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Innerdatasun
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Beitrag01.08.2019 18:22

von Innerdatasun
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Zitat:
Ich hatte das Gefühl, der Prolog wird nicht aus der Sicht des Jungen, sondern auktorial erzählt. Und mir scheint, das ist es auch, was die meisten anderen hier irritiert. Wenn der Junge das Ehepaar so sieht, dann ist es auch nicht unbedingt problematisch, dass er so harsch urteilt (macht ihn eventuell etwas unsympathisch, aber wenn er Gründe hat, ist das kein Ding). Nur kannst du dann nicht berichten, wie das Ehepaar nach seinem Verschwinden noch weiterredet (oder musst erklären, warum der Junge ihnen immer noch zuhören kann).

Dann versteh ich den Begriff auktorial anscheinend nicht. Als allwissender Erzähler habe ich doch die Möglichkeit mich in die Gedanken und Gefühlswelt einer Person hineinzuversetzen und auch einen Perspektivwechsel durchzuführen ??


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Murnockerl
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Beitrag01.08.2019 18:47

von Murnockerl
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Zitat:
Dann versteh ich den Begriff auktorial anscheinend nicht. Als allwissender Erzähler habe ich doch die Möglichkeit mich in die Gedanken und Gefühlswelt einer Person hineinzuversetzen und auch einen Perspektivwechsel durchzuführen ??


Schon richtig, aber solange du im Text nicht deutlich machst, dass du jetzt die Gedanken und Gefühle des Jungen wiedergibst, kann man das als Leser ja nicht wissen. Aber du kannst natürlich etwas schreiben wie "Das Ehepaar war dem Jungen zuwider - ihn fand er ..., sie erschien ihm ....".
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Innerdatasun
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Beitrag01.08.2019 19:04

von Innerdatasun
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Zitat:
Schon richtig, aber solange du im Text nicht deutlich machst, dass du jetzt die Gedanken und Gefühle des Jungen wiedergibst, kann man das als Leser ja nicht wissen. Aber du kannst natürlich etwas schreiben wie "Das Ehepaar war dem Jungen zuwider - ihn fand er ..., sie erschien ihm ....".


Ja, das ist die Frage. Mir erscheint diese zusätzliche Form zu zwanghaft.
Bedeutet deutlich machen immer nur "er dachte, er empfand gerade dies oder das?"
Wie eigenständig ist der auktorialer Erzähler wirklich. Ist er nur beobachtend und wiedergebend oder ist er auch wertend (wie bspw. bei Süskind)
Wenn er es nicht ist, dann ist es doch klar welche Gedanken oder Empfindungen er wiedergibt. So gesehen, niemals seine Eigenen.


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Innerdatasun
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Beitrag03.08.2019 07:42
Szene 3: Bei Mutter Poplawski
von Innerdatasun
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Und weiter gehts mit Szene 3: "Bei Mutter Poplawski"

Was bisher geschah: Der Junge, der sehr auffällig im Bahnhof von Bowling Green ein älteres Ehepaar mit seltsamen Schnitzarbeiten an einem Apfel faszinierte, und dann in einem Bus in Richtung High Prärie weiterfuhr, sitzt nun an einem verlassenen Strassenrand, irgendwo im Nirgendwo und wartet anscheinend auf eine Mitfahrgelegenheit.


