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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Gute Nacht Merlin - oder: Psychogramm eines Verlustes


 
 
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Almuth Wessel
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
A

Alter: 69
Beiträge: 20
Wohnort: Gütersloh


A
Beitrag24.11.2019 00:35
Gute Nacht Merlin - oder: Psychogramm eines Verlustes
von Almuth Wessel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

iWenn in unserem nüchternen 21. Jahrhundert jemand eine Geschichte anfängt mir dem Satz „ Das hier ist eine Geschichte von Liebe und Tod..“ - dann werden sich viele achselzuckend abwenden und denken, dass sie es  hier wieder mit einem der üblichen sentimentalen und banalen Trivialromanen zu tun haben. aber ist das,, was jedem von uns begegnen kann, wirklich „trivial“?  Ich will – trivial hin, alltäglich her -  diese Geschichte erzählen – vielleicht gerade deswegn.. Denn verwaiste Geliebte gehen hundert aufs Dutzend.
Es ist  die Geschichte einer Freundschaft, einer Liebe, die es nach Auffassung mancher Menschen „so“ gar nicht geben darf : die Beiden von denen hier die Rede ist, waren verheiratet – aber  nicht mit einander.
Diese Geschicte ist pietätlos – sie „beschmutzt das Andenken eines Verstorbenen.“  .
Mindestens die Leiterin der Anzeigenabteilung in der einzigen Tageszeitung am Heimatort meines Freundes Merlin dürfte dieser Ansicht sein – und sie steht damit wahrscheinlich nicht allein.
Mit dieser Begründung lehnte sie den Text der Anzeige ab, die ich zum Jahrestag seines Todes aufgeben wollte.
Aber Menschen, die glauben,  dass  eine Liebe, die nicht kirchlich legitimiert ist, das Andenken eines Verstorbenen „schändet“ ( was für ein perverser Gedanke!) , brauchen dieses Buch ja nicht zu lesen. Es geht sie nichts an, sie haben nichts verstanden und werden auch nie etwas verstehen, was außerhalb ihrer durch Ängste, Skrupel und Bedenken vergifteten Sichtweise liegt.
Aber  die  anderen   die, die wissen, dass es unendlich viele Arten von Liebe gibt  –  und dass Liebe  NIEMALS „schändet“ , sie sollen erfahren von diesem Menschen, den ich den „weisen Merlin“ nenne, und der über viele Jahre mein Vertrauter, mein Weggefährte und begleitender Freund war, und der immer noch irgendwie „da“ ist .
Er ist einer von denen, die der Theologe Eugen Drewermann „durchsichtig“ nennt. Durch manche Menschen, so schreibt er, scheine das Licht Gottes ungefiltert hindurch und bringe sie zum Leuchten. Das verleihe ihnen die Gabe, alles um sich herum allein durch ihre Gegenwart heller und wärmer zu machen. Genau so habe ich Klaus, den Weisen Merlin,  in den letzten Jahren seiner irdischen Existenz erlebt.
Mir war er Freund, spiritueller Berater, moralische Instanz und heimlicher Geliebter – bis sein Leben jäh und brutal endete.
Er starb gemeinsam mit seiner Frau bei einem Verkehrsunfall, den er selbst verschuldet hat und dessen genaue Umstände nach wie vor ungeklärt sind. Später sagte mir jemand , er sei wahrscheinlich unaufmerksam gewesen.Aber ich frage mich, ob nicht auch DAS eine Fassade ist, die seine Hinterbliebenen aufgebaut  haben – so wie zuletzt vieles in seiner äußeren Existenz zur Fassade geworden war.
  Ich erfuhr erst vier Tage nach dem Unfall von seinem Tod und es war, als zöge mir jemand den Boden unter den Füßen weg.
Sein ältester Sohn rief mich an und überbrachte mir mit wenigen dürren Worten die Todesnachricht – glücklicherweise stand ich im Telefonverzeichnis seines Vaters, sonst hätte ich wahrscheinlich  nie davon erfahren. Nach diesem Anruf verlor ich mich in einer Trauerspirale. Um zu überleben, begann ich, Tagebuch zu führen. Diese Aufzeichnungen sind das Herzstück dieses Buches. Aber der Prozess, der in ihnen beschrieben wird, ist noch lange nicht  zu Ende.
Sie enden  zwar formell mit dem kalendarischen Ende des Trauerjahres. Aber das bedeutet nicht, dass dieses Kapitel meines Lebens abgeschlossen ist.
Ich habe nur für mich selber eine Zäsur gesetzt:
Ich rebelliere nicht mehr gegen Merlins Tod, sondern ich versuche, ihn zu akzeptieren.
Ich  versuche zu akzeptieren, aber ich finde mich nicht ab.
Ich finde mich nicht ab, sondern ich gewöhne mich daran, dass ich mich NICHT gewöhne.
Ich lebe mit meiner Traurigkeit nicht mehr wie mit einer chronischen Krankheit – aber sie ist immer „da“ - so wie der Generalbaß in einem Musikstück von Johann Sebastian Bach immer „da“ ist – auch wenn man ihn nicht die ganze Zeit bewusst wahrnimmt.
      Und ich beginne widerwillig, mich damit abzufinden, dass es zwischen mir und seinen Söhnen  keine  Brücke gibt . Ich werde wohl niemals einen Weg finden , um seinem Ältesten, zu dem er eine besondere Beziehung zu haben glaubte, sagen zu können, was ich für seinen Vater empfinde.
Auch davon handeln diese Aufzeichnungen: von dem verzweifelten Versuch, einen Menschen zu finden, mit dem ich meine Trauer und meine Erinnerungen hätte teilen können.
Ich hatte geglaubt,  dass Merlins Söhne genau so wären wie er sie mir immer beschrieben hat::    warmherzig, offen und mit einem klaren und vorurteilsfreien Blick …
  Dieser Glaube spricht aus den Briefen, die ich an  sie geschickt hatte – aber ich habe diesen Glauben inzwischen verloren – oder sollte ich besser  sagen: er ist  ist getötet worden durch das Verhalten dieser Menschen? Weil ich in ihren Augen etwas verkörpere, was nicht sein kann , weil es nicht sein darf?
Diese Erkenntnis kam langsam und schmerzhaft – erst als ich im Frühjahr 2019 wieder einmal vor Merlins Grab stand, ist sie mir deutlich geworden:
Dieses Grab ist ebenso Teil einer Inszenierung,  wie Merlins äußeres Leben im Laufe der  Jahre  zu einer Inszenierung wurde  . Dieses Grab mit seinem repräsentativen Stein aus weißem Marmor und der Standard-Bepflanzung, die dreimal im Jahr von der Friedhofsgärtnerei erneuert wird, ist der Ort, an dem die Asche des achtbaren Bürgers Klaus W. ruht – gemeinsam mit der Asche seiner von ihm so geliebten Gattin, die – so die offizielle Lesart - durch sein Verschulden ums Leben kam.
Der kleine Dorffriedhof auf  dem die Asche der Beiden ruht,  ist ein hermetisch abgeschlossener Raum . Genau so wie das gut bürgerliche Wohnviertel ,in dem das Haus steht, das er – teils mit seinen eigenen Händen – gebaut hat,  und  genau so wie die erzkatholische Kleinstadt in der er gelebt und sich und seiner Frau eine Position unter den Honoratioren erkämpft hatte . Und alles, was in diesem hermetisch abgeschlossenen Raum aus dem Rahmen fällt, wird sanktioniert und ausgemerzt  – bis hin zu den Schleifen an den Gestecken und Kränzen , die ich dreimal im Jahr auf seinem Grab niederlegen lasse: Jedes Mal – nur wenige Tage nach der Auslieferung – verschwinden diese Schleifen auf rätselhafte Weise...
Darum ist diese Geschichte nicht nur das Tagebuch eines Trauerjahres, sondern auch die Geschichte  eines  Missverständnisses. Denn mein geliebter Freund hatte wohl – so sehe ich es heute – nicht nur vor anderen, sondern vor allem vor sich selber eine Fassade aufgebaut:
die Fassade der Musterfamilie aus warmherzigen und einander liebevoll zugetanen Menschen, die genau so aufgeschlossen und frei denkend waren wie er selbst.
Diese Fassade hat er vor sich hergetragen wie eine Monstranz. Dieser  Mann, der sich aus kleinsten Verhältnissen hoch gearbeitet hatte,wollte für sich und seine Familie ein schönes, glanzvolles Leben – und da gehört die Musterfamilie in der alles stimmt, eben dazu. Sichtbarer Ausdruck dieses Strebens war das große Familienbild in der Diele seines Hauses, das auf Betreiben seiner Frau von einer heimischen Künstlerin gemalt worden war. Eine Nachbarin sagte  über dieses Bild: „Ich mochte es nicht. Es wurde der Frau nicht gerecht.“  IHM wurde es AUCH nicht gerecht... Auf diesem Bild sitzt eine puppenhaft schöne blonde Frau an einem Tisch, umgeben von ihren wohlgeratenen Söhnen – und ihr Gatte , der aussieht wie ein Buchhalter,  steht in Beschützerpose hinter ihr . Alle Gestalten wirken steif und isoliert  - es findet kein Blickkontakt und keine Berührung zwischen ihnen statt. Vielleicht hat die Künstlerin, die dieses Bild malte, bei allem Unvermögen diese Beziehungslosigkeit der Familienmitglieder untereinander gespürt .  
Dieses großformatige Bild hing in der Diele – so wie im Ahnensaal eines Schlosses die Bilder der Vorfahren des Eigentümers hängen, um dem Besucher ein für alle Mal die Legitimität des Bewohners deutlich zu machen. Genau so sollte dieses großformatige Bild dem Besucher sagen: „Sieh her! Das sind WIR– diese gut situierte großbürgerliche Familie in der ALLES so ist wie es sein soll...“ Aber irgendwann muss das familiäre Idyll, das  der Merlin mir immer so liebevoll und in leuchtenden Farben schilderte,  auch für ihn brüchig geworden sein – und er versuchte, auszubrechen .
Irgendwann muss er  erkannt haben,  dass dieses  schöne Haus in dem gut bürgerlichen Wohnviertel, in dem er lebte, und sein  Dasein als erfolgreicher Geschäftsmann, der sich den Zugang zur Kaste der Honorationen erkämpft hatte,  ein Goldener Käfig war .–Ein Käfig, den er sich selbst gebaut hatte. Und seine schöne Frau, die so sehr darauf bedacht war, ihren gesellschaftlichen Status und die Fassade zu wahren,war zu  seiner Kerkermeisterin geworden.
Vielleicht  war ja auch das weihnachtliche Idyll, das er mir immer wieder so liebevoll geschildert hat, nur noch ein sinnentleertes Ritual? Dieses Familientreffen in seinem Haus, mit dem reich geschmückten Christbaum, dem opulenten Abendessen mit den Kindern und Enkelkindern, die nach der Bescherung andächtig dem Weihnachtsevangelium lauschen, das er, der Pater familas, ihnen vorliest..nur noch eine Fassade – wie in so vielen Familien ?  Irgendwann haben seine Schwiegertöchter rebelliert  - mit Mann und Kindern diese Inszenierung boykottiert und dem weihnachtlichen Idyll ein Ende bereitet.
Aus dieser Perspektive  betrachtet, ist sein Wunsch: dass seine Asche nach seinem Tode eben NICHT in dem Familiengrab beigesetzt, sondern bei Cap Fisterra nordwestlich von Santiago di Compostela ins Meer gestreut werden sollte, nur noch die letzte Konsequenz einer langen Entwicklung. Der letzte verzweifelten Versuch eines Ausbruchs.   Wir alle kennen doch den Gedanken, der uns anweht, wenn wir in ein Umfeld kommen, das uns durch seine Tristesse bedrückt: „HIER möchte ich nicht begraben sein...“
Seine Familie hat ihm aber noch  zu Lebzeiten die Erfüllung dieses Wunsches verweigert. Und als ich dann  – etwa zweieinhalb Jahre nach seinem Tod – wieder einmal vor seinem Grab stand, da wurde mir auch klar, warum: „Nix da... hier bist du und hier bleibst du... was sollen denn die Leute denken...?“
Ich fürchte,  dass DIESER Gedanke: „Was sollen denn die Leute denken?“ für viele Menschen immer noch etwas ist, das ihr Leben beherrscht – und  jede Gefühlsregung erstickt. Und das ist sehr traurig und sehr schade...
Vielleicht bin ich ja der einzige Mensch, der K.W., den Weisen Merlin, wirklich wahrgenommen hat als den, der er versuchte, zu sein? Er hat mich gelehrt, dass der Sinn unsers Lebens darin besteht,  zu lieben und zu lernen – und so zu werden, wie Gott uns gemeint hat. Eben gerade nicht stecken zu bleiben in den Erwartungen der anderen und in den Fesseln der bürgerlichen Konvention.
Ihm selber fehlte letzten Endes wohl doch der Mut zum Ausbruch aus dem Goldenen Käfig.
Vielleicht war es nicht nur Unachtsamkeit und mangelnde Konzentration, die zu dem schweren Unfall führten, bei dem er, seine Frau und eine alte Dame, deren Namen ich nie erfahren habe, ums Leben kamen?
Ich werde es nie wissen – aber was ist „Wahrheit“? Gibt es sie überhaupt? Sehen wir nicht immer nur Ausschnitte von Wirklichkeit, aus denen wir uns dann unseren Reim aufs Leben machen?
Für mich war K.W. zum Dreh- und Angelpunkt meines Lebens geworden, und es ist  
immer noch sehr schwer für mich, zu begreifen,  dass dieser lebenswarme, tatkräftige und lebensfrohe Mensch tot ist – aber bei  allem Kummer weiß ich doch, dass die Begegnung mit ihm einer der großen Glücksfälle meines Lebens ist. Ich verdanke ihm  viel - und ich danke ihm von ganzem Herzen für das wundervolle Geschenk  unserer gemeinsamen Jahre.

