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Graue Schimmer - Szene 1


 
 
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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag24.09.2019 16:11
Graue Schimmer - Szene 1
von Amarenakirsche
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich habe mich nach Ewigkeiten dazu durchgerungen, den Anfang meines Jugendromanprojektes hier vorzustellen. Die Szene soll die Normalität im Alltag der Protagonistin Maja zeigen, bevor die Fantasyelemente ins Spiel kommen.

Gerade war ich ein wenig irritiert, weil ich vor einigen Jahren (es ist wirklich schon sehr lange her) bereits etwas in der Werkstatt gepostet hatte, das aber nun scheinbar nicht mehr geht.
Aber macht ja nichts. smile Dann hier.

Bin gespannt, was ihr zu sagen habt. Ich freue mich über jede Kritik!

Liebe Grüße
die Kirsche
...................................................................

Kapitel 1

„Höher! Bis in den Himmel!“, jauchzte Eva und wackelte mit den Beinen.
„Wie Ihr befiehlt, Euer Hoheit.“ Maja ließ ihre kleine Schwester auf der Schaukel immer schneller fliegen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf den Wangen. „Was siehst du von da oben?“
„Den ganzen Spielplatz“, rief Eva begeistert. „Die Rutsche und die Wippe und das Klettergerüst. Und Leo!“
Da sah auch Maja die Gestalt mit kurzen braunen Haaren und einer vollgepackten Stofftasche auf sie zukommen. Ihre beste Freundin winkte fröhlich.
„Leo!“ Eva wartete ungeduldig, bis die Schaukel langsamer schwang. Dann sprang sie herunter, rannte in die ausgestreckten Arme und ließ sich durch die Luft wirbeln.
Maja umarmte Leonie zur Begrüßung und Eva hüpfte los in Richtung Rutsche. Sie halfen ihr die Stufen hoch und positionierten sich dann links und rechts, um sie anzufeuern. Mit roten Bäckchen sauste das Mädchen hinunter und wollte gleich noch einmal.
Maja seufzte. „Wenn morgen keine Schule wäre, könnten wir das jeden Tag machen.“
Grinsend half Leo Eva erneut die Leiter hinauf. „Ach, so schlimm ist das nicht. Immerhin sehen wir Elli wieder.“
„Sie hat bestimmt viel zu erzählen.“
Leonie lachte. „Wenn ich so oft im Urlaub wäre, hätte ich das auch.“ Sie half Eva aufzustehen, die mit dem Hintern auf dem Boden gelandet war und nun zur Wippe eilte.
„Zehnte Klasse. Ich bin mal gespannt, welche Lehrer wir bekommen“, überlegte Maja und folgte ihrer Schwester.
Ihre beste Freundin nickte. „Den Bachter würde ich sofort tauschen. Ich versteh sowieso kein Wort von dem, was er sagt. In Mathe wird das immer schlimmer.“
Eva war auf die Sitzbank der Wippe geklettert und wartete ungeduldig auf sie. Maja nahm neben ihr Platz. Leonie setzte sich ihnen gegenüber und stieß sich mit den Füßen so fest vom Boden ab, dass die Wippe wild auf und ab schaukelte und Eva vor Lachen einen Schluckauf bekam.
Sie wippten so lange, bis Majas Magen rebellierte. Dann wurde geschaukelt, noch einmal gerutscht und schließlich bauten sie zu dritt eine riesige Sandburg. Naja, Eva gab vor zu helfen, klopfte mit wichtiger Miene auf dem Sandhaufen herum und suchte nach Stöckchen und Federn, mit denen sie die Burg verzieren konnte.
„Fertig.“ Maja ließ sich in den Sand fallen. „Was sagst du? Kann die Prinzessin einziehen?“
Eva betrachtete die Burg einen Moment lang mit forschendem Blick, dann steckte sie eine letzte Feder in die Spitze. „Jetzt.“
„Sag mal Eva, hast du Lust auf eine Schatzsuche?“
„Ja!“ Das Mädchen strahlte Leonie von einer Wange zur anderen an. „Wo ist der Schatz?“
Maja lachte. „Du Schlaumeier, wenn wir das wüssten, müssten wir ja nicht suchen!“
„Er ist hier auf dem Spielplatz“, gab Leo einen Tipp. „Und du musst nicht im Sand buddeln.“
Eifrig tapste Eva los, um einen Blick in das Spielhaus zu werfen. Maja sah sich um. Außer ihnen war nur eine Mutter mit zwei kleinen Jungen auf dem Spielplatz, die am anderen Ende Fußball spielten - oder versuchten den Ball zu treffen. Weiter hinten im Park picknickte eine Familie und drei Frauen sonnten sich.
„Glaubst du, ich habe den Schatz in der Gruselvilla versteckt?“, unterbrach Leonie ihre Gedanken.
„Was?“
Sie deutete auf das große, alte Haus auf der anderen Straßenseite. „Du hast hingeschaut, als wolltest du dir ein neues Zuhause suchen.“
„Ich würde mich nicht für hundert Euro da reintrauen.“ Schaudernd betrachtete Maja die Villa. Durch die zerbrochenen, staubbedeckten Fensterscheiben drang kein Lichtschein nach außen. Die Eingangstür war mit Brettern vernagelt und an vielen Stellen der Fassade bröckelte der Putz ab. Eine Hälfte des ehemals pompösen Hauses war mit Efeu überwuchert.
„Ich wette, die Gerüchte stimmen, dass es in der Villa spukt. Wenn ich ein Geist wäre, würde ich einziehen.“
„Es sieht vielleicht jetzt aus wie ein Gruselbunker, aber ich glaube, das Haus war mal wunderschön“, sinnierte Leonie. „Wenn du dir das Grau und das Gestrüpp wegdenkst, alles in weiß anstreichst und neue Fenster einbaust – Das wäre wie ein kleiner Palast.“
Es war schwierig das zerstörte Bild beiseitezuschieben, aber vielleicht hatte Leo Recht. Der runde Balkon mit der verzierten Balustrade sah beinahe so aus, als könnte man von dort oben Ansprachen an seine Untergebenen halten. „Du solltest Architektin werden. Du hast echt ein Auge für so was.“
Grinsend rappelte ihre Freundin sich auf. „Und dann mach ich den Bunker fertig und ziehe selber ein. Keine Sorge, du wirst Ehrengast auf den Dinnerparties.“
„Das will ich sehen. Sag mal, wo ist Eva? Eva-Maus, hast du was gefunden?“
„Hier!“, ertönte der Ruf vom Klettergerüst. Oben hockte Majas Schwester und verdrückte genüsslich kleine Gummibärchen aus der aufgerissenen Tüte in ihrer Hand. „Hab ich ganz ohne euch gefunden.“
Leonie lachte. „Die muss ich beim nächsten Mal wohl besser verstecken.“
„Aber wie bist du denn alleine die Leiter hochgekommen?“, wunderte sich Maja.
„Nicht alleine, Alice hat mir geholfen.“ Eva deutete hinter sich. „Sie hat mich hochgezogen.“
Maja suchte das Klettergerüst nach einem Mädchen ab, doch außer Eva war niemand zu sehen.
Leonie stupste der Kleinen an die Nase. „Eure Familie ist beneidenswert. So viel Fantasie hätte ich auch gerne.“ Sie warf ihrer Freundin einen bedauernden Blick zu. „Ist es nicht komisch, wie alt wir sind? Ein paar imaginäre Freunde wären was.“
Maja kicherte. „Ich besorg dir welche. Eva, krieg ich auch ein Gummibärchen?“
Sorgfältig wählte ihre Schwester einen kleinen grünen Bären aus und überreichte ihn wie einen Pokal. Dann machten sie es sich auf der Wiese bequem, um die restlichen Gummibären zu verspeisen und im Himmel nach Wolkentieren zu suchen.

