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Autor |
Nachricht |
poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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07.10.2019 12:53
von poetnick
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Zitat: | Ein klug gesetztes Lügen
wird jedermann genügen.
Drum zeig dich öfter klein;
das wirkt von vornherein!
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Nur bescheiden
So klopft der starke Brecht
aufs Kerbholz, wie ein Specht,
uns Espen ins Gewissen;
es reagiert mit Bissen
und sucht bald schlaue Leut,
(die tummeln sich verstreut),
verscheuchen unsern Bieder-
drang; stramme Untermieder
befedern neu den Leib.
Nun zög're nicht und schreib'
sokrat, mit Geistesgröße:
Das Große scheut die Blöße.
Edit war hier
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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07.10.2019 20:49
von Nina
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habt ihr inzwischen die mützenthematik hinter euch gelassen? *g*
also jetzt brecht. na gut. ich versuchs mal.
....
an ideen scheitern
heißt die sicht verbreitern
es hilft sich zu erneuern
ja, neues zu befeuern
es klopft poetnick dann
in der abteilung an
wo mieder gibts zu kaufen
es geht hier nicht ums saufen
nein, nur eins ist wichtig
geistesgröße? richtig.
bildung ist zu suchen drum
kommt ums lesen man nicht rum
gut, hinten raus fällt das gedicht ein bisschen ab, aber ich hab mir mühe gegeben. wirklich.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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07.10.2019 23:41 Jawohl, Brecht: von davidmuc
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[Er, hämisch. Sie schweigt, er spricht]
“Ja, lies nur einen Brecht
und ists den Beinen recht,
so lauf und plan’ und wage,
dein Plan wird Wahn und Plage,
doch höher sprießt er nicht!”
[Er schweigt. Sie niest. Er spricht:]
“Denn für det eene Leben,
bist du alleene eben,
jenau wie icke blöde...
Wohin ich blicke, Öde:
Die Tage schlecht verbringen,
und nächtens Brecht verschlingen…”
[sie lächelt breit, er winkt]
“...Na, wenn’s dich weiterbringt.”
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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10.10.2019 22:28 Re: Jawohl, Brecht: von Nina
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das ist wirklich toll geworden, davidmuc.
besonders diese stelle gefällt mir sehr:
Er schweigt. Sie niest. Er spricht
das ist so dynamisch, lebendig, so toll,
überhaupt, wie dir das geschüttelte so
wie aus dem ärmel heraus wirkt und klingt
einfach klasse. ich bin begeistert.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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13.10.2019 17:54
von menetekel
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Zitat: | Nun zög're nicht und schreib'
sokrat, mit Geistesgröße:
Das Große scheut die Blöße.
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Die Aufforderung: "Nun zögre nicht und schreib sokrat" , leuchtet mir total ein und wird hoffentliche noch viele Follower finden!
Und: Nein, liebe Nina, Michels Mütze ist weder vergeben noch vergessen und wird eines Tages wieder auftauchen. Versprochen. -
In deinem Gedicht fehlt mri dazu die Liftansage: "Herrenabteilung!" Wo soll uns' Michel denn sonst aussteigen?
David gibt bereits die weiterführende Antwort:
[Man schweigt. Der Michel schluchzt. Und kein Aas niest.] *hüstel
Zugegeben, Davids Version ist um Längen besser, passt aber dafür nicht zur Mützenfrage. Denn was der Herr Brecht war, hatte der ja stets eine lederne Prollkappe uff ... nä?
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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13.10.2019 18:12
von menetekel
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Formal ähnlich verhält es sich mit Vierzeilern, die sich aus jambischen Dreihebern mit ausschließlich weiblichen Kadenzen zusammensetzen, noch dazu paargereimt.
Ihr schlichtes Gepräge macht diese Form für Verse der Treue und Ergebenheit, sowie für Kirchenlieder geeignet. a a b b
Vorschlag zur Güte
Steh auf, o David, singe
dem Stricker aller Dinge,
doch nicht dem Herrn der Kappen;
das tät sich überlappen!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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13.10.2019 22:06
von firstoffertio
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Die letzten Blumen welken,
darunter keine Nelken,
doch Dahlien, die Stolzen,
auch sie dahin geschmolzen.
Ihr Kopfschmuck, grad so prächtig,
ist jetzt auf einmal schmächtig.
Hortensien verblassten,
bevor wir sie erfassten.
Strick dir schnell bunte Mützen,
dein eigen Haupt zu schützen,
Erfass den Mut zur Farbe.
Wenn du nicht willst, dann darbe
(auch).
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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14.10.2019 12:54
von Michel
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Bei aktueller Hitze
braucht es noch keine Mütze,
nein, lieber einen Becher
mit Eiskrem noch und nöcher.