Es verging wiederum eine unbestimmte Zeit. Der Junge blätterte gelangweilt in einem Comicheft. Sein Blick lies die Straße dabei nicht aus dem Auge. Ein Fahrzeug erschien am Horizont. Diesmal erhob er sich schon vorher und stellte sich an den Straßenrand.
Es war ein Wagen, der nicht von hier stammte. Das konnte der Junge schon schnell anhand des Kennzeichens erkennen. Er brauchte keine auffälligen Handbewegung von sich geben. Der Wagen hielt ganz automatisch und die Tür ging auf. Ein jüngeres Paar, unauffällig gekleidet, lächelte ihn freundlich an. Es war eine Form von Gewissheit in ihren gemeinsamen Blicken. Sie nickten sich kurz zu und der Junge stieg nach hinten in den Wagen ein.
Während der Fahrt sprachen sie kaum miteinander, aber sie schauten sich alle erwartungsfroh an und lächelten sich zu. Die Anstrengungen der letzten Stunden und auch die Müdigkeit waren aus dem Gesicht des Jungen entwichen und er schaute mit leuchtenden Augen aus dem Fenster. Die Fahrt mochte vielleicht noch mal 45 Minuten gedauert haben, als sich schließlich am Horizont, zwischen den Weizenfeldern eine große Farm abzeichnet. Der Mann zeigte nach vorne und signalisierte der Frau, dass dort das Ziel sein musste. Sie nickte glücklich und drehte sich strahlend zu dem Jungen um.
Von Weiten waren Bänke, Tische und Zelte zu sehen, die auf ein großes sommerliches Fest schließen Liesen. Viele Menschen waren emsig mit dem Decken der Tische und Schmücken der Bäume und des Hauses beschäftigt. Der Wagen fuhr langsam heran und bog mit einigen anderen Fahrzeugen eine sandige Auffahrt hinauf. Ein Mann in Latzhose und Strohhut kam ihnen entgegen und blickte nur einmal kurz in den Fond des Wagens. Er winkte sie ein Stück weiter hinauf und verwies auf einen Parkplatz hinter dem Haus, wo auch schon weitere Wagen standen. Der Junge blickte glücklich und erwartungsfroh aus dem Fenster. Überall sprangen Kinder fröhlich spielend umher. Weiter hinten auf einem sandigen Feldstück, bolzten ein paar Jungen mit einem Ball auf ein behelfsmäßig aufgestelltes Tor.
Sie stiegen aus dem Wagen. Die junge Frau reichte dem Jungen ihre Hand, die er bereitwillig ergriff und sie gingen zielstrebig auf das Haus zu.
Eine kräftige, wohlgenährte Frau, mit roten pausbackigen Wangen erblickte die Neuankömmlinge. Sie stellte nur noch ihr Tablett mit Mais auf einen nahegelegenen Tisch ab und kam mit kräftigen Schritten auf sie zu.
  „Willkommen. Ich bin die Anna. Anna Poplawski.“ Sie schüttelten sich die Hände und nahmen sich wie selbstverständlich dabei in die Arme.
  „Schön das ihr kommen konntet.“ Sie beugte sich zu dem Jungen hinunter und kniff ihm leicht in die Wange.
  „Na, wer bist du denn ?“
  „Danke Madame für die Einladung.“ Er reichte Anna höflich die Hand.
  „Madame!“, jauchzte Anna aus vollem Halse und fing laut an zu lachen. „Hört ihn euch an – den kleinen Lord hier.“ Sie zeigt auf den Jungen und drehte sich zu den anderen Anwesenden um, die alle ebenfalls herzhaft anfingen zu lachen, während sie weiter den Tisch deckten.
  „Na kommt, mein Mann hier bringt euch zu eurer Unterkunft.“ Sie schob geschäftig aber immer herzlich die drei an den Mann weiter, der sie schon bei der Auffahrt empfangen hatte.
 „Sam – Hallo,“ empfing auch dieser sie freundlich. Sam brachte die Erwachsenen in ein Unterkunftsgebäude und den Jungen, einige Meter weiter wiederum in ein anderes Gebäude. Hier waren nur die Kinder untergebracht. Das Innere war zwar karg eingerichtet, mit einfachen aneinandergestellten Pritschen. An jedem Bett stand eine kleine Kommode, in der jeder sein Hab und Gut einräumen konnte und eine Vase mit einer Sonnenblume darauf. Der Junge räumte seine Sachen schnell ein und begab sich anschließend zum Spielen, zu den anderen Kinder in den Garten. Sie spielten ausgelassen bis in den Abend hinein. Zwischendurch brachten Anna und ihr Mann den Kindern einige Erfrischungsgetränke und natürlich auch etwas zu Essen vorbei. Die Erwachsenen saßen an den Tischen und unterhielten sich angeregt den ganzen Nachmittag hindurch. Sie lachten und tanzten später nach dem Klang einer Ukulele, die jemand im Hintergrund anschlug.
 Aber dann kam der Moment in dem Anna aufstand und zweimal kurz in ihre Hände schlug. Die Sonne war schon dabei im Hintergrund am Horizont zu versinken.
  „Meine lieben Freunde. Es ist an der Zeit das wir uns hinein begeben.“ Sie breitete die Hände aus und deutete mit einer Bewegung in Richtung des anliegenden Gemeindehaus, das nur einige Meter weiter vom Hauptgebäude aus, auf dem Hang hinauf lag.
Sofort erstarb das Gelächter und die Betriebsamkeit. Es legte sich eine Atmosphäre des Ernstes und der Bedachtsamkeit von einen auf den anderen Moment über die kleine Farm. Eine Energie, die jeden sofort ergriff. Die Kinder legten ihre Spielgeräte beiseite und begaben sich in ihre Unterkunft, um sich kurz einmal frisch zu machen, und gegebenenfalls neue Schuhe oder frische Kleidung überzuziehen. Die kleinen Mädchen bürsteten sich noch mal schnell ihr langes Haar durch und die Jungen zupften sich ihre Hemden im Spiegel zurecht. Gemeinsam liefen sie schnell den Hang zum Gemeindehaus hinauf und trafen dort nun auf die Gruppe der Erwachsenen, die fast andächtig mit ihnen nun das große Gebäude betraten. Binnen weniger Minuten füllte sich das Haus und die Besucher besetzten die Bänke schnell bis auf den letzten Platz. Anna schob hastig die letzten Kinder ins Gebäude und schaut noch in Richtung untergehender Sonne. Dann schloss sie die Tür hinter sich.


