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Der Tag, an dem Jule Fischer


 
 
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MoL
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Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag15.09.2019 19:00
Der Tag, an dem Jule Fischer
von MoL
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Sie waren vom Hafen her gekommen und hatten ihr Boot bereits entdeckt: Die „Viria III“ wurde gerade betankt, was nicht nur erstaunlich laut, sondern auch vollkommen unspektakulär war.
Keine 50 Meter weiter befand sich die Anlegestelle. Hier standen sie nun. Zu zweit, händchenhaltend und aufgeregt. Kichern war in ihr hoch geperlt, kribbelig, als hätten sie den Begrüßungssekt schon getrunken.
Sie waren nicht die Einzigen gewesen, natürlich nicht, und wann immer neue Frauen eintrafen, zu weit oder in Grüppchen, allein traute sich wohl doch keine, schwappte die Aufregung der Neuankömmlinge auf die bereits Wartenden, ging erneut ein Schauer der Erwartung durch die parfümierten, rasierten und sorgfältig geschmückten Leiber.
Es war so albern.
„Mein Gott, ich fühle mich, als wäre ich wieder 15“, hatte Jule ihrer Freundin Isa zugeraunt. Und es genau so gemeint.
Isa hatte nur gelächelt und genickt und sich zum wiederholten mal auf die Zehenspitzen gestellt, den Hals gereckt und versucht, einen genaueren Blick auf die Menschenansammlung am anderen Ufer so bekommen. Vergebens, der Fluss war viel zu breit. Außerdem: Wo bliebe denn das Vergnügen, wenn sie jetzt schon alles sehen könnten?
Geplant war, dass das Boot erst die Damen an Bord nehmen, eine großzügige Schleife drehen und dann auf das andere Ufer zuhalten würde, um die kennenlernwilligen Herren aufzunehmen. Danach, so lautete der Text in der fast schon antiquiert wirkenden Broschüre, „geht es flussaufwärts, während Sie an Bord bei Kerzenschein, Mondlicht und Sekt drei prickelnde Stunden verbringen werden.“ Ergänzt sollte das Ganze zu Isas Vergnügen durch ein „üppiges Menü inkl. Krabbencocktails* (*so lange der Vorrat reicht)“ werden.

Das Wetter war perfekt: Goldene Herbstsonne tauchte Fluss und Menschen in ein geradezu magisches Licht. Eine leichte Brise wehte und die noch sommerwarme Luft war frisch und voller Botschaften.
Es ist noch Sommer, verkündete sie, alles ist leicht und warm und schön.
Gleichzeitig schwang eine leise Wehmut mit, eine sanfte Erinnerung an das, was noch so fern scheint, aber bereits hinter dem noch so jungen Herbst wartet: Die Zeit, in der man sich der Wärme seiner Familie wieder gewahr wird - oder der kalten Leere in seinem Leben.
Die ganze Welt sandte ihnen eine Botschaft: Heute, heute, heute Abend triffst du IHN!
Es konnte nicht anders sein! Welchen Sinn hätte das alles sonst, dieser goldene Abend, ihre wild pochenden Herzen?