In Schoko und Vanille
ahnt man bereis die Kühle
novembergrauer Tage -
mit Mütze, keine Frage!
Bald steh ich dann am Fenster
und warte auf Gespenster.
Die Tage werden kürzer -
und ich zum Kürbis-Würzer.
(Okay, das war jetzt kein Kirchenlied ...)
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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14.10.2019 19:06
von poetnick
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Nebenwirkung
Wie drückt die Kürbis-Würze
in herbsttäglicher Kürze
beschlagen Stubenscheiben;
und allen die da bleiben
beschleicht ein Nüsternflattern,
so blass als flüstern Nattern
versprüht man Tannenlüfte
vom Wunderbaum der Düfte,
zur Lichtung aus der Dose,
daß anonym die Hose,
woraus dies kroch verstumme;
doch reizt es in der Summe.
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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15.10.2019 23:16
von davidmuc
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Warmen Dank für die Erwähnungen, besonders auch die indirekte, namens Nüsternflattern! Nun gut festhalten, insbesondere die Mütze:
Erfahrung weiter Reisen
soll unsern Reiter weisen,
nicht in den Graben leiten,
wo schwarze Raben gleiten:
Schon schreit er Merde! Die Pfütze!
Und trägt sein Pferd die Mütze.
Wir sehn den Knaben fallen
Knockout, die Farben knallen
Fällt so ein fester Reiter,
Verstummt der Rest der Fighter,
steht in “Gun Pump” und “True Teen”
(das lesen Trump und Putin)
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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16.10.2019 22:45
von Tula
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Will dir bei großen Taten
mal etwas nicht geraten,
dann seufz' nicht 'Scheibenkleister'.
So zeigt sich heut' kein Meister.
Und schrei' nicht 'So 'ne Kacke!'
Das zeugt von Pflug und Hacke.
Auch 'Scheiße' zieht nur Runden
bei Kunz und Unter-Hunden.
Als Mensch der Prävalenzen
beweist du Kompetenzen.
Mit leichter Hand-Gebärde
entweicht dir ein 'Oh merde!'
Urlaubsgrüße
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3376 Wohnort: bei Freiburg
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17.10.2019 07:26
von Michel
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Da geh ich sofort mit
und denke "Holy Shit!"
Doch sind alle Fäkalien
doch letztlich nur Lappalien.
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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17.10.2019 10:34
von Nihil
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Vor allem wenn man bedenkt,
wie wenig man selber lenkt
im Leben,
denn zwischen Rasern und Masern,
Impfpflichtgegnern, Chemtrailspottern,
Waffensegnern, Umsturzplottern,
was kann es Tödlicheres geben,
als kein Herz zu haben? Eben.
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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21.10.2019 07:32
von menetekel
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Firstische Nelken gäben der Michelmütze den letzten Schliff: Ein Sträußlein davon, in den Maschen verankert, löste sicherlich nicht nur bem Münchner Oktoberfest Jubeljauchzer aus.
Der Mützeninhalt selbst löst beim Betroffenen herbstliche Gefühle aus. - Interessant ist hier die Assoziation des Kopfes mit einem Kürbis. * hüstel -
Auch Poetnick liebt dieses Gemüse, schreibt ihm aber Nebenwirkungen zu, die sonst nur im Zusammenhang mit Bohnen Verwendung finden. Aba: Manwaaßjanie!
David gelingt es wiederum, einen Bogen um dieses exkrementelle Thema zu schlagen und elegant auf die Tagespolitik und ihre Verursacher überzuleiten. Die liegt irgendwie nah an der Schüssel ...
Tula macht uns mit der besonderen, ausgestorbenen Art der Unterhunde bekannt, die sich nur allzu gern in solchen Behältnissen wälzen würden, wenn sie denn dürften. Ihr Ausruf: "O merde", glich dann mit Sicherheit einem ekstatischen Freudenausbruch.
Indes ahnt Michel, dass selbst der größte Shit mit Persil oder einem Persilschein weggewaschen werden kann.
Unverhofft besucht uns Nihil (Tach ) und gleitet vom Besonderen ins Allgemeine. Und er hat ja Recht: Herz ist immer gut. Besonders für die Liebhaber der Innereien.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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21.10.2019 07:42 Herzbruch von menetekel
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Amor schmollt
Das Glück hat sich verzogen
und Amors schlaffer Bogen
ruht träge in den Händen
des Gottes aller Spenden,
die je zwei Herzen trafen.
Wofür will er sie strafen?
