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Vogelsucher Leseratte
Alter: 18 Beiträge: 179
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29.03.2020 12:30 Einsamkeit beschreiben? von Vogelsucher
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Hallo,
für eine Kurzgeschichte soll ein Soldat, der allein in den Wäldern Sibiriens stationiert ist, in seinem Schützenloch unter furchtbarer Einsamkeit leiden. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich diese Einsamkeit beschreiben soll, sodass man tatsächlich mitfühlt. Diese Waldeinsamkeit zieht sich aufbauend über die ganze Kurzgeschichte, bis am Schluss der Höhepunkt der Handlung erreicht wird. Wie fülle ich ein, zwei Seiten damit?
Schöne Grüße,
Vogelsucher.
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Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
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29.03.2020 13:15
von Ribanna
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Hallo und willkommen im Forum.
Leider kann ich dir auf deine Frage keine Antwort geben, die dir gefallen würde.
Schreiben ist ja gerade auch die Kunst, sich in Menschen hineinzuversetzen und ihre Gefühle, Ängste und Ideen dem Leser nahe zu bringen. Dies mache ich aber anders, als du es tun würdest, und jede(r), der schreibt, hat da seinen eigenen Stil.
Du könntest dir überlegen, was "Einsamkeit" bedeutet. Was tut man, wenn man mit niemandem reden, seine Gedanken teilen kann? Welche Gefahr lauert da? Was empfindet man, wenn man weit weg von allem ist?
Einsamkeit findest du auch um dich herum. Wie wird sich die alte Frau unten an der Strasse wohl fühlen, die nach fast 60 Ehejahren ihren Mann verloren hat?
Wie fühlt sich der syrische Junge, der zwar jetzt sicher in Deutschland lebt, aber niemanden kennt und sie Sprache nicht versteht, die Eltern im Krieg verschollen, vielleicht tot?
Aber eigentlich kann ich dir nur einen Rat geben: du bist noch sehr jung, kannst also wahrscheinlich wahre Einsamkeit noch nicht kennen und die Gefühle eines Soldaten in Sibirien erst recht nicht.
Schreib über etwas, das du kennst. Wenigstens für den Anfang. Damit übst du automatisch, dich in andere zu versetzen.
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
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Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2366 Wohnort: Braunschweig
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G 29.03.2020 13:30
von Gerling
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Sehr gute Antwort
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023) |
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Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
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29.03.2020 13:47
von Ribanna
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Gerling hat Folgendes geschrieben: | Sehr gute Antwort |
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
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Vogelsucher Leseratte
Alter: 18 Beiträge: 179
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29.03.2020 15:02 Einsamkeit und Langeweile beschreiben? von Vogelsucher
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Hallo,
für eine Kurzgeschichte soll ein Soldat, der allein in den Wäldern Sibiriens stationiert ist, in seinem Schützenloch unter furchtbarer Einsamkeit und Langeweile leiden. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich diese Gefühle beschreiben soll, sodass man tatsächlich mitfühlt. Ich habe die Hauptfigur erst einmal verschiedene Beschäftigungen ausführen, zum Beispiel in einen Maulwurfshügel schießen und einen Käfer zerquetschen lassen, aber noch kommt die Eintönigkeit und Leere nicht überzeugend beim Leser an, glaube ich. Diese Waldeinsamkeit zieht sich aufbauend über die ganze Kurzgeschichte, bis am Schluss der Höhepunkt der Handlung erreicht wird, als ein anderer Mensch als erster seit einer (gefühlten) Ewigkeit die Lichtung, in der sich der Soldat vergraben hat, betritt (und schließlich doch von selbigem erschossen wird). Doch wie fülle ich ein, zwei Seiten davor mit der Verlassen- und Abgeschiedenheit, ohne, dass es dem Leser zu langweilig oder aber zu ereignisreich wird?
Schöne Grüße,
Vogelsucher.
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a.no-nym Klammeraffe
A
Beiträge: 699
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A 29.03.2020 15:27
von a.no-nym
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Hallo Vogelsucher,
herzlich willkommen im dsfo.
