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Ein Dankeschön dem Augenblick


 
 
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Gast







Beitrag21.06.2019 13:26
Ein Dankeschön dem Augenblick
von Gast
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Ein Dankeschön dem Augenblick

Rot — knallig und unerhört wippt es vor der kerkerähnlichen Kulisse der U-Bahn-Station, beschreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden.
Ein Röcheln löst sich aus dem Geheimnis technischer Tiefen, dann gibt’s einen Ruck und die Türen öffnen sich mit der Geschmeidigkeit eines über Baumwolle fahrenden Angelhakens.
„Nein! Bah!“
„Das ist Joghurt-Soße, das ist Zaziki! Haha!“
Der Junge, der den nun besudelten Hut fallen ließ, geht in die Hocke und hält ihn an der weinroten Kordel hoch, sodass dieser sich dreht, langsam und hypnotisierend und während die Schwester des Jungen sich auf selbe Höhe gesellt und dabei immer wieder lachend betont, dass es sich gleichzeitig um Joghurt- und Zazikisoße handeln müsse, da bemerke ich: dieser hut und diese kordel und diese unerhörte farbe, inmitten all der anderen; inmitten all der anderen, die sie zu dieser machen, wie nennt sich diese art von hut, wie nur, mit gestraffter kordel sieht er aus wie ein umgestülpter regenschirm, ein regenbecken, ein wasserfänger, rot und geheimnisvoll und wunderschön. Ich bemerke, dass ich bemerke und auf einmal trifft mich mit voller Wucht eine Stille, in der ich mich und das Drumherum so sehe wie ein Werk aus Rädern, die Verzahnung eines Ganzen, ein Augenblick, dessen Schönheit so unfassbar greifbar ist, dass ich mich ganz in ihm verlieren und ihm nie wieder entschwinden will und als ich auch das bemerke, da bin ich wieder da. In einem Durcheinander aus Joghurt-Soße und harten Plastiksitzen und müffelnder Feierabendluft.
-
Nie wieder will ich dich vergessen.

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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4998
Wohnort: Berlin


Beitrag22.06.2019 22:09
Re: Ein Dankeschön dem Augenblick
von Nina
Antworten mit Zitat

lieber ink_in_mind,

was hattest du bloß on your mind, als du das geschrieben hast? farben. bilder. einen intensiven moment.
so ganz kann ich dir hier leider nicht folgen. ich geh mal durch den text.



Zitat:
Ein Dankeschön dem Augenblick

Rot — knallig und unerhört wippt es vor der kerkerähnlichen Kulisse der U-Bahn-Station, beschreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden.

.

Die kerkerähnliche Kulisse schmeißt mich raus. Beim Rot gehe ich mit, bin bei der Farbe, bei dem, was Du (gedanklich/literarisch) mit Deinen Sinnen verfolgst, doch die kerkerähnliche Kulisse ist nicht konkret, oder zu konkret, vielleicht beides, jedenfalls haut es mich raus. Während ich gerade noch mit Dir träumte, gerate ich hier ins Denken. Nicht, dass das schlecht wäre, aber um mich voll und ganz einzulassen auf den Fluß Deiner Beschreibungen, möchte ich mich auf die Worte einlassen und nicht stoppen und sagen: Kerkerähnlich? Watt? Watt ist denn kerkerähnlich? Und schon bin ich raus. Auch nach längerer Überlegung ist mir dieses Kerkerähnlich noch unsympathisch. Ich bekomme keine Bilder dazu rein, verstehst Du? Was tun?
"Rot - knallig und unerhört (wirklich unerhört? oder eher was wie empörend, verstörend, betörend?) wippt es vor der U-Bahn(braucht es die Station, oder kann es auch die U-Bahn an sich sein? Vielleicht willst Du Dich ja an der Realität orientieren? Dann braucht es sicher die U-Bahn-Station). Jetzt bin ich raus ... haha. Wo war ich?
"Rot - knallig und betörend wippt es vor der U-Bahn, (be-)schreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden. Das "schließlich" braucht es m.E. nicht. Was haben die weißen Flecken zu bedeuten? Hier komme ich wieder ins Fragen (wobei ich Fragen liebe, aber hier wirft es mich erneut aus dem Text und ich kann nicht folgen). Welche weißen Flecken? Kaugummireste? Zaziki-Pfützen? Knofi-Soße? Ich will darüber grad gar nicht nachdenken, ich hab schon gegessen, danke.

.

Ein Röcheln löst sich aus dem Geheimnis technischer Tiefen, dann gibt’s einen Ruck und die Türen öffnen sich mit der Geschmeidigkeit eines über Baumwolle fahrenden Angelhakens.

.

... aus dem Geheimnis technischer Tiefen, das ist mir hier zu viel Kopf. Schon wieder rausgebracht aus der geheimnisvollen Atmosphäre, die Du gerade aufgebaut hattest. Welches Geheimnis technischer Tiefen? Was soll das sein? Ich weiß nicht, wovon Du hier sprichst.
Das Röcheln könnte ich der U-Bahn zuordnen, das Geheimnis halte ich für verzichtbar.