Jetzt steht sie da, abgewandt, und schaut auf den Fluss. Das Wasser, dass sie aufwühlen, ist so viel verlässlicher, als auf den Weg zu schauen, der noch vor ihnen liegt.
„Komm schon, Jule, spiel mit!“
Jule dreht sich um. Isa ist offenbar bester Laune: Mit vor Lebenslust und Sekt geröteten Wangen zieht sie die Freundin zu sich heran. „Das erste Spiel fängt gleich an!“
Doch als wäre sie Teil des ewigen Naturkreislaufes, ist Jules erste Euphoriewelle bereits verebbt. Schweigend hatten die Freundinnen das „Männermaterial“ gesichtet, das ihnen so groß angepriesen worden war.
Nun, sie selbst ist auch keine Zwanzig mehr, wie sich Jule gnadenlos eingestanden hatte. Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen!
Doch die Enttäuschung trifft dennoch tief. Wieso ist sie hier, wenn nicht, um einen echt tollen Mann kennenzulernen? Otto Normalmann kann sie jeden Tag auf der Straße ansprechen! Und überhaupt: Die Frauen haben sich nach allen Regeln der Kunst schick gemacht; die Herren haben sich rasiert und auch ein wenig in Schale geworfen, gut, aber besonders viel Aufwand haben sie nicht betrieben. Außer vielleicht der da: Schaudernd mustert sie einen nachlässig gekleideten Mann mit langem Bart und Haarknoten. So wie der aussieht, hat er mehr Zeit damit verbracht, seinen Bart zu kämmen und zu ölen, als mit der Auswahl seiner Garderobe - nein danke!
„Ich habe keine Lust zu spielen!“, erklärt sie ihrer Freundin. „Ich schaue mir lieber den Fluss an.“
Isa hebt die Augenbrauen. „Und das macht Spaß? Na schön, dann nimm wenigstens noch dass hier.“
Sie drückt Jule ein volles Sektglas in die Hand, zwinkerte ihr zu und verschwand wieder zwischen im Getümmel. Jule seufzt und wendet sich wieder dem Fluss zu.
„Hey. Ich bin Jannis.“
Sie würdigt ihn keines Blickes, sondern starrt weiter auf das Sonnenlicht, das sich auf dem aufgewühlten Wasser bricht. In der letzten halben Stunde ist sie zwar erst zweimal angesprochen worden, aber das hat ihr schon gereicht.
Sie zuckt mit den Schultern.
„Entschuldige bitte, aber ... ignorierst du mich?“
Keine Spur von Zorn in seiner Stimme, kein Hauch von Trotz oder Unsicherheit. Wie in Gottes Namen kann jemand so eine Frage stellen und dabei vollkommen emotionslos bleiben?
Sie zögert. Interessant war das schon, aber ...
„Und wenn es so wäre?“
Ihr kecker Tonfall erstaunt sie selbst.
„Dann wäre das eben so.“
Jule verkneift sich ein Lachen. Stattdessen leert sie ihr Glas mit einem Zug.
Schweigen.
Sie dreht ihren Kopf um eine Winzigkeit nach rechts. Doch, er ist noch da.
Isas Lachen und die sympathische, klangverstärkte Stimme des Moderators dringen zu ihr herüber. Das erste Spiel hat offenbar begonnen.
„Willst du nicht mitspielen?“
Sie sagt es bewusst, ohne ihren Nebenmann anzusehen. Mit Stille kann sie nicht so gut, hat sie noch nie gekonnt, aber ermutigen will sie ihn auch nicht.
„Nein“, lautet seine ruhige Antwort.
Noch immer schaut sie ihn nicht an. Der Sekt blubbert in ihrem Magen, Alkohol gelangt in ihr Blut. Das wird auch Zeit, sie hat immerhin schon ein paar Gläser gekippt.
„Tut mir leid“, sagt sie schließlich. „Ich bin wohl nicht sehr gesprächig.“
„Das macht nichts.“
„Ach nein? Wieso nicht?“
Jannis lacht leise.
„Ich habe mich sehr gut auf diesen Abend hier vorbereitet. Ich habe mir zahlreiche Taktikern erarbeitet, bin alle Möglichkeiten durchgegangen. Man könnte sogar sagen, ich habe das hier bis ins Kleinste geplant. Planen lassen, um genauer zu sein. Ich habe mir jemanden gesucht, der mir geeignet schien, und ihn dafür bezahlt, Tage seines Lebens darauf zu verwenden, dass ich genau hier und heute bei einer Frau lande. Diese Person, ein Fachmann, sozusagen, hat mir sogar eine Liste erstellt, und diese Liste arbeite ich gerade ab.“
„Ich stehe auf deiner Liste von Frauen?“ Sie meint, sich verhört zu haben.
„Aber nein, nicht doch. Du könntest ehrlich gesagt jede x-beliebige sein. Das spielt keine Rolle.“
„Ach, und was spielt dann eine Rolle?“
„Dass ich heute Abend bekomme, was ich möchte. Und das werde ich. Wenn du mich also ignorieren willst, kein Problem, hier sind noch genug andere Frauen.“ Seine Stimme klingt sorglos, fast fröhlich, definitiv gelassen. „Bei einer wird es klappen.“
Sie schüttelt den Kopf.
„Du willst mir erzählen, dass du bei jeder Frau eine andere Masche ausprobierst? Und denkst, dass irgendwann eine drauf anspringt?“
„So ist es. Ich weiß es. Reine Wahrscheinlichkeitsrechnung.“
„Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, denkt sie, „Wieso muss immer ich an solche Spinner geraten?“
„Darf ich dich dann streichen und weitergehen?“
Jetzt endlich dreht sie sich zu ihm um, funkelt ihn an.
„Na du hast ja Nerven“, faucht sie, „erst rückst du mir auf die Pelle und jetzt tust du so, als wäre ich diejenige, die was von dir will?“
Er hebt die Hände. „Jetzt komm mal runter! Ich wollte mich nur vergewissern, dass du wirklich kein Interesse hast. Das war rein informativ gedacht!“
„Ach ja? Und du spielst dicht die beleidigte Leberwurst, wenn ich sage, dass du gehen sollst?“
Er schüttelt den Kopf.
„Nein, warum denn?“
„Und du wirst nicht aggressiv?“
„Versprochen.“
„Na schön.“ Sie mustert ihn. Eigentlich schade, er sieht gut aus: Funkelnde, tiefbraune Augen, glatt rasiert, markantes Kinn. Ordentliches Hemd, dunkle Jeans. Die Schuhe sieht sie nicht, aber die sind ihr sowieso egal. Er wirkt gepflegt, aber nicht aufgetakelt. Ganz wichtig: saubere Zähne. Die sieht sie, als er sie anlächelt. Wirklich schade.
„Na los, schwirr ab.“ Sie sagt es nicht unfreundlich, aber bestimmt. Sie hat ja auch noch ihren Stolz.
Ein Kellner trägt ein Tablett mit gefüllten Sektgläsern herum. Sie stellt ihr leeres darauf und greift dann mit beiden Händen zu. Bei dem Hinter des Kerls, den sie jetzt sehen kann, hätte sie auch gerne beherzt zugegriffen. Blöder Stolz! Wer ist schon einmalig auf der Welt? Spricht etwas dagegen, eine Taktik zu haben?
Er plaudert bereits mit der Nächsten, lacht, sie auch, irgendwann wird er zweifellos Glück haben. Kein Wunder, bei dem Aussehen. Und überhaupt: Die Frau, mit der er sich jetzt unterhält, ist keine 1+ der Notenskala. Sie selbst auch nicht, das hat sie schon vor langer Zeit vor sich zugegeben. Mit viel Aufwand schafft sie es auf eine 2-, mehr ist nicht drin. Im Normalzustand sieht sie eher nach einer soliden 3 aus, nichts Aufregendes, aber so schlecht nun auch wieder nicht. Ist das vielleicht seine Haupttaktik? Die weniger attraktiven Frauen anzusprechen, damit die sich geschmeichelt fühlen?
Er ist auf jeden Fall eine 2+, wenn nicht sogar eine 1- ...
Ach, egal jetzt.

Die Sonne versinkt langsam hinter den leise plätschernden Wellen. Man hört sie kaum, dafür werden die Gespräche immer lauter, das Lachen ausgelassener. Das Spiel scheint zu ende zu sein, dafür hat jemand die Musik aufgedreht. Leichter Wind kommt auf, tastet sich an sie heran, wird urplötzlich stärker und zieht sich in Sekundenschnelle wieder zurück. Er hinterlässt eine Gänsehaut auf ihren nackten Armen.

Wehmut. Melancholie. Scheiß-Abend.
Aber mal ehrlich, was hat sie denn erwartet? Eine Ü30-Single-Boots-Party, was auf gut Deutsch heißt: Frauen ab 35 und Männer ab 40 aufwärts sind mit jeder Menge Alkohol und miteinander gefangen. Da wird später so manches Paar gemeinsam über den Anlegesteg taumeln - und von denen wird mit Sicherheit nicht jeder morgen Früh noch so gut drauf sein.
Für die Anderen ist es einfach nur ein frustrierender Abend mehr, hoffentlich wenigstens nicht mit einem Kater gekrönt.
Jannis und die Frau von eben geraten wieder in mein Blickfeld. Scheint, als wäre er für heute fertig mit seinem Plan. An der Art, wie sie ihn an sieht, erkenne ich, dass er ganz bestimmt zum Zug kommen wird.
Sie drückt ihm ihr Glas in die Hand - ob voll oder leer, sehe ich nicht - dreht sich galant um und steuert die kleine Treppe an, die ins Bootsinnere und zu den Toiletten führt. Wenn er ihr jetzt hinterhergeht, dann ...
Er tut es. Natürlich. Baby, du hattest deine Chance!

