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Nur ein Wort


 
 
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V.K.B.
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Alter: 51
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag15.09.2019 19:00
Nur ein Wort
von V.K.B.
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Nur ein Wort

Blätter treiben dahin, kleinere Äste, tote Insekten. Überreste der Natur, des sommerlichen Lebens, zum Tode verurteilt wie jedes Jahr. Einsam ist es hier, ich sitze allein am Ufer und starre auf die Strömung. Beobachte.
Jetzt tue ich es schon am Tage. Sitzen und beobachten, ohne Teil davon zu sein. Sehnsucht nach einer Welt, der ich mich nicht mehr zugehörig fühle. Der Fluss als Metapher, panta rhei. Irgendwann werde auch ich dorthin fließen, in die Vergessenheit. Vergessen bin ich auch jetzt schon. Hinter mir eine herbstliche Wiese, in deren Mitte ein Baumgruppe. Altes, knöchernes Holz. Verdorrte Zeit. Seit einer Woche komme ich jeden morgen hierher, setzte mich ans Flussufer, blicke auf die Strömung und werde eins mit dem Fluss. Wenigstens bin ich vollständig bekleidet. Nachts ist das anders. Ich sitze auf einem Hügel, spüre den steinigen, moosbewachsenen Boden unter meinem Po, auf der nackten Haut. Wind streicht über meinen Körper, streichelt mich. Ich spüre den Holzpfahl, an den ich mich lehne, meine Hände dahinter gebunden. Ich habe nur den Wind und die Nacht. Beobachten. Ich sehe die Stadt unter mir, die Straßen wie Flüsse, Lichter der Autos, dahingetrieben wie tote Äste im Wasser. Jede Nacht sitze ich dort. Ich weiß nicht, warum. Opfer für einen prähistorischen Gott, oder gezwungener Beobachter. Vielleicht ist es eine Aufgabe, irgendwas dort unten zu sehen, etwas, was man nur aus dieser Perspektive erkennt. Jede Nacht dieser Traum. Am Anfang versuchte ich noch, mich zu wehren. Ich riss an den Seilen, die meine Hände hinter dem Pfahl halten, bis meine Handgelenke schmerzten, bluteten oder ich sich taub anfühlten. Zwecklos. Wenn man sich nicht bewegt, spürt man die Fesseln nicht. Einfach beobachten. Irgendwas muss es zu erkennen geben, ich weiß nur noch nicht, auf was ich achten muss. Weder nachts auf dem Berg, noch tags hier am Fluss.
Schritte hinter mir. Ich reiße die Arme nach vorne, um meine Nacktheit zu bedecken. Innerlich muss ich beinahe lachen. Natürlich bin ich bekleidet, und wäre das der Traum, könnte ich gar nichts unter meinen Händen bedecken. Schlimm, dass ich Traum und Tag schon fast nicht mehr unterscheiden kann.
»Oh, Hallo!«, höre ich eine Stimme hinter mir. »Ich hätte nie gedacht, hier jemanden zu treffen.«
Ein Golden Retriever hechelt an mir vorbei, tollt am Flussufer. Ich blicke mich zu seinem Besitzer um und erstarre. Jens! Verdammt, der hat mir gerade noch gefehlt. Ich kenne ihn von früher, als ich hier im Dorf lebte. Über zehn Jahre habe ich ihn nicht gesehen. Jens war immer das genaue Gegenteil von mir. Oft machten wir Witze über ihn, er sei in einem dieser Computerspiele hängengeblieben. Diesen RPGs, wo man durch irgendeine Pixelstadt lief und versuchte, mit allen Einwohnern zu reden. Naja, die anderen machten Witze. Ich hörte zu. Lachte nicht, denn es war mir egal. Jens fing wirklich mit jedem ein Gespräch an, völlig egal, ob es einen Anlass dafür gab oder nicht. Und jetzt war ich an der Reihe.
»Hey Anne, ich wusste gar nicht, dass du wieder hier bist. Was machst du?«
Beobachten, erwidere ich. Wahrscheinlich sollte ich ihn auf den Hund ansprechen, denke ich. Klar hatte er sich einen Hund zugelegt. Hunde waren dafür da, dass man über sie redete.
»Du siehst gut aus, weißt du das? Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?«
Vor zwölf Jahren, drei Monaten und achtzehn Tagen, kläre ich ihn auf.
Er setzt sich neben mich, trägt eine schwaze Jeans, einen dunkelgrünen Pullover und Bart. Wie ein Holzfäller siehst du aus, spotte ich.
»Wie lange bist du schon wieder hier?«, will er wissen. Verdammt, er muss noch einsamer sein als ich selbst. Oder bin ich die Trophäe? Die letzte Person, mit der er noch reden muss? Wir sind alle nur Gefangene, teile ich ihm mit.
Er seufzt, greift in seine Tasche, zieht ein Pfeife heraus und stopft sie. »Ich bin enttäuscht, weißt du dass?«
Entschuldige, dass ich noch nicht gefunden habe, wonach ich Ausschau halten muss, rechtfertige ich mich.
Er zündet die Pfeife an. »Ich bin wieder allein, wenn es dich interessiert. Hörst du mir zu?«
Ich höre immer zu, solltest du wissen, pflichte ich ihm bei.
»Da reist man durch die Weltmeere, freut sich monatelang auf Zuhause, kommt zwei Tage früher an …«