Pixit in Februariii MMXVIII  korrigiert in Junius MM IXX – CLEO











Prolog
31. Oktober 2016, 11.50
Über der Soester Börde leuchtet ein heiterer Spätherbsttag. Der Himmel ist strahlend blau und fast wolkenlos, die tief stehende Herbstsonne wirft lange Schatten.
Auf der B 516 zwischen Soest und Werl fließt der mittägliche Stoßverkehr:  Mütter, die ihre Kinder von der Schule abholen, Hausfrauen auf Einkaufstour, Außendienstler, unterwegs zum nächsten Kunden,  Pflegedienstmitarbeiter auf dem Rückweg von ihrer morgendlichen Runde ... Eine zügig und stetig dahin rollende Karawane von Klein- und Mittelklassewagen, die jäh zum Halten kommt.  Bremsen quietschen.... dumpfes Krachen und das Splittern von Glas:  auf einer Kreuzung tanzt ein kleiner roter Citroen, der überraschend aus der Nebenstraße aufgetaucht ist, mit zwei anderen Kleinwagen ein makaberes Ballett. Er macht einen grotesken Luftsprung und überschlägt sich, die beiden anderen Autos kreiseln um ihre eigenen Achse, demolieren die Wegweiser am Straßenrand und kommen mit eingedrückter Motorhaube zum Stehen.
Kurz darauf passiert ein Wagen die Unfallstelle -  der Fahrer bremst,  steigt aus und rennt zu den Autowracks. Einen Augenblick lang starrt er fassungslos auf das Bild der Zerstörung: am schlimmsten hat es den Citroen erwischt. Die beiden anderen Wagen haben ihn fast synchron von beiden Seiten gerammt -  er ist nur noch ein formloses Knäuel aus zerknautschtem Blech.
Der Mann späht durch die zersplitterten Scheiben ins Wageninnere, erkennt schemenhaft hinter den ausgefahrenen Airbags den Körper einer blonden Frau.... Er greift durch ein Loch in der zerborstenen Frontscheibe nach ihrer Hand und spricht beruhigend auf sie ein: „Halten Sie durch, es kommt sofort Hilfe...“
Von weitem ertönt das rasch lauter werdende Jaulen des Martinshorns.
Die Frau im Wrack des Citroen erwidert den Händedruck des Mannes und setzt zum Sprechen an ... aber dann lockert sich ihr Griff und ihre Hand entgleitet ihm…In diesem Augenblick rückt der Bergungstrupp mit der Rettungsschere an und trennt das Dach des Wagens auf.
Der Notarzt beugt sich über die Frau und schüttelt den Kopf: „Exitus....“  
Erst als ihre Leiche aus dem Wrack geborgen wird, kommt der Fahrer des Wagens zum Vorschein.  Er liegt im Fußraum,  begraben vom Körper der Frau, besinnungslos und wie eingesargt in die deformierte Karosserie und die Trümmer des zerborstenen Armaturenbretts. Noch während ihn die Retter aus diesem Chaos heraus schälen, stirbt er, ohne noch einmal zu Bewusstsein zu kommen.
Zwei weitere Rettungstrupps bergen die Insassen der anderen Wagen: Eine alte Dame , die mit ihrer Tochter zum Einkaufen nach Soest gefahren war, stirbt wenige Stunden später an ihren Verletzungen, eine Altenpflegerin, die eine Patientin in Werl versorgt hatte, wird lange im Krankenhaus liegen...
Es dauert Stunden, bis das Unfallgeschehen protokolliert, die Spuren gesichert, die Autowracks abtransportiert sind.
Die Leichen des Paares aus dem roten Citroen werden in die Pathologie überführt,.die Autowracks von der Staatsanwaltschaft sichergestellt.
Am späten Nachmittag sind alle Spuren verweht. Die Lache auf dem Straßenpflaster, wo aus einem der Wagen Kühlwasser ausgetreten war, ist eingetrocknet – und der Feierabendverkehr verwischt die letzten Reste der Kreidemarkierungen, die die Polizeibeamten auf den Asphalt gezeichnet hatten.
Über der Soester Börde geht ein heiterer Spätherbsttag in einen klaren und kalten Abend über. Der Himmel ist immer noch fast wolkenlos und die untergehende Sonne verbreitet ein warmes, goldenes Licht. Der Verkehr auf der B 516 fließt wieder reibungslos....

31. Oktober 2016, nachmittags....
Nachbesprechung im Polizeipräsidium Soest. Die beiden Toten aus dem roten Citroen sind rasch identifiziert . Ein stadtbekanntes Ehepaar ...Er:  Geschäftsführer des örtlichen Tennisclubs, sie : Gästeführerin beim Fremdenverkehrsamt.
„Sind die Angehörigen schon benachrichtigt?“ fragt Polizeirätin Kerstin M. vom Verkehrskommissariat. „Ja – der Kollege ist unterwegs...“
Am Abend wissen die vier erwachsenen Söhne, die alle nicht mehr in Soest wohnen, dass ihre Eltern tot sind .
Wie konnte es zu diesem Unfall kommen? An dieser Kreuzung, die zumindest von der einen Seite her so gut eingesehen werden kann, dass jeder Wagen schon von weitem zu sehen ist? Das Unfallgutachten der Staatsanwaltschaft wird erst gegen Ende des folgenden Jahres veröffentlicht. Aber auch dieses Gutachten gibt keine wirkliche Antwort .Der Citroen war technisch einwandfrei und es gab keine Bremsspuren am Unfallort . Offensichtlich sei Klaus W. ,der Fahrer des Wagens, ohne auf den Verkehr zu achten in die Kreuzung eingefahren, heißt es. . Die Rede ist von einem „verhängnisvollen Fahrfehler“. Er habe das Stoppschild ignoriert . Die Staatsanwaltschaft „schließt gesundheitliche Probleme nicht aus“ – andererseits soll es aber im Obduktionsbericht keinerlei Hinweise auf gesundheitliche Probleme gegeben haben– weder auf einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt am Steuer, noch auf reaktionshemmende Medikamente….
Noch während die beiden Toten obduziert werden, tritt im Hause des ältesten Sohnes in Münster der Familienrat zusammen.
Keine Zeit zum Trauern. Formalitäten erledigen, Trauerfeier und Beisetzung vorbereiten,  Freunde und Bekannte der Toten informieren, Haushalt auflösen...
Die Eltern – insbesondere der Vater - hatten einen großen Bekanntenkreis –  und von den meisten kennen seine Kinder noch nicht einmal die Namen.

04. November 2016, mittags....
Mario, der älteste Sohn, sieht die Unterlagen seiner Eltern durch. Neben ihm auf dem Schreibtisch liegt das Smartphone seines Vaters, das wie durch ein Wunder  den Unfall unbeschädigt überstanden hat. Einige Male in den vergangenen Tagen hat es SMS empfangen. Der Absender ist immer der gleiche. Einmal ist von einer Veranstaltung in Münster die Rede, einmal von einem Bild, das die Person seinem Vater schenken will... wer mag das sein? Mario wählt die Nummer an - legt aber unmittelbar nach dem ersten Klingeln wieder auf. Erst einmal die Menschen benachrichtigen, von denen er wenigstens die Namen kennt, weil sie im Telefonverzeichnis seines Vaters stehen....Er seufzt und greift zum Telefon...Unter den Menschen, die er anruft, ist auch die Frau , mit der seinen Vater seit zwölf Jahren eine innige und zärtliche Freundschaft verbindet. Aber das weiß er nicht – und er kann auch nicht wissen, dass die gewollt nüchterne Art, in der er sie vom Tod seines Vaters informiert und  in die er sich flüchtet, um nicht im Gefühlschaos zu versinken ihr den Boden unter den Füßen wegzieht...





































Erster Teil: Rückblende
07. Juni 2004  - ER an SIE – SMS:
„Ich laufe seit Stunden mit einem Phantasiegedanken mit Degen durch die Gegend. Hätte lieber von Dir küssen lassen...“ und später: „Da sitze ich nun im Sonnenschein und freue mich, dass ich Dir begegnet bin...“

Der erste Eindruck war enttäuschend.
In dem Gütersloher Restaurant, in dem sie sich verabredet hatten, wartete ein distinguierter Herr mittleren Alters – mittelgroß, mittlere Figur, Brille, rotblondes, stark gelichtetes Haar und irgendein Gesicht.
Sie war ernüchtert, denn sie hatte mehr erwartet. „Nichts Aufregendes“, dachte sie, als sie ihm zur Begrüßung die Hand reichte. „Aber vielleicht ist ja ein Engagement drin...“
Er hatte sie um das Treffen gebeten, weil er jemanden für das Sommerfest seines Tennisclubs suchte. Sie trat gelegentlich als Kabarettistin und Diseuse auf und einer seiner Arbeitskollegen hatte sie bei einer Gewerkschaftsveranstaltung erlebt und ihm von ihr erzählt. Dabei stellte sich heraus, dass er sie bereits kannte, wenn auch aus einem ganz anderen Zusammenhang: Sie war ihm in einer Social Community aufgefallen. Einige Formulierungen in ihrem Profiltext hatten ihn neugierig gemacht und er hatte sie angeschrieben. Der witzige und leichte Email-Wechsel, der sich dann entwickelte , hatte ihre Phantasie gereizt – aber jetzt, bei ihrem ersten Treffen,  konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass DIESER gesetzte Herr tatsächlich der Verfasser dieser Mails gewesen sein sollte. Nun gut, dachte sie... dann wird es wohl bei dem geschäftlichen Kontakt bleiben -   Aber dann kam alles ganz anders – denn er lächelte. Und damit knipste er in ihrer Seele das Licht an – nur durch dieses Lächeln. Alles um sie herum wirkte plötzlich viel heller und wärmer. Eigentlich wusste sie doch gar nichts von diesem Mann, kannte nur seine Mails – aber plötzlich erschien er ihr so vertraut, als ob sie einander schon seit Urzeiten kennen würden. Und so nahm diese Begegnung eine Wendung, die sie wohl beide nicht erwartet hatten:
Aus dem Engagement wurde nichts – aber es begann eine innige und zärtliche Freundschaft, die mehr als zwölf Jahre halten sollte .

 „Ich bin ein Mann auf den Zweiten Blick“, hatte er lachend gesagt, als sie ihn fragte, wie er sich selber beschreiben würde. Ein Mann auf den Zweiten Blick.... das stimmte aufs Haar. Aber was machte ihn so faszinierend?  War es sein Charme?  War es seine freundliche Zugewandheit, mit der er seinem Gegenüber das Gefühl gab, wichtig und einmalig zu sein ?  

„Er war ein Seelenfänger...“ sagte ihr später eine Frau, die ihn schon seit Jahrzehnten kannte.. „Wenn er mit jemandem zusammenarbeiten wollte, konnte er die betreffende Person um den Kleinen Finger wickeln.“ Manche Leute nennen so etwas „Charisma“ -  aber es war wohl mehr als das: Dieser Mann liebte das Leben – und er strahlte eine  fröhliche Menschenliebe aus, die ihn auch in scheinbar unleidlichen Zeitgenossen etwas Positives finden ließ . Oder war es seine Religiösität? So etwas wie praktizierte christliche Nächstenliebe? Als sie sich schon etwas länger kannten,  erzählte er ihr einmal, er sei in seiner Jugend Ministrant gewesen und habe ursprünglich Priester werden wollen. Aber der Gedanke an den Zölibat habe ihn abgeschreckt.

In ihrem ersten Gespräch spielte das  alles natürlich noch keine Rolle. Sie war in seiner Gegenwart sehr schnell aufgetaut, hatte Vertrauen zu ihm gefasst und natürlich versucht, zu glänzen – hatte ihre Kenntnisse über Cabaret und Satire hervorgeholt und ihm ein verlockendes Programm vorgestellt, zu dem er eigentlich nur noch „ja“ sagen musste – und das Engagement wäre perfekt gewesen. Er nahm die Unterlagen, die sie mitgebracht hatte, an sich und sagte, er müsse zunächst einmal mit seinen Vorstandskollegen darüber sprechen – aber er werde sie auf jeden Fall im Auge behalten. Dann redeten sie über andere Dinge – er fragte sie nach ihrem beruflichen Werdegang und sie erzählte von ihrer Erwerbslosigkeit und der Schwierigkeit, als Künstlerin Fuß zu fassen. Er hörte aufmerksam zu -  mit jenem freundlichen Interesse, das für ihn charakteristisch war und ihr doch auf einer Ebene mehr signalisierte als pure Höflichkeit.  Irgendwann sagte sie spontan: „Ich fühle mich unglaublich wohl in Deiner Nähe – das könnte meinetwegen immer so weitergehen. Ich habe Vertrauen zu dir – obwohl wir uns doch kaum kennen...“ Das sei ein großes Kompliment, erwiderte er – sie plänkelten noch ein bisschen herum, wie sie es von ihren E-Mail-Wechseln gewohnt waren und dann sagte er mit einem spitzbübischen Lächeln: „Aber nicht verlieben....“  - und sie lachten beide... Sich verlieben... nein... das hatte sie nicht vor – sie hatte noch genug vom letzten Mal – von dieser aussichtslosen und deprimierenden Obsession für einen ehemaligen Arbeitskollegen, der sie abgewiesen hatte. „Nein danke – vom Verlieben habe ich die Nase voll...“ sagte sie ziemlich brüsk. „Habe ich dich gekränkt?“ fragte er jetzt leise und behutsam.... und da brach es aus ihr heraus...
„Ich glaube, wir sollten irgendwohin gehen wo es ein bisschen ruhiger ist.“ sagte er, als sie kurz Luft holte.  „Hier hören mir zu viele Leute zu...“ Sie verließen das Restaurant und sie lotste ihn an einen ruhigen Platz im Grünen. Dort setzten sie das Gespräch, in dem sie sich diesem  „fremden“ Mann offenbarte. fort – und in ihr wuchs der Wunsch nach mehr... sie spürte, dass sie ihn WOLLTE – diesen „Mann auf den Zweiten Blick“. War es seine Art, zuzuhören – ohne Kommentare und Ratschläge von sich zu geben? War es  sein Lächeln... oder die zärtliche Berührung, als er ihr irgendwann über das Gesicht strich? Sie erwiderte seine Zärtlichkeit und wurde dabei ein bisschen massiver, als „man“ es von einer „anständigen Frau“ erwartet. Er reagierte mit einer Mischung aus gespieltem Schockiert-Sein, Neugierde und Amüsement und wehrte behutsam ab. Später gestand er ihr, dass er sofort fasziniert gewesen sei von ihrer offensiven und herausfordernden Art. Das hatte ihn  gereizt – ihre unverholene sexuelle Freizügigkeit  Zu Beginn war sie in seinen Augen die leibhaftige Verkörperung all der Männerphantasien, in denen die sexuell aktive und herausfordernde Frau eine Rolle spielt...