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Ralphie
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Beitrag24.09.2019 16:19

von Ralphie
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Sehr schön geschrieben - und endlich mal ohne Rechtschreibfehler. Der Anfang weckt Interesse.
 Daumen hoch
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Bunt Speck
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Beitrag24.09.2019 17:08

von Bunt Speck
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Ralphie hat recht. Echt gut geschrieben. Da möchte man mehr ...

Nur zwei Kleinigkeiten:

Am Anfang heißt es "Wie Ihr befiehlt" ... ich meine, das müsste "Wie Ihr befehlt" heißen.

Und am Ende ist die Spannung super aufgebaut mit den "fantastischen Elementen" ... erst das Spukhaus, das mich als Leser gleich fesselt ... dann der creepy Moment mit Alice, der mich auch gleich stutzig macht. Hier finde ich dann ein wenig schade, dass Du nicht noch mehr auf dem Gruselmoment bleibst. Alice wird gleich mit "Fantasie" abgetan, was ich mir als Leser natürlich auch gleich denke. Ich weiß ja nicht, was Du mit der Geschichte noch vorhast ... aber wenn das ein creepy Moment sein soll, dann könnte für meinen Geschmack Maja noch ein wenig erschrockener, nachdenklicher, ergriffener (wie auch immer sein) sein, damit Alice als Leserattraktion nicht gleich wieder normalisiert und damit verloren geht ...
... also vielleicht Maja nicht kichern lassen, sondern schwach lächeln oder sowas.

Grüße
Bunt


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Amarenakirsche
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Beitrag24.09.2019 17:43

von Amarenakirsche
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Hallo ihr zwei,
danke für die schnellen Rückmeldungen!

Ralphie, es freut mich, dass es dein Interesse weckt.

Bunt Speck, danke für den Tipp für den Satz. Ich schaue das noch einmal nach, aber wahrscheinlich hast du Recht. Ich bin da irgendwie auch immer drüber gestolpert.
Der Moment mit Alice deutet darauf hin, was noch kommt, soll ehrlich gesagt aber noch nicht creepy wirken. Dass Maja die Sache abtut, ist gewollt, sie erinnert sich dann im Nachhinein daran. Alice ist nämlich keine Fantasie, sondern existiert - nur sieht sie sie noch nicht. smile Aber das mit dem Kichern überlege ich trotzdem noch mal.

Danke euch!
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Ralphie
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Beitrag24.09.2019 18:13

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Es heißt schon: "Wie Ihr befehlt."
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Bunt Speck
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 436
Wohnort: Brimm


Beitrag24.09.2019 20:43

von Bunt Speck
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Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:

Der Moment mit Alice deutet darauf hin, was noch kommt, soll ehrlich gesagt aber noch nicht creepy wirken. Dass Maja die Sache abtut, ist gewollt, sie erinnert sich dann im Nachhinein daran. Alice ist nämlich keine Fantasie, sondern existiert - nur sieht sie sie noch nicht. smile Aber das mit dem Kichern überlege ich trotzdem noch mal.


Alles klar. Aber dann siehst Du an meiner Reaktion schon, was vielleicht auch bei anderen das Kopfkino macht. Da kannst Du jetzt mit spielen oder nicht ...

Grüße
Bunt


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Ichlesehier
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Beiträge: 18



Beitrag25.09.2019 13:10

von Ichlesehier
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Liest sich sehr schön und flüssig. Ich grusel mich jetzt schon. Horror ist nicht mein Ding.
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KeTam
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Beitrag25.09.2019 17:03

von KeTam
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Hallo Amarenakirsche,

den Ansatz finde ich gut. Zuerst die bunte, fröhliche Welt des Spielplatzes, danach der Kontrast mit der verfallenen Villa. Ich denke, du willst da Atmosphäre aufbauen, aber so gelingt dir das mmn noch nicht.

Die Kleine rutscht, schaukelt, wippt, baut eine Sandburg.
Ich seh da aber (noch) nichts vor mir. Ich erfahre das lediglich.