Du bist also zur See gefahren, frage ich. Pass doch gar nicht zu dir. Oder vielleicht doch. Ein Schiff ist so überschaubar wie eine Pixelstadt, da kann man es wirklich schaffen, mit jedem zu sprechen.
»Hört das Geräusch der Dusche, prima Gelegenheit nach vier Monaten getrennt sein, dachte ich mir, zog mich schnell aus, bis auf die Unterhose, vorsichtig ins Bad schleichen, sollte ja eine tolle Überraschung sein, dass ich schon …«
In meinen Träumen bin ich auf einem Berg an einen Pfahl gebunden und muss über eine Stadt Wache halten, erzähle ich ihm. Mir entgeht nichts, auch wenn ich nicht weiß, wonach ich schauen soll.
»… und dann steht sie da unter der Dusche, mit Holger. Grinst mich noch verlegen an, die Schlampe. ›Jens, du warst nicht da, hat sich so ergeben, das bedeutet nichts. Ich liebe nur dich.‹« Er bläst eine große Rauchwolke in den Himmel, als wolle er die Welt vergiften.
Menschen sehe ich von da oben leider nicht, erkläre ich. Alles viel zu weit weg, viel zu klein. Nur die Scheinwerfer der Autos als Lichtpunkte in einem immerwährenden Fluss.
Der Hund kommt vom Ufer zurück, schleckt seine Hand. Jens streichelt ihn, rubbelt seine Hände durchs Fell. »Nur du bist mir treu geblieben, Django.«
Dann schaut er mich an. »Schön, das wenigst du mir zuhörst«, erklärt er. »Weißt du, wenn dir so eine Scheiße passiert, dann geben die anderen dir die Schuld. ›Was fährst du auch zur See, Junge, wieso lässt du deine Frau monatelang allein?‹ Hat Paul vom Imbiss so gesagt. Mann, wir hatten das abgesprochen. Inga hatte überhaupt kein Problem damit.« Er lacht bitter, schickt eine neue Enttäuschungswolke aus seine Pfeife in die sterbende Herbstnatur. »Da hatte sie ja mehr Zeit für Holger. Das ging wohl schon länger so.«
In meine Träumen ist es immer gleich, beruhige ich ihn. Ein immerwährender anonymer Lichterfluss, nichts ändert sich. Leben geht weiter, es geht immer weiter. Nur ich sitze still und bewege mich nicht.    
»Eigentlich hätte ich gleich wieder fahren sollen«, redet er weiter. »Was hält mich jetzt noch hier? Okay, der Hund. Den wollte ich Inga nicht auch noch überlassen. Und weißt du, ich schaffe es nicht, wieder wegzufahren. Mein Leben wieder allein zu lassen, weil ich nicht weiß, was beim nächsten Mal sein wird, wenn ich zurückkomme. Vielleicht hätte ja jemand das Haus angesteckt.«
Das würde ich von meinem Berg aus sehen, erkläre ich.
Er blick mich an. »Ach Anne, wenn ich nur wüsste, was in deinem Kopf vorgeht. Aber schön, dass du zurück bist.«
Jetzt habe ich eine Aufgabe, vertraue ich ihm an. Ich kann alleine leben. Nachts kommen sie, ziehen mich aus, führen mich auf den Berg und binden mich an den Pfahl. Aber sie fassen mich nicht mehr an. Ich bin eine Wächterin, sehe die ganze Stadt. In der Klinik sah ich immer nur die Decke. Und ihre Finger waren überall, sie bekommt ja nichts mit, dachten sie. Kann sich nicht wehren, wegen der Gurte. Und spricht vor allem nicht darüber.
»Hättest du vielleicht Lust, irgendwas zu unternehmen?«, fragt er. »Wir könnten mal in irgendein Café gehen, was denkst du?«
Ich denke darüber nach, was ich sehen soll, antworte ich. Vielleicht ein Café an einem Flussufer, irgendwo in einer anderen Stadt, einem anderen Lichterstrom.
»Mir macht es nichts aus, wenn du nicht redest. Hast du schließlich noch nie getan. Mutantismus, oder wie hieß das noch?«
Mutismus, verbessere ich.
Er schlägt eine Hand vor seine Stirn. »Sorry, du bist ja kein Mutant, das war jetzt nicht so gemeint. Weißt du, ich konnte mir solche Wörter noch nie merken.« Nachdenklich zieht er an seiner Pfeife. »Kennst du eigentlich Wörter, oder vergisst du sie?«
Der Hund legt sich vor meine Füße. Ich sehe das Halsband mit dem Ring für die Leine.
»Wie ist es, du zu sein?«
Die Leine. Ich habe eine Idee. Die Leine liegt neben ihm. Ich nehme sie, stehe auf und gehe auf die Wiese, auf die Baumgruppe zu. Immer schneller werden meinen Schritte.
»Anne, wo willst du denn hin?«
Keine Sorge, ich zeige es dir.
Ich setze mich vor einen Baum, es kostet mich einige Mühe, die Leine hinter meinem Rücken um die Handgelenke zu wickeln, aber es gelingt mir. Ich bin der gefangene Beobachter, sehe ihn an. Und sehe, was ich sehen sollte. Was ich von meinem Berg aus niemals sah.
»Was soll das jetzt? Stehst du auf SM oder so?« Er sieht vollkommen irritiert aus. »Soll ich dich jetzt anfassen oder sowas?«
Bloß nicht! Ich zerre an der Leine, so stark ich kann.
»Was machst du für Sachen? Steckst du fest? Warte, ich helfe dir.«
Er geht hinter mir in die Knie, hilft mir, die Leine zu lösen. Ich erhebe mich von meinem Pfal, stehe aufrecht, frei. »Danke«, sage ich.

