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Selbsthilfegruppe: Schreibtheoretiker

 
 
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Pikmin of Tarth
Gänsefüßchen


Beiträge: 33
Wohnort: Frankfurt


Beitrag06.11.2019 11:15
Selbsthilfegruppe: Schreibtheoretiker
von Pikmin of Tarth
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallihallo!

Ja, ich sollte an meinen Texten sitzen und tippen, aber ich habe ein Anliegen, das mein Problem nicht nur beschreibt sondern ein weiterer Auswuchs desselben ist Laughing

Gibt es hier Artverwandte? Und was tut ihr dagegen? Ich meine, gegen zu viel Theorie. So geht es mir leider, mit vielem, derzeit ist es aber gerade beim Schreiben am störendsten.

Anstatt einfach loszulegen und all meine Energie ins Texten zu kanalisieren, habe ich immer das Gefühl, ich müsste - wie soll ich das nennen - "ganz von vorne" beginnen. So beim Grund, bei der Wurzel. Das heißt, anstatt meine Texte weiterzuführen oder neue zu beginnen, suche ich, obwohl ich Ideen hätte, lieber nach Schreibratgebern, die mir das Schreiben erstmal erklären. Rolling Eyes In der Zeit, in der ich schon viel realisiert hätte haben können, habe ich also stattdessen diverse Ratgeber ergoogelt, deren Bewertungen gelesen, möglicherweise komplizierte Listen erstellt, welcher vor welchem und zu welchem konkreten Zwecke einen Vorzug hätte.

Zudem ver(sch)wende ich viele Gedanken auf meine Schreibumgebung, auf Schreibhilfen, auf Pläne, wann ich wie viel schreiben sollte; neulich habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich überlegte, ob ich mir ein paar Dioramen oder Modelkram kaufen solle, um mit ihnen meine Fantasie anzuregen - zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich wirklich gut auf Anreize von außen reagiere rotwerd - kurz, es ist soooviel Gedenke und Geüberlege und Gehadere und immer ist irgendwie das Gefühl dabei; wenn ich erstmal DAS erledigt habe, DANN könnte ich loslegen. DANN wäre ich sozusagen legitimiert, in meinem Schreiben. Nur wird dieser Zustand, dass ich 1. genau weiß, welche Ratgeber für mich nützlich sind, 2. sie alle gelesen und verinnerlicht habe, 3. auch in der Umgebung alles stimmt, 4. ich alle nötigen Stil- und Vokabelwerke zur Hand habe usw usf nie eintreten.
 
Auch dieser Thread ist ja nur ein weiterer Pflasterstein auf dieser Straße der Selbstsabotage. Very Happy Alllerdings erhoffe ich mir hier vielleicht ein paar praktische Tipps, von Leidensgenossen, die sowas oder ähnliches kennen und es, im Idealfall, überwunden haben - dann bitte her damit!

Merci beaucoup und LG!

EDIT: Ach so, übrigens haben als Symptom des genannten gestern "The Fantasy Fiction Formula" von Chester, in das ich auf Amazon schon einen ordentlichen Blick werfen konnte und das mir wirklich sehr zugesagt hat, sowie "Wonderbook" von Vandermeer bei mir Einzug erhalten. Das erste ist nur Text und Anweisung; das zweite ist sehr viel Bild und freie Assoziation. Tolle Kombi, wie ich finde, und allein davon, sie in den Händen zu halten, habe ich schon wieder einen Motivationsschub gespürt. Den in die TAT umzusetzen...andere Sache. Mad
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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 44
Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag06.11.2019 11:26

von Kiara
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Liest sich für mich so, als wärst du gut im prokrastinieren...

https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=31419&postdays=0&postorder=asc&start=6358
Hier trifft man sich... Es gab noch einen anderen Thread dazu, finde ihn gerade nicht, sorry.

Manche sagen, man soll alle äußerlichen Reize ausschalten, sogar das Internet und sich eine Stunde Zeit nur zum Schreiben nehmen.


_________________
Zum Schweigen fehlen mir die Worte.

- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023)
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3210
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag06.11.2019 11:31

von Taranisa
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Ich habe auch schon einige Schreibratgeber gelesen, teilweise inhaltlich zusammengefasst (zum Lernen und schnell nachgucken) und schaue immer mal wieder in solche hinein.
Wirklich das Schreiben lernen, funktioniert nur durch das Schreiben und sich Rückmeldungen von anderen holen. Wenn ich auf Schwachstellen hingewiesen werde, für die ich selbst betriebsblind bin, schaue ich mir das Thema noch einmal in der Theorie an und gebe bei der Überarbeitung mein (zu dem Zeitpunkt) Bestes.
Ich kann dir nur raten: Fang mit dem Schreiben an, bring deine Kreativität, deine Ideen zu Papier oder auf den Bildschirm. Lass dich auf deine Geschichte ein und verfasse die (wie ich sie nenne) Roh-Rohfassung. Hauptsache, die Geschichte steht erst einmal. Überarbeiten, feilen, umschreiben kannst du jederzeit danach und solange du möchtest oder für richtig empfindest, gerne auch in einer AG, dadurch habe ich sehr viel gelernt und bin nun sicherer geworden.


_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Pikmin of Tarth
Gänsefüßchen


Beiträge: 33
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Beitrag06.11.2019 12:50

von Pikmin of Tarth
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Liebe Kiara,
ja, definitiv meisterliche Prokrastinateurin - was das betrifft ist es ja kein Selbstlob Laughing - auch gerne mit den bekannten "und am Ende habe ich die Fenster geputzt"-Auswüchsen. Das stimmt. Aber das Bedürfnis, erstmal die Theorie zu lernen, ist schon wirklich da. Was ja nichts schlimmes ist, aber, sobald es dann die direkte Schreibpraxis sabotiert, doch nervt.
Danke für den Link! Ich hatte den Threadtitel schon gesehen aber nie kapiert, dass man sich in dem Thread quasi ein wenig Druck aufbaut, indem man was ankündigt. Das könnte bei mir funktionieren, da muss ich mal weiterschauen, danke!