Warum ist es Dir denn wichtig, eine bestimmte Anzahl an Seiten zu füllen? Wenn das, was Du erzählen möchtest, zwei Seiten kürzer ist, aber dafür genau das transportiert, was Du zu sagen hast, scheint mir das allemal besser als ein künstlich "aufgeschäumter" Text. Oder bist Du an bestimmte Vorgaben gebunden?
Freundliche Grüße
a.
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6477 Wohnort: München
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29.03.2020 15:50
von sleepless_lives
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Themen zusammengeführt.
@Vogelsucher
Bitte nur einen Faden pro Thema. Lieber mal antworten, anstatt neue Threads zu eröffnen.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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Vogelsucher Leseratte
Alter: 18 Beiträge: 179
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30.03.2020 09:50
von Vogelsucher
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sleepless_lives hat Folgendes geschrieben: | Themen zusammengeführt.
@Vogelsucher
Bitte nur einen Faden pro Thema. Lieber mal antworten, anstatt neue Threads zu eröffnen. |
Lag daran, dass man beantwortete Themen ja nicht mehr bearbeiten darf. Also war ich gezwungen, ein neues zu erstellen, in dem ich es ausführlicher schildere. Bei einer schlichten Antwort lesen meine Frage ja nur wenige.
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Vogelsucher Leseratte
Alter: 18 Beiträge: 179
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30.03.2020 09:52
von Vogelsucher
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a.no-nym hat Folgendes geschrieben: | Hallo Vogelsucher,
herzlich willkommen im dsfo.
Warum ist es Dir denn wichtig, eine bestimmte Anzahl an Seiten zu füllen? Wenn das, was Du erzählen möchtest, zwei Seiten kürzer ist, aber dafür genau das transportiert, was Du zu sagen hast, scheint mir das allemal besser als ein künstlich "aufgeschäumter" Text. Oder bist Du an bestimmte Vorgaben gebunden?
Freundliche Grüße
a. |
Naja, eigentlich ist die Anzahl der Seiten natürlich egal. DIe aktuelle Anzahl an Seiten beträgt aber etwa anderthalb, also wollte ich diese Dimension einfach beibehalten. Aber es geht selbstverständlich auch kürzer, der INhalt ist das wichtige und, dass man mit dem LI mitfühlt, damit das Ende glaubwürdig ist.
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MarVeRiCk94 Leseratte
Alter: 29 Beiträge: 116
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30.03.2020 11:52
von MarVeRiCk94
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Um mal zurück zum Thema des in sibirischen Wäldern lebenden Soldaten zu kommen, der sich einsam fühlt;
Einige, die hier jetzt mitlesen, werden vielleicht sich schon denken können was kommt, und ich will es auch gar nicht allzu stark raushängen lassen, wie schlecht es mir geht oder sonst irgendetwas, aber ich denke, für dein Thema ist es passend, Vogelsucher: ich leide schon seit einigen Jahren unter einer depressiven Störung, und "Einsamkeit" ist da so ein Faktor, der da mit reinspielt bei mir.
Ich bin jetzt kein Russe, der in Sibirien lebt und abgeschieden ist von der modernen, fortgeschrittenen Zivilisation. Und darüber hinaus werde ich dir auch keinen Leitfaden erstellen können und wollen, wo ich dir diktiere, wie du deine Geschichte zu schreiben hast. Stattdessen werde ich dir einfach meine Eindrücke und meine Gefühlslage bei meiner Einsamkeit und meinem Umgang damit schildern. Das will ich allerdings nicht hier ad coram publico machen - nichts für ungut Stattdessen kannste mich einfach per PN anschreiben und mir nochmal deine Fragen direkter stellen, welche auch immer du zu dem Thema hast.