Und der Berg unter mir explodiert in Myriaden kleinster Splitter.

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V.K.B.
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Beitrag16.09.2019 00:08

von V.K.B.
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Okay, ganz ehrlich?
Ich habe keinen blassen Schimmer, was das geworden ist Das ist immer so, wenn ich versuche, Gegenwartsliteratur zu schreiben.

Was soll das jetzt, was habe ich mir dabei gedacht? Kann dem überhaupt jemand folgen? Zwei einsame Menschen, absolute Gegenteile. Er der Vielredner, sie Mutistin, schwer traumatisiert durch einen Psychiatrieaufenthalt und sexuelle Übergriffe eines Teil des Pflegpersonals. Er verbittert, weil er seine Frau beim Fremdgehen erwischt hat. Beide Gefangene ihrer Lebensituationen, aber auch hier Gegenteile. Sie gefangen in sich selbst, er als Seemann fuhr scheinbar frei über die Meere.
Er führt die Konversation alleine, sie antwortet nur in Gedanken. Sie sucht etwas, das sie befreien kann, und erkennt eine Möglichkeit in Jens, der (wenn auch nicht uneigennützig) überhaupt mit ihr redet, auch wenn nie etwas zurückkommt.  Dann die Erkenntnis, was sie im Traum von ihrer Position nie sehen konnte: einen anderen Menschen. Fast die ganze Geschichte "reden" die beiden aneinander vorbei, bis sie das erste mal "antwortet". Sie will ihm mit der Leine zeigen, wie sie sich fühlt. Er missversteht das als ein möglicherweise sexuelles Angebot, sie bekommt Panik, reißt daran, statt die Hände aus den Schlaufen zu ziehen. Als er ihr hilft …

Verdammt, das ist grenzenlos naiv! Aber man darf es auch gerne als (psychopathologisches) Märchen lesen, die Elemente sind ja da: Die gefangene Prinzessin, diesmal nicht in einem Turm oder einer Drachenhöhle, sondern ihrem eigenen Selbst, und der edle Prinz Labertasche mit seinem treuen Ross (diesmal ein Hund namens Django) als Retter in der Not. Hach, wie romantisch! (wo ist der Zynismus-Smiley?)

Aber ich brauchte jetzt ein solches Ende für so eine Geschichte. (und bevor jemand was falsches denkt, nein, meine Frau hat mich nie betrogen, wir haben uns "im Guten" getrennt. Wollte ich nur klarstellen.)