Der Einstieg würde besser gelingen, wenn du uns erst mal eine Art Überblick verschaffst, uns Bilder zeigst. Einen "Kameraschwenk" über den belebten Spielplatz, ein Zoom auf die Schaukel und dann kann gerne der Dialog anfangen.

Bei der Villa gelingt dir das auch schon viel besser, da hab ich gleich ein Bild im Kopf.

Dinge wie "...aber ich glaube, das Haus war mal wunderschön“, sinnierte Leonie" solltest du auch eher vermeiden. Man ließt schon raus, dass Leonie sinniert, das "sinnierte" kannst du also getrost streichen.

Die Kleine sagt, Alice hätte ihr geholfen, die Schwester schaut sich um, sieht niemanden und damit könnte das eigentlich erst mal "abgehakt" sein.

Als Leser denke ich mir natürlich meinen Teil. Das macht die Sache spannend.

Ich hoffe, das hilft was und wie gesagt, denke ich, dass du da ganz tolle Bilder im Kopf hast, nur zeigst du sie eben noch nicht.

LG, KeTam.
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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag25.09.2019 18:36

von Amarenakirsche
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Danke schön für die hilfreichen Antworten!

Bunt Speck, auf jeden Fall danke für den Eindruck. Ich überlege mal, wie ich das nutzen kann.

Ichlesehier, vielen Dank. Aber keine Sorge, Horror wird es wirklich nicht. lol2

KeTam, das mit dem Überblick ist ein wirklich guter Hinweis. Ich dachte, ich gebe ihn später mit den anderen Gästen des Spielplatzes und steige mit dem Dialog direkt in die Handlung ein. Aber ich werde die Alternative gerne ausprobieren und schauen, wie das wirkt. smile
Und das mit den Verben bei der wörtlichen Rede werde ich auch noch mal genauer unter die Lupe nehmen.
Danke danke!!
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Rodge
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Beitrag26.09.2019 07:29

von Rodge
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Moin Amarenakirsche,

schön geschrieben, ich sehe die Bilder vor mir, dennoch einige Kleinigkeiten (alles nur meine Sicht, andere mögen das anders sehen):

- Zu viel adverbiales hüpfend, lachend, weinend - z. B. "jauchzte Eva und wackelte mit den Beinen". Das sind ausgetretene Pfade (schon Tausend mal gelesen) ohne dass ich genau weiß, was damit gemeint ist (wie jauchzt man denn? und was bedeutet es, wenn man dabei mit den Beinen wackelt?).

- "Ist es nicht komisch, wie alt wir sind?" - Das passt für mich nicht zu Kindern auf dem Spielplatz

Ansonsten habe ich das gerne gelesen...

Grüße
Rodge
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Ichlesehier
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 18



Beitrag26.09.2019 12:02

von Ichlesehier
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Dann bin ich jetzt gespannt, wie das Mädchen so plötzlich verschwinden konnte. Vielleicht eine Mischung aus SciFi Fantasy und sie kann sich teleportieren oder beamen, dann wäre es auch nicht mehr gruselig lol2
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Amarenakirsche
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Beitrag27.09.2019 13:46

von Amarenakirsche
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Rodge, Danke dir. Beim erneuten Lesen ist mir das mit den Adverbien dann auch aufgefallen. Und Adjektivitis ist auch teilweise vorhanden, glaube ich...

Ichlesehier, keins von beidem. smile aber das käme dann im weiteren Verlauf.
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Daniel de Iguazu
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Beiträge: 86



Beitrag28.09.2019 15:13

von Daniel de Iguazu
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Hallo Amarenakirsche,

deine Geschichte hat lebhafte Bilder und ist spannend geschrieben. Ich habe den Text sehr gerne gelesen.

Einige Anmerkungen:
Zitat:
„Zehnte Klasse. Ich bin mal gespannt, welche Lehrer wir bekommen“, überlegte Maja und folgte ihrer Schwester.

Hier bin ich arg gestolpert. Sind sie in der zehnten Klasse? Dann müssten sie so um die 16 Jahre alt sein. Vorher habe ich gedacht, sie wären deutlich jünger.
Ich dachte das wegen folgender Sätze:
Zitat:
Sie halfen ihr die Stufen hoch und positionierten sich dann links und rechts, um sie anzufeuern. Mit roten Bäckchen sauste das Mädchen hinunter und wollte gleich noch einmal.
Grinsend half Leo Eva erneut die Leiter hinauf.
Sie half Eva aufzustehen, die mit dem Hintern auf dem Boden gelandet war und nun zur Wippe eilte.
Leonie setzte sich ihnen gegenüber und stieß sich mit den Füßen so fest vom Boden ab, dass die Wippe wild auf und ab schaukelte und Eva vor Lachen einen Schluckauf bekam.
„Aber wie bist du denn alleine die Leiter hochgekommen?“, wunderte sich Maja.

Muss man einer 16-Jährigen die Leiter hoch helfen? Oder lachen 16-Jährige beim Wippen so sehr, dass sie einen Schluckauf bekommen?


Zitat:
„Sag mal Eva, hast du Lust auf eine Schatzsuche?“

Es wird erst im nächsten Satz klar, dass das Leonie sagt. Warum spricht sie nur Eva und nicht beide Schwestern an?

Zitat:
- oder versuchten den Ball zu treffen

Würde ich weglassen. Zählt für mich schon zu Fußballspielen.

Zitat:
„Du hast hingeschaut, als wolltest du dir ein neues Zuhause suchen.“

Aber vorher schriebst du: „Maja sah sich um. Außer ihnen war nur eine Mutter mit zwei kleinen Jungen auf dem Spielplatz, die am anderen Ende Fußball spielten - oder versuchten den Ball zu treffen. Weiter hinten im Park picknickte eine Familie und drei Frauen sonnten sich.“
Also schaute sie sich auf dem Spielplatz um und nicht zum alten Haus?

Zitat:
„Ich wette, die Gerüchte stimmen, dass es in der Villa spukt. Wenn ich ein Geist wäre, würde ich einziehen.“

Wer sagt das? Dass es nicht Leonie ist, wird erst im nächsten Satz klar.

