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No Way Out - Die Schöne und das Biest 2.0


 
 
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eraBlackout
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 27
Beiträge: 19
Wohnort: Mittelhessen


Beitrag01.02.2020 04:16
No Way Out - Die Schöne und das Biest 2.0
von eraBlackout
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Hallo Menschheit,
Meine Vorstellung auf dem Roten Teppich ist jetzt ja schon ein paar Tage her und ich dachte mir, ich nerve euch mal mit dem Geschreibsel, an dem ich aktuell sitze. Die Idee zu der Story ist inzwischen schon ein paar Jahre alt, lässt mich aber vor allem in den letzten Wochen nicht mehr los (und wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja zum ersten Mal, tatsächlich etwas zu Ende zu schreiben ^^ ).
Im Prinzip geht es bei der Story um einen Auftragskiller, der sich in sein Opfer verliebt *badummtssss*, allerdings nicht sofort ^^, und nebenbei um einen FBI-Agent, der eben jenen Auftragskiller jagt.
Wäre schön, wenn ich dazu ein bisschen Feedback bekommen könnte.
Und wenn irgendjemand mir verraten könnte, in welche Kategorie das Ganze gehört (hab im Deutschunterricht wohl nicht gut genug aufgepasst ^^ ).
So, genug gelabert, ich will euch nicht weiter auf die Folter spannen, hier also das erste Kapitel:




„Der Kerl ist ein Profi. Hinterlässt weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren, hat aber keine Angst, vor Zeugen zu töten, weil ihn ohnehin niemand identifizieren kann. Er trägt so eine schwarze Wolfsmaske, daher wohl auch sein Deckname 'The Wolf'. Aktiv seit über fünf Jahren. Die genaue Zahl seiner Opfer kennt niemand, wir gehen aber davon aus, dass es mindestens 30 sind. Er tötet auf jede erdenkliche Art und Weise - er ersticht sie, erwürgt sie, erschießt sie, letzteres mit erschreckender Präzision auch aus größerer Distanz, und sein letztes uns bekanntes Opfer hat er einfach überfahren. Vermutlich darf sein Auftraggeber sich die Todesart aussuchen, anders ist das wohl nicht zu erklären. Oder er mag einfach die Abwechslung.“
Agent Adam Langer machte eine Pause und ihm war anzusehen, wie viel Hass er dem 'Wolf' entgegenbrachte. Was er hier gerade vortrug, waren die Ergebnisse der Ermittlungen von bald zweieinhalb Jahren - und dafür war es verdammt wenig.
„Laut Zeugenaussagen ist er groß, athletisch gebaut und durchtrainiert, vermutlich in den Zwanzigern und trägt meistens eine schwarze Lederjacke. 'The Wolf' ist international unterwegs und spricht mehrere Sprachen, darunter Spanisch und Französisch, aber die meisten Aufträge scheint er hier in den USA zu haben.
Wir wissen weder seine Hautfarbe noch seine Nationalität, wir kennen keine seiner falschen Identitäten und wir haben nicht die geringste Ahnung, wie seine Kunden mit ihm in Kontakt treten.
Also im Prinzip haben wir nichts, gar nichts! Kann mir also bitte mal jemand erklären, wie wir diesen Typen fassen sollen?“
Schweigen. Langer hatte sich in Rage geredet und niemand hatte Lust, ihm die Stimmung noch mehr zu vermiesen.
„Genau“, knurrte er und schlug lautstark die dünne Akte zu. „Durch herumsitzen ganz sicher nicht. Also los, an die Arbeit!“



~~~

Tagelang hatte ich sie beobachtet. Ihren Tagesablauf studiert, ihre Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen. Familie, Freunde, Bekannte. Ich wusste alles über sie. Ihr gesamtes Leben lag vor mir wie ein offenes Buch. Und mein Job war es, dieses Buch zu schließen.
Ich tastete nach der Glock und dem langen Messer, die ich sorgfältig unter meiner Lederjacke verbarg. Die Waffen dabeizuhaben gab mir ein Gefühl von Überlegenheit. Fühlte sich gut an. Ich hatte die Macht über Leben und Tod. Ihr Leben. Und ihren Tod. Sie war hübsch, intelligent; kein leichtes Ziel, obwohl sie nicht damit zu rechnen schien, dass jemand hinter ihr her sein könnte. Das würde ihr zum Verhängnis werden.
Gerade klingelte ihr Handy. Sie hatte irgend so einen bekannten Radiohit als Klingelton eingestellt, auf dessen Namen ich allerdings gerade nicht kam. Als sie das Gespräch annahm, blieb sie stehen und ich drückte mich in die Schatten, damit sie mich nicht bemerkte. Ich war nur etwa acht Meter von ihr entfernt, doch sie sah sich nicht einmal um.
„Hey, was gibt’s denn?“, fragte sie und anhand ihres Tonfalls vermutete ich, dass es sich bei dem Anrufer um ihre kleine Schwester Annabeth handeln könnte. Ich schien recht zu haben, denn einen Moment später lachte sie leise. „Keine Sorge, ich beeile mich, ich kenne da eine Abkürzung und bin in einer Viertelstunde zu Hause. Du könntest Grandpa beim Tisch decken helfen und ich erkläre es dir nach dem Essen, okay?“ Sie schwieg einen Moment, verabschiedete sich anschließend und legte auf.
Dann bog sie in eine schmale, düstere Gasse ein, in der es keine Straßenlaternen gab. Hätte sie gewusst, dass sie verfolgt wurde, wäre sie auf den größeren Straßen geblieben und hätte meine Aufgabe damit um einiges erschwert. Ein fast schon diabolisches Grinsen huschte über meine Lippen. Adrenalin schoss durch meine Adern, wie immer, kurz bevor ich den metaphorischen Abzug drückte. Aber sie würde ich nicht feige von hinten erschießen. Mein Auftraggeber wollte, dass ihr Tod eine Botschaft war, eine Nachricht an ihren Großvater, Richter Ferris, der ihn für eine lange Zeit hinter Gitter gebracht hatte und dem er noch im Gerichtssaal Rache geschworen hatte. Und jetzt, am selben Tag, an dem vor genau einem Jahr das Urteil gesprochen worden war, war die Zeit gekommen, diese Drohung wahrzumachen. Die junge, erfolgreiche Frau, die älteste Enkelin des Richters, ging mit schnellen Schritten ihrem Ende entgegen.
Beinahe lautlos folgte ich ihr, das Messer in meiner Rechten, dicht an der Wand, duckte mich in die Schwärze der Hauseingänge. Nur noch wenige Meter. Ohne dass sie mich bemerkte, überholte ich sie, atmete noch einmal durch und zog mir dann die schwarze Maske übers Gesicht, der ich meinen Namen verdankte.
'The Wolf' trat aus den Schatten ins blasse Mondlicht. „June Ferris, du wirst heute Nacht sterben“, sagte er und hob das Messer.
Ihre Augen weiteten sich und ich lächelte kühl unter meiner Maske, als ich die Angst erkannte, die sich in ihnen widerspiegelte. Sie war wie erstarrt und ich genoss den Augenblick.
Gerade wollte ich mich auf sie stürzen, um ihr gekonnt die Kehle aufzuschlitzen, als ein lautes Klappern mich beinahe zusammenzucken ließ. Einer dieser verdammten Streuner, die hier überall herumstromerten, hatte einen Müllcontainer umgekippt. Fluchend trat ich nach ihm und stürmte dann meinem davonrennenden Opfer hinterher. Na gut, eine kleine Jagd gestaltete das ganze Unternehmen vielleicht noch etwas interessanter. „Ich krieg dich so oder so“, murmelte ich, während ich beinahe mühelos mein Tempo hielt. Mein einziges Problem waren die verwinkelten Gassen. Natürlich hatte ich die Straßenpläne studiert, war sie auch das eine oder andere Mal abgegangen, aber ich wusste nie, wo meine Beute abgebogen sein könnte. Sie war vollkommen in Panik und handelte definitiv nicht logisch, also musste ich hin und wieder stehen bleiben und auf ihre gehetzten Schritte lauschen.
Hatte ich sie verloren? Mit zusammengekniffenen Augen konzentrierte ich mich auf die Geräusche in der Umgebung. Keine Schritte mehr. Sie musste sich irgendwo versteckt haben. „Ja, verkriech dich nur vor dem großen, bösen Wolf. Aber ich werde dich schon finden.“ Ich sollte die Selbstgespräche sein lassen. Sonst hielt man mich irgendwann noch für verrückt.
Mein Blick fiel auf die gepflasterte Straße vor meinen Füßen. Irgendetwas glänzte im fahlen Mondlicht und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich trat näher und hob die zarte Silberkette auf, an der ein kleiner Anhänger baumelte. Er kam mir auf eine seltsame Art und Weise bekannt vor. Irgendwo hatte ich ihn schon einmal gesehen... Schlagartig kam die Erinnerung hoch. Ich rang nach Luft.

Meine Hände umklammern das Lenkrad. Beißender Rauch nimmt mir fast die Sicht. Ich drücke das Gaspedal ganz durch. Mit viel zu hohem Tempo rase ich die Straße entlang, links von mir ziehen die Häuserfronten vorbei, rechts fließt gemächlich der East River. Der Fluss! In meinen Gedanken macht sich eine Idee breit. Einfach anzuhalten und auszusteigen kommt mir in meiner Panik gar nicht erst in den Sinn. Nein, ich muss das Feuer löschen. Mit einer Hand greife ich nach dem Sicherheitsgurt und lasse ihn einrasten. Dann reiße ich das Lenkrad herum.
Der Aufprall auf dem Wasser nimmt mir den Atem. Zischend versinkt der teure Sportwagen in den Fluten. Eine Säule aus Rauch und Dampf steigt auf. Einen Moment lang bin ich benommen. Unfähig, mich zu bewegen. Dann dringt Wasser ins Innere des Fahrzeugs ein. Viel zu schnell erreicht es meine Knie, meine Brust, meinen Hals. Ich zerre am Gurt. Er klemmt, lässt sich nicht öffnen. Das Wasser steigt und ich schnappe ein letztes Mal nach Luft, ehe ich vollkommen in den eisigen Fluten untergehe. Ich bekomme den Gurt nicht auf. Verzweiflung überkommt mich. Dann wird alles schwarz.

Elefanten tanzen Tango auf meiner Brust. Jemand schlägt mir ins Gesicht. Langsam öffne ich die Augen. Huste und spucke dreckiges Flusswasser auf den rauen Asphalt. Über mir erkenne ich undeutlich das klatschnasse Gesicht eines Mädchens. Und um ihren Hals eine Silberkette mit Anhänger. Das Bild brennt sich in mein Gedächtnis.


Was danach passiert war, wusste ich nicht mehr. Ich hatte ihren Namen nie erfahren. Aber jetzt war ich mir sicher, dass es June Ferris gewesen war. Klar, silberne Ketten wie diese gab es häufig, aber irgendetwas sagte mir, das das hier kein Modeaccessoire war, das man in irgendeinem beliebigen Laden kaufen konnte.
Ich betrachtete den Anhänger noch einmal genauer. Zwei kleine silberne Vögel, vermutlich Tauben oder sowas, die zu einem Herz verschlungen waren, in dessen Mitte ein winziger roter Stein eingelassen war. Entweder ein echter Rubin, dann war das Teil echt was wert, oder nur ein Glasstein, das konnte ich bei diesen Lichtverhältnissen nicht klar erkennen, aber im Prinzip war es auch egal.
Ich atmete tief durch. Ich brauchte Gewissheit. Ich musste sie finden, um sie zu fragen. Und wenn sie es gewesen war, die mich aus dem Fluss gezogen und mir damit den Arsch gerettet hatte, dann würde ich ihr Leben verschonen. Ich konnte meine Lebensretterin nicht umbringen. Denn obwohl ich ein Auftragskiller war, hatte ich trotzdem noch ein gewisses Ehrgefühl. Außerdem glaubte ich nicht an Zufälle. Und wenn das hier kein Zufall war, dann musste es Schicksal oder so etwas sein. Daran hatte ich zwar bisher auch nicht geglaubt, aber es erschien mir immer noch wahrscheinlicher als ein verdammter Zufall.

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Bea H2O
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Beitrag01.02.2020 15:45
Re: No Way Out - Die Schöne und das Biest 2.0
von Bea H2O
Antworten mit Zitat

Hallo Blackout,
mir gefällt, dass du direkt in Form der wörtlichen Rede einen interessanten Einstieg bietest. Da wird dir vllt manch einer etwas Infodump vorwerfen, ich persönlich fand es so aber ganz interessant.
Anmerkungen und Änderungsvorschläge meinerseits findest du im Text.

eraBlackout hat Folgendes geschrieben:



„Der Kerl ist ein Profi und hinterlässt weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren, hat aber keine Angst, vor Zeugen zu töten, weil ihn ohnehin niemand identifizieren kann. Er trägt so eine schwarze Wolfsmaske, daher wohl auch sein Deckname 'The Wolf' Warum englisch?. Aktiv seit über fünf Jahren. Die genaue Zahl seiner Opfer kennt niemand, wir gehen aber davon aus, dass es mindestens 30 sind. Hmm, wie kann man denn davon ausgehen, dass es mind. 30 sind? Da fänd ich eine Erklärung ganz schön. Offenbar hat er ja kein eindeutiges Muster, wieso ordnen sie ihm denn dann die 30 zu? Ohne diese Angabe kommt es mir wllkürlich vor und so, als ob du nur betonen möchtest, dass es viele sind und er gefährlich. Er tötet auf jede erdenkliche Art und Weise - er ersticht sie, erwürgt sie, erschießt sie, letzteres mit erschreckender Präzision auch aus größerer Distanz, und sein letztes uns bekanntes Opfer hat er einfach überfahren. Vermutlich darf sein Auftraggeber sich die Todesart aussuchen, anders ist das wohl nicht zu erklären. Oder er mag einfach die Abwechslung. Die letzten beiden Spekulationen finde ich etwas unglaubwürdig - macht er nicht wahrscheinlich einfach das, was sich anbietet? Mag ja sein, dass er es aus Spaß macht, aber das würde man doch nicht "vermuten"
Agent Adam Langer machte eine Pause und ihm war anzusehen, wie viel Hass er dem 'Wolf' entgegenbrachte. Wie viel Hass er für den Wolf empfand? Und ist das wahrscheinlich? Es ist doch sein Job, da sollte er mMn etwas abgehäreter sein, um persönlich Hass zu empfinden. Was er hier gerade vortrug, waren die Ergebnisse der Ermittlungen von bald zweieinhalb Jahren - und dafür war es verdammt wenig.
„Laut Zeugenaussagen ist er groß, athletisch gebaut und durchtrainiert, vermutlich in den Zwanzigern und trägt meistens eine schwarze Lederjacke. 'The Wolf' ist international unterwegs und spricht mehrere Sprachen, darunter Spanisch und Französisch, aber die meisten Aufträge scheint er hier in den USA zu haben. Ok, darum wohl englisch. Wenn er international unterwegs ist, ist die Zahl 30 oben übrigens mMn noch willkürlicher. Und vllt kannst du ja mal überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, einen deutschen Roman auch in Deutschland spielen zu lassen, aber das ist natürlich deine Sache wink
Wir wissen kennen weder seine Hautfarbe noch seine Nationalität, wir kennen keine seiner falschen Identitäten und wir haben nicht die geringste Ahnung, wie seine Kunden mit ihm in Kontakt treten.
Also im Prinzip haben wir nichts, gar nichts! Kann mir also bitte mal jemand erklären, wie wir diesen Typen fassen sollen?“
Schweigen. Langer hatte sich in Rage geredet und Unnötig zu erwähnen, kommt entweder so beim Leser an oder ist bevormunden wink Niemand hatte Lust, ihm die Stimmung noch mehr zu vermiesen.
„Genau“, knurrte er und schlug lautstark die dünne Akte zu. „Durch herumsitzen ganz sicher nicht. Also los, an die Arbeit!“

Generell wirkt dieser Abschnitt für mich ein wenig übertriebe, zu gewollt.