Liebe Taranisa, auch dir danke für den Tipp. Das klingt sehr logisch, ja, eigentlich bin ich auch dieser Meinung ("Schreiben ist die beste Übung"). Nur das Umsetzen ist etwas schwieriger. Embarassed Vor allem, wenn es so viel theoretisches zu lesen/lernen gibt und ich mich so gern damit befasse...
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Minerva
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Beitrag06.11.2019 13:27

von Minerva
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Kenn ich auch ... nur zu gut.

Hm, also ich mach das so: wenn ich denke, ich brauche den Schreibratgeber, dann kauf ich ihn, egal, wie lang er im Regal verstaubt.
Wenn ich denke, ich will ihn lesen und ausarbeiten, tue ich das, insofern es mich gerade unter den Fingern juckt (ansonsten richte ich mir nur nebenbei ein Zeitfenster ein, in dem ich das tue).

Wenn ich denke, mein Schreibtisch, müsste besser aussehen, organisiert sein, dann tue ich das sofort.

Wenn ich denke ich bräuchte dieses oder jenes Heft, Klebezettel blabla, gehe ich los und kauf mir das.

Gut, das hilft dir jetzt noch nicht weiter, denke ich.
Die Dinge, die mich zum aktiven Schreiben bringen/gebracht haben, sind:

1. Hinsetzen und tun. Keine Ausreden, einfach weitermachen
Du fühlst dich schrecklich dabei? Springst immer wieder auf? zwinge dich, dich wieder hinzusetzen. Akzeptiere die schlechten Gefühle, die dabei aufkommen.
Wiederhole das, verurteile dich nicht. mach es jeden Tag wieder und wenn du dich 20 mal wieder an den Schreibtisch zwingen musst.
Es wird jeden Tag leichter! Und oft bist du nach einer Minute im Text.
Es gibt kein Geheimnis: Hinsetzen und machen.

2. Um den Anfang zu finden, in das hineinlesen, was du zuletzt geschrieben hast. Oder du brauchst einen Plan, wie du dir den großen Brocken Arbeit in Stücke teilst. Vielleicht fehlt Recherche oder ein Charakter ist nicht gut, dann mach dir einen Plan, was du in kleinen Schritten täglich tun kannst. (Ich übertreibe immer und schaffe meine Pläne nie, aber kleine Dinge kann man in Angriff nehmen und es ist nur eine frage der Zeit)

3. Die sogenannten Morgenseiten, eine "Technik" von Julia Cameron aus "Der Weg des Künstlers" (vielleicht wäre das auch ein hilfreicherer Ratgeber für dich?)
Eigentlich geht es so: sofort nach dem Aufstehen nimmst du Stift und Papier und schreibst alles auf, was dir durch den Kopf geht ... ich glaube 30 Minuten lang.
Meine angepasste Variante: irgendwann nach dem Aufstehen Laughing öffne ich die Datei "Gedanken" (selbstverständlich passwortverschlüsselt Embarassed Laughing ), schreib das Datum rein und tippe solange alles runter, worüber ich mir Gedanken mache, bis ich nicht mehr mag. Das können 5 Minuten oder eine Stunde sein. Egal, was dir in den Sinn kommt. Mit der Zeit lernst du, immer ehrlicher zu werden, alles zu sagen, knaubelst Probleme und Belastendes durch.
Das ist wie, wenn man das Hirn freikotzt. Und du musst es jeden Tag machen. ich mache das seit März und inzwischen ist auch mein Buch fertig.

Ich vermute, es funktioniert aus 3 Gründen:


1. du entleerst den Kopf (z.B. indem du die Gedanken aufschreibst, dass du glaubst, dies oder das lesen zu müssen und warum und so weiter)

2. je länger du es tust, umso einfacher kannst du dich ausdrücken, was sich auf dein Schreiben überträgt. Sätze leichter formulieren, einfach schreiben, was DU denkst

3. du löst gedanklich(e) Probleme und du kannst ALLES ausdrücken, was dir in den Sinn kommt, denn keiner wird es lesen (also besser als sich selbst zu zensieren, wenn man jemand anderem seine "Sorgen" oder Gedanken berichtet
(ehrlich gesagt wünsche ich mir, jeder würde das machen, damit ich nicht mehr von anderen mit ihrem anstrengenden Wortsalat überschüttet werde)

Außerdem kannst du, wenn du grad am Schreiben bist, auch Fragen stellen. Einfach eintippen und ohne nachzudenken, selbst beantworten ... du wirst dich wundern.


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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Maunzilla
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Beiträge: 2821



Beitrag06.11.2019 15:17

von Maunzilla
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Das ist die Angst, es nicht richtig zu machen und dadurch das Buch zu entwerten. Aber egal wie sehr du dich vorbereitest, es wird nicht 100%ig richtig sein. Daher gilt der Grundsatz: Der erste Entwurf darf schlecht sein! Wichtig ist, daß er überhaupt zu Stande kommt. Die Schreibrategeber kannst du gerne nebenher lesen, oder als Nachtlektüre. Aber denke nicht daran, erst alles lernen zu wollen, und dann erst mit dem Schreiben zu beginnen. Denn das funktioniert in der Regel nicht.

Du könntest versuchen, die erste Fassung nicht am Computer, sondern von Hand zu schreiben. Dann wirst du nicht von Tippfehlern abgelenkt, und dein Text sieht nicht wie gedruckt aus, was mich immer dazu verleitet, Dinge zu korrigieren, die erst bei der Überarbeitung korrigiert werden sollten.
Außerdem finde ich, kann man besser nachdenken. Aber das ist vielleicht nur meine subjektive Erfahrung.
Aber der größte Vorteil ist: wo kein Computer, da kein Internet, keine Mails, keine Foren, keine Katzenvideos keine 2 Stunden-Wikipedia-Sessions, wo man hinterher nicht mehr weiß, was man vor 30 Links ursprünglich nachschlagen wollte.... wink


_________________
"Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^=
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Pikmin of Tarth
Gänsefüßchen


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Beitrag06.11.2019 15:23

von Pikmin of Tarth
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Oh, das hat jetzt aber Fleisch auf den Rippen! Very Happy Danke!