Liebe Grüße
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Amarenakirsche
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Beitrag29.09.2019 16:10

von Amarenakirsche
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Hallo Daniel,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast zu lesen und so einen ausführlichen Kommentar zu schreiben. Und danke für das Lob. smile

Leonie und Maja sind 15, Eva ist Majas Halbschwester und fast vier. Die beiden Großen kümmern sich sozusagen um die Kleine, weil die Mutter an dem Nachmittag arbeitet (das weiß man natürlich noch nicht). Ich hatte aber gehofft, den Altersunterschied würde man im Kontext verstehen.

Das mit dem Umschauen habe ich so im Kopf, dass Leo in dem Moment nicht genau sieht, wo Maja hinschaut. Andere Leser sind bisher nicht gestolpert, aber dann schaue ich mir das noch mal an.
Den Rest genauso.

Danke für die Hinweise!
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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag29.09.2019 16:26
Szene 3
von Amarenakirsche
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Ich würde gerne die übernächste Szene hochladen, in der zwei weitere wichtige Charaktere eingeführt werden. Vielleicht mag ja jemand weiterlesen. smile
In der vorherigen Szene ging es um den Beginn des ersten Schultages. Leo und Maja sehen ihre Freundin Elena wieder, die aus den Ferien berichtet. Aber da ich glaube, dass nicht allzu lange Texte eher gelesen werden, lasse ich die weg.

Ich bin gespannt auf alle Kommentare. Und bitte kein Blatt vor den Mund nehmen!

....................................................

Maja lief den Gang hinunter bis zum letzten Raum auf der linken Seite. Die Tür stand offen und von drinnen hörte sie Fetzen angeregter Unterhaltungen. Es hatten sich bereits Grüppchen gebildet, aber in der dritten Reihe am Fenster waren noch zwei Plätze frei und schnell setzte sie sich auf den äußeren Stuhl. Maja packte ihr Etui und das Heft aus, dann blickte sie sich im Raum nach bekannten Gesichtern um. Da waren Amir und Timo, zwei der coolen Jungs aus ihrer Klasse, die mit dem Skateboard zur Schule kamen und immer eine Freundin zu haben schienen. Ein paar andere kannte sie aus den Parallelklassen.
„Ist hier noch frei?“
Sie zuckte so heftig zusammen, dass der Kuli klappernd auf den Tisch fiel.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Der Junge, der sie angesprochen hatte, lächelte und deutete fragend auf den leeren Stuhl.
Maja nickte.
„Danke.“ Er setzte sich und hielt ihr eine Hand hin. „Mein Name ist Ben.“
„Maja.“ Sie schüttelte sie – sie konnte sich nicht erinnern, je einem Mitschüler die Hand geschüttelt zu haben. Er hatte lange, schlanke Finger. Schnell hob sie den Blick von seinen Händen. „Äh… in welcher Klasse bist du?“
„In der c, aber erst seit heute. Ich bin neu an der Schule.“
Deshalb hatte sie ihn noch nie gesehen. Er hatte dunkle, fast schwarze Haare, die ihm in die Augen fielen, und trug Jeans und ein schlichtes, schwarzes T-Shirt.
„Guten Morgen!“
Schnell drehte sich Maja nach vorne. Ihre Wangen glühten, als ihr klar wurde, wie ungeniert sie diesen Ben angestarrt hatte. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass der Lehrer in die Klasse gekommen war.
Er stand vor der Tafel, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und ließ den Blick durch die Klasse wandern, bis alle Gespräche verstummt waren. „Für die vielen von euch, die mich noch nicht kennen: Ich bin Herr Grewe, seit einem halben Jahr hier an der Schule und euer Lehrer für Biologie.“
Herr Grewe trug ein Jackett und schicke braune Lederschuhe. Maja grinste und warf ihrem Sitznachbarn einen Blick zu, doch Ben saß sehr gerade auf seinem Stuhl und schien es nicht seltsam zu finden, dass ein Biolehrer sich so herausputzte. Er folgte ihm mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Ich habe für dieses Schuljahr verschiedene Themen vorbereitet und möchte, dass ihr selbst entscheidet, womit ihr anfangen wollt.“
Gemurmel lief durch die Klasse. Dass sie aktiv beeinflussen durften, was gemacht wurde, war etwas Neues. Herr Grewe schrieb die Themen an die Tafel: Zellbiologie, das Auge, Genetik oder Evolution.
Als sie abstimmen durften, meldete sich Maja für das Auge. Überrascht sah sie, dass auch Ben neben ihr die Hand hob. Er beobachtete ihre Klassenkameraden, als diese ihre Stimmen abgaben. Am Ende gewann ihr Thema.
„In Ordnung.“ Herr Grewe nickte. „Dann beginnen wir mit dem Auge.“
Er erzählte ihnen den Rest der Stunde, wie das Bild durch die Pupille auf die Netzhaut hinten im Auge geworfen wird und dass es dort eigentlich falschherum ankommt. Nur das Gehirn lerne mit der Zeit, das Abbild wieder umzudrehen. Das Ganze untermalte er mit Bildern, die per Beamer an die Wand geworfen wurden. Darunter waren auch optische Täuschungen, an denen die gesamte Klasse herumrätselte und kaum bemerkte, wie die Zeit verging.
„Hat noch jemand Fragen? Nein? Dann könnt ihr jetzt gehen.“
Herr Grewe packte seine Materialien in die Tasche und wartete still, dass die Schüler die Klasse verließen. Unter Tuscheln und Stühlerücken machten sich alle auf den Weg aus dem Raum. Ben schloss zu Maja auf.
„Herr Grewe ist erst seit einem halben Jahr hier?“, fragte er.
Maja runzelte die Stirn. „Keine Ahnung, ich hab das erste Mal bei ihm Unterricht.“ Sie schoben sich durch die Tür.
„Und wo geht er jetzt hin?“
Perplex sah sie ihn an. „Ins Lehrerzimmer wahrscheinlich.“
„Ein Zimmer nur für Lehrer?“
Sie runzelte die Stirn und suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis, dass er scherzte, aber er erwiderte ihren Blick völlig ernst. Seine Augen – irgendetwas verwirrte sie, wenn er sie so ansah. „Ja, da sind sie in den Pausen oder in Freistunden. Hattet ihr denn so was nicht an eurer Schule?“
Ben schüttelte nur den Kopf.
Langsam wurde Maja das Gespräch unbehaglich. „Ich… also… Wir sehen uns dann beim nächsten Mal?“
Wieder nickte Ben ernst. „Bis dann.“
Maja eilte mit gesenktem Kopf den Flur hinunter. Irgendwie war er merkwürdig.
Vor der Sporthalle wartete Maja auf ihre Freunde. Aus Langeweile setzte sie sich mit dem Rücken an die Backsteinmauer und kramte ihr Skizzenbuch aus dem Rucksack. Sie ließ den Blick schweifen auf der Suche nach einer Idee. Als sie etwas gefunden hatte, setzte sie den Bleistift an und ließ ihn über das Papier gleiten. Linien bildeten Formen, Formen wurden zu Körpern und Schraffierungen erzeugten Schatten und Tiefe. Maja war so versunken in der Arbeit, dass sie nichts mehr um sich herum wahrnahm.
„Erde an Maja.“
Sie blinzelte und sah auf.
Elena und Leonie grinsten zu ihr hinunter. „Mal wieder in die Fantasiewelt abgetaucht?“
Maja schaute auf ihr Blatt. Sie hatte den Schulhof gezeichnet, zumindest einen Ausschnitt davon – und hinter einem Baumstamm lugte ein Zentaur hervor. Schnell blickte sie herüber zu dem Baum, den sie gezeichnet hatte, und hielt den Atem an. Da stand er. Ben. Der seltsame neue Schüler lehnte am Stamm und sah zu ihnen hinüber. Schnell drehte sich Maja ihren Freundinnen zu.
„Was ist denn los?“, fragte Leonie. „Kennst du den Kerl? Ich habe ihn noch nie gesehen.“
„Er ist bei mir in Bio. Hat komische Fragen gestellt.“ Maja rappelte sich auf und packte ihr Zeichenzeug ein. „Ich erzähl es euch in der Umkleide.“