~~~

Tagelang hatte ich sie beobachtet. Ihren Tagesablauf studiert, ihre Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen. Familie, Freunde, Bekannte. Ich wusste alles über sie. Ihr gesamtes Leben lag vor mir wie ein offenes Buch. Und mein Job war es, dieses Buch zu schließen.
Ich tastete nach der Glock und dem langen Messer, die ich sorgfältig unter meiner Lederjacke verbarg. Die Waffen dabeizuhaben gab mir ein Gefühl von Überlegenheit. Fühlte sich gut an. Ich hatte die Macht über Leben und Tod. Ihr Leben. Und ihren Tod. Auch dies klingt für mich einerseits etwas übertrieben und andererseits nach einem sehr flachen, mörderischem Charakter. Ist das dein Ziel? Etwas tiefergehende Motivationen fände ich wünschenswert. Sie war hübsch, intelligent; kein leichtes Ziel warum?, obwohl sie nicht damit zu rechnen schien, dass jemand hinter ihr her sein könnte. Das würde ihr zum Verhängnis werden. Sehen wir ja, ob ihr das noch zum Verhängnis wird wink
Gerade klingelte ihr Handy Ihr Handy klingelte (ist doch klar, dass es dann gerade ist). Sie hatte irgend so einen bekannten Radiohit als Klingelton eingestellt, auf dessen Namen ich allerdings gerade nicht kam. Den Satz finde ich überflüssig, da uninteressant. Als sie das Gespräch annahm, blieb sie stehen und ich drückte mich in die Schatten, damit sie mich nicht bemerkte. Ich war nur etwa acht Meter von ihr entfernt, doch sie sah sich nicht einmal um.


Hier höre ich erst einmal auf. Obwohl du zu Beginn mein Interesse wecken konntest, hapert es für mich persönlich an der Umsetzung, um die nötige Spannung zu erzeugen. Ich hoffe, ich konnte trotzdem schon etwas weiterhelfen.
Viele Grüße!
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lenaleabi
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Beiträge: 101



Beitrag01.02.2020 16:17

von lenaleabi
Antworten mit Zitat

Bea H20 hat bereits einige Ideen für Änderungen geäußert, die ich auch meistens unterstützen kann. Aber ich muss trotzdem sagen, dass mich deine Geschichte sofort gefesselt hat.
Die Idee, sowie dein Schreibstil gefällt mir wirklich sehr.
Schreib auf jeden Fall weiter daran! Very Happy


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eraBlackout
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Beitrag02.02.2020 00:38

von eraBlackout
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Hallo Bea H2O,
erst mal vielen Dank für dein ausführliches Feedback!
- Zu dem Hass von Agent Langer nur so viel - er hat sehr persönliche Gründe, auf die ich in späteren Kapiteln noch eingehe (will an dieser Stelle aber nicht spoilern, falls hier tatsächlich jemand weiterlesen will).
- Warum USA? Hmm, einerseits natürlich wegen der Waffengesetze, andererseits stehe ich tatsächlich einfach auf amerikanische Namen. 'Agent Langer' hört sich für mich irgendwie viel schöner an als 'Kommissar Meier'. Sorry ^^
- Was die Zuordnung der Morde angeht - wie erwähnt, tötet er auch vor Zeugen, das wären die eindeutigen Zuordnungen, weitere Morde sind bloße Spekulationen. Du hast recht, das sollte ich da noch irgendwie reinbringen.
- Der 'flache, mörderische Charakter' meines Wölfchens am Anfang ist tatsächlich gewollt. Ein Großteil des Textes ist ja aus seiner Perspektive geschrieben und anfangs 'will' er eben einfach rüberkommen wie ein harter, abgebrühter Profikiller. Im Verlauf der Story wird er aber noch wesentlich liebenswerter, versprochen lol2
- Ähm joa, warum June kein leichtes Ziel ist - sie ist intelligent, studiert Jura und ihr Großvater ist Richter. Das kommt an dieser Stelle aber tatsächlich nicht so rüber, wie ich es vermutlich beabsichtigt habe. Vielleicht finde ich da noch eine bessere Formulierung.
- Über deine sonstigen Anmerkungen werde ich wohl auch noch eine Weile grübeln, sie helfen mir auch jeden Fall sehr weiter, vielen Dank =)


Hallo lenaleabi,
vielen Dank, freut mich, dass es dir gefällt. In dem Fall habe ich gute Neuigkeiten für dich: ich hab noch ein paar Seiten dieses Geschreibsels in der Hinterhand (aktuell 74 A5-Seiten in OpenOffice, was für mich schon ne ziemliche Leistung ist Laughing ), die veröffentliche ich allerdings erst, wenn ich zufrieden und mir sicher bin, dass zumindest meine Wenigkeit da keine Logik-, Grammatik-, Rechtschreib-, Zeichensetzungs-, Formulierungs- oder sonst irgendwelche Fehler mehr findet ;D



Glg Blackout


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V.K.B.
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Beitrag02.02.2020 02:40

von V.K.B.
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Hallo eraBlackout ,
ich habe deine Geschichte (bzw den Auszug oder Einstieg) gerne gelesen und er gefällt mir. Ich könnte jetzt sicherlich die bunten Stifte zücken und da auf Teufel komm raus irgendwas suchen, was ich anders machen würde, aber wieso sollte ich? Du kannst schreiben und (zumindest meiner Meinung nach) lässt sich das gut lesen. Ich entdecke nichts, das mir als grober Fehler erscheint, unlogisch wäre oder mich rauswirft. Da muss ich nicht reinreden, denke ich. Natürlich könnte ich einiges in Frage stellen, wie zum Beispiel den ersten Absatz, mit dem ich (unnötig?) auf den Protagonisten vorbereitet werde, den ich dann in der ich-Form  noch selbst kennenlerne. Aber du wirst dir was dabei gedacht haben und es ist dein Text. Ich kann damit leben, wenn etwas nicht so geschrieben ist, wie ich es für optimal halte, weil meine Meinung zu "optimal" eh nur eine unter vielen ist.

Ein paar Dinge fand ich auch recht Klischee, allen voran den vermutlich reichen (wenn er sich die Dienste eines so guten Hitmans leisten kann) Gangster, der sich für eine Gefängnisstrafe an einem Richter rächen will. Aber vielleicht machen das ja wirklich Leute, keine Ahnung, in solchen Kreisen verkehre ich zu selten. Und ich habe keine Ahnung, wie Trope-aware du schreibst, denn Klischees zu bedienen muss ja nichts schlechtes sein. Von daher würde ich erstmal weiterlesen, statt gleich was zum Meckern finden zu wollen. Denn, im Gegensatz zu einigen anderen, die in den Einstand kommen, scheinst du das Schreibhandwerk durchaus zu verstehen und zu beherrschen. Da maße ich mir nicht mehr an, am Stil rumzumäkeln, sondern beschränke mich auf Plotlöcher, Diskontinuitäten und Ungereimtheiten. Dafür müsste ich aber in einer AG lesen, denn ein Einstandstext ist zu kurz dafür.