Ich trinke Sekt Nummer ... weiß ich nicht. Leere. Zum Glück habe ich mir ja zwei Gläser genommen. Die, die da unten jetzt gegen irgendeine Holzwand gepresst und mit Sicherheit ordentlich durchgerammelt wird, könnte ich sein.
Mein Magen grummelt. Luft steigt auf und entweicht. Zum Glück ist die Musik so laut, zum Glück steht keiner nah neben mir, zum Glück, zum Glück, zum Glück!
Zum Glück bin ich das nicht da unten auf dem Klo, sicher mit dem Griff der Tür schmerzhaft im Rücken, eine Hand auf dem glitschigen Waschbecken abgestützt und Gedanken im Kopf, ob es das jetzt wirklich ist, was man wollte.
Wind schaukelt das Boot und mir wird schlecht.
Ich schließe die Augen, öffne sie aber im nächsten Moment wieder. Regel Nummer 1 auf See lautet: Augen auf die Wellen, damit das Gehirn die Bewegungen zuordne´n kann. Sonst wird einem schlecht. Oder nach 5, 6, 7, 8 Gläsern Sekt. Der Geschmack in meinem Mund ist widerlich. Wer ist eigentlich auf die bekloppte Idee gekommen, ausgerechnet auf einem Boot eine Party stattfinden zu lassen?
Wackeliger Untergrund, der hübsche Damen um, her schliddern lässt, lässig aufgefangen von starken Männerarmen, und zack, schon gibt`s den ersten Kuss bei Sonnenuntergang?
Ich würde jetzt echt gerne kotzen, aber hier würde es jeder mitbekommen und auf dem Klo vögelt Jannis seine Listenfrau.
Das Schlimmste aber ist, dass ich von mir enttäuscht bin, statt stolz auf mich zu sein. Ich wollte es durchziehen, hier und heute Nacht.

Natürlich hatte sie eher ein verschwiegenes Hotelzimmer oder eine Wohnung im Sinn gehabt. Doch sie hatte es auf jeden Fall durchziehen wollen. Weil sie sich damit etwas bewiesen hätte. Dass sie noch immer in der Lage war zu leben, Herrgott nochmal, dass ihr Leben mehr war als eine Ansammlung von lästigen Pflichten, dem funktionieren im Alltag und den Nichtigkeiten ihres kleinen Daseins. Sie würde nie die Welt verändern und ihre Kinder - so ehrlich musste sie sein - würden es auch nicht.
Sie waren absolute Durchschnittsmenschen, winzige Räder, deren Fehlen im Getriebe nur dem benachbarten Zahnrad auffallen würde, und Ersatz wäre schnell gefunden. Sie machte sich nichts vor. Ihre Kinder hangen an ihr, ihr Mann und ihre Eltern liebten sie, aber galt das tatsächlich ihr? Ihre Eltern hatten sich nicht ausgesucht, wen sie als Kind bekommen würden, ihre Linder hatten sie sich nicht zur Mutter gewünscht. Das mit Finn war natürlich etwas anderes, klar, aber wenn sie sich nicht getroffen hätten, wäre es so gelaufen wie bei Jannis und seiner verfickten Liste: Eine andre Frau, selbes Ergebnis.
Es war alles so verdammt festgefahren, so vorhersehbar, einfach so verdammt öde. Selbst die Streitereien und Sorgen.

Sie liebte Finn immernoch, was das Ganze noch schlimmer machte. Ein Seitensprung wäre etwas rein Körperliches; an ihrer Liebe zu ihm konnte er nicht den geringsten Zweifel haben. nicht nach all den Jahren.
Es hatte ein Prickeln sein sollen, dass das Leben zurück in ihre eingeschlafenen Glieder katapultieren sollte.
Und dann kam auch noch ein intelligenter, gutaussehender Mann mit klaren Absichten und sie ließ ihn gehen. Schickte ihn weg!

Obwohl die Übelkeit nachgelassen hat, wird der Druck in ihrem Magen stärker. Toilette oder Bordwand, das ist jetzt die Frage.
Sie presst eine Hand auf ihren Bauch und wühlt sich mit der anderen durch die Menschenmenge. Auf der schmalen Treppe kommen ihr Jannis und die Frau entgegen. Ihre Augen glitzern fiebrig, verdächtig viel Haar hat sich aus ihrem Zopf gelöst.
Jules Augen treffen die von Jannis. Er lässt ihr den Vortritt. Täuscht sie sich, oder zucken seine Mundwinkel?
Glücklich sieht er auf jeden Fall nicht aus. Vielleicht ein Fall von Orgasmus-Blues, aber das ist nun wirklich nicht ihr Problem. Dafür hat sie eigene.
Zum Glück ist die Bordtoilette frei. Es riecht nach Klo, Alkohol und Sex. Spätestens jetzt wäre ihr so oder so schlecht geworden.
Sie schafft es gerade noch, die Klobrille hochzuklappen und das Porzellan abzuwischen, als sie sich schon daran festklammern muss.
Danach ist der Druck weg. Sie spült sich den Mund aus und wünscht sich, sie wäre Zuhause. Wem will sie noch etwas vormachen?

Es gibt dann doch noch Bier, damit spült sie den schlechten Geschmack endgültig weg. Immerhin muss sie hier noch bis 23 Uhr ausharren. Welche Ironie: Sie ist hier so grenzenlos frei mit all dem Wasser um sich herum, kommt an zahlreichen Häusern, Bäumen, Straßen vorbei - und ist doch eine Gefangene.
Irgendwann sind sie auf dem Rückweg. Auch das spielt keine Rolle, der Weg ist nicht ihr Ziel, sondern die Uhrzeit: Noch 33 Minuten.
Sie denkt an Finn. Was sagt das über sie aus, dass sie ihn so unbedingt betrügen wollte? Nicht, weil sie sich in einen anderen verliebt hätte oder so, sondern einfach nur, um es zu tun?

Sie schlendert durch die Menge, sieht kurz Isa, mit dem Kopf an einen Mann gelehnt, die Augen halb geschlossen. Sie sieht friedlich aus und aus den Augen des Mannes strahlt das pure Glück. Er ist kein Adonis und sie keine Aphrodite, doch auf beiden liegt der Zauber einer lauen Spätsommernacht.