Wenige Wochen später begegnete sie ihm wieder - bei einer Veranstaltung über Unternehmensethik. Sie entdeckte seinen Namen auf der Teilnehmerliste und suchte den Saal nach ihm ab – fand ihn schließlich im intensiven Gespräch mit einem der Referenten. In der Pause sprach sie ihn an – und wie selbstverständlich stieg sie später zu ihm ins Auto. „Schön, dass ich dich wiedersehe...ich glaube, ich mag dich...“, sagte sie zu ihm. Er lachte, legte den Arm um sie und gab ihr einen Kuss. Es war ein kleiner Überfall – aber seine zupackende Art gefiel ihr. Sie war daran gewöhnt, selber die Initiative zu ergreifen und Zärtlichkeiten einzufordern – dass jemand sie küsste, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, hatte sie noch nie erlebt. Zwischen ihnen beiden knisterte es, sie merkte, dass er genau so viel Lust auf sie hatte, wie sie auf ihn... schließlich landeten sie in einem Motel in der Nähe der Autobahnauffahrt.  Er war behutsam, zärtlich, verspielt – und gleichzeitig fordernd … „Sehe ich dich wieder?“ frage sie, als er sie später in der Innenstadt absetzte. Er lächelte und antwortete: “Vielleicht...:“ Später schrieb er:
„Schön war, wie wir mit einander kuschelten. Das Gefühl, dir Behütung geben zu können hat mich sehr glücklich gemacht. ….“

Das Wort „Behütung“ rührte sie – sprach eine  Sehnsucht in ihr an ... sie gab ihr nach und hielt die Verbindung ... Kurz darauf besuchte er sie, als sie einige Tage Strohwitwe war.  Er kam – ganz der  seriöse Besucher  - mit einem Blumenstrauß. Sie hatte im Wohnzimmer den Teetisch gedeckt –  irgendwann kniete sie sich neben seinen Stuhl, legte die Arme um ihn und küsste ihn –  und plötzlich lagen sie eng in einander verschlungen auf dem Teppich. Danach schämte er sich zunächst für den „Überfall“ – aber als sie ihm sagte, wie sehr sie es genossen hatte, schrieb er ihr: „So wie Du für mich, muß Cleopatra für Caesar gewesen sein....“. Von da an nannte er sie „Cleo“ und sie ihn „Caesar Imperator“. Später, als sie seine spirituelle Ader entdeckte, kam der Name „Merlin“ dazu.

Irgendwann entdeckte sie in einem Antiquariat eine illustrierte Ausgabe von Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Das Tagebuch“. Dieses Gedicht hatte sie schon immer geliebt – sie kaufte das Buch und schickte es ihm in die Firma. Das kleine Geschenk wurde prägend für die Privatsprache, die sie für einander erfanden , denn Goethe nennt den eigenwilligen Kleinen Kollegen des Mannes, der sich ja nicht immer so verhält wie sein Eigentümer es erwartet „Meister Iste“. Diese Bezeichnung übernahm ER, kürzte den Namen mit M.I. ab – und immer, wenn er Sehnsucht nach ihr hatte, schrieb er „M.I. will zu Muschi“. - Sie sahen einander selten und schrieben sich oft. Und diese Mails wurden im Laufe der Zeit inniger und zärtlicher. Was zunächst nur ein erotisches Herumgeplänkel voller witziger Anspielungen gewesen war, gewann schnell an Tiefe, wurde geprägt von ihrer Sehnsucht nach Geborgenheit und von seiner Sehnsucht nach Verstanden-Werden. Der Sommer 2004 war sonnig und warm und sie war viel unterwegs. Einerseits weil sie versuchte, sich mit einer ausgefallenen Geschäftsidee selbständig zu machen – andererseits weil sie anfing, ihre sexuelle Anziehungskraft auszuloten. An vier Vormittagen in der Woche fuhr sie in die Stadt und setzte sich im Dachgeschoss eines Einfamilienhauses vor die Webcam. Dieser Job gefiel ihr – auch wenn sie nur selten aufgerufen wurde. Sie genoss das Prickeln , das gefahrlose Spielen mit den Unbekannten, die sie nie persönlich kennen lernen würde, das Begehren, das sie hervorrief.

Ab und zu verabredete sie sich mit ihrem Geliebten, wenn er Feierabend hatte und seine Zeit es zuließ  – sie suchten sich einen unbeobachteten Platz und liebten sich im Freien – im Schutz hoher Bäume, verborgen im Unterholz oder vom hoch stehenden Mais im Maisfeld  - manchmal auch irgendwo auf einer einsamen Wiese... das behielten sie bei bis zum Schluss - wann immer ihre Zeit und das Wetter es erlaubten. Zuletzt war es ein ganz bestimmter Ort in einem lichten Kiefernwald gewesen, nicht weit von ihrem Haus entfernt. Oft sagte sie zu ihm: „Wenn ich nicht mindestens einmal mit Dir unter den Bäumen liegen konnte, war der Sommer für mich kein Sommer...“ . Sie liebte das Gefühl des lauen Windes auf ihrer nackten Haut und den Anblick seines Gesichts, auf das die durch die Zweige flirrenden Sonnenstrahlen ihre Lichter warfen. Seine gebräunte Haut, denn er war im Sommer viel im Freien ... für sie war es, als umarme sie den Sommer schlechthin. Nach einem solchen verstohlenen Treffen bekam sie noch im Juli dieses ersten Jahres eine Mail:
“Guten Morgen, Du liebe Freundin - glücklich bin ich, in Dir einen solchen Menschen gefunden zu haben.... danke das es Dich gibt, danke das ich Dir begegnen durfte. Unser anschließendes Telefongespräch war ein wunderbarer Abschluss, mit soviel Tiefgründigkeit, Harmonie, Übereinstimmung, größer und schöner kann es nicht sein. Nachdenken muss ich bereits, bin ich noch frei, hab ich meine Freiheit bereits verloren,....Dennoch gibst Du Freiheit, sowohl in Gedanken als auch in der Bewegung. Keine Forderung, nur Wünsche....warte, es wird geschehen so es sein soll, aber bin ich dann noch frei????? Was aber ist frei? Nur die Gedanken, die Bewegung, ich lass es geschehen und bin dennoch gefangen in Gedanken und Gefühlen......
Ave Dir Königin des freien Gedankens”

Diese Freiheit.... zunächst war es für sie ja nicht schwer gewesen, ihn an der langen Leine zu führen, denn es war nur ein spielerisches Sich-Ausprobieren für sie. Sie wollte sich selbst bestätigen, sich von der lähmenden Obsession für diesen Arbeitskollegen kurieren, der sie abgewiesen hatte.  Irgendwann im Frühherbst bekam sie eine SMS:
“Ich wollte, wir lägen jetzt in einander verschlungen unter einem Baum. Die letzten Sonnenstrahlen streicheln uns und wir trinken einander....”

Sie lächelte, als sie das las.... es war schön, dass er sie SO sehr wollte...
Aber als er ihr kurz darauf schrieb.
„Liebe im landläufigen Sinne kann ich Dir nicht geben. Aber Zuneigung, Respekt, Deine Seele....“

da begann sie ihm zu verfallen. Und das Spiel hörte auf, ein Spiel zu sein.
Ihre Seele... niemand sonst hatte danach gefragt.
Und so ließ sie sich ein auf diesen „Mann auf den Zweiten Blick“    er fing an, sie zu bezaubern. Da war etwas... sie konnte es nicht benennen – aber es machte sie neugierig, zog sie immer mehr in seinen Bann...

  Sie hatte keine Fragen gestellt, aber angefangen zu recherchieren, sobald sie seinen Namen kannte. Dadurch verlor für sie beide diese Beziehung ihre Unverbindlichkeit und vielleicht auch einen Teil ihrer Unbeschwertheit – aber sie wussten jetzt mehr voneinander. Dass sie recherchierte, erfüllte ihn zunächst mit Unbehagen –aber bald spürte er, dass er ihr vertrauen konnte. Und so begann er, von sich zu erzählen. Von seiner Familie, von seiner Arbeit, von dem was ihn bewegte: vor allem von seinem sich langsam herauskristallisierenden Hang zum Spirituellen, der bei seiner Frau auf Unverständnis stieß ... Sie fand das spannend, denn sie suchte selber nach einem Halt in ihrem Leben - und so konnte sie es durchaus nachvollziehen, dass er anfing, sich Fragen zu stellen, die über das Alltägliche hinausgehen ...
Es ist verständlich, dass ein Mensch, der sich selbst als erfolgreich betrachtet, an einem bestimmten Punkt seines Lebens fragt: „War das jetzt alles?“ und: „Was kommt danach?“ Jeder Mensch -mancher früher, mancher später …fängt irgendwann an, sich diese Fragen zu stellen, sofern er nicht in der Tretmühle des bloßen Überleben-Müssens feststeckt. Irgendwann kommen wir zu der Erkenntnis, dass unsere Lebenszeit nicht unbegrenzt ist – dass wir endlich sind. Und dann werden wir nachdenklich, versuchen vielleicht auch, Versäumtes nachzuholen, obwohl das gar nicht geht. Manche Menschen bezeichnen diesen Zustand als „Midlife-Crisis“. Aber das ist es nicht, sondern es ist eine der großen Chancen, die wir im Leben haben,dass wir -  oft  zu  einem Zeitpunkt, an dem das äußere Leben zu einem  Haltepunkt gekommen ist, weil die berufliche Entwicklung stagniert, das Haus abbezahlt ist und die Kinder erwachsen geworden sind – die Möglichkeit bekommen , uns auf uns selbst zu besinnen. Sie selber sah sich zwar als einen Menschen, der auch in seinen mittleren Jahren immer noch unterwegs war – aber er weckte ihr Interesse für die Fragen, die ihn bewegten. Also begann sie, ihrerseits Fragen zu stellen, die Bücher zu lesen, die er ihr schenkte und mit ihm darüber zu reden. Das alles wurde zu einem immer fester werdenden Band zwischen ihnen, das schließlich über das spielerisch-erotische weit hinausging.

Nach und nach kam ihr Zusammensein in geordnete Bahnen – weiterhin telefonierten und schrieben sie häufig und sahen einander selten. Höhepunkt jeden Jahres war die EINE gemeinsame Nacht, wenn er zu einer Weiterbildung seiner Berufsvereinigung fuhr. Dann besuchte sie ihn in seinem Tagungshotel, sie aßen gemeinsam zu Abend und sie blieb über Nacht – EINE Nacht mit intensiven Gesprächen, viel Zärtlichkeit und wenig Schlaf. Als sie sich das erste Mal auf diese Weise verabredet hatten, wurden sie beide irgendwann in der Nacht gleichzeitig wieder wach und liebten sich noch einmal im Dunkeln. „Was tust du mit mir?“ flüsterte er, als er in sie eintauchte. Später sagte er, in dieser Nacht habe er ihr „wahres Selbst“ gesehen:
 „Ich habe Dich einen Augenblick lang so gesehen, wie Du mit 80 Jahren aussehen wirst. Und Du wirst keine Fratze haben, sondern ein hübsches Gesicht. Und wenn es anders wäre, könnte ich gar nicht mir Dir verkehren.“

Jedes Mal fieberte sie dem Treffen entgegen, voller Angst, dass etwas in letzter Minute den Termin verhindern könnte. Sie kam  am späten Nachmittag in das Hotel, ließ sich von ihm den Zimmerschlüssel geben und erwartete ihn in der Wärme und Verschwiegenheit des Hotelzimmers.  Der Abschied am nächsten Morgen fiel ihr jedes Mal sehr schwer und sie versuchte ihn hinauszuzögern, so lange es irgend ging. Meistens blieb sie noch im Bett liegen und schaute ihm zu, wenn er sich anzog und sich sorgfältig zurecht machte für den Tag. Sie liebte die geschmeidige und lässige Art, in der er sich bewegte – „wie ein schöner, großer Kater, der sich putzt“, dachte sie, wenn sie ihm zusah. Sie vermieden es, gemeinsam gesehen zu werden – deshalb wartete sie, bis er vom Frühstück zurückkam, dann verabschiedeten sie sich zärtlich voneinander, er ging in sein Seminar und sie verließ verstohlen das Hotel.