Von mir daher also nur ein "solide Arbeit, gefällt mir" an dieser Stelle. Keine Ahnung, ob dir das irgendwie weiterhilft. Aber du scheinst ja durchaus zu wissen, was du tust.

Beste Grüße und (nochmal) willkommen im Forum,
Veith


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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eraBlackout
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Alter: 27
Beiträge: 19
Wohnort: Mittelhessen


Beitrag02.02.2020 02:57

von eraBlackout
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Hallo Veith,
schön zu sehen, dass ich hier nicht die einzige Nachteule bin ;D ich möchte dir zunächst einmal ganz herzlich für deine lieben Worte danken =)
Und jein, ich habe nur teilweise Ahnung, was genau ich hier eigentlich tue, Deutsch war in der Schule nie mein Lieblingsfach (auch wenn ich zumeist super Noten hatte aufgrund meiner vielleserbedingten guten Rechtschreibung und Grammatik), vor allem aber habe ich einfach meinen Spaß und ich glaube, das wird für mich auch immer das Wichtigste beim Schreiben bleiben.
Liebe Grüße, Blackout


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Bea H2O
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 180



Beitrag02.02.2020 09:59

von Bea H2O
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eraBlackout hat Folgendes geschrieben:
Hallo Bea H2O,
erst mal vielen Dank für dein ausführliches Feedback!


Gerne, ich freue mich, wenn ich behilflich sein konnte wink

Zu einigen Punkten noch kleine Anmerkungen (und auch die spiegeln natürlich nur meine persönliche Meinung wieder, also nur berücksichtigen, was dir gefällt wink )

Zitat:

- Zu dem Hass von Agent Langer nur so viel - er hat sehr persönliche Gründe, auf die ich in späteren Kapiteln noch eingehe (will an dieser Stelle aber nicht spoilern, falls hier tatsächlich jemand weiterlesen will).


Kleiner Gedanke meinerseits dazu: Falls der Agent persönlich in den Fall verwickelt wird, wird ihm der Fall dann nicht entzogen?

Zitat:

- Der 'flache, mörderische Charakter' meines Wölfchens am Anfang ist tatsächlich gewollt. Ein Großteil des Textes ist ja aus seiner Perspektive geschrieben und anfangs 'will' er eben einfach rüberkommen wie ein harter, abgebrühter Profikiller. Im Verlauf der Story wird er aber noch wesentlich liebenswerter, versprochen lol2


lol2 Ok. Trotzdem schreibst du ja aus seiner Perspektive. Also will er sich selbst überzeugen abgebrüht zu sein? Ich glaube, auch das könnte man besser rüberbringen

Zitat:

- Ähm joa, warum June kein leichtes Ziel ist - sie ist intelligent, studiert Jura und ihr Großvater ist Richter. Das kommt an dieser Stelle aber tatsächlich nicht so rüber, wie ich es vermutlich beabsichtigt habe. Vielleicht finde ich da noch eine bessere Formulierung.

Ich frage mich, was für ihn dann ein leichtes Ziel ist. Ich glaube, ein unstudierter, sportlicher Handwerker hat ihm doch sicher mehr entgegenzusetzen, als eine Jura-studierende Frau abends alleine im Dunkeln lol2 Und der Großvater ist ja nicht in der Nähe und ahnt nichts. Ich würde den Satz an der Stelle einfach weglassen. Ist doch auch gut, wenn der Leser am Anfang denkt, sie wäre ein leichtes Ziel und dann durch den Verlauf mitbekommt, was die Schwierigkeiten (und Komplikationen) sind.

Zitat:

- Über deine sonstigen Anmerkungen werde ich wohl auch noch eine Weile grübeln, sie helfen mir auch jeden Fall sehr weiter, vielen Dank =)


Wie gesagt, gerne und danke dir für das gute Aufnehmen meiner Kritik! Ich habe übrigens mittlerweile auch den weiteren Verlauf gelesen, auch hier würden meine Kommentare in ähnliche Richtungen gehen. Hast du Interesse daran, dass ich noch einmal den Blaustift zücke? Dann würde ich das noch einmal tun und die Stellen markieren, wo es mir (persönlich) viel zu viel Klischee war.
Wenn kein Bedarf ist, spare ich uns beiden die Zeit.

Viele liebe Grüße
Bea
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FrolleinWunderPunkt
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
F

Alter: 31
Beiträge: 25



F
Beitrag02.02.2020 19:46

von FrolleinWunderPunkt
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Hallo eraBlackout,

ich habe deinen Text schon vor ein paar Tagen gelesen, und obwohl ich nur selten Thriller lese, ist nicht so ganz mein Genre, gefällt mir dieser Einstieg wirklich gut!

Da schon einige sehr gute Vorschläge gemacht wurden, will ich nur kurz auf zwei, drei Aspekte eingehen, die mir (auch) aufgefallen sind.

Das Erste wäre der Name des Killers, bei dem ich auch gleich gedacht habe: "Hä, wieso jetzt auf Englisch?" Da du auf deutsch schreibst, finde ich, passt auch ein deutschsprachiger Codename. Das "The" stört den Lesefluss sehr, weil man (also ich) dazu neig(t/e), den Wolf einfach auf deutsch zu lesen. Smile

Bea hat ja auch schon die 30 Opfer angesprochen, die sie sehr willkürlich findet, weil nicht ganz klar ist, warum es genau seine Opfer sind. Mich irritiert darüber hinaus auch, dass der "Wolf" anscheinend keine präferierte Form des Tötens besitzt. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich so ein abgebrühter Profikiller denkt: "Hm, was darf es denn heute mal sein? Lieber blutig oder clean? Auf Distanz oder Mann gegen Mann? Belladonna oder Arsen?" Glaubhafter würde ich es finden, wenn die Morde zumindest alle eine Gemeinsamkeit aufweisen (und ehrlich gesagt vermute ich, einem Auftragskiller ist eine Tötungsform ganz lieb, die wenig Spuren hinterlässt Laughing ).

Diese kleinen Details, die du ab und zu einstreust, gefallen mir übrigens ganz gut, z. B. die Sache mit dem Klingelton im letzten Absatz. Allerdings würde es in dem Fall (wurde ja auch schon angesprochen) reichen, wenn du einfach einen kleinen Nebensatz einschiebst: "..., irgendein bekannter Radiohit." Dann kannst du oft auf wortreichere Erklärungen verzichten.

So viel erstmal von meiner Seite, ich werde auf jeden Fall die folgenden Teile auch lesen, insgesamt gefällt mir dein Einstieg nämlich wirklich gut!

Liebe Grüße
FrolleinWP
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crisihasi
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Beiträge: 244



Beitrag04.02.2020 15:14

von crisihasi
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Hallo eraBlackout,

obwohl du schon ganz fantastisches Feedback erhalten hast, möchte ich hier auch noch kurz meinen Senf dazu abgeben.

Im Großen und Ganzen gefällt mir der Text wirklich sehr und er macht definitiv neugierig. Gerade für den Einstieg ist das eine wichtige Eigenschaft, um den Leser bei der Stange zu halten. Also hier schon mal: Chapeau!

Mir gefallen die Metaphern, die du verwendest und dein Stil ist sehr angenehm zu lesen. Ganz besonder gefällt mir: "Gerade wollte ich mich auf sie stürzen, um ihr gekonnt die Kehle aufzuschlitzen, als ein lautes Klappern mich beinahe zusammenzucken ließ." ... allerdings finde ich, dass die Relativierung nicht sein muss, tatsächlich den Satz schwächt. Zuckt er zusammen oder nicht? Falls nicht, kann er eine andere Reaktion zeigen (aufblicken, innehalten etc).

Bzgl. des Killers ergibt sich bei mir die folgende Frage: Wie kommt die Polizei denn darauf, dass es sich um einen Auftragskiller handelt, wenn sie überhaupt nur wissen, dass er eine Maske trägt? Theoretisch könnten es ja sogar mehrere Personen mit jeweils einer ähnlichen Maske sein. Aber selbst wenn sie voraussetzen, dass es sich nur um eine Person handelt, verstehe ich nicht, wie sie auf den Auftragskiller kommen. Er könnte ja auch ein eigenes perverses Verlangen befriedigen, eine fundamentalistische Weltanschauung durch gezielte Morde vertreten oder einfach Gelegenheitstäter sein.

Weiter ist mir noch aufgefallen: "wir kennen keine seiner falschen Identitäten" - Wenn sie keine davon kennen, wieso gehen sie dann davon aus, dass er eine hat? Ganz besonders der Plural verwirrt mich hier.

Aber ansonsten... wirklich schön zu lesen. Der Plot als Ganzes wirkt für mich auch rund, sofern du die Fäden im weiteren Verlauf verknotet bekommst. Aber da steckt eine tolle Geschichte drin! Smile
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Ira_99
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 36
Beiträge: 48
Wohnort: NRW


Beitrag05.02.2020 00:17

von Ira_99
Antworten mit Zitat

Hallo eraBlackout,

ich lese gerne Thriller und finde dein Konzept, das mit einer Liebesgeschichte zu vermischen, sehr interessant! Ich habe den Text auch sehr gerne gelesen und wollte wissen, wie die Situation ausgeht.

Zwei Kleinigkeiten sind mir beim Lesen aufgefallen:

Zitat:
'The Wolf' trat aus den Schatten ins blasse Mondlicht. „June Ferris, du wirst heute Nacht sterben“, sagte er und hob das Messer.


Ich nehme an, dass das "er" (statt "ich") gewollt ist, weil es sich auf The Wolf bezieht - trotzdem bin ich drüber gestolpert und der Perspektivenwechsel in dem einen Satz hat mich ein bisschen gestört. Aber vielleicht stelle ich mich da auch nur an. Laughing

Zitat:
Gerade wollte ich mich auf sie stürzen, um ihr gekonnt die Kehle aufzuschlitzen, als ein lautes Klappern mich beinahe zusammenzucken ließ. Einer dieser verdammten Streuner, die hier überall herumstromerten, hatte einen Müllcontainer umgekippt. Fluchend trat ich nach ihm und stürmte dann meinem davonrennenden Opfer hinterher.


Mein erster Gedanke war: Wie, er ist ein supererfahrener und eiskalter Auftragskiller, steht schon direkt vor seinem Opfer mit gezücktem Messer - und versemmelt es dann, nur weil ein Streuner an einer Mülltonne klappert? Und dann holt er sein Opfer nicht mal mehr ein?
Das hat mich nicht hundertprozentig überzeugt.

Insgesamt hat es mir aber, wie gesagt, wirklich gut gefallen und ich würde mich freuen, mehr zu lesen!
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eraBlackout
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Beitrag05.02.2020 13:54

von eraBlackout
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Soo, nochmal vielen lieben Dank an alle für das ausführliche Feedback! <3
Ich hab den Text jetzt noch einmal nach den angesprochenen Gesichtspunkten überarbeitet und hoffe, da jetzt irgendwie mehr Klarheit reinbekommen zu haben.
Ich habe vor allem gemerkt, wie 'tunnelblickig' ich oft bei meinen eigenen Texten bin (ist aber normal, oder? lol2 ) und bin daher echt froh, dieses Forum und vor allem euch, liebe Buchstabenliebhaber, gefunden zu haben.
Eine kleine Anmerkung noch, da einige auf ihr Stolpern über englische Begriffe hingewiesen haben: Ich bin wohl durch mein Alter und meinen recht hohen Film- und Serienkonsum bereits ziemlich 'amerikanisiert' und lese da flüssig drüber. Da im Verlauf der Story (schon wieder ein eig englisches Wort ^^ ) noch einige weitere nicht deutsche Worte fallen werden (allein schon Ortsangaben und Eigennamen), werde ich mein Wölfchen weiterhin 'The Wolf' nennen. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel ^^

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„Der Kerl ist ein Profi. Er hinterlässt weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren und hat keine Angst, vor Zeugen zu töten, weil ihn ohnehin niemand identifizieren kann. Er trägt eine schwarze Wolfsmaske, daher auch sein Deckname 'The Wolf'. Aktiv seit über fünf Jahren. Die genaue Zahl seiner Opfer kennt niemand, 32 können wir ihm aber mit ziemlicher Sicherheit zuordnen. Der Kerl hinterlässt eine Art Visitenkarte - irgendwo am Tatort wird für gewöhnlich eine leere Patronenhülse mit eingravierter Pfote gefunden. Als wollte er uns damit verhöhnen!
Er tötet auf jede erdenkliche Art und Weise - er ersticht sie, erwürgt sie, erschießt sie, mit erschreckender Präzision auch aus größerer Distanz, und sein letztes uns bekanntes Opfer hat er einfach überfahren. Vermutlich darf sein Auftraggeber sich die Todesart aussuchen, anders ist das wohl nicht zu erklären. Oder er mag einfach die Abwechslung.“
FBI-Agent Adam Langer machte eine Pause und ihm war anzusehen, wie viel Hass er für den 'Wolf' empfand. Was er hier gerade vortrug, waren die Ergebnisse seiner Ermittlungen von bald zweieinhalb Jahren - und dafür war es verdammt wenig.
„Laut Zeugenaussagen ist er groß, athletisch gebaut und durchtrainiert, vermutlich in den Zwanzigern und trägt meistens eine schwarze Lederjacke. 'The Wolf' ist laut Interpol auch international unterwegs und spricht mehrere Sprachen, darunter vermutlich Spanisch und Französisch, aber die meisten Aufträge scheint er hier in den USA zu haben.
Wir kennen weder seine Hautfarbe noch seine Nationalität und wir haben nicht die geringste Ahnung, wie seine Kunden mit ihm in Kontakt treten.
Also im Prinzip haben wir nichts, gar nichts! Kann mir also bitte mal jemand erklären, wie wir diesen Typen fassen sollen?“
Schweigen. Mit jedem Satz war Langers Stimme lauter geworden und niemand hatte Lust, ihm die Stimmung noch mehr zu vermiesen.
„Genau“, knurrte er und schlug lautstark die dünne Akte zu. „Durch herumsitzen ganz sicher nicht. Also los, an die Arbeit!“



~~~

Tagelang hatte ich sie beobachtet. Ihren Tagesablauf studiert, ihre Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen. Familie, Freunde, Bekannte. Ich wusste alles über sie. Ihr gesamtes Leben lag vor mir wie ein offenes Buch. Und mein Job war es, dieses Buch zu schließen.
Ich tastete nach der Glock und dem langen Messer, die ich sorgfältig unter meiner Lederjacke verbarg. Die Waffen dabeizuhaben gab mir ein Gefühl von Überlegenheit. Fühlte sich gut an. Ich hatte die Macht über Leben und Tod. Ihr Leben. Und ihren Tod. Sie war hübsch, intelligent; schien jedoch nicht damit zu rechnen, dass jemand hinter ihr her sein könnte. Das würde ihr zum Verhängnis werden.
Ihr Handy klingelte, irgend so ein bekannter Radiohit. Als sie das Gespräch annahm, blieb sie stehen und ich drückte mich in die Schatten, damit sie mich nicht bemerkte. Ich war nur etwa acht Meter von ihr entfernt, doch sie sah sich nicht einmal um.
„Hey, was gibt’s denn?“, fragte sie und anhand ihres Tonfalls vermutete ich, dass es sich bei dem Anrufer um ihre kleine Schwester Annabeth handeln könnte. Ich schien recht zu haben, denn einen Moment später lachte sie leise. „Keine Sorge, ich beeile mich, ich kenne da eine Abkürzung und bin in einer Viertelstunde zu Hause. Du könntest Grandpa beim Tisch decken helfen und ich erkläre es dir nach dem Essen, okay?“ Sie schwieg einen Moment, verabschiedete sich anschließend und legte auf.
Dann bog sie in eine schmale, düstere Gasse ein, in der es keine Straßenlaternen gab. Hätte sie gewusst, dass sie verfolgt wurde, wäre sie auf den größeren Straßen geblieben und hätte meine Aufgabe damit um einiges erschwert. Ein fast schon diabolisches Grinsen huschte über meine Lippen. Adrenalin schoss durch meine Adern, wie immer, kurz bevor ich den metaphorischen Abzug drückte. Aber sie würde ich nicht feige von hinten erschießen. Mein Auftraggeber wollte es blutig, er verlangte, dass ihr Tod eine Botschaft war, eine persönliche Nachricht an ihren Großvater, Richter Ferris, der ihn für eine lange Zeit hinter Gitter gebracht hatte und dem er noch im Gerichtssaal Rache geschworen hatte. Und jetzt, am selben Tag, an dem vor genau einem Jahr das Urteil gesprochen worden war, war die Zeit gekommen, diese Drohung wahrzumachen. Die junge, erfolgreiche Frau, die älteste Enkelin des Richters, ging mit schnellen Schritten ihrem Ende entgegen.
Beinahe lautlos folgte ich ihr, das Messer in meiner Rechten, dicht an der Wand, duckte mich in die Schwärze der Hauseingänge. Nur noch wenige Meter. Ohne dass sie mich bemerkte, überholte ich sie, atmete noch einmal durch und zog mir dann die schwarze Maske übers Gesicht, der ich meinen Namen verdankte.
'The Wolf' trat aus den Schatten ins blasse Mondlicht. „June Ariana Ferris, du wirst heute Nacht sterben“, sagte er und hob das Messer.
Ihre Augen weiteten sich und ich lächelte kühl unter meiner Maske, als ich die Angst erkannte, die sich in ihnen widerspiegelte. Sie war wie erstarrt und ich genoss den Augenblick.
Gerade wollte ich mich auf sie stürzen, um ihr gekonnt die Kehle aufzuschlitzen, als ein plötzlicher, ohrenbetäubender Lärm mich herumwirbeln ließ. Einer dieser verdammten Streuner, die hier überall herumstromerten, hatte einen metallenen Müllcontainer umgekippt und dessen Inhalt in der gesamten Gasse verteilt. Fluchend trat ich nach dem Köter und stürmte dann meinem davonrennenden Opfer hinterher. Na gut, eine kleine Jagd gestaltete das ganze Unternehmen vielleicht noch etwas interessanter. „Ich krieg dich so oder so“, murmelte ich, während ich beinahe mühelos mein Tempo hielt. Mein einziges Problem waren die verwinkelten Gassen. Natürlich hatte ich die Straßenpläne studiert, war sie auch das eine oder andere Mal abgegangen, aber ich wusste nie, wo meine Beute abgebogen sein könnte. Sie war vollkommen in Panik und handelte definitiv nicht logisch, also musste ich hin und wieder stehen bleiben und auf ihre gehetzten Schritte lauschen.
Hatte ich sie verloren? Mit zusammengekniffenen Augen konzentrierte ich mich auf die Geräusche in der Umgebung. Keine Schritte mehr. Sie musste sich irgendwo versteckt haben. „Ja, verkriech dich nur vor dem großen, bösen Wolf. Aber ich werde dich schon finden.“ Ich sollte die Selbstgespräche sein lassen. Sonst hielt man mich irgendwann noch für verrückt.
Mein Blick fiel auf die gepflasterte Straße vor meinen Füßen. Irgendetwas glänzte im fahlen Mondlicht und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich trat näher und hob die zarte Silberkette auf, an der ein kleiner Anhänger baumelte. Er kam mir auf eine seltsame Art und Weise bekannt vor. Irgendwo hatte ich ihn schon einmal gesehen... Schlagartig kam die Erinnerung hoch. Ich rang nach Luft.

Meine Hände umklammern das Lenkrad. Beißender Rauch nimmt mir fast die Sicht. Ich drücke das Gaspedal ganz durch. Mit viel zu hohem Tempo rase ich die Straße entlang, links von mir ziehen die Häuserfronten vorbei, rechts fließt gemächlich der East River. Der Fluss! In meinen Gedanken macht sich eine Idee breit. Einfach anzuhalten und auszusteigen kommt mir in meiner Panik gar nicht erst in den Sinn. Nein, ich muss das Feuer löschen. Mit einer Hand greife ich nach dem Sicherheitsgurt und lasse ihn einrasten. Dann reiße ich das Lenkrad herum.
Der Aufprall auf dem Wasser nimmt mir den Atem. Zischend versinkt der teure Sportwagen in den Fluten. Eine Säule aus Rauch und Dampf steigt auf. Einen Moment lang bin ich benommen. Unfähig, mich zu bewegen. Dann dringt Wasser ins Innere des Fahrzeugs ein. Viel zu schnell erreicht es meine Knie, meine Brust, meinen Hals. Ich zerre am Gurt. Er klemmt, lässt sich nicht öffnen. Das Wasser steigt und ich schnappe ein letztes Mal nach Luft, ehe ich vollkommen in den eisigen Fluten untergehe. Ich bekomme den Gurt nicht auf. Verzweiflung überkommt mich. Dann wird alles schwarz.

Elefanten tanzen Tango auf meiner Brust. Jemand schlägt mir ins Gesicht. Langsam öffne ich die Augen. Huste und spucke dreckiges Flusswasser auf den rauen Asphalt. Über mir erkenne ich undeutlich das klatschnasse Gesicht eines Mädchens. Und um ihren Hals eine Silberkette mit Anhänger. Das Bild brennt sich in mein Gedächtnis.


Was danach passiert war, wusste ich nicht mehr. Ich hatte ihren Namen nie erfahren. Aber jetzt war ich mir sicher, dass es June Ferris gewesen war. Klar, silberne Ketten wie diese gab es häufig, aber irgendetwas sagte mir, das das hier kein Modeaccessoire war, das man in irgendeinem beliebigen Laden kaufen konnte.
Ich betrachtete den Anhänger noch einmal genauer. Zwei kleine silberne Vögel, vermutlich Tauben oder sowas, die zu einem Herz verschlungen waren, in dessen Mitte ein winziger roter Stein eingelassen war. Entweder ein echter Rubin, dann war das Teil echt was wert, oder nur ein Glasstein, das konnte ich bei diesen Lichtverhältnissen nicht klar erkennen, aber im Prinzip war es auch egal.
Ich atmete tief durch. Ich brauchte Gewissheit. Ich musste sie finden, um sie zu fragen. Und wenn sie es gewesen war, die mich aus dem Fluss gezogen und mir damit den Arsch gerettet hatte, dann würde ich ihr Leben verschonen. Ich konnte meine Lebensretterin nicht umbringen. Denn obwohl ich ein Auftragskiller war, hatte ich trotzdem noch ein gewisses Ehrgefühl. Außerdem glaubte ich nicht an Zufälle. Und wenn das hier kein Zufall war, dann musste es Schicksal oder so etwas sein. Daran hatte ich zwar bisher auch nicht geglaubt, aber es erschien mir immer noch wahrscheinlicher als ein verdammter Zufall.

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Wenn an dieser Version nicht mehr allzu viel zu 'meckern' ist, würde ich hier demnächst auch Kapitel 2 posten, falls Interesse besteht =)


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lenaleabi
Geschlecht:weiblichLeseratte

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Beiträge: 101



Beitrag05.02.2020 17:52

von lenaleabi
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Ich lieeebe deinen Text und warte hier schon gespannt auf den nächsten Teil! Embarassed Laughing

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Jacha
Gänsefüßchen

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Beiträge: 18



Beitrag06.02.2020 14:51

von Jacha
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Hallo zusammen...
Mir gefällt die Geschichte und die Idee auch sehr gut - auch am Ende die Idee mit der Kette, die er wiedererkennt.

Mein ganz subjektives Empfinden ist, dass der Monolog am Anfang zu sehr auf einfache Faktennennung aus ist. So oder ähnlich läuft es zwar auch in den Filmen wenn ein neuer Fall besprochen wird, aber das hat mich beim ersten Lesen ein wenig gestört.
Vielleicht könnte der Agent mit einer Nachfrage unterbrochen werden, oder jemand ist unaufmerksam, woraufhin er ausrastet - so könntest du auch gleichzeitig zeigen, dass ihm dieser Fall auch persönlich am Herzen liegt...
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eraBlackout
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 27
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Beitrag10.02.2020 14:02

von eraBlackout
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Kapitel 2

Eine Mappe nach der anderen wanderte auf den 'unwichtig'-Stapel. Agent Langer arbeitete sich durch die Fallakten der Mordfälle der vergangenen zwei Wochen wie ein gefräßiger Heuschreckenschwarm durch ein Maisfeld. Er verschlang jedes einzelne Wort, studierte jedes Foto, aber nichts an den Morden deutete in irgendeiner Art und Weise auf 'The Wolf' hin. Und das, obwohl er sich inzwischen Akten aus den gesamten Vereinigten Staaten hatte kommen lassen.
Natürlich wäre es leichter gewesen, sie einfach am Computer abzurufen, aber Langer hielt nicht viel von diesem ganzen neumodischen Kram. Sein Handy stammte laut seiner Partnerin 'wohl noch aus der Steinzeit' - aber immerhin hatte er eines - und das Internet war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Ihn störte das alles nicht. Er klärte seine Fälle - für gewöhnlich - trotzdem auf. Doch dieser 'Wolf' machte ihm doch sehr zu schaffen. Er schien ihm absolut keinen Schritt näher zu kommen. Seit zweieinhalb verdammten Jahren.
Aber er war noch lange nicht bereit, aufzugeben oder den Fall gar an einen jüngeren Agent abzugeben. Er steigerte sich jeden Tag mehr und mehr hinein, hatte 'The Wolf' letztens seiner Partnerin gegenüber sogar als seinen Erzfeind bezeichnet. Sie hatte gelacht, aber er wusste, dass sie sich Sorgen um ihn machte.
Vor etwa einem Jahr hatte dieser Fall bereits seine Ehe zerstört und seitdem war es nur noch schlimmer geworden. Er verbrachte oft ganze Nächte auf Arbeit und suchte nach Hinweisen, die er zuvor übersehen hatte. Eine ganze Wand seines Büros war mit Fotos, Zeitungsartikeln, Fallberichten und Notizzetteln zugekleistert, über die sich ein leuchtend roter Wollfaden spannte.
Nicht, dass all das etwas genützt hätte. Der 'Wolf' war einfach nicht zu fassen.
Frustriert warf Agent Langer die letzte Akte aus Michigan auf den 'unwichtig'-Haufen und nahm sich den Stapel Wisconsin vor. Das würde wohl wieder einmal eine schlaflose Nacht mit mäßiger Hoffnung auf Erfolg. Vielleicht war 'The Wolf' aktuell auch gar nicht in den USA. Wer wusste schon, wo auf dem Planeten er aktuell herumstromerte? Seine Leichen tauchten immer da auf, wo man sie gerade am wenigsten vermutete.
Vielleicht sollte er auch einfach mal wieder bei der nationalen Zentralstelle von Interpol anrufen. Adam nahm den Hörer und wollte gerade wählen, als sein Blick auf die Uhr an der Wand fiel. Halb elf. Seufzend legte er das Telefon zur Seite und widmete sich wieder seinen Aktenstapeln. Er würde wohl besser zu einer humaneren Zeit stören.



~~~

Leise betrat ich die Gasse, vor der die Kette gelegen hatte. Dann hörte ich sie atmen. Sie war nur wenige Meter von mir entfernt. Ihre in der Dunkelheit kaum erkennbare Gestalt lehnte an einer Mauer und sie schien sich vor Angst nicht rühren zu können.
Zum zweiten Mal in dieser Nacht trat ich vor sie. Dieses Mal hielt ich ihr aber nicht das Messer, sondern die Kette entgegen. „Vor etwas mehr als sieben Jahren hat eine Jugendliche eine Kette wie diese getragen, als sie einen Teenager aus dem East River gezogen hat... Wenn du das gewesen bist... Erzähl mir, was damals passiert ist!“ Der Anhänger schwang sanft hin und her. Das Messer in meiner anderen Hand zitterte.
Sie drückte sich eng an die Wand, als hoffte sie, dass sich hinter ihr ein Loch auftun und sie verschwinden lassen würde. Trotz ihrer Angst begann sie dann tatsächlich zu sprechen und mit jedem Satz verschwand mehr und mehr das anfängliche Zittern aus ihrer Stimme.

„Es war eine kalte Novembernacht. Ähnlich wie diese“, sagte sie leise und schien in Gedanken tatsächlich nach damals abzudriften, denn auch ihr Körper entspannte sich ein wenig.
„Mir war kalt und ich wollte so schnell wie möglich nach Hause, also habe ich die Abkürzung durch den Park genommen. Dem am East River. Astoria Park heißt der, glaube ich. Oder? Egal...
Ich bin zwischen den Bäumen raus auf die Straße getreten - und da habe ich es gesehen... “ Auch sie schien diese Nacht damals noch gut in Erinnerung zu haben, sie schauderte und schwieg einen Moment, ehe sie leise weitersprach.
„Ich hatte zuerst nur den Motorenlärm gehört und dachte mir noch, was für ein Irrer da mit so einem wahnwitzigen Tempo durch die Stadt rast, aber dann sah ich gerade noch, wie das brennende Auto über den Gehweg, durch das Geländer die Böschung hinunter direkt in den Fluss stürzte. Da bin ich dann sofort losgerannt. War wohl ein Reflex oder so. Im Rennen hab ich noch die Jacke weggeworfen, weil die mich im Wasser ja nur nach unten gezogen hätte. Und weil da mein Handy drin war. Am Ufer bin ich allerdings noch mal einen Moment stehengeblieben in der Hoffnung, der Fahrer würde gleich auftauchen. Aber das tat er nicht, also sprang ich ins Wasser.“ Sie machte wieder eine Pause, hob den Kopf und wagte es, mich anzusehen, doch durch meine Maske konnte sie nicht sehen, wie die Härte aus meinem Gesicht schmolz und mir fast sogar Tränen in die Augen stiegen, die ich nur mit Mühe unterdrücken konnte.
„Es war so dunkel, dass ich kaum die Hand vor Augen sehen konnte, und so kalt, dass es sich anfühlte wie tausende winzige Nadeln auf meiner Haut. Es war wohl eher Glück als Verstand, dass ich das Autowrack so schnell finden konnte. Es war bereits voller Wasser, sodass ich die Fahrertür relativ leicht öffnen konnte. Ich packte den Fahrer am Arm und schüttelte ihn, aber da kam keine Reaktion. Und er hing fest, der Gurt ging nicht auf, ich musste also den erst lockern, bevor ich ihn rauszerren konnte. Mir ging schon fast die Luft aus und es war verdammt schwer, den Typen Richtung Oberfläche zu ziehen. Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe.
Am Ufer habe ich ihn dann das erste Mal richtig sehen können und war total erschrocken, dass er nicht viel älter war als ich, nur vielleicht so ein, zwei Jahre. Er hat nicht mehr geatmet und war eiskalt, das waren wir beide, und ich hatte eigentlich keine Ahnung von Erster Hilfe und so, ich hatte bis dahin nie einen Kurs mitgemacht. Also habe ich einfach das gemacht, was die in Filmen immer tun, aber es schien nichts zu bringen, also habe ich ihm ein paar Ohrfeigen verpasst. Ich hatte Angst, dass er stirbt. Oder womöglich auch schon lange tot war. Irgendwas davon hat jedenfalls geholfen, denn er schlug die Augen auf und spuckte Wasser auf den Boden. Aber er hat nichts gesagt, lag einfach nur so da und hustete, atmete zwar, sagte aber nichts und reagierte auch nicht mehr. Da bin ich dann zu meiner Jacke gerannt, hab mein Handy rausgeholt und den Notarzt verständigt. Die waren dann auch ziemlich schnell da und brachten uns beide ins Krankenhaus. Ich durfte noch am selben Abend nach Hause, den Jungen hingegen wollten sie noch zur Beobachtung dabehalten. Ich wollte ihn am nächsten Tag besuchen, aber er wurde früher als erwartet wieder entlassen und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.“

Einen Moment herrschte Stille zwischen uns. Dann fiel klirrend das Messer zu Boden. Langsam griff ich nach der Wolfsmaske und zog sie mir vom Gesicht. „Du hast mir damals das Leben gerettet. Das habe ich nicht vergessen.“ Ich sprach langsam und meine Stimme klang fast beruhigend. „Heute werde ich das deine verschonen. Damit sind wir quitt.“
Eigentlich nicht, denn das, was ich gerade tat, würde meine Laufbahn als Profikiller definitiv beenden. Und nicht nur das - mein rachelustiger Auftraggeber würde aus Wut vermutlich auch noch jemanden auf mich ansetzen. Ich hatte zwar genug Geld zusammengespart, um unterzutauchen, aber ich würde trotzdem für den Rest meines Lebens auf der Flucht sein. Sie allerdings vermutlich auch. Sie und ihre Familie. Und die konnten nicht so leicht untertauchen wie ich.
„Der Mann, der dich tot sehen will, heißt Victor Vitello. Dein Großvater hat ihn heute vor einem Jahr zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren bis lebenslänglich verurteilt. Er will sich dafür rächen. Das heißt, nur weil ich dich jetzt nicht umbringe, bist du noch lange nicht außer Gefahr. Er wird andere Killer schicken. Du solltest dir also etwas einfallen lassen.“
Apropos einfallen - hoffentlich fiel ihr nicht ein, zur Polizei zu rennen und denen eine Personenbeschreibung vom berühmt-berüchtigten 'Wolf' zu liefern, denn dann würde mir nur noch eine Gesichts-OP helfen. Ich sollte ihr also besser doch auch noch drohen.
„Solltest du dich an die Polizei wenden, dann rate ich dir, mich mit keinem Wort zu erwähnen. Ansonsten komme ich wieder. Und das nächste Mal bin ich nicht mehr so freundlich.“ Ich hielt ihr ihre Kette hin. „Und jetzt verschwinde.“
„Ich bin nicht blöd!“, schnaubte sie und entriss mir dann das Schmuckstück, als könnte sie es nicht ertragen, es in der Hand eines so eiskalten und skrupellosen Killers zu sehen. Es schien ihr wirklich viel zu bedeuten.
Mit zitternden Fingern - ob es noch ein Rest von Angst, aufkeimende Wut oder einfach die schneidende Kälte war, konnte ich nicht sagen - legte sie sich die Silberkette um den Hals und verbarg sie sorgfältig unter ihrem Mantel. Dann sah sie mich noch einmal mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an, den ich absolut nicht deuten konnte, drehte sich um und rannte schließlich davon.

Viel Glück, June, dachte ich und hob mein Messer auf. Einen Moment lang betrachtete ich es nachdenklich. Die scharfe Klinge glänzte silbern im Mondlicht und die Seelen, die sie genommen hatte, schrien in meinem Kopf. Schnell steckte ich sie weg und eilte durch die dunklen Gassen zu dem Parkplatz, auf dem ich meinen schwarzen Subaru BRZ zurückgelassen hatte.
Ich musste über vieles nachdenken. Meine nächsten Schritte ebenso wie meine verfluchte Vergangenheit. Und meine momentanen, absolut ungewohnten Gefühle.
Mit zusammengebissenen Zähnen klemmte ich mich hinters Steuer, startete den Motor und fuhr eine Weile ziellos durch New York. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen und die roten Ampeln scherten mich einen Dreck. Immer wieder entging ich nur knapp einem verheerenden Unfall, aber es war mir egal. Ich musste den Kopf frei kriegen. Okay, was war jetzt dran? Komm schon, Junge. Vorausplanen war doch schon immer deine Stärke.
Das Schließfach in der U-Bahn-Station Roosevelt Ave. 5000$ in bar, eine weitere nicht registrierte Glock mit Schalldämpfer, genug Munition, um einen Kleinkrieg anzuzetteln, und vor allem drei verschiedene Pässe mit gefälschten Identitäten. Dann in die Wohnung, eine kleine Reisetasche packen, jegliche Hinweise auf meine wahre Identität vernichten, Fingerabdrücke und DNA-Spuren beseitigen, auch im Wagen. Zum Flughafen. Den nächsten Flug nehmen, egal wohin. Mit den Waffen durch die Kontrolle? Unmöglich.
Also zurück. Noch vorm Flughafen sämtliche Waffen im Hudson River versenken. Vielleicht sollte ich auch den Subaru loswerden, auch wenn es mir um das gute Stück schon ein bisschen leid tat.
Dann also mit der U-Bahn zum Flughafen. Und einfach weg. Mit den verschiedenen Pässen kreuz und quer in der Weltgeschichte herumgurken, bis auch der schärfste Spürhund meine Fährte verloren hatte.
Das war also der Plan. Aber irgendwie gefiel er mir nicht. Ich wollte alles, was ich von meinem Mentor gelernt hatte, über den Haufen schmeißen und einfach hierbleiben. Mir eventuell sogar ein legales, ein normales Leben aufbauen. Irgendwann die richtige Frau finden, heiraten, eine Familie gründen. Mit so süßen kleinen Hosenscheißern, die mir freudestrahlend entgegen rannten und 'Daddy' riefen, wenn ich von meiner ehrlichen Arbeit nach Hause kam.
Unter der Lederjacke spürte ich meine Waffen und der Traum zerplatze wie eine Seifenblase. Normal? Ich? Passte einfach nicht zusammen. Also, Junge. Halt dich einfach an den Plan. Ich gab Gas und fuhr, diesmal in erlaubtem Tempo, in Richtung Roosevelt Avenue.

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