Ich gehe wieder zum Heck des Bootes. Ganz unten, wo es nur ein niedriges Schutzgitter gibt. Hier fühlt es sich noch lebendig an.
Die Musik ist jetzt leise, so leise wie das Plätschern der Wellen und der Stimmen. Wenn man sich Mühe gibt, sieht man Sterne am Himmel, die Lichter der Stadt in der Ferne. Sehnsucht zerrt an meinem Herz, überkommt mich: Noch einmal jung sein, durch die stille Stadt nach Hause gehen. Unvernünftig, natürlich, aber auch so unglaublich frei! Umherwandern durch menschenstille Straßen. Dann die ersten Vögel, die Morgendämmerung, die Welt hält inne.
„Oh, entschuldigen Sie!“ Es ist ein Mann, den ich angerempelt habe, so viel erkenne ich. „Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt!“
„Hammse nich“, nuschelt er.
Unschlüssig schaue ich zu den Sternen. Soll ich gehen oder bleiben?
„Kenns mich nicht mehr, wa?“ Der Mann ist betrunken. Ich auch. Ich mustere ihn genauer.
„Tut mir leid, Herr ...?“
„Vorn paar Stunden war ich dir nich gut genug!“, zischt er, „Hast mich abblitzen lassn!“
Ich zucke mit den Schultern. Ist das noch wichtig? „Tut mir leid“, sage ich und gehe an ihm vorbei, „aber ich will nur noch nach Hause zu meinem Mann.“
Das mit Finn stimmt nicht so ganz, aber es sollte den Mann davon abhalten, mich weiter zu nerven.
Nie waren die Sterne über mir schöner - warum schaue ich sie mir nie an?
„Blöde Schlampe!“
„Wie bitte?“ Ich drehe mich zu ihm um und ...


... die Welt dreht sich und ich sehe noch im Fallen die Sterne. Dann schlägt es mir mit Wucht auf den Rücken, Kälte zerquetscht meine Lungen und ich wünschte, ich könnte Finn noch einmal sehen.

... starre ihn an. Das muss ich mir jawohl nicht bieten lassen!
Ich hebe meine Hand, um diesem Mistkerl gehörig eine zu knallen. Doch er duckt sich irgendwie weg, der Schlag geht daneben und ich sehe noch im Fallen die Sterne. Dann schlägt es mir mit Wucht auf den Rücken, Kälte zerquetscht meine Lungen und ich wünschte, ich könnte Finn noch einmal sehen.

... belasse es dann doch dabei. Sol er seinen Frist ruhig rauslassen, das kann mich nicht berühren.
Ich gehe ein Stück weiter und lehne mich dann an das niedrige Gitter. Ich höre fernes Lachen. Der Betrunkene brabbelt irgendetwas vor sich hin. Nicht mein Problem.
Ich beuge mich vor und schaue auf die silbrig glitzernden Wellen. Sie rufen mich. Locken mich. Sie versprechen mir eine kühle Tiefe, die mich umschließen wird und mir Frieden schenkt.
Ich beuge mich noch weiter vor, das Gelände drückt schmerzhaft in meinen Magen. Egal.
Komm zu uns, da draußen gibt es nichts mehr für dich!, locken sie.
Ich weiß, dass ich betrunken bin, aber auf einmal ergibt alles einen Sinn. Es ist so verlockend, so tief, so kalt, so ewig ...
„JULE, WAS MACHST DU DENN DA?“, kreischt Isa. Vor Schreck hätte ich fast das Gleichgewicht verloren.
Sie reißt so fest an meinem Shirt, dass ich Nähte reißen höre.
„Komm da weg“, stottert sie, „Mensch, was ist sollte das?“
„Nichts“, murmele ich. Mein Kopf wird langsam wieder klarer. Was war nur mit mir los?
Isa und der Mann, mit dem ich sie eben gesehen habe, nehmen mich in ihre Mitte, gehen mit mir wieder nach oben, führen mich weg vom Fluss.
„Auf Wiedersehen, Jule“, flüstert er.
Es gibt Dinge, die weiß man einfach.
„Auf Wiedersehen!“

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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag15.09.2019 23:11

von MoL
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So, lieber Text. Hm. Das war ja was. Hast mir ganz schön was abgenötigt. Verschiedene Erzählzeiten und -Perspektiven. Da Dir das erst mittendrin eingefallen ist, sind natürlich ein paar Schnitzer drin. Und sagenhaft viele Fehler. Sorry, ich hatte natürlich noch über Dich drüber geschaut, aber war zu hibbelig ... vermaledeite Rechtschreibüberprüfung, wieso findet die denn so vieles nicht?

-> An dieser Stelle sei noch angemerkt, das ich durchaus auch versucht habe, Gerold zu bemühen, aber der ist mir immer abgeschmiert, lol2, hat wohl den Text oder den darin enthaltenen Sekt nicht vertragen.

Na ja, jetzt ist der Drops gelutscht, wie es so schön heißt.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, ob ich Dich mag. Hast Dich mir ganz schön aufgedrängt, von der ersten Sekunde an.
Und ich muss zugeben, dass Du mir das mit dem Einbau der Vorgaben wirklich einfach gemacht hast. Nur das mit der Bootstankstelle ist etwas holperig, aber mei, das musste noch sein, aus Prinzip!
Überhaupt warst Du recht bockig und stur. Und als ich nicht so recht wusste, wie ich Dich enden lassen soll und die Zeit auch langsam knapp wurde, hast Du darauf bestanden, dass wir es uns nicht zu einfach machen. Du wolltest es "episch" haben, einen Hauch Rheintöchter und so, und natürlich Drama, Baby!
OK, OK, ich gebe es zu: Ich mag Dich! Du hast viel geschafft in der kurzen Zeit. Hätte ich allerdings von Anfang an gewusst, wo die (Fluss-)Reise hingeht, hätte ich Dich ganz anders aufgezogen. Aber nun, Du bist ein FFF-Text. Das heißt bei mir viel tippen und weniger konzipieren. Improvisieren eben. Dafür hast Du Dich gut geschlagen, kleiner großer Text!
Ich hoffe, die anderen Kinder sind nicht gemein zu Dir. Und falls doch: Immerhin durften wir mitspielen! Smile


_________________
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"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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V.K.B.
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
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Beitrag16.09.2019 15:46

von V.K.B.
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Hallo Inko,
der Titel macht neugierig und wirft gleich eine Frage auf: Der tag, an dem Jule Fischer WAS? Starb? Doch nicht starb? Oder was ganz anderes.

Glückwunsch zu der Länge, 18K Zeichen in der Zeit, das ist bemerkenswert. Nein, ich rate jetzt nicht, ich weiß, wer so schnell schreibt. Zeit zum Korrigieren hattest du nicht mehr (aber da sollte ich nicht Meckern, hab selbst etliche Fehler drin).

Etwas irritierend fand ich deine Perspektivwechsel, das geht von auktorial über personal bis in die ich-Perspektive. Einen Grund dafür kann ich nicht entdecken, dachte erst, du springst bei den persönlichsten Szene in die ich-Perspektive, aber das kommt auch nicht hin. Die Geschichte ist zwar insgesammt nachvollziehbar, aber liest sich dadurch doch etwas wirr. Ich musste sie zuerst zweimal lesen, beim ersten mal dachte ich irgendwie, Isa sei die Frau, von der erzählt wird.