_________________ "Life is more than the Real Life." |
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Gast
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30.03.2020 12:03 Re: Einsamkeit und Langeweile beschreiben? von Gast
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Hallo Vogelsucher,
Vogelsucher hat Folgendes geschrieben: | ,
Ich habe die Hauptfigur erst einmal verschiedene Beschäftigungen ausführen, zum Beispiel in einen Maulwurfshügel schießen und einen Käfer zerquetschen lassen, aber noch kommt die Eintönigkeit und Leere nicht überzeugend beim Leser an..
Vogelsucher. |
Würde er in seiner Einsamkeit in einen Maulwurfshügel schießen und einen Käfer zerquetschen? Abgesehen davon, dass der Schuss gehört werden könnte, warum sollte er die wenigen Anzeichen von Leben um sich herum auch noch zerstören?
Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass er den Maulwurfshügel beobachtet, in der Hoffnung, dass sich der Maulwurf blicken lässt oder dass er den Käfer auf seiner Hand krabbeln lässt. Aber vielleicht passt das ja nicht zum Charakter deines Prota?
Andere Vorschläge: Er wird ein wenig paranoid, achtet misstrauisch auf die Geräusche in seiner Umgebung. Diese Phasen, in denen er die Flöhe husten hört, wechseln sich ab mit Phasen der völligen Abgestumpftheit.
Denkbar auch, dass er sich immer wieder an bestimmte Schlüsselszenen aus seinem Leben erinnert.
LG
DLurie
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Vogelsucher Leseratte
Alter: 18 Beiträge: 179
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30.03.2020 12:31 Re: Einsamkeit und Langeweile beschreiben? von Vogelsucher
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Zitat: | Hallo Vogelsucher,
Vogelsucher hat Folgendes geschrieben: | ,
Ich habe die Hauptfigur erst einmal verschiedene Beschäftigungen ausführen, zum Beispiel in einen Maulwurfshügel schießen und einen Käfer zerquetschen lassen, aber noch kommt die Eintönigkeit und Leere nicht überzeugend beim Leser an..
Vogelsucher. |
Würde er in seiner Einsamkeit in einen Maulwurfshügel schießen und einen Käfer zerquetschen? Abgesehen davon, dass der Schuss gehört werden könnte, warum sollte er die wenigen Anzeichen von Leben um sich herum auch noch zerstören?
Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass er den Maulwurfshügel beobachtet, in der Hoffnung, dass sich der Maulwurf blicken lässt oder dass er den Käfer auf seiner Hand krabbeln lässt. Aber vielleicht passt das ja nicht zum Charakter deines Prota?
Andere Vorschläge: Er wird ein wenig paranoid, achtet misstrauisch auf die Geräusche in seiner Umgebung. Diese Phasen, in denen er die Flöhe husten hört, wechseln sich ab mit Phasen der völligen Abgestumpftheit.
Denkbar auch, dass er sich immer wieder an bestimmte Schlüsselszenen aus seinem Leben erinnert.
LG
DLurie |
Hallo DLurie,
vielen Dank für deine Hinweise. Allerdings habe ich mir diese Gedanken vorher auch schon gemacht und deine Ideen bereits in die Geschichte eingebaut.
Tatsächlich haben die Handlungen des Soldaten mit seinem Charakter zu tun. Er ist ein "Arier", der den "Lebensraum im Osten" erobert. Demenstprechend fühlt er sich "niederen" Lebensformen überlegen. Außerdem ist er den Maulwürfen abgeneigt, da er sie bzw. ihre Erdbauten als Gleichnis zu seiner Lage sieht, was ein weiterer Grund für den Schuss ist. Durch den Schuss erhofft er sich zusätzlich, dass feindliche Soldaten erscheinen, sodass seine Einsamkeit untebrochen wird. (Dieser würde er sich aber trotzdem mit Waffengewalt erwehren.) Also zieht er die Möglichkeit, vom Feind gehört zu werden, tatsächlich in Betracht.
Auch an "bestimmte Schlüsselszenen in seinem Leben" erinnert er sich bereits, durch die er abgestumpft ist. (Beispielsweise erinnert ihn die blühende Tundra im Sommer an seinen Kameraden, der im Stacheldraht verblutet ist.)