Minerva hat Folgendes geschrieben:
(...) Gut, das hilft dir jetzt noch nicht weiter, denke ich.


Doch, irgendwie schon! So hab ich das nämlich noch nie gesehen. Ich hab eher dagegen angekämpft, und Sachen wie "Kauf den Ratgeber" versucht NICHT zu tun (am Ende dann doch), was mich aber auch viel Zeit und Hinundherüberlege gekostet hat. "Mach es einfach" wäre mal ein ganz neuer Ansatz! Denn, einige der Ratgeber sind ja wirklich gut, also warum sollte ich aufgrund selbstauferlegter Beschränkungen/Erziehungsmaßnahmen dagegen ankämpfen (vor allem wenn ich am Ende eh verliere).


Zitat:
Wiederhole das, verurteile dich nicht. mach es jeden Tag wieder und wenn du dich 20 mal wieder an den Schreibtisch zwingen musst.
Es wird jeden Tag leichter! Und oft bist du nach einer Minute im Text.
Es gibt kein Geheimnis: Hinsetzen und machen.


Stimmt, stimmt...aber genau das ist es halt...der Weg zum Abnehmen (weniger Kalorien rein als raus) ist ja auch kein Geheimnis, das macht es aber nicht leichter, und manche Tricks können halt helfen smile

Zitat:
2. Um den Anfang zu finden, in das hineinlesen, was du zuletzt geschrieben hast. Oder du brauchst einen Plan, wie du dir den großen Brocken Arbeit in Stücke teilst. Vielleicht fehlt Recherche oder ein Charakter ist nicht gut, dann mach dir einen Plan, was du in kleinen Schritten täglich tun kannst. (Ich übertreibe immer und schaffe meine Pläne nie, aber kleine Dinge kann man in Angriff nehmen und es ist nur eine frage der Zeit)


Unterteilung ist gut, stimmt, das mach ich zwar bei anderen Baustellen sehr gerne aber beim Schreiben bisher noch nie so wirklich. Warum eigentlich nicht? Grr
Guter Tipp!

Die Morgenseiten klingen auch toll lol2
Denke auch, dass die die Säfte zum fließen bringen können. Bei mir ist, wie bestimmt bei vielen, auch so - WENN ich erstmal anfange zu schreiben, dann flutscht es, und dann auch gerne mehrere Projekte nebeneinander usw.

Zitat:
(ehrlich gesagt wünsche ich mir, jeder würde das machen, damit ich nicht mehr von anderen mit ihrem anstrengenden Wortsalat überschüttet werde)


Laughing Meinst du das eher privat oder ging das an deine Schriftstellerkollegen? Mr. Green

Zitat:
Außerdem kannst du, wenn du grad am Schreiben bist, auch Fragen stellen. Einfach eintippen und ohne nachzudenken, selbst beantworten ... du wirst dich wundern.


Ok Shocked Muss ich mal probieren. Daumen hoch²
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Pikmin of Tarth
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Beitrag06.11.2019 15:32

von Pikmin of Tarth
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@Maunzilla Oh, du bist dazwischengerutscht smile
Deine Interpretation einerseits und auch genau deine Haltung andererseits hat mein Mann auch - es läge an sinnlosem Perfektionismus (also wie du sagst, an der Angst, es nicht richtig zu machen) denn "das erste Buch darf sch***e sein". Manchmal geht er sogar soweit, zu sagen, es WIRD sch***e sein. Ich unterstelle ihm höflich, dass letzteres nur dazu dienen soll, mir den Drang, "von der Pieke auf" lernen zu müssen, zu nehmen. =D

War/ist es denn bei dir auch so? Sprichst du sozusagen aus Erfahrung? Wenn ja, was hat dir geholfen? Mit der Hand schreiben sagtest du ja schon. smile
Das nicht-korrigieren während des Schreibens krieg ich eigentlich sogar ganz gut hin! Auch am PC. Unterwegs notiere ich mir gern mal was auf Papier, weil ich den Laptop selten mitschleppe, aber für längeres Schreiben bin ich glaube ich zu tippverwöhnt und wäre dann ungeduldig, dass es so langsam vorangeht. Ich kann nicht schnell schreiben und schon gar kein steno.
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Minerva
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Beitrag06.11.2019 16:20

von Minerva
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Zitat:
Stimmt, stimmt...aber genau das ist es halt...der Weg zum Abnehmen (weniger Kalorien rein als raus) ist ja auch kein Geheimnis, das macht es aber nicht leichter, und manche Tricks können halt helfen smile


Hm, nicht so ganz, denn deine Biologie kannst du nicht überlisten. Wenn Körper sagt, er braucht die Kalorien (die meisten ja fürs Gehirn!), wird er alles tun, um sie zu bekommen. Für ihn ist das nur Notfallprogramm und potenzielle Lebensbedrohung durch Verhungern Laughing

Zitat:
Laughing Meinst du das eher privat oder ging das an deine Schriftstellerkollegen? Mr. Green
 

Genrell Razz Aber ich bin ja auch nicht besser manchmal (wird aber). Also ein Freund mir hats auch ausprobiert mit den Morgenseiten und hat festgestellt, dass er plötzlich Gesprächen folgen konnte, wo er sonst immer seinen Senf dazwischen geworfen hätte. Er war ganz ruhig ... und das hat ihn begeistert.


Pikmin of Tarth hat Folgendes geschrieben:

Doch, irgendwie schon! So hab ich das nämlich noch nie gesehen. Ich hab eher dagegen angekämpft, und Sachen wie "Kauf den Ratgeber" versucht NICHT zu tun (am Ende dann doch), was mich aber auch viel Zeit und Hinundherüberlege gekostet hat. "Mach es einfach" wäre mal ein ganz neuer Ansatz! Denn, einige der Ratgeber sind ja wirklich gut, also warum sollte ich aufgrund selbstauferlegter Beschränkungen/Erziehungsmaßnahmen dagegen ankämpfen (vor allem wenn ich am Ende eh verliere).


