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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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02.04.2020 14:14 Das Monster im Schacht von 51MONSTER2
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Draußen tobte ein Sturm. Die Dachbalken des alten Holzhauses knarrten und die Wände trotzten dem Wind mit angestrengtem Ächzen. Obwohl die Fenster fest verrammelt waren, klapperten die Läden von außen gegen die Scheiben, und gelegentlich, wenn es aus bestimmten Richtungen stürmte, fegte ein Luftstoß durch das dunkle Haus.
Nur der Kamin, dessen Flammen von gelegentlichen Windstößen empor gepeitscht wurden, spendete ein wenig Licht. Das Knacken und Knistern der glühenden Holzscheite vermengte sich mit dem Heulen des Windes und dem unaufhörlich prasselnden Regen. Seit Stunden schlug er von außen auf Dach und Wände ein, unwillens, das Haus am Waldrand stehen zu lassen.
Den Alten, der in seinem Sessel vor dem Kamin saß, kümmerte das kaum. Sein Gesicht und der lange, graue Bart waren das einzige, was über einer Decke hervorlugte. Trotz seines Alters war er robust, wie das Haus, stämmig und unverwüstlich. Sie beide, das Haus und er, waren schon eine Ewigkeit hier. Und würden auch diesen Sturm überstehen. Während er dem trommelnden Takt der Regentropfen lauschte, rief er sich das in Erinnerung.
Er hoffte nur, dass das auch für den Rest seines kleinen Hofs galt. Für den Hühnerstall, den er als junger Bursche mit seinem Vater aufgebaut hatte. Damals war ein ganz ähnlicher Sturm über das Land gefegt und hatte den Neubau nötig gemacht.
Zwar hing sein sentimentales Gemüt an dem Hühnerstall, doch so wichtig wie die alte Scheune war er nicht. Seine gesamte Ernte war darin aufbewahrt, abzüglich der wenigen Säcke, die er ins Haus geschafft hatte. Sollte die Scheune einstürzen und seine Ernte fortgeweht werden, würde ihm ein so harter Winter bevorstehen, wie er ihn seit über zwanzig Jahren nicht mehr erlebt hatte.
Natürlich sorgte er sich auch um seinen Brunnen. Wenn er ehrlich zu sich war, machte er ihm sogar mehr Sorgen als alles andere. Hühner würde er im Frühling wieder kaufen können. Essen ließ sich rationieren und im Wald sammeln, das hatte er schon einmal geschafft. Doch wenn der Brunnen dem Sturm erliegen sollte …
Er lauschte. Knarrte das Dachgestell des Brunnens? Verlor es bereits die ersten Schindeln? Obwohl er das in all dem Getöse unmöglich ausmachen konnte, lauschte er weiter dem heulenden Wind. Und glaubte ein anderes Geheul darin zu hören. Wütend. Ängstlich. Aufgeregt. Voller Panik.
Beruhigt lehnte er sich zurück und lauschte wieder dem Regen.
Er fuhr aus dem Schlaf hoch. Lautes Bersten war an seine Ohren gedrungen. Die Glut im Kamin war fast erloschen, doch der Sturm tobte unverändert weiter. Dann hörte er einen lauten Knall, berstendes Holz, zersplitternde Bretter und das aufgeregte Gackern seiner Hühner, das vom Wind davon getragen wurde. Ein wenig benommen erhob er sich, streifte die Decke ab und stellte sich vor den Kamin. Langsam belebten Sorge und Wärme seine müden, ächzenden Glieder, und er legte weiteres Holz ins Feuer, das er mit einem Schürhaken von Neuem anfachte. Mit diesem in der Hand nahm er eine windgeschützte Öllampe vom Sims, entzündete sie und machte sich zur Haustür auf.
Im flackernden Lichtschein seiner Laterne schien das ganze Haus zu wanken, in wechselnde Richtungen zu schwanken und ihm näher zu kommen, nur, um sich sofort wieder von ihm zu entfernen. An der Tür angekommen schnürte er seine Stiefel, zog sich einen dicken Kapuzenmantel über und packte entschlossen Schürhaken und Laterne. Er stellte sich vor die Tür und lauschte.
Das panische Geheul im Wind hatte einen schmerzerfüllten Unterton bekommen. War es verletzt? Aufgeregt riss er die Tür auf.
Sofort schlug der Sturm sie kraftvoll gegen die Wand. Beim Vorbeirauschen hätte sie ihn beinah getroffen, doch stattdessen wurde er in eine Regenwoge getaucht, die ihn wie eine Ozeanwelle durchnässte. Er keuchte und schnappte nach Luft. Seine waagerecht im Wind hängende Öllampe zerrte an seinem Arm. Ohne den Versuch zu unternehmen, die Tür hinter sich zuzuziehen, stemmte er sich gegen den Wind und hob schützend den Arm vor das Gesicht. Dann stapfte er Schritt für Schritt vorwärts.
Der Regen fiel in so dichten Schleiern herab, dass er die Sicht auf den nächtlichen Hof fast vollständig vernebelte. Die Lampe klapperte aufgeregt im Wind und den Schürhaken nutzte er wie einen Wanderstock, den er auf der Suche nach Halt im aufgeweichten Erdboden vergrub.
Schließlich tauchte vor ihm der Brunnen auf. Der Sturm hatte seine Überdachung abgerissen und sie fortgetragen – den vorangegangenen Geräuschen nach zu urteilen war sie in den Hühnerstall gekracht. Scheinbar hatte das Holzgerüst dabei einige Steine der Brunnenmauer gelöst, die zumindest teilweise in die Tiefe gestürzt sein mussten. Er ergriff die Mauerkante und lugte vorsichtig nach unten.
Blutunterlaufene, rotgeäderte Augen blickten zu ihm herauf. Spitze, doch mittlerweile gelbe Zähne schienen in der Dunkelheit der Tiefe förmlich zu leuchten. Ein Wimmern drang herauf.
Mit einiger Mühe hievte er die Laterne, an der der Sturm zerrte, über die Brunnenöffnung. Ihr Schein fiel den Schacht hinab auf ein stachelbewehrtes Gestell, das in zwei Metern Tiefe die Innenwand säumte. Weit darunter stand es.
Die roten Augen und gelben Zähne waren Teil eines wild dreinblickenden Gesichts. Eine platte Nase mit riesigen Höhlen schnaubte. Von der Stirn, auf der eine große Platzwunde prangte, bis zum Kinn war das gesamte Gesicht von dichtem Haar umrahmt, auch wenn sich die Gestalt im Brunnen einiges davon ausgerissen oder Haare verloren hatte.
Der Alte senkte die Laterne und ihr Schein fiel auf den verkümmerten, fellbewachsenen Körper. Es war riesig, weit größer als ein Mensch, doch die eindrucksvollen Muskeln, die es vor all diesen Jahren gehabt hatte, waren merklich geschwunden. Mit den Armen umklammerte es zitternd seinen Oberkörper. Wie beim Kopf war auch am Torso die Vorderseite völlig haarlos, der Rest dafür von dichtem Fell bewachsen. An zahllosen Stellen waren alte Narben zu sehen, die es sich zweifellos bei seinen vielen Ausbruchsversuchen an dem Stachelgestell zugezogen haben musste, das der Alte kurz nach der Ankunft seines unfreiwilligen Gasts in den Brunnen gebaut hatte.
Er wusste noch genau, wie aufgeregt er gewesen war – beim Sturz hatte sich das Ungetüm ein Bein derart gebrochen, dass es wochenlang reglos im Brunnen gelegen hatte. Wenn er die Lampe an eine bestimmte Position schwenkte, konnte er auch jetzt noch die Stelle erkennen, an der die Knochen völlig schief zusammengewachsen waren. Damals hatte er natürlich nicht gewusst, wie viel Zeit ihm blieb, um das Stachelgestell zu fertigen, und er hatte Tag und Nacht damit verbracht, altes Metall zu einem Ring aus spitzen Gegenständen zu schmieden.
Der letzte Ausbruchsversuch war lange her. Vermutlich hatte es sich inzwischen an seine Lage gewöhnt, glaubte der Alte. Wahrscheinlich gefiel es ihm sogar im Brunnen. Es war ihm seit Jahren ein guter Zuhörer gewesen, und immer, wenn es seinen besonders schweren Sorgen gelauscht hatte, hatte er es sich nicht nehmen lassen, ein zusätzliches Ei oder Stück altes Brot hinabzuwerfen.
Doch die Platzwunde an der Stirn des Ungetüms sorgte ihn sehr. Fast so sehr wie die im Sturm wankenden Reste der Brunnenmauer. Sollte sie vollständig hinabstürzen, könnte es davon erschlagen werden.
Er schaute es eindringlich an. Blickte tief in die roten, kränklichen Augen dieses Gesichts, auf das seit Jahren kein Sonnenlicht mehr geschienen hatte. Konnte er dem Ungetüm trauen? Hatte er es mit seiner Haltung nicht gefügig gemacht? Hatte es nicht geduldig allem gelauscht, was er ihm erzählt hatte? Waren sie in all den Jahren nicht sogar so etwas wie Freunde geworden?
