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Die Zwergin


 
 
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag11.12.2019 23:41
Die Zwergin
von Stefanie
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Das ist der Anfang meines Fantasyromans. Wird Zeit, dass ich den Mut aufbringe, ihn kritischen Blicken auszusetzen.
Ich freue mich über alle Anregungen, die den Text besser machen und hoffe auch, Testleser für das ganze Manuskript zu finden.


Die kleine Reisegruppe war in helle Wollmäntel gehüllt, die ebenso Schutz vor der Kälte wie vor Entdeckung geben sollten. Vorne ging Felsbrecher, weil er der kräftigste von ihnen war. Er bahnte ihnen eine Schneise durch den Schnee. Dahinter führte Hammerkopf ein stämmiges Pony am Zügel. Auf dessen Rücken saß Rosenstein, die sich mit beiden Händen am Sattelknauf festklammerte. Den Schluss bildete Griff, der schon vor Stunden aufgegeben hatte, über diese - wie er es nannte - Irrsinnsreise zu schimpfen und seinen Atem sparte, um den Rucksack mit ihrer Ausrüstung zu tragen.
Als sie den Fuß der Orkberge erreichten, wandte Hammerkopf sich um. »Wir müssen hier rasten, damit wir morgen das Orkgebiet an einem Tag durchqueren können.«
Griff widersprach. »Hier sind wir doch völlig schutzlos. Wir müssen bis in die Berge hinein und uns eine Höhle suchen.«
»Mit wem möchtest du die Höhle denn teilen? Mit einem Bären oder einem Ork?«
»Ein toter Bär bringt Fleisch und Wärme, lass mich nur vorgehen, wenn du zu feige bist!«
Die Zwillingsbrüder starrten sich an, die Hände auf den Streithammern an ihrer Seite. Rosenstein schmunzelte. Es sah aus, als würden sie mit ihrem Spiegelbild zanken.
»Wir gehen weiter«, entschied sie. »Wenn wir jetzt rasten, schlafen wir eine weitere Nacht draußen und ich habe die Kälte satt.«
»Wie Ihr wünscht, Herrin.« Hammerkopf fügte sich und brummelte seinen Protest in den dichten Bart. Sie begannen den Aufstieg in die Gebirgskette, die das Reich des Bergvolkes von dem des Hügelvolkes trennte. Selbst im Sommer überquerten die Zwerge nur ungern die kahlen Berge. Auf den alten Pfaden, die aus dem Stein gehauen waren, konnten kaum zwei Mann nebeneinander gehen. Der erste Schnee hatte den Weg unter einer knietiefen Schicht versteckt. Felsbrecher stapfte mit zusammengebissenen Zähnen voran. Der Schnee knirschte unter seinen Füßen. Er stutzte und blieb stehen. Es knirschte weiter. Er fühlte, wie der Boden unter ihm nachgab. Hammerkopf packte ihn von hinten und riss ihn zurück, so dass er rücklings im Schnee landete. Ein Schneebrett löste sich und rutschte neben ihnen den Hang hinunter.
»Der Weg ist weiter links«, sagte Hammerkopf trocken.
»Das sehe ich selbst.« Felsbrecher rappelte sich auf und klopfte den Schnee aus dem Mantel. Er ging dichter an der Felswand weiter. Rosensteins Knie schrappte fast am Felsen entlang, aber sie wagte nicht, das Bein fester an das Pony zu drücken, damit es sich nicht von der Wand wegbewegte.
Als die Dämmerung hereinbrach, suchten sie Schutz in einer Höhle. Es war kaum mehr als eine Einbuchtung im Felsen, nur wenige Schritte tief und so niedrig, dass Griff die Eiszapfen am Eingang abschlagen musste, damit sie das Pony mit hineinnehmen konnten. Rosenstein stieg erleichtert ab und reckte sich. Der Rücken tat ihr weh und ihre Schenkel waren wund gescheuert, aber sie beschwerte sich nicht. Schließlich war sie der Grund dafür, dass sie hier im Schnee saßen. Geröll und Schneewehen auf dem Boden schoben sie mit den Füßen zum Eingang, so dass sie liegen konnten. Griff holte mit Pech bezogene Holzstücke aus dem Rucksack und zündete sie an. Lieber hätten sie auf das weithin sichtbare Feuer verzichtet, aber die Kälte war jetzt schon zu beißend. So wärmten sie, so gut es ging, ihre Hände und Füße auf. Hammerkopf verteilte Fleisch und Brot, das sie schweigend aßen. Das Pony bekam einen Hafersack umgehängt. Zufrieden kaute es, die Kruppe gegen die Höhlenöffnung gedreht.
Griff übernahm die erste Wache. Die anderen wickelten sich, so eng sie konnten, in ihre Felle, um zu schlafen. Rosenstein zog ihren Zopf nach vorne und betrachtete das darin eingeflochtene schwarze Trauerband. Ihre Mutter war die Einzige gewesen, die sie hätte um Rat fragen können und jetzt war es zu spät. In ein paar Tagen war sie wieder bei ihrem Mann im Hügelreich und sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Es war völlig still, nur gelegentlich hörte man ein leises Zischen, wenn ein Tropfen geschmolzenen Schnees in die Glut fiel. Sie nickte ein.

Griff schüttelte Rosenstein heftig an der Schulter. Sie schreckte hoch. Ein Donner lag in der Luft wie bei einem aufziehenden Gewitter. »Schnell, wir müssen weg, der Berg rutscht ab!« Er zerrte sie auf die Beine, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, saß sie auf dem nackten Ponyrücken und krallte sich mit beiden Händen in die Mähne, um von den bockigen Galoppsprüngen im hohen Schnee nicht abgeschüttelt zu werden. Aufgewirbelte Eiskristalle fielen auf sie, erst feiner Staub, dann dickere Brocken. Plötzlich schob die Lawine dem Pony die Beine unter dem Körper weg und riss beide mit Schnee und Eisbrocken den Abhang hinunter.
Als die Schneemassen endlich zum Stehen gekommen waren, wagte sie nicht, sich zu rühren, um nicht weiter abzurutschen. Sie lauschte in die Stille. Kein Ton war zu hören. Keine Schritte knirschten im Schnee, keine Stimme, die nach ihr rief. Sie war in nachtschwarzen Schnee eingeschlossen und wusste nicht einmal, wo oben und wo unten war. Ein Eisklumpen drückte ihr in die Seite. Sie bewegte sich vorsichtig, um dem Druck auszuweichen. Viel Platz hatte sie nicht, aber ein bisschen Luft konnte sie sich verschaffen. Rosenstein atmete tief durch. Sie kam aus einem Bergvolk, kannte viele Geschichten über Lawinen und Verschüttete und hatte selbst kleinere Erdrutsche miterlebt. Sie wusste, sie musste sich ganz vorsichtig bewegen, damit der Schnee über ihr sie nicht erdrückte.
Während sie rutschte, hatte sie sich instinktiv zusammengerollt. Sie versuchte langsam, sich zu strecken, aber der Schnee ließ ihr nur wenig Platz. Sie spürte ihre Beine vor Kälte kaum. Mit den Händen schaffte sie sich etwas mehr Freiraum vor ihrem Gesicht. Endlich konnte sie den Kopf ein wenig bewegen und hauchte auf ihre kalten Finger. Sie lauschte noch einmal. Keine Rufe, aber auch kein Knirschen, das auf einen weiteren Schneerutsch hindeutete.
Sie musste sich irgendwie befreien. Aber wo war oben, in welche Richtung sollte sie graben? Alles um sie herum war schwarz. Fieberhaft versuchte Rosenstein, sich zu erinnern, was ihr Großvater ihr dazu beigebracht hatte. Sie sammelte etwas Speichel im Mund und ließ ihn heraustropfen. Er lief über ihre linke Wange. Also war rechts oben. Ermutigt wischte sie sich den Speichel aus dem Gesicht und begann, mit den Händen zu graben, obwohl ihr die Eiskristalle in die Haut schnitten. Sie kratzte den Schnee über sich weg und drückte ihn in die Seiten ihres kalten Gefängnisses. Bald schon konnte sie den Oberkörper aufrichten. Doch als sie sich hinknien wollte, schrie sie vor Schmerz auf. Entsetzt tastete sie nach ihren Beinen. Ihre Unterschenkel lagen seltsam abgeknickt. Sie konnte die gebrochenen Knochen tasten. Rosenstein wimmerte, zu geschockt, um laut zu schreien. Wie sollte sie jetzt wegkommen, alleine und lahm? Sie schlang ihre Arme um sich und weinte in sich hinein.

