|
|
Autor |
Nachricht |
Epiker Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 301 Wohnort: Österreich
|
10.08.2019 05:25 Historische Gespräche/Aussagen/Zitate übernehmen? von Epiker
|
|
|
Angenommen ihr arbeitet an einem historischen Roman, der im 19. Jahrhundert spielt und findet in eurem Recherchematerial (Sitzungsprotokolle, zeitgenössische Literatur, Biographien, etc.) des öfteren abgedruckte direkte Reden von Sätzen/Aussagen bzw. ganzen Gesprächen, die eine historische Person tatsächlich getätigt hatte in dieser oder jener Situation und genau diese Person bzw. diese Situation kommt in eurem Roman vor, würdet ihr auf ihre realen Worte zurückgreifen und sie als direkte Reden an passender Stelle einfügen (ggf. vielleicht behutsam ein wenig modernisieren für einen besseren Klang/Lesefluss), oder würdet ihr trotzdem etwas eigenes erfinden und die Figur dann sagen lassen?
Wenn in einem historischen Roman an den richtigen Stellen gehäuft tatsächliche Aussagen einer Person bzw. mehrerer Personen auftreten würden und die Figur dann über weite Strecken der Handlung Sätze von sich gibt, die so auch in älteren, oder neueren Werken der Sach- und Biographieliteratur zitiert werden, würdet ihr das dann als exzellent recherchiert (weil eben „historisch“) feiern, oder dem Autoren mangelnde eigene Fantasie vorwerfen, da er sich nichts eigenes ausgedacht hat, obwohl es genau um die Situationen geht, wo eben echte Zitate gesichert sind?
_________________ Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!
-Homer-
(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein ) |
|
Nach oben |
|
|
Ruby Smith Reißwolf
Alter: 33 Beiträge: 1180 Wohnort: Kenten
|
10.08.2019 09:17
von Ruby Smith
|
|
|
Also in einem Historischen Roman erwarte ich bei real existenten Personen, dass der Autor Zitate verwendet und sich nicht vollkommen was Neues aus den Fingern saugt. Vor allem, wenn es solche Ereignisse sind, die wirklich so stattgefunden haben.
Stell sich einer vor, der Autor denkt sich eine komplett neue Rede für Martin Luther King aus, ohne die berühmten Sätze "I have a dream" oder "I've been to the Mountaintop" zu verwenden und beschreibt dann das reale Ereignis.
Ich käme mir da als Leser sehr veräppelt vor.
_________________ I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.
(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery) |
|
Nach oben |
|
|
Epiker Eselsohr
Alter: 29 Beiträge: 301 Wohnort: Österreich
|
26.08.2019 11:54
von Epiker
|
|
|
Vielen Dank für deine Antwort!
Doch es geht ja nicht nur um die großen berühmten Reden und Weltzitate, sondern auch um viele Kleinigkeiten und Gespräche zwischendurch, oder aus Tagebüchern überlieferte Äußerungen und Gespräche einer Person bei dem einen oder anderen Ereignis.
Hat noch jemand seine Meinung für mich?
_________________ Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!
-Homer-
(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein ) |
|
Nach oben |
|
|
Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3211 Wohnort: Frankenberg/Eder
|
26.08.2019 13:18
von Taranisa
|
|
|
Bei der Recherche zu Elisabeth von Thüringen hatte ich Aussagen gefunden, die sie zu meist nicht näher bezeichneten Gelegenheiten getätigt haben soll, die aber ein gutes Bild von ihr als Person abgeben. Eine davon (sie taucht nur als Nebenfigur auf) habe ich sie in sehr ähnlicher Form meiner Prota gegenüber sagen lassen.
Wenn du etwas Konkretes findest, warum nicht einfließen lassen, wenn es in eine bestimmte Szene hineinpasst?
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
|
Nach oben |
|
|
Beka Exposéadler
Beiträge: 2378
|
26.08.2019 17:50
von Beka
|
|
|
Ich übernehme gerne überlieferte Aussagen. Teilweise in Dialogen, wenn sich zwei Leute über denjenigen unterhalten. ("Vittorio Emanuele hat in Turin von einem Schmerzensschrei gesprochen, den er in Italien gehört habe. Dem Schrei nach Freiheit", erzählte xxx ) oder im Falle von Henry Dunant, seine überlieferten Worte, wenn er mit meinen Protagonisten spricht.
_________________ *Die Sehnsucht der Albatrosse*
*Das Geheimnis des Nordsterns*
*Die Tochter der Toskana*
*Das Gutshaus in der Toskana*
*Sterne über der Toskana*
*Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg*
*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten* |
|
Nach oben |
|
|
Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
|
30.09.2019 18:22
von Ribanna
|
|
|
Weil auch ich gerade dabei bin, Zitate in meinen Text einfließen zu lassen - kennzeichnet ihr das irgendwie?
Ich habe (am Schluss des Buches) ein Verzeichnis erstellt, welche Menschen es tatsächlich gab. Da gibt es also einen Verweis, dass Person x von ... bis ... lebte und ... von Beruf war. Hierher könnte ich natürlich auch den Verweis machen, dass Zitat 1 auf Seite 222 tatsächlich von eben jener Person stammt, wenn auch natürlich in einem anderen Zusammenhang.