Ja, ich kenne das. Man ist manchmal so auf Sparsamkeit und Vernunft eingeimpft ... was ja nicht schlecht ist, aber man muss sein persönliches Maß finden. Wenn du dagegen ankämpfst und dich weigerst und am Ende doch noch einen Ratgeber holst, hättest du es auch gleich machen können.
Natürlich befürchtest du, dass es eine Drückebergerei ist. Kann durchaus einen Anteil haben, aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du dir das gibst, von dem du glaubst, es würde dir helfen. Das ist ja auch ein JA dazu, dass du schreiben (lernen/weiterentwickeln) möchtest.
Bei mir war es so: Ich hab schon 2 Bücher versemmelt, weil ich sie nicht zu Ende geschrieben hatte. Das erste hab ich einfach so der reihe nach ohne einen Hauch von Ahnung runtergetippt (bis zur Hälfte) und dann ... nie wieder weitergemacht bis mir der "Geist" dazu flöten gegangen ist.
Beim zweiten wollt ich es richtig machen und hab mit Handwerk-lernen angefangen, habe geplottet, entworfen und dann saß ich da und hab mir mühevoll die Wörter aus den Fingern gesaugt, war wie gelähmt und bin nie über 10 Seiten hinausgekommen. Weil ich irgendwie dachte, dass ich es nicht kann. Dann hab ich nichts mehr gemacht und irgendwann gedacht, ich lasse das, Schreiben ist nichts für mich, ich kann es nicht blablabla. Als ich kurz davor war, es ganz an den Nagel zu hängen bzw. als ich wirklich "aufgegeben" habe, daran festzuhalten, kam plötzlich DIE Romanidee Laughing Laughing und ich habe zwei, drei tage drüber nachsinniert und dann beschlossen: das mach ich. Und dann habe ich mir vorgenommen: Das wird durchgezogen. Aufgeben kommt nicht in Frage.
Das hab ich mit innerlich geschworen und es trägt mich bis heute (nun bin ich auch schon fast zwei Jahre dran, aber das ist auch Ok, es ist ja quasi immer noch das erste Buch und das könnte das schwerste sein, weil man sich auch verändert und lernt, hinfällt und aufsteht.
Eventuell solltest du dir wirklich mal das Buch von Julia Cameron zulegen (auch wenn das gerade so klingt, als würde ich einem Junkie Drogen zur Therapie empfehlen). Du musst das nicht als einen "Kurs" machen, wie sie empfiehlt, sondern kannst es für dich so anwenden, wie es dir passt. Es geht bei ihr viel um die Gründe und Ursachen, warum man ein verhinderter Künstler ist, welche Blockaden es gibt durch eigene Glaubenssätze, wo diese herkommen. Sie empfiehlt z.B. dass man sich anschauen soll, wie Eltern/Lehrer oder wer auch immer in der Kindheit auf künstlerische Versuche reagiert haben. Oder welche Misserfolge man hatte. Welche schlimmen Dinge zu einem gesagt wurden. Und, dass man sich dem Schmerz stellt, um ihn endlich zu verarbeiten, damit man frei wird davon (denn das ist ein Teil, der dich lähmt.)
Sie empfiehlt auch Dinge, die man tun kann, um gut zu sich sein, um die kindliche Kreativität wieder zu wecken usw.
Sie zeigt auf, welche Typen von Menschen in deiner Umgebung möglicherweise mitursächlich sind, dass du blockiert bist.
Oder welche Verhaltensweise du hast, was du tust anstatt kreativ zu sein.
Also, das kann schon alles sehr tief gehen.
Außerdem muss es nicht unbedingt die Angst vor Misserfolg sein, sondern es kann auch die Angst vor Erfolg sein (was nicht Bestseller heißt), sondern ... was passiert, wenn du es hinbekommst? Was wäre, wenn du z.B. ein Buch als Selfpublisher rausbringst und ein paar Leute kaufen und loben es? Was macht das mit dir? Was sind die Konsequenzen, die sich ergeben könnten? Hast du Angst, deinen derzeitigen Beruf/Studium/Ausbildung ... nicht mehr zu wollen?
Wie könnte es eine eventuelle Partnerschaft beeinflussen? Was würden deine Eltern, Verwandten, Freunde sagen? Könnten sie es als Dummheit abtun? Fürchtest du dich unbewusst davor, nicht anerkannt zu werden? Könnten sie neidisch sein, es dir ausreden wollen?
Das ist alles potenzielle Veränderung und davor fürchten wir uns und die anderen (gefühlt) noch mehr.

So, hier erst mal genug. ich hatte übrigens eine Lehrerin, die meinte, dass ich tausend Sachen anfange und nie was schaffe. Ich habe das sehr lange geglaubt und so gelebt. nun ja, jetzt weiß ich es besser, aber es war wirklich hart. Es ist nicht schön, wenn man alles wieder aufgibt und vor sich herschiebt.
Und solche Veränderungen sind nicht leicht ... du willst ja quasi zum Gegenteil werden von dem, was du "bist". Also gib dir Zeit dafür.
Sieh das Ganze als einen Lernprozess, einen Wandel, der eben dauert.
Sei geduldig mit dir.

Allerdings wird es nichts geben, was dich irgendwann um "hinsetzen und machen" herumbringen wird Rolling Eyes
Ich hab das im September gemacht und einfach den ganzen Rest des Buches runtergetippt. Allerdings hab ich mich freiwillig verpflichtet gehabt, jeden Tag jemanden aus dem Forum darüber Bericht zu erstatten. Das hat mir auch ein wenig geholfen. Weil ich dann erst mal viel gejammert habe darüber, wie ich mich selbst sabotiere und wie "schrecklich" es war.
Witzigerweise war ich überzeugt, dass die Kapitel vom Anfang fürchterlich sind und die, welche ich ein paar Tage später geschrieben habe, viel besser sein müssten. Nun lese ich es gerade und es ist nicht so, eher umgekehrt. Dass heißt, das miese Gefühl, das ich hatte, hat mit der Textqualität nichts zu tun gehabt.
Jetzt versuch ich, den Rest ohne Pseudokontrollinstanz zu schaffen.