Wie gesagt, keine Ahnung, wie das ankommt. Ich hab mir vorher keinerlei Gedanken gemacht, einfach drauflosgeschrieben und mal sehen, was mit den Inspirationsvorgaben dabei rauskommt.

Tippfehler sind mir gerade aufgefallen, wenigst statt wenigstens und Pfahl ohne h, Gott, letzteres ist peinlich! Dann noch einige fehlenden Buchstaben an Wortenden. Zu schnell getippt, und trotzdem noch zu wenig Zeit, den Text vernünftig zu korrigieren.

Hoffe ihr könnt mir die Tippfehler verzeihen und dem ein oder anderen hat das Lesen trotzdem Spaß gemacht.

Beste Grüße,
Veith
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag16.09.2019 09:55

von MoL
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Wahnsinn. Einfach klasse. Allein, auf so eine Idee zu kommen! Finde ich grandios, lieber Inko, mein persönlicher Platz 2!

Edit: Müsste ich raten, ich würde Michel hinter diesem Text vermuten. Bin gespannt, ob ich richtig liege! So oder so eine tolle Leistung, lieber Inko! Smile


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"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
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hobbes
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Beitrag16.09.2019 20:12

von hobbes
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Nun. Das hätte ich ohne FFF im Leben nicht zu Ende gelesen. Die Prota geht mir fürchterlich auf die Nerven, mit ihrem Selbstmitleid und ihrer Art, sich auszudrücken.
Ansonsten könnte ich das jetzt noch zerpflücken, denn ganz ausgereift (von der Idee her) scheint es mir auch noch nicht, aber das ist natürlich ein bisschen witzlos bei einem FFF bzw. man könnte es durchaus dem FFF (und nicht dem Text) ankreiden. Sinnbildlich dafür der Titel, denn was soll mir der sagen? Kann natürlich auch immer sein, dass ich irgendwas (noch) nicht kapiert habe.
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jaeani
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Beitrag16.09.2019 20:54

von jaeani
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Selanna
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Beitrag18.09.2019 02:01

von Selanna
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Hallo 😊,

eine traurige Geschichte, aber schön. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass und warum sie nicht wirklich antwortet, das hast Du geschickt gemacht. Und das „Danke“ am Schluss ist herrlich, der Text hat mir sehr gefallen!
Liebe Grüße
Selanna


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Michel
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Beitrag18.09.2019 10:40

von Michel
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Vorgabenprüfung: Es beginnt am Fluss – check. Jemand taucht plötzlich auf, der mehr Kontakt will – check. Jens thematisiert eine große Enttäuschung – check.
Die mag ich. Nicht von Anfang an, auch wenn mich der Einstieg mit Zeile 1 irritiert. Der erste Satz fühlt sich an, als ob ein Satzteil oder Satz davor fehlt.
Die Ich-Erzählerin lässt mich über lange Strecken rätseln, ob sie Teil eines Computerprogramms ist, das Jens spielt. Immer die gleiche Szene, dazu rätselhafte Handlung (am Pfahl gefesselt), nach knapp der Hälfte glaube ich, den Text entschlüsselt zu haben. Bis zum Ende. Dann nicht mehr.
Im zweiten Durchgang wird die unterschiedliche Verwendung der wörtlichen Rede (Chevrons vs. keine Chevrons) sofort klar. Auch Details wie „seit einer Woche“ würden nicht zu einem PC-Spiel passen (oder?). Die Doppelbödigkeit mag ich, das Ungewisse. Das riecht nach Punkten.
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Amarenakirsche
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Beiträge: 394
Wohnort: tief im Westen


Beitrag18.09.2019 11:53

von Amarenakirsche
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Hallo Unbekannte(r),
um es transparent zu machen, habe ich zehn Punkte in folgenden Kategorien verteilt: Vorgaben berücksichtigt, Inhalt, Sprache, Charakterisierung und Perspektive. Deinen Text habe ich persönlich so eingeordnet:

Vorgaben: 1/1
Inhalt: 2,5/3
Sprache: 3/3
Charakterisierung / Perspektive: 3/3

Einer meiner Lieblinge im Wettbewerb. smile Besonders gut gefallen hat mir deine Darstellung der Charaktere, die wunderbar mit der Sprache harmoniert. Zuerst hab ich mich gewundert, warum du Annes Aussagen nicht als direkte Rede darstellst - und dann hat es natürlich Sinn ergeben. Richtig gut.
Ein bisschen störend fand ich das Ende, das für mein Gefühl sehr schnell kam. Er macht sie los und schon ist sie geheilt?