Irgendwann bemerkte sie über sich einen schwachen Lichtschein, der durch den Schnee fiel. Sie war also dicht unter der Oberfläche. Vielleicht konnte sie sich doch so weit befreien, dass man sie fand? Vorsichtig stemmte sie sich hoch. Sie fing wieder an, am Schnee zu kratzen, der Morgensonne entgegen. Bald konnte sie eine Hand nach draußen strecken. Weit entfernt hörte sie Schritte. Rosenstein fing an, aus Leibeskräften zu rufen. Sie riss sich die Mütze vom Kopf und schwenkte sie über dem Schnee herum. Die Schritte kamen näher, eine Hand griff nach ihrem Arm und zog. Sie hielt sich mit der anderen Hand an dem starken Arm fest und lachte und weinte gleichzeitig, als es aufwärtsging. Ihre Miene erstarrte, als sie in das Gesicht eines Orks blickte, der seinen Fund anglotzte.

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a.no-nym
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Beitrag12.12.2019 02:43

von a.no-nym
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Hallo Stefanie,
magst Du verraten, für welche Altersgruppe der Roman gedacht ist?
Freundliche Grüße
a.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag12.12.2019 10:07

von Stefanie
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Young adults und aufwärts
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a.no-nym
Klammeraffe
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Beiträge: 699



A
Beitrag12.12.2019 12:26

von a.no-nym
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Hallo Stefanie,
ich würde Dir gern ein paar Gedanken zu Deinem Romaneinstieg dalassen, möchte aber gern vorausschicken, dass ich
- sehr wenig Fantasy-Leseerfahrung habe
- ein absoluter Hobby-Schreiberling bin
- nur wenig von Perspektivfragen verstehe
- oft mehr auf Details konzentriert bin und wenig zum großen Ganzen sagen kann,
so dass Du meinem Beitrag bitte keine allzu große Bedeutung beimessen solltest. Embarassed

Ich wünsche Deinem Text also gleich mal viele andere Kommentare smile

Nach der Zielgruppe hatte ich gefragt, weil ich die Sprache als eher einfach empfand und mich gefragt habe, ob sich der Roman evtl. an jüngere Leser richtet. Für einen ersten Eindruck erscheint mir der Ausschnitt insgesamt eher kurz - die Gefahr, dem Ganzen Unrecht zu tun, ist m.E. groß (und der Text ist durchaus so geschrieben, dass ich es auch mühelos geschafft hätte, noch ein Stück weiterzulesen smile )

Was mir beim Lesen aufgefallen/durch den Kopf gegangen ist, schreibe ich Dir farbig in den Text. Vielleicht ist ja etwas Brauchbares dabei.
Stefanie hat Folgendes geschrieben:

Die kleine Reisegruppe war in helle Wollmäntel gehüllt, die ebenso Schutz vor der Kälte wie vor Entdeckung geben sollten. Vorne ging Felsbrecher, weil er der kräftigste von ihnen war. Er bahnte ihnen eine Schneise durch den Schnee. Dahinter führte Hammerkopf ein stämmiges Pony am Zügel. Auf dessen Rücken saß Rosenstein, die sich mit beiden Händen am Sattelknauf festklammerte. Den Schluss bildete Griff, der schon vor Stunden aufgegeben hatte, über diese - wie er es nannte - Irrsinnsreise zu schimpfen und seinen Atem sparte, um den Rucksack mit ihrer Ausrüstung zu tragen. Die Namen finde ich allesamt gewöhnungsbedürftig - das mag aber an meiner fehlenden Fantasy-Erfahrung liegen. Vor allem "Rosenstein" für ein weibliches Wesen erzeugt erstmal innere Widerstände.
Als sie den Fuß der Orkberge erreichten, wandte Hammerkopf sich um. »Wir müssen hier rasten, damit wir morgen das Orkgebiet an einem Tag durchqueren können.« 
Griff widersprach. »Hier sind wir doch völlig schutzlos. Wir müssen bis in die Berge hinein und uns eine Höhle suchen.« 
»Mit wem möchtest du die Höhle denn teilen? Mit einem Bären oder einem Ork?« Hier bin ich nicht sicher, wer da nun redet.
»Ein toter Bär bringt Fleisch und Wärme, lass mich nur vorgehen, wenn du zu feige bist!« Hier auch nicht.
Die Zwillingsbrüder starrten sich an, die Hände auf den Streithammern Plural von Hammer ist Hämmer an ihrer Seite. Rosenstein schmunzelte. Es sah aus, als würden sie mit ihrem Spiegelbild zanken. Das lese ich als Hinweis auf Eineiigkeit bei den Zwillingen, deshalb frage mich erstmal, wie es kommt, dass Felsbrecher am Anfang so eindeutig als der kräftigste der Gruppe herausgestellt wurde. Mal sehen, ob sich das klärt.
»Wir gehen weiter«, entschied sie. »Wenn wir jetzt rasten, schlafen wir eine weitere Nacht draußen Komma, denn sie hat die Kälte jetzt schon satt und nicht erst nach einer weiteren Nacht, oder? und ich habe die Kälte satt.«
»Wie Ihr wünscht, Herrin.« Hammerkopf fügte sich Rede und Begleitsatz sagen hier m.E. das Gleiche und brummelte seinen Protest in den dichten Bart. Sie begannen den Aufstieg in die Gebirgskette, die das Reich des Bergvolkes von dem des Hügelvolkes trennte. Selbst im Sommer überquerten die Zwerge nur ungern die kahlen Berge. Auf den alten Pfaden, die aus dem Stein gehauen waren, konnten kaum zwei Mann nebeneinander gehen. Der erste Schnee hatte den Weg unter einer knietiefen Schicht versteckt. Felsbrecher stapfte mit zusammengebissenen Zähnen voran. Der Schnee knirschte unter seinen Füßen. Er stutzte und blieb stehen. Es knirschte weiter. Er fühlte, wie der Boden unter ihm nachgab. Hammerkopf packte ihn von hinten und riss ihn zurück, so dass er rücklings im Schnee landete. Ein Schneebrett löste sich und rutschte neben ihnen den Hang hinunter.
»Der Weg ist weiter links«, sagte Hammerkopf trocken. "trocken" erklärt sich m.E. schon aus dem Gesprochenen.
»Das sehe ich selbst.« Felsbrecher rappelte sich auf und klopfte den Schnee aus dem Mantel. Er ging dichter an der Felswand weiter. Rosensteins Knie schrappte fast am Felsen entlang, aber sie wagte nicht, das Bein fester an das Pony zu drücken, damit es sich nicht von der Wand wegbewegte. Das doppelte "nicht" finde ich nicht so ganz glücklich (ist sicher Geschmackssache)
Als die Dämmerung hereinbrach, suchten sie Schutz in einer Höhle. Es war kaum mehr als eine Einbuchtung im Felsen, nur wenige Schritte tief und so niedrig, dass Griff die Eiszapfen am Eingang abschlagen musste, damit sie das Pony mit hineinnehmen konnten. Rosenstein stieg erleichtert ab und reckte sich. Der Rücken tat ihr weh und ihre Schenkel waren wund gescheuert  wundgescheuert würde ich zusammenschreiben, weiß aber nicht, ob die gar nicht mehr so neue neue Rechtschreibung das hergibt, aber sie beschwerte sich nicht. Schließlich war sie der Grund dafür, dass sie hier im Schnee saßen. Geröll und Schneewehen auf dem Boden schoben sie mit den Füßen zum Eingang, so dass sie liegen konnten. Griff holte mit Pech bezogene "bezogen" klingt nach einem textilen Bezug Holzstücke aus dem Rucksack und zündete sie an. Lieber hätten sie auf das weithin sichtbare Feuer verzichtet, aber die Kälte war jetzt schon zu beißend. So wärmten sie, so gut es ging, ihre Hände und Füße auf. Hammerkopf verteilte Fleisch und Brot, das sie schweigend aßen m.E. unglücklich formuliert: klingt, als würden sie nur das Brot schweigend essen, das Fleisch redend verzehren. Vielleicht eher "Hammerkopf verteilte Fleisch und Brot; sie aßen schweigend.? Wobei das wiederum die Anzahl der kurzen Sätze mehrt, was mir auch ungünstig erscheint. Das Pony bekam einen Hafersack umgehängt. Zufrieden kaute es, die Kruppe gegen die Höhlenöffnung gedreht. 
Griff übernahm die erste Wache. Die anderen wickelten sich, so eng sie konnten, in ihre Felle, um zu schlafen. Rosenstein zog ihren Zopf nach vorne und betrachtete das darin eingeflochtene schwarze Trauerband. Ihre Mutter war die Einzige gewesen, die sie hätte um Rat fragen können Komma? und "doch" statt "und"? jetzt war es zu spät. In ein paar Tagen war sie wieder bei ihrem Mann im Hügelreich und sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Es war (völlig) still, nur gelegentlich hörte man ein leises Zischen, wenn ein Tropfen geschmolzenen Schnees in die Glut fiel. Sie nickte ein.