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... will alles ganz genau wissen ...
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Nordica
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Beiträge: 137



Beitrag06.11.2019 16:55

von Nordica
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Wow, bin gerade beeindruckt von Minervas Post, das Cameron-Buch hört sich gut an. Mal ein ganz anderer Ansatz als "so musst du schreiben, dann wird es gut".

Ich möchte auch noch ein wenig Prokrastinationsfutter hier reinwerfen, das wahrscheinlich in die gleiche Richtung geht: das Mindset-Buch von Carol Dweck (ich habe eine alte Ausgabe auf Schwedisch, weiß nicht, welcher englischen oder deutschen Ausgabe das entspricht). Auch hier geht es um das Bild, das man von sich selbst hat, um die Vorstellung von "talentiert" oder "untalentiert" und darum, wie in der Kindheit erhaltenes (oft gut gemeintes) Feedback uns hemmt, Dinge anzupacken und uns weiterzuentwickeln. Und natürlich darum, wie wir unser "Mindset" ändern und unsere Kreativität entfalten können.
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Maunzilla
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Beiträge: 2821



Beitrag06.11.2019 17:09

von Maunzilla
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An meinem ersten Buch habe ich fast sechs Jahre geschrieben. Genauer gesagt hatte ich es für mehrere Jahre zur Seite gelegt. (Vier Monate vor der Abi-Prüfung einen Roman anzufangen, war vielleicht nicht der optimale Zeitpunkt ^^") Das schlimme ist, daß ich mich sehr schnell an das Nicht-Schreiben gewöhne, und je länger dieser Zustand anhält, umso schwerer fällt es mir wieder anzufangen. (Das kennen vermutlich die meisten.)
Ob mein erstes Buch gut oder schlecht ist? Das kann ich nicht sagen. Stlistisch könnte man es sicher noch verbessern, aber ich lese es immer noch gerne, und kann schlecht aufhören, obwohl ich weiß, wie es ausgeht. smile

Was Notizen anbelangt, so habe ich grundsätzlich drei Sammlungen:
1. Das Repertorium: Da kommen alle Ideen und Plots für Geschichten hinein, sofern sie konkret genug sind, daß ich mir vorstellen könnte, etwas daraus zu machen. Die meisten werden nie in Angriff genommen. Andere schon, manche auch erst viele Jahre später. Die Plots werden durchnummeriert. Auch wenn die Bücher schon fast fertig sind, bezeichne ich sie eher mit ihrer Nummer, als mit dem Titel (der manchmal noch ändert, oder mir sehr spät erst einfällt.)
2. Das Werktagebuch: Das ist ursprünglich nur eine Sammlung von Ideen und einfällen zu dem aktuellen Projekt, aber mit der Zeit habe ich angefangen, auch alle möglichen anderen Dinge, wie Erlebnisse oder meine Befindlichkeit einzutragen. Es kann recht aufschlußreich sein, wenn man sich Jahre später wieder durchliest, was man sich so gedacht hat, als man an Diesem oder Jenem schrieb.
3. Datenblätter und Skizzen: Da schreibe ich mir Namen, Orte, Personen oder Ereignisse auf, oder andere Dinge, die ich während der Arbeit brauche oder die mir zwischendurch einfallen und die ich vielleicht für spätere Projekte gebrauchen kann. Ursprünglich war das ein Buch, aber weil dann alles durcheinander gerät oder ich immer Seiten leer lassen mußte für spätere Ergänzungen, bin ich zuletzt auf lose Blätter umgestiegen, die ich in Schnellheftern ordne. So kann ich jederzeit etwas einfügen oder rauswerfen.

Am PC schreiben, ist für mich immer mühsam. Ich kann einfach nicht gut, und nicht besonders geschwind tippen. Außerdem sammele ich Füllfederhalter, und Tinten und die wollen auch benutzt werden. smile

Was vielleicht auch recht hilfreich sein kann, ist, nicht gleich mit einem großen Roman anzufangen. Sondern vielleicht eine oder zwei Kurzgeschichten. Da ist der Druck nicht so groß. Man hat schnell ein Erfolgserlebnis und kann auch leichter neue Erzähltechniken ausprobieren. Und wenn es gar nicht gelingen will, wirft man halt nur 6 Seiten weg und keinen halben Roman, und fängt neu an. Ich glaube, viele Anfänger begehen den Fehler, sich gleich an ein 600-Seiten-Epos zu wagen (Ja, mein erster hatte auch über 500 Seiten ^^"). Aber ein Sportler fängt auch nicht gleich mit dem Marathon an.


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Trugbild
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Beitrag06.11.2019 17:53

von Trugbild
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Ich habe das Problem, dass ich das Gefühl habe, egal wie viel ich schreibe, die Hälfte am nächsten Tag eh wieder löschen zu müssen und neu zu schreiben. Dabei weiß ich genau in welche Richtung sich die Charaktere bewegen und entwickeln sollen und wohin der Plot allgemein führen soll. Tja, leider hat das dazu geführt, dass ich mich jeden Tag zu Tode grüble. Nun artet es schon beinahe in übertriebene Planung aus und das rettet mich auch nicht davor, viele Textstellen wieder neu anzufangen. Man kommt sich vor als trete man auf der Stelle und manchmal sogar einen zurück.

ABER, andererseits ist ja jedes Wort, dass man geschrieben hat, eine Übung, selbst wenn der Text im Papierkorb landet!
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Pikmin of Tarth
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Beitrag06.11.2019 18:21

von Pikmin of Tarth
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:

Ob mein erstes Buch gut oder schlecht ist? Das kann ich nicht sagen.