Im Vergleich mit den anderen Texten bist du bei mir auf dem 2. Platz gelandet und bekommst damit 10 Federn.

Liebe Grüße
die Kirsche
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Eliane
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Beiträge: 824



Beitrag18.09.2019 21:35

von Eliane
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Vorgaben:
1) Flussufer/Spa/Tankstelle -> Flussufer: check
2) kontaktfreudige/glückliche/Ruhm kassierende Person -> kontaktfreudig: check
3) Verliebtheit/Enttäuschung/Ekel -> Enttäuschung: check (sogar wörtlich), Verliebtheit würde auch passen. Wenn ich es mir recht überlege, möglicherweise sogar Ekel.

Bewertung:
Hammer. Mein Favorit mit weitem Abstand. Wunderschöne Sprache (ich liebe die Stelle: "Altes, knöchernes Holz. Verdorrte Zeit."), mitreißende Geschichte, der Fluss läuft parallel zum Straßenverkehr. Ein paar Tippfehler, an ein paar Stellen stimmt die Wortwahl nicht hundertprozentig (z.B. "pflichte ich ihm bei"), aber das ist geschenkt, wahrscheinlich dem Tempo geschuldet. Der Schlusssatz ist genial. Ein Text, in den ich mich verliebt habe.

12 Punkte von mir.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag23.09.2019 20:11

von Constantine
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Bonjour



Ich vermute als Vorgaben: 1A / 2A / 3A

Die Prota, an Mutismus erkrankt, hat Wege für sich entwickelt, um mit ihrer Umwelt zu kommunizieren, sitzt am Flussufer, als zufällig ein alter Bekannter kommt, sie anspricht und in Erinnerungen schwelgt.
Der Dialog: Während der männliche Prota in direkter Rede spricht, erfährt der Leser ihre "direkte Rede" als Gedanken. Da musste ich beim ersten Lesen mich erst mal orientieren, bis ich's "kapiert" hab. Dann geht das gut.
Oft habe ich den Gedanken, dass manches für mich, den Leser, geschrieben worden ist, aber nicht aus den Charakteren heraus "kommuniziert" wird. So erhält die eigentlich gute Idee leider den Beigeschmack von erzwungenem Info-Dump, klar, der Kürze der Zeit geschuldet und man möchte ja eine runde Geschichte erzählen, leider verliert der Text für mich an Natürlichkeit und Glaubwürdigkeit der Charaktere.
Das Ende: Auch wenn es mir zu schnell entwickelt wird, fand ich das Ende dann doch schön, dass Anne spricht.

Im Vergleich mit den anderen Beiträgen hast du es in meine Top 10 geschafft: quatre points.

Merci beaucoup
Constantine
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firstoffertio
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Beitrag23.09.2019 23:21

von firstoffertio
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Inwieweit diese Geschichte Mutismus adäquat beschreibt, und inwieweit das Happy End realistisch ist, kann ich nicht sagen.

Aber als Geschichte finde ich gut gemacht, wie da eine Kommunikation beschrieben wird, die nur einseitig verbal ablauft.
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Catalina
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Alter: 51
Beiträge: 427
Wohnort: Kehdingen


Beitrag25.09.2019 17:07

von Catalina
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Flussufer
eine Person, die sich extreme Mühe gibt, mit anderen in Kontakt zu treten
Enttäuschung

Anne hat totalen Mutismus, sie fühlt sich gefangen und von der restlichen Welt getrennt.  Als Jens vorbei kommt, plappert der ohne Unterlass. Anne antwortet ihm in Gedanken. Plötzlich bekommt sie eine Eingebung. Sie reinszeniert ihren allnächtlichen Traum, in dem sie gefesselt über der Stadt sitzt, beobachtet und auf irgendetwas wartet: mit Jens Hundeleine fesselt sie sich an einen Baum und lässt sich von ihm befreien. Diese Befreiung geschieht zeitgleich auch in ihrem Inneren, denn sie findet dadurch ihre Sprache und den Kontakt zur Außenwelt wieder.

Manchmal gärt etwas für sehr, sehr lange Zeit in uns und kommt dann durch einen einfachen Satz oder eine einfache Geste plötzlich an die Oberfläche.

