Dein Vater ist tot und Du reißt mit Deiner Großmutter Witze

[Münsch]

Als Dein Vater starb,
war er sowie schon für alle gestorben.

Als man ihn auf der Toilette fand,
fanden ihn sowieso schon alle scheiße.

In seinen Taschen waren 46 Pfennig
und ein halbvolles Feuerzeug.

Du hast das Geld genommen
und das Feuerzeug benutzt.

Als er zu Grabe getragen wurde,
waren da nur Du und deine Großmutter.

Ihr gingt hinter dem Sarg her
und erzähltet euch Witze.

Ihr habt gelacht, als er in die Erde rutschte.
Nicht jeder Tod ist ein Verlust?

[Pismo]

Ja, so ist das manchmal.
Gut, pointiert erzählt.

Vor allem, wenn die unliebsame Verwandtschaft dann auch wirklich abtritt.
Die Menschen, bei denen man es sich wünschen würde, erweisen sich ja oft als besonders zäh.  

Ich würde den letzten Satz ja fast weglassen.

LG,
Pismo

[Manuel M. Lorenz]

Kurzweilig und witzig!
Für den Titel in Kombination mit dem Avatar hast du einen Preis verdient!

herzlichst
nicholas

P.S.: Mich würd ja schon interessieren welcher Witz erzählt wurde...

[Münsch]

@ Pismo: Hab dir eine PN geschickt ...

@Nicholas: Danke schön! Den Witz habe ich leider nicht mitbekommen - war ja nicht mit dabei!
Ich weiß aber aus erster Hand, das es wirklich eine entspannte Atmosphäre gewesen sein soll, an jenem Nachmittag bei jener halbstündigen Erdbestattung. Irgendwie traurig!

Viele Grüße vom Münsch

[Berni]

Also sorry,

bei mir kam die Botschaft des Textes irgendwie gar nicht komisch an. Eher sehr, sehr traurig! Kann mich aber auch verlesen haben.  

Ciao,
Bernd

[Inni]

Gefällt mir auch gut!

Das ist ja gerade der Reiz an diesem Gedicht, dass man es ernsthaft und komisch auffassen kann! Es lebe die Doppelbödigkeit!
 
Inni

[jim-knopf]

Hey Münsch

Ja, den Titel finde ich sehr gelungen. Man erwartet etwas Großes, wenn man diesen Titel ließt.
Und meiner Meinung nach, kann der Text mit dem Titel nicht ganz mit halten.

Ich weiß nicht recht, welche Stimmung du erzeugen wolltest. Bei mir kommt dabei nur sehr wenig an. Und das liegt für mich an der zum Teil etwas trivialen Sprache, die du verwendest.

[Münsch]

Erstmal vielen Dank für die Rückmeldungen.

@Berni: Das Thema an und für sich ist natürlich traurig. Nicht so sehr, dass ein Mensch unbetrauert stirbt, sondern was dahinter steht; was er seiner Familie angetan hat, um ein solches Verhalten hervorzurufen.

@Inni: Wenn mir tatsächlich eine Doppelbödigkeit gelungen ist, so freut mich dies sehr, denn sie war beabsichtigt.

@jim-knopf: Tatsächlich wollte ich eine ambivalente Stimmung, denn das Thema ist sehr ambivalent: "Muss" man um einen Menschen trauern, der einem sehr nahesteht, selbst wenn er die Trauer "nicht wert" ist?

Ich finde diese Thematik extrem faszinierend, denn es wird nicht gerne darüber gesprochen und man kommt dabei sehr schnell in den Hauch des "Respektlosen", aber das ist von mir gewollt und diesen Vorwurf nehme ich auch gerne an.

Der Vater, um den es hier geht, war ein Totschläger und hatte mehrere schwere Körperverletzungen zu verantworten. Der seelische Schaden, den er seiner Familie angetan hat, ist unbeziffert. Ob er letztlich wirklich unbetrauert starb, ist nicht sicher. Das will ich mit dem letzten Satz ausdrücken: "Nicht jeder Tod ist ein Verlust?"

Vielleicht konnte ich dir meine Intention näher bringen.

Viele Grüße, Münsch