»Kann ein solches …«, murmelte er, »… Monster … jemals wirkliche Vernunft lernen?« Sacht griff er mit dem Schürhaken nach dem Stachelgestell, als ob er es aus der Fassung und aus dem Brunnen ziehen wollte. Das Ungetüm grunzte aufgeregt. Es fuchtelte mit den Händen herum, als ob es ihn anspornen wollte. In seinem flehenden Blick lag ein Hauch von Dankbarkeit, doch als er den Haken wieder fortzog, verfinsterte sich sein Gesicht. »Dir wird schon nichts geschehen«, dachte der Alte und drehte sich um. Er wollte sich gerade wieder auf den Weg zum Haus machen, als ihn eine mächtige Sturmbö erfasste und umwarf. Seine Laterne zerschellte klirrend auf dem verschlammten Boden, und hinter sich hörte er das Grollen der herabfallenden Brunnenmauersteine. Darauf folgten dumpfe Schläge, lautes Schmerzgeheul und das Aufplatschen schwerer Brocken im Wasser.
Eilig sprang er auf und blickte in das Loch, das einmal der Brunnen gewesen war. Das Ungetüm lag reglos am Boden und war teilweise von Trümmern bedeckt. Nach kurzem Zaudern packte er mit dem Schürhaken das Stachelgestell und zerrte es aus dem Brunnen heraus. Als es neben ihm im Schlamm lag, schaute er nach unten. Nichts geschah.
»Na los!«, brüllte er. »Du kannst raus! Ich rette dich!« Das Ungetüm regte sich noch immer nicht.
Er stützte sich auf den verbleibenden Mauerrest und schaute in die Tiefe. »Steh auf und komm hoch!«, brüllte er. »Steh endlich auf, du verdammtes Monster!«
Da löste sich der glitschige Stein, auf dem er sich abstützte, und fiel in den Brunnen hinab. Er wankte, fand auf dem matschigen Boden keinen Halt und stürzte hinterher. Als er auf den Steinen am Grund auftraf, durchzuckte ein stechender Schmerz seinen Unterschenkel, und er schrie gequält auf.
Unten im Brunnen war es sehr viel stiller, als er erwartet hatte. Außerdem war es stockdunkel und das Wasser war eiskalt. Nur seine Hand lag auf etwas Weichem. Dem Fell des Ungetüms.
Die ohnehin schlechte Sicht vor seinen Augen verschwamm. »Ich darf hier unten nicht sterben«, keuchte er. Doch als er versuchte aufzustehen, spürte er, dass er in dem Arm, auf dem er lag, keinerlei Gefühl mehr hatte. Er konnte nur mit dem Kopf auf der Seite daliegen und die reglose Silhouette seines langjährigen Gasts betrachten. Seines Zuhörers. Seines einzigen Freundes.
»Kannst du uns nicht retten?«, flüsterte er. »Du kannst doch sicher diese Wände hinaufklettern, mit mir im Arm.« Er lächelte bei der Vorstellung und schaute verträumt in das dunkle Gesicht.
Da blickten die beiden roten Augen zurück. Ein Jubelgefühl durchfuhr den Alten. »Du lebst!«, sagte er schwach. »Du lebst! Wir sind gerettet! Na los, steh auf und bring uns hier raus!«
Tatsächlich hob das Ungetüm den Arm. Doch statt sich aufzurichten oder ihm aufzuhelfen, legte es seine raue, nasse Hand auf eine Gesichtshälfte des seitlich liegenden Alten. Der genoss die unerwartete, wenn auch äußerst grobe Streicheleinheit und seufzte zufrieden, während über ihnen leise der Sturm heulte und der Regen in den Schacht hinabfiel.
Die Hand ruhte länger auf dem Gesicht des Alten als ihm lieb war. »Ich hab genug«, sagte er freundlich. Doch es zog sie nicht zurück. »Es reicht«, sagte er nachdrücklich. Sein Gast enthüllte seine gelben, spitzen Zähne zu einem Zähnefletschen. »Lass mich!«, brüllte er panisch. Die Hand drückte immer stärker auf seine Schläfe und allmählich fürchtete er, dass sein Kopf zerbersten könnte. Doch in den Augen seines Peinigers sah er keinerlei Verständnis oder Mitleid; nur zufriedene Genugtuung.
Er schrie und das letzte, was er hörte, war das Knacken seines Schädels.
Weitere Werke von 51MONSTER2:
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Gast
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02.04.2020 15:59 Re: Das Monster im Schacht von Gast
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Hi 51MONSTER2
jetzt klärt sich auch dein Nickname
Gerne gelesen!
Ich habe mir mal den ersten Teil vorgenommen und ein paar Anmerkungen direkt in den Text geschrieben. Vielleicht kannst Du was davon gebrauchen.
LG
DLurie
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Draußen tobte ein Sturm. Die Dachbalken des alten Holzhauses knarrten und die Wände trotzten dem Wind mit angestrengtem Ächzen. Obwohl die Fenster fest verrammelt waren, klapperten die Läden von außen gegen die Scheiben, und gelegentlich, wenn es aus bestimmten Richtungen stürmte, fegte ein Luftstoß durch das dunkle Haus.
Nur der Kamin, dessen Flammen von gelegentlichen (vielleicht vereinzelten um die Wiederholung von gelegentlich zu vermeiden) Windstößen empor gepeitscht wurden, spendete ein wenig Licht. Das Knacken und Knistern der glühenden Holzscheite vermengte sich mit dem Heulen des Windes und dem unaufhörlich prasselnden Regen. Seit Stunden schlug er von außen auf Dach und Wände ein, unwillens, das Haus am Waldrand stehen zu lassen. (als wolle er das Haus hinwegfegen??)
Den Alten, der in seinem Sessel vor dem Kamin saß, kümmerte das kaum. Sein Gesicht und der lange, graue Bart waren das einzige, was über einer Decke hervorlugte. Trotz seines Alters war er robust, wie das Haus, stämmig und unverwüstlich. Sie beide, das Haus und er, waren schon eine Ewigkeit hier. Und würden auch diesen Sturm überstehen. Während er dem trommelnden Takt der Regentropfen lauschte, rief er sich das (der Bezug ist mir nicht ganz klar, was genau ruft er sich in Erinnerung?) in Erinnerung. Er hoffte nur, dass das (wie oben unklarer Bezug) auch für den Rest seines kleinen Hofs galt. Für den Hühnerstall, den er als junger Bursche mit seinem Vater aufgebaut hatte. Damals war ein ganz ähnlicher Sturm über das Land gefegt und hatte den Neubau nötig gemacht.
Zwar hing sein sentimentales Gemüt an dem Hühnerstall, doch so wichtig wie die alte Scheune war er nicht. Seine gesamte Ernte war darin aufbewahrt, abzüglich der wenigen Säcke, die er ins Haus geschafft hatte. Sollte die Scheune einstürzen und seine Ernte fortgeweht werden, würde ihm ein so harter Winter bevorstehen, wie er ihn seit über zwanzig Jahren nicht mehr erlebt hatte.
Natürlich sorgte er sich auch um seinen Brunnen. Wenn er ehrlich zu sich war, machte er ihm sogar mehr Sorgen als alles andere. Hühner würde er im Frühling wieder kaufen können. Essen ließ sich rationieren und im Wald sammeln, das hatte er schon einmal geschafft. Doch wenn der Brunnen dem Sturm erliegen sollte …
Er lauschte. Knarrte das Dachgestell des Brunnens? Verlor es bereits die ersten Schindeln? Obwohl er das in all dem Getöse unmöglich ausmachen konnte, lauschte er weiter dem heulenden Wind. Und glaubte (,) ein anderes Geheul darin zu hören. Wütend. Ängstlich. Aufgeregt. Voller Panik.
Beruhigt lehnte er sich zurück und lauschte wieder dem Regen. (er lauscht vielleicht ein bisschen viel im letzten Absatz)
Er fuhr aus dem Schlaf hoch. Lautes Bersten war an seine Ohren gedrungen. Die Glut im Kamin war fast erloschen, doch der Sturm tobte unverändert weiter. Dann hörte er einen lauten Knall, berstendes Holz, zersplitternde Bretter und das aufgeregte Gackern seiner Hühner, das vom Wind davon getragen wurde. Ein wenig benommen erhob er sich, streifte die Decke ab und stellte sich vor den Kamin. Langsam belebten Sorge und Wärme seine müden, ächzenden Glieder (Wärme ja, Sorge eher nicht) , und er legte weiteres Holz ins Feuer, das er mit einem Schürhaken von Neuem anfachte. Mit diesem in der Hand nahm er eine windgeschützte Öllampe vom Sims, entzündete sie und machte sich zur Haustür auf.
Im flackernden Lichtschein seiner Laterne schien das ganze Haus zu wanken, in wechselnde Richtungen zu schwanken und ihm näher zu kommen, nur, um sich sofort wieder von ihm zu entfernen. An der Tür angekommen schnürte er seine Stiefel, zog sich einen dicken Kapuzenmantel über und packte entschlossen Schürhaken und Laterne. Er stellte sich vor (an?? er ist ja noch drinnen) die Tür und lauschte.
Das panische Geheul im Wind hatte einen schmerzerfüllten Unterton bekommen (klang jetzt schmerzerfüllt??) . War es verletzt? Aufgeregt riss er die Tür auf.
Sofort schlug der Sturm sie kraftvoll gegen die Wand. Beim Vorbeirauschen hätte sie ihn beinah getroffen, doch stattdessen wurde er in eine Regenwoge getaucht, die ihn wie eine Ozeanwelle durchnässte. Er keuchte und schnappte nach Luft. Seine waagerecht im Wind hängende Öllampe zerrte an seinem Arm. Ohne den Versuch zu unternehmen, die Tür hinter sich zuzuziehen, stemmte er sich gegen den Wind und hob schützend den Arm vor das Gesicht. Dann stapfte er Schritt für Schritt vorwärts.