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Phenolphthalein
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Beitrag29.09.2019 19:48

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Amarenakirsche,

ich fange ohne Umschweife an. Ich habe den ganzen Text gelesen, meine Kritik oder besser, mein Kommenar hangelt sich aber nur am ersten Abschnitt entlang. Den Grund dafür erkläre ich später (zugegeben in einem Nebensatz).

Der Textbereich:
Zitat:

Maja lief den Gang hinunter bis zum letzten Raum auf der linken Seite. Die Tür stand offen und von drinnen hörte sie Fetzen angeregter Unterhaltungen. Es hatten sich bereits Grüppchen gebildet, aber in der dritten Reihe am Fenster waren noch zwei Plätze frei und schnell setzte sie sich auf den äußeren Stuhl. Maja packte ihr Etui und das Heft aus, dann blickte sie sich im Raum nach bekannten Gesichtern um. Da waren Amir und Timo, zwei der coolen Jungs aus ihrer Klasse, die mit dem Skateboard zur Schule kamen und immer eine Freundin zu haben schienen. Ein paar andere kannte sie aus den Parallelklassen.
„Ist hier noch frei?“
Sie zuckte so heftig zusammen, dass der Kuli klappernd auf den Tisch fiel.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Der Junge, der sie angesprochen hatte, lächelte und deutete fragend auf den leeren Stuhl.
Maja nickte.
„Danke.“ Er setzte sich und hielt ihr eine Hand hin. „Mein Name ist Ben.“
„Maja.“ Sie schüttelte sie – sie konnte sich nicht erinnern, je einem Mitschüler die Hand geschüttelt zu haben. Er hatte lange, schlanke Finger. Schnell hob sie den Blick von seinen Händen. „Äh… in welcher Klasse bist du?“
„In der c, aber erst seit heute. Ich bin neu an der Schule.“
Deshalb hatte sie ihn noch nie gesehen. Er hatte dunkle, fast schwarze Haare, die ihm in die Augen fielen, und trug Jeans und ein schlichtes, schwarzes T-Shirt.
„Guten Morgen!“
Schnell drehte sich Maja nach vorne. Ihre Wangen glühten, als ihr klar wurde, wie ungeniert sie diesen Ben angestarrt hatte. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass der Lehrer in die Klasse gekommen war.


Speziell: Dieser Satz:
Zitat:

 Es hatten sich bereits Grüppchen gebildet, aber in der dritten Reihe am Fenster waren noch zwei Plätze frei und schnell setzte sie sich auf den äußeren Stuhl.


Lass dich nicht entmutigen, denn ich schwafel auch mal gerne.
Du darfst jeder Zeit entscheiden, dass ich Unrecht habe und meine Argumente (sofern sie vorliegen) nicht zutreffen.

Es gibt nur die Allgemeingültigkeit, die du sehen willst.

__________________________________________________________________________________________________________________________

1. Was haben die Gruppenbildungen mit den freien Plätzen zutun? Etwa Gruppen wegen Gruppentischen?
Ne, denn es gibt offenbar Reihentische oder Einzeltische, die in Reihen aufgestellt sind.
Für mich wäre es plausibler, wenn die Gruppen beieinanderstehen. Dann allerdings sitzen sie nicht auf den Stühlen, sonst wird ein Gruppengespräch schwer.  
Warum schreib ich das?
Es ist mir klar, was du ausdrücken willst, aber es ist nicht eindeutig.
Denke ich an eine Schulklasse, kann ich mir vorstellen, dass schon Utensilien (Bücher, Tablets, Federmappen, der ganze Ranzen) auf den Tischen stehen/liegen. Damit ist er quasi besetzt. Nur zwei Stühle/Tische sind noch frei, die in der dritte Reihe.