Griff schüttelte Rosenstein heftig an der Schulter. Bei diesem und dem folgenden Satz könntest Du m.E. ausprobieren, ob sie in umgekehrter Reihenfolge nicht wirkungsvoller sind. Sie schreckte hoch. Ein Donner oder "ein Grollen"? lag in der Luft wie bei einem aufziehenden Gewitter. »Schnell, wir müssen weg, der Berg rutscht ab!« Er zerrte sie auf die Beine, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, saß sie auf dem nackten Ponyrücken und krallte sich mit beiden Händen in die Mähne, um von den bockigen Galoppsprüngen im hohen Schnee nicht abgeschüttelt zu werden. Aufgewirbelte Eiskristalle fielen auf sie, erst feiner Staub, dann dickere Brocken. Plötzlich schob die Lawine dem Pony die Beine unter dem Körper weg und riss beide mit Schnee und Eisbrocken den Abhang hinunter. Hier habe ich mich gefragt, ob einem noch so viel Zeit bleibt (aufwachen, reden, die Situation erfassen, aufs Pony klettern), wenn das Donnern schon zu hören ist. Auch hätte ich so einen Bergrutsch eher mit nassem Wetter (Tauwetter/viel Regen) in Verbindung gebracht und bei der beschriebenen Witterung eher eine Schneelawine erwartet, aber ich bin auch alles andere als ein  Berge-Versteher. Auch die Flucht aus der Höhle leuchtet mir nicht so ganz ein: Erwischt einen so eine Lawine/ein Bergrutsch nicht auf jeden Fall, wenn man in freies Gelände läuft und geht aber evtl. über einen hinweg, wenn man sich in eine höhlenartige Vertiefung kauern kann?
Als die Schneemassen endlich zum Stehen gekommen waren, wagte sie nicht, sich zu rühren, um nicht weiter abzurutschen. Sie lauschte in die Stille. Kein Ton war zu hören. Keine Schritte (knirschten) im Schnee, keine Stimme, die nach ihr rief. Sie war in nachtschwarzen Schnee eingeschlossen und wusste nicht einmal, wo oben und wo unten war. Ein Eisklumpen drückte ihr in die Seite. Sie bewegte sich vorsichtig, um dem Druck auszuweichen. Viel Platz hatte sie nicht, aber ein bisschen Luft konnte sie sich verschaffen. Rosenstein atmete tief durch. Sie kam aus einem Bergvolk, kannte viele Geschichten über Lawinen und Verschüttete und hatte selbst schon kleinere Erdrutsche miterlebt. Sie wusste, sie musste ("sie wusste, sie musste" klingt etwas unglücklich) sich ganz vorsichtig bewegen, damit der Schnee über ihr sie nicht erdrückte. 
Während sie rutschte, hatte sie sich instinktiv zusammengerollt (in diesem Satz sind m.E. die gewählten Zeitformen nicht stimmig). Sie versuchte langsam, sich zu strecken, aber der Schnee ließ ihr nur wenig Platz (im vorhergehenden Absatz steht bereits: "Viel Platz hatte sie nicht, aber ein bisschen Luft konnte sie sich verschaffen."). Sie spürte ihre Beine vor Kälte kaum. Mit den Händen schaffte sie sich etwas mehr Freiraum vor ihrem Gesicht. Endlich konnte sie den Kopf ein wenig bewegen und hauchte auf ihre kalten Finger. Sie lauschte noch einmal. Keine Rufe, aber auch kein Knirschen, das auf einen weiteren Schneerutsch hindeutete. 
Sie musste sich irgendwie befreien. Aber wo war oben, in welche Richtung sollte sie graben? Alles um sie herum war schwarz. Weiter oben steht schon, dass es finster ist und sie nicht orientiert ist: "Sie war in nachtschwarzen Schnee eingeschlossen und wusste nicht einmal, wo oben und wo unten war." Fieberhaft versuchte Rosenstein, sich zu erinnern, was ihr Großvater ihr (Doppel-ihr) dazu beigebracht hatte. Sie sammelte etwas Speichel im Mund und ließ ihn heraustropfen. Er lief über ihre linke Wange. Also war rechts oben. Ermutigt wischte sie sich den Speichel aus dem Gesicht und begann, mit den Händen zu graben, obwohl ihr die Eiskristalle in die Haut schnitten. Sie kratzte den Schnee über sich weg und drückte ihn in die Seiten ihres kalten Gefängnisses. Bald schon konnte sie den Oberkörper aufrichten. Doch als sie sich hinknien wollte (da sie sich "instinktiv zusammengerollt" hatte, passt das mit dem "hinknien" m.E. nicht, denn in so einer Embryohaltung sind die Beine doch bereits angewinkelt - vielleicht versucht sie eher, sich aufzurichten?), schrie sie vor Schmerz auf. Entsetzt tastete sie nach ihren Beinen. Ihre Unterschenkel lagen seltsam abgeknickt. Sie konnte die gebrochenen Knochen tasten. Rosenstein wimmerte, zu geschockt, um laut zu schreien. Wie sollte sie jetzt wegkommen, alleine und lahm? Sie schlang ihre Arme um sich und weinte (in sich hinein) das "in sich hinein" würde ich evtl. weglassen, ich empfinde es als (ab)wertend)

Irgendwann bemerkte sie über sich einen schwachen Lichtschein, der durch den Schnee fiel. Sie war also dicht unter der Oberfläche. Vielleicht konnte sie sich doch so weit befreien, dass man sie fand? Vorsichtig stemmte sie sich hoch. Sie fing wieder an, am Schnee zu kratzen, der Morgensonne entgegen. Bald konnte sie eine Hand nach draußen strecken. Weit entfernt hörte sie Schritte. Rosenstein fing an, aus Leibeskräften zu rufen. Sie riss sich die Mütze vom Kopf und schwenkte sie über dem Schnee herum. Die Schritte kamen näher, eine Hand griff nach ihrem Arm und zog. Sie hielt sich mit der anderen Hand an dem starken Arm fest und lachte und weinte gleichzeitig, als es aufwärtsging. Ihre Miene erstarrte, als sie in das Gesicht eines Orks blickte, der seinen Fund anglotzte.