Grüße,
Vogelsucher.
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Vogelsucher Leseratte
Alter: 18 Beiträge: 179
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30.03.2020 13:00
von Vogelsucher
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MarVeRiCk94 hat Folgendes geschrieben: | Um mal zurück zum Thema des in sibirischen Wäldern lebenden Soldaten zu kommen, der sich einsam fühlt;
Einige, die hier jetzt mitlesen, werden vielleicht sich schon denken können was kommt, und ich will es auch gar nicht allzu stark raushängen lassen, wie schlecht es mir geht oder sonst irgendetwas, aber ich denke, für dein Thema ist es passend, Vogelsucher: ich leide schon seit einigen Jahren unter einer depressiven Störung, und "Einsamkeit" ist da so ein Faktor, der da mit reinspielt bei mir.
Ich bin jetzt kein Russe, der in Sibirien lebt und abgeschieden ist von der modernen, fortgeschrittenen Zivilisation. Und darüber hinaus werde ich dir auch keinen Leitfaden erstellen können und wollen, wo ich dir diktiere, wie du deine Geschichte zu schreiben hast. Stattdessen werde ich dir einfach meine Eindrücke und meine Gefühlslage bei meiner Einsamkeit und meinem Umgang damit schildern. Das will ich allerdings nicht hier ad coram publico machen - nichts für ungut Stattdessen kannste mich einfach per PN anschreiben und mir nochmal deine Fragen direkter stellen, welche auch immer du zu dem Thema hast. |
Hallo MarVeRiCk94,
danke für das Angebot. Ich habe dir eine Nachricht dazu geschrieben, ich hoffe, sie ist angekommen.
Schöne Grüße,
Vogelsucher.
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51MONSTER2 Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 89 Wohnort: Limburg
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01.04.2020 11:19
von 51MONSTER2
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Hallo Vogelsucher,
um Gefühle zu beschreiben, hilft es mir oft, die Gedankenwelt eines Charakters offen zu legen. Im Falle von Einsamkeit könnte er sich beispielsweise ständig daran erinnern, dass niemand da ist.
Er sieht etwas Interessantes und will es jemandem zeigen, aber niemand ist da.
Er macht eine lustige Beobachtung, die er niemandem erzählen kann, und wird darüber wieder traurig.
Etwas erinnert ihn an eine frühere Erfahrung, und er fragt sich, wie es wohl jetzt wäre, wenn die Person aus seiner Erinnerung bei ihm wäre - um sie dann schmerzlich zu vermissen.
Grundsätzlich muss ich vielen Kommentaren meiner Vorredner aber auch zustimmen - du musst keine Seiten füllen. Durch betont langweilige, ausschweifende Beschreibungen kannst du auch mit verhältnismäßig wenigen Zeilen ein Gefühl von "Länge" erzeugen.
Und auf eigene Erfahrungen zurückzugreifen ist auch ein sehr guter Tipp. Vielleicht lohnt es sich, wenn du mal einen kurzen Text darüber schreibst, wie du die Welt wahrnimmst, wenn du dich einsam fühlst. Das könnte deine Gedanken soweit anregen, dass es dir auch bei deiner fiktiven Erzählung weiterhilft.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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01.04.2020 18:12
von Abari
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Einsamkeit ist nichts neues in der Literaturwelt. Bekanntestes Beispiel dürfte "Robinson Crusoe" sein, der vielleicht inspirierend wirken könnte. Oder, falls Du die harte Kost verträgst, "Im Westen nichts neues", wenn ich nicht irre in "Nackt unter Wölfen" oder "Wer einmal aus dem Blechnapf fraß". Da sind solche Szenen drin, wenngleich sie sich nicht über Seiten erstrecken und die Protas in menschlicher Gesellschaft waren. Hmmm.
Natürlich ist das nicht Deine Lösung, soll es auch gar nicht sein. Aber Du kannst Deine Phantasie anregen, indem Du sowas liest.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5443 Wohnort: OWL
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01.04.2020 20:27
von Willebroer
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Robinson Crusoe ist ein guter Hinweis. Daran dachte ich auch schon. Er beschreibt ja ausführlich, wie er sich einrichtet. Allerdings hat(te) er mehr Bewegungsfreiheit ...