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Innerdatasun
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Beitrag05.08.2019 08:28
Szene 4: Der Angriff
von Innerdatasun
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Was bisher geschah: Der Junge, der sehr auffällig im Bahnhof von Bowling Green ein älteres Ehepaar mit seltsamen Schnitzarbeiten an einem Apfel faszinierte, und dann in einem Bus in Richtung High Prärie weiterfuhr, sitzt nun an einem verlassenen Strassenrand, irgendwo im Nirgendwo und wartet anscheinend auf eine Mitfahrgelegenheit. Ein junges Päarchen nimmt ihn schließlich mit, und sie fahren zu einem Bauernhof, auf dem ein großes Sommerfest stattfindet. Gegen Abend verzieht sich die Gemeinde in ein anliegendes Gebäude.


Szene 4. Der Angriff

 Während die Sonne weiter den Horizont blutrot eintrübte und allmählich die blaue Stunde begann, taten sich nicht wenige Kilometer weiter in der Zwischenzeit ungewöhnliche Kräfte zusammen. Es waren Kräfte, die nichts gemein hatten, mit denen die sich bei den Poplawskis abspielten. Dunkel gekleidete Figuren mit verhüllten Gesichtern und schweren Gerät formierten sich auf einem Feldweg und kontrollierten ihre Waffen. Sie gaben sich untereinander mit ihren Händen Zeichen und gestikulierten in lautloser Form miteinander. Es waren vielleicht zwei dutzend Personen einer militärischen Einheit. Eine hünenhafte Person winkte sie zu sich, und sie formierten sich um die Haube eines Jeeps. Eine große Karte war dort ausgebreitet. Seine Finger tänzelten konzentriert und mit festen Druck auf der Oberfläche ihres Papiers. Auf der Karte konnte man sehr gut das umliegende Gelände sehen. Die Straße auf welcher der Junge Früh am Tage mit dem Päarchen entlang gekommen war, und die nicht weit von ihrem Stützpunkt an diesem Waldstück vorbeilief. Das Haus der Poplawskis war fett und rot eingemarkert. Seine Finger sprangen immer wieder um diesen Punkt herum und verwiesen zwischendurch gezielt auf einige der Männer. Paarweise wurden sie zugeteilt. Die Stimme des Hünen war fest und konzentriert. Kein Wort war zuviel dabei gewählt. Kein Befehl lies dabei Zweifel oder Nachfragen aufkommen; so als wären sie die kommende Situation schon dutzende Male vorher durchgegangen.
Sie schauten sich kurz in ihre verhüllten Gesichter, in denen nur noch das Weiß der Augen aus dunkel geschmickten Höhlen herausblitzte. Die Männer nickten verstohlen, schlugen sich kurz in die Hände und auf die Schultern und begaben sich dann zur Seite. Gegenseitig kontrollierten sie ihr Material und ihr Gerät. Nachtsichtgeräte wurden an den Helmen justiert, Mikrofone geprüft, Ohrhörer vorsichtig in ihre Muscheln versenkt.
Es waren nun sechs Teams zu jeweils zwei Mann. Der Eine half dem jeweils Anderen dabei, einen zylindrischen Tank auf dem Rücken zu verzurren, von dem aus ein Gummischlauch zu einem gewehrähnlichen Brenner führte. Hinter einem Sichtschutz wurde ein kurzer Check durchgeführt, um sicher zu gehen, dass die Waffe in einem einwandfreien Zustand sich befand und nicht doch im entscheidenden Moment versagte.
Nach einem Weiteren letzten Check der Mikros wurden die Nachtsichtgeräte und Infrarotaufsätze an den Helmen vor das Gesichtsfeld justiert und die Teams verteilten sich auf das Gelände vor ihnen.
Das Einsatzteam, das aus den verbliebenen 12 Mann bestand zog sich in ein provisorisch aufgestelltes Zelt zurück, in dem auf einigen behelfsmäßigen Tischen drei aufgeklappte Laptops das Zelt diffus erhellten.