Freundliche Grüße und gute Wünsche
a.
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Thomas74
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Beitrag12.12.2019 12:42

von Thomas74
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Mal eine Anmerkung von mir, aber generell an viele Fantasyschreiber.
Es sind ja immer verschiedene, exotische Welten und Paralleluniversen. Mit eigenen Gesetzen, Völkern ect.
Aber müssen denn Zwerge und Orks unbedingt auch so heißen? Ich finde das furchtbar einfallslos und unoriginell, solche Bezeichnungen ein weiteres Mal überzustrapazieren.
Kann man, bzw kannst du nicht eigene Wesen erfinden und beschreiben? Die können ja zu 110% bekannten Orks entsprechen, aber müssen sie denn Orks heißen?
Alleine in unserer Mythologie gibt es für kleine Personen ausser dem Wort Zwerge etliche andere Bezeichnungen.


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Stefanie
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Beitrag12.12.2019 13:16

von Stefanie
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@a.no-nym:
Danke, da sind viele gute Anregungen dabei. Mal sehen, wie ich die Stellen besser formulieren kann.

@Thomas74:
Ich finde es ehrlich gesagt witzlos, für ein Wesen, das im Prinzip einem klassischen Zwerg oder Elf entspricht, unbedingt einen neuen Namen zu erfinden, bloß um originell zu klingen.
Wenn ich erst erklären muss, dass Hammerkopf klein, kräftig und bärtig ist, obwohl bei dem Wort "Zwerg" jeder sofort eine Vorstellung hat, warum sollte ich dann nicht "Zwerg" sagen? Worldbuilding ist prima, wenn es zur Atmosphäre und zur Geschichte beiträgt, aber wenn es eh das gleiche in grün ist, dann muss ich nicht erst mühsam die Infos einfließen lassen und kann mich auf die Handlung konzentrieren.

Wenn andere Bezeichnungen, dann auch für wirklich neue Wesen.
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Thomas74
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Beitrag12.12.2019 13:26

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Mit Zwergen hab ich wesentlich weniger Probleme als mit Orks, die ja nahtlos von Herrn Tolkiens Welt importiert wurden.

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Rainer Prem
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Beitrag12.12.2019 18:08
Re: Die Zwergin
von Rainer Prem
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Stefanie hat Folgendes geschrieben:

Die kleine Reisegruppe war in helle Wollmäntel gehüllt, die ebenso Schutz vor der Kälte wie vor Entdeckung geben sollten. Vorne ging Felsbrecher, weil er der kräftigste von ihnen war. Er bahnte ihnen eine Schneise durch den Schnee. Dahinter führte Hammerkopf ein stämmiges Pony am Zügel. Auf dessen Rücken saß Rosenstein, die sich mit beiden Händen am Sattelknauf festklammerte. Den Schluss bildete Griff, der schon vor Stunden aufgegeben hatte, über diese - wie er es nannte - Irrsinnsreise zu schimpfen und seinen Atem sparte, um den Rucksack mit ihrer Ausrüstung zu tragen.


Da hätte ich schon einiges dazu zu sagen:

1) Nach diesem ersten Abschnitt hat der Leser zwar ein paar Namen um die Ohren geschlagen bekommen, hat aber keinerlei Bilder dazu. Beziehungsweise haben wohl viele Leser Bilder basierend auf den Namen im Kopf, die sich vom Aussehen der Figuren unterscheiden. Bei "Griff" zum Beispiel denke ich an den Cyborg aus Zurück in die Zukunft II, bei "Hammerkopf" an einen Hai, bei "Felsenbrecher" an die Unendliche Geschichte.

2) Fantasy lebt vom "Mittendrin-Sein". Die beste Lösung dafür sind Dialoge. Und Dialoge sind auch die lebendigste Lösung, deine Figuren einzuführen. Desweiteren sehe ich in jedem der ersten beiden Sätze den Erklärbär den Finger heben und sagen: "Lieber Leser, ich nehme dir mal das Denken ab..."

Die Dialoge im zweiten Abschnitt hat ja a.no-nym schon seziert. Mir fällt hier auch auf, dass du viele Synonyme von "sagen" benutzt, die nicht nötig wären. Wer sind von den vier Personen eigentlich die Zwillinge?

PS: Ich denke, es wäre nützlich, dir eine Arbeitsgruppe einrichten zu lassen...

PPS: Ich habe keine Probleme damit, Orks, Elfen und Zwerge beim Namen zu nennen.
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nicolailevin
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Beitrag12.12.2019 21:03

von nicolailevin
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Hallo Stefanie,

sprachlich find ichs im Ganzen rund und gut.

Aufbau und Inhalt bereiten mir Kopfzerbrechen.

Wir erfahren einige Hintergründe über Figuren und Setting (für meinen Geschmack sogar einen Hauch zu viel in der Kürze) - und dann geht holterdipolter actionmäßig die Luzie ab: Lawine, die Heldin fast tot, die Beine gebrochen.

All das vollzieht sich aber, ohne dass wir von irgendwelchen Konflikten erfahren. Die Gruppe trippelt harmonisch durch die Winterwelt, ihre Gegner sind Kälte und Winter und Schnee - und ein paar Orks hinter den sieben Bergen.

Ich hätte gern erst die inneren Konflikte der Heldin und vielleicht ihrer Mitstreiter erfahren, wüsste, warum die da unterwegs sind, ich möchte mich schon ein bissl gruseln und mitfiebern - und dann dürfen sich die äußeren Konflikte entladen, dann darfst du die Lawine lostreten und die bösen Kreaturen von der Leine lassen.

VG
Nico.

P.S. Ich bin bei der Fraktion der Zwergenskeptiker und Orkablehner. Zwerge sind meinetwegen noch Standardinventar von Märchen und Sagen, aber Orks (wie Hobbits) gehören Hörrn Tolkien allein. Mach halt Kobolde oder Trolle draus.
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a.no-nym
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Beiträge: 699



A
Beitrag12.12.2019 21:10

von a.no-nym
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Die Zwergen- und Ork-Frage scheint doch sehr vom Lesergeschmack abhängig zu sein - und wenn man es sowieso nicht allen recht machen kann ... Wink

Bei mir ist es so, dass ich eine Vorstellung von einem Zwerg habe, jedoch nicht von einem Ork. Ich kann damit nichts Bekanntes verbinden, für mich hat der Begriff - warum auch immer - am ehesten einen satirischen Beigeschmack (was es dann evtl. erst einmal schwermacht, den Ork ernstzunehmen). Gerade für solche Gedanken ist es aber m.E. nach dem Lesen dieses kleinen Ausschnitts zu früh, ich mache immer wieder die Erfahrung, dass ich eine Weile brauche, um mich auf Namen, Begriffe, die Situation und den Stil des Autors einzulassen und dass ich mich (selbst bei anfänglichen inneren Widerständen) oft "einlese", so dass ich meine Anfangsschwierigkeiten dann selbst nicht mehr verstehe.
Freundliche Grüße
a.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag12.12.2019 21:39

von Stefanie
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nicolailevin hat Folgendes geschrieben:
Hallo Stefanie,

sprachlich find ichs im Ganzen rund und gut.