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Smokowski Leseratte
Alter: 42 Beiträge: 139 Wohnort: Berlin
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15.08.2020 11:22
von Smokowski
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Du willst die Einsmakeit eines "Ariers", eines Nazisoldaten in Sibirien, beschreiben? Bedenke, dass es Menschen gibt, die sehr empfindlich auf dieses Thema reagieren. "Arier" waren für die Blockade von Leningrad verantwortlich, die Millionen den grausamen Hungertod bescherten. Das ist ein Grund, weswegen die Russen Deutsche nicht mögen, was immer wieder zu Spannungen führt.
Überhaupt hatte Deutschland zur Zeit des zweiten Weltkrieges neben Stalin die schlimmsten Kriegsverbrechen aller Zeiten begangen (Sechs ermordete Juden während es sogenannten Holocausts).
Tut mir leid, dass ich dir das so um die Ohren haue, es ist aber ein sehr ernstes Thema - bis heute.
Habt ihr das Thema schon im Geschichtsunterricht gehabt?
Es geht um die Frage, wer deine Leserschaft sein soll. Holocaustleugner? NPD-Mitglieder? Sicher nicht. Willst du eine Pro- oder Antikriegsgeschichte schreiben? Weiß dein Soldat bereits etwas über die Leningrader Blockade? Ist er dann immer noch überzeugt davon, ein "Arier" zu sein? Kann man dieses Bild irgendwie auf heute übertragen?
Deine Idee eines "Ariers" in Sibirien ist nicht uninteressant und könnte sogar ein sehr wertvoller Denkanstoß für die heutige Zeit sein, wenn du es klug umschreibst, beispielsweise in Form eines Antikriegsdramas beschreibst. Antikriegsdramen kann es nicht genug geben, weil wir müssen immer wieder an den Krieg erinnert werden, als abschreckendes Beispiel, um die selben Fehler nicht zu wiederholen.
Ein deutsches Antiweltkriegsdrama von Weltruhm ist zum Beispiel Günter Grass "Die Blechtrommel".
Der geschichtliche Zusammenhang allerdings ist sehr heikel. Bis in die heutige Zeit. Selbst Günter Grass ist deswegen "angegriffen" worden - aber berühmt geworden. Man muss da also genau wissen, was man beschreiben möchte.
_________________ Lebe, bevor du wünschen wirst, gelebt zu haben. |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2343 Wohnort: Annaburg
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15.08.2020 12:06
von Thomas74
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Smokowski hat Folgendes geschrieben: | Bis in die heutige Zeit. Selbst Günter Grass ist deswegen "angegriffen" worden - aber berühmt geworden. Man muss da also genau wissen, was man beschreiben möchte. |
Günter GraSS wurde aus anderen Gründen angegriffen...
@Vogelsucher: Man merkt an deiner Idee, dass du (logischerweise, in deinem Alter...) von militärischen Vorkenntnissen unbeleckt bist.
Ein Soldat würde nie völlig alleine eine Stellung halten. (Von wenigen Fällen mal abgesehen, wo er der letzte Überlebende wäre. Aber auch da würde er versuchen, sich schleunigst zum Sammelpunkt zu begeben)
Ansonsten hätte er in Rufweite einen Kameraden in der Nachbar-Schützenmulde.
Du kannst es höchstens so konstruieren, dass er Außenseiter der Kompanie ist, eben, weil er verschiedene Dinge anders einschätzt und deshalb gemieden wird.