Ganz kurz - später oder morgen mehr - aber oops, das meinte ich nicht mit meinem "sprichst du aus Erfahrung", sondern nur, was das "alles richtig machen wollen" angeht Embarassed
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Maunzilla
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Beiträge: 2821



Beitrag06.11.2019 22:00

von Maunzilla
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Pikmin of Tarth hat Folgendes geschrieben:
Ganz kurz - später oder morgen mehr - aber oops, das meinte ich nicht mit meinem "sprichst du aus Erfahrung", sondern nur, was das "alles richtig machen wollen" angeht Embarassed


Bei meinem ersten Buch habe ich einfach ohne lange darüber nachzudenken losgeschrieben. Aber später als ich den ersten Autorenratgeber gelesen hatte, kamen dann die Zweifel. Eigentlich wird es immer schlimmer, je mehr man sich mit der Materie befaßt, auch je mehr man über die ganze Buch- und Verlagsbranche erfährt. Alle diese wohlgemeinten Ratschläge, wie man einen erfolgreichen Roman schreibt, führten nur dazu, daß ich mehr auf meinen Stil geachtet habe und das Schreiben selbst, das Erfinden der Geschichten, mir weniger Freude zu bereiten begann und schließlich zur Arbeit wurde.
Allerdings bin ich dann an einem Punkt angelangt, wo ich mich von dem Gedanken, etwas an einen Verlag zu verkaufen, verabschiedet habe. Das empfand ich als große Befreiung, weil ich jetzt nur noch das schreibe, was mir Freude macht, und ich nicht mehr darüber nachdenken muß, ob es irgendwelchen Standards gerecht wird, eine bestimmte Zielgruppe anspricht oder sich mit den Werken der großen Erfolgsautoren vergleichen läßt, oder rechtzeitig fertig wird. Und wenn es nicht ganz perfekt ist, oder wenn es in Fragment bleibt, was soll's? So lange ich beim Schreiben meinen Spaß habe und es hinterher lesen kann, ohne daß mir die Lust vergeht, reicht es. Und ansonsten vertraue ich einfach darauf, daß sich mit der Zeit mein Schreibstil von allein durch die Übung verbessert.


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Pikmin of Tarth
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Beitrag07.11.2019 12:17

von Pikmin of Tarth
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Zitat:
Ich habe das Problem, dass ich das Gefühl habe, egal wie viel ich schreibe, die Hälfte am nächsten Tag eh wieder löschen zu müssen und neu zu schreiben.


@Trugbild

Löschst du wirklich?? Ich würde alten Text nie löschen - also zumindest nicht ganze Passagen - sondern irgendwo speichern. Meist lass ich ihn vorerst wo er ist und färbe ihn einfach anders und schreibe danach weiter. Bei der Abschlussbehandlung käme er dann raus bzw. in eine separate Mülldatei oder so. Very Happy

Minerva hat Folgendes geschrieben:

Hm, nicht so ganz, denn deine Biologie kannst du nicht überlisten. Wenn Körper sagt, er braucht die Kalorien (die meisten ja fürs Gehirn!), wird er alles tun, um sie zu bekommen. Für ihn ist das nur Notfallprogramm und potenzielle Lebensbedrohung durch Verhungern Laughing


Oh und WIE ich ihn überliste! Laughing Dafür sind die Tricks ja da. Heißt nicht, dass es einfach ist, aber ... einfacher. =)

Klingt wirklich sehr interessant, das mit den Morgenseiten und wie es einen verändert! Hab es heute natürlich gnadenlos vergessen.


Zitat:
Ja, ich kenne das. Man ist manchmal so auf Sparsamkeit und Vernunft eingeimpft ... was ja nicht schlecht ist, aber man muss sein persönliches Maß finden. Wenn du dagegen ankämpfst und dich weigerst und am Ende doch noch einen Ratgeber holst, hättest du es auch gleich machen können.


Genau!
Übrigens, insgesamt vielen Dank für den langen Post, echt schön zu lesen und sehr informativ smile Spannend auch besonders, deine Erzählung bzgl. der Entwicklung erstes Buch - zweites Buch - drittes Buch, und wie du da vorgegangen bist.
Das Gefühl mit dem "ich kann es nicht" tat mir echt weh beim Lesen Aua Kann es total nachvollziehen. Aber schön, dass diese Zeiten bei dir vorbei sind! (was jetzt nicht eventuelle kleine Rückschläge komplett ausschließt, aber schön halt, dass sie dich, FALLS sie auftreten, anscheinend nicht mehr von deinem Weg abhalten)

Zitat:
(auch wenn das gerade so klingt, als würde ich einem Junkie Drogen zur Therapie empfehlen)


Methadon ist ja auch ne Droge und wird durchaus gezielt eingesetzt, also... Laughing

Dass hinter extremem Prokrastinieren und einfach nicht zur Sache kommen irgendwas inneres steckt, kann ich mir auch gut vorstellen. Ich weiß noch, wie ich teilweise wochenlang deprimiert war, und mich ständig bei Freunden ausgeheult habe und in heller Panik war, weil von meinen 6 Monaten für die Magisterarbeit einer um den anderen verging, und ich mich einfach - nicht - rangesetzt - habe, ohne Grund. Mir ging es immer schlechter, ich hatte immer mehr Angst, mit Angst aufgewacht, mit Angst eingeschlafen, und ich hab es trotzdem einfach nicht getan. Obwohl das Thema super war, ich dafür zwei meiner Lieblingsautoren lesen "musste" (was toll war) und es mich wirklich interessiert hat. Kurz bevor die letzten beiden Monate angefangen haben, hab ich mir gesagt: "So, jetzt schreibst du jeden Tag 2 Seiten, dann hast du 120, das passt". Und so hab ich es dann auch gemacht und es hat geklappt. Aber dass ich Kram IMMER auf den letzten Drücker erledige - ohne Grund - war schon immer so, seit ich denken kann. Es klappt dann (leider?) auch immer, sodass ich vielleicht nie genug Leidensdruck hatte, das zu ändern. Ich versteh es selbst nicht. Weder sind meine Eltern so veranlagt, noch sind sie ein krankhaftes Gegenteil, noch haben sie mir Druck gemacht...also ich meine, ich kann nicht easy erkennen, woran es wohl liegt.
Für jemanden, der nur mit Deadlines in die Puschen kommt, ist freies Schreiben natürlich schwierig Laughing


Zitat:
ich hatte übrigens eine Lehrerin, die meinte, dass ich tausend Sachen anfange und nie was schaffe.
Klingt nach mir - also du, nicht die Lehrerin. =D Bzw. das, was sie von dir geglaubt hat.