Aufbau und Inhalt bereiten mir Kopfzerbrechen.

Wir erfahren einige Hintergründe über Figuren und Setting (für meinen Geschmack sogar einen Hauch zu viel in der Kürze) - und dann geht holterdipolter actionmäßig die Luzie ab: Lawine, die Heldin fast tot, die Beine gebrochen.

All das vollzieht sich aber, ohne dass wir von irgendwelchen Konflikten erfahren. Die Gruppe trippelt harmonisch durch die Winterwelt, ihre Gegner sind Kälte und Winter und Schnee - und ein paar Orks hinter den sieben Bergen.

Danke für deine Antwort. Freut mich, dass du es sprachlich annehmbar findest. smile extra
Welche Informationen würdest du am Anfang noch wegkürzen?
Harmonisch trippeln würde ich das nicht nennen, wenn sie Angst vor Erfrierungen, Lawinen, wilden Tieren und Orks haben müssen. Wie real die Gefahr ist, zeigt sich, als Felsbrecher fast abrutscht und als sie am liebsten kein Feuer angemacht hätten, um nicht aufzufallen. Wieviel mehr Gefahren muss ich sie aussetzen, damit du Angst um sie hast?

nicolailevin hat Folgendes geschrieben:
Ich hätte gern erst die inneren Konflikte der Heldin und vielleicht ihrer Mitstreiter erfahren, wüsste, warum die da unterwegs sind, ich möchte mich schon ein bissl gruseln und mitfiebern - und dann dürfen sich die äußeren Konflikte entladen, dann darfst du die Lawine lostreten und die bösen Kreaturen von der Leine lassen.

VG
Nico.

Stefanie hat Folgendes geschrieben:
Rosenstein zog ihren Zopf nach vorne und betrachtete das darin eingeflochtene schwarze Trauerband. Ihre Mutter war die Einzige gewesen, die sie hätte um Rat fragen können und jetzt war es zu spät. In ein paar Tagen war sie wieder bei ihrem Mann im Hügelreich und sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte.

Sie ist mit ihren Bediensteten auf dem Rückweg von der Beerdigung ihrer Mutter, um die sie trauert, und hat ein noch nicht benanntes Problem mit ihrem Mann. Was diese Probleme sind, ergibt sich im Laufe des Buches nach und nach. Der Hauptkonflikt die nächsten Seiten dreht sich darum, wie sie mit dem Ork klarkommt.
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azareon35
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Wohnort: Hessen


Beitrag13.12.2019 03:29
Re: Die Zwergin
von azareon35
Antworten mit Zitat

Dann will ich mir das mal zu Gemüte führen. Ich schreibe einfach meine Anmerkungen in den Text bzw. was ich anders machen würde. Nimm dir, was du gebrauchen kannst.

Stefanie hat Folgendes geschrieben:



Die kleine Reisegruppe war in helle Wollmäntel gehüllt, die gleichermaßen Schutz vor der Kälte und vor Entdeckung geben sollten. Vorne ging Felsbrecher, weil er der Kräftigste von ihnen war. Er bahnte ihnen eine Schneise durch den Schnee. Dahinter führte Hammerkopf ein stämmiges Pony am Zügel. Auf dessen Rücken saß Rosenstein, die sich mit beiden Händen am Sattelknauf festklammerte. Den Schluss bildete Griff, der es schon vor Stunden aufgegeben hatte, über diese, in seinen Worten, Irrsinnsreise zu schimpfen. Stattdessen schleppte er den Rucksack mit ihrer Ausrüstung.
Als sie den Fuß der Orkberge erreichten, wandte Hammerkopf sich um. »Wir müssen hier rasten, damit wir morgen das Orkgebiet an einem Tag durchqueren können.« Das ist eine Erklärung für den Leser. Diese Truppe sollte ihre Reiseroute schon vorher besprochen haben.
Griff widersprach. »Hier sind wir doch völlig schutzlos. Wir müssen bis in die Berge hinein und uns eine Höhle suchen.«
»Mit wem möchtest du die Höhle denn teilen? Mit einem Bären oder einem Ork?«
»Ein toter Bär bringt Fleisch und Wärme, lass mich nur vorgehen, wenn du zu feige bist!«
Die Zwillingsbrüder starrten sich an. Jeder hatte die Hand auf den Schaft seines Streithammers gelegt, dazu bereit, ihn zu ziehen. Rosenstein schüttelte den Kopf. »Wir gehen weiter«, entschied sie. »Wenn wir jetzt rasten, schlafen wir eine weitere Nacht draußen und ich habe die Kälte satt.« Ich weiß, was du mit der Spiegelbildmetapher sagen willst, aber es passt hier nicht hin. Ebenso passt Rosensteins Verhalten nicht zu ihrer Aussage.
»Wie Ihr wünscht, Herrin.« Hammerkopf fügte sich und brummelte seinen Protest in den dichten Bart. Sie begannen den Aufstieg in die Gebirgskette, die das Reich des Bergvolkes von dem des Hügelvolkes trennte. Selbst im Sommer überquerten die Zwerge nur ungern die kahlen Berge. Auf den alten Pfaden, die aus dem Stein gehauen waren, konnten kaum zwei Mann nebeneinander gehen. Der erste Schnee hatte den Weg unter einer knietiefen Schicht versteckt. Felsbrecher stapfte mit zusammengebissenen Zähnen voran. Der Schnee knirschte unter seinen Füßen. Er stutzte und blieb stehen.Aus wessen Erzählperspektive ist dieser Text geschrieben? Es knirschte weiter. Er fühlte, wie der Boden unter ihm nachgab. Hammerkopf packte ihn von hinten und riss ihn zurück, so dass er rücklings im Schnee landete. Ein Schneebrett löste sich und rutschte neben ihnen den Hang hinunter.
»Der Weg ist weiter links«, sagte Hammerkopf trocken.
»Das sehe ich selbst.« Felsbrecher rappelte sich auf und klopfte den Schnee aus dem Mantel. Er ging dichter an der Felswand weiter. Rosensteins Knie schrappte fast am Felsen entlang, aber sie wagte nicht, das Bein fester an das Pony zu drücken, damit es sich nicht von der Wand wegbewegte.
Als die Dämmerung hereinbrach, suchten sie Schutz in einer Höhle. Es war kaum mehr als eine Einbuchtung im Felsen, nur wenige Schritte tief und so niedrig, dass Griff die Eiszapfen am Eingang abschlagen musste, damit sie das Pony mit hineinnehmen konnten. Rosenstein stieg erleichtert ab und reckte sich. Der Rücken tat ihr weh und ihre Schenkel waren wund gescheuert, aber sie beschwerte sich nicht. Schließlich war sie der Grund dafür, dass sie hier im Schnee saßen. Die Zwillinge schoben Geröll und Schneewehen auf dem Boden zur Höhlenöffnung, um Platz zu schaffen. Griff holte mit Pech bezogene Holzstücke aus dem Rucksack und zündete sie an. Lieber hätten sie auf das weithin sichtbare Feuer verzichtet, aber die Kälte war jetzt schon zu beißend. Sie wärmten sich auf, soweit dies möglich war. Hammerkopf verteilte Fleisch und Brot, das sie schweigend aßen. Das Pony bekam einen Hafersack umgehängt. Zufrieden kaute es, die Kruppe gegen die Höhlenöffnung gedreht.
Griff übernahm die erste Wache. Die anderen wickelten sich eng in ihre Felle. Rosenstein zog ihren Zopf nach vorne und betrachtete das darin eingeflochtene schwarze Trauerband. Ihre Mutter war die Einzige gewesen, die sie hätte um Rat fragen können und jetzt war es zu spät. In ein paar Tagen war sie wieder bei ihrem Mann im Hügelreich und sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Es war völlig still, nur gelegentlich hörte man ein leises Zischen, wenn ein Tropfen geschmolzenen Schnees in die Glut fiel. Sie nickte ein.