Was mir gefiel, ist, dass eigentlich nichts passiert. Slice of life, aber nicht jede slice muss ja bedeutungsvoll sein. Daher auch der Titel, der Tag, an dem Jule Fischer gar nichts passierte. Etwas problematisch allerdings: ich kann die Prota nicht so gut nachvollziehen. Offenbar will sie sich etwas beweisen, dann doch wieder nicht, dann denkt sie darüber nach, den Küblböck zu machen, dann doch wieder nicht. So richtig schlau werde ich aus ihr nicht. Aber andererseits denke ich, das geht ihr selbst genauso, und von daher passt es.

gerne gelesen,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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jaeani
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Der bronzene Durchblick


Beitrag16.09.2019 20:57

von jaeani
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F.J.G.
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Beiträge: 1955
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Beitrag17.09.2019 08:52

von F.J.G.
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Ein sehr, sehr interessanter Text. Genau die richtige Mischung aus Unterhaltung, Charaktereentwicklung und Spannung gemischt mit einer Prise Humor.

Der einzige Einwand, den ich vorzubringen habe:
Ich denke nicht, dass das Wasser eines Flusses "plätschert". Das tut höchstens die Elbe, solange sie noch durch Tschechien fließt. Ich würde eher sagen, Flüsse rauschen und gluckern.

Lieben Gruß
Kojote


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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag17.09.2019 13:17

von hobbes
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Hallo vielleicht gar nicht so unbekannte Autorin.

Eine Geschichte!

Na gut, man könnte das Ganze auf die Hälfte kürzen, dann müsste ich nicht mehr so ungeduldig mit den Fingern trommeln und "nun komm doch mal zu Potte" denken.

Außerdem hat mich anfangs völlig die Zeit verwirrt, ich dachte, ich hätte es mit was historischem zu tun. Dann passte aber dies und das und jenes nicht und am Ende war es ja sowieso ganz anders.

Apropos Ende - das sollen dann wohl alle drei Vorgaben sein? Und ich darf mir eine aussuchen? Leider gefällt mir keine davon, sowieso ist das zwar eine Geschichte, aber halt keine, die mir gefällt und die ich gern lesen würde. Auch die Figuren sind eher von der Sorte, dass ich statt mit ihnen mitzufiebern eher die Augen verdrehe.

Aber hey, eine Geschichte! Das ist doch schon mal was.

Und der Titel! lol Das finde ich nun wieder witzig.
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Selanna
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Wohnort: Süddeutschland


Beitrag18.09.2019 02:10

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo 😊
Die Ausgangssituation macht mich neugierig und ich habe gerne weitergelesen und war fast enttäuscht, als sie so schnell aufgelöst wurde. Insgesamt fand ich Deinen Stil etwas überschwänglich, vielleicht ein wenig betulich oder dick aufgetragen, aber es hielt sich (für meinen Geschmack) noch in Maßen, mit Ausnahme des zweiten Absatzes, den empfand ich (imho) als kitschig und sehr stark zusammenkürzbar. Ich vermute aber, dass Du mit ihm Atmosphäre schaffen wolltest.
Der Dialog zwischen dem Zufallspärchen ist einmal etwas anderes, eine vorsichtige, distanzierte Annährung, aber dann kippt die Situation ziemlich, als Jannis seine Masche preisgibt und Jule nur als Option abhaken will. Ich denke, an dem Dialog müsste man noch feilen, aber die Grundidee ist nicht schlecht. Ich bin allerdings verwundert, dass Jule Jannis seine Masche so wenig verübelt. Ihr Stolz hält sie zurück, aber sie versteht ihn mehr als die meisten Frauen das wohl würden. Vor allem scheint dabei sein gutes Aussehen eine Rolle zu spielen, sie kommt mir also einerseits etwas oberflächlich, andererseits nicht sehr selbstbewusst vor, gleich an zwei Stellen macht sie sich selbst nieder. Sie erhofft sich sogar noch lange eine Chance bei dem Aufreißer, was mich verwundert und ihr Zynismus wenig später tut dagegen richtig gut. Und schon schlägt die Stimmung wieder um und sie bereut es, keinen One Night Stand auf die Reihe gekriegt zu haben. Das sind ziemlich viele, schnelle Stimmungswechsel, auch die Wehmut und Melancholie mittendrin kommen für mich etwas plötzlich und verschwinden schnell wieder. Dann erfahre ich, dass sie eigentlich noch immer Finn liebt, aber gerade deswegen gerne einen Seitensprung gehabt hätte. Als Nächstes erbricht sie sich und will heim. Das sind mir zu viele Stimmungs- und Meinungswechsel für einen Abend oder eine Kurzgeschichte, das Hin und Her lässt eine klare Linie vermissen, zumindest geht es mir so.
Und dann gehen zwei oder drei Zeitvarianten auf: Einmal oder sogar zweimal, wenn ich das richtig begriffen habe, ertrinkt Jule, einmal wird sie von ihrer Freundin Isa daran gehindert. Die Idee ist wieder stark, gefällt mir sehr, aber der Anfang gibt das nicht recht her, denn der ist mE eher konservativ aufgebaut. Man kann natürlich auch gerade in dem Bruch das Interessante sehen, aber ich empfinde es eher als uneinheitlich. Und auch die vielen Fragen, die Unsicherheit von Jule wird nicht zu Ende geführt. Der Taktiker hat jedenfalls in keiner Zeitvariante sein Glück gefunden…

Liebe Grüße
Selanna


Edit: Was ich nicht verstanden habe: Jannis‘ Mundwinkel zucken, das interpretiere ich als unterdrücktes Lächeln/Lachen. Jule denkt dabei aber an Blues und Unglücklichsein. Wie ist das gemeint?


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Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Catalina
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Wohnort: Kehdingen


Beitrag18.09.2019 08:30

von Catalina
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Flussufer
eine Person, die sich extreme Mühe gibt, mit anderen in Kontakt zu treten
Verliebtheit

Eine verheiratete Frau nimmt mit ihrer Freundin an einer Ü30-Single-Event auf einen Partyschiff teil. Sie wird den Abend über immer frustrierter (und betrunkener), bis sie sich sogar das Leben nehmen möchte.

Dein Text lässt mich inhaltlich etwas ratlos zurück. Jule liebt Ihren Ehemann, (an ihn denkt sie, als sie meint, sterben zu müssen) ist aber unglücklich, weil sie ihr Leben als zu durchschnittlich empfindet? Das passt für mich nicht zusammen, weil ich glaube, Liebe (zu jemanden oder für etwas) ist so ziemlich das einzige, was dem Leben einen Sinn gibt.