Der Regen fiel in so dichten Schleiern herab, dass er die Sicht auf den nächtlichen Hof fast vollständig vernebelte. Die Lampe klapperte aufgeregt im Wind und den Schürhaken nutzte er wie einen Wanderstock, den er auf der Suche nach Halt im aufgeweichten Erdboden vergrub.
Schließlich tauchte vor ihm der Brunnen auf. Der Sturm hatte seine Überdachung abgerissen und sie fortgetragen – den vorangegangenen Geräuschen nach zu urteilen (vermutlich...) war sie in den Hühnerstall gekracht. Scheinbar hatte das Holzgerüst dabei einige Steine der Brunnenmauer gelöst, die zumindest teilweise in die Tiefe gestürzt sein mussten. Er ergriff die Mauerkante und lugte vorsichtig nach unten.
Blutunterlaufene, rotgeäderte (ist das nicht doppelt gemoppelt?) Augen blickten zu ihm herauf. Spitze, doch mittlerweile gelbe Zähne schienen in der Dunkelheit der Tiefe förmlich zu leuchten. (leuchteten in der Dunkelheit??)
Ein Wimmern drang herauf.
Mit einiger Mühe hievte er die Laterne, an der der Sturm zerrte, über die Brunnenöffnung. Ihr Schein fiel den Schacht hinab auf ein stachelbewehrtes Gestell, das in zwei Metern Tiefe die Innenwand säumte. Weit darunter stand es.
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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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03.04.2020 10:29
von 51MONSTER2
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Hallo DLurie,
vielen Dank für deine ausführliche Detailkorrektur der ersten Hälfte, das hat mir sehr weiter geholfen und ich habe das meiste übernommen. Wenn dir danach ist, würde ich mich natürlich auch über eine ähnlich genaue Korrektur der zweiten Hälfte freuen - ab einem gewissen Punkt fällt es mir nämlich immer schwer, weitere Unschönheiten und Fehler selbst zu sehen.
Zitat: | jetzt klärt sich auch dein Nickname |
Da muss ich dich leider enttäuschen. Das sowohl im Titel dieser Geschichte als auch in meinem Nickname das Wort "Monster" auftaucht, ist reiner Zufall - aber er hat eine sehr einleuchtende Bedeutung, versprochen!
Ich würde mich freuen, wenn du da noch ein wenig ausführlicher werden könntest.
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silke-k-weiler Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 748
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03.04.2020 11:08
von silke-k-weiler
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Hallo,
mir hat die Kurzgeschichte auch gut gefallen. Ich finde, Du erzeugst eine schöne Atmosphäre und es fällt mir nicht schwer, mich darauf einzulassen.
DLuries Anmerkungen möchte ich mich anschließen, dazu noch zwei, drei Dinge, die mir aufgefallen sind (ich glaube, das mit der Tür haben wir jetzt doppelt).
Im flackernden Lichtschein seiner Laterne schien das ganze Haus zu wanken, in wechselnde Richtungen zu schwanken und ihm näher zu kommen, nur, um sich sofort wieder von ihm zu entfernen. An der Tür angekommen schnürte er seine Stiefel, zog sich einen dicken Kapuzenmantel über und packte entschlossen Schürhaken und Laterne. Er stellte sich vor die Tür und lauschte.
Das panische Geheul im Wind hatte einen schmerzerfüllten Unterton bekommen. War es verletzt? Aufgeregt riss er die Tür auf.
Die erste blau markierte Stelle empfinde ich als verwirrend, weil sie suggeriert, er stehe draußen vor der Tür. Es genügt zu schreiben: Er lauschte an der Tür o.ä.
Zur zweiten blau markierten Stelle: Trotz des Titels und der Sorgen, die er sich um seinen Brunnen macht, stutze ich hier kurz. Meint er, das Haus könne verletzt sein? Der Gedanke ergibt sich für mich vor allem aus der Kombination mit der fast lebendigen Beschreibung des Hauses in den Zeilen davor. (Schwanken etc.)
Eine platte Nase mit riesigen Höhlen schnaubte.
Den Begriff "Höhle" kennt man im Zusammenhang mit Nase zwar (Stichwort Nebenhöhlen), aber ich weiß nicht, ob man dem Vieh bis in die Nebenhöhlen gucken kann. Ich würde vielleicht eher von Nüstern oder ganz profan von "Nasenlöchern" sprechen. Oder diese etwas näher spezifizieren "langgezogene Nasenlöcher" oder "riesige" o.ä.
Der Alte senkte die Laterne und ihr Schein fiel auf den verkümmerten, fellbewachsenen Körper. Es war riesig, weit größer als ein Mensch, doch die eindrucksvollen Muskeln, die es vor all diesen Jahren gehabt hatte, waren merklich geschwunden.
Hier stört mich etwas die Reihenfolge der Bilder, die Du in mir erzeugst. Ich lese verkümmert und habe sofort eine Art Skizze im Kopf, einen Umriss, in den ich dann den nächsten Hinweis auf das Äußere (Es war riesig, weit größer als ein Mensch) nicht rein bekomme. Wie so ein Sortierspiel, in dem ich einen Stein habe, der nicht durch die Öffnung passt, weil die zu klein ist. Ich würde "verkümmert" streichen und gleich beschreiben, dass das Geschöpf riesig ist, aber nur noch ein Schatten seiner selbst usw. "Verkümmert" passt hier für mich nicht.
Er schrie und das letzte, was er hörte, war das Knacken seines Schädels.
Ich überlege gerade, ob man den letzte Satz streichen kann. "Zufriedene Genugtuung" ist ein schönes Schlusswort aus Monstersicht. Der obige Satz hat so ein bisschen was von Standard. Liest man relativ häufig und ich glaube, ich neige auch dazu, ihn zu verwenden. (Das letzte was er/sie ________________ <hier bitte Verb eintragen: hören, sehen, fühlen, spüren>, war das ___________________ <hier bitte Geräusch eintragen: Knacken, Bersten, Brechen, Reißen> sein(es)/ihr(er/es) ___________________ <hier bitte Körperteil eintragen: Schädel, Beins, Rippen, Bauchdecke>)
Danke für die Geschichte und viele Grüße
Silke
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Stoleti Gänsefüßchen
Alter: 43 Beiträge: 36 Wohnort: Wilder Süden
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03.04.2020 12:14
von Stoleti
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Gefällt mir!
Lustigerweiße sitzt am Beginn der Geschichte, an der ich noch feile, auch ein 'Monster' in einem Brunnenschacht
Und darum habe ich über den Begriff 'Monster' auch schon etwas nachgedacht. Ich würde es hier 'Kreatur' oder so nennen, da es ja nicht das Böse ist. Eher ein Opfer, das zum Schluss noch seine Rache bekommt und dann vermutlich doch stirbt. Oder du erzählst, wie es 'damals' den Rest seiner Familie oder sonstwen getötet hat. Dann ist es wieder ein Monster.
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Orochi Neko Leseratte
Beiträge: 113 Wohnort: Hängematte
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03.04.2020 12:36
von Orochi Neko
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Stoleti hat Folgendes geschrieben: |
Ich würde es hier 'Kreatur' oder so nennen, da es ja nicht das Böse ist. Eher ein Opfer, das zum Schluss noch seine Rache bekommt und dann vermutlich doch stirbt. Oder du erzählst, wie es 'damals' den Rest seiner Familie oder sonstwen getötet hat. Dann ist es wieder ein Monster. |
Dem stimme ich zu.Es hatte ja nicht versucht den Mann zu erreichen, um ihn zu töten. Aber,wie Stoleti schon angemerkt hat, wenn du in die Geschichte noch einbaust, dass es nur seine Rache nimmt,würde der Begriff Monster
nicht mehr passen.
Wenn du aber noch einbaust, dass es aubgrund tief böse ist, dann passt der Begriff Monster wieder.
Es kommt darauf an was du jetzt daraus machst.
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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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03.04.2020 13:09
von 51MONSTER2
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silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: | Hallo,
mir hat die Kurzgeschichte auch gut gefallen. Ich finde, Du erzeugst eine schöne Atmosphäre und es fällt mir nicht schwer, mich darauf einzulassen. |
Danke Ein schönes Feedback für den allgemeinen Eindruck.
silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
Das panische Geheul im Wind hatte einen schmerzerfüllten Unterton bekommen. War es verletzt? Aufgeregt riss er die Tür auf.
Zur blau markierten Stelle: Trotz des Titels und der Sorgen, die er sich um seinen Brunnen macht, stutze ich hier kurz. Meint er, das Haus könne verletzt sein? Der Gedanke ergibt sich für mich vor allem aus der Kombination mit der fast lebendigen Beschreibung des Hauses in den Zeilen davor. (Schwanken etc.)
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Schön, dass du die Beschreibung des Hauses als lebendig empfunden hast. Das ist durchaus gewollt.
Ich würde an dieser Stelle ungern die genauere Bezeichnung "Ungetüm" verraten - denkst du, es würde genügen, es kursiv zu schreiben?
silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
Eine platte Nase mit riesigen Höhlen schnaubte.
Den Begriff "Höhle" kennt man im Zusammenhang mit Nase zwar (Stichwort Nebenhöhlen), aber ich weiß nicht, ob man dem Vieh bis in die Nebenhöhlen gucken kann. Ich würde vielleicht eher von Nüstern oder ganz profan von "Nasenlöchern" sprechen. Oder diese etwas näher spezifizieren "langgezogene Nasenlöcher" oder "riesige" o.ä.