Griff schüttelte Rosenstein heftig an der Schulter. Sie schreckte hoch. Ein Donner lag in der Luft. Gewitter zog herauf. »Schnell, wir müssen weg, der Berg rutscht ab!« Er zerrte sie auf die Beine, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, saß sie auf dem nackten Ponyrücken und krallte sich mit beiden Händen in die Mähne, um von den bockigen Galoppsprüngen im hohen Schnee nicht abgeschüttelt zu werden. Aufgewirbelte Eiskristalle fielen auf sie, erst feiner Staub, dann dickere Brocken. Plötzlich schob die Lawine dem Pony die Beine unter dem Körper weg und riss beide mit Schnee und Eisbrocken den Abhang hinunter.
Als die Schneemassen endlich zum Stehen gekommen waren, wagte sie nicht, sich zu rühren, um nicht weiter abzurutschen. Sie lauschte in die Stille. Kein Ton war zu hören. Keine Schritte knirschten im Schnee, keine Stimme, die nach ihr rief. Sie war in nachtschwarzen Schnee eingeschlossen und wusste nicht einmal, wo oben und wo unten war. Ein Eisklumpen drückte ihr in die Seite. Sie bewegte sich vorsichtig, um dem Druck auszuweichen. Viel Platz hatte sie nicht, aber ein bisschen Luft konnte sie sich verschaffen. Rosenstein atmete tief durch. Sie kam aus einem Bergvolk, kannte viele Geschichten über Lawinen und Verschüttete und hatte selbst kleinere Erdrutsche miterlebt. Sie wusste, sie musste sich ganz vorsichtig bewegen, damit der Schnee über ihr sie nicht erdrückte.
Während sie rutschte, hatte sie sich instinktiv zusammengerollt. Sie versuchte langsam, sich zu strecken, aber der Schnee ließ ihr nur wenig Platz. Sie spürte ihre Beine vor Kälte kaum. Mit den Händen schaffte sie sich etwas mehr Freiraum vor ihrem Gesicht. Endlich konnte sie den Kopf ein wenig bewegen und hauchte auf ihre kalten Finger. Sie lauschte noch einmal. Keine Rufe, aber auch kein Knirschen, das auf einen weiteren Schneerutsch hindeutete.
Sie musste sich irgendwie befreien. Aber wo war oben, in welche Richtung sollte sie graben? Alles um sie herum war schwarz. Fieberhaft versuchte Rosenstein, sich zu erinnern, was ihr Großvater ihr dazu beigebracht hatte. Sie sammelte etwas Speichel im Mund und ließ ihn heraustropfen. Er lief über ihre linke Wange. Also war rechts oben. Ermutigt wischte sie sich den Speichel aus dem Gesicht und begann, mit den Händen zu graben, obwohl ihr die Eiskristalle in die Haut schnitten. Sie kratzte den Schnee über sich weg und drückte ihn in die Seiten ihres kalten Gefängnisses. Bald schon konnte sie den Oberkörper aufrichten. Doch als sie sich hinknien wollte, schrie sie vor Schmerz auf. Entsetzt tastete sie nach ihren Beinen. Ihre Unterschenkel lagen seltsam abgeknickt. Sie konnte die gebrochenen Knochen tasten. Rosenstein wimmerte, zu geschockt, um laut zu schreien. Wie sollte sie jetzt wegkommen, alleine und lahm? Sie schlang ihre Arme um sich und weinte in sich hinein.

Irgendwann bemerkte sie über sich einen schwachen Lichtschein, der durch den Schnee fiel. Sie war also dicht unter der Oberfläche. Vielleicht konnte sie sich doch so weit befreien, dass man sie fand? Vorsichtig stemmte sie sich hoch. Sie fing wieder an, am Schnee zu kratzen, der Morgensonne entgegen. Bald konnte sie eine Hand nach draußen strecken. Weit entfernt hörte sie Schritte. Rosenstein fing an, aus Leibeskräften zu rufen. Sie riss sich die Mütze vom Kopf und schwenkte sie über dem Schnee herum. Die Schritte kamen näher, eine Hand griff nach ihrem Arm und zog. Sie hielt sich mit der anderen Hand an dem starken Arm fest und lachte und weinte gleichzeitig, als es aufwärtsging.
Dann erstarrte sie. Sie blickte in das Gesicht ihres Retters.
Ein Ork.




Guter Anfang, hakt aber hier und da noch an einigen Stolperstellen. Was mir auffällt, du schreibst zu erklärend. Da kann man viel rauskürzen.
Weiterhin solltest du dir über deine Erzählperspektive im Klaren sein. Du wechselst noch zu viel hin und her. Schreib das Ganze aus der Sicht eines Charakters und auch nur aus dessen Sicht.

Bei dem Namen 'Griff' muss ich nachhaken: kommt das vom englischen 'Griffin' oder von 'Griff' wie 'greifen'? Falls Letzteres würde ich das nochmal überdenken.

Wenn du Fragen hast, einfach fragen.

MfG
Azareon


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Nemo me impune lacessit.

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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 847
Wohnort: Hamburg


Beitrag13.12.2019 09:22

von Rodge
Antworten mit Zitat

Moin Stefanie,

ich finde das gut geschrieben, obwohl mir die Sätze teilweise zu wenig Bindung haben (an einigen Stelllen klingt das für mich wie eine Aufzählung der Erlebnisse, z. B. Sätze 2-5).

Die Figuren bleiben mir fremd. Ich erfahre nichts über sie, und da ich nicht mit ihnen mitleiden kann, ist mir ihr Schicksal auch egal.

Bei Orks denke ich automatisch an Fan-Fiction, auch wenn das sicher nicht so gemeint ist. Ich lese Orks, Höhlen und Berge und schon bin ich in Mittelerde.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag13.12.2019 10:17

von Stefanie
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Orks sind längst nicht mehr nur Tolkiens Wesen. Es gibt diverse Bücher über sie und in World of Warcraft spielen sie eine wichtige Rolle. Sie sind im allgemeinen Fantasykulturgut angekommen. Insofern habe ich kein Problem damit, sie hier vorkommen zu lassen.

Was die Erzählperspektive angeht, da habe ich einen auktorialen Erzähler. Da fehlt hier und da noch etwas Feinschliff, glaube ich.

Hammerkopf und Griff hießen anfangs Hammerkopf und Hammergriff, was den Zusammenhang deutlich macht, aber meine ersten Testleser haben übereinstimmend gesagt, dass das zu ähnlich ist und man sie dauernd verwechselt. Deshalb habe ich zu Griff gewechselt.

Es wundert mich nicht, dass man sich mit Zwergen nicht so leicht identifiziert, wie mit einem menschlichen Protagonisten, hoffe aber, es ist trotzdem interessant genug, um etwas weiterzulesen.

