaby in eine neutrale Erzählperspektive und nimmt das Ende vorweg. Der Text würde deutlich gewinnen, wenn Du ihn weglassen würdest und damit offen bleibt, wie die Sache für Gaby ausgeht.

Punkte: Die Vorgaben sind präzise erfüllt, aber mit dem Text an sich tue ich mir schwer. Weiß noch nicht. Sorry.
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag19.04.2020 01:59
aw:
von lilli.vostry
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Hallo,

eine seltsame, verworrene Geschichte, halb Krimi und Psychodrama, in der eine
Person qualvoll erstickt - oder war es nur ein Albtraum?! Da der erste Satz lautet: Gaby erwacht.

Sie wird zum "Feind" für einen Mann, der durch einen Unfall seine Freundin verlor, wohl weil sie ihr zu ähnlich sah und er es nicht verarbeitet hat??
Warum sperrt er die andere Frau in eine Kiste?

Die Bezüge der beiden Texte erscheinen mir nicht plausibel und nicht
verständlich genug erzählt.

Grüße,
Lilli


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Susanne2
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Beitrag20.04.2020 06:35

von Susanne2
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Liebe KommentatorenInnen und PunktevergeberInnen,

vielen Dank für die Bereitschaft, sich mit meinem Text zu beschäftigen, ich habe einige gute Hinweise bekommen (danke!) und werde später noch darauf eingehen. Da jetzt das Wochenende vorbei ist, muss ich mich aber jetzt um meinen Brotjob kümmern, daher wird das noch einen Moment länger dauern.

Freundliche Grüße
Sanne


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Susanne2
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Beitrag20.04.2020 17:08

von Susanne2
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bea H2O hat Folgendes geschrieben:
Ich finde es gut, dass versucht wurde, hier etwas Spannung zu erzeugen. Leider konnte ich in der Kürze nicht so gut mit den Charakteren mitfiebern. Ich fand es auch etwas schade, dass der zweite Blickwinkel so vorhersehbar war. Er hat den ersten Teil meiner Meinung nach eher ergänzt, statt eine neue Perspektive zu geben. Interessanter hätte ich es gefunden, wenn z.b. Freunde ihr nur einen Streich hätten spielen wollen.
Die Überschrift vom zweiten Teil fand ich da auch missführend. Wer ist denn hier der Freund?
Insgesamt aber gerne gelesen. Mit ein bisschen mehr Kreativität hätte es ein Favorit von mir werden können.


Hallo Bea,

Vielen Dank für Deinen Kommentar und die Punkte (!), mal sehen, ob ich noch ein wenig Licht ins Dunkle bringen kann.

Begegnungen gab es genug (Gaby mit ihrem Mörder, Bernd mit Laura) - die Kiste als Element in beiden Teilen, Ein Mord ohne ersichtliches Motiv im ersten Teil, eine wahnwitzige Aktion als "Motiv" im zweiten Teil, weil Bernd meint, er könne seine Laura irgendwie zurückbekommen - eben echt (geistes)krank.

Doof - bis zum Schluss hatte ich noch überlegt, ob ich die beiden Teile tausche in der Reihenfolge. Leider habe ich es nicht mehr gemacht.
Im ersten Teil habe ich den Titel direkt im Text untergebracht  - im zweiten Teil ist Bernd ja der Freund von Laura und von deren Tod richtig aus der Bahn geworfen (was wohl niemand im Umfeld mitbekommt). Was nicht vorkam war die Tatsache, dass Bernd Möbelpacker ist, und ganz offen mit Kisten durch die Gegend spazieren kann. Das hätte ich vielleicht doch noch erwähnen sollen.

Meine Zielsetzung war in erster Linie eine Situation auf relativ kleinem Raum zu erschaffen, der aber mal gar nichts mit Corona zu tun hat.

Sinnlose Morde gibt es genügend auf der Welt, wenn auch nicht unbedingt in der unmittelbaren Nachbarschaft - die Motivation eines Mörders ist ja in jedem Fall nicht akzeptabel, also passt für mich noch am besten eine psychische Begründung. Es war also mehr aus dem Leben gegriffen, wie ich es durch die Medien erlebe, als total aus den Fingern gesogen.

Wenn ich nicht mit fantastischen Elementen spiele, dann fehlt mir tatsächlich die Kreativität, oder sie kommt zumindest sehr zu kurz.

Daran muss ich jedenfalls weiter arbeiten, den Kritikpunkt kann ich sehr gut nachempfinden.

Danke!

Freundliche Grüße
Sanne


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Susanne2
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Beitrag20.04.2020 17:24

von Susanne2
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Xeomer hat Folgendes geschrieben:
Der erste Part hat mir eine Gänsehaut verpasst. Echt gut geschrieben!



Diesen Part musste ich ganz oft wiederholen.
Zitat:
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, klammerte er sich an die Hoffnung, dass Laura nur ihr Lebenslicht auspusten müsste. Dann konnte sie sich etwas wünschen, ihren Platzhalter in der Holzkiste einnehmen und mit Bernd endlich glücklich werden. Sie hatte viel Ähnlichkeit mit Laura gehabt.


Bei den ersten zwei Durchgängen hab ich immer verstanden, dass Laura quasi nur Selbstmord begehen müsste, obwohl sie doch schon tot war.

Insgesamt gefällt es mir gut! Schöner Text.

Gruß,
Xeomer


Hallo Xeomer,

WOW - bei Dir ist mein Geschreibsel aber richtig gut gelandet, das freut mich wirklich sehr!

Vielen Dank für Deine positive Rückmeldung und die vielen (!) Punkte!

Dafür, dass ich den Text in der Zeit dreimal komplett umgestellt und neu formuliert habe - bin ich froh, dass er bei Dir so gut angekommen ist.
Ja, die Laura ist schon seit Jahren tot, Bernd versucht mit allen Mitteln, sie sich zurückzuholen. Dass er dabei immer wieder ein anderes unschuldiges Opfer tötet, hat er im Grunde nicht mal begriffen.

Danke und freundliche Grüße von
Sanne


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Beitrag20.04.2020 17:30

von Susanne2
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Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Ein Plot für einen richtig bösen Serienkillerfilm!
Hat was. lol2


Hallo Lapidar,

dankeschön!

So war das gedacht!
Dexter und seine Mordmotivation wäre sicher noch unglaubwürdiger rübergekommen. Ich versuche mich ja gerne immer mal an kurzen Texten, wobei ich eigentlich mehr auf längere Texte stehe, die man entwickeln kann, Wendungen einbauen etc.

An ein Drehbuch habe ich mich auch noch nicht herangetraut. Laughing

Aber ist auch eine Option.

Danke für Deinen Kommentar und die Federn!

Freundliche Grüße
Sanne


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