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Danke für den Hinweis, ich hab "eine platte, breite Nase" draus gemacht.
silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
Der Alte senkte die Laterne und ihr Schein fiel auf den verkümmerten, fellbewachsenen Körper. Es war riesig, weit größer als ein Mensch, doch die eindrucksvollen Muskeln, die es vor all diesen Jahren gehabt hatte, waren merklich geschwunden.
Hier stört mich etwas die Reihenfolge der Bilder, die Du in mir erzeugst. Ich lese verkümmert und habe sofort eine Art Skizze im Kopf, einen Umriss, in den ich dann den nächsten Hinweis auf das Äußere (Es war riesig, weit größer als ein Mensch) nicht rein bekomme. Wie so ein Sortierspiel, in dem ich einen Stein habe, der nicht durch die Öffnung passt, weil die zu klein ist. Ich würde "verkümmert" streichen und gleich beschreiben, dass das Geschöpf riesig ist, aber nur noch ein Schatten seiner selbst usw. "Verkümmert" passt hier für mich nicht.
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Danke, das kann ich gut nachvollziehen. Ich hab "verkümmert" jetzt einfach gestrichen - die geschwundenen Muskeln sollten das schon ausreichend veranschaulichen.
silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
Er schrie und das letzte, was er hörte, war das Knacken seines Schädels.
Ich überlege gerade, ob man den letzte Satz streichen kann. "Zufriedene Genugtuung" ist ein schönes Schlusswort aus Monstersicht. Der obige Satz hat so ein bisschen was von Standard. Liest man relativ häufig und ich glaube, ich neige auch dazu, ihn zu verwenden. (Das letzte was er/sie ________________ <hier bitte Verb eintragen: hören, sehen, fühlen, spüren>, war das ___________________ <hier bitte Geräusch eintragen: Knacken, Bersten, Brechen, Reißen> sein(es)/ihr(er/es) ___________________ <hier bitte Körperteil eintragen: Schädel, Beins, Rippen, Bauchdecke>)
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Danke für diese unterhaltsame und aufschlussreiche Erläuterung Ja, der Satz ist tatsächlich ein bisschen ausgelutscht. Allerdings möchte ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass das Monster ihn am Leben lässt. Ansonsten finde ich den Vorschlag, den letzten Satz einfach zu streichen, gut. Hm...
Stoleti hat Folgendes geschrieben: |
Gefällt mir!
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Danke! Kannst du das an etwas Bestimmtem festmachen?
Stoleti hat Folgendes geschrieben: |
Und darum habe ich über den Begriff 'Monster' auch schon etwas nachgedacht. Ich würde es hier 'Kreatur' oder so nennen, da es ja nicht das Böse ist. Eher ein Opfer, das zum Schluss noch seine Rache bekommt und dann vermutlich doch stirbt. Oder du erzählst, wie es 'damals' den Rest seiner Familie oder sonstwen getötet hat. Dann ist es wieder ein Monster.
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Orochi Neko hat Folgendes geschrieben: |
Dem stimme ich zu.Es hatte ja nicht versucht den Mann zu erreichen, um ihn zu töten. Aber,wie Stoleti schon angemerkt hat, wenn du in die Geschichte noch einbaust, dass es nur seine Rache nimmt,würde der Begriff Monster
nicht mehr passen.
Wenn du aber noch einbaust, dass es aubgrund tief böse ist, dann passt der Begriff Monster wieder.
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Danke - auf diese Kommentare hatte ich ein bisschen gehofft.
Dazu zwei Anmerkungen:
Selbst der Erzähler bezeichnet das Ungetüm im Brunnen an keiner Stelle als Monster. Nur der Alte im direkten Dialog.
Am Ende sind beide im Brunnen - auf wen sich das "Monster" im Titel bezieht, könnt ihr euch ja vielleicht denken.
Ich freu mich tatsächlich sehr, dass mein "Plan" funktioniert hat. Meine persönliche Zielsetzung war es, eine Geschichte zum Thema Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung zu schreiben. Dass euch der Begriff Monster zu denken gibt, ist für mich ein gutes Feedback, dass das geklappt hat.
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Orochi Neko Leseratte
Beiträge: 113 Wohnort: Hängematte
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03.04.2020 13:14
von Orochi Neko
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Immer wieder gern.
Gruß Orochi Neko
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Gast
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03.04.2020 13:17 Re: Das Monster im Schacht von Gast
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Hi 51MONSTER2
das entwickelt sich zu einer produktiven Zusammenarbeit zwischen uns.
Ich kann mich Silkes Gesamteinschätzung anschließen: Du erzeugst Atmosphäre und Spannung. Ich bleibe dran, obwohl das nicht gerade mein Genre ist.
Mein Senf zur zweiten Hälfte.
LG
Dlurie
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: |
Die roten Augen und gelben Zähne waren Teil eines wild dreinblickenden Gesichts. (vielleicht einfach: Was für eine wilde Fratze! Die Augen und Zähne hast du ja bereits erwähnt und das sie Teil des Gesichts sind…)
Eine platte Nase mit riesigen Höhlen schnaubte.(siehe Silkes Anmerkungen. denen ich mich anschließe)
Von der Stirn, auf der eine große Platzwunde prangte, bis zum Kinn war das gesamte Gesicht von dichtem Haar umrahmt, auch wenn sich die Gestalt im Brunnen einiges davon ausgerissen oder Haare verloren hatte.
Der Alte senkte die Laterne und ihr Schein fiel auf den verkümmerten, fellbewachsenen Körper. Es war riesig, weit größer als ein Mensch, doch die eindrucksvollen Muskeln, die es vor all diesen noch vor Jahren gehabt hatte, waren merklich geschwunden. Mit den Armen umklammerte es zitternd seinen Oberkörper. Wie beim Kopf war auch am Torso die Vorderseite völlig haarlos, der Rest dafür von dichtem Fell bewachsen. An zahllosen Stellen waren alte Narben zu sehen, die es sich zweifellos bei seinen vielen Ausbruchsversuchen an dem Stachelgestell zugezogen haben musste, das der Alte kurz nach der Ankunft seines unfreiwilligen Gasts in den Brunnen gebaut hatte.
Er wusste noch genau, wie aufgeregt er gewesen war – beim Sturz hatte sich das Ungetüm ein Bein derart gebrochen, so dass es wochenlang reglos im Brunnen gelegen hatte. Wenn er die Lampe an eine bestimmte Position schwenkte, konnte er auch jetzt noch die Stelle erkennen, an der die Knochen völlig schief zusammengewachsen waren. Damals hatte er natürlich nicht gewusst, wie viel Zeit ihm blieb, um das Stachelgestell zu fertigen, und er hatte Tag und Nacht damit verbracht, altes Metall zu einem Ring aus spitzen Gegenständen zu schmieden.
Der letzte Ausbruchsversuch war lange her. Vermutlich hatte es sich inzwischen an seine Lage gewöhnt, (mit seiner Lage abgefunden??)
glaubte der Alte. Wahrscheinlich gefiel es ihm sogar im Brunnen. Es war ihm seit Jahren ein guter Zuhörer gewesen, und immer, wenn es seinen besonders schweren Sorgen gelauscht hatte, hatte er es sich nicht nehmen lassen, ein zusätzliches Ei oder Stück altes Brot hinabzuwerfen.
Doch die Platzwunde an der Stirn des Ungetüms sorgte ihn sehr. Fast so sehr wie die im Sturm wankenden Reste der Brunnenmauer. Sollte sie vollständig hinabstürzen, könnte es davon erschlagen werden.
Er schaute es eindringlich an. Blickte tief in die roten, kränklichen Augen dieses Gesichts, auf das seit Jahren kein Sonnenlicht mehr geschienen hatte. Konnte er dem Ungetüm trauen? Hatte er es mit seiner Haltung nicht gefügig gemacht? Hatte es nicht geduldig allem gelauscht, was er ihm erzählt hatte? Waren sie in all den Jahren nicht sogar so etwas wie Freunde geworden?
»Kann ein solches …«, murmelte er, »… Monster … jemals wirkliche Vernunft lernen?« (War ein solches Monster überhaupt zu Gefühlen wie Freundschaft fähig??)
Sacht griff er mit dem Schürhaken nach dem Stachelgestell, als ob er es aus der Fassung und aus dem Brunnen ziehen wollte. Das Ungetüm grunzte aufgeregt. Es fuchtelte mit den Händen herum, als ob es ihn anspornen wollte. In seinem flehenden Blick lag ein Hauch von Dankbarkeit, doch als er den Haken wieder fortzog, verfinsterte sich sein Gesicht. »Dir wird schon nichts geschehen«, dachte der Alte und drehte sich um. Er wollte sich gerade wieder auf den Weg zum Haus machen, als ihn eine mächtige Sturmbö erfasste und umwarf. Seine Laterne zerschellte klirrend auf dem verschlammten Boden, und hinter sich hörte er das Grollen der herabfallenden Brunnenmauersteine. Darauf folgten dumpfe Schläge, lautes Schmerzgeheul und das Aufplatschen schwerer Brocken im Wasser.
Eilig sprang er auf und blickte in das Loch, das einmal der Brunnen gewesen war. Das Ungetüm lag reglos am Boden und war teilweise von Trümmern bedeckt. Nach kurzem Zaudern packte er mit dem Schürhaken das Stachelgestell und zerrte es aus dem Brunnen heraus. Als es neben ihm im Schlamm lag, schaute er nach unten. Nichts geschah.