Manchmal dachte sie zu Hause kurz vor dem Einschlafen an den Weg, den sie zurücklegte, um zu IHM zu kommen. Die Bahnfahrt in den beginnenden Abend hinein, die letzte Strecke mit dem Bus bis zur Haltestelle beim Tagungshotel, der Weg durch die dunkle Straße - die Runde über den Parkplatz und das Aufatmen, wenn sie seinen Wagen dort fand. Und immer genoss sie beim Hinübergleiten in den Schlaf das Gefühl der Geborgenheit, das sie auch in dem Augenblick empfand, wenn sich die Tür des Hotelzimmers hinter ihr schloss. Anfang Dezember 2015 trafen sie sich so zum letzten Mal. Wenn sie geahnt hätten, dass diese Begegnung die letzte dieser Art sein würde – hätten sie sie dann anders gestaltet? Sie wollte aus diesem Treffen etwas Besonderes machen:  diesmal erwartete sie ihn gefesselt und  mit verbundenen Augen auf dem Bett – bekleidet nur mit einem Hemdchen aus schwarzer Seide...Irgendwann hörte sie Schritte – dann sein leises Lachen – und dann spürte sie seine zärtlichen Hände... Es war ein De ja vu - die Erinnerung an ein Rendezvous in einem Bielefelder Hotel vor vielen Jahren, in dem sie ihn  so überrascht hatte. Sein Lachen damals: „Da kommt man ahnungslos von einem Seminar – und DANN SO ETWAS...“ -  Seine zärtliche Liebesumarmung und sein glückliches und stolzes Lächeln, als er ihr später behutsam die Binde von den Augen nahm. Denn er wusste, dass es niemanden sonst gab, dem sie einen solchen Vertrauensbeweis schenken würde. NIEMANDEN – nur IHN... Und auch jetzt, nach so vielen Jahren war diese Geste für ihn noch etwas Besonderes – er empfand sie als Auszeichnung.
  Aber die Freundschaft zwischen ihnen war nicht ungetrübt, denn es gab auch immer wieder Phasen, in denen ihn sein Gewissen plagte und er sagte, „das alles dürfe gar nicht sein“. So zu Beginn des Jahres 2005, als er drauf und dran war, eben diese erste verabredete gemeinsame Nacht, die dann doch so prägend für sie werden sollte, abzusagen. In einem Anflug von Ärger löschte sie damals alle seine SMS und viele seiner Mails - und bedauerte das später zutiefst. Aber diese Anwandlungen von schlechtem Gewissen dauerten nicht allzu lange – und irgendwann sagte er ihr, dass sei SEINE Angelegenheit. Sie verstand und sprach ihn nicht mehr darauf an – und sie begriff auch sehr schnell, dass das die beste Art war, ihn zu halten.
Gewähren lassen, keine Fragen stellen, nichts fordern...
Wenn sie manchmal darüber klagte, wie sehr sie sich sehne und wie traurig sie sei, dass sie einander nur so selten sehen könnten, dann lächelte er immer, schüttelte den Kopf und sagte :“ Spiel jetzt nicht das Arme Ich. ...“
Zur Jahreswende 2005/2006 schrieb er ihr in einer Mail, die ihr die Tränen in die Augen trieb:
“.....Was geschieht immer mit uns??? Viele Fragezeichen, denn sie stimmen nicht
mit meiner Lebensphilosophie überein. Wenn ich dann in die liebenden Augen
meiner Frau schaue, komme ich mir sehr schäbig vor, geschehen gestern und
heute. Wenn ich daran denke wie alles begann und es mit einem NEIN von mir zu
keinem weiteren Date gekommen wäre. ...Die Freude in Deinen Augen wenn wieder einmal eine gestohlene Stunde unser war. Dennoch immer wieder die quälende Frage, "Was tust Du da?? Das darfst Du nicht!"
Ich bleibe die Antwort schuldig und laß es geschehen, bin ohne Entscheidung.
Wieder etwas was ich glaube nicht zu sein. Je weiter ich denke kommt Schmerz
auf und dennoch will ich so das Jahr nicht enden lassen.
Zunächst wünsche ich Dir einfach Glück, Liebe für das Jahr 2006 und danke
für Deine guten Wünsche. Nehme mich dabei heraus und bleibe dennoch "Dein
wegbegleitender Freund".
Lange haderte sie mit dem Schicksal, dass es sie beide nicht eher zusammengeführt hatte. Bis er ihr im Jahre 2007 einmal ein Blatt mitbrachte, auf das er die Passfotos aus seinem vergangenen Leben kopiert hatte. Sie schaute in sein Gesicht, wie es sich im Laufe der Jahre veränderte - und schrieb ihm dann eine liebevolle Mail. An den Anfang stellte sie ein Zitat von Hugo von Hofmannsthal  - den Monolog der Marschallin aus dem Ersten Akt des „Rosenkavalier“. Darin heißt es:  
"Die Zeit ist ein sonderbar Ding... Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder. Lautlos, wie eine Sanduhr. ... Allein man muss sich auch vor ihr nicht fürchten. Auch sie ist ein Geschöpf des Vaters, der uns alle geschaffen hat."

Sie fuhr fort:
„Ein geliebter Mensch, den ich Tag um Tag und Jahr um Jahr um mich habe, altert nicht. Das heißt: Ich sehe nicht, wie er altert - denn der Alterungsprozess ist leise, unaufhaltsam wie rieselnder Sand.
Ein geliebter Mensch, den ich erst auf dem Zenith seines Lebens kennen gelernt habe, hat zunächst einmal keine Geschichte. Ich sehe ihn so ,wie er JETZT ist - und so erkenne und liebe ich ihn. Was bedeutet es, wenn dieser so geliebte Mensch mir einen Blick in seine Vergangenheit gewährt? Zunächst einmal einen Vertrauensbeweis. Vielleicht die leise Frage: „Würdest Du mich auch SO gesehen haben,wie du mich JETZT siehst, wenn wir einander eher begegnet wären?“ Lass sehen...

 der GANZ junge Mann mit dem dichten Lockenkopf - ein wenig pausbäckig... er wäre mir vielleicht ZU brav gewesen... aber vielleicht hätte er mit mir geflirtet,  hätte versucht, mich zu erobern...leicht, spielerisch... ob ich mich verliebt hätte?
Der ernsthafte junge Mann mit den Koteletten hätte zumindest meine Neugierde gereizt. Er sieht ein bisschen so aus wie der junge Lord Byron... ein Typ auf den damals viele Mädchen abfuhren. Ein Abend in der Jugenddisco... aus dem Lautsprecher vielleicht Donovan "Atlantis"? Vielleicht wäre er bei mir aufgetaut... aber ich war ja so linkisch und unattraktiv als Teenager...
Bei dem gesetzten jungen Herrn im braunen Anzug hätte ich mir mit Sicherheit einen Gebrauchtwagen gekauft -und - vielleicht auch eine Versicherung. Er ist so durch und durch seriös...
Der ernsthafte Herr mit der großen Brille und den tiefen Furchen, die sich von der Nasenwurzel bis zu den Mundwinkeln ziehen, hatte wahrscheinlich viel zu viele Sorgen und viel zu viel Gewichtiges im Kopf, als dass er mich auch nur wahrgenommen hätte...
Bleibt noch der gesetzte Herr um die Fünfzig - der da freundlich und skeptisch durch seine Brille schaut. Ihm fehlt die Leichtigkeit, die der Junge Mann hatte... wo ist sie geblieben? ... ob ich sie gespürt hätte - und gewusst hätte , wie man sie weckt? Aber da ist schon ein leises Lächeln in den Mundwinkeln.. das, was Dein feines und kluges Gesicht heute so anziehend macht.... und die Augen - sie sind auf allen Bildern die gleichen..
Ob ich Dich geliebt hätte, wenn wir uns eher begegnet wären?
Den Jungen mit dem Lockenkopf hätte ich mir als brüderlichen Freund gewünscht, den ernsthaften Herrn mit der großen Brille als Vertrauten und Ratgeber und dem Mann um die Fünfzig, der ganz leise das Lächeln wieder zu lernen scheint... ich glaube, ich wäre ihm aus dem Weg gegangen , um ihm zehn Jahre später wieder zu  begegnen..
Merlin - geliebter Freund und Herr... *lächel* Dein geliebtes feines Gesicht mit den Linien, die die Zeit hinein gegraben hat - zärtlich wie mit einem Silberstift... ich würde es nicht tauschen wollen gegen eine jüngere Version... denn DU bist gewachsen, geliebter Freund...
Von ganzem Herzen die Deine …
Cleo“
Von diesem Augenblick an haderte sie nicht mehr mit dem Schicksal, denn sie wusste jetzt: wenn sie ihm zu einem früheren Zeitpunkt begegnet wäre - sie hätten einander nicht erkannt.... es war gut so, wie es war.

Später, als er in Rente ging und kurz danach die Ausbildung zum Rückführungs-Therapeuten begann, erzählte er ihr alles, was er auf seinen Seminaren lernte, und sie fing an, zweimal im Jahr bei ihm Rückführungs-Sessions zu machen. Dadurch lernte sie viel über sich und über die Beziehung zu ihrem Mann. Sie erfuhr, dass sie einander schon seit vielen Leben kannten und eng mit einander verbunden waren. Sie begann, ihren Mann mit anderen Augen zu sehen und fand in eine neue Zärtlichkeit. Aber auch IHM, dem Weisen Merlin, war sie in früheren Leben begegnet – und diese Erkenntnis verfestigte und intensivierte ihrer beider Freundschaft, er wurde zur moralischen Instanz für sie und als sie im Jahr 2005 einen Teilzeit-Job in einem  Callcenter annahm, telefonierten sie täglich miteinander. Oft überzog sie ihre spärliche Pausenzeit deswegen – und sie setzten dann das begonnene Gespräch fort, wenn sie Feierabend hatte und mit dem Zug zurück nach Hause fuhr. ....  Sie fragte ihn um Rat, vertraute ihm grenzenlos – und sie teilten die schönen Augenblicke ihrer beider Leben miteinander - von der Geburt seiner Enkelkinder bis hin zu den ersten Frühlingsblumen.

Als sie und ihr Mann im Jahr 2005 wegen ihres politischen Engagements aus dem Bezug von Hartz IV heraus sanktioniert wurden und sie sich endgültig für die aktive Sexarbeit entschied, verfolgte er das mit offenem und vorurteilsfreiem Blick. Er lächelte, als sie ihm von ihren ersten Erfahrungen berichtete und sagte dann etwas, das für sie richtungsweisend war:
„Im Grunde genommen bist Du der Engel der ungeliebten Männerherzen“.
Sie war stolz als er das sagte – es ist eine Ehre, dachte sie.
„Engel der ungeliebten Männerherzen“ – damit adelte er ihre Tätigkeit und machte sie zu einer Berufung. Sie war unvoreingenommen und bedenkenlos in dieses Metier hinein geschlittert - immer in dem Bewusstsein, nichts Ungesetzliches oder Sittenwidriges zu tun. Zunächst inserierte sie in der Lokalzeitung mit dem Slogan “Deine Adresse für Streicheleinheiten”.
Die Resonanz überraschte sie.
Nach der Anfangszeit, in der sie sich mit ihren Gästen in einem Motel an der nahegelegenen Autobahnauffahrt getroffen hatte, richtete sie sich zuhause in der Einliegerwohnung im Erdgeschoss ein Arbeitszimmer ein. Dieses Zimmer wurde in den folgenden Jahren ihr Lebensmittelpunkt. Hier empfing sie nicht nur ihre Gäste - sondern sie meditierte auch in diesem Raum und zündete jeden Abend eine Kerze für IHN an. Und es wurde im Laufe der Jahre der Ort, an dem sie IHN traf.  Er schenkte ihr vieles, um dieses gemeinsame Refugium zu schmücken und prägte auf diese Weise den Raum. Und wenn sie ihr Arbeitszimmer betrat, hatte sie oft das Gefühl, dass ER sie dort erwarte.