Du hast eine sehr schöne Idee, für mich die beste in diesem Wettbewerb, gut umgesetzt. Der Text ist unterhaltsam, die Dramatik des Themas gleichst Du mit Nüchternheit im Erzählen aus. Das gefällt mir gut. 7 Punkte.
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag25.09.2019 21:32

von poetnick
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Hallo Inco,

nur ein Wort (gehört) zu meinen Fav's.
Ein Text, der es vermag eine sehr eigene Stimmung aufzubauen.
Bei mir hat es geklappt. Da bleibt etwas in der Erinnerung, hat berührt.
Nach Vorgaben brauchte ich nicht suchen, die drängen sich nicht auf, sind voll da.
Vielen Dank!

VG - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag25.09.2019 21:34

von traumLos
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Hallo Inco

Nur ein Wort, welch sprechender Titel. Mutismus also. Diese Sprachstörung war mir bisher nicht bekannt. Ich kann also nicht beurteilen, ob ich hier einen "wahren" Text gelesen habe. Aber ich ich habe diesen monologischen Dialog als glaubwürdig aufgenommen. Die Geschichte, sowohl die im Kopf, als ebenso die am Fluss, hat mich als Leser eingesogen und bis zum wunderbaren Finale mitgenommen.

Danke


_________________
Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley
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nebenfluss
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Beiträge: 5987
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Beitrag26.09.2019 22:38

von nebenfluss
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Anne sitzt am Fluss und beobachtet den Lauf der Dinge. Nachts träumt sie, nackt und gefesselt auf einem Berg zu sitzen und die Stadt zu beobachten. Sie fühlt sich all dem nicht mehr zugehörig, aber wenn sie in einen meditativen Zustand verfällt, kann sie eins werden mit dem Fluss. Eine andere Tätigkeit verfolgt sie nicht, außer dem Versuch, diesen Traum zu dekodieren, eine darin versteckte, womöglich spirituelle Aufgabe zu erkennen. Der Traum selbst scheint ihre Sinnsuche zu sein.  
Jens, ein alter Bekannter und ausgeprägtes Plappermaul, taucht mit seinem Hund auf, erfüllt damit die Personen-Vorgabe in der Kategorie Kontaktaufnahme und reißt Anne aus ihrer Grüblerei. Sie haben sich lange nicht gesehen, er stellt eine Reihe von Fragen, die sie nur in Gedanken beantwortet, was ihn nicht irritiert, denn so war sie schon immer, außerdem ist es mehr höflicher Smalltalk. Er schätzt Anne, weil sie ihm zuhört und vertraut ihr an, von seiner Frau betrogen worden zu sein, während er vier Monate auf See war (eine recht lapidare und nebensächliche Umsetzung der Gefühls-Vorgabe, Verliebtheit bzw. Enttäuschung). Anne ist aufmerksam, fängt aber im Gegenzug an, stumm von sich selbst zu erzählen, etwa von dem Klinikaufenthalt, in dem sie „angefasst“ wurde, möglicherweise unter starken Beruhigungsmitteln stand und fixiert war, was die Hemmschwelle oder gar das Unrechtsbewusstsein des Personals herabsetzte. Anne leidet unter Mutismus, wobei „leiden“ vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist, denn sie empfindet ihre äußerliche Stummheit gegenüber Jens offenbar nicht als unbefriedigend, versucht sich ihm auch nicht mit Gebärden begreiflich zu machen, sondern ist primär mit ihre binären Fluß-Berg-Gedankenwelt beschäftigt.
Das Gespräch scheint immer mehr auseinanderzudriften, ohne unfreundlich zu werden. Vielmehr entstand bei mir der Eindruck von gegenseitiger Sympathie und Hilfsbereitschaft, die Anne schließlich auch einfordert: Sie steht auf und bindet sich selbst (nun ja, wie immer das tatsächlich funktionieren könnte) an einem Baum fest, ihre Traumsituation. Als Jens sie wieder losbindet, explodiert der (Traum)berg unter ihr und sie kann sich mit einem gesprochenen Wort bei Jens bedanken. Ein interpretationsbedürftiges, offenes Ende, dass einen der literarisch und inhaltlich anspruchsvollsten Beiträge des Wettbewerbs abschließt. Ob er gleichzeitig auch mein Favorit ist, da bin ich mir in Hinblick auf die Vorgaben noch nicht sicher.


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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Terhoven
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Beiträge: 401



Beitrag27.09.2019 00:49

von Terhoven
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Die ist gut, ich musste sie zweimal lesen, bis ich den Mutismus kapiert hatte. Aber das Pfahlbild hab ich immernoch nciht ganz verstanden.

Aber seltsam, bis "Anne" erwähnt wird, glaube ich irgendwie nicht, dass da eine Frau ihre Geschichte erzählt.