»Na los!«, brüllte er. »Du kannst raus! Ich rette dich!« Das Ungetüm regte sich noch immer nicht.
Er stützte sich auf den verbleibenden Mauerrest und schaute in die Tiefe. »Steh auf und komm hoch!«, brüllte er. »Steh endlich auf, du verdammtes Monster!«
Da löste sich der glitschige Stein, auf dem er sich abstützte, und fiel in den Brunnen hinab. Er wankte, fand auf dem matschigen Boden keinen Halt und stürzte hinterher. Als er auf den Steinen am Grund auftraf, durchzuckte ein stechender Schmerz seinen Unterschenkel, und er schrie gequält auf.
Unten im Brunnen war es sehr viel stiller, als er erwartet hatte. Außerdem war es stockdunkel und das Wasser war eiskalt. Nur seine Hand lag auf etwas Weichem. Dem Fell des Ungetüms.
Die ohnehin schlechte Sicht vor seinen Augen verschwamm. »Ich darf (will??)hier unten nicht sterben«, keuchte er. Doch als er versuchte aufzustehen, spürte er, dass er in dem Arm, auf dem er lag, keinerlei Gefühl mehr hatte. Er konnte nur mit dem Kopf auf der Seite daliegen und die reglose Silhouette seines langjährigen Gasts betrachten. Seines Zuhörers. Seines einzigen Freundes.
»Kannst du uns nicht retten?«, flüsterte er. »Du kannst doch sicher diese Wände hinaufklettern, mit mir im Arm.« Er lächelte bei der Vorstellung und schaute verträumt in das dunkle Gesicht.(lächeln und verträumt passt irgendwie nicht)
Da blickten die beiden roten Augen zurück. Ein Jubelgefühl durchfuhr den Alten. »Du lebst!«, sagte er schwach. »Du lebst! Wir sind gerettet! Na los, steh auf und bring uns hier raus!«
Tatsächlich hob das Ungetüm den Arm. Doch statt sich aufzurichten oder ihm aufzuhelfen, legte es seine raue, nasse Hand auf eine Gesichtshälfte des seitlich liegenden Alten. Der genoss die unerwartete, wenn auch äußerst grobe (für mich sind Streicheleinheiten per se nicht äußerst grob Streicheleinheit und seufzte zufrieden, während über ihnen leise der Sturm heulte und der Regen in den Schacht hinabfiel.
Die Hand ruhte länger auf dem Gesicht des Alten als ihm lieb war. »Ich hab genug«, sagte er freundlich. Doch es zog sie nicht zurück. »Es reicht«, sagte er nachdrücklich. Sein Gast enthüllte seine gelben, spitzen Zähne zu einem Zähnefletschen. »Lass mich!«, brüllte er panisch. Die Hand drückte immer stärker auf seine Schläfe und allmählich fürchtete er, dass sein Kopf zerbersten könnte. Doch in den Augen seines Peinigers sah er keinerlei Verständnis oder Mitleid; nur zufriedene Genugtuung.
Er schrie und das letzte, was er hörte, war das Knacken seines Schädels.
(hört man das wirklich noch?)
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silke-k-weiler Klammeraffe
Alter: 49 Beiträge: 748
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03.04.2020 16:15
von silke-k-weiler
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51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
Das panische Geheul im Wind hatte einen schmerzerfüllten Unterton bekommen. War es verletzt? Aufgeregt riss er die Tür auf.
Zur blau markierten Stelle: Trotz des Titels und der Sorgen, die er sich um seinen Brunnen macht, stutze ich hier kurz. Meint er, das Haus könne verletzt sein? Der Gedanke ergibt sich für mich vor allem aus der Kombination mit der fast lebendigen Beschreibung des Hauses in den Zeilen davor. (Schwanken etc.)
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Schön, dass du die Beschreibung des Hauses als lebendig empfunden hast. Das ist durchaus gewollt.
Ich würde an dieser Stelle ungern die genauere Bezeichnung "Ungetüm" verraten - denkst du, es würde genügen, es kursiv zu schreiben? |
Mehr sollte an dieser Stelle auf gar keinen Fall verraten werden, da gebe ich Dir vollkommen recht. Außer mir hat sich zwar keiner an diesem Satz gestoßen, aber ich frage mich, ob man ihn auch streichen könnte. Das überlasse ich Deinem Empfinden. Wobei die übrigen Hinweise völlig ausreichen, dass ich mir die Frage stelle, wem seine Sorge gilt. Sorge belebt seine Glieder, der schmerzerfüllte Unterton des Windes, seine Aufregung ... all diese kleinen Spuren machen mich neugierig, sodass es diese direkte Frage "War es verletzt?" hier vielleicht gar nicht braucht.
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
Er schrie und das letzte, was er hörte, war das Knacken seines Schädels.
Ich überlege gerade, ob man den letzte Satz streichen kann. "Zufriedene Genugtuung" ist ein schönes Schlusswort aus Monstersicht. Der obige Satz hat so ein bisschen was von Standard. Liest man relativ häufig und ich glaube, ich neige auch dazu, ihn zu verwenden. (Das letzte was er/sie ________________ <hier bitte Verb eintragen: hören, sehen, fühlen, spüren>, war das ___________________ <hier bitte Geräusch eintragen: Knacken, Bersten, Brechen, Reißen> sein(es)/ihr(er/es) ___________________ <hier bitte Körperteil eintragen: Schädel, Beins, Rippen, Bauchdecke>)
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Danke für diese unterhaltsame und aufschlussreiche Erläuterung Ja, der Satz ist tatsächlich ein bisschen ausgelutscht. Allerdings möchte ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass das Monster ihn am Leben lässt. Ansonsten finde ich den Vorschlag, den letzten Satz einfach zu streichen, gut. Hm... |
"Hm" trifft es ganz gut. Ich habe mir das Ende noch einmal ohne diesen Satz durchgelesen und es fehlt mir doch etwas. Anderer Vorschlag: Der Mann leistet noch ein wenig Gegenwehr, seine Kräfte erlahmen bald und er sucht in den Augen des Wesens verzweifelt nach Mitleid oder Verständnis. Voller Grauen begreift er, dass alles, was er sieht, nur zufriedene Genugtuung ist.
So wie sich die Situation entwickelt, hätte ich auch ohne den Satz nicht angenommen, dass der Alte glimpflich davonkommt.
Viele Grüße
Silke
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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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05.04.2020 08:37 Re: Das Monster im Schacht von 51MONSTER2
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Zitat: | Ich kann mich Silkes Gesamteinschätzung anschließen: Du erzeugst Atmosphäre und Spannung. Ich bleibe dran, obwohl das nicht gerade mein Genre ist.
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Danke für deine Meinung Atmosphäre und Spannung sind schöne Komplimente.
Zitat: |
Mein Senf zur zweiten Hälfte.
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Danke! Abgesehen von einem Absatz, bei dem meine Absicht ganz grundsätzlich an dir vorbeigegangen zu sein scheint, habe ich fast alles übernommen.
Dem hier:
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: |
Er wusste noch genau, wie aufgeregt er gewesen war – beim Sturz hatte sich das Ungetüm ein Bein derart gebrochen, so dass es wochenlang reglos im Brunnen gelegen hatte. Wenn er die Lampe an eine bestimmte Position schwenkte, konnte er auch jetzt noch die Stelle erkennen, an der die Knochen völlig schief zusammengewachsen waren. Damals hatte er natürlich nicht gewusst, wie viel Zeit ihm blieb, um das Stachelgestell zu fertigen, und er hatte Tag und Nacht damit verbracht, altes Metall zu einem Ring aus spitzen Gegenständen zu schmieden.
Der letzte Ausbruchsversuch war lange her. Vermutlich hatte es sich inzwischen an seine Lage gewöhnt, (mit seiner Lage abgefunden??)
glaubte der Alte. Wahrscheinlich gefiel es ihm sogar im Brunnen. Es war ihm seit Jahren ein guter Zuhörer gewesen, und immer, wenn es seinen besonders schweren Sorgen gelauscht hatte, hatte er es sich nicht nehmen lassen, ein zusätzliches Ei oder Stück altes Brot hinabzuwerfen.
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Das ist der Wendepunkt; dort, wo sich die Wahrnehmung des Lesers von der Selbstwahrnehmung des Alten lösen sollte. Deshalb sind hier einige Begrifflichkeiten drin, die betonen, dass es sich um keine objektive Einschätzung, sondern die Gedanken des Alten handelt. Ich hätte Sorge, dass dieser Wahrnehmungswechsel beim Leser (oder bei manchen Lesern) nicht stattfindet, wenn ich das ändere.
silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: |
Ich würde an dieser Stelle ungern die genauere Bezeichnung "Ungetüm" verraten - denkst du, es würde genügen, es kursiv zu schreiben?
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Mehr sollte an dieser Stelle auf gar keinen Fall verraten werden, da gebe ich Dir vollkommen recht. Außer mir hat sich zwar keiner an diesem Satz gestoßen, aber ich frage mich, ob man ihn auch streichen könnte. Das überlasse ich Deinem Empfinden. Wobei die übrigen Hinweise völlig ausreichen, dass ich mir die Frage stelle, wem seine Sorge gilt. Sorge belebt seine Glieder, der schmerzerfüllte Unterton des Windes, seine Aufregung ... all diese kleinen Spuren machen mich neugierig, sodass es diese direkte Frage "War es verletzt?" hier vielleicht gar nicht braucht.