Noch weniger kann ich ihre Motivation verstehen, dem Leben ein Ende zu setzen - auch dann nicht, wenn ich ihren Alkoholpegel bedenke.

Irgendwie unterteilt sich die Geschichte für mich in zwei Teile. Erst ist sie leicht und unterhaltsam. Dann wird sie dramatisch. Der Übergang kann mich aber nicht überzeugen. Und so lese ich die zweite Hälfte mit einer Distanz, die in der ersten Hälfte nicht da war.

Deinen Stil finde ich jedoch herausragend unterhaltsam und ich habe keine Ahnung, wie man so über 15.000 Zeichen in 2 1/2 Stunden schreiben kann. Dafür gibt es noch zwei Punkte.
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Michel
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Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag18.09.2019 10:43

von Michel
Antworten mit Zitat

Gerade auf Youtube geguckt: „Der Tag, an dem Conny Kramer starb“ - der Titel der Geschichte ist für mich nicht davon zu lösen.
Vorgabenprüfung: Geschichte beginnt am Wasser – ist das ein Fluss? Dann: Check. Jannis versucht Kontakt aufzunehmen – Check. Jule ist enttäuscht und ekelt sich – Check.
Hm. „Sie waren vom Hafen her gekommen“: Der Anfang hat mich, das ist kein direkter harter Schnitt in die Szene, wie heute handwerklich üblich, sondern hat etwas Singendes, Träumerisches, passend zu Jules Fremdgeh-Phantasie. Schöner Kontrast im nächsten Satz ist das laute, unspektakuläre Tanken.
Die Brüche ziehen sich durch. Der schöne Mann und seine schnöde Liste. Die aufgeregte Freundin und die angepisste. Und so weiter.
Aber auch die formalen Brüche. Und hier komme ich ins Straucheln; der für mich zufällig wirkende Wechsel zwischen Präteritum und Präsens, zwischen Ich-Perspektive und 3rd Person sorgt dafür, dass das keine ganz normale Geschichte wird, aber ich kann ihr, das ist der Preis, auch nicht richtig folgen. Beim zweiten Durchlesen frage ich mich immer noch, ob nun Jule oder Isa sich ins vermeintliche Glück schmeißt.
Was ich wirklich mag: Die nachvollziehbare Beschreibung der (Lebens-)Enttäuschung. Das Müde, Desillusionierte, das sich aber eben nicht dem nächsten Adonis ans Gemächt schmeißt und zur Nummer auf einer Liste machen lässt. Der trotzige Wunsch, sich dem vorgesehenen Ablauf zu entziehen. Der Seitensprung vom Seitensprung, sozusagen.
Und der nächste Bruch, die Depressionen, die Suizidphantasien. So einfach entlässt einen der Fluss eben nicht, genau wie diese Geschichte.
Schaurig schön.
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Amarenakirsche
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Beitrag18.09.2019 11:18

von Amarenakirsche
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Hallo Unbekannte(r),

leider hat es dein Text nicht in die Reihe derer geschafft, denen ich Federn gegeben habe.
Das lag vor allem daran, dass du zwischen Zeiten und Perspektiven springst. Mal schreibst du im Präteritum, mal im Präsens. Am Anfang ist es scheinbar aus der Perspektive von Isa geschrieben, der Großteil später aber aus der Sicht von Jule. Dazu kommt, dass du mal aus der Ich-Perspektive schreibst und mal nicht. Das fand ich sehr irritierend.
Auch die Handlung kam mir manchmal unzusammenhängend vor, tut mir leid.

Liebe Grüße
die Kirsche
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Soraja
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 227

DSFx


Beitrag20.09.2019 15:45
Der Tag, an dem Jule Fischer
von Soraja
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Lebendig geschrieben, die Lust Leben zu spüren und die Tatsache das einem die eigene Ehe wie Einzelhaft erscheinen kann ist für mich sehr gut herausgearbeitet worden. Mir war nur die Doppelung der Sturzszene nicht erklärlich. Es hat mir Freude bereitet die Geschichte zu lesen.

_________________
Soraja wünscht Dir einen wundervollen Tag!
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag23.09.2019 20:10

von Constantine
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Bonjour



Ich vermute als Vorgaben: 1A / 2C / 3B

Du hast viel geschrieben, für die limitierte Zeit und den Vorgaben folgend, eine tolle Leistung. Aber: Dein Text, oder genauer deine Protagonisten Jule und Jannis überzeugen mich leider nicht und dann wird es sehr schwierig für mich bei der Bewertung.
Ich kann Jule mit all ihrem Drama und all ihrem Hin und Her, ich will nicht, will aber doch, bin enttäuscht, weil ich doch jetzt möchte, aber nein, ich liebe ja meinen Mann, aber dennoch, ich will hier weg, will es doch mal probiert haben, aber dann doch nicht, nicht ernst nehmen, und Jannis, diesen äußerlichen 2er oder doch 1er Kerl, der seiner Listen-Frau erzählt, dass sie auf seiner Liste ist und dann enttäuscht ist, dass sie nicht anspringt, aber dann doch Erfolg hat und sich dann die Kante gibt und Jule anpöbelt, er ist für mich auch eher eine Karikatur, bleibt für mich, genauso wie Jule, nicht nachvollziehbar. Zu viel Oberflächliches und auch trotz oder gerade wegen des den Text erstickenden Dramas und Hin und Her von und um Jule und Jannis, vermisse ich insgesamt eine klare Linie im Text.

Im Vergleich mit den anderen Beiträgen hast du es leider nicht in meine Top 10 geschafft: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag24.09.2019 09:53

von Terhoven
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Hallo Inko,

hier ist ja ganz schön was los. Zeitenwechsel, Perspektivwechsel und über 3000 Wörter, Respekt.

Literarisch einordnen würde ich das, so nanowrimo-mäßig, unter word sprint. Was, was man hinterher noch ordentlich glattbügeln muss, wo aber schon so mancher Geistesblitz auftaucht. Und es sind einige gute Sachen dabei.