Langeweile, ok. Seit Tagen starrt er auf die Waldkante, hinter der der Feind sitzt. Das Adrenalin und die Anspannung ist längst verpufft. Was kann man da tun? Er hat schon den dritten Ast zu Sägespänen zerschnitzt, erst wollte er eine Figur ect. schnitzen, aber irgendwann war kein Holz mehr da. Er baut zum hundertsten Mal seine restlichen Patronen wie Schachfiguren vor sich auf, die Messinghülsen sind schon blank gescheuert, Er kann den Brief seiner Freundin schon auswendig rezitieren, das Papier ist schon weich wie ein Stück Stoff, trotzdem zieht er den Umschlag zum 1001. Mal aus der Tasche.
Irgend so etwas.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2343 Wohnort: Annaburg
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15.08.2020 12:11
von Thomas74
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Übrigens...wir waren nie in Sibirien. Und die, die dort landeten, hatten definitiv kein Gewehr mehr. Nur mal als Hausaufgabe zum Recherchieren.
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 845 Wohnort: Hamburg
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17.08.2020 11:28
von Rodge
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Nun, so ganz unglaubwürdig finde ich das Setting nicht. Es gab japanische Soldaten, die 20 Jahre auf einer abgelegenen Insel verbrachten, weil sie den Abtransport verpasst hatten. Als man sie dann fand, waren sie erstaunt, dass der Krieg zuende war. So wäre die Geschichte für mich schon möglich, allerdings nur, wenn der Soldat selbst ein Russe wäre.
Ich würde mir dann überlegen, was ich den lieben langen Tag täte, wenn ich der Soldat wäre. Das könnte dann der Ausgangspunkt sein (in jedem Fall muss er ja sein Überleben sichern, also Wasser holen, jagen oder Beeren sammeln oder Fallen stellen, oder....oder....oder.
Grüße
Rodge
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Vogelsucher Leseratte
Alter: 18 Beiträge: 179
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17.08.2020 15:00
von Vogelsucher
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Hallo,
vielen Dank für eure vielen Hinweise.
Verzeihung, dass ich es euch noch nicht mitgeteilt habe, aber die Geschichte ist schon eine ganze Weile abgeschlossen und hier im Forum lesbar. (Wirklich zufrieden bin ich aber leider nicht.)
Zum Ort des Geschehens: auch wenn es sich seltsam anhört, habe ich ursprünglich überlegt, die Geschichte in der Antarktis oder sogar auf dem Mars spielen zu lassen... Erst dann habe ich mich für Russland entschieden. Es ging mir mehr um den Soldaten, als um seine Umgebung.
Lieber Smokowski,
ich möchte mich jetzt nicht mit jeder deiner Kritiken befassen, aber soviel zu Leserschaft: Es war nicht mein Bestreben, einen weltberühmten Bestseller in der Größenordnung Grass' zu veröffentlichen, russische Traumata aufzuwühlen oder rechtsextreme Verschwörungtheoretiker mit Kriegstreiber-Propaganda aufzuwiegeln.
Tatsächlich habe ich mich aus Spaß an einer Schreibübung versucht.
Und ja, mit vierzehn Jahren habe ich auch ohne die Hilfe des Geschichtsunterrichts schon einmal vom zweiten Weltkrieg und dem "sogenannten Holocaust" gehört. Übrigens hat Hitler traurigerweise etwas mehr als sechs Juden auf dem Gewissen.
Liebe Grüße,
Vogelsucher.
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Raven1303 Klammeraffe
Alter: 41 Beiträge: 549 Wohnort: NRW
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17.08.2020 23:04
von Raven1303
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Habe nicht alle Antworten gelesen, aber besuche doch einfach mal deine Bücherei vor Ort und leihe dir inspirierende Bücher aus.
Vielleicht findest du bei Psychologie oder Biografien etwas, von Einsiedlern oder so, das dir Eindrücke gewährt. Und ein Buch vom Wald. Vielleicht über Bäume. Dein Soldat wird ja viel Zeit zum Beobachten haben. Vielleicht werden seine Sinne so scharf, dass er kleinste Details erkennt.
In der Russlandabteilung gibt es bestimmt auch Infos über Sibirien. Wie ist das Wetter dort zu deiner Jahreszeit, was kreucht und fleucht da überhaupt herum und so...
LG
_________________ Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke) |
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