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Danke für deine detaillierte Erläuterung. Ich habe eine ganze Weile überlegt und mich entschieden, es kursiv zu machen. Letztendlich finde ich irgendwie keine Lösung, die einer anderen deutlich überlegen wäre.
silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben: |
"Hm" trifft es ganz gut. Ich habe mir das Ende noch einmal ohne diesen Satz durchgelesen und es fehlt mir doch etwas. Anderer Vorschlag: Der Mann leistet noch ein wenig Gegenwehr, seine Kräfte erlahmen bald und er sucht in den Augen des Wesens verzweifelt nach Mitleid oder Verständnis. Voller Grauen begreift er, dass alles, was er sieht, nur zufriedene Genugtuung ist.
So wie sich die Situation entwickelt, hätte ich auch ohne den Satz nicht angenommen, dass der Alte glimpflich davonkommt.
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Ein Gerangel am Ende würde für mich die Sache ehrlich gesagt zu sehr in die Länge ziehen. Außerdem gefällt mir, dass er dem Ungetüm am Ende wehrlos ausgeliefert ist - wenn er sich wehren würde (auch erfolglos), würde dieses Gefühl der Wehrlosigkeit meiner Meinung nach verloren gehen.
Ich habe den Schlusssatz aber jetzt einfach gekürzt auf "Er schrie." Ich denke, das ist eindeutig und nicht so klischeebelastet wie der ursprüngliche.
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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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05.04.2020 08:37
von 51MONSTER2
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Draußen tobte ein Sturm. Die Dachbalken des alten Holzhauses knarrten und die Wände trotzten dem Wind mit angestrengtem Ächzen. Obwohl die Fenster fest verrammelt waren, klapperten die Läden von außen gegen die Scheiben, und manchmal fegte ein Luftstoß durch das dunkle Haus.
Nur der Kamin, dessen Flammen von gelegentlichen Windböen empor gepeitscht wurden, spendete ein wenig Licht. Das Knacken und Knistern der glühenden Holzscheite vermengte sich mit dem Heulen des Windes und dem unaufhörlich prasselnden Regen. Seit Stunden schlug er von außen auf Dach und Wände ein, als ob er das Haus am Waldrand niederreißen wollte.
Den Alten, der in seinem Sessel vor dem Kamin saß, kümmerte das kaum. Sein Gesicht und der lange, graue Bart waren das einzige, was über einer Decke hervorlugte. Trotz seines Alters war er robust, wie das Haus, stämmig und unverwüstlich. Sie beide, das Haus und er, waren schon eine Ewigkeit hier. Und würden auch diesen Sturm überstehen. Das rief er sich beständig in Erinnerung, während er dem trommelnden Takt der Regentropfen lauschte.
Er hoffte nur, dass auch der Rest seines kleinen Hofs dieses Unwetter überstehen würde. Wie der Hühnerstall, den er als junger Bursche mit seinem Vater aufgebaut hatte. Damals war ein ähnlicher Sturm über das Land gefegt, der den Neubau nötig gemacht hatte.
Zwar hing sein sentimentales Gemüt an dem Hühnerstall, doch so wichtig wie die alte Scheune war er nicht. Seine gesamte Ernte war darin aufbewahrt, abzüglich der wenigen Säcke, die er ins Haus geschafft hatte. Sollte die Scheune einstürzen und seine Ernte fortgeweht werden, würde ihm ein so harter Winter bevorstehen wie er ihn seit über zwanzig Jahren nicht mehr erlebt hatte.
Natürlich sorgte er sich auch um seinen Brunnen. Wenn er ehrlich zu sich war, machte er ihm sogar mehr Sorgen als alles andere. Hühner würde er im Frühling wieder kaufen können. Essen ließ sich rationieren und im Wald sammeln, das hatte er schon einmal geschafft. Doch wenn der Brunnen dem Sturm erliegen sollte …
Er horchte. Knarrte das Dachgestell des Brunnens? Verlor es bereits die ersten Schindeln? Obwohl er das in all dem Getöse unmöglich ausmachen konnte, lauschte er weiter dem heulenden Wind. Und glaubte ein anderes Geheul darin zu hören. Wütend. Ängstlich. Aufgeregt. Voller Panik.
Beruhigt lehnte er sich zurück und hörte wieder dem Regen zu.
Er fuhr aus dem Schlaf hoch. Lautes Bersten war an seine Ohren gedrungen. Die Glut im Kamin war fast erloschen, doch der Sturm tobte unverändert weiter. Dann hörte er einen lauten Knall, brechendes Holz, zersplitternde Bretter und das aufgeregte Gackern seiner Hühner, das vom Wind davon getragen wurde. Ein wenig benommen erhob er sich, streifte die Decke ab und stellte sich vor den Kamin. Langsam belebte seine Sorge seine müden, ächzenden Glieder, und er legte weiteres Holz ins Feuer, das er mit einem Schürhaken von Neuem anfachte. Mit diesem in der Hand nahm er eine windgeschützte Öllampe vom Sims, entzündete sie und machte sich zur Haustür auf.
Im flackernden Lichtschein seiner Laterne schien das ganze Haus zu wanken, in wechselnde Richtungen zu schwanken und ihm näher zu kommen, nur, um sich sofort wieder von ihm zu entfernen. An der Tür angekommen schnürte er seine Stiefel, zog sich einen dicken Kapuzenmantel über und packte entschlossen Schürhaken und Laterne. Er stellte sich an die Tür und horchte.
Das panische Geheul im Wind hatte einen schmerzerfüllten Unterton bekommen. War es verletzt? Aufgeregt riss er die Tür auf.
Sofort schlug der Sturm sie kraftvoll gegen die Wand. Beim Vorbeirauschen hätte sie ihn beinah getroffen, doch stattdessen wurde er in eine Regenwoge getaucht, die ihn wie eine Ozeanwelle durchnässte. Er keuchte und schnappte nach Luft. Seine waagerecht im Wind hängende Öllampe zerrte an seinem Arm. Ohne den Versuch zu unternehmen, die Tür hinter sich zuzuziehen, stemmte er sich gegen den Wind und hob schützend den Arm vor das Gesicht. Dann stapfte er Schritt für Schritt vorwärts.
Der Regen fiel in so dichten Schleiern herab, dass er die Sicht auf den nächtlichen Hof fast vollständig vernebelte. Die Lampe klapperte im Wind und den Schürhaken nutzte er wie einen Wanderstock, den er auf der Suche nach Halt im aufgeweichten Erdboden vergrub.
Schließlich tauchte vor ihm der Brunnen auf. Der Sturm hatte seine Überdachung abgerissen und sie fortgetragen – vermutlich war sie in den Hühnerstall gekracht. Scheinbar hatte das Holzgerüst dabei einige Steine der Brunnenmauer gelöst, die teilweise in die Tiefe gestürzt sein mussten. Er ergriff die Mauerkante und lugte vorsichtig nach unten.
Rotgeäderte Augen blickten zu ihm herauf. Ein Mund voller spitzer, mittlerweile gelber Zähne war in der Dunkelheit deutlich zu sehen.
Mit einiger Mühe hievte er die Laterneüber die Brunnenöffnung. Ihr Schein fiel den Schacht hinab auf ein stachelbewehrtes Gestell, das in zwei Metern Tiefe die Innenwand säumte. Weit darunter stand es.
Die roten Augen und gelben Zähne waren Teil eines wild dreinblickenden Gesichts. Eine platte, breite Nase schnaubte. Von der Stirn, auf der eine große Platzwunde prangte, bis zum Kinn war das gesamte Gesicht von dichtem Haar umrahmt, auch wenn sich die Gestalt im Brunnen einiges davon ausgerissen hatte.
Der Alte senkte die Laterne und ihr Schein fiel auf den fellbewachsenen Körper. Es war riesig, weit größer als ein Mensch, doch die eindrucksvollen Muskeln, die es vor all diesen Jahren noch gehabt hatte, waren merklich geschwunden. Mit den Armen umklammerte es zitternd seinen Oberkörper. Wie beim Kopf war auch am Torso die Vorderseite völlig haarlos, der Rest aber von dichtem Fell bewachsen. An zahllosen Stellen waren alte Narben zu sehen, die es sich zweifellos bei seinen vielen Ausbruchsversuchen an dem Stachelgestell zugezogen haben musste, das der Alte kurz nach der Ankunft seines unfreiwilligen Gasts in den Brunnen gebaut hatte.
Er wusste noch genau, wie aufgeregt er gewesen war – beim Sturz hatte sich das Ungetüm ein Bein gebrochen, sodass es wochenlang reglos im Brunnen gelegen hatte. Wenn er die Lampe an eine bestimmte Position schwenkte, konnte er auch jetzt noch die Stelle erkennen, an der die Knochen völlig schief zusammengewachsen waren. Damals hatte er natürlich nicht gewusst, wie viel Zeit ihm blieb, um das Stachelgestell zu fertigen, und er hatte Tag und Nacht damit verbracht, altes Metall zu einem Ring aus spitzen Gegenständen zu schmieden.
Der letzte Ausbruchsversuch war lange her. Vermutlich hatte es sich inzwischen an seine Lage gewöhnt, glaubte der Alte. Wahrscheinlich gefiel es ihm sogar im Brunnen. Es war ihm seit Jahren ein guter Zuhörer, und immer, wenn es seinen schweren Sorgen gelauscht hatte, hatte er es sich nicht nehmen lassen, ein zusätzliches Ei oder Stück altes Brot hinabzuwerfen.