Ich hatte einige Schwierigkeiten, der Geschichte zu folgen, das hier hab ich verstanden:
Jule und ihre Freundin Isa machen bei einer Single-Dating-Bootsfahrt mit. Erst werden die Frauen, dann die Männer eingesammelt.
Jule ist bei Ansicht der Männer enttäuscht. Erwähnt wird einer mit Bart und Zopf, das ist aber nicht der Jannis, der sie später anspricht, oder?
Jannis spricht sie an und erzählt ihr freimütig, dass er sich eine Liste von Methoden ausarbeiten lassen hat. Bei jeder Frau probiert er eine andere Methode. Jule findet das widerlich und weist ihn ab. Nach und nach betrinkt sie sich mit Sekt und beneidet die Frau, mit der er jetzt vermutlich unter Deck was hat.
Sie trifft ihn dann auch wieder mit einer Frau und vermutet, dass sie tatsächlich was hatten.
Dann übergibt sie sich und verbringt den restlichen Abend mit Bier und Gedanken an ihren Ex Finn.
Nach der Fahrt sieht sie Jannis oder einen anderen Mann, den sie abgewiesen hat. Der schlägt sie nieder oder sie fällt selber hin.
V1 A Ufer -- Check
V2 C -- delegiert?
V3 B --Enttäuschung?

Vom Prinzip her ist das eigentlich am nächsten dem Improtheater. Da muss man jede Sekunde der Szene füllen und kann nicht zurückspulen, also nicht editieren.
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poetnick
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Wohnort: nach wie vor


Beitrag25.09.2019 20:59

von poetnick
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Hallo Inco,

der Tag an dem Jule Fischer nicht ertrank...
Mir ist rätselhaft, wie ein Text in dieser Länge und komplexer Handlung in 2,5 Stunden in die Welt gelangen kann ...Kratz, Kratz.
Er ist unter meinen Punktbeiträgen.
Vielen Dank!

VG - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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nebenfluss
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Beitrag26.09.2019 19:30

von nebenfluss
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Eine Gruppe mittelalter Frauen geht an Bord eines Schiffes, auf dem eine Ü30-Single-Party stattfinden wird, die allerdings vom Veranstalter eher als eine Art Mondschein-Dinner angekündigt wurde. Auf jeden Fall herrscht große Aufregung, was der Text spielerisch und dynamisch vermittelt und auch bei einem Zuschauer Vorfreude schürt, denn an einem solchen Ort kann ja eigentlich nur ein Feuerwerk aus improvisierten Dialogen und jeder Menge zwischenmenschlicher Interaktion stattfinden.  
Es kommt aber anders, denn kaum hat das Schiff am anderen Ufer die Männer eingesammelt, stellen sich diese als solche heraus, die man – wie Protagonistin Jule meint – auch jederzeit auf der Straße ansprechen könnte, woraufhin sie sich dem Eröffnungsspiel entzieht und sich im Freien ihrer Desillusionierung hingibt.
Vorgabe 2 erfüllt sich, indem sie von Jannis, den sie erst ignorieren will, in ein Gespräch verwickelt wird. Er trägt eine Liste mit Anmach-Techniken mit sich herum, die er nun Punkt für Punkt an wohl willkürlich gewählten Damen abarbeitet. Jule bekommt offenbar die Masche „Ich versuche, mit meiner Planung zu beeindrucken“ ab. Das konkrete, völlig emotionslose, Gespräch darüber muss er dennoch improvisieren. Sie kann mit seinem Nihilismus nichts anfangen und begründet sich das zu Recht mit ihrem Stolz. Der Dialog wirkt aus der Absurdität der Situation heraus natürlich und nachvollziehbar und bestätigt den Eindruck, dass dieser Text Punkte verdient hat.
Ab hier wäre ich aber lieber Jannis gefolgt und hätte ihm beim plangemäßen Improvisieren zugesehen. Er scheint mir mit seiner genial-bekloppten Liste die interessanteste Person in der Geschichte zu sein. Was für Taktiken da wohl noch drauf stehen?
Allerdings kommt er bereits mit der nächsten Masche zum Zug, was Jule etwas eifersüchtig die eigene Zielvorstellung des Abends sowie ihr Normalo-Leben reflektieren lässt. Entsprechend gesteht sie sich anhand eines Schulnotensystems gerade noch eine langweilige „solide 3“ zu. Die Atmosphäre des Textes kippt endgültig ins Depressive, und sie säuft sich (möglicherweise, die Funktion der drei Alternativen[?] im Text verstehe ich nicht) in einen dramatischen Suizidversuch hinein, der von ihrer Freundin Isa verhindert wird. Dabei spielt irgendwie noch ein anderer Betrunkener eine Rolle, der wohl Jannis sein soll, dem nun jede Coolness abhanden gekommen ist.

Liebe Autorin, lieber Autor,
beeindruckend finde ich, wie dieser Beitrag – trotz seiner Länge – in seiner sprachlichen Gestaltung von vorne bis hinten die jeweilige Stimmung unterstützt. Da schreibt jemand ausgesprochen routiniert, greift dabei zwar nicht nach literarischen Sternen, sorgt sich auch nicht groß um Tippfehler, aber verfällt auch nicht in die ganz üblen Klischees, die bei dem Thema lauern, sondern bleibt authentisch und überrascht mich, trotz der zunehmenden Ödnis z. B. noch mit der durchaus berechtigten Frage, warum man eine solche Party ausgerechnet auf einem schwankenden Schiff abhält.
Weniger berechtigt fand ich den mehrfachen Wechsel zwischen Ich- und personaler Perspektive. Wirkt, als distanziere sich Jule immer mal wieder von sich selbst, hat für mich aber dann vom Inhalt der Absätze her nicht gepasst. Vielleicht ist es ja auch gar keine Absicht.
Schade finde ich – wie im Grunde schon erwähnt -, dass der Text szs an zwei Stellen vor einer Weggabelung steht, und jeweils die Abzweigung nimmt, die mich vom tatsächlichen Treiben auf dem Schiff eher fernhält und in die subjektive, deprimierende Sicht der Hauptfigur zwingt. Dadurch fehlt diesem Beitrag im späteren Verlauf die Lebendigkeit, die ich persönlich mir von diesem Text, aber auch ganz generell von diesem Wettbewerb erhofft hatte. Aber möglicherweise wäre das in der Kürze der Zeit gar nicht vorstellbar gewesen, oder dir war das Drama deiner Protagonistin einfach wichtiger.


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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag26.09.2019 20:39

von traumLos
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Hallo Inco

So gar nicht mein Genre, einige kleine Tippfehler, diesem speziellen Wettbewerb geschuldet. Einige Wiederholungen ziehen den Text in die Länge, dafür zum Schluss der Zeit geschuldet angenehm kompakt.

Alles in allem ein Text einer Frau, die sucht. Ob sie gefunden hat?

Sehr treffender Titel.


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Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag26.09.2019 21:31

von Eliane
Antworten mit Zitat

Vorgaben:
1) Flussufer/Spa/Tankstelle -> Flussufer. Check.
2) kontaktfreudige/glückliche/Ruhm kassierende Person -> Jannis. Check.
3) Verliebtheit/Enttäuschung/Ekel -> tatsächlich finde ich alle drei. Das ist schon ein Kunststück!