Ich stelle mal die überarbeitete Version des ersten Teils ein und ein Stück mehr:

Die kleine Reisegruppe war in helle Wollmäntel gehüllt, die ebenso Schutz vor der Kälte wie vor Entdeckung geben sollten. Vorne ging Felsbrecher, weil er der Kräftigste von ihnen war. Er bahnte ihnen eine Schneise durch den Schnee. Dahinter führte Hammerkopf ein stämmiges Pony am Zügel. Auf dessen Rücken saß Rosenstein, die sich mit beiden Händen am Sattelknauf festklammerte. Den Schluss bildete Griff, der schon vor Stunden aufgegeben hatte, über diese - wie er es nannte - Irrsinnsreise zu schimpfen und seinen Atem sparte, um den Rucksack mit ihrer Ausrüstung zu tragen.
Als sie den Fuß der Orkberge erreichten, wandte Hammerkopf sich um. »Wir müssen hier rasten, damit wir morgen das Orkgebiet an einem Tag durchqueren können.«
Griff widersprach. »Hier sind wir doch völlig schutzlos. Wir müssen bis in die Berge hinein und uns eine Höhle suchen.«
»Mit wem möchtest du die Höhle denn teilen? Mit einem Bären oder einem Ork?«, fragte Hammerkopf.
»Ein toter Bär bringt Fleisch und Wärme, lass mich nur vorgehen, wenn du zu feige bist!«, gab Griff zurück.
Die Zwillingsbrüder starrten sich an, die Hände auf den Streithämmern an ihrer Seite. Rosenstein schmunzelte. Es sah aus, als würden sie mit ihrem Spiegelbild zanken.
»Wir gehen weiter«, entschied sie. »Wenn wir jetzt rasten, schlafen wir eine weitere Nacht draußen, und ich habe die Kälte satt.«
»Wie Ihr wünscht, Herrin.« Hammerkopf zog das Pony weiter und brummelte seinen Protest in den dichten Bart. Sie begannen den Aufstieg in die Gebirgskette, die das Reich des Bergvolkes von dem des Hügelvolkes trennte. Selbst im Sommer überquerten die Zwerge nur ungern die kahlen Berge. Auf den alten Pfaden, die aus dem Stein gehauen waren, konnten kaum zwei Mann nebeneinander gehen. Der erste Schnee hatte den Weg unter einer knietiefen Schicht versteckt. Felsbrecher stapfte mit zusammengebissenen Zähnen voran. Der Schnee knirschte unter seinen Füßen. Er stutzte und blieb stehen. Es knirschte weiter. Er fühlte, wie der Boden unter ihm nachgab. Hammerkopf packte ihn von hinten und riss ihn zurück, so dass er rücklings im Schnee landete. Ein Schneebrett löste sich und rutschte neben ihnen den Hang hinunter.
»Der Weg ist weiter links«, sagte Hammerkopf trocken.
»Das sehe ich selbst.« Felsbrecher rappelte sich auf und klopfte den Schnee aus dem Mantel. Er ging dichter an der Felswand weiter. Rosensteins Knie schrappte fast am Felsen entlang, aber sie wagte nicht, das Bein fester an das Pony zu drücken, damit es sich nicht von der Wand wegbewegte.
Als die Dämmerung hereinbrach, suchten sie Schutz in einer Höhle. Es war kaum mehr als eine Einbuchtung im Felsen, nur wenige Schritte tief und so niedrig, dass Griff die Eiszapfen am Eingang abschlagen musste, damit sie das Pony mit hineinnehmen konnten. Rosenstein stieg erleichtert ab und reckte sich. Der Rücken tat ihr weh und ihre Schenkel waren wundgescheuert, aber sie beschwerte sich nicht. Schließlich war sie der Grund dafür, dass sie hier im Schnee saßen. Geröll und Schneewehen auf dem Boden schoben sie mit den Füßen zum Eingang, so dass sie liegen konnten. Griff holte mit Pech bestrichene Holzstücke aus dem Rucksack und zündete sie an. Lieber hätten sie auf das weithin sichtbare Feuer verzichtet, aber die Kälte war jetzt schon zu beißend. Sie wärmten, so gut es ging, ihre Hände und Füße auf. Hammerkopf verteilte Brot, das sie schweigend aßen. Das Pony bekam einen Hafersack umgehängt. Zufrieden kaute es, die Kruppe gegen die Höhlenöffnung gedreht.
Griff übernahm die erste Wache. Die anderen wickelten sich, so eng sie konnten, in ihre Felle, um zu schlafen. Rosenstein zog ihren Zopf nach vorne und betrachtete das darin eingeflochtene schwarze Trauerband. Ihre Mutter war die Einzige gewesen, die sie hätte um Rat fragen können, doch jetzt war es zu spät. In ein paar Tagen war sie wieder bei ihrem Mann im Hügelreich und sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Es war völlig still, nur gelegentlich hörte man ein leises Zischen, wenn ein Tropfen geschmolzenen Schnees in die Glut fiel. Sie nickte ein.

Griff schüttelte Rosenstein heftig an der Schulter. Sie schreckte hoch. Ein Donner lag in der Luft wie bei einem aufziehenden Gewitter. »Schnell, wir müssen weg, der Berg rutscht ab!« Er zerrte sie auf die Beine, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, saß sie auf dem nackten Ponyrücken und krallte sich mit beiden Händen in die Mähne, um von den bockigen Galoppsprüngen im hohen Schnee nicht abgeschüttelt zu werden. Aufgewirbelte Eiskristalle fielen auf sie, erst feiner Staub, dann dickere Brocken. Plötzlich schob die Lawine dem Pony die Beine unter dem Körper weg und riss beide mit Schnee und Eisbrocken den Abhang hinunter.
Als die Schneemassen endlich zum Stehen gekommen waren, wagte sie nicht, sich zu rühren, um nicht weiter abzurutschen. Sie lauschte in die Stille. Kein Ton war zu hören. Keine Schritte knirschten im Schnee, keine Stimme, die nach ihr rief. Sie war im Schnee eingeschlossen und wusste nicht einmal, wo oben und wo unten war. Ein Eisklumpen drückte ihr in die Seite. Sie bewegte sich vorsichtig, um dem Druck auszuweichen. Mühsam konnte sie sich ein bisschen Luft verschaffen. Rosenstein atmete tief durch. Sie kam aus einem Bergvolk, kannte viele Geschichten über Lawinen und Verschüttete und hatte selbst kleinere Erdrutsche miterlebt. Sie wusste, wenn sie sich nicht ganz vorsichtig bewegte, würde der Schnee über ihr sie erdrücken.
Während sie rutschte, hatte sie sich instinktiv zusammengerollt. Sie versuchte langsam, sich zu strecken, aber der Schnee ließ ihr nur wenig Platz. Sie spürte ihre Beine vor Kälte kaum. Mit den Händen schaffte sie sich etwas mehr Freiraum vor ihrem Gesicht. Endlich konnte sie den Kopf ein wenig bewegen und hauchte auf ihre kalten Finger. Sie lauschte noch einmal. Keine Rufe, aber auch kein Knirschen, das auf einen weiteren Schneerutsch hindeutete.
Sie musste sich irgendwie befreien. Aber wo war oben, in welche Richtung sollte sie graben? Alles um sie herum war schwarz. Fieberhaft versuchte Rosenstein, sich zu erinnern, was ihr Großvater ihr dazu beigebracht hatte. Sie sammelte etwas Speichel im Mund und ließ ihn heraustropfen. Er lief über ihre linke Wange. Also war rechts oben. Ermutigt wischte sie sich den Speichel aus dem Gesicht und begann, mit den Händen zu graben, obwohl ihr die Eiskristalle in die Haut schnitten. Sie kratzte den Schnee über sich weg und drückte ihn in die Seiten ihres kalten Gefängnisses. Bald schon konnte sie den Oberkörper aufrichten. Doch als sie sich hinknien wollte, schrie sie vor Schmerz auf. Entsetzt tastete sie nach ihren Beinen. Ihre Unterschenkel lagen seltsam abgeknickt. Sie konnte die gebrochenen Knochen fühlen. Rosenstein wimmerte, zu geschockt, um laut zu schreien. Wie sollte sie jetzt wegkommen, alleine und lahm? Sie schlang ihre Arme um sich und weinte in sich hinein.

