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Im Sande verlaufen


 
 
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Rhineghost
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Alter: 27
Beiträge: 20
Wohnort: Im Rheinland


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Beitrag17.08.2019 20:51
Im Sande verlaufen
von Rhineghost
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Er stapfte durch die schwarze Landschaft, hinterließ Spuren im gleichmäßigen Sand, dessen ermüdende Struktur an seiner Aufmerksamkeit nagte. Es war schon lange Nacht in der Sahara und durch eine ewige Ebene streifend, ummantelt von grässlicher Schwärze, die nur hier und dort mal in silbernes Mondlicht getaucht war, pochte Arthur auf Tageslicht. Insgeheim wusste er natürlich, dass der Morgen die Hitze mit sich bringt, die Dunkelheit einer lodernden Glut weichen würde, die seinen Verstand sengte. Aber alles war besser als die leblose Wüste, in welche sich die Sahara nach der Mitternachtsstunde verwandelt hatte und seine Wahrnehmung auf eine ganz eigene Art angriff. Denn im Laufe der Nacht hatte sich sein Geisteszustand von einem aufmerksam beobachtenden Auge, mehr und mehr, in eine Art inneres Pendulum verwandelt. Hin- und herschwingend wirkte die Wüstenhypnose und hatte Arthur in einen äußerst suggestiven Zustand versetzt, der seinen Geist formbar machte. Es war ein schleichender Prozess und anfangs versuchte er auszubrechen, aus dem Treibsand herauszuschwimmen, in den seine Wahrnehmung zu versinken schien. Er dachte an seine Frau, seine beiden jungen Kinder, er dachte an das kleine Häuschen, in dem sie gemeinsam wohnten; er dachte an alles, was er je geliebt hat in der Hoffnung, diese Schatztruhe an Erinnerungen könnte ihm die Kraft verleihen, um den fürchterlichen Fluch, der sein Gehirn befallen hatte, zurück in die dürre Wüste zu schlagen, aus der er sich erhoben hatte. Verzweifelte Befreiungsschläge warf er um sich, doch allesamt prallten kläglich an die Gedankenwände, die ihn gefangen hielten, immer enger wurden und seinen gesamten Verstand wie eine Müllpresse zusammendrückten. Stampf. Er hatte seine Frau vergessen. Stampf. Seine beiden Kinder kannte er nicht mehr, zermahlen, wie Körner in einer Windmühle. Stampf. Sein Augenlicht verschwand. Stampf und die Wüste war vergessen. Während der gesamten Prozedur stieß Arthur einen kläglichen Schrei aus, den er nach einigen weiteren Pressungen nicht mehr hören konnte, obgleich er die schmerzende Kieferbewegung weiterhin spürte und seine Stimmbänder zusammen mit dem Kehlkopf in Einklang vibrierten. Er fühlte sich wie ein Embryo und diese letzte Empfindung war sein Mutterkuchen. Eine finale, schnelle Quetschung und die Nabelschnur war gekappt. Alles was er jetzt vernahm waren die vier Wände, die er nicht sah, sondern lediglich in seiner Vorstellung existieren als ein spektraler Eindruck, den man nicht fassen konnte, wie eine flüchtige Erinnerung, die man mühsam aus dem Unterbewussten hervorgeschafft hatte und nun in groben, blassen Zügen vor seinem inneren Auge betrachtete. Als ein unsichtbarer, gedankenloser Geist spukte er in dem leeren Raum seines eigenen Kopfes umher, unfähig etwas zu berühren oder zu verändern. Auf einmal wandelten die Wände ihre Form und bildeten nun zwei Mauern, die genug Platz boten, um sich zwischen ihnen hindurch zu bewegen. Wie ein Pinsel malten sie einen Weg auf der leeren Leinwand, die einst Arthurs Erinneringen abgebildet hatte. Anstandslos trottete er durch ein Labyrinth, dass sich vor ihm aufbaute und hinter ihm wieder zerfiel und mit jedem Schritt weiter in ein neue Welt führte, in ein vergessenes Territorium, in dem er Pionier war und seine Expedition bereits wartete. Jeder gedankliche Meter führte näher an einen einzigen Strudel von wirren, aber irgendwie aufregenden Eindrücken, die er jedoch nicht mehr als seine eigenen erkannte. Stattdessen spürte er gewisse andere Mächte, die an ihm zogen, leise flüsterten und mit kryptischen Worten um seinen Schädel rungen. Arthur hatte nun aufgegeben sie zu bekämpfen. Jeglicher Verdrängungsversuch war gescheitert, sein Wille war besiegt und jemand anderes regierte nun. Wer es war erschien ihm als nicht weiter wichtig. Sein Bewusstsein ging ihn nichts mehr an, jetzt wo es fremdes Eigentum war. Plötzlich schlug seine äußere Hülle, die noch immer durch die Wüste trabte, eine neue Richtung ein, ohne dass Arthur es merkte. Stundenlang folgte er einem einzigen Pfad im Sand, den nur er kannte. Wie eine Fliege dem Licht folgte, so folgte Arthur einem fernen Ruf, den er selbst aber als Geflüster wahrnahm. ''Immer dunkler, immer dunkler, immer dunkler... '', sprach es leise und bedächtig. Mit jeder Silbe schloss Arthur seine Lider ein klein wenig mehr, ein wenig mehr, ein wenig mehr bis seine, ohnehin nutzlosen, Augen vollends geschlossen waren. Geruch, Gespür, Gehör und alle äußeren Eindrücke hatten sich bereits von seiner körperlichen Hülle gelöst, sie aufgegeben und zurückgelassen. Doch plötzlich griff ein ghulischen Lachen um sich. Es kam aus allen Richtungen. Aus den Sternen, aus der Luft und aus ihm selbst. Anschließend erkannte er ein schwarzes Pünktchen auf einer Düne in der Wüste, die er langsam wieder, stark verschwommen, vor sich sehen konnte und er rannte unermüdlich darauf zu. Dies war die Bestimmung seines neugeborenen Ichs. Er spürte ein Portal vor ihm aufgehen, dass in eine andere Welt führte, eine Ebene des Bewusstseins, die sein Zuhause werden sollte. Das Gelächter nahm immer manischere Züge an und je näher er seinem Ziel kam, desto klarer wurde seine neue Sicht. Schließlich stand er vor einem gigantischen, schwarzen Gestrüpp aus tausend verkohlten Ästen, die in labyrinthischen Verzweigungen gen Himmel sprossen. Dieses Ungetüm ähnelte einem Baum nur sehr wenig. Es hatte zwar die grobe Form, aber nach genauerer Analyse verkörperte dieses silhouelletenhafte Gebilde das genau Gegenteil eines normalen Baumes. Statt Früchten trug es Tiere und anstelle von Licht erwuchs es aus der hadischen Finsternis. Arthur spreizte seine Finger und fühlte das kalte Holz. Das höhnische Lachen verstärkte sich um ein tausendfaches und erst jetzt bemerkte er, dass es seine eigene Stimme war, die diese verzweifelten Töne erzeugte. Schlagartig füllte sich sein gesamtes Bewusstsein mit den erschreckendsten Eindrücken. Er sah krankhafte Farben, die nicht im Lichtspektrum unserer Sonne vorkamen und als Arthur in den Himmel schaute, grinste ihm ein nubischer Stern entgegen. '' Denkst du, dies ist Licht, mein Kind?'' erklang es behutsam und Arthurs Gesicht frohlockte, als wäre eine tiefe Sehnsucht endlich befriedigt worden. ''Raste nun, du bist angekommen. Deine Reise ist beendet.'' Er lehnte sich an das krumme Negativbild eines Baumes und entspannte sich unter seiner neuen, schwarzen Sonne.