V1 A Ufer check
V2 A oder B, da bin ich mir nicht sicher
V3 B check
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Bananenfischin
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Moderatorin

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Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag27.09.2019 11:52

von Bananenfischin
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Wieder einmal war ich begeistert, was für Texte in zweieinhalb Stunden entstehen können: Geschichten mit schlüssiger Handlung, rotem Faden, guten Dialogen, aber auch stilistisch ausgefeilte Texte, innere Monologe und Betrachtungen (oder beides). Die Punktevergabe in den oberen Rängen fiel mir leichter als die in den unteren. Aus Zeitmangel kann ich keine ausführliche Begründung dalassen, will aber kurz sagen, was mir an jedem bepunkteten Text gefallen hat.
Toller Text, gut geschrieben, klasse Ende (wobei der allerletzte Satz für mich nicht hätte sein müssen). Etwas mehr Geheimnis hätte ich mir an der Stelle gewünscht, als dann doch das Anfassen, die Klinik etc. explizit erwähnt wurden.
Für mich insgesamt der überzeugendste Text im Wettbewerb, daher 12 Punkte.


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 606



Beitrag27.09.2019 19:43
Re: Nur ein Wort
von fabian
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Hei Gei Dreizehn

Manchmal sitzen die Bilder nicht (Fluss der Lichter der Autos = tote Äste?), aber die Anne, das ist mal ein interessanter Figurenentwurf.

Da sei noch „viel Wortgekruste um die Figuren” hatte ich mir notiert, und weiß jetzt gar nicht mehr, was ich damit genau gemeint haben könnte.

Egal, die Geschichte hat Poesie und Potential.

Das gibt Punkte.
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V.K.B.
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Beitrag28.09.2019 01:32

von V.K.B.
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MoL hat Folgendes geschrieben:
Wahnsinn. Einfach klasse. Allein, auf so eine Idee zu kommen! Finde ich grandios, lieber Inko, mein persönlicher Platz 2!

Edit: Müsste ich raten, ich würde Michel hinter diesem Text vermuten. Bin gespannt, ob ich richtig liege! So oder so eine tolle Leistung, lieber Inko! Smile
Hallo MoL, danke für die netten Worte, auch wenn ich nicht Michel bin. Die Idee, ja, die ist aus diversen Dingen zusammengeklautinspiriert. Mein Schwiegervater ist zur See gefahren, und hat mir mal von einem Kollegen erzählt, der bei einer frühzeitigen Heimkunft seine Frau mit dem Nachbarn unter der Dusche erwischte. Den Fluss mit der Baumgruppe gibt es in meinem Heimatdorf, wo ich nach meiner eigenen Trennung übergangsweise erstmal wieder gelandet bin, dorthin habe ich einen Spaziergang mit meiner Tochter gemacht. Und fand den Ort so schön desolat, dass ich mir vorgenommen hatte, nachts nochmal wiederzukommen, mich dort hinzusetzen, auf den Fluss zu blicken und über das Leben nachzudenken. Habe ich dann zwar nie gemacht, oder nur in dieser Geschichte.
Zum Ablenken hatte ich mal wieder ein OldSchool-Konsolen-Fantasy-RPG gespielt, und irgendwann darüber nachgedacht, wie bescheuert es eigentlich ist, in der Hauptstadt eine Königreichs rumzulaufen und mit allen (etwa 20) Einwohnern zu reden. Hatte dann kurz die Assoziation, man möge das mal in Hamburg oder auch nur einem Dorf versuchen.
Die Idee zu dem Traum kam mir aus einer Übung mit dem Grafikprogramm Krita (ich wollte testen, ob es wirklich besser als Gimp ist), wo ich eine einem Drachen als Opfer dargeboten Prinzessin aus irgendeinem gezeichneten PowerMetal CD Cover ausgeschnitten und in ein Photo von einem Berggipfel mit einer darunterliegenden nächtlichen Stadt verfrachtet habe, um mit den Farbanpassungen und Filtern zu spielen, um Zeichnung und Photo aneinander anzupassen. Dafür hatte ich zufällig ein dunkles Nachtbild als Kontrast zu hellen Zeichnung ausgewählt. Hundertprozentig gelungen ist das nicht (wollte ja auch nur das Programm ausprobieren) aber das resultierenden Bild ist gleich in den Ispirationsordner in meinem Kopf gewandert, weil ich dachte: wow, das ist eine Geschichte, ich weiß nur noch nicht, was für eine. Eine Gefangene auf einem Berg, die auf eine nächtliche Stadt herunterblickt (strahlte in der Zusammenstellung eine seltsame Melancholie aus), da kann man irgendwann mal eine Geschichte von machen.
Beim Schreiben der Beobachtung des Flusses (erste Eingabe, wo ich einfach ziellos drauflos geschrieben habe) kam dann die Erinnerung an das Bild zurück und ich dachte: Ja, jetzt schreibe ich sie endlich, diese mir bis dato unbekannte Geschichte, vielleicht passt es ja. Also kam der Traum dazu, noch ohne irgend eine Ahnung, wo das hingehen sollte.
Dann kam die Personenvorgabe. Ein Störfaktor, ich wollte erst niemanden anders in der Geschichte haben, und dachte mir dann, okay, da kommt einfach jemand vorbei und labert meine Protagonistin voll, sie kann ihn ja erstmal ignorieren. Okay, nehm ich diese Seemannsgeschichte. Und das "jemand, der unbedingt Kontakt sucht", passt vielleicht mit allen Leuten reden in einer RPG-Stadt zusammen, nee, das passt wie Faust ins Höllenfeuer.
Dann war da noch irgendeine von Mettbrötchen gestartete Diskussion über wörtliche Rede ohne Redezeichen, an der ich mich vor ein paar Tagen beteiligt hatte, und ich dachte, mach ich das einfach auch mal und lass die Redezeichen bei meiner Prota weg, sie soll ja gar nicht mit jemandem reden, sollte doch eine Geschichte über Einsamkeit werden. Dann eine Pause für zwei Zigaretten, um nachzudenken, wie das jetzt alles zusammenpassen könnte. Für irgendwas muss das Bild doch eine Metapher sein., warum könnte jemand sowas wiederkehrend träumen? Und dann passte alles zusammen.
Ich schreibe eigentlich immer so, auch bei meinen Romanen. Fange mit einem Charakter an und einfach drauflos, bau ein paar Ideen ein, die mir schon länger im Kopf rumspuken, ohne nur die geringste Ahnung zu haben, wo das hingehen soll, und nach und nach fällt mir dann beim Schreiben ein, wie irgendwas zusammenpassen könnte. Von daher kam die Idee dieses Wettbewerbs (und des F3 im Allgemeinen) meiner Schreibweise sehr entgegen.