Nach und nach fand ihr Leben wieder zurück in halbwegs geordnete Bahnen: vormittags arbeitete sie im Callcenter , nachmittags empfing sie gelegentlich einen Gast. Die Sexarbeit gehörte für sie zum Alltag, wurde selbstverständlich – auch für ihren Mann - und sie sah keinen Grund, diese Nebentätigkeit zu verschleiern, geschweige denn, sich dafür zu schämen. Durch den Umgang mit ihren Gästen gewann sie das Selbstwertgefühl zurück, das ihr bei ihrer Arbeitssuche und im Jobcenter systematisch genommen worden war und um das sie jeden Tag an ihrem Arbeitsplatz im Callcenter aufs Neue kämpfen musste. Ihre Gäste, die sie durch die Bank freundlich und respektvoll behandelten - weil SIE ihnen ebenso entgegenkam - und die täglichen Telefonate mit IHM, dem Weisen Merlin, stärkten ihr den Rücken. Sie machte also auch kein Geheimnis aus ihrem Metier, -zeigte auf den Fotos im Internet in den Foren, über die sie ihre Gäste akquirierte und auf der Homepage, die sie für die Kundenakquise erstellt hatte, immer ihr Gesicht. Und anscheinend war es den Menschen in ihrer Umgebung gleichgültig, wovon sie lebte und wie sie ihr Geld verdiente. Aber das war ein fataler Irrtum: Gerade, als sie und ihr Mann angefangen hatten, wieder Tritt zu fassen und ihr Leben vorsichtig zu konsolidieren – sie konnten keine großen Sprünge machen, aber es langte gelegentlich für das eine oder andere kleine Extra – kam zu Beginn des Jahres 2006 der Rückschlag: ein „aufrechter Bürger“ fühlte sich bemüßigt, an zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens anonyme Briefe zu verschicken. Vier Zeilen –strotzend vor Selbstgerechtigkeit, Scheinheiligkeit und nicht zu übersehender Saubermannideologie – in denen er hämisch grinsend auf ihre Homepage im Internet und auf ihren Nebenerwerb hinwies. Diese Briefe gingen unter anderem an die Bürgermeisterin ihres Wohnortes, an den Vorsitzenden des Presbyteriums, in dem sie damals Mitglied war, und an alle drei Tageszeitungen.
Zwei der Lokalblättchen versenkten das Pamphlet kommentarlos in der Runden Ablage – aber die auflagenstarke dritte Zeitung nahm sich ausführlich dieses Themas an und schleifte SIE durch mehrere Ausgaben.
Eine Kollegin des Journallistenverbandes, wo sie damals im Regionalvorstand saß, sagte damals in einem persönlichen Gespräch: „Na und? Die waren doch froh, dass sie AUCH mal mit einem Skandal aufwarten können.“ Das hinderte diese Kollegin dann aber nicht daran, ihren Ausschluss aus dem Vorstand zu betreiben.
In den Zeitungsartikeln wurde zwar nirgends ihr Name genannt – aber in einem wurde ein Foto aus dem Internet mit dem sie geworben hatte, veröffentlicht – und zwar ohne dass ihr Gesicht unkenntlich gemacht wurde – und so konnte jeder, der sie kannte, sie mühelos identifizieren.
Von einem Tag zum anderen wurde sie zur Unperson, ihr Freundes- und Bekanntenkreis schrumpfte rapide und sie verlor auf einen Schlag sämtliche Ehrenämter.
Als sie Anzeige gegen Unbekannt erstattete, verschlimmerte sich die Situation noch: die Staatsanwältin nahm an, dass SIE diese Briefe selbst geschrieben habe -und ihr Anwalt riet ihr, sie bei diesem Glauben zu belassen und einer Geldstrafe zuzustimmen, um einem Gerichtsverfahren aus dem Wege zu gehen.
Die finanziellen Auswirkungen dieses Desasters hielten gut zwei Jahre an. Zwei Jahre, in denen sie Ihre Schulden ratenweise abstotterte - von ihrem Callcentergehalt und dem, was ihr Nebenerwerb einbrachte...
Der Kollateralschaden dieser öffentlichen Stigmatisierung blieb auch danach bestehen: sie wurde nie mehr als Rezitatorin engagiert und auch aus der Amateurtheatertruppe, in der sie erfolgreich mehrere Inszenierungen mitgestaltet hatte, flog sie hinaus – mit einer dermaßen verfemten Person wollte niemand seine Veranstaltungen besudeln.
Als das Kesseltreiben gegen sie seinen Höhepunkt erreichte, schickte ER ihr eine SMS:

„Was immer Du denkst oder tust – wahre Deine Würde und achte auf die Reinheit Deines Selbst.“

Sie druckte diese SMS in der schönsten Schrift, die sie finden konnte auf ein Blatt teures Papier, illustrierte es mit dem Bild seines Seelenbaumes, das er ihr einmal von einer Reise geschickt hatte, rahmte das Blatt ein und hängte es in ihr Arbeitszimmer.
In den folgenden Jahren erinnerte sie sich immer wieder an diese Maxime und oft bewahrte sie diese Mahnung davor, sich allzu sehr in irgendwelchen Fehden zu verzetteln, die doch letzten Endes ohne Bedeutung waren.

Im November dieses Katastrophenjahres musste ihr Mann plötzlich ins Krankenhaus. Diagnose: Darmkrebs Stufe 3. Er bekam zunächst Chemotherapie – die Operation sollte zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Noch heute fragt sie sich, ob es zwischen der Hetzkampagne gegen sie und der Erkrankung ihres Mannes einen Zusammenhang gibt. Er hatte ihr treu zur Seite gestanden, als die Attacken gegen sie immer brutaler wurden, hatte ihr den Rücken gestärkt, ihr Mut gemacht. - aber dabei auch vieles in sich hineingefressen. Sie hatte als ehemalige Journalistin das Ganze zunächst einmal nicht so wichtig genommen, sondern darauf vertraut, dass nach geraumer Zeit das Thema von allein aus den Schlagzeilen verschwinden würde – was ja auch der Fall war. Er hingegen hatte sich das alles sehr zu Herzen genommen – war DAS der Grund für seine Erkankung?
Kurz nachdem ihr Mann seine Diagnose bekommen hatte - noch in der Vorweihnachtszeit - bekam ihr Schwiegervater einen Herzinfarkt. Ihr Mann besuchte ihn regelmäßig im Krankenhaus – seine eigene Operation stellte er zurück, weil er hoffte, dass sein Vater sich noch einmal erholen werde.
Der alte Herr starb im März des folgenden Jahres – er hat niemals von der schweren Krankheit seines Sohnes erfahren. Kurz nach seiner Beerdigung wurde ihr Mann operiert – danach lag er tagelang schwach und unter großen Schmerzen zuhause. Er wehrte jeden ihrer Versuche ab, ihm zu helfen, behielt alles für sich. - und sie litt unter seiner Zurückweisung.
Sie wusste damals nicht, dass die Krankenkasse zwar die Krebsmedikamente für die
Chemotherapie, nicht aber die schmerzstillenden Mittel bezahlte.  DIE hätte er selbst bezahlen müssen – aber DAFÜR hatten sie kein Geld – und er verschwieg ihr seine Schmerzen und igelte sich ein.
In dieser Zeit schrieb ihr der Merlin, um ihr Mut zu machen:
“Wenn Dein Mann es will und Du ihm deutlich Deine Liebe gezeigt hast, wird er wissen wofür er ab morgen leben, ja auch überleben will. Sag ihm das und zeige es IHM. In Dir ist die Kraft des Kriegers des Lichts, die Kraft der Liebe einer starken Frau ....“

Auch DAS verfestigte und intensivierte ihre Freundschaft – er, der Merlin, wurde zum Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens...
Als die Partei, in der sie und ihr Mann seit einigen Jahren Mitglied waren, ihr die Gelegenheit gab, für den Stadtrat zu kandidieren, fragte sie ihn, den Merlin, um Rat.
 „So lange Du zu dir selber stehst und dich nicht verbiegen lässt, kann dir niemand schaden“,

 war seine Antwort. Und daran hielt sie sich.
Als er in Rente ging, aber noch immer zweimal in der Woche in seine alte Firma fuhr, um sich um die finanziellen Angelegenheiten seiner Seniorchefs zu kümmern, verschoben sich die Gewichte:
Zu Beginn war es ja so gewesen , dass  sie ihm huldigte, ihm hingerissene Mails und SMS schrieb und seinen schönen alterslosen Körper pries - .nun war er es, der um sie warb – der ihr sehnsüchtige SMS schickte, der ihr sagte, wie sehr er sie begehre, der sie regelmäßig besuchte für eine gestohlene Stunde voller Zärtlichkeit und tief schürfender Gespräche.
Am leidenschaftlichsten wurde er drei Wochen vor seinem gewaltsamen Tod, als er mit seinem ältesten Sohn in Spanien wanderte. In der ersten Woche war er allein unterwegs und sie telefonierten fast jeden Abend miteinander, wenn er in seinem Hotelzimmer auf dem Bett lag. Lange Gespräche voller Zärtlichkeit, Sehnsucht und Leidenschaft. In dieser Woche schickte er ihr freizügige Bilder von sich, auf denen er stolz die ganze Pracht seiner Männlichkeit zur Schau stellte, und einmal fand sie auf ihrem Smartphone eine Sprachnachricht vor, in der er mit vor Leidenschaft bebender Stimme sagte:
„Ich bin geil auf Dich....“ - Solche Worte benutzte er sonst nie - und ihr wurde schwindelig, als sie es hörte. Sie löschte diese Sprachnachricht sofort, weil sie ihr doch ein bisschen peinlich war. Trotzdem freute sie sich, weil er sie immer noch so sehr wollte -  auch nach all den Jahren immer noch SO SEHR.
Aber das Verlangen, das er hier in diese einfachen, ja primitiven Worte zu fassen versuchte, wurde nicht mehr gestillt - sie sah ihn niemals wieder....
Kurz nach seiner Rückkehr von dieser Spanienreise erzählte sie ihm in einer Mail von einer Vernissage, die sie besucht hatte. Seine Antwort war nur ganz kurz, aber sie vergaß sie nie:
 „Ach wärest Du jetzt hier. Die Lust auf Dich wächst mit jedem weiteren Lesen deiner Zeilen. Stelle fest, wie sehr ich mir alles so bildlich vorstellen kann. Ach übrigens heute ist vor 4 Wochen??? kein Wunder...“

„Heute ist vor vier Wochen...“ Sie hatten in ihrer eigenen privaten Zeitrechnung immer von den Tagen ihrer heimlichen Treffen an gezählt, wenn sie mit einander telefonierten... und am 05. Oktober,  vor seiner Wandertour in Spanien, hatte er sie das letzte Mal besucht....“Heute ist vor vier Wochen“ - eine zärtliche Reminiszenz in der schon die Vorfreude auf das Wiedersehen mitschwang....
Drei Tage später war er tot...





































Zweiter Teil: Protokoll eines Trauerjahres

04. November 2016 – mittags
Sie sitzt am PC und sieht ihre Mails durch. Gleich will sie einen Abstecher in die Stadt machen, ihr Fahrrad zur Werkstatt bringen und einen Blumenstrauß für ihr Arbeitszimmer besorgen. Das macht sie schon seit Jahren so. Es ist immer eine bestimmte Anzahl von Blumen – und es müssen immer blaue, gelbe oder weiße Blumen dabei sein – weil das SEINE Lieblingsfarben sind. Wenn sie die Blumen in die große Kristallvase in ihrem Arbeitszimmer gestellt hat, macht sie ein Foto von dem Strauß und schickt es an ihn – mit dem Satz „Schönes Wochenende....“ manchmal auch nur mit einem Kussymbol …
Ihr Mann öffnet die Tür und gibt ihr das Telefon: „Hier ist ein Herr W., der dich sprechen will...“ Sie nimmt, ein wenig verwundert, den Apparat entgegen. ER ruft normalerweise nicht über die Festnetznummer an. Das ist sehr ungewöhnlich und lässt in ihr eine kleine Alarmglocke läuten.
Ihr Mann setzt sich ins Wohnzimmer und greift nach der Tageszeitung. Er hört, wie sie mit gedämpfter Stimme kurze Anmerkungen macht... schnappt irgendwann die Namen „Philemon und Baucis“ auf... nach wenigen Minuten ist das Gespräch beendet. Aus dem kleinen Raum, in dem der der PC steht, dringt kein Laut. Als er, leicht beunruhigt, nachschaut, sieht er sie regungslos und wie gelähmt am Schreibtisch sitzen. „Mein Herr Caesar ist tot...“ sagt sie leise und mit einer merkwürdig tonlosen Stimme. „Herr Caesar“ … so nennt sie diesen älteren Herrn aus Soest, der sie gelegentlich in Vermögensfragen berät, für den sie ab und zu kleine graphische Arbeiten erledigt oder Hörbücher produziert und mit dem sie sich einmal im Jahr zum Abendessen trifft.... . Ihr Mann kennt diesen Herrn nicht persönlich, weiß aber, dass seine Frau ihn sehr gern hat und große Stücke auf ihn hält. Sie berichtet mit ruhiger und leiser Stimme von einem Verkehrsunfall irgendwo in der Nähe von Soest , dem ihr Bekannter vor wenigen Tagen gemeinsam mit seiner Frau zum Opfer gefallen sei... sie wirkt gefasst, aber irgendwie unbeteiligt. Abends, auf einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in einem Bürgerzentrum im Ruhrgebiet macht sie sogar einen ausgesprochen übermütigen Eindruck....und den anderen Gästen fällt gar nicht auf, dass sie ungewöhnlich schnell sehr viel trinkt und erst innehält, als ihr jemand von den Gastgebern ein weiteres Glas Whisky verwehrt...es merkt auch niemand, dass sie irgendwann hinausgeht und auf dem gegenüberliegenden Parkplatz den Namen „Merlin“ in die Nacht hinaus schreit... Sie und ihr Mann sprechen nicht weiter über die Todesnachricht. Erst als sie wieder zuhause sind und er spät in der Nacht aus ihrem Arbeitszimmer lautes Weinen hört, geht ihm auf, dass sie vom Tod dieses Bekannten wohl doch stärker berührt ist, als sie zunächst hat zeigen wollen. Er geht zu ihr, nimmt sie in den Arm und versucht, sie zu trösten. Sie verbeißt sich die Tränen - ihm zuliebe...