Am nächsten Morgen entdeckte das heimische Wüstenvolk eine abnormale Sandformation auf einer Düne. Dies weckte ihr Interesse und als sie sich näherten, sahen sie tausende Fußstapfen, die den Sand eingedrückt hatten und im Kreis verliefen. In der Mitte lag ein verstümmelter Kadaver mit abgerissen Ohren und blutroten Pupillen, in die mehrfach eingestochen wurden. Eine Zunge, wie eine Schlange gekräuselt, fand sich einige Meter weiter. Obwohl der Anblick bei ihnen einen gewissen Ekel erweckte, verlor keiner der Wassterträger ihre Fassung, denn es war nicht der erste Mensch, der auf dieser Düne einen eigenartigen Selbstmord begangen hatte.

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gold
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Beitrag17.08.2019 21:28

von gold
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hallo Rhinegost,

was für ein gekonntes Debüt. Allerdings war mir die Zustandsbeschreibung des Prota etwas zu lang. Ein klein wenig den Text straffen, denke ich, würde ihm nicht schaden.

Aber summa summarum: Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße
gold

und schön, dass du den Weg ins Forum gefunden hast. Very Happy


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V.K.B.
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Beitrag18.08.2019 14:03

von V.K.B.
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Cool, gerne gelesen. Schön, wenn jemand ins Forum kommt, der auch schreiben kann. Und das kannst du. Ich mag die Atmosphäre und die Szenarie, da weht ein leichter Hauch von Lovecraft oder sogar Ligotti über deine Wüste. Gefällt mir!

Paar Erbsen: Da sind noch ein paar Kommafehler drin, und einmal »dass« statt »das« bei einem Relativsatz, aber das tut der Lesefreude keinen Abbruch.