2. Beschreibung des Raums.
Denke ich an Punkt eins, und denke ich dann weiter, dass du das Bild (der Klassenraum in dem sie sich befindet) beschreibst, dann erhältst du u.U eine andere Dynamik bzw. Atmosphäre für die Szene.

Was kann ich im Moment vor meinem geistigen Auge sehen?
- Nicht weiter definierte Gruppen  (nicht falsch verstehen »nicht weiter definiert« bedeutet zunächst nicht,dass ich das schlecht finde, es ist lediglich eine Tatsache).
- Reihen(einzel)tische (aufgrund der dritten Reihe und weil es Fensterplätze und damit wohl auch »Nichtfensterplatze« gibt.
Das war es im Prinzip.

Du wirst genug Leser finden, die jetzt sagen: Das reicht.

Daher entscheide jetzt selbst:
Was hindert dich daran das auszubauen oder anders: bekomme ich ein anderes, möglicherweise ein stärkeres Bild wie der Raum aussieht, wenn du mehr ins Detail gehst?

Wie geschrieben: Sind die Tische beispielsweise leer?
Wo steht das Lehrerpult oder wie sieht es aus. Auch nur ein Tisch oder doch protziger, größer mit einem bequemeren Stuhl? Vielleicht ist er mit rotem Kunstleder bezogen und hat eine weichere Sitzfläche? Vielleicht ist er mit der Raumtechnik verbunden. Der Lehrer kann per Knopfdruck den Raum abdunkeln und das Licht ausschalten. Eine Leinwand runterfahren damit der Beamer hinten an der Decke ein Bild projizieren kann? Braucht man dann eine Tafel? Wie sieht sie aus?  Beschrieben/vollgekrizelt? Ja, welche Stunde hatte man womöglich zuvor, wenn Formeln auf der Tafel sind, kann es Mathe gewesen sein? Stehen Vokabeln darauf? War es vielleicht Englisch? Oder ist die Tafel geputzt?
Mit einem Schwamm und sauber, mit einem Schwamm und dreckig mit der Hand drüber gewischt?
Es gibt keinen Beamer, aber dafür vielleicht ein Oberlichtprojektor.
Sie verhalten sich die Schüler? Alles in Gruppen oder sitzen einige auch am Platz? Schießt jemand mit Papierkügelchen durch den Raum?

Okay, stopp!

Wenn du all das beschreibst überlädst du den Text womöglich, denn ich nehme mal an, diese Szene ist nicht so wichtig.
Also: Was darf es sein?
- Lass es so.
- Lebe die Liebe zum Detail.
- Irgendetwas dazwischen.

Außerdem bin ich vielleicht auch etwas voreilig, denn gleich beschreibst du ja zwei coole Jungs.

3. Hilfsverben
Hey, man wirft mir gerne vor, ich übertreibe es mit meiner Kritik dazu und es stimmt. Hier ist alles noch vollkommen in Ordnung (oder doch nicht?) und man soll auch gar nicht erst versuchen jedes Hilfsverb krampfhaft zu entsorgen.
Als Übung (die du nicht machen musst) habe ich mal  irgendwann einmal versucht jedes zu vermeiden. Das hat den Text nicht wirklich besser gemacht.
Aber es zeigt schnell, wo man sie automatisch vermeiden kann und wo man sie besser lässt.
Wenn du (als dritte Person, also wenn man) etwas beschreibt, dann kannst du das eventuell auch dazu nutzen dir direkt Gedanken über die sprachliche Gestaltung zumachen. Dadurch kann der Erzählstil sich verändern. Möglicherweise wird er runder, aber dass muss nicht zutreffen. Diese Allgemeingültigkeit gibt es nicht. Dennoch nehme ich mal ein Beispiel aus deinem Text.

Es hatten sich bereits Grüppchen gebildet, aber in der dritten Reihe am Fenster waren noch zwei Plätze frei und schnell setzte sie sich auf den äußeren Stuhl.

Michaela stand direkt neben dem Lehrerpult.
Sie beachtete Maja [gar] nicht und ließ sich lieber von ihren Chica bonitas, wie sie sich selbst nannten, bewundern.
Eine andere Gruppe stand/hielt in der hintersten Ecke [auf] und schien sich gegenseitig Videos auf ihre Smartphones zuschicken. Dem Giggeln nach zu urteilen entweder witzige oder vielleicht auch peinliche.
Da. In der dritten Reihe am Fenster gab es noch zwei freie Plätze [...]

Kein HV Smile

4. Ich gehe nicht auf Adjektive ein. Falls ich das doch tun soll, dann schreib es mir.
Aber: Inwiefern brauchst du das »schnell« als Beschreibung für das hinsetzen? Steht in der Tür der nächste, der die Plätze auch anvisiert hat und sie will sich einen Wettkampf liefern?

5. Welche Erzählperspektive du verwendest, liegt natürlich bei dir.
Daher kannst du diesen Kritikpunkt sehr gerne auch ignorieren. Es handelt dich im Folgenden um meine absolut subjektive Meinung, die jedoch auch von anderen geteilt wird.
Aber nochmal: Es handelt es sich nur um eine Meinung und nicht etwa um eine Regel.

Sie hörte (vgl hörte sie)
Sie blickte
Etc.
Ich nenne so etwas (leicht falsch)
Platzhalter [zur Handlung] oder auch Ersatzhandlung.
Tatsächlich geht es aber mehr um das Erleben der Handlung oder dem Deep POV.
An anderer Stelle wurde gesagt, dass »dein« Stil die Geschichte »leicht hölzern« macht. Damit ist eine [etwas] stärker Distanz zur Handlung oder zum Leser gemeint.

Bsp:
Und von drinnen hörte sie Fetzen angeregter Unterhaltungen.

vs.

Von drinnen drangen Wortfetzen einer angeregten Unterhaltung auf den Flur.