Der Hüne positionierte sich hinter drei Männer, die auf Klappstühlen vor den Computern saßen und auf ein Bild schauten, welches das Gelände vor ihnen aus unterschiedlichsten Positionen zeigte. Ein Bildschirm übertrug jeweils den Blick der sechs Helmkameras. Die anderen beiden übertrugen die Perspektive einer Kamera, die von weit oben auf das Gelände blickte. Der Aufwand schien enorm für diese Aktion zu sein, denn der zweite Mann steuerte zeitgleich eine Drohne mit einem kleinem Joystick, die vor ihm auf dem Tisch stand. Das Bild wechselte von Zeit zu Zeit, vom Infrarot in den Nachtsichtmodus. Die Männer beobachteten konzentriert, wie sich sechs verschiedene, glühende Doppelpunkte von unterschiedlichsten Seiten dem Grundstück der Poplawskis näherten. Einer dieser ständig pulsierenden Punkt scherte plötzlich aus und umging das Zielobjekt um anscheinend das Gelände auf der anderen Seite des Hauses zu sichern.
Das Zielobjekt dieser Soldaten war das Gemeindehaus in der sich die Männer, Frauen und Kinder vor gut 20 Minuten zurückgezogen hatten. Der Hünen schaute auf seine Armbanduhr und vermeldete an die Teams. dass sie etwa 2 Minuten in Verzug lagen und sich schneller auf ihr Ziel zubewegen sollten.
  „Wir haben keine Ahnung, wie lange sie dort in dem Haus verbleiben – also, haltet euch ran“, drang er mit seiner Stimme fordernd in die Helme der Soldaten. Die Drohne wurde abgezogen und ein Satellit der sich jetzt weit oben über der Erde befand, wurde angefordert. Er steuerte nun detailliertere Bilder vom Inneren des Gebäudes hinzu. Die Männer beugten sich über den Laptop und schauten konzentriert auf den Bildschirm vor ihnen, auf dem etwa drei dutzend leuchtende Punkte in gleichen Abständen bewegungslos auf einer dunkleren rechteckigen Fläche zu sehen waren.
Der Hüne erhob sich kurz und dreht sich in den Rückraum des Zeltes. Dort saßen drei weitere Männer und eine Frau an einem Tisch und beobachteten die Szene.
  „Sir. Wir haben Point Omega gleich erreicht“, vermeldete er knapp nach hinten. Einige Personen erhoben sich von ihren Stühlen und begaben sich in das diffuse Licht der Laptops. Sie trugen Anzüge und verspiegelte Brillen.
  „Na dann mal los“, blickte einer von ihnen die Anderen um sich herum an, die nur kurz nickten.
  „Der Situation Room hat schon lange grünes Licht gegeben und wartet auf Vollzug“, bemerkte die Frau etwas gereizt.
  „Also Jungs. Vollzug – auf gehts“, hielt der Hüne sich sein Mikro dicht an den Mund, so als wenn er befürchtete, dass seine Worte ihr Ziel verfehlen könnten.
 Der Atem der Männer, denen diese Worte galten, begann sogleich die Frequenz zu erhöhen. Vor ihnen war das Zielobjekt nur noch wenige Meter entfernt. Ihre Nachtsichtgeräte vermeldete immer noch hohe Anwesenheit von Personen in dem Gebäude, und viel wichtiger – Bewegungslosigkeit.
Ein Team bewegte sich schnellen, aber sicheren Schrittes auf die hölzerne Veranda des Gemeidehauses zu. Jeder Schritt auf den Stufen wurde mit Bedacht gewählt. Es durfte kein Geräusch von eventuell knarrenden Dielen auf ihre Anwesenheit schließen. Die anderen Teams hatten sich inzwischen um das Haus herum auf die jeweils vier großen Fenster verteilt. Die Fenster lagen vom Boden aus zu hoch, als dass sie Details von dort aus sehen konnten. Durch das Glas der Fenster hindurch, sah man allerdings, das nur einige flackernde Kerzen den Raum innen erhellten. Die Teams richteten nun die Läufe ihrer Geräte auf die Fenster und warteten anscheinend auf ein Kommando der Zwei, die vorne an der Tür des Gebäudes postiert waren. Der eine von ihnen holte mit einem sicheren Griff nach hinten, aus seinem Gepäck eine lange Eisenstange hervor, die er nun vorsichtig vor die beiden metallenen Griffe der Flügeltür hielt, um sie schnell hindurchzuführen. Es schien ein entscheidender Moment zu sein; denn bis auf seinen Atem war im Moment auch von innen heraus kein Geräusch zu vernehmen.