In den folgenden Tagen ist sie sehr geschäftig. Sie telefoniert  bis sie weiß, wann und wo die Trauerfeier stattfindet, bestellt über Fleurop einen Kranz mit der Aufschrift „Glückliche Reise lieber Merlin und Danke für alles – Deine Cleo“ und legt einen Kondolenzbrief bei:- darin schreibt sie:
„...Ihr Vater war mir über Jahre ein treuer und zuverlässiger Freund und Berater, der nicht nur mein ganzes Vertrauen, sondern auch meine Liebe besaß. Denn nach meinem Mann, mit dem ich seit mehr als 30 Jahren verheiratet bin, war er der wichtigste Mensch in meinem Leben. Und jetzt ist dieses strahlende Sein auf einen Schlag ausgelöscht – auf so eine sinnlose und brutale Weise.... und es fällt schwer, darin einen Sinn zu sehen. Ich bin keine gläubige Anhängerin der katholischen Kirche, aber trotzdem muss ich in letzter Zeit immer an einen Ausspruch des Heiligen Augustinus denken:
„Wir wollen nicht darüber trauern, dass wir sie verloren haben, sondern froh sein, dass wir
sie gehabt haben, ja, noch besitzen – denn sie sind ja nur voraus gegangen.“
...
Ich habe Ihren Vater - denn auch seine so von ihm geliebte schöne Frau kannte ich ja nur
flüchtig – immer so bewundert und geliebt – auch wegen seiner sieghaften
Glaubensgewissheit. Das und seine Wachheit, seine Liebe zum Leben und seine fröhliche Menschenliebe waren für mich immer wieder eine Quelle der Kraft und der Bewunderung. Manchmal,
wenn ich zu ihm sagte „Pass auf Dich auf“, dann antwortete er mit einem Lächeln „ich bin
doch in Gottes Hand“. Und dann war ich immer getröstet und beruhigt ,..
Ich bin froh und glücklich und dankbar, dass er mir über einige Jahre ein liebevoller und
treuer Begleiter war ...

Ich weiß, dass mein Freund K.W..- der Merlin, wie ich ihn nannte - keine Angst
vor dem Tod hatte. Da würde man doch nur, so sagte er immer, einen alten klapperigen
Wagen umtauschen in ein schönes neues Modell, das gleich an der nächsten Ecke auf
seinen neuen Besitzer warte. Und als Rückführungstherapeut war er ja auch der
felsenfesten Überzeugung, dass wir uns alle unser Leben so aussuchen, wie es eben ist.
Unser Leben – und unseren Tod... Aber musste es denn dann ausgerechnet DIESER Tod sein? Dass seine von ihm so geliebte Frau mit ihm gestorben ist, also bis zu seinem letzten Atemzug an seiner Seite war – das kann man ja mit einigem guten Willen vielleicht auch als eine besondere Gnade
betrachten. Als Sie mich anriefen, habe ich Ihnen am Telefon die Geschichte von Philemon und Baucis erzählt. Und ich weiß ja, wie sehr Ihr Vater seine Mona, seine Kleine Königin, geliebt hat.  Aber SO zu gehen – so plötzlich und ohne Abschied? Und auf eine SO brutale Weise? Hat er das wirklich SO gewollt? Sollte das wohlmöglich ein Tribut sein an die Mächte des Schicksals, die ihn doch so reich beschenkt und gesegnet hatten? Er hat sich so lange wir uns kannten immer als einen glücklichen Menschen bezeichnet... „Wenn Du alt bist, wirst Du sein wie ein großer alter und starker Baum“, habe ich manchmal zu ihm gesagt. „Und Deine Familie wird sich um Dich versammeln und Deinen Schutz und Deinen Schatten suchen.“ Und dann hat er immer mit seinem wundervollen und ansteckenden Lächeln, das Sie von ihm geerbt haben, geantwortet: „Und ganz oben im Geäst nistet dann ein kleiner dicker Spatz. Und der bist Du....“ Jetzt ist dieser starke Baum gefällt worden – jäh und heftig wie von einem Blitzschlag.
Und wir, die wir zurückbleiben, können nichts weiter tun, als um ihn trauern – tief traurig,
aber auch voller Dankbarkeit, ihn gekannt zu haben...“

Sie ist wie betäubt in diesen Tagen. In einem ersten Schockzustand schickt sie weiter SMS an sein Smartphone : “ES TUT WEH... ES TUT WEH....” Sie lebt wie in Trance... geht ihren Verpflichtungen nach, nimmt an Rats- und Ausschusssitzungen teil als ob nichts wäre - wundert sich darüber, dass ihre SMS anscheinend immer noch empfangen und offensichtlich auch gelesen werden.... Das sonnige Herbstwetter, das immer noch anhält, ist ihr unerträglich. Die kleine Stiluhr in ihrem Arbeitszimmer zieht sie nicht mehr auf. Sie stellt sie auf den Zeitpunkt SEINES Todes: 11.50. - Die große Kristallvase entfernt sie aus dem Raum - sie kann sich nicht vorstellen, jemals wieder Blumen zu kaufen ...
Ein Jahr später nimmt sie diese Vase mit zur Evangelischen Bildungsstätte Kloster Loccum ,als sie dort zu einem Seminar fährt, und deponiert sie unauffällig in einem Nebenraum der Hauskapelle. Vielleicht wird diese Kristallvase gelegentlich, gefüllt mit frischen Blumen, dort auf dem Altar stehen.
Sie sichtet die Geschenke, die sie von Merlin bekommen hat – und entschließt sich, ihren wertvollsten Besitz weiterzugeben an zwei Menschen, die er besonders liebt: den großen Anhänger aus Bergkristall, den er ihr vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt hat , und den sie täglich trug, soll ab jetzt seine Enkelin tragen. Und das Mala aus Bergkristall, das sie seit sieben Jahren begleitet hat und das sie auf alle ihre Reisen mitnahm, schickt sie an seine Schwiegertochte Sie packt diese Gegenstände sorgfältig ein, versieht sie mit kurzen Begleitschreiben und bittet die Bestatterin, sie an die Angehörigen weiterzugeben. Seinem ältesten Sohn , dem Überbringer der Todesnachricht , schickt sie das Manuskript einer Geschichte, die sie schon vor vielen Jahren angefangen – aber erst jetzt zu Ende geschrieben hat. Der plötzliche Tod des Merlin hat ihr auch den Schluss dieser Geschichte diktiert... Später fragt sie sich, ob es so klug war, diese kostbaren Gegenstände aus der Hand zu geben -und noch dazu in dieser Form. Wäre es nicht besser gewesen, sie hätte sie den Hinterbliebenen direkt überreicht -und sei es am Offenen Grab? Vielleicht hätte sie ja dort die Weichen stellen können für eine wirkliche Begegnung....?

11. November 2016 , mittags....
Sie und ihr Mann sitzen gemeinsam in der voll besetzten  Kirche in Soest. Sie schaut regungslos nach vorne... auf die beiden Urnen die vor dem Altar stehen, auf das Porträt der Verunglückten –... ein schönes Paar, das Harmonie und Lebensfreude ausstrahlt... und auf das Meer von Kerzen



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Schreiberin ist journalistisch vorbelastet und hat einen Heidenbammel vor Gefühlsdurselei. Daher versucht sie, auch Geschichten über emotional einschneidende Geschehnisse möglichst sachlich zu präsentieren.
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Leseprobe
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L
Beitrag29.11.2019 00:17

von Leseprobe
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Hallo Almuth,
der Text ist mir viel zu lange. Ich habe einen Vollzeitjob und wenn ich nach Hause komme, habe ich wieder einen Vollzeitjob ....
Also, weniger wäre mehr.
Ansonsten, ich habe es überflogen und denke, das Thema ist gut und manches schreibst du gut. Aber mach bitte einen richtigen Romantext draus, da steckt doch viel drin. Kritik an einer verlogenen Gesellschaft, Kritik, dass auch dein Hauptprotagonist die Augen verschließt usw. Da könnte spannendes, tiefgründiges rein. Aber dazu solltest du mehr "reingehen" in die Geschichte und nach und nach die Punkte bringen. Die meißten - so denke ich - wollen hier keine reine Innenansichten lesen ....
Na ja, so auf die Schnelle. Aber in erster Linie (oftmals) schreibt man ja auch für sich, und dann erst für die andern.
Vlt hilfts dir Smile
Grüße


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... diese gläserne Gegenwart ...
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nicolailevin
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Beitrag29.11.2019 21:44

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Hallo Almuth

nachdem sich anscheindend auch nach einer knappen Woche keiner rantraut an dein Opus, mach ich mal den Anfang ...

Ich finde, du schreibst wunderbar elegant und leichtfüßig, du beschreibst exakt, aber nicht überbordend, das klingt erfreulich unangestrengt und natürlich. Ich höre beim Lesen in mir die Erzählstimme einer sehr gewandten und nicht mehr ganz jungen Frau - ich würde sagen, du hast deinen Ton und Stil gefunden.

Das hat mich sogar durch diesen viel zu langen Post getragen, ich hab's ohne Mühen und sogar mit einem gewissen Vergügen gelesen, mir nur ganz selten gedacht, dass ich dieses oder jenes anders gesetzt hätte und manches Mal im Gegenteil den Hut gezogen angesichts deiner stimmigen und gelungenen Formulierungen.

Ganz anders beim Inhalt. Der ist so weit von meinen Vorstellungen und Erwartungen entfernt, dass ich dir gar kein detailliertes Feedback geben möchte. Konstruktiv die Schwachstellen verbessern - das fällt mir schwer, so sehr stolpere ich über Inkonsistenzen, Widersprüche und Dinge, die für meine Begriffe einfach so gar nicht passen wollen.

Dabei mag ich das Genre. Aber bevor ich dir hier einen hämischen Kritikerverriss hinhaue, lass ich's lieber bleiben. Vielleicht können dir andere hier konstruktiv weiterhelfen. Ich fände das super, denn - siehe oben - sprachlich gefällt mir deine Schreibe sehr, sehr gut.

VG
Nico.
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Rodge
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Beitrag30.11.2019 09:28

von Rodge
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Hey Almuth,

zunächst verwirrt mich dein (für meinen Geschmack zu langer) Text. Der erste Teil, ist vermutlich so eine Art "Pitch", dennoch habe ich den nicht zu Ende gelesen. Versuche doch mal, deinen Text in einigen wenigen Sätzen zusammenzufassen statt ihn zu erklären. Wenn du schreibst, dass ja eine Liebe zweier, die nicht miteinander verheiratet sind, nicht verwerflich ist, sollte das dein Text aussagen, nicht dein Bericht über den Text. Auch trivial ist ein Text in meiner Sicht nur dann, wenn er trivial geschrieben ist.

Der Text-Teil ist für meinen Geschmack gut geschrieben, bedarf aber noch Detailarbeiten. Einige Beispiele:
- Ein heiterer Spätherbsttag kann lustig oder wolkenlos sein
- Die tief stehende Herbstsonne wirft lange Schatten (das ist doppelt gemoppelt)
- Ich würde keine Auslassungen (...) verwenden sondern eher die Szene erläutern. Wie genau passiert der Unfall?
- Formloses Knäuel aus zerknautschtem Blech: Das Bild passt für mich nicht; Zernkäultes Blech ist immer noch Stahl und wird dadurch nicht formlos
- Dann passt das zeitlich noch nicht so ganz: Jemand will helfen, fasst durch das Fenster und den Airbag und hört in der Ferne Martinshörner, die Frau drückt zunächst die Hand und dann nicht mehr und im fast gleichen Moment schneiden die Jungs von der Feuerwehr ein Loch in das Auto.

Mein Vorschlag: Nimm dir mehr Zeit beim Erzählen, was ist das für ein Auto, was passiert um die Helfer herum, mach es erlebbar.

Und: Nicht entmutigen lassen, das kann was werden, es braucht noch Detailarbeit!
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Almuth Wessel
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Beitrag08.12.2019 05:50
Formloses Knäuel aus zerknautschtem Blech...
von Almuth Wessel
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... diese Beschreibung passt nicht.... hm,,,  hast Du schon mal gesehen, wie ein Auto nach einem spektakulären Unfall aussieht? Dann guck dir mal die einschlägigen Fotos an...
Wie würdest DU denn einen solchen Anblick beschreiben?


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Rodge
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Beitrag08.12.2019 08:41

von Rodge
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Ich habe nicht geschrieben "Passt nicht" sondern "Passt für mich nicht" und das bezieht sich im Wesentlichen auf das Wort "Formlos", weil ein Stück Blech, wie zerknäult auch immer, für mich nicht formlos ist. Wie ich es beschreiben würde, ist nicht relevant, weil jeder in seinem eigenen Stil bleiben sollte.
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Susanne2
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Beitrag08.12.2019 09:59

von Susanne2
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Naja - ich würde sagen, dass es nichts mehr mit der ursprünglichen Form (Auto) zu tun hat. Vielleicht wäre das Wort "undefinierbar" in diesem Zusammenhang treffender?

Nur als Gedankengang. Wink


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Ribanna
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Beitrag08.12.2019 12:57

von Ribanna
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Formlos ist durchaus angebracht: es hat nicht mehr die Form eines Autos. Es ist nicht wirklich rund, eckig, dreieckig oder oval, es ist völlig zerknautscht. Formlos eben!