So, jetzt aber genug über den Schreibprozess geplaudert, andere wollte ich ja auch noch kommentieren.

Danke für deine Punkte,
Veith


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Beitrag28.09.2019 01:39

von V.K.B.
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
Nun. Das hätte ich ohne FFF im Leben nicht zu Ende gelesen. Die Prota geht mir fürchterlich auf die Nerven, mit ihrem Selbstmitleid und ihrer Art, sich auszudrücken.
Ansonsten könnte ich das jetzt noch zerpflücken, denn ganz ausgereift (von der Idee her) scheint es mir auch noch nicht, aber das ist natürlich ein bisschen witzlos bei einem FFF bzw. man könnte es durchaus dem FFF (und nicht dem Text) ankreiden. Sinnbildlich dafür der Titel, denn was soll mir der sagen? Kann natürlich auch immer sein, dass ich irgendwas (noch) nicht kapiert habe.
Ah, hobbes, meine literarische Nemesis, wie es scheint. Noch nie ist es mir glaub ich gelungen, bei einem Wettbewerb einen Text zu schreiben, mit dem du irgendwas anfangen konntest. Frage mich eigentlich, warum, und ob wir so komplett unterschiedliche Ansichten zum Schreiben haben. Die Tatsache, dass mir dein Text sehr zusagte und auch bei mir ganz oben gelandet ist, sprengt diese Hypothese. Aber egal, man kann es nie allen recht machen. Ich dir jedenfalls nie.

etwas ratlose Grüße,
Veith


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Beitrag28.09.2019 01:40

von V.K.B.
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jaeani hat Folgendes geschrieben:
Kommentar, um bewerten zu können
Kommentar, um mich für die vielen Punkte zu bedanken

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Beitrag28.09.2019 01:41

von V.K.B.
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Selanna hat Folgendes geschrieben:
Hallo 😊,

eine traurige Geschichte, aber schön. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass und warum sie nicht wirklich antwortet, das hast Du geschickt gemacht. Und das „Danke“ am Schluss ist herrlich, der Text hat mir sehr gefallen!
Liebe Grüße
Selanna
Freut mich, dass es dir gefallen hat, und auch dir ganz vielen Dank für die vielen Punkte

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