Willkommen im Forum,
Veith


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Rhineghost
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Beitrag18.08.2019 15:28

von Rhineghost
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Danke euch für eure netten Worte. Ihr beide seid tatsächlich das erste Feedback, das ich jemals zu einem meiner Texte bekommen habe und deswegen bedeutet es mir wirklich mehr als man denkt!

Tatsächlich hatte ich zuerst vor eine längere Kurzgeschichte zu schreiben und deswegen ist, bei dem was letztendlich rauskam, die Beschreibung des Prota etwas zu lang. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Und ich lese wirklich gerade Ligottis ''Grimscribe – Sein Leben und Werk'' und möglicherweise ist da ja unterbewusst irgendetwas reingeflossen. Ich musste aufjedenfall kurz schmunzeln, als ich deine Bemerkung hierüber gelesen habe!
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V.K.B.
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Beitrag18.08.2019 18:06

von V.K.B.
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Rhineghost hat Folgendes geschrieben:
Und ich lese wirklich gerade Ligottis ''Grimscribe – Sein Leben und Werk'' und möglicherweise ist da ja unterbewusst irgendetwas reingeflossen. Ich musste aufjedenfall kurz schmunzeln, als ich deine Bemerkung hierüber gelesen habe!
Erwischt, haha.
Falls du des Englischen mächtig genug bist, würde ich Ligotti auf jeden Fall im Original lesen, bei der Übersetzung geht ein Großteil seiner literarischen Sprache verloren.


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Greystoke1103
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Beitrag18.08.2019 18:09

von Greystoke1103
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Spannend und gern gelesen. Klasse ! Daumen hoch
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schó
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Beiträge: 112



Beitrag31.05.2021 02:14

von schó
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Hallo Rhineghost,
ich habe diesen Text jetzt gelesen, obwohl ich allein schon vom Genre-Begriff
"Horror" abschrecke, mir gefällt nämlich die Herangehensweise von Horror
Texten grundsätzlich nicht, ich möchte nicht getriggert werden, ich möchte
keine angsteinflößende Kunst rezipieren, das hat mit meiner Ästhetik
zu tun, ich finde Angst nicht schön und Texte, die Angst in mir evozieren,
schrecken mich ab. So oder ähnlich ging es mir auch in diesem Text, aber
vor allem war ich sprachlich nicht zufrieden. Ich möchte das begründen.

Zum einen finde ich den Text vollkommen überladen mit Adjektiven, Bildern
und Vergleichen. Die textinhärente Logik, die Klarheit, die Denkbewegung
geht mir abhanden. Ich steige ziemlich schnell aus, wenn schon der erste
Satz und die darauf folgenden Sätze nicht gut funktionieren.

Zitat:
Er stapfte durch die schwarze Landschaft,

okey, düstere Farbe und okey irgendwie ist die Art der Bewegung anders,
der Grund auf dem der Protagonist läuft ist irgendwie so, dass er "stapfen"
muss. Aber wenn ich strenger wäre, wäre ich schon bei dem Wort "stapft"
raus, schreib einfach gehen oder laufen. Ich weiß, dass es sehr viele Synonyme
für "gehen" gibt und dass es Unterschiede gibt zwischen den verschiedenen
Wörtern aber in den meisten Fällen stört es im Lesefluss, wenn es sich nicht
sofort ergibt, wieso dort nicht "gehen" oder "laufen" steht. Ich bin mir relativ
sicher, dass viele Schreibende einfach nur lange überlegen, was sie anstelle
von "gehen" schreiben sollen und dieses lange, verrenkte Überlegen ist für
mich als Leser spürbar. Ich bevorzuge "laufen" und schreibe dann auch relativ
konsequent "laufen". In diesem Fall wäre wahrscheinlich auch nichts verloren,
wenn du schreiben würdest: "Er lief durch die schwarze Landschaft". Klar,
er kommt nicht voran, es ist Sand und alles. Stapfen ist aber so unnatürlich,
so weit entfernt von coolem Sprachgebrauch oder zumindest von einer Art
style und fashion. Ich stapfe nachhause. Das ist wirklich nur ein Wort der
schlechten Literatur. "stapfen". So denke ich. Des Weiteren: wieso schreibst
du den Text in der Er-Perspektive? Wäre es nicht viel unheimlicher und näher
an mir, wenn du "ich stapfte durch die schwarze Landschaft" schreiben würdest.
Außerdem wieso Präteritum? Präsens kommt näher an einen heran, es ist das
Tempus für eindringliche Literatur. Wenn ich einen Horror-Text schreiben würde,
und ja, vielleicht ist dein Text nicht auf die Gattung Horror zu reduzieren aber
ich sage jetzt einfach mal Horror, dann würde ich glaube ich sofort Ich-Perspektive
und Präsens. I dont know, muss auch nicht sein und es wäre sehr statisch und
rigide zu behaupten, dass jeder Horror-Text so besser funktioniert aber stell dir
die Frage. Es ist immer eine wichtige Frage und auch wenn du dir die Frage
schon gestellt hast, ob du Ich- oder Er-Perspektive und Präsens oder Präteritum,
probiere es mal so, mal so. So. Und nun noch eine Anmerkung: Es ist natürlich
eine gängige Redewendung: "Ich laufe durch die Landschaft", wobei ich mir
denke, dass es auch etwas schräg klingt, aber ja, genau das: es klingt schräg.
Wie soll er durch die Landschaft stapfen? Eine Landschaft ist ein weites, offenes
Feld, wenn auch hügelig oder bergig, sie ist so groß, dass das Stapfen nicht damit
in Zusammenhang gehört. Entweder: "Er stapfte durch Sand, ohne zu sehen, es
war finster ..." Oder: "Er lief durch die schwarze Landschaft." Es ist also eine
Frage von Tempo und Fläche. Streng genommen würde es ja auch, jetzt als
Vergleich, nicht so gut zusammenpassen, wenn wir schreiben: "Ich gehe durch
die Welt", wenn es nicht die Welt ist sondern das Zimmer. Wohin führt die
Aufmerksamkeit, die ersten Worte sind natürlich wichtig, mir sind all diese Sachen
aufgefallen und schon nach wenigen Sekunden fiel ich raus. Klar: Du sagst genau
das: Er kommt langsam voran in einer großen Fläche, das ist die Tragik, sie ist schon
in den ersten Worten enthalten. Allerdings klingt das unter der Lupe doch so
unsymmetrisch. Wie auch immer, mir fällt es nur auf, vielleicht ist es ja gut so.