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Almuth Wessel
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Beitrag08.12.2019 20:36
Ein paar Antworten auf die freundlichen Stellungnahmen zu meinem Text
von Almuth Wessel
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Ich muss gestehen, ich bin etwas irritiert. Ich scheine mich in der Tür geirrt zu haben, ich dachte ich sei in der Werkstatt für Romanentwürfe gelandet.
Deswegen verstehe ich nicht, dass einige Mitforisten der Meinung sind, der Text sei "zu lang".
@Leseprobe: ich war bisher der naiven Auffassung, dass ein Romanmanuskript länger sein kann als eine oder zwei DIN-A4-Seiten. Jetzt wird zwar vor allem von Deutschlehrern bemängelt, dass viele Schüler nicht mehr in der Lage seien, einem Text zu folgen, der länger ist als eine Mitteilung auf Twitter - aber das dieses Manko auch in Kreisen zu grassieren scheint, die literarischen Ehrgeiz haben, wundert mich doch. Im übrigen: NIEMAND zwingt Sie dazu, einen Text der Ihnen "zu lang" erscheint, auch zu LESEN.
Außerdem vertrat hier jemand die Auffassung, er -oder sie - wolle keine "Innenansichten" lesen. Hallo? Meines Wissens wimmelt es in der Literatur von so genannten "Innenansichten" - nicht nur bei Goethes "Werther" (sollte Ihnen dieser Roman nicht geläufig sein, dann empfehle ich Ihnen Kindlers Literaturlexikon - da finden Sie die nötigen Informationen) Überdies hat der Entwurf die Überschrift "Psychogramm eines Verlustes"-- das heißt, der geneigte Leser und die geneigte Leserin müsste EIGENTLICH schon aufgrund der Überschrift wissen, was er/sie in diesem Text zu erwarten hat.
Des weiteren wurde bemängelt, dass zwischen dem Händchenhalten des Ersthelfers mit dem Unfallopfer und dem Eubtreffeb des Rettungsdienstes  "zu wenig Zeit" vergangen sei. Nach meinen Recherchen liegt die maximale Dauer zwischen einem Unfall und dem Eintreffen des Rettungsdienstes bei acht bis neun Minuten - es sei denn, der Unfall ereignete sich auf der Autobahn und die Verkehrsteilnehmer sind zu blöd, um eine Rettungsgasse freizuhalten. Da das Unfalllgeschehen aber im ländlichen Raum und zudem um die Mittagszeit stattfindet, kann man wohl damit rechnen, dass der Rettungsdienst relativ flott war.
Im übrigen habe ich den Eindruck, dass das Gros der hier Kommentierenden nicht über die Passage mit der Überschrift "Prolog" hinausgekommen ist .
Des Weiteren zweifelte jemand an, dass es heutzutage noch ein Tabu sein könne, wenn zwei Menschen, die nicht miteinander legal verbandelt sind, ein Techtelmechtel haben. Liebwerter Mitforist: seien Sie überzeugt, dass das geistige Klima in einer stockkatholischen Mittelstadt im Herzen von Südwestfalen (und darum handelt es sich hier) ein etwas anderes ist, als das geistige Klima in Berlin oder wo Sie sonst ansässig sein mögen. Glauben Sie mir: ich weiß wovon ich rede. Als ich vor etlichen Jahren für einen sehr lieber Freund , der tödlich verunglückt war, anlässlich des Jahrestages eine Anzeige in der Lokalzeitung seines Wohnortes veröffentlichen wollte - da bekam ich wenige Tage vor der Veröffentlichung dieser Anzeige einen Anruf von der Leiterin der Anzeigenabteilung besagter Gazette. Sie ersuchte mich, den Text der Anzeige zu ändern, da sie diese Anzeige SO nicht veröffentlichen könne - sie "beschmutze das Andenken des Verstorbenen". So geschehen im Jahre des HErrn 2017. So - und jetzt SIE wieder....


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Ribanna
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Beitrag08.12.2019 20:57

von Ribanna
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Liebe Almuth,
ja, dies ist die Werkstatt. Ich möchte da gern gleich einmal die Grundregel der Werkstatt zitieren, wie sie, für jeden lesbar, über den Beiträgen geschrieben steht:
Prosa-Werkstatt

Zitat:
Die Werkstatt ist unser kreatives Schaffensreich für Texte, an denen ihr arbeiten wollt – oder müsst. Hier liegt das Augenmerk auf dem Detail. Offener Ideenaustausch, rauchende Köpfe, Teamwork. Es riecht nach Impulsen, Arbeit und Kreativität.


Für mich bedeutet das, jeder sagt seine Meinung zu dem eingestellten Text, kritisiert ihn und macht Vorschläge, wie der Autor etwas besser machen könnte. Der Autor kann dies dann übernehmen oder nicht.
Wenn jedoch der Autor der Meinung ist, sein (oder ihr) Text sei fehlerfrei und tadellos, so, wie er ist, dann macht die Werkstatt keinen Sinn.
Ein fehlerfreies Auto stellst du ja auch nicht in die Autowerkstatt.

Wenn z.B. der ein oder andere schreibt, der Text sei zu lang, dann ist das der jeweilige Eindruck, und er wird hier in deinem Fall auch jeweils gut begründet.
Nimm dir doch einfach die Zeit, die Argumente, die Kritik und auch das Lob wahrzunehmen und dann denk darüber nach, ob es vielleicht möglich sein könnte, dass ein anderer Mensch als du selbst deinen Text auch anders wahrnimmt?!

Solltest du weitere Stellen in deinem Roman haben, an denen du arbeiten willst, dann stelle sie hier ein. Wenn du aber nur dein Projekt vorstellen willst, ohne Kritik zu lesen (und sie zu würdigen, hier nehmen sich Menschen Zeit für dich und dein Werk, das ist ein großartiges Geschenk!), ist die Werkstatt sicher der falsche Ort.

Nur meine Meinung.


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Almuth Wessel
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Beitrag09.12.2019 04:20
Was hat ein Auto in einer Autowerkstatt zu suchen?
von Almuth Wessel
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Liebe Mitforist*innen - es geht hier nicht darum, ob ich Kritik vertragen kann oder nicht.
Sondern es geht um die Frage, ob und inwieweit die hier eingestellten Statements für mich nachvollziehbar sind oder nicht, Und da muss ich - so leid es mir tut - DOCH noch einmal nachfragen.
Ein Statement, dass sinngemäß die Aussage enthält: "Wenn Du keine Kritik vertragen kannst, bist Du hier falsch" ist bei einer Anfrage auf der Metaebene weder plausibel noch konstruktiv. In einer Werkstatt für ROMANMANUSKRIPTE die "Länge" eines Textes zu bemängeln, ist in meinen Augen genauso merkwürdig, als wenn der Leiter einer Autowerkstatt , zu dem ich mein Auto zur Begutachtung bringe, mir als erstes sagt: "Ihr Auto hat zwar eine schöne Farbe - aber mich stört, dass es vier Räder hat."
Und wenn ich dann meiner Verwunderung über diese Äußerung Ausdruck gebe, sagt: "Wenns Ihnen nicht passt, können Sie ja woanders hin gehen..." Sorry.. aber DAS ist für mich nicht nachvollziehbar.
Immerhin konzediert man mir in einem Statement, ich könne gut schreiben. Allerdings, in dem Augenblick, wo es konkret werden KÖNNTE, macht der Betreffende einen Rückzieher - ich zitiere: "Konstruktiv die Schwachstellen verbessern - das fällt mir schwer, so sehr stolpere ich über Inkonsistenzen, Widersprüche und Dinge, die für meine Begriffe einfach so gar nicht passen wollen. "
Aber GENAU darum gehts doch! WO sind die Inkonsistenzen und Widersprüche?
Das Manuskript gliedert sich in drei Teile: den Prolog - hier wird das Unfallgeschehen und die unmittelbaren Folgen beschrieben - die Rückblende - sie handelst von derf Beziehung , die eines der Unfallopfer zur Protagonistin hat - und dann die Chronologie eines Trauerprozesses mit den von einer Foristin bemängelten "Innenansichten"
. Wäre es zum Beispiel sinnvoll, auf das Vorwort zu verzichten und den Leser gleich mit der Beschreibung des Unfalls zu konfrontieren?
Die Reflektionen die ich im Vorwort niedergeschrieben habe -zum Beispiel das Problem einer fassadenhaften Existenz, die von der Protagonistin bona fide als authentisch betrachtet wurde - wären weder in der Rückblende, noch im zweiten Teil angebracht.
Also bitte: WO GENAU sind die Widersprüche und Inkonsistenzen? DA müsste ich ansetzen.
Im übrigen habe ich diesen Text, bevor ich ihn in dieses Forum einstellte, drei Personen zum Gegenlesen gegeben: einer Freundin, die selber schreibt und schon einiges publiziert hat ,( sie hat mir geholfen, den Text an einigen Stellen zu straffen), einer Kollegin des Künstlerinnenforums, in dem ich MItglied bin, die seit Jahrzehnten als Journalistin tätig ist - sie bemängelte in der ersten Fassung, dass die Figur des Merlin zu blass und zu wenig greifbar sei (ich habe das dann geändert) und einer Dame, die sich als professionelle Lektorin bezeichnet und die sich bemühte, aus dem ganzen Opus eine esoterische "Gute-Nacht-Geschichte" zu machen und jeden noch so dezenten Hinweis auf Erotik auszutilgen (was nicht ihre Aufgabe war- ich habe ihr trotzdem das vereinbarte Honorar bezahlt, aber es war hinausgeworfenes Geld). Von DIESER Person hatte ich das erwartet, was hier unter ferner liefen angesprochen wurde: die Widersprüche und Inkonsistenzen herauszuarbeiten , damit ich damit arbeiten kann.
Also bitte nicht bemängeln, dass das Gefährt vier Räder hat und nicht nur zwei (dann wäre es nämlich kein Auto, sondern ein Motorrad), sondern sagen, warum der Motor nicht rund läuft oder warum das Getriebe hakt....


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Rübenach
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Beitrag09.12.2019 07:32

von Rübenach
Antworten mit Zitat

Hm. Du bemängelst, dass dir die Länge des eingestellten Textes vorgeworfen wird.

Hast du die Forenregel gelesen?

Zitat:
Achtet daher in eurem eigenen Interesse darauf, im Forum nicht zu viel auf einmal zu veröffentlichen. Wir empfehlen einen Umfang von 500 bis 2000 Wörtern

https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=420398#420398

Dein hier recht lieblos eingestellter Text hat über 10.000 Wörter, also das fünffache des empfohlenen Maximums. Sowas schreckt einfach ab.

Wieso lieblos?
Wenn ein Text bereits mit einem Tippfehler beginnt (iWenn statt Wenn) und mitten im Satz endet, dann nenn ich das lieblos.

Ein Blick auf den ersten Absatz verstärkt meinen Eindruck.

Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:
iWenn in unserem nüchternen 21. Jahrhundert jemand eine Geschichte anfängt mir dem Satz „ Das hier ist eine Geschichte von Liebe und Tod..“ -   dann werden sich viele achselzuckend abwenden und denken, dass sie es  hier wieder mit einem der üblichen sentimentalen und banalen Trivialromanen zu tun haben. aber ist das,, was jedem von uns begegnen kann, wirklich „trivial“?  Ich will – trivial hin, alltäglich her -  diese Geschichte erzählen – vielleicht gerade deswegn.. Denn verwaiste Geliebte gehen hundert aufs Dutzend.


1.) Das iWenn hab ich ja schon angemerkt.
2.) Zwischen einführenden Anführungszeichen und Zitatbeginn kommt kein Leerzeichen.
3.) Zwei Punkte nach Tod? Wenn es ein Punkt sein soll, dann reicht einer. Wenn es ein Auslassungszeichen sein soll, dann sollten es drei Punkte sein und zwischen Tod und ... muss ein Leerzeichen hin.
4.) Hier, wie im gesamten Text, benutzt du den Trennstrich statt des Gedankenstrichs, also - statt  
5.) Entweder Komma/Semikolon statt Punkt. Oder "aber" groß schreiben.
6.) Doppelkomma?
7. und 8.) Bei deswegen fehlt ein e. Außerdem benutzt du wieder zwei aufeinander folgende Punkte.

Eigentlich wäre über diesen Text viel mehr zu sagen. Aber wenn ich diese Fehlerzahl im ersten Absatz auf die über 10.000 Wörter hochrechne (auch wenn einige davon lässliche Fehler sind, aber die Zusammenballung macht es), dann verliere ich sehr schnell die Motivation.

Deine Antwort auf meine Vorkommentatoren lässt sie auch nicht gerade steigen.


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Rübenach
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Beitrag09.12.2019 08:08
Re: Ein paar Antworten auf die freundlichen Stellungnahmen zu meinem Text
von Rübenach
Antworten mit Zitat

Okay, ich versuche es mal konstruktiv.


Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:
Diese Geschicte ist pietätlos – sie „beschmutzt das Andenken eines Verstorbenen.“  .
Mindestens die Leiterin der Anzeigenabteilung in der einzigen Tageszeitung am Heimatort meines Freundes Merlin dürfte dieser Ansicht sein – und sie steht damit wahrscheinlich nicht allein.
Mit dieser Begründung lehnte sie den Text der Anzeige ab, die ich zum Jahrestag seines Todes aufgeben wollte.
Aber Menschen, die glauben,  dass  eine Liebe, die nicht kirchlich legitimiert ist, das Andenken eines Verstorbenen „schändet“ ( was für ein perverser Gedanke!) , brauchen dieses Buch ja nicht zu lesen. Es geht sie nichts an, sie haben nichts verstanden und werden auch nie etwas verstehen, was außerhalb ihrer durch Ängste, Skrupel und Bedenken vergifteten Sichtweise liegt.
(aus dem Text)



Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:

Des Weiteren zweifelte jemand an, dass es heutzutage noch ein Tabu sein könne, wenn zwei Menschen, die nicht miteinander legal verbandelt sind, ein Techtelmechtel haben. Liebwerter Mitforist: seien Sie überzeugt, dass das geistige Klima in einer stockkatholischen Mittelstadt im Herzen von Südwestfalen (und darum handelt es sich hier) ein etwas anderes ist, als das geistige Klima in Berlin oder wo Sie sonst ansässig sein mögen.
(aus einem deiner Kommentare)

Ein typischer Fall von Diskrepanz zwischen dem, was der Autor sagen will und dem, was im Text steht. (Ich lebe übrigens nicht in Berlin, sondern in einem Teil der Republik, der Südwestfalen in Bezug auf reaktionären Katholizismus durchaus vergleichbar ist.)
Im Text steht, dass eine nicht kirchlich legitimierte Liebe für die Zeitungsmacher ein Problem sei. Das bedeutet aber, dass die Anzeige auch dann abgelehnt worden wäre, wenn die Trauernde und der Verstorbene jahrelang staatlich, aber nicht kirchlich verheiratet gewesen wäre. Oder 30 Jahre in einer stabilen Zweierbeziehung ohne irgendeinen Trauschein zusammengelebt hätten.
Das Problem, dass deine Ich-Erzählerin beim Aufgeben dieser Anzeige hatte, ist aber (meiner Meinung nach) darin begründet, dass es sich um eine außereheliche (oder um es mit den Katholiken zu sagen: ehebrecherische) Beziehung gehandelt hat. Leider steht das so nicht im Text.