Adele schaut nun beklommen,
will das zurückbekommen,
was sie zuvor empfunden
in all den trauten Stunden
der echten Facebookliebe:
der Gott schiebt heute Frust.
Nach mehrminütigem Googeln: "Welche prominenten Paare haben sich 2019 getrennt" erkannte ich nur einen Namen wieder. Den von Adele.
Wahrscheinlich lebe ich überhaupt nicht mehr am Puls der Zeit ...
Also: Sorry, Adele.
Heute Nachmittag warten neue Aufgaben auf euch und mich.
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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21.10.2019 15:43
von menetekel
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Verlängern wir die altbekannten kreuzgereimten Volksliedstrophen im dritten Vers durch eine betonte Silbe (zusätzliche Hebung), muss der Kreuzreim ad acta gelegt werden. Es entstehen also insgesamt zwei Waisen. x a x a. -
Diese eigentümliche Form wurde gern von Brentano genutzt.
Beispiel:
Es gießt heut Frust in Strömen
und trifft mein armes Herz;
warum durchweicht der dich nicht mal?
und trocknet mir den Nerz!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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21.10.2019 22:22
von firstoffertio
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Mein Herz ist heute fröhlich,
noch schmecken Brot und Wein.
Mein Hirn noch klar und kreativ.
Das wird bald anders sein.
Acht Tage werd ich darben,
frustriert und deprimiert.
Dann ess ich wieder alles gern,
wenn auch noch unfrisiert.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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22.10.2019 01:07
von davidmuc
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mein herz es klopft wir tragen
so schwer an haut und leib.
das leichte jung. das geile alt
so fern von laut und hype.
die nase tropft, wir klagen
und haben selten zeit,
wenngleich uns selten eile galt
solang ihr zelten seid.
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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25.10.2019 07:25 Die Zeit von menetekel
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Die Zeit
Im Niemandsland verloren
– zu selten sucht sie dich –
hörst du ihr Pochen, leis, am Tor
und fragst dich: Meint die mich?
Hast früher laut geschworen
am reich gedeckten Tisch:
Ich setz mich ein für *Ecuador
im Kampf und dichterisch!
Jetzt singst du, unverfroren,
im seichten Kanon mit
und lobst des Herbstes Feuerrot,
merkst kaum den Unterschied.
* Chile, Vietnam ...
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 903 Wohnort: die alte Stadt
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26.10.2019 23:54
von Tula
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stets im Trend
Als Frühlings-zartes Grün
beim Oster-Schlussverkauf,
so lockig-duftend wie ein Feld
brach's meine Knospen auf.
Im Sommer-hohen Blau
zog's mich dann himmelwärts.
So dauer-wellig wie das Meer
umspülte es mein Herz.
Des Herbstes Feuerrot,
vom Scheitel bis Brust,
schlug zottig-zornig wie ein Sturm
(bis zum Kontrollverlust).
Der Winter kommt. Katarrh
und Kälte sind sein Preis.
Noch knistert's im Kamin. Dein Haar
blüht still wie Edel-Weiß.
PS: der Katarrh-Haar-Reim war gar nicht beabsichtigt. Ich lass ihn dennoch mal so stehen, als "Sonder-Form". Kein Trend ohne irgendeine neue Nuance
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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27.10.2019 22:03
von poetnick
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Nach M's Aufrüttler ging Tula durch die vier Jahreszeiten in die Innerlichkeit.
Da blüht ein Happy-End
Zitat: | Dein Haar
blüht still wie Edel-Weiß. |
Danach sind natürlich nur noch Randnotizen möglich, nachgereicht.
So dreht sich's wohl im Kreise,
als Greis liegt man so kahl
wie einst das Kind im Bettchen
mit Zähnen gleich an Zahl;
gemein auch bleibt‘s den Jahren,
damit sind wir im Bild -
den Blick daran zu heften,
an das was wärmt und stillt.
Umsorgt wird man geschoben
auf einen Sonnenplatz,
behilflich stets die Liebsten
mit Rollsperre und Latz.
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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28.10.2019 00:21
von davidmuc
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Allmählich weicht der Schleier,
wie auch das Grauen leis
bloß laut schreit, als die Bahn dort hält
der Rost am Rauhen Gleis.
Ein Kater schleicht, der Weiher
liegt hier vor dir versteckt
da hinten kräht ein Hahn, dort bellt
ein Hund, vom Stier verdeckt.
Komm, lass uns Decken holen,
zwar wirds beim Fest dann warm,
doch ists selbst noch am Feuer nass.
Vor meiner Westernfarm
plärrn in den Hecken Dohlen.
Was ich bei Tag erlausch,
die Stimmen, die ich neu erfass,
wenn ich mein Lager tausch.
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