Bewertung:
Die Sprache ist der Hammer. Subtil und elegant, ohne jemals zu kompliziert zu werden. Das muss man erst mal schaffen.

Besonders schön zum Beispiel hier:
Zitat:
Leichter Wind kommt auf, tastet sich an sie heran, wird urplötzlich stärker und zieht sich in Sekundenschnelle wieder zurück. Er hinterlässt eine Gänsehaut auf ihren nackten Armen.


Was mir nicht so gut gefällt: Die Perspektivsprünge - also der Wechsel von der 3. Person in die 1. und wieder zurück, zweimal im Text. Tatsächlich hätte das sogar gut sein können, wenn es an der richtigen Stelle gewesen wäre - aber beim ersten Sprung ist es mitten im Absatz:
Zitat:

Aber mal ehrlich, was hat sie denn erwartet? Eine Ü30-Single-Boots-Party, was auf gut Deutsch heißt: Frauen ab 35 und Männer ab 40 aufwärts sind mit jeder Menge Alkohol und miteinander gefangen. Da wird später so manches Paar gemeinsam über den Anlegesteg taumeln - und von denen wird mit Sicherheit nicht jeder morgen Früh noch so gut drauf sein.
Für die Anderen ist es einfach nur ein frustrierender Abend mehr, hoffentlich wenigstens nicht mit einem Kater gekrönt.
Jannis und die Frau von eben geraten wieder in mein Blickfeld. Scheint, als wäre er für heute fertig mit seinem Plan. An der Art, wie sie ihn an sieht, erkenne ich, dass er ganz bestimmt zum Zug kommen wird.


Am Anfang des nächsten Absatzes, da hätte es gepasst. Auch der Wechsel zurück in die 3. Person kommt unmotiviert, hier hätte mir die Innenperspektive der 1. Person besser gefallen, und zweimal hin und her ist einfach zu viel des Guten.

Ansonsten ein starker Text. Besonders beeindruckt hat mich der dreifache Schluss.

Punkte: Ja, nämlich die 6.
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Bananenfischin
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Beitrag27.09.2019 11:16

von Bananenfischin
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Wieder einmal war ich begeistert, was für Texte in zweieinhalb Stunden entstehen können: Geschichten mit schlüssiger Handlung, rotem Faden, guten Dialogen, aber auch stilistisch ausgefeilte Texte, innere Monologe und Betrachtungen (oder beides). Die Punktevergabe in den oberen Rängen fiel mir leichter als die in den unteren. Aus Zeitmangel kann ich keine ausführliche Begründung dalassen, will aber kurz sagen, was mir an jedem bepunkteten Text gefallen hat.
Dieser hier ist unterhaltsam geschrieben, erzählt eine Geschichte und lässt uns dabei auch an den inneren Kämpfen der Figur teilhaben. Ein Punkt von mir.


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fabian
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Beitrag27.09.2019 19:16
Re: Der Tag, an dem Jule Fischer
von fabian
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Hei Gei Fünf

Ist das etwa eine persiflierende Paraphrase auf Es waren zwei Königskinder?
Jedenfalls ist das Wasser hier nicht so tief, als dass es vom Narrenschiff Virilia nicht überwunden werden könnte.
Wie dem auch sei – für mich zu viel Weltschmerz zu breit ausgewalzt.

Und dann dieser mystisch angehauchte Schluss ...
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MoL
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Beitrag27.09.2019 20:50

von MoL
pdf-Datei Antworten mit Zitat

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inko,
der Titel macht neugierig und wirft gleich eine Frage auf: Der tag, an dem Jule Fischer WAS? Starb? Doch nicht starb? Oder was ganz anderes.

Glückwunsch zu der Länge, 18K Zeichen in der Zeit, das ist bemerkenswert. Nein, ich rate jetzt nicht, ich weiß, wer so schnell schreibt. Zeit zum Korrigieren hattest du nicht mehr (aber da sollte ich nicht Meckern, hab selbst etliche Fehler drin).

Etwas irritierend fand ich deine Perspektivwechsel, das geht von auktorial über personal bis in die ich-Perspektive. Einen Grund dafür kann ich nicht entdecken, dachte erst, du springst bei den persönlichsten Szene in die ich-Perspektive, aber das kommt auch nicht hin. Die Geschichte ist zwar insgesammt nachvollziehbar, aber liest sich dadurch doch etwas wirr. Ich musste sie zuerst zweimal lesen, beim ersten mal dachte ich irgendwie, Isa sei die Frau, von der erzählt wird.

Was mir gefiel, ist, dass eigentlich nichts passiert. Slice of life, aber nicht jede slice muss ja bedeutungsvoll sein. Daher auch der Titel, der Tag, an dem Jule Fischer gar nichts passierte. Etwas problematisch allerdings: ich kann die Prota nicht so gut nachvollziehen. Offenbar will sie sich etwas beweisen, dann doch wieder nicht, dann denkt sie darüber nach, den Küblböck zu machen, dann doch wieder nicht. So richtig schlau werde ich aus ihr nicht. Aber andererseits denke ich, das geht ihr selbst genauso, und von daher passt es.

gerne gelesen,
Veith


Huhu Veith!

Danke für Deinen Kommentar! Jo, es passiert nicht wirklich was, aber irgendwie doch, oder passiert es bald?
Wer weiß das schon ...

Und nein, zum korrigieren blieb wirklich keine Zeit mehr. :-/

Und noch einmal ganz herzlichen Glückwunsch, Deine Geschichte ist echt klasse! Smile


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Beitrag27.09.2019 20:50

von MoL
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jaeani hat Folgendes geschrieben:
Kommentar, um bewerten zu können


Thanx a lot. Smile


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Beitrag27.09.2019 20:51

von MoL
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Kojote hat Folgendes geschrieben:
Ein sehr, sehr interessanter Text. Genau die richtige Mischung aus Unterhaltung, Charaktereentwicklung und Spannung gemischt mit einer Prise Humor.

Der einzige Einwand, den ich vorzubringen habe:
Ich denke nicht, dass das Wasser eines Flusses "plätschert". Das tut höchstens die Elbe, solange sie noch durch Tschechien fließt. Ich würde eher sagen, Flüsse rauschen und gluckern.

Lieben Gruß
Kojote


Vielen lieben Dank! Das hätte ich ja nicht erwartet - umso schöner dieses Lob von Dir!

Flüsse plätschern mEn tatsächlich, allerdings nicht ständig, sondern nur hier und da. Ist vermutlich Ansichtssache. Smile


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