Zitat:
Allerdings wird es nichts geben, was dich irgendwann um "hinsetzen und machen" herumbringen wird


I know, I know, I know, I KNOW Mad (Sich kaputt lachen)

Zitat:
Jetzt versuch ich, den Rest ohne Pseudokontrollinstanz zu schaffen.

Sehr sehr cool, wenn das jetzt bei dir klappt. Daumen hoch²
Der Rest - mit dem Gejammere und wie schrecklich es ist - klingt EXTREM nach mir, und nicht nur bei der Magisterarbeit. Laughing

Also danke nochmal für deinen Input!

@Nordica, auch dir danke für den Tipp! Das klingt interessant, dass auch gut gemeintes Feedback später blockieren kann. Nach dem Buch schau ich mal smile

@Maunzilla: Das eigene Buch nicht mehr zur Seite legen zu können und so gerne zu lesen klingt wirklich nach einem Meilenstein in der eigenen Schriftstellerkarriere, der extrem wünschenswert ist, super smile

Den anscheinend typischen Anfängerfehler mit dem 600 Seitenepos ist immerhin einer, der mich nicht so zu bedrohen scheint. Kurze Stories sind viel mehr mein Ding. smile extra

Dass sich der Stil mit dem Schreiben verbessert, daran glaube ich auch. Sagen auch viele Leute vom Fach. Daran habe ich sogar schon geglaubt, als ich noch in Abrede gestellt habe, dass man, abgesehen von "viel Schreiben", seinen Stil quasi "von außen" verbessern kann, durch Schreibschulen oder eben Ratgeber oder so. Das glaub ich erst seit Kurzem. Laughing
Früher dachte ich immer - man kann's oder man kann's nicht. Inzwischen bin ich da etwas einsichtiger geworden, was die Möglichkeiten zur Verbesserung betrifft. Irgendwann war es eine "EIN Geisterfahrer?? Hunderte!"-Situation, weil wirklich jeder, der sich mit Schreiben beschäftigt hat, das Gegenteil sagte.
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Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
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Beitrag07.11.2019 14:04

von Minerva
Antworten mit Zitat

Das ist total lustig ... du sagst, es klingt nach dir und ich lese und denke: das klingt nach mir. Z.B. mit der Magisterarbeit KENN ICH. Ging mir kein bisschen besser. Embarassed

Zum Pläne machen und in Teile zerlegen, wollte ich noch was sagen: Ich habe auch das bei meinem 100 Mal gemacht und es trotzdem oft nicht eingehalten, weil ich einfach zu viel verlangt habe.
Verschiedenen Methoden: Zeitpläne, Zeitfenster, Aufgaben und so weiter.

Trotzdem hat zumindest das eine oder andere geklappt. Ich habe rückblickend auch gemerkt, dass manche Phasen, die halt als Pause gelten, etwas anderes waren: Abstand, die Geschichte "reifen" lassen (oder mich).
Auch wenn ich gerade nicht geschrieben habe, habe ich manchmal überarbeitet oder einen Ratgeber gelesen und ausgearbeitet, mir Gedanken über den Plot gemacht oder Dinge im Realleben erledigt, was auch dazu gehört.

Ich habe festgestellt, dass ich mich nicht in starre Vorgaben und Zeitfenster pressen kann. ich muss immer so nach meinem Gefühl handeln.
Ich kann einen groben Plan machen: diese 10 Charaktere noch ausarbeiten, Kapitel x bis y lesen und die Logik prüfen, Schreibratgeber Z zu Ende lesen usw.
An dem hangel ich mich entlang, vor allem erstelle ich mir einen, wenn ich das Gefühl habe, nicht mehr durchzublicken.
Den Plot fertigzuschreiben hat auch ewig gedauert (handschriftlich). Aber danach wusste ich, dass ich es schreiben kann. Ich glaub 2 Monate später hab ich`s dann auch gemacht. Weil ich wusste, was der Reihe nach passieren wird, hatte ich keine Furcht vor Unterbrechungen.

Aber das Grundlegende war wirklich mein "Wille", es dieses Mal zu schaffen, egal wie. Kein Zwang, keine Selbstverurteilung, sondern mein Schwur an mich selbst, es durchzuziehen.

Na ja und es hat mir auch geholfen, dass der Schriftstellerkollege an mich geglaubt hat und ich ihm jeden Tag erzählt habe, dass ich mein halbes Kapitel geschrieben habe und ihm die Ohren vollheulen durfte, wie schwer es war, mich immer wieder dazu zu zwingen weiter zu machen.
(Letztlich war es aber nach wenigen Tagen besser und es hat wieder richtig Spaß gemacht).

Und es war toll, wenn ich jeden Abend wusste, dass ich es geschafft habe.
Setz dir doch ein kleines, überschaubares Ziel: 300 Wörter am Tag, eine  Seite (egal wie es klingt), zieh das ein paar Tage durch. Freu dich jeden Tag, dass du es gemacht hast und sieh, wie dein Text anwächst.
Wenn du es einen Tag nicht schaffst, kräme dich nicht und mach sofort am nächsten Tag weiter. Du wirst sehen, dass es zur Gewohnheit wird.

Falls das noch nicht möglich ist, kann es sein, dass dir noch Vorarbeiten fehlen.

EDIT: Meine Rohfassung hat 827 Seiten, also vergiss Anfängerfehler, es geht trotzdem ^^


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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Nordica
Leseratte


Beiträge: 137



Beitrag07.11.2019 14:07

von Nordica
Antworten mit Zitat

Zitat:
Früher dachte ich immer - man kann's oder man kann's nicht. Inzwischen bin ich da etwas einsichtiger geworden, was die Möglichkeiten zur Verbesserung betrifft.


Genau darum geht es in dem von mir genannten Buch. Viele von uns haben während der Kindheit (unbewusst) die Einstellung "man kann es, oder man kann es nicht, man hat Talent, oder halt nicht, manche sind intelligent, andere nicht, manche Beziehungen klappen, andere nicht ..." vermittelt bekommen.  Das passiert z.B. über Feedback von den Eltern und das Interessante dabei ist, dass nicht nur "du kannst das nicht", sondern auch Lob in Form von "Du bist so schlau", "du bist so begabt" zu dieser statischen Einstellung führt. (Die Autorin nennt das statisches Mindset.)