Er wollte gerade von der Seite die Stange durch den ersten Griff vorsichtig hindurchführen, als plötzlich ein mehrstimmiger Chor von innen die Ruhe durchbrach. Für einen kurzen Moment durchfuhr ihn ein Gefühl des Schauderens, denn die Töne die nun an ihre Ohren schlugen, waren ungewöhnlich und irgendwie auch nicht mehr menschlich. Er schaute seinen Partner kurz an, der direkte vor der Tür stand und jetzt ein paar Schritte zurücktrat. Dieser nickte ihm kurz zu. Die dunkel gekleidete Figur nutze den jetzt auftretenden Lärm des Gesanges um die Stange durch den Griff hindurch zu führen. Es war ein kurzer Moment, in dem Metall auf Metall entlangfuhr, aber es reichte aus um den Gesang dieses seltsamen Chores augenblicklich zum Erliegen zu bringen.
Der Soldat sprang mit einem Satz von der Tür zurück und rief zweimal laut in jede Richtung.
 “Vollzug!“
Die Teams auf den langen Seiten des Gebäudes zögerten nicht lange und setzten sich in Bewegung. Sie richteten augenblicklich die Mündungen ihre Geräte auf das Haus und ein langer gleißender Flammenstrahl schoß aus den Läufen in Richtung des Gebäudes. Das Gemisch in den Behälter sorgte dafür, das das Gebäude sofort in Flammen stand. Das entstehende großflächige Feuer fraßen sich augenblicklich nach innen und an der hölzernen Fassade hoch. Die Männer gingen um das Gebäude herum und bedeckten ohne weiteren Zögerns, jeden Meter mit ihrem flammenden Inferno.
Die ersten gellenden, Schreie drangen an ihr Ohr. In dem Gebäude wurde im Inneren durch die Flammen jetzt diffuse Schattenspiele durch die Fenster sichtbar. Vorne an der Vorderfront schlugen Körper, die sich anscheinend im Todeskampf befanden immer wieder gegen die verschlossene Tür. Die Männer schauten im gebührenden Abstand zu diesem Inferno und konzentriert auf die Fenster, um zu sehen was sich innen abspielte. Die ersten Gläser zerbarsten unter der Wucht und dem Druck der Flammen. Die Schreie im Inneren, die eben noch menschlichen Ursprungs waren, schlugen jetzt allerdings eine andere, äußerst befremdliche Tonart an. Sie erschienen ihnen längst nicht mehr bekannten Ursprungs zu sein. Die Männer unterhielt und verständigten sich hektisch mit Handzeichen untereinander. Einer von ihnen zeigte in das Innere des Gebäudes, in dem das Schattenspiel von sich verkrampfenden und im Todeskampf befindlichen Körpern, seltsame Formen annahm. Diese gellenden und unmenschlichen Schreie waren nun mittlerweile so laut, das sie sogar das Knistern und Lodern der Flammen übertönten.
Ein Knall durchbrach nun plötzlich, zusätzlich dies Orchester des Grauens. Seitlich am Gebäude zerbrach ein Fenster durch das Hindurchstürzen eines Körpers. Augenblicklich stürmten einige der Soldaten dorthin, wo sich am Boden ein in Flammen stehender Körper, in hektisch windenden Bewegungen am Boden wälzte. Der Körper trommelte wie die Stöcke eines Drumsticks immerzu auf den Boden. Die Männer traten zurück und gaben noch einige Stöße ihres tödlichen Gemisches dazu.
Der Klumpen Fleisch, dessen langsam verbrennende Oberfläche nun auch beißend in ihre Nasen stieß, machte keine Anstalten irgendwie zum Erliegen zu kommen. Man konnte nun sehen, wie die Hitze die Innereien des Körpers zum Kochen brachte, und diese regelrecht explodierten. Das Wesen, das hier vor ihnen sich befand, war definitiv nicht mehr menschlichen Ursprungs. Es erhob sich nun in seinem Todeskampf langsam vom Boden auf, und breitete die Arme weit vor ihnen aus. Ein gellender, lang anhaltender und unmenschlicher Schrei entwich seiner kerosingefüllten Kehle. Die Silhouette des Kopfes, die nun langsam in sich zusammenschmolz, zeugte nicht mehr von der Anwesenheit eines Menschen, sondern eher von der eines Tieres.
 