Oder

Maja packte ihr Etui und das Heft aus, dann blickte sie sich im Raum nach bekannten Gesichtern um. Da waren Amir und Timo, zwei der coolen Jungs aus ihrer Klasse,

vs.

Maja packt ihr Etui und das Heft aus. (← Punkt) Amir und Timo saßen eine Reihe vor ihr ...

Manchmal ist das aber noch eindeutiger:

Sie wusste, dass der Film wegen seiner Brutalität kritisiert wurde.

vs.

Der Film wurde wegen seiner Brutalität kritisiert.

In den ersten Varianten nenne ich das, was die Person wahrnimmt.
In den zweiten Varianten lasse ich die Person wahrnehmen, d.h. sie »erlebt« die Situation/Handlung in gewisser Weise in dem Augenblick in dem ich das schreibe (zeitgleich). Das reduziert die Distanz zum Leser, denn für ihn gilt das Gleiche.

Noch »schlimmer« ist, es wenn du etwas schreiben würdest wie
Er hatte die Sorge, dass alles was sie schrieb, nicht stimmte.
Kürzer, knapper, präziser direkter, kurzum erlebender:
Es stimmt alle nicht (oder für den Vermutungscharakter ein böses Füllwort)
Vielleicht stimmte alles nicht.
Es stimmt womöglich alles nicht.


Erinner dich: Es gibt aber keine Regel oder allgemeingültigkeit dazu.
 
6.  Wer ist deine Protagonistin?
Also wie tickt sie?
Dazu ist es ratsam seine Protagonistin zu kennen.
Ich meine AGU hat mal geschrieben, dass es sinnvoll ist, sich (zumindest anfänglich) an realen Personen zu orientieren.
Dabei oder alternativ kann auch eine Charakterisierung helfen, an der du dich entlanghangeln kannst.
Passt das Verhalten, wie du es niedergeschrieben hast?

Wichtig dabei sit auch die Gefühle und Gedanken zu zeigen

Beispiel:
Er drohte Pascal mit der Faust: »Pass auf sonst setzt es gleich was.«
Pascal stand auf und ging aus dem Raum.


Und wie tickt Pascal?
Wenn du ehrlich bist, kannst du mir das nicht eindeutig beantworten.
Er kann wütend sein.
Er kann Angst haben.
Er kann den Burger am Morgen nicht vertragen haben und muss schnell auf die Toilette. (Gut, wohl eher nicht).

Wie ist es hiermit:

Er drohte Pascal mit der Faust: »Pass auf sonst setzt es gleich was.«
Pascal stand auf und ging weinend aus dem Raum.

Schon besser und trotzdem sagt das wenig aus. (Gut, man muss dafür auch den Kontext kennen).
Er kann immer noch Angst haben
Er kann auch nur gekränkt sein.

Und wie sieht es jetzt aus? (Ich gebe »er« mal einen Namen)

Tim drohte Pascal mit der Faust: »Pass auf sonst setzt es gleich was.«
Pascal atmete durch. Tim glaubte wohl, das beeindruckte ihn. Sollte er es doch versuchen. Wenn er sich andererseits wieder prügelte, riskierte er den Schulverweis. Herr Kon war mit seinen Ausführungen sehr deutlich gewesen.. Pascal stand auf. Mit einem leicht angedeuteten Nicken streifte er Tims Blick. »Gut«, nuschelte er und ging aus dem Raum.


Einige Worte mehr, aber umso eindeutiger, oder?
Wie tickt Pascal?
Ist er sauer oder hat er Angst?
Die Angst können wir ausschließen. Ist er sauer?
Er denkt jedenfalls darüber nach, ob er sich mit Tim prügeln will und er atmet durch(muss er sich etwas selbst zur Räson rufen?)

Ich behaupte, dass ist in jedem Fall besser, als etwas zu schreiben wie »Gut«, sagte er wütend.

Was ich wiederholend sagen will ist aber, dass deine Prota denken muss; dass sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen sollte.

In gewisser Weise tust du das (jedoch wenig originell, das könnte von einigen anderen Autoren auch so geschrieben sein).
Schnell drehte sich Maja nach vorne. Ihre Wangen glühten, als ihr klar wurde, wie ungeniert sie diesen Ben angestarrt hatte.

Glühende Wangen, der Standard. Das ist nicht schlimm, überhaupt nicht, immerhin nennst du ja auch den Grund. Sie hat Ben ungeniert angestarrt.
Bleibt lediglich die Frage, ob ungeniert ausreicht um individuell zu sein.

Jetzt starrte sie Ben die ganze Zeit an, und bemerkte nicht einmal, wie der Lehrer die Klasse betreten hatte. Am Ende hielt er sie für eine, die er mit einem Fingerschnippen rum bekam. Nicht das er sie interessierte, aber billig wirken, gehörte nicht zu dem, was sie, was  irgendjemand wollte.

Nenn ihre Sorgen beim Namen. Vielleicht denkt sie auch harmloser und will nur nicht aufdringlich erscheinen.
So oder so will sie interessant sein, oder? Wink

Dass, was ich hier jetzt am Anfang kritisiere, finde ich im ganzen Text.
Sicherlich sind das [auch] Punkte, die lediglich meine Meinung darstellen. Möglich, dass sie sogar allesamt nicht so oder überhaupt schlimm sind.
Dann nimm sie nur als Denkanstöße.


Liebe Güße,

Phenolphthalein.


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Amarenakirsche
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Beitrag29.09.2019 21:36

von Amarenakirsche
pdf-Datei Antworten mit Zitat

O wow, Phenolphthalein, ein riesiges Dankeschön für deine Mühe! Ich habe gerade das Gefühl einen kostenlosen Crashkurs zu bekommen. smile

Du hast so viele klasse Anregungen gegeben, dass ich mich damit noch einmal ganz in Ruhe beschäftigen will und gerade gar nicht viel dazu sagen kann. Aber ich werde den Text noch einmal ganz in Ruhe dazu unter die Lupe nehmen und deine Vorschläge ausprobieren.