Doch die Platzwunde an der Stirn des Ungetüms sorgte ihn sehr. Fast so sehr wie die im Sturm wankenden Reste der Brunnenmauer. Sollte sie vollständig hinabstürzen, könnte es davon erschlagen werden.
Er schaute es eindringlich an. Blickte tief in die roten, kränklichen Augen dieses Gesichts, auf das seit Jahren kein Sonnenlicht mehr geschienen hatte. Konnte er dem Ungetüm trauen? Hatte er es gefügig gemacht? Hatte es nicht geduldig allem gelauscht, was er ihm erzählt hatte? Waren sie in all den Jahren nicht sogar so etwas wie Freunde geworden?
»Ist ein solches …«, murmelte er, »… Monster … überhaupt lernfähig?« Sacht griff er mit dem Schürhaken nach dem Stachelgestell, als ob er es aus der Fassung und aus dem Brunnen ziehen wollte. Das Ungetüm grunzte aufgeregt. Es fuchtelte mit den Händen herum, als ob es ihn anspornen wollte. In seinem flehenden Blick lag ein Hauch von Dankbarkeit, doch als er den Haken wieder fortzog, verfinsterte sich sein Gesicht. »Dir wird schon nichts geschehen«, dachte der Alte und drehte sich um. Er wollte sich gerade wieder auf den Weg zum Haus machen, als ihn eine mächtige Sturmbö erfasste und umwarf. Seine Laterne zerschellte klirrend auf dem verschlammten Boden, und hinter sich hörte er das Grollen der herabfallenden Brunnenmauersteine. Darauf folgten dumpfe Schläge, lautes Schmerzgeheul und das Aufplatschen schwerer Brocken im Wasser.
Eilig sprang er auf und blickte in das Loch, das einmal der Brunnen gewesen war. Das Ungetüm lag reglos am Boden und war teilweise von Trümmern bedeckt. Nach kurzem Zaudern packte er mit dem Schürhaken das Stachelgestell und zerrte es aus dem Brunnen heraus. Als es neben ihm im Schlamm lag, schaute er nach unten. Nichts geschah.
»Na los!«, brüllte er. »Du kannst raus! Ich rette dich!« Das Ungetüm regte sich noch immer nicht.
Er stützte sich auf den verbleibenden Mauerrest und schaute in die Tiefe. »Steh auf und komm hoch!«, brüllte er. »Steh endlich auf, du verdammtes Monster!«
Da löste sich der glitschige Stein, auf dem er sich abstützte, und fiel in den Brunnen hinab. Er wankte, fand auf dem matschigen Boden keinen Halt und stürzte hinterher. Als er auf den Steinen am Grund auftraf, durchzuckte ein stechender Schmerz seinen Unterschenkel, und er schrie gequält auf.
Unten im Brunnen war es sehr viel stiller, als er erwartet hatte. Außerdem war es stockdunkel und das Wasser war eiskalt. Nur seine Hand lag auf etwas Weichem. Dem Fell des Ungetüms.
Seine ohnehin schlechte Sicht verschwamm. »Ich darf hier unten nicht sterben«, keuchte er. Doch als er versuchte aufzustehen, spürte er, dass er in dem Arm, auf dem er lag, keinerlei Gefühl mehr hatte. Er konnte nur mit dem Kopf auf der Seite daliegen und die reglose Silhouette seines langjährigen Gasts betrachten. Seines Zuhörers. Seines einzigen Freundes.
»Kannst du uns nicht retten?«, flüsterte er. »Du kannst doch sicher diese Wände hinaufklettern, mit mir im Arm.« Bei der Vorstellung lächelte er verträumt und schaute in Richtung des dunklen Gesichts.
Da blickten die beiden roten Augen zurück. Ein Jubelgefühl durchfuhr den Alten. »Du lebst!«, sagte er schwach. »Du lebst! Wir sind gerettet! Na los, steh auf und bring uns hier raus!«
Tatsächlich hob das Ungetüm den Arm. Doch statt sich aufzurichten oder ihm aufzuhelfen, legte es seine raue, nasse Hand auf eine Gesichtshälfte des Alten. Der genoss die unerwartete, wenn auch äußerst grobe Streicheleinheit und seufzte zufrieden, während über ihnen leise der Sturm heulte und der Regen in den Schacht hinabfiel.
Die Hand ruhte länger auf dem Gesicht des Alten als ihm lieb war. »Ich hab genug«, sagte er freundlich. Doch es zog sie nicht zurück. »Es reicht«, sagte er nachdrücklich. Sein Gast enthüllte seine gelben, spitzen Zähne zu einem Zähnefletschen. »Lass mich!«, brüllte er panisch. Die Hand drückte immer stärker auf seine Schläfe und allmählich fürchtete er, dass sein Kopf zerbersten könnte. Doch in den Augen seines Peinigers sah er keinerlei Verständnis oder Mitleid; nur zufriedene Genugtuung.
Er schrie.
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Stoleti Gänsefüßchen
Alter: 43 Beiträge: 36 Wohnort: Wilder Süden
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05.04.2020 09:18
von Stoleti
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Mir gefällt die Atmosphäre, die du erzeugst Da weiß ich sofort: Ich wollte nicht dabei sein. Klingt auch ohne das Ungetüm schon bedrohlich.
Hab es mir noch einmal durchgelesen und mir sind noch ein paar Sachen aufgefallen.
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Obwohl die Fenster fest verrammelt waren, klapperten die Läden von außen gegen die Scheiben, und manchmal fegte ein Luftstoß durch das dunkle Haus. |
Die Läden klappern eher gegen den Rahmen, nicht die Glasscheiben.
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Doch die Platzwunde an der Stirn des Ungetüms sorgte ihn sehr. Fast so sehr wie die im Sturm wankenden Reste der Brunnenmauer. |
So ein Brunnenschacht ist über der Erde ja nur etwa einen Meter hoch, der wankt nicht, würde ich sagen.
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Seine Laterne zerschellte klirrend auf dem verschlammten Boden, und hinter sich hörte er das Grollen der herabfallenden Brunnenmauersteine. Darauf folgten dumpfe Schläge, lautes Schmerzgeheul und das Aufplatschen schwerer Brocken im Wasser.
Eilig sprang er auf und blickte in das Loch, das einmal der Brunnen gewesen war. Das Ungetüm lag reglos am Boden und war teilweise von Trümmern bedeckt. |
Sieht er das denn noch, ohne seine Laterne?
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Jirka Wortedrechsler
Beiträge: 53
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14.04.2020 18:46
von Jirka
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Super Text, atmosphärisch dicht, fesselnde Handlung! Ich bin begeistert. Auch beim dritten Lesen nicht langweilig, er wird immer besser, weil neue Details auffallen. Meine Anmerkungen sind fast alle mit einem Fragezeichen versehen, es sind Stellen, über die ich gestolpert bin. Ich bin mir aber absolut nicht sicher, ob das anderen auch so geht. Bin ganz neu hier und habe null Übung. Also alles bitte unter Vorbehalt sehen.
Zitat: | Mit einiger Mühe hievte er die Laterneüber die Brunnenöffnung. | Leerzeichen fehlt.
Zitat: | Von der Stirn, auf der eine große Platzwunde prangte, bis zum Kinn war das gesamte Gesicht von dichtem Haar umrahmt, auch wenn sich die Gestalt im Brunnen einiges davon ausgerissen hatte. |
An dem Satz stört mich noch irgendetwas... Ich glaube, ich hätte lieber eine Beschreibung des Haares, als die direkte Erklärung wie es in den Zustand kam. Ich habe da so einen räudigen Fuchs vor Augen, oder einen alten Vogel oder Hund, bei denen man nicht weiß, hat er sich das Fell/Federkleid selbst ausgerissen, oder ist er krank, einfach nur alt... oder womöglich hat es sich wundgelegen.
Zitat: | Er wusste noch genau, wie aufgeregt er gewesen war – beim Sturz hatte sich das Ungetüm ein Bein gebrochen, sodass es wochenlang reglos im Brunnen gelegen hatte. |
Hier verstehe ich den Gedankenstrich nicht.
Zitat: | Wenn er die Lampe an eine bestimmte Position schwenkte, konnte er auch jetzt noch die Stelle erkennen, an der die Knochen völlig schief zusammengewachsen waren. Damals hatte er natürlich nicht gewusst, wie viel Zeit ihm blieb, um das Stachelgestell zu fertigen, und er hatte Tag und Nacht damit verbracht, altes Metall zu einem Ring aus spitzen Gegenständen zu schmieden. |
Ah ok, der Strich verweist darauf, dass er Eile mit dem Anfertigen hatte, wegen des verheilenden Beinbruchs. Hat mich trotzdem im Lesefluss gestört. Kann aber an mir liegen
Zitat: | Bei der Vorstellung lächelte er verträumt und schaute in Richtung des dunklen Gesichts. | Kann man verträumt irgendwie umschreiben? Bin wie gesagt nicht gut in Übung. "lächelte er, sein Blick verschwamm, während seine Wangen erröteten" auch nicht gut, aber so ähnlich. Weißt du, was sich meine?
Zitat: | Sein Gast enthüllte seine gelben, spitzen Zähne zu einem Zähnefletschen. | Reicht hier einfach Fletschen, damit die Wiederholung weg ist?
Zitat: | Doch in den Augen seines Peinigers sah er keinerlei Verständnis oder Mitleid; nur zufriedene Genugtuung.