                                           PROLOG ENDE

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Murnockerl
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Beitrag05.08.2019 09:31

von Murnockerl
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Ich habe jetzt alles gelesen und mein Eindruck, dass der Prolog zu lange ist bzw. zu viele eher belanglose Szenen aus einer zu distanzierten Sicht erzählt, besteht immer noch. Sowohl die Anreise des Jungen als auch der Angriff wird sehr technisch beschrieben, dh wir erfahren zwar äußerst detailliert, wer was tut und sagt, werden aber gleichzeitig nicht so weit ins Boot geholt, als dass wir etwas über die Motive, Pläne und Gefühle der Protagonisten erfahren würden. Dementsprechend bleibt alles - trotz der dramatischen Ereignisse am Ende - distanziert. Da ich nichts über den Jungen weiß (außer dass er sich ein wenig seltsam verhält) und auch die Motive der Angreifer nicht kenne, kann ich nicht wirklich mit einer der beiden Seiten mitfiebern oder mir Sorgen um eine der Figuren machen.
Ich nehme an, dass du den distanzierten Stil absichtlich gewählt hast, um im Prolog viele Fragen aufzuwerfen - ganz am Ende gelingt das mit der "nicht mehr menschlichen" Person auch sehr gut. Nur ist der Prolog dafür zu lang und behandelt einfach zu viele (zumindest aus derzeitiger Sicht) irrelevante Dinge.

Meine Verbesserungsvorschläge wären deshalb Folgende:

a) Du erzählst mehr aus der Sicht der handelnden (relevanten) Figuren, gibst den Lesern Informationen darüber, wer sie sind und was sie vorhaben und empfinden. Das bedeutet natürlich nicht, dass du gleich alles verraten musst, was die Figuren wissen (z.B. das Geheimnis hinter dem Treffen auf der Farm), aber augenblickliche Gedanken, Gefühle und Wünsche der Figuren sollten drin sein. Z.B.: Wie fühlt sich der Junge auf dem Weg zur Farm? Ist er unsicher oder weiß er genau, was er will? Fühlt er überhaupt irgendwas? Steht er unter Trance oder trifft er bewusste Entscheidungen? Macht er sich Sorgen? Ahnt er vielleicht etwas davon, dass jemand hinter ihm/den Leuten auf der Farm her ist? Was steht für die Angreifer auf dem Spiel? Sind sie sich ihrer Sache sicher oder nervös? Ahnen sie, dass sie es hier mit etwas Übernatürlichem zutun haben?
Voraussetzung für Variante a) ist natürlich, dass der Junge (oder aus wessen Sichtweise du auch immer erzählst) später eine (Haupt)Rolle spielen wird und es Sinn macht, ihn ausgiebig vorzustellen.

b) Du behältst die distanzierte Schreibweise bei, aber kürzt den Prolog auf die Teile ein, die tatsächlich Fragen aufwerfen und neugierig machen. Was in diesem Fall die Ankunft verschiedenartiger Personen auf der Farm sowie der Angriff und das "nicht menschliche" Verhalten der Person ist, die aus dem Fenster springt. Die Apfelschnitzerei, wie der Junge genau zur Farm kommt oder auch die genaue Planung des Angriffs durch die Militärs sind in meinen Augen dafür nicht relevant und können ruhig wegfallen.

