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Autor |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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30.09.2019 00:15 Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs 2 von davidmuc
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Ich find Sonette sowas von bescheuert
ich sag es gern nochmal als Loop vom Band
ich habe die Debatte schon befeuert,
da war der Gernhardt noch ein Bub vom Land
Ich sags nicht. andre petzen es wahrscheinlich:
Der ganze Lobessang im Netz ist Scheiß.
Ich kann son Müll nicht schätzen, es war peinlich
und alles was ich mega schätz ist nice.
Verzieht euch, ihr verdammten Wichser. Bleichen
Gelehrten glaub ich ohnehin kein Wort
Welch krankes Lob hat man nicht schon beteuert!?
Du kannst mich nicht, trotz deines Blicks, erweichen:
Sonette sind kein Hauptgewinn, kein Hort
Ich sags nochmal im netten Ton: bescheuert.
Weitere Werke von davidmuc:
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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03.10.2019 22:55
von Tula
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Überzeugend, David. Der alte Gernhardt hätte hier mitgelacht.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2451 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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05.10.2019 07:56
von menetekel
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Es gibt unzählige Schmähgedichte auf Sonette. Und kaum einen Dichter, der sich dieser Form auf ewig verweigert hätte.
Dein Gedicht fügt sich ebenbürtig in diese Reihe: ein Lästerwerk - doch nicht ohne hintergründigen Respekt.
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3416 Wohnort: Heidelberg
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05.10.2019 13:47
von Eredor
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Hm, ja. Ist natürlich nichts Neues, gleichzeitig ganz okay gemacht, wenn auch mit einigen Zweckreimen (Scheiß/nice *schauder*) und kleinen syntaktisch-semantischen Fehlstellungen:
Der ganze Lobessang im Netz ist Scheiß.
Ich kann son Müll nicht schätzen, es war peinlich
--> zum einen stimmt die Zeitform nicht, zum anderen: was genau war peinlich? Die Lobgesänge? Mal davon abgesehen, dass mir nicht bewusst ist, wo genau im Internet alle Menschen Sonette abfeiern
Sonette sind kein Hauptgewinn, kein Hort
Ich sags nochmal im netten Ton: bescheuert.
--> Die Satzstruktur suggeriert, dass Sonette - nochmal im netten Ton - kein bescheuert sind.
Dann noch den impliziten Leser anzusprechen, ihm einen "Blick" anzudichten, nur um das letzte Terzett zu füllen... ach, puh. Das wirkt auf mich alles - verzeih mir den Ausdruck- wie das uninspirierte Nachdichten eines Textes von Gernhardt, der ebenfalls nicht besonders großartig ist und allenfalls mal für den kleinen Lacher in der Literatur-Einführungsvorlesung taugt. Für mich fügt dieser Text der Sonett-Kritik nichts neues hinzu, was ihn ...naja, obsolet macht (zumindest für mich, er kam ja bei anderen LeserInnen besser an). Die erste Strophe halte ich übrigens für sehr gelungen, danach verliert das Gedicht mMn. an Qualität und ist viel zu sehr damit beschäftigt, nicht die Form zu verletzen; die Inhaltsebene wird zweitrangig.
Nichts für ungut,
LG Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2451 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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07.10.2019 07:42
von menetekel
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Hallo Eredor,
ist dir eigentlich aufgefallen, dass es sich hier um Schüttelreime handelt?
"Nix für ungut"
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3416 Wohnort: Heidelberg
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08.10.2019 16:38
von Eredor
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Liebe Menetekel,
Dass davidmuc mit Schüttelreimen eine ganze Menge anstellen kann, ist mir nicht entgangen (ich schau hier schon mal ab und zu ins Forum, auch wenn das nicht immer so aussieht. ). Schüttelreime als Qualitätsmerkmal allein genügen mir jedoch nicht, zumal dann, wenn sie sich kontraproduktiv auf Syntax und Semantik auswirken, weil das auf mich erzwungen wirkt.
LG Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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09.10.2019 23:29
von davidmuc
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Danke, Tula und menetekel.
Und danke, Eredor!
