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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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07.01.2020 07:50 fuck it sweetheart von menetekel
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wer vormals auf klassiker setzte
preist nun debütantinnen an
bis selbst die in kein ebook mehr passen
sie tragen zerfledderte jeans – löchrig
mit blick auf die mageren knie
und spatzengeschosse in ihren köchern
Die Woolf wird wohl kaum eine geben
sie trauen kopiertem einwegpapier
aus apple-computern
dem abgefallenen wort
Weitere Werke von menetekel:
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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I.J. Melodia Leseratte
Alter: 39 Beiträge: 102 Wohnort: Freiburg
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07.01.2020 22:00
von I.J. Melodia
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Uh böse und gut! So mag ich das
Deine "Kritik" gefällt mir außerordentlich gut. Hatte direkt Bilder im Kopf (vielleicht bin ich da auch etwas vorbelastet mit dem ein oder anderen Klischee; musste an eine ganz spezifische Form der literarischen Kunst denken ...)
Werde mir den Text noch ein paar mal durchlesen. Eventuell fällt mir noch etwas auf, dass ich jetzt in der Begeisterung übersehe.
LG
_________________
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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08.01.2020 09:08
von menetekel
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Oh, ein "Kunde!"
(Auch) die Wachstumsprognose des Forums sieht im lyrischen Bereich eher mau aus. - Umso mehr freue ich mich über deine Zuschrift.
Und natürlich mundet es mir, dass du meine Beobachtungen ähnlich interpretierst. Die literarischen Genres sind halt nur noch eingeschränkt wahrnehmbar:
1. Kriminalromane
2. Fantasy
3. Kriminalromane
...
Natürlich gibt es darunter durchaus Kunstvolles zu bestaunen; wenn jedoch ein Tatort den anderen jagt, fühle ich mich bis ins Koma hinein gelangweilt ...
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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08.01.2020 19:00
von poetnick
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Hallo Menetekel,
die harte Kritik (fuck it sweetheart), öffnet schon eingangs das Feld, fast könnte man meinen - zu einem Lifestyle-Phänomen.
Wenn die irgendwann in kein ebook mehr passen, dann ist Terra mit Bytes überzogen worden...
Zitat: | ...und spatzengeschosse in ihren köchern |
Zitat: | dem abgefallenen wort |
Einiger Verdruss im Gepäck; nun bin ich kein Genre-Kunde (außer SF-Highlights); ich habe es so beobachtet,
dass wahrscheinlich nie zuvor so viele Menschen sich schreibend betätigt haben - mit dem Ziel einer Veröffentlichung und - in der Öffentlichkeit.
Da gibt es sicherlich Strömungseffekte.
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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09.01.2020 08:23
von menetekel
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"Strömungseffekte" ist gut!
Da wissen wir ein Liedlein von zu singen, nicht wahr?
Und es wird noch schlimmer kommen. Im Zuge der Digitalisierung, der Abnahme körperlicher Betätigung und der mittelfristigen Zunahme an Freizeit wird "unkontrolliertes" Schreiben eine der wenigen Möglichkeiten der Selbstvergewisserung sein.
Und dann gnade uns Gott! Welcher auch immer.
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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09.01.2020 11:23
von Literättin
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Ja das ist sicher schön bissig und trifft auch ... irgendwas.
So, wie es da steht trifft es nur leider auch einen Ton, der bei mir unter Verdacht gerät, ein wenig grollig zu sein, auf "die Jüngere, die unbeschwerte" die Debütantin halt. Die ist natürlich traditionell leicht aufs Korn zu nehmen. Was ist mit ihrem männlichen Kollegen? Trägt der andere Beinkleider? Wird der nicht angepriesen? Und schon gar nicht in einer Abkehr von der Klassik?
Und ich kann nicht wirklich eine Korrelation zwischen denen, die vormals klassische Literatur anpriesen, einer Abkehr von derselben zeitgleich mit einer Preisung oder Anpreisung junger weiblicher und leichtgewichtiger Literatur erkennen.
Es ist ja im Gedicht nicht von der ChickLit-Schwemme die Rede und auch nicht vom Hinz und Kunz der wahllos herum veröffentlicht.
Worauf zielt dieses Gedicht also tatsächlich?
Nicht doch auf eine Debütantin in löchriger Jeans? Miesepetrig?
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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09.01.2020 16:05
von menetekel
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Hallo Literättin,
ein wenig Lamento ist mit Sicherheit dabei.
Aber nicht in der von dir vermuteten Form.
Wie du ganz richtig erkennst, geht es hier um Schriftstellerinnen. Und Verlegerinnen (Virginia Woolf war eine der ersten Verleg.). Und nur um sie.
Das löchrige Beinkleid steht mir also nicht für eine verfehlte modische Richtung - obwohl ich vorgetäuschte Armut schon ein wenig grenzwertig finde - sondern für den erloschenen Kampfgeist der Literatinnen. Direkt daran schließen sich ja die "Spatzengeschosse" an. Und ja, die empfinde ich zunehmend als leichtgewichtig.
Nach MeeToo ist kaum noch etwas erfolgt, eine Bewegung der Auflehnung, die aber aus einer Verteidigungsrolle heraus entstanden war.
Da hatte die Woolf schon ein anderes Kaliber.
Herzliche Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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09.01.2020 18:12
von nebenfluss
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Hallo menetekel,
menetekel hat Folgendes geschrieben: |
Nach MeeToo ist kaum noch etwas erfolgt, eine Bewegung der Auflehnung, die aber aus einer Verteidigungsrolle heraus entstanden war.
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wenn das der Hintergedanke ist, enthält mir das Gedicht davon zu wenig.
Ich denke, eine Erweiterung - im Sinne von "gestern noch #metoo, schreibst du heute u" - würde die Kritik präzisieren.
So, wie es dasteht, wirkt es auf mich leider nur wie recht pauschales generation bashing.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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10.01.2020 08:34
von menetekel
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Hallo Nebenfluss,
die von dir zitierte Antwort bezog sich auf den Kommentar von Literättin. -
Das Gedicht zeigt selbstverständlich nicht nur eine Ebene.
Auf das "generation bashing" möchte ich aus Höflichkeit nicht näher eingehen.
Schon mal darüber nachgedacht, was es heißt, einer älteren Lyrikerin diesen Vorwurf zu machen? Also einem gängigen Klischee Nahrung zu geben, das mich ziemlich unangenehm berührt?
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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10.01.2020 09:00
von Literättin
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Hi Menetekel,
wo ich auch gerade hier bin: aber das Gedicht selbst zielt doch - so wie es da steht - auf den mutmaßlichen "Generationenkonflikt": die Klassik, die Woolf, die Debütantin in jugendlichem Beinkleid. Und da hineingegossen das literarische Schwergewicht früher im Geensatz zum literarischen Leichtgewicht heute...
Ich für meinen Teil habe die löchrigen Jeans selbst nie als Anklang an Armut gesehen, sondern als Zeichen pseudoabgewetzen Abenteurertums, cowboymäßig, in Abgrenzung zum Bürokraten und Sesselpupser.
... was mir in dem Gedicht ein bisschen eng und kurz gegriffen erscheint. Es ist ja auch nicht wirklich schwer, eine heutige Debütantin erst einmal mit der Woolf "zu erschlagen".
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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10.01.2020 09:30
von menetekel
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Manchmal ist es hilfreich,
Titel und Endvers miteinzubeziehen. Ein "abgefallenes" Wort lässt mehrere Deutungen zu.
Freundliche Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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10.01.2020 09:54
von Literättin
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Manchmal hilft es, sich in die Position des Lesers* zu versetzen, wenn der Autor sein Werk diesem (erst) erklären muss, um dem intendierten Inhalt gerecht zu werden.
*der sich nicht im Kopf des Autors befindet
P.S.: Ich hatte das Gedicht übrigens samt Titel und Endvers gelesen.
_________________ when I cannot sing my heart
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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10.01.2020 14:28
von nebenfluss
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Hallo menetekel,
menetekel hat Folgendes geschrieben: |
Schon mal darüber nachgedacht, was es heißt, einer älteren Lyrikerin diesen Vorwurf zu machen? Also einem gängigen Klischee Nahrung zu geben, das mich ziemlich unangenehm berührt? |
über dein Alter bin ich mir nicht klar, da die Angabe im dsfo seit Jahren bei 99 zu stagnieren scheint(?)
Abgesehen davon war das kein Vorwurf an dich, sondern wenn, an das LI - er bezog sich auf den Text, nicht deine Person. Was m. E. auch daran zu erkennen ist, dass ich diese 'Erweiterung' vorgeschlagen habe, was doch im Allgemeinen als Textarbeit gilt.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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10.01.2020 16:26
von menetekel
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Du irrst dich leider schon wieder; mein Alter ist rückläufig. Hat sich selbst von 100 auf 99 gemindert. Und so geht es immer weiter, bis ich mich in der Mitte treffe. - Falls es diesen Ort der literarischen Begegnung dann noch geben sollte.
Textarbeit an lyrischen Gebilden ist für mich etwas, was sich tatsächlich auf das vorliegende Gedicht bezieht. Also die Form berücksichtigt, die Hervorhebungen (!) und nicht zuletzt den Inhalt. Ein Unbehagen an letzterem zu formulieren, reicht sicher nicht, ist eher sekundär. ---
Oder sollte es sich gar um um etwas Ironisches handeln ... ?
Freundliche Grüße in alle Richtungen
m. (geheilt)
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5976 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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10.01.2020 17:09
von nebenfluss
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menetekel hat Folgendes geschrieben: | Textarbeit an lyrischen Gebilden ist für mich etwas, was sich tatsächlich auf das vorliegende Gedicht bezieht. Also die Form berücksichtigt, die Hervorhebungen (!) und nicht zuletzt den Inhalt. Ein Unbehagen an letzterem zu formulieren, reicht sicher nicht, ist eher sekundär. ---
Oder sollte es sich gar um um etwas Ironisches handeln ... ?
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Mit der Aussage kann ich etwas anfangen. Natürlich ist Ironie immer möglich, doch weiß ich nicht, woran ich sie hier festmachen könnte (außer, ein wenig, daran, dass der Titel für mich den Versuch unternimmt, die fiktive Junglyrikerin zum Anklicken zu bewegen?). Mag sein, dass ich für die gewünschte Art von Textarbeit nicht geeignet bin; mir scheint der Inhalt in den Vordergrund zu drängen, sobald es in die politische oder gesellschaftskritische Richtung geht. Warum auch immer. Liegt vielleicht an den 'nervösen Zeiten'.
Versöhnliche Grüße,
n.
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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11.01.2020 08:43
von menetekel
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Ironie
könntest du zum Beispiel dem Titel (Jugendsprache) entnehmen, der im Kontrast zum leicht betulichen Inhalt steht. Dies muss nicht unbedingt ein Aufhänger sein - kann es aber.
Wie gesagt Es gibt hier mehrere Ebenen.
Unvermindert freundliche Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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