Irgendwann bemerkte sie über sich einen schwachen Lichtschein, der durch den Schnee fiel. Sie war also dicht unter der Oberfläche. Vielleicht konnte sie sich doch so weit befreien, dass man sie fand? Vorsichtig stemmte sie sich hoch. Sie fing wieder an, am Schnee zu kratzen, der Morgensonne entgegen. Bald konnte sie eine Hand nach draußen strecken. Weit entfernt hörte sie Schritte. Rosenstein fing an, aus Leibeskräften zu rufen. Sie riss sich die Mütze vom Kopf und schwenkte sie über dem Schnee herum. Die Schritte kamen näher, eine Hand griff nach ihrem Arm und zog. Sie hielt sich mit der anderen Hand an dem starken Arm fest und lachte und weinte gleichzeitig, als es aufwärtsging. Ihre Miene erstarrte, als sie in das Gesicht eines Orks blickte, der seinen Fund anglotzte.
Der Ork hielt sie am ausgestreckten Arm in der Luft. Mit der anderen Hand begann er, ihr den Schnee von der Kleidung zu klopfen. Sie versuchte, seine Hand abzuwehren. Er setzte sie daraufhin ab. Ihre Beine knickten unter ihr weg. Sofort zog er sie wieder hoch und tastete nach ihren Beinen. Sie schrie vor Schmerz, als er auf die Bruchstellen drückte. Überrascht zog er die Hand weg und schaute sie nachdenklich an. Er legte den Arm unter ihrem Gesäß um sie und setzte sie sich auf die Hüfte wie ein Kleinkind. Sie versuchte, ihn mit den Händen zu schlagen und sich von ihm wegzudrücken, aber er gab ihr einen derben Klaps an den Kopf und knurrte. Sie hob beschwichtigend die Hände. Der Ork brummte etwas und stapfte mit ihr los. Sie sah sich, so gut sie konnte, um, ob die anderen irgendwo zu sehen waren. Aber weit und breit waren nur der Schnee und einige Orks, die mit Stangen darin stocherten. Einer kam herüber, um den Fund anzusehen. Er versuchte, sie anzufassen, was ihr Ork aber nicht zuließ. Sie hatten eine kurze, aus knurrigen Lauten bestehende Konversation, dann ging es weiter. »Wohin bringst du mich?«, wagte sie zu fragen. Er schaute sie an und nach einer kurzen Pause antwortete er mit dunkler Stimme: »Warm. Feuer.«
»Wirst du mich fressen?« Im nächsten Augenblick hätte sie sich ohrfeigen können für so eine dumme Frage. Der Ork fletschte die Zähne und tief aus seiner Kehle kam ein abgehacktes Lachen. Mit schweren Schritten ging er weiter, tiefer ins Gebirge hinein. Die schaukelnde Bewegung und die Wärme seines Körpers lullten sie ein. Ihr Kopf wurde schwer und sank in den Pelz seines Mantels.
Sie schreckte hoch, als er ihr die Mütze übers Gesicht zog. Sie schob sie zurück, aber er zog sie gleich wieder runter und befahl: »Nicht sehen!« So ließ sie sie da und versuchte vergeblich, an ihrer Nase hinunter schielend etwas zu erkennen. Bald wurde es dunkel um sie. Sie mussten eine Höhle betreten haben. Sie hörte verschiedene Stimmen und fühlte ein paar Mal Berührungen, während der Marsch weiter in den Berg hinein ging.
Endlich setzte er sie ab und zog ihr die Mütze vom Kopf. Sie waren in einer Höhle, die aus dem Stein geschlagen worden war. Sie saß auf einem riesigen Tisch, breit genug, um mehrere von ihrer Größe daraufzulegen. Neben ihr war der Fels bis zur Decke treppenförmig herausgeschlagen. Die Stufen dienten als Regal. Sie waren mit Schalen und Flaschen gefüllt. Daneben war eine Feuerstelle, auf der ein Kessel über Asche mit noch etwas Glut darin hing. Der Ork nahm einige Holzspäne aus einem Korb und legte sie darauf. Vorsichtig pustete er, bis die ersten Flämmchen hochschlugen, auf die er mehr Holz auflegte, so dass das Feuer hell brannte. Der Rauch zog über einen breiten Riss im Höhlendach ab.
Eine Öffnung führte tiefer in den Fels. Sie war hüfthoch mit Stroh gefüllt, das mit Fellen bedeckt war.
Auf der anderen Seite war eine Mauer, die aus unregelmäßigen Brocken bestand. Anscheinend hatte man eine Nische im Felsen erweitert und abgetrennt. In der Mauer waren Haken, an denen Messer, Zangen und andere Dinge hingen, über deren Verwendung sie nicht einmal nachdenken wollte. Ihr gegenüber war eine Öffnung mit einem fleckigen Vorhang verdeckt.
Der Ork war weiterhin mit dem Feuer beschäftigt. Wenn sie schon als Mahlzeit enden sollte, wollte sie es ihm wenigstens nicht so leicht machen. Rosenstein zog sich vorsichtig Richtung Mauer herüber und versuchte, eins der Messer zu erreichen, aber sie war noch zu weit weg. Sie schob sich ein bisschen weiter. Fast kam sie dran. Sie warf einen schnellen Blick auf den Ork, um zu sehen, ob er immer noch mit dem Feuer zugange war. War er nicht. Er hatte sich aufgerichtet und schaute ihr zu, bequem an die Wand gelehnt und offensichtlich amüsiert. Ertappt zog sie die Hand zurück. Er kam zu ihr.
»Was wirst du mit mir tun?«, fragte sie.
»Beine sehen.« Er deutete auf ihre Beine. »Mache gut.« Er griff nach ihren Beinkleidern, um sie herunterzuziehen. Empört ohrfeigte sie ihn. Verdutzt zog er die Hände zurück und starrte sie an. Sie wagte kaum zu atmen. »Tut mir Leid,« brachte sie heraus. Der Ork ging er um den Tisch herum zur Wand und nahm ein Messer. Sie schrie: »Tut mir leid, es tut mir leid, bitte nicht!« Er packte ihren Fuß, setzte das Messer an und schnitt das Hosenbein bis übers Knie auf, danach das andere. Ihre Beine waren rot und blau angelaufen und geschwollen. Aus dem linken schaute ein Stück Knochen heraus.
 Er schaute nachdenklich auf ihre Beine und ging zur Feuerstelle. Mit einer Axt schlug er einige Holzscheite zurecht und kam zurück, um Maß zu nehmen. Sie konnte es kaum fassen. Er wollte ihre Beine schienen. Und sie hatte gedacht, sie wäre in der Küche gelandet. Rosenstein seufzte erleichtert auf. Der Ork musterte sie kurz und fuhr fort, das Holz zurechtzuschnitzen. Dann schien es ihm endlich zu gefallen. Er zeigte auf ihr rechtes Bein. »Tut weh.«
»Ja, natürlich tut das weh. Was denkst du ... aahh!« Der Ork hatte Knie und Fuß umfasst und auseinandergezogen, um die Knochen zu richten. Sie hörte erst auf zu schreien, als er das Bein losließ. Schwer atmend ertrug sie, dass er die Holzstücke anlegte und festband.
Er ging auf die andere Seite. »Tut weh.« Sie biss die Zähne zusammen. Er zog und sie wimmerte durch die Zähne. Als er losließ, war das Knochenstück nicht mehr zu sehen, aber ihr Bein war immer noch krumm. Er zog noch einmal. Sie schrie. Er ließ los und betrachtete das Ergebnis. Es war eindeutig schief. Er wollte wieder ansetzen, aber sie schlug ihm weinend auf die Hände. Er schaute in ihr Gesicht, wischte ihr mit einem Finger eine Träne von der Wange und betrachtete seine feuchte Fingerspitze.
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