Vielen, vielen Dank.
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Bunt Speck
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Beitrag30.09.2019 14:37

von Bunt Speck
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Hi Amarenakirsche,

ich kann Phenos Kommentar gut nachvollziehen. Im Gegensatz zum ersten Teil der Geschichte ist hier "weniger Stimmung" drin. Ich würde auch sagen, dass das daran liegt, dass ich als Leser nicht mit der Protagonistin wahrnehme und dadurch erlebe unf mitfühle, sondern eben gesagt bekomme, dass sie wahrnimmt.
Die Beispiele von Pheno sind gut und zeigen ja, wie der Leser MITerleben kann.

Zum Inhalt: Die Idee, wenn ich es richtig interpretiere, das Ben eben ein Zentaur im Gewand eines Menschen ist, verleitet wieder dazu, dass ich mehr wissen will. Also Spannung weiter, finde ich, gut aufgebaut.
Das jetzt noch miterlebend atmosphärisch dichter und es rollt.


Grüße
Bunt


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Phenolphthalein
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Beitrag30.09.2019 15:34

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:
O wow, Phenolphthalein, ein riesiges Dankeschön für deine Mühe! Ich habe gerade das Gefühl einen kostenlosen Crashkurs zu bekommen. smile

Du hast so viele klasse Anregungen gegeben, dass ich mich damit noch einmal ganz in Ruhe beschäftigen will und gerade gar nicht viel dazu sagen kann. Aber ich werde den Text noch einmal ganz in Ruhe dazu unter die Lupe nehmen und deine Vorschläge ausprobieren.

Vielen, vielen Dank.


Hallo Amarenakirsche,

Gern, wenn es dir hilft. smile extra

Allerdings werde ich den Faden nicht weiter verfolgen, wenn also etwas ist oder du fragen hast, schreib mich an.

LG,

Pheno


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Daniel de Iguazu
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Beiträge: 86



Beitrag30.09.2019 17:33

von Daniel de Iguazu
Antworten mit Zitat

Hallo Amarenakirsche,

Zitat:
Leonie und Maja sind 15, Eva ist Majas Halbschwester und fast vier. Die beiden Großen kümmern sich sozusagen um die Kleine, weil die Mutter an dem Nachmittag arbeitet (das weiß man natürlich noch nicht). Ich hatte aber gehofft, den Altersunterschied würde man im Kontext verstehen.

Jetzt wird mir alles klar:) Ich habe den Text noch mal überflogen. Die kindlichen Sachen macht tatsächlich Eva. Im Prinzip ist es gut, dass du den Altersunterschied durch das Handeln der Charaktere zeigst und nicht einfach erwähnst. Die meisten Leser werden ihn auch im Gegensatz zu mir bemerken.

Ich schreibe dir mal kurz, warum ich das nicht geblickt habe: Bei kleiner Schwester dachte ich an einen Unterschied von ein oder zwei Jahren, weil das bei vielen Familien der Fall ist. Ich kenne auch Familien, bei denen der Altersunterschied der Geschwister zehn Jahre ist, aber da habe ich es nie erlebt, dass der Ältere mit dem Jüngeren zum Spielplatz geht und ausgiebig mit ihm Zeit verbringt. Ist natürlich schön, wenn das passiert, aber das ist außerhalb meines Erfahrungsbereichs. Daher habe ich Eva und Maja (und später natürlich Leonie) dem ungefähr gleichen Alter zugeordnet.

Ich fand den zweiten Teil von der Stimmung her gut. Man könnte ihn atmosphärisch verdichten und dadurch etwas mehr herausholen, wie Phenolphthalein und Bunt schon geschrieben haben. Besonders mehr in Richtung Deep-POV zu gehen, würde nicht schaden.

Zitat:
„Hat noch jemand Fragen? Nein? Dann könnt ihr jetzt gehen.“

Solche trivialen Sätze würde ich vermeiden – vor allem, weil sowieso niemand antwortet. Du könntest einfach schreiben: „Am Ende der Stunde packte Herr Grewe ...“ Mit „kaum bemerkte, wie die Zeit verging“ hast du ja schon vorher eine gute Überleitung dafür.

Der Textauszug war spannend. Die Szene mit der Zeichnung ist sehr cool. Du verrätst damit ziemlich früh, dass Ben ein Zentaur ist. Zu diesem Zeitpunkt kann man aber noch nicht sagen, ob das gut oder schlecht für die Geschichte ist.

Liebe Grüße
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Ralphie
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Beitrag30.09.2019 17:51

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Ich bleibe dabei: Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, und mit den neumodischen Vornamen muss man sich abfinden.
 Daumen hoch
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Amarenakirsche
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Beitrag30.09.2019 21:36

von Amarenakirsche
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank euch allen, das hilft mir sehr weiter.

Ralphie, vielen Dank für das Lob. smile Da die Vornamen auch Jugendliche Leser*innen ansprechen sollen, denke ich, sie gehen in Ordnung.

Gerade die Hinweise zur Verdichtung der Atmosphäre und zur Perspektive werde ich mir zu Herzen nehmen und mich noch einmal ausführlich damit beschäftigen. Das kann ich bestimmt für das gesamte Manuskript gebrauchen. Also danke euch dreien. smile

Daniel, wie lieb von dir, dass du extra noch mal geschaut hast. Ich lasse das mit dem Altersunterschied jetzt erst mal so und nenne es nicht explizit. Die meisten hat es bisher nicht gestört.

Die Zeichnung, die Maja anfertigt, soll eigentlich nur darauf hinweisen, dass sie tendenziell fantastischen Welten gegenüber aufgeschlossen ist. Ben ist kein Zentaur (das wäre jetzt sehr offensichtlich); sondern ein Aleju. Das sind Wesen, die es so noch nicht gibt - denke ich - sondern die ich mir ausgedacht habe. Das kommt jedoch erst ein bisschen später heraus.
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