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Ribanna
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Beitrag09.12.2019 10:18

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:
In einer Werkstatt für ROMANMANUSKRIPTE ...


Ich glaube, hier liegt der erste "Fehler". Die Werkstatt, wie ich sie verstehe, ist für Auszüge gedacht, an denen ich mit anderen arbeiten will - nicht für komplette Romane. Rübenach hat ja schon die Regeln für die Länge zitiert.

Ansonsten sind wir hier in einem Forum, in dem es um Texte geht und darum, wie wir sie wahrnehmen.
Ich empfinde deine Beiträge arrogant, z.B. hier:
Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:
Meines Wissens wimmelt es in der Literatur von so genannten "Innenansichten" - nicht nur bei Goethes "Werther" (sollte Ihnen dieser Roman nicht geläufig sein, dann empfehle ich Ihnen Kindlers Literaturlexikon - da finden Sie die nötigen Informationen)

Glaubst du wirklich, wenn jemand auf solche Weise angesprochen wird, wird er seine Zeit weiterhin deinen Texten widmen?
Übrigens: auch zum Thema "Du" und "Sie" gibt es hier einen Einführungsthread. Ich zitiere folgenden Satz:
Zitat:
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
das Wichtigste vorweg: Wir sind ›Du‹. Wir sind nicht ›Sie‹, weil wir hier alle das eine Ziel vor Augen haben: Wir wollen schreiben. Und wir wollen unsere Zeilen veröffentlicht sehen. Ob in einem Buch, einem Gedichtband, einer Zeitschrift oder Zeitung, sei dahingestellt. Doch dieses eine Ziel macht aus dem viel zu förmlichen ›Sie‹ ein kollegiales ›Du‹.



Hier sind sehr viele Menschen, die ihre Zeit opfern, um fremder Leute Texte zu lesen, zu korrigieren und mit dem Autor zu arbeiten, ich wiederhole mich hier gern: das ist ein nicht zu unterschätzendes GESCHENK!


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Almuth Wessel
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Beitrag09.12.2019 11:59
Danke für die hilfreichen Hinweise
von Almuth Wessel
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Ich kann mir nicht helfen - aber irgendwie fühle ich mich in diesem Forum an die Kommunikationsstruktur bestimmter "links-alternativer" Gruppierungen erinnert, mit Leuten die schon seit Jahrzehnten aufeinander eingespielt sind Bestimmte Dinge sind Konsens , darüber wird gar nicht mehr gesprochen, das wird als bekannt vorausgesetzt. Und wenn dann ein Neuling dazukommt, der weder die Kommunikationsstrukturen, noch den Konsens in dieser oder jener Angelegenheit kennt, und aufgrund dieser Uninformiertheit etwas falsch macht - dann stößt er auf Stirnrunzeln, leises Beleidigtsein und pikierte Gesichter: "Ach... DAS wusstest Du nicht? ABER DAS WEISS MAN DOCH".
Sorry liebe Mitforisten - aber ich bin ERST JETZT - nach mehrfachem Nachbohren - darauf hingewiesen worden, dass hier mit TextAUSZÜGEN gearbeitet wird.
Ich meine, es wäre keinem der hier versammelten Insider ein Zacken aus der Krone gefallen, wenn er - oder sie - anstelle eines ruppigen "Der Text ist zu lang" , einfach geschrieben hätte: "Liebe Almuth - Du hast hier , offensichtlich in Unkenntnis der hier geltenden Gepflogenheiten , den kompletten Text Deines Romanentwurds eingestellt. Bitte beschränke Dich auf einen Auszug mit maximal 2000 Zeichen" - und dem Hinweis auf den entsprechenden Link. Ich wollte den Text ja ursprünglich in die Rubrik für die Neuankömmlinge einstellen - aber das ging nicht, weil da schon zwei Texte von mir stehen. Und danach habe ich gesucht, gesucht, gesucht - bis  ich dann auf die "Schreibwerkstatt" gestoßen bin. Ich bitte, meine Unwissenheit und meine offensichtliche Unfähigkeit, mich in diesem Forum zurecht zu finden, zu entschuldigen - aber ich gehöre nicht zu den Zeitgenoss*innen, die 24 Stunden täglich am PC zubringen und sich spielend auch in den unübersichtlichsten Foren zurecht finden.
Was nun den Vorwurf der "Arroganz" anbetrifft... sorry liebe Mitforisten - aber WIE soll ich einen Satz verstehen, der da lautet : "Wir wollen hier keine Innenansichten lesen." Bei einer solchen herablassenden Form der Kommunikation sträuben sich mir die Nackenhaare. Im übrigen habe ich leider die Erfahrung machen müssen, dass man ja - auch in Profikreisen - bestimmte Dinge eben NICHT voraussetzen kann. Von daher meine leicht überspitzte Reaktion mit dem Hinweis auf Goethes Roman.
"Hier sind Menschen, die sich die Mühe machen, Deinen Text zu lesen - das ist ein GESCHENK." ( oder sollte mensch nicht lieber schreiben: "eine Gnade"?) Mit anderen Worten: "sei gefälligst froh, dass sich jemand überhaupt dazu herablässt, Dein albernes Geschreibsel ÜBERHAUPT zu lesen - eigentlich fassen wir hier solche Elaborate noch nicht einmal mit der Feuerzange an".
Tut mir leid, wenn ich das so sage - aber GENAU SO ist das bei mir angekommen.
Ich war, als ich mein offensichtlich ja total verhunztes, unterdurchscnittliches und kackendämliches Elaborat hier eingestellt habe, der offensichtlich vollkommen falschen Auffassung, dass ich es hier mit einem Forum von literarisch Interessierten Zeitgenossen zu tun habe, in dem man ZUNÄCHST EINMAL auf Augenhöhe mit einander umgeht - so war jedenfalls mein erster Eindruck, als ich einige kurze Texte in der Rubrik für Neuankömmlinge eingestellt hatte.
Mittlerweile komme ich mir vor wie eine Besucherin, die ganz aus Versehen in ein Schick-Micki-Lokal hineingestolpert ist, wo jeder Neuankömmling von allen Anwesenden zunächst einmal von oben bis unten begutachtet wird. "Was ist DAS denn? Was will DIE denn hier? Müssen wir hier SOWAS haben?"
Wenn ich so etwas in der realen Welt erlebe, dann  stelle ich mich demonstrativ an den Thresen, verlange das billigste Gesöff das auf der Karte steht, dann gehe ich und mache ganz demonstrativ die Tür von draußen zu.
Ich bitte, die Störung zu entschuldigen - ich gehe ja schon....


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Almuth Wessel
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Beitrag09.12.2019 12:29
P.S. ich habe an die Admi geschrieben
von Almuth Wessel
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... ich habe die Admi gebeten , den inkriminierten Beitrag aus dem Forum zu entfernen

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Beitrag09.12.2019 12:50

von Leseprobe
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Liebe Almuth,
warum antwortest du mt so viel Ironie und Sarkasmus? Ist es das wert?
Etwas "persönliche Note" gehört sicher in eine Antwort hier, aber zuviel schadet.
Ich habe geschrieben
Zitat:
Die meißten - so denke ich - wollen hier keine reine Innenansichten lesen ....

das war mein (störendes) Empfinden beim Lesen. Dass viele Autoren (auch) aus ihrem eigenen Leben schreiben, ist in Ordnung und völlig normal, so auch Goethe. Und Bachmann. Und viele andere.
Zum Werther, ich habe ihn mit 20 gelesen - da gab es noch keinen kindle - der ist genial.
Es ist die Art, wie dein Text - für mich - rüberkommt.
Wie einer mal in einer Lektorenrunde sagte: "Es ist völlig uninteressant, ob eine Geschichte, real so passiert ist. Wichtig ist die Person im Buch, die muss authentisch sein."
Hab ich nicht auch positives geschrieben?

egal - ich ärgere mich über die Zeit hier ...


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... diese gläserne Gegenwart ...
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fabian
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Beitrag09.12.2019 13:01

von fabian
Antworten mit Zitat

Im Diskurs über einen Text können beide Seiten – sowohl der Autor wie auch der kritische Leser – etwas lernen.
Insofern steht für mich die Geschenk-Metapher hier im Forum nicht so sehr im Forder-Grund.

Die Empfehlung, nicht zu lange Texte zu posten, habe ich immer als eine pragmatische verstanden; sie leistet der Detailkritik Vorschub und berücksichtigt wohlwollend das begrenzte Zeitbudget der geneigten Leser.
Wer sich auf diese Empfehlung nicht einlassen möchte, begibt sich in Gefahr, ignoriert zu werden. Es ist hier aber nicht verboten, das auf eigenes Risiko zu machen, oder?
 
Bei der Beschäftigung mit Textfragmenten geht aber auch Kontext verloren (in Bezug auf einen Gesamttext), in ihr liegt sogar die Gefahr, "falsch" (im Sinne von anders) zu kontextualisieren, als es im (unbekannten) Gesamtkonzept erforderlich wäre.
Ein beliebter Workaround für dieses Problem findet sich in der Floskel  "Nimm, was Du gebrachen kannst" (von meinen Anmerkungen, denn ich weiß ja nicht genau, wo Du mit Deinem Text hin willst).
Oder in der Aufteilung in Werkstatt (Detailarbeit) und Feedback (das große Ganze).
Oder aber der Autor stellt uns eine Prämisse vor:
Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:
Die Fragen, die sie sich stellt, sind die Ergebnisse eines länger währenden Denkprozesses, der sich über Monate hinzieht. So lange, wie es eben dauert, bis man merkt, dass man selber einer Fiktion aufgesessen ist.
(aus einem Faden zu einem anderen Fragment dieser Geschichte zitiert, Hervorhebung von mir.)

Ich fände es schade, wenn die Diskussion um drei auch in meinen Augen etwas sperrige Textausschnitte so schnell auf die Befindlichkeitsschiene abgleiten und in eine formale Regeldiskussion ausweichen würde.
Ist denn wirklich die Textlänge oder mangelnde "Dankbarkeit" die Zumutung und nicht der Textinhalt?

[EDIT: geschrieben, ohne die vorherigen drei Beiträge gekannt zu haben.]
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fabian
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Beitrag09.12.2019 13:10
Re: Danke für die hilfreichen Hinweise
von fabian
Antworten mit Zitat

Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:
mit Leuten die schon seit Jahrzehnten aufeinander eingespielt sind
...
Ich bitte, die Störung zu entschuldigen - ich gehe ja schon....

Haben sich da mal wieder Topf und Deckel gefunden?
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Rübenach
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Beiträge: 2836



R
Beitrag09.12.2019 13:11

von Rübenach
Antworten mit Zitat

Bevor man einen Text in die Werkstatt (oder den Einstand oder ins Feedback) einstellen kann, sieht man im jeweiligen Unterforum drei mit Ausrufezeichen versehene Threads, denen auch noch ein dickes Wichtig  vorangestellt ist. Auch jemand, der nicht 24/7 im Internet unterwegs ist, könnte auf den Gedanken kommen, diese Fäden (von denen einer mit Willkommen in der Prosa-Werkstatt und ein anderer mit Regeln überschrieben ist) zu lesen, bevor man einen Text postet. Das würde allen Beteiligten manches einfacher machen.

Aber ich habe sowieso den Eindruck, hier kreist jemand um sich selbst. Von bisher 16 Beiträgen genau 16, die sich mit dem eigenen Text und null Beiträge, die sich mit Texten anderer User beschäftigen, das hätte mir Warnung genug sein müssen.


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Almuth Wessel
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Beitrag09.12.2019 14:35
Um sich selber kreisen....
von Almuth Wessel
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tu ich nach Deiner Meinung hier in diesem Forum... okay... das ist DEINE Meinung. Soll ich mich jetzt noch dafür rechtfertigen, dass ich auf Beiträge die sich mit meinen Texten befassen reagiert habe?
Aber lassen wir das...
Ich dachte, es ginge in diesem Thread primär erstmal um DIESEN Text-
Du wirfst mir vor, dass ich mich nur um meine eigenen Texte kümmere und keinerlei Kommentar zu anderen Texten hinterlassen habe.
Sorry lieber MItforist,  aber ich wollte erstmal ausloten, wie ihr hier tickt, bevor ich mich in einer Angelegenheit die nicht meine ist, aus dem Fenster lehne.
Ich habe es leider nur allzu oft in anderen situativen Kontexten erlebt, dass ich mich zu wiet aus dem Fenster gelehnt und vor irgendjemandes Karren habe spannen lassen - aber das ist eine andere Geschichte.
Wenn Du der Meinung bist, dass ich ein mieses egozentrisches Dreckstück bin...okay.. wir kennen uns ja nicht persönlich... dann IST es eben Deine Meinung. Aber wie DU mich wahrnimmst, das ist primär DEIN Problem - genauso wie meine Wahrnehmungen über die Kommunikation in diesem Forum MEIN Problem sind.


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Rübenach
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Beitrag09.12.2019 14:39
Re: Um sich selber kreisen....
von Rübenach
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Almuth Wessel hat Folgendes geschrieben:

Ich dachte, es ginge in diesem Thread primär erstmal um DIESEN Text-


Dachte ich auch, aber inhaltliche Anmerkungen zu "DIESEM" Text ignorierst du ja konsequent.


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