Zitat:
hinterließ Spuren im gleichmäßigen Sand

Nächster Teilsatz: vorhin war die Landschaft noch schwarz, jetzt hinterlässt er
Spuren, die also irgendwie sichtbar sein müssten und sieht auch einen gleichmäßigen
Sand. Übrigens: Sand ist wahrscheinlich meistens recht gleichmäßig, ich kann mir
keine Sandfläche vorstellen, die nicht auf kilometerflächen doch recht gleichmäßig und
ähnlich aussieht. Ich habe mir tatsächlich an dieser Stelle gedacht, es gäbe im Sand
irgendwelche Muster, die sich gleichmäßig ausbreiten, irgendwelche wellen-artige
Striche im Sand. Aber willst du das sagen? Maybe. Was mir sonst noch auffällt ist hier,
dass du schon wieder ein riesen Adjektiv benutzt, zwei Teilsätze und schon "schwarze
Landschaft" und "gleichmäßigen Sand".

Zitat:
dessen ermüdende Struktur an seiner Aufmerksamkeit nagte

Noch ein unnötiges Adjektiv: "ermüdende Struktur". Ich denke nicht und das will ich
ausdrücklich sagen, dass Adjektive ein Problem sind und eine Anhäufung an Adjektiven
problematisch sein könnte, ich denke bloß, dass es hier stark auffält direkt am Anfang und
es kommt ungeschickt. Willst du nämlich sagen, dass die Struktur auf ihn ermüdend wirkt,
die Struktur des Sandes übrigens, was mir nebenbei bemerkt gar nicht einleuchtet, denn
wie soll denn Sand eine ermüdende Struktur haben? Vielleicht wenn jemand sehr lange
darin unterwegs war und ist und schon gar nichts anderes mehr sehen kann oder wenn
diese Person einfach müde ist und keine Lust mehr hat Sand zu sehen aber ist dann
wirklich die Struktur des Sandes ermüdend oder sollte man dann nicht viel eher sagen:
"Er konnte den Sand nicht mehr anschauen, Tage, Wochen nur Sand und Sand und Sand
zwischen den Zehen, Sand in den Taschen und immer nur Sand im Kopf, die kleinen und
großen, vom Wind geformten Hügel aus Sand im Gedächtnis und Sand vor den Augen."
Oder sowas. Ich will die Ermüdung spüren, sofort! Sonst ist es bloß ein dahingeworfenes
und unnützes Wort.

So. Und das ist nun der erste Satz. Es geht dann noch viele viele Sätze weiter, aber
ich will und kann das nicht alles so nah kommentieren.

Für mich war eben auffällig, dass der Text auf höchst problematische Weise überladen ist,
da muss mehr Logik rein, da muss mehr Gefühl und Intuition rein und es muss mehr stimmen.
Das sind Pauschalitäten und Plattitüden, aber manchmal müssen auch diese angesprochen
werden.

Wenn du noch konkrete Fragen hast, kann ich gerne darauf eingehen. Jetzt habe ich
aber erstmal nur die Hoffnung, dass mein Close-Reading etwas geholfen hat und nicht
dermaßen abschreckt, dass ich mich verstecken muss.

Herzlich, schó
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