Er schrie. |
Das Ende gefällt mir so viel besser als in der ersten Version. Ich hatte schon überlegt, ob man das Töten offen lässt und der alte Mann alleine in dem Brunnen gefunden wird mit zerdrücktem Schädel. Dann ist noch ein psychologischer Effekt möglich. War das Monster wirklich da? Oder hat er mit seinen eigenen Monstern zu kämpfen gehabt. Hat er es vor den anderen Menschen versteckt?
Übrigens habe ich trotz der schrecklichen Tat des Mannes Sympathie für ihn empfunden. Er ist so einsam, dass er sich ein Tier/Wesen im Brunnen hält und in ihm seinen einzigen Freund sieht. Deswegen hat mich die zufriedene Genugtuung des Wesens am Ende etwas gestört. Aber es ist gut, dass dieser Satz mich irritiert, denke ich.
Also alles in allem: Die Geschichte hat mich sehr berührt. Und ich hoffe, du kannst mit meinen etwas wirren Anmerkungen etwas anfangen, wenn nicht, registriere einfach meine Begeisterung.
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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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16.04.2020 10:46
von 51MONSTER2
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Stoleti hat Folgendes geschrieben: | Mir gefällt die Atmosphäre, die du erzeugst Da weiß ich sofort: Ich wollte nicht dabei sein. Klingt auch ohne das Ungetüm schon bedrohlich. |
Danke Ja, der Sturm soll definitiv eine Gefahrensituation sein.
Stoleti hat Folgendes geschrieben: |
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Obwohl die Fenster fest verrammelt waren, klapperten die Läden von außen gegen die Scheiben, und manchmal fegte ein Luftstoß durch das dunkle Haus. |
Die Läden klappern eher gegen den Rahmen, nicht die Glasscheiben.
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Bin ich anderer Meinung. Zumal das Klappern gegen die Scheiben ein eindringlicheres Geräusch erzeugt als gegen den Rahmen.
Stoleti hat Folgendes geschrieben: |
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Doch die Platzwunde an der Stirn des Ungetüms sorgte ihn sehr. Fast so sehr wie die im Sturm wankenden Reste der Brunnenmauer. |
So ein Brunnenschacht ist über der Erde ja nur etwa einen Meter hoch, der wankt nicht, würde ich sagen. |
Finde ich auch in Ordnung. Die Häuserwände verhalten sich ja auch "eigenartig"
Stoleti hat Folgendes geschrieben: |
51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Seine Laterne zerschellte klirrend auf dem verschlammten Boden, und hinter sich hörte er das Grollen der herabfallenden Brunnenmauersteine. Darauf folgten dumpfe Schläge, lautes Schmerzgeheul und das Aufplatschen schwerer Brocken im Wasser.
Eilig sprang er auf und blickte in das Loch, das einmal der Brunnen gewesen war. Das Ungetüm lag reglos am Boden und war teilweise von Trümmern bedeckt. |
Sieht er das denn noch, ohne seine Laterne? |
Ich denke, hier würde eine übermäßige Beschreibung (z.B. der gut sichtbaren Zähne oder der Gewöhnung an die Dunkelheit) die Atmosphäre kaputt machen. Das macht deinen Einwand natürlich nicht falsch.
Jirka hat Folgendes geschrieben: | Super Text, atmosphärisch dicht, fesselnde Handlung! Ich bin begeistert. |
Danke!
Jirka hat Folgendes geschrieben: | Auch beim dritten Lesen nicht langweilig, er wird immer besser, weil neue Details auffallen. |
Super, das hatte ich gehofft. Je kürzer der Text, desto mehr Mühe gebe ich mir bei jedem Satz und jedem Wort. Schön, dass sich das hier ausgezahlt hat.
Jirka hat Folgendes geschrieben: | Meine Anmerkungen sind fast alle mit einem Fragezeichen versehen, es sind Stellen, über die ich gestolpert bin. Ich bin mir aber absolut nicht sicher, ob das anderen auch so geht. Bin ganz neu hier und habe null Übung. Also alles bitte unter Vorbehalt sehen. |
Da brauchst du gar nicht so zurückhaltend sein, ich fand deine Anmerkungen gut und hilfreich
Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Mit einiger Mühe hievte er die Laterneüber die Brunnenöffnung. |
Leerzeichen fehlt. |
Danke!
Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Von der Stirn, auf der eine große Platzwunde prangte, bis zum Kinn war das gesamte Gesicht von dichtem Haar umrahmt, auch wenn sich die Gestalt im Brunnen einiges davon ausgerissen hatte. |
An dem Satz stört mich noch irgendetwas... Ich glaube, ich hätte lieber eine Beschreibung des Haares, als die direkte Erklärung wie es in den Zustand kam. Ich habe da so einen räudigen Fuchs vor Augen, oder einen alten Vogel oder Hund, bei denen man nicht weiß, hat er sich das Fell/Federkleid selbst ausgerissen, oder ist er krank, einfach nur alt... oder womöglich hat es sich wundgelegen. |
Geht mir genauso. Deinen Kommentar habe ich aber nochmal zum Anlass genommen, mich nochmal mit dem Satz auseinander zu setzen: Von der Stirn, auf der eine große Platzwunde prangte, bis zum Kinn war das gesamte Gesicht von einst dichtem Haar umrahmt, das Krankheit und erfolglose Fluchtversuche gelichtet hatten.
Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Er wusste noch genau, wie aufgeregt er gewesen war – beim Sturz hatte sich das Ungetüm ein Bein gebrochen, sodass es wochenlang reglos im Brunnen gelegen hatte. |
Hier verstehe ich den Gedankenstrich nicht. |
Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Wenn er die Lampe an eine bestimmte Position schwenkte, konnte er auch jetzt noch die Stelle erkennen, an der die Knochen völlig schief zusammengewachsen waren. Damals hatte er natürlich nicht gewusst, wie viel Zeit ihm blieb, um das Stachelgestell zu fertigen, und er hatte Tag und Nacht damit verbracht, altes Metall zu einem Ring aus spitzen Gegenständen zu schmieden. |
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Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Wenn er die Lampe an eine bestimmte Position schwenkte, konnte er auch jetzt noch die Stelle erkennen, an der die Knochen völlig schief zusammengewachsen waren. Damals hatte er natürlich nicht gewusst, wie viel Zeit ihm blieb, um das Stachelgestell zu fertigen, und er hatte Tag und Nacht damit verbracht, altes Metall zu einem Ring aus spitzen Gegenständen zu schmieden.
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Ah ok, der Strich verweist darauf, dass er Eile mit dem Anfertigen hatte, wegen des verheilenden Beinbruchs. Hat mich trotzdem im Lesefluss gestört. Kann aber an mir liegen |
Ich bin ein großer Fan von Gedankenstrichen, allerdings dürfen sie nicht den Lesefluss stören. Ich hab ihn durch ein Komma ersetzt und den Satz entsprechend umgestellt. Danke für den Hinweis.
Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Bei der Vorstellung lächelte er verträumt und schaute in Richtung des dunklen Gesichts. |
Kann man verträumt irgendwie umschreiben? Bin wie gesagt nicht gut in Übung. "lächelte er, sein Blick verschwamm, während seine Wangen erröteten" auch nicht gut, aber so ähnlich. Weißt du, was sich meine? |
Jetzt lächelte er nicht mehr verträumt, sondern schaut mit trüben Augen. Da hatte sich ja schon mal jemand dran gestört, scheint also wirklich auffällig zu sein.
Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Sein Gast enthüllte seine gelben, spitzen Zähne zu einem Zähnefletschen. |
Reicht hier einfach Fletschen, damit die Wiederholung weg ist? |
Jetzt fletscht er einfach nur noch die Zähne. Danke, Dopplungen fallen mir irgendwann nicht mehr auf.
Jirka hat Folgendes geschrieben: | 51MONSTER2 hat Folgendes geschrieben: | Doch in den Augen seines Peinigers sah er keinerlei Verständnis oder Mitleid; nur zufriedene Genugtuung.
Er schrie. |
Das Ende gefällt mir so viel besser als in der ersten Version. Ich hatte schon überlegt, ob man das Töten offen lässt und der alte Mann alleine in dem Brunnen gefunden wird mit zerdrücktem Schädel. Dann ist noch ein psychologischer Effekt möglich. War das Monster wirklich da? Oder hat er mit seinen eigenen Monstern zu kämpfen gehabt. Hat er es vor den anderen Menschen versteckt?
Übrigens habe ich trotz der schrecklichen Tat des Mannes Sympathie für ihn empfunden. Er ist so einsam, dass er sich ein Tier/Wesen im Brunnen hält und in ihm seinen einzigen Freund sieht. Deswegen hat mich die zufriedene Genugtuung des Wesens am Ende etwas gestört. Aber es ist gut, dass dieser Satz mich irritiert, denke ich. |
Schön, dass du eine Interpretation gefunden hast, die dir gefällt Und danke, dass du sie hier geteilt hast, das fand ich sehr interessant.
_________________ simonsterz.com |
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Mondokin Schneckenpost
M
Beiträge: 12
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VFast Schneckenpost
Alter: 32 Beiträge: 12 Wohnort: Schwelm
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03.06.2020 14:50
von VFast
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Das Ende finde ich super gelungen. Ob das Monster nun Rache übt oder aus anderen Beweggründen handelt, sei es drum. Letzten Endes ist es ein Gnadenakt den Alten zu töten anstatt ihn Ewigkeiten dort festzuhalten. Wobei in der zweiten Variante offen bleibt, ob er getötet wurde. Ist aber denke ich ein unwichtiges Detail.
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