Ich stimme Dir in einigen Punkten zu, besonders, was das zweite Quartett betrifft. Vielleicht sollte ich das Ganze, mit Ausnahme von Q1 nochmal neu erarbeiten.
Wo ich weniger zustimme ist z.B. die Verkennung von humorvoll gebrauchtem Modeslang, im Sinne des Originals, nur eben auf heute übertragen. (nice/scheiß) - [dass das "schlimm" ist, ist genau der Zweck], als sprachliche Parodie.
Und die Kritik am Schlusssatz-understatement verstehe ich nicht.
"im netten Ton: bescheuert" heißt doch: wenn ich nett bin, nenne ich das "bescheuert", wenn ich ehrlich bin, dann ist 'bescheuert' noch reichlich untertrieben.
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3416 Wohnort: Heidelberg
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11.10.2019 19:39
von Eredor
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Lieber davidmuc,
danke für deinen Widerspruch, denn er hat mir gezeigt, wo du mit den Zeilen hinwolltest - und jetzt verstehe ich, warum mich der nice/scheiß-Reim so gestört hat: Er sticht aus dem Textkorpus heraus.
Während Gernhardt prinzipiell in einem Sprachsystem bleibt, wechselt dein Gedicht zwischen Varietäten. "Bub" ist eine süddeutsche Variante, die ich intuitiv mit Alterssprache bezeichnen würde. "Debatte" erscheint mir als Fachausdruck, "petzen" ist ebenfalls veraltet und "Lobessang" geht in Richtung schöne Literatur, ähnlich wie "schätzen", das sehr formell klingt. Weißt du, worauf ich hinauswill? Während ich mir bei Gernhardt richtig vorstellen kann, wie das jemand wütend beim zehnten Bier herausschmettert (und zufällig ein Sonett dabei macht), glaube ich deinem lyrischen Ich nicht, dass es Sonette hasst, weil niemand, den ich mir vorstellen kann, das genau so sagen würde, es ist nicht authentisch (nicht für mich). Wechsel zwischen verschiedenen Sprachsystemen, vor allem, wenn sie derart auffällig sind, müssen motiviert in Bezug auf Wirkung und Aussage sein. Bei diesem Gedicht jedoch habe ich das Gefühl, sie sind nur hinsichtlich eines Metrums und Reimschemas motiviert, was zugleich (für mich) eine abgeschwächte Bedeutung der Worte impliziert, denn sie sind ja nur formal motiviert und daher auch irgendwie austauschbar.
Noch kurz:
Zitat: | Und die Kritik am Schlusssatz-understatement verstehe ich nicht. |
Ich hab mich da auch blöd ausgedrückt, irgendwie. So lese ich das als Satz:
Zitat: | Sonette sind kein Hauptgewinn, keinHort, Ich sags nochmal im netten Ton: bescheuert. |
"sind kein" erscheint mir hier als Bedeutungszusammenhang, der sich über den Satz fortzieht und durch das zweite "kein" nochmal betont wird.
Sonette sind kein Hauptgewinn, kein Hort, ich sags nochmal im netten Ton: sie sind bescheuert.
Damit klar wird, dass dieser Bedeutungszusammenhang für "bescheuert" nicht mehr gültig ist, hätte es das oben Fettierte gebraucht. Das mag arg kleinlich erscheinen, weil letztlich versteht es ja jeder auf Anhieb, aber rein logisch ist dieser Satz so nicht ganz präzise, und auch hier glaube ich nicht, dass ihn jemand genau so sagen könnte, auch das erscheint mir nicht authentisch.
Das aber zur Erklärung, ich bin mir sicher, der Text hat unheimlichen Spaß bereitet, es ging mir lediglich darum, auszuformulieren, warum er für mich so nicht funktioniert.
LG Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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16.10.2019 23:02
von davidmuc
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Hallo Dennis,
danke, vor allem auch für die Ausführlichkeit - jetzt verstehe ich, was du meinst.
Und werde es mir zu Herzen nehmen. Ja, ich habe schon kohärenter und kohäsiver geschrieben
Vielleicht nehme ich mir nochmal die Zeit, das Thema nochmal neu zu erarbeiten.
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