Die Konsequenz daraus kann sein, dass man Herausforderungen vermeidet, denn wenn es missglückt, dann hat man ja "bewiesen", dass man (doch) nicht zu den Schlauen, Begabten... gehört. Typisches Beispiel: Vor einer Prüfung ist Susi total nervös, die Umgebung "tröstet" sie mit den Worten: "Sowas hast du doch schon immer hingekriegt, du bist doch so intelligent, das bekommst du bestimmt hin ..." Das ist genau kontraproduktiv und macht alles nur noch schlimmer!

Ich fand das Buch vom Stil her etwas zu amerikanisch und ca. 10% vom Inhalt auch nur für die amerikanische Mentalität passend, den Rest jedoch unglaublich interessant, für das Schreiben, für die Beziehungsfähigkeit, die Arbeit mit Kindern ...

Noch eine Idee zum Prokrastinieren: ich fange Dinge manchmal nicht an bzw. mache sie nicht fertig, weil ich dann statt 1000 offener Möglichkeiten nur 1 Realität habe. (Hoffentlich ein Zeichen von Kreativität?? Irgendwo hier im Forum gibt es auch einen Thread zu verschiedenen Persönlichkeitstypen ...)

Liebe Grüße!
Nordica
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Hexenkind
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

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Beitrag15.11.2019 18:02

von Hexenkind
Antworten mit Zitat

Ich bin eine Recherche-Königin und das ist mein (lange unbewusstes) Mittel der Prokrastination. Fürchterlich! Gerade bei historischen Manuskripten ist es die perfekte Ausrede, denn irgendeine Jahreszahl oder ein Detail fehlt natürlich immernoch ...

Das eigentliche Problem ist meine frühere Unfähigkeit Rohfassungen zu schreiben. Es musste immer sofort druckreif sein, entsprechend habe ich Stunden für eine Normseite gebraucht und war danach völlig fertig mit den Nerven.

Für mich war und ist (denn ich übe das nach wie vor) absolute Disziplin die Lösung. Ein starrer Zeitplan, feste Schreibzeit in der ich nur Rohfassung zu Papier bringe. Eine halbe Stunde morgens und abends, die man immer erübrigen kann, selbst wenn die Welt draußen untergeht oder man die dickste Grippe hat, ist tausendmal besser als 3 feste Schreibstunden in denen wieder viel Gelegenheit für Ablenkung besteht. Ich komme in kleinen Etappen ans Ziel. Recherchiert wird zwischendurch und auch nur dann.

Von Schreibratgebern halte ich inzwischen wenig. Auch Plotten ist nicht für jeden geeignet. Stephen King (dessen Autobiografie auch ein Ratgeber ist, ein sehr guter sogar) rät vom Plotten ab und findet die meisten Schreibratgeber unsinnig. Er selbst hat schon immer gegen die Regeln geschrieben und es hat seinen Werken bekanntlich nicht geschadet. Das ist mir sympathisch und gibt Hoffnung. Laughing
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Taranisa
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Beitrag15.11.2019 20:29

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Hexenkind hat Folgendes geschrieben:
Ich bin eine Recherche-Königin und das ist mein (lange unbewusstes) Mittel der Prokrastination. Fürchterlich! Gerade bei historischen Manuskripten ist es die perfekte Ausrede, denn irgendeine Jahreszahl oder ein Detail fehlt natürlich immernoch ...

Da hatte ich von Anfang an ein gutes Gleichgewicht. Ich recherchiere gründlich während des Plottens vor, schreibe und recherchiere nach, wenn ich konkret für eine Stelle etwas brauche. OK, die Nachrecherche kann auch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber das hilft mir beispielsweise, aus dem "wie verpacke ich den Plan für die Szene genau"-Loch herauszukommen. Wirkt also auch inspirierend, so dass es flüssig(er) weitergehen kann mit dem Schreiben.


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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
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Nordlicht
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Beiträge: 3761



Beitrag17.11.2019 09:13

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Hexenkind hat Folgendes geschrieben:
Ich komme in kleinen Etappen ans Ziel. Recherchiert wird zwischendurch und auch nur dann.


Während des Schreibens zu recherchieren ist für mich auch das beste. Ich tendiere dazu, im Vorfeld Unmengen an Material zu lesen, das zwar sehr interessant ist, aber seinen Weg nie ins Buch findet.


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Maunzilla
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Beiträge: 2821



Beitrag17.11.2019 20:49

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Ich bin zu faul zum Recherchieren. Daher schreibe ich nur über Dinge, die ich kenne. Zum Glück verfüge ich um eine recht umfassende Bildung. Im Übrigen vertraue ich darauf, daß die Mehrzahl der Leser auch nicht schlauer ist. Wenn also 2-3 Fachleute etwas unstimmiges entdecken sollten, stört das die übrigen nicht. Razz

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Hexenkind
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Beiträge: 40
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Beitrag17.11.2019 22:57

von Hexenkind
Antworten mit Zitat

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Ich bin zu faul zum Recherchieren. Daher schreibe ich nur über Dinge, die ich kenne. Zum Glück verfüge ich um eine recht umfassende Bildung.


Mein historisches Wissen ist schon seit vielen Jahren sehr umfangreich, da ich tatsächlich zu den wenigen gehört habe, die sich schon zu Schulzeiten für Geschichte begeistern konnten. Die für mein Manuskript wirklich wichtigen Details findet man allerdings nicht in handelsüblichen Geschichtsbüchern. Da muss man schon tiefer schürfen, mitunter wirklich intensiv suchen und genau da beginnt die Recherche. Da ich mich in die Gefühlswelt meiner Figuren versetzen muss und möchte, reicht es nicht zu wissen, dass sie ein elendes Leben geführt haben.

Mit umfassender Bildung kommt man dem entsprechend, je nach Genre, auch nicht unbedingt weit, wenn die Infos, die man braucht, zu speziell sind. Laughing  ... und da ich selbst Details in Romanen als Leserin sehr liebe, schreibe ich entsprechend detailreich. Bis zum knusprig gebratenen Fasan auf dem Esstisch des Grafen. Wink
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