"Ein Röcheln löst sich, dann gibts einen Ruck und die Türen öffnen sich ... hm. Da kommt dann eine Angelhakige Beschreibung. Für meinen Geschmack ist das zu weit ausgeholt, obwohl das Bild gut ist, aber hier irgendwie, hm, wie soll ich sagen? Die Türen öffnen sich geschmeidig, ich finde, da braucht es das Baumwollfeld nicht, aber ich vermute, Dir waren die Angelhaken wichtig? Dann könntest Du die Türen ruckeln lassen, bevor sie sich schließen.

.

Wo bin ich? Ach so, Szenenwechsel. Oder?
.

„Nein! Bah!“
„Das ist Joghurt-Soße, das ist Zaziki! Haha!“
Der Junge, der den nun besudelten Hut fallen ließ, geht in die Hocke und hält ihn an der weinroten Kordel hoch, sodass dieser sich dreht, langsam und hypnotisierend langsam.

(Ich glaube, es kann auch heißen: Der den Hut fallen lässt und es bleibt dennoch korrekt).

Hier verlierst Du mich, bei der Schwester. Eben noch beim Hut, dann bei der Schwester. Das ist mir zu viel. Ich würde es dann über einen Absatz oder einen Punkt nach dem "langsam" setzen, und etwas Neues im nächsten Satz formulieren.

[Absatz] und während die Schwester des Jungen sich auf selbe Höhe gesellt und dabei immer wieder lachend betont, dass es sich gleichzeitig um Joghurt- und Zazikisoße handeln müsse, da bemerke ich: dieser (nach Doppelpunkt meines Wissens groß schreiben) (ab jetzt schreibst Du hier klein, what happened?) hut und diese kordel und diese unerhörte farbe, inmitten all der anderen; inmitten all der anderen, die sie zu dieser machen,

hier verlierst Du mich wieder, das ist zu viel Nebenstrecke. Ich versuche Dir zu folgen, was Du mir sagen möchtest, doch ich weiß nicht, worum es geht. Um die Schwester? Den Jungen? Den Hut? Worüber sprichst Du? Der abrupte Wechsel verwirrt und ich habe keine Ahnung, wo Du gerade bist. Das könnte kürzer gefasst werden.

wie nennt sich diese art von dieser hut, wie nur, mit (der) gestraffter(n) kordel sieht er aus wie ein umgestülpter regenschirm, ein regenbecken, ein wasserfänger, rot und geheimnisvoll und wunderschön. (Absatz)

Ich bemerke, dass ich bemerke und auf einmal trifft mich mit voller Wucht eine Stille, in der ich mich und das Drumherum so sehe wie ein Werk aus Rädern, die Verzahnung eines Ganzen, ein Augenblick, dessen Schönheit so unfassbar greifbar ist, dass ich mich ganz in ihm verlieren und ihm nie wieder entschwinden will und als ich auch das bemerke, da bin ich wieder da. In einem Durcheinander aus Joghurt-Soße und harten Plastiksitzen und müffelnder Feierabendluft.

-
Nie wieder will ich dich vergessen.


Das mit dem nie wieder will ich Dich vergessen ... das dich ist klein. Ist der Moment damit gemeint? Oder doch die Frau? Ach, ich weiß nicht, was Du nicht vergessen möchtest. Schade eigentlich, weil das letzte scheint mir fast wie der wichtigste Satz überhaupt. Es ist (D)ein Fazit und ich verstehe es nicht.

Ich hoffe, Du verstehst meine Anmerkungen und hoffe, ich konnte ein paar hilfreiche Anregungen geben. Solltest Du Verständnisfragen haben, immer her damit.

Ich glaube, die Schwierigkeit an diesem Text ist, dass es ein tatsächlich so intensiver Moment für Dich war, dass Du nicht alles erzählst, was wichtig wäre, um die Szene als Unbeteiligte/r nachvollziehen zu können. Ich kenne das manchmal auch, wenn ich Texte lese, die ich noch im Gefühl des Erlebens nach dem Geschehnis geschrieben hatte, dass ich später selbst nicht mehr alles nachvollziehen konnte.  

Liebe Grüße
Nina
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Gast







Beitrag23.06.2019 02:19

von Gast
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Meine Güte, Nina. Mega! Daumen hoch² Danke dir für deinen ausführlichen Kommentar. Super interessant!


Zitat:
Die kerkerähnliche Kulisse schmeißt mich raus. Beim Rot gehe ich mit, bin bei der Farbe, bei dem, was Du (gedanklich/literarisch) mit Deinen Sinnen verfolgst, doch die kerkerähnliche Kulisse ist nicht konkret, oder zu konkret, vielleicht beides, jedenfalls haut es mich raus. Während ich gerade noch mit Dir träumte, gerate ich hier ins Denken. Nicht, dass das schlecht wäre, aber um mich voll und ganz einzulassen auf den Fluß Deiner Beschreibungen, möchte ