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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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22.06.2008 21:30
von SylviaB
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Ich frage mich ob die dritte Strophe notwendig ist. Ich weiß, du möchtest es nicht beschneiden aber... ich empfinde sie als langatmig und überflüssig angesichts des Kontextes.
Zitat: | Vergessenheit, so wie ich spüre, |
- Vergessenheit, wie ich sie spüre,
Wie wäre es so? Das Wörtchen "so" finde ich oft in Gedichten und fast genauso oft kann es weggelassen werden. Ja auch bei meinen
Solltest du die dritte Strophe lassen wollen, dann bitte ich dich aber dieses Zwanghafte buh´n zu entfernen. Da gruselt es mich wirklich vor. Stell etwas um, ändere die Sätze aber hau nicht so ein böses Autsch hinein ...
Lieben Gruß und weiter so
Sylvia
_________________ Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 13:01
von Enfant Terrible
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Hallo liebe Sylvia,
ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich diese Rezension von dir nach langer Zeit freut. Danke für deine Hilfsbereitschaft und die präzise Textarbeit.
Vielleicht hast du Recht und ich sollte mir bei "buh'n" etwas anderes überlegen. Es passte halt so schön - aber wenn es sich für den Leser unzumutbar liest, dann muss ich das ändern. Danke!
Volle Zustimmung auch für deinen Vorschlag zum "so" Satz... es ist schon frustrierend, dass man als Schreiber nie auf so etwas komt - umso wertvoller sind solche Hinweise.
Die dritte Strophe möchte ich aber gerne lassen, da sie (zumindest für mich persönlich) den Kern des Gedichts darstellt. Ich würde gerne wissen, was dich daran stört bzw. du genau diese Strophe als überflüssig ansiehst? Was soll geändert werden, damit sie nicht mehr wie Ballast wirkt?
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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23.06.2008 14:16
von SylviaB
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Zitat: | Der Wüstensand prüft uns’re Tränen,
und wirft die Spuren vor’s Tribun.
Mein Märchen lässt den Abgrund gähnen,
die Stolpersteine fragend buh’n. |
Also zum ersten ist die letzte Zeile ein Dorn in meinem Lesefluß.
Auch wenn ich die Metapher an sich sehr ungewöhnlich finde, halte ich von dem was sie wieder gibt nichts.
Der Wüstensand prüft uns´re Tränen ... Also versickern sie im Sand und dadurch prüft er sie? Warum?
Und vor´s Tribun werfen... der Wüstensand wirft unsere (jetzt natürlich geprüften Tränen - versickerten Tränen - vor einen römischen Amtsträger?
Welchen Sinn ergibt das?
Ich finde diese Strophe nicht gut und auch nicht logisch.
Also du wolltest meine Meinung etwas ausführlicher...
_________________ Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 14:30
von Enfant Terrible
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Und wieder muss ich danken, dass du mir deine Kritik so verständlich und ausgefeilt darlegst. Deine Meinung kann ich dadurch total nachvollziehen.
Es ist zwar von vornherein kein Pluspunkt für den Dichter, wenn er etwas erklären muss, doch wäre es vielleicht doch besser, wenn ich kurz erkläre, was ich mit den Bildern meinte:
Der Wüstensand prüft die Tränen durch seine gnadenlose Trockenheit. Ob es aufrichtige Tränen sind oder falsche, gekünstelte, die schon vertrocknen, bevor sie mit ihm in Berührung kommen - so ungefähr. Auch den Spuren des LIs traut er nicht und schickt sie vors Gericht (ich dachte, "Tribun" ist ein Synonym für Gericht? ) Dieser Weg vor das Gericht ist kein leichter, weil nichts dem LI unterwegs seine Märchen und Ausreden abzukaufen vorhat - mit seiner armseligen Geschichte stolpert es nur so durch die Wüste.
Wie sollte ich all das, diese Intention, besser und logischer ausdrücken, hättest du Verbesserungsvorschläge?
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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23.06.2008 14:57
von SylviaB
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Ich werde mal drüber nachdenken aber ich bin nicht gut im reimen.
Die Metapher ist mehr wie einfach erklärungsbedürftig. Ohne Erklärung gehts gar nicht denn Sand schluckt alle Tränen ob nun Krokodilstränen oder echte die von Trauer oder Schmerz zeugen.
Ich würde da eine andere Metapher nehmen. Aber auf Anhieb fällt mir nix ein welches darauf passt.
Aber wie gesagt, ich werde mal nachdenken.
_________________ Scheint dat Sönnsche dir aufs Hirn,
hassu wohl ne offne Stirn. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 15:00
von Enfant Terrible
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Vielleicht würde es der Strophe gut tun, wenn ich nach dem "Wüstensand prüft uns're Tränen" einen Zusatz schreibe, statt sofort ein neues Bild aufzugreifen. Keine Erklärung in dem Sinne, aber etwas, das den Leser beim Interpretieren auf die richtige Fährte lenkt - ein Ausbauen der Metapher sozusagen.
Dann bleibt nur noch der erste Vers der Strophe, und den Rest ändere ich. Muss mir nur noch überlegen, wie... Aber deine Anregungen waren schon eine große Hilfe.
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Münsch Eselsohr
Beiträge: 415 Wohnort: Berlin
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23.06.2008 15:04
von Münsch
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Hi Terrorkrümel,
nur kurz zur Info:
Zitat: | ich dachte, "Tribun" ist ein Synonym für Gericht? |
Das Synonym für Gericht ist Tribunal.
Vielleicht kannst du das ja auch einbauen.
Viele Grüße,
Münsch
_________________ Nobody expects the Spanish Inquisition!
████ This is hoizbrettl. Copy hoizbrettl into your signature and use it to hau special deppade leit! |
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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23.06.2008 15:04
von SylviaB
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Da fällt mir noch was auf:
Zitat: |
an uns’ren Farben kratzt das Licht. |
Licht kratzt nicht, es bleicht.
und unsere Farben bleicht das Licht...
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 15:09
von Enfant Terrible
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Danke auch für diesen Hinweis. Darf ich zu meiner Verteidigung sagen, dass die Unstimmigkeit dieser Metapher gewollt war? Weil das Kratzen ja auch etwas Prüfendes an sich hat (finde ich zumindest ) außerdem kann es mit "Kratzer im Lack" assoziiert werden, und beides passt ja zur Intention des Gedichts. Deswegen habe ich das Bild für vertretbar gehalten, aber wenn es sich allzu unlogisch liest, dann ändere ich auch das.
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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23.06.2008 15:18
von SylviaB
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Du brauchst dich nicht zu verteidigen *schmunzel* Es ist dein Gedicht und du entscheidest was für dich stimmig ist und was nicht.
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 15:47
von Enfant Terrible
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Schön, das zu hören - wobei ich finde, dass die Lesermeinung doch sehr viel zählt. Was bringt es, wenn nur ich mein Gedicht verstehen kann und die Leser, denen ich ja im Idealfall etwas transportieren möchte, nur den Kopf schütteln? Da ändere ich gerne zu Gunsten der Verständlichkeit.
Apropos ändern: Ich habe einen ersten Ansatz für eine verbesserte Fassung der Strophe.
Der Wüstensand prüft falsche Tränen,
vertrocknet sie noch vor dem Fall.
Als Sturm jongliert er mit den Plänen,
wirft uns're Spur vors Tribunal.
Was hälst du davon? Ich selbst habe das Gefühl, dass es jetzt viel besser passt, aber vielleicht täusche ich mich und es ist noch ungelungener als vorhin?
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ASP
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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23.06.2008 16:07
von SylviaB
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hmja ... vertrocknet liest sich etwas unbeholfen. - verkrustet Salz - käme besser
Zitat: | Der Wüstensand prüft falsche Tränen,
vertrocknet sie noch vor dem Fall.
Als Sturm jongliert er mit den Plänen,
wirft uns´re Spur vors Tribunal. |
Die Pläne und unsere stehen sich irgendwie im Weg. Der Sturm jongliert ja mit "den Plänen" (sächlich - denen da hinten... die da drüben) und dann schreibst du uns´re Spur was auf eine Person deutet, also uns (direkt auf uns weisend)...
Das müßte nun noch in Einklang gebracht werden.
Der Wüstensand prüft falsche Tränen,
er trocknet sie noch vor dem Fall. (verkrustet's - verkrustet (beides geht) Salz noch vor dem Fall)
Als Sturm jongliert er mit den Plänen,
wirft diese Spur vor´s Tribunal. (es weist damit immer noch drauf hin aber nicht mehr auf die Person sondern auf die Pläne und somit passt es wieder)
Aber das finde ich schon besser
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 19:45
von Enfant Terrible
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Kompromissvorschlag für das Vertocknen:
er dörrt sie aus, noch vor dem Fall
Was hältst du davon?
Hm, die Spuren und die Pläne wollte ich eigentlich getrennt lassen, durch "diese Spur" wird eine Verbindung in den Kontext gebracht, die eigentlich nicht beabsichtigt war. Der Zusammenhang ist eher beim Sturm, da er mit beidem spielt - den Spuren und den Plänen. Aber an sich hängen sie nicht zusammen...
Ich weiß, klingt fürchterlich verworren... ich hoffe, du verstehst trotzdem, was ich damit meine?
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SylviaB Schnupperhasi
Alter: 58 Beiträge: 6332 Wohnort: Köln
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23.06.2008 20:03
von SylviaB
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Prima, dem kann ich ohne Einwände zustimmen
Schöne Textarbeit, hat mir sehr viel Spaß gemacht...
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 20:06
von Enfant Terrible
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SylviaB hat Folgendes geschrieben: | Schöne Textarbeit, hat mir sehr viel Spaß gemacht... |
Und mir erst
Jetzt muss ich nur noch einen Mod zum Editieren zwingen...
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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23.06.2008 21:27
von Enfant Terrible
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Ich habe das Gedicht also noch einmal im Gesamten überarbeitet.
Das "spüre" im dritten Vers der zweiten Strophe habe ich übrigens durch ein "schüre" ersetzt, weil es vom Kontext noch besser passt, scheint mir, und zwar in dem Zusammenhang: Mit seinen Lügen ist das LI an der Vergessenheit schuld, er schürt sie geradezu, labt sich daran. Das hat mehr Sinn als das "spüre", finde ich, welches doch ein wenig nach einem erzwungenen Reim klang.
Hier also die komplette verbesserte Fassung des Gedichts:
Der Wind bezweifelt uns’re Schwüre,
an uns’ren Farben kratzt das Licht.
Vergessenheit, die ich gern schüre,
geht mit den Worten ins Gericht.
Die Grenzen schnappen nach Gewändern,
die wir aus Diebesgut genäht.
Von viel zu bunt geschmückten Rändern
Verfall in uns’re Bilder weht.
Der Wüstensand prüft falsche Tränen,
und dörrt sie aus, noch vor dem Fall.
Als Sturm jongliert er mit den Plänen
wirft uns're die Spur vor's Tribunal.
Die Wahrheit bricht die Schalen, tastet
mit kalten Fingern nach dem Kern.
Doch unser Schatten vorwärts hastet,
nach dem Zuhause, das uns fern
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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11.12.2008 16:38
von Enfant Terrible
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Mit diesem Gedicht habe ich es beim Gedichtewettbewerb "Gedichtekarussell" in die Top Ten geschafft. Nun habe ich oben die verbesserte "offizielle" Fassung hineineditiert und die Vertonung hinzugefügt. Viel Spaß!
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