Wann gebt ihr einen angefangenen Roman auf?

[Galgenfrau]

Hi,
wann ist für euch der Punkt gekommen wo ihr euer Buch aufgebt und ein neues anfangt? Oder zieht ihr das immer durch und schreibt eisern bis zum Ende?
MfG

[Stefanie]

Nie.
Er liegt halt in der Ecke (bzw. im Ordner auf dem Computer) und wartet darauf, dass ich den Geistesblitz habe, wie ich da doch noch etwas Brauchbares draus machen kann.

[agu]

Ich muss zugeben, ich habe ungefähr 8 Roman-Leichen auf der Festplatte liegen - für alle habe ich Expose, Kapitelstruktur, und zwischen 40 und 200 Seiten Text geschrieben.
Für immer beerdigt habe ich keinen, weil ich sie allesamt nicht aus Mangel an Inspiration, sondern meist aus Zeitgründen habe sterben lassen. Kommt mir beim Schreiben eine längere Phase dazwischen, bei der nichts geht, weil ich nicht dazu komme, dann geht mir die initiale Begeisterung verloren und das Ganze verliert sich im Nirgendwo.

Ich hoffe immer mal wieder, dass ich eines Tages wieder eine Phase mit freien Abenden und Wochenenden habe, dann werde ich mir das eine oder andere Projekt wieder vornehmen und vielleicht zu Ende bringen.

[schwarzistdiekatz]

Ich tippe pro Projekt max. 50-120 Seiten. Wenn meine Agentur(en) es platziert/platzieren, bei einem Verlag sowie vernünftiger Vorauszahlung, schreibe ich es zu Ende/weiter. Alles andere wäre sinnloses Risiko.

[preusse]

Never, nie!
Ich muss mein jetziges Romanprojekt zu Ende bringen, weil der Abgabetermin immer näher rückt, aber vor dem nächsten will ich mich über einen Roman hermachen, den ich vor 45 Jahren (unglaublich, wie das klingt ) geschrieben habe.
Jeder hat seinen Sinn, jeder muss raus.
Wenn nicht auf die eine, dann auf die andere Art.

[Gliese581]

Ich hab das bereits zweimal getan. Die Storys waren einfach nicht gut genug. Manchmal erkennt man das leider erst mittendrin. Das ist natürlich frustrierend, aber besser, als würde man sie zu Ende schreiben und dann verwerfen.

[Taranisa]

Wenn ich etwas anfange, ziehe ich es auch durch. Bei meinem aktuellen Projekt hatte ich jetzt eine längere Pause, da ich an Wettbewerbskurzgeschichten geschrieben habe. Gestern ist die letzte für dieses Jahr raus und ich widme mich nun uneingeschränkt wieder dem neuen Roman.
Bei meinen bislang erst wenigen geschriebenen Romanen überleg(t)e ich mir ausgiebig, welche Geschichte ich erzählen möchte, und erstelle einen ausführlichen Plot ehe ich mit dem Schreiben anfange. Ich fände es viel zu schade, ein Projekt, in das ich schon einiges an Zeit und Energie investiert habe, abzubrechen. Daher wird, sobald ich das aktuelle abgeschlossen habe, ein älteres Manuskript auch nochmal auseinandergepflückt und gründlichst überarbeitet, evtl. Teile neu geschrieben.

[Hexenkind]

In meinem Schreibleben habe ich genau 2 Projekte aufgegeben und auch gelöscht.
Das erste war eine Geschichte, die ich im Alter von 12 Jahren geschrieben habe ...
Das zweite war eine, die ich mit ca. 18 geschrieben habe. Beides sollten Romane werden, waren aber letztlich einfach Übungen. Mit ihnen habe ich das kreative Schreiben erstmal grundlegend gelernt. Entsprechend waren sie wirklich schlecht geschrieben und die Story hatte jeweils nur einen mehr als simplen Handlungsstrang. Sie waren meine Lehrstücke. Heute bereue ich es, dass ich sie nicht zumindest als Erinnerung aufgehoben habe ... aber naja, ich war blutjung und damals schon perfektionistisch.

Weitere Manuskripte, in denen ich Potenzial sehe, liegen verstaubt auf meiner Festplatte. Diese gebe ich nicht auf, auch wenn sie zum Teil schon Jahre alt sind. An ihnen werde ich weiter arbeiten, wenn ihre Zeit gekommen ist. Das älteste Manuskript davon habe ich in seiner Urform begonnen als ich 16 war, das ist jetzt auch schon mehr als zehn Jahre her, aber seitdem habe ich immer wieder mal daran gearbeitet, umgeschrieben, neu geschrieben ... bisher immer nur nebenbei.