Oder führt das zu weit?
Klar, wörtliche Rede, gekennzeichnet mit " und " ( ). Aber schreibt ihr irgendwo, wenn es ein O-Ton ist, oder nicht?
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
|
Nach oben |
|
|
Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3211 Wohnort: Frankenberg/Eder
|
01.10.2019 12:52
von Taranisa
|
|
|
@Ribanna: Kannst du, musst du aber meiner Meinung nach nicht.
Über historische Personen in meinen Geschichten recherchiere ich ausführlich, um sie - inkl. evtl. gefundener Zitate - möglichst realitätsgetreu darstellen zu können. Entweder sind die Zitate sehr bekannt, oder jene LeserInnen, die sich für die Personen interessieren, forschen selbst in die Richtung. Zumindest wissen sie, dass die historische Persönlichkeit solche Aussagen getroffen hat / haben könnte. Denn auch wir müssen uns darauf verlassen, dass unsere Quelle keinen Unsinn geschrieben hat. Bereits seit Erfindung des Schreibens sind Papier oder Steintafel sehr geduldig. Beispielsweise war der Römer Tacitus, der über die Germanen schrieb, nie auf unserem Gebiet
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
|
Nach oben |
|
|
Selanna Reißwolf
Beiträge: 1146 Wohnort: Süddeutschland
|
02.10.2019 00:03
von Selanna
|
|
|
Hallo Ribanna,
wenn Du ein Zitat aus einer belegten Rede oder einen Textauschnitt aus einem Brief dieser Person oder eine Passage aus deren Tagebuch wortwörtlich in Deinen Roman einfügst, solltest Du das meiner Meinung nach schon kenntlich machen.
Ich habe in Romanbiographien schon Fußnoten gesehen, das finde ich aber in halb fiktiver Belletristik nicht so schön. Stattdessen könntest Du das Zitat mit Infos eineiten, indem Du etwas wie "Am 25. August 1643 schrieb Elisabeth an Johann Georg: [...]". Ich würde dann ein Literaturverzeichnis (das Du ja durch Deine Recherchen sicher sowieso für Dich erstellt hast) hinten an das Manuskript anhängen und jeder, der mehr wissen will, kann dort nachschlagen, was Du verwendet hast (und sich dann bei Interesse das dort angeführte Buch von Max Muster, Briefe Christianes an Johann Georg, Berlin 2019 selbst heraussuchen und das verwendete Zitat nachschlagen). Oder Du machst es ganz akribisch und erstellst eine Liste aller verwendeten belegbaren Zitate auf der letzten Seite a la:
S. 125: Max Muster, Briefe Christianes an Johann Georg, Berlin 2019, S. 67.
S. 206: Anna Frau, Anekdoten Friedrichs I., Potsdam 1965, S. 43.
etc.
Wenn Du Dich nur grob von historischen Begebenheiten, Reden, Zitaten etc. inspirieren lässt, könntest Du wie Robert Harris in "Imperium" (Roman über Cicero) in einem kurzen Nachwort die wichtigsten Werke nennen, mit Hilfe derer Du Deinen Roman konstruiert hast. Harris nennt lapidar einfach die gesammelten Reden und Briefe Ciceros in 29 Bänden mit Verlagsangabe.
Liebe Grüße
Selanna
_________________ Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham |
|
Nach oben |
|
|
Ribanna Klammeraffe
Alter: 61 Beiträge: 772 Wohnort: am schönen Rhein...
|
02.10.2019 08:43
von Ribanna
|
|
|
Hallo,
danke für eure Antworten! Ich denke, dass ich am Schluss des Buches vermerken werde, dass es Originalzitate enthält und die Quellen angeben, aus der ich diese Zitate habe. Da meine Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts spielt, passt das von der Sprache her auch einigermaßen.
Ob die Zitate dem Leser allerdings bekannt sind? Wage ich zu bezweifeln.
Bis ich mit dem Buch fertig bin, habe ich ja noch Zeit, darüber nachzudenken!
_________________ Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen. |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 1 |
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Ähnliche Beiträge |
Thema |
Autor |
Forum |
Antworten |
Verfasst am |
|
Ideenfindung, Recherche Recherchetipp: Historische Dienstboten von Epiker |
Epiker |
Ideenfindung, Recherche |
3 |
03.12.2023 21:27 |
|
Empfehlungen und Buchvorstellungen in aller Kürze Historische Romane (19. Jh) über Pol... von Epiker |
Epiker |
Empfehlungen und Buchvorstellungen in aller Kürze |
6 |
26.11.2023 02:11 |
|
Genre, Stil, Technik, Sprache ... "...", lachte/schmunzelte e... von Golovin |
Golovin |
Genre, Stil, Technik, Sprache ... |
33 |
09.11.2023 16:00 |
|
SmallTalk im DSFo-Café Welche Schauspieler*innen dürfen eur... von Andreas = DMC = Reichelt |
Andreas = DMC = Reichelt |
SmallTalk im DSFo-Café |
23 |
01.03.2022 00:21 |
|
Ideenfindung, Recherche Zitate kennzeichnen von HansGlogger |
HansGlogger |
Ideenfindung, Recherche |
3 |
22.02.2022 17:34 |
Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|