Das war jetzt mal meine Perspektive auf den Text - ich hoffe, ich konnte dir damit weiterhelfen. Mir ist natürich klar, dass du als Autor, der bereits alles über die Geschichte weiß, manche Dinge anders siehst oder auch in gewissen Szenen eine tiefere Bedeutung liegt, als sie bei mir jetzt ankommt. Aber genau dafür gibt es ja das Forum - damit du einschätzen kannst, wie etwas bei unbeeinflussten Lesern ankommt smile
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Innerdatasun
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Beitrag05.08.2019 22:08

von Innerdatasun
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Zitat:
Da ich nichts über den Jungen weiß (außer dass er sich ein wenig seltsam verhält) und auch die Motive der Angreifer nicht kenne, kann ich nicht wirklich mit einer der beiden Seiten mitfiebern oder mir Sorgen um eine der Figuren machen.


Ersteinmal - Vielen Dank für die fundierte, sehr anregenden Kritik. Hilft mir ungemein.

Das ich nicht zu sehr auf den Jungen (zumindest emotional - also mit seinen Gedanken) eingehe, hat den einfachen Grund, das er und auch niemand anderes im Prolog eine Hauptfigur ist.
Aber wie ich schon sagte, sind die Figurengruppen hier die Interessanten Protagonisten. - das geht bis hin zur Szene im Zelt. Sie stehen exemplarisch für alle Gruppen bzw. dann Figuren, die nach ihnen kommen.
Aber du hast sicherlich recht das man die Szene vor dem Zelt, und einige andere, kürzen könnte.

Würde mich freuen wenn du evtl an meiner Werkstatt AG teilnehmen würdest, in der ich das Expose vorstellen möchte. Da ich aber noch keine 50 Beiträge zusammen habe, dauert das noch ein paar Tage.

Beste Grüße


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Murnockerl
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Beitrag07.08.2019 08:11

von Murnockerl
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Gerne.

Zitat:
Das ich nicht zu sehr auf den Jungen (zumindest emotional - also mit seinen Gedanken) eingehe, hat den einfachen Grund, das er und auch niemand anderes im Prolog eine Hauptfigur ist.
Aber wie ich schon sagte, sind die Figurengruppen hier die Interessanten Protagonisten. - das geht bis hin zur Szene im Zelt. Sie stehen exemplarisch für alle Gruppen bzw. dann Figuren, die nach ihnen kommen.


Ja, das dachte ich mir auch. Dann passt das schon so, aber du solltest halt mMn weniger ins Detail gehen. Zumindest mir passiert es auch recht leicht, dass ich am Anfang einfach mal zu schreiben beginne und dann eventuell die eine oder andere Szene "mitschleppe", die sich im Nachhinein als verzichtbar entpuppt.
Wenn du dir nicht sicher bist, was gekürzt werden und was bleiben soll, kannst du ja mal überlegen, was für einen Zweck der Prolog für die spätere Geschichte erfüllen soll. Also: Was soll der Leser an Information bekommen? Worauf soll er neugierig gemacht werden? Und dann schaust du den Text nochmal durch und streichst alles, was zur Erfüllung dieses Zwecks nicht unbedingt nötig ist.

Zitat:
Würde mich freuen wenn du evtl an meiner Werkstatt AG teilnehmen würdest, in der ich das Expose vorstellen möchte. Da ich aber noch keine 50 Beiträge zusammen habe, dauert das noch ein paar Tage.


Ich bin leider nicht in der AG und weiß nicht, ob es sinnvoll/möglich ist, daran teilzunehmen, obwohl man selbst noch kein Exposé bearbeitet. Ich denke aber, du findest dort auf jeden Fall wertvolle Unterstützung.
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