[Nina C]

Romane habe ich bislang noch nie aufgegeben. Aber ca. 3-4 Kurzgeschichten, bei denen sich so gar kein „Workflow“ einstellen wollte und ich merkte, das führt zu nichts mehr Ordentlichem. Die fange ich aber auch wesentlich schneller und unbedarfter an. Bei Langprojekten habe ich mir vor Beginn schon länger Gedanken und Notizen gemacht, da ist es für mich persönlich eher unwahrscheinlich, dass mir das noch einmal derart auf die Füße fällt, dass ich es gar nicht mehr fertigschreiben / verbessern mag.

Andererseits kann ich mir auch absolut nicht vorstellen auf einen Abgabetermin hin zu schreiben und würde einen entsprechenden Vertrag meiden wie der Teufel das Weihwasser. Wenn ich irgendwo irgendetwas einschicke, egal ob lang oder kurz, ist es fertig, testgelesen und so sauber wie möglich. (Aber das ist auch wieder nur mein ganz persönliches Ding! )

Liebe Grüße

Nina

[Taranisa]

[Bunt Speck]

[Kiara]

[Pickman]

Aufgegeben? Nein. Ich war mal Langstreckenläufer.

Aber ich habe mal ein angefangene Vampire-und-Ghul-Story beiseite gelegt. Warum? Ich hatte zwar eine originelle Idee, zumindest hielt ich sie für originell, aber während ich am Plot schraubte, stellte ich fest, dass ich die ganze Zeit an Sex und Philosophie dachte, und schloss daraus, dass ich auch darüber schreiben sollte.

[Selanna]

Ich habe mit ca. 12 eine - damals noch handgeschriebene - Liebesgeschichte im Adelsmilieu zusammengekritzelt, die ich mit ca. 14 abgetippt und ordentlich umgeschrieben und erweitert habe. Als ich über XinXii anfing, vor wahrscheinlich sechs, sieben Jahren (also um die 30), Fachliches zu veröffentlichen (was sich inzwischen erledigt hat und ich von XinXii nie etwas ausbezahlt bekommen habe ), zog ich die Liebesgeschichte heraus und dachte, ich könnte sie ja umschreiben. Von Liebe war dann nicht mehr viel übrig, die Figuren hießen zum Teil anders, wurden weniger und sind in ihren Zügen sehr viel radikaler - oder tiefgründiger? - geworden, viele Nebenstränge fielen weg, die wenigen, die blieben, wurden besser ausgebaut. Recherche hat ergeben, das das ein oder andere so nicht realistisch war und abgeändert werden musste. So um 2017, als ich das dsfo fand, wurde noch viel mehr getilgt, getilgt, gekürzt und dann ... mittendrin abgebrochen, die Zeit fehlte und es kamen auch ein paar Zweifel.

Nur so viel: Aufgegeben habe ich die Geschichte bis heute nicht, aber es ist nur noch im absoluten Kern derselbe Plot (girl meets boy). Es geht inzwischen mehr um Werte, persönliche Freiheit und Verantwortung, die Färbung ist deutlicher dunkler. Und jetzt, wo ich meine eigene Kurzzusammenfassung lese, kommen alle Zweifel doppelt und dreifach hoch und ich denke: sollte ich umschreiben.

[Taranisa]

@Selanna: Ja, manches muss reifen wie ein guter Wein. Ich wünsche dir, dass du nun wieder genügend Zeit hast, die Geschichte erneut anzugehen und, nach der Reifezeit, das Beste herauszuholen.
Ich habe hier auch so viel gelernt, dass ich, sobald das aktuelle Projekt testleserbereit ist, ein älteres hervorkrame und auseinanderpflücke.

[chriz_wagner]

[Selanna]

@Taranisa: Danke, das ist lieb von Dir, und das würde ich mir auch wünschen. Viel Erfolg bei Deiner Überarbeitung alter, reifender Geschichten

[Taranisa]

@Selanna: Vielen Dank

Ja, manchmal wirft man nach Jahren des Liegenlassens einen ganz neuen Blick auf ein altes Projekt. Solange es "in der Schublade" schlummert, hat man es ja nicht ganz aufgegeben. Es war halt noch nicht bereit, vollends zu erwachen.

[Maunzilla]

Mein ältester unvollendeter Text stammt aus dem Jahr 1999. Ich habe mich nie dazu aufraffen können, ihn fertig zu schreiben, aber noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.

[viperaberus]

Bis jetzt habe ich ausschließlich Sachbücher geschrieben. Vor vier Jahren wollte ich es mit einem Krimi versuchen, da mich das Thema aktuell angesprungen hatte. Nach zwanzig Seiten habe ich es meiner Frau zu lesen gegeben. Ihr Kommentar "das liest sich wie deine Sachbücher". Seither ruht es auf meiner Festplatte.

[Ralphie]

Ich gebe nie einen angefangenen Roman auf.

[Pia]

Genau, niemals aufgeben. Es will geschrieben werden. Man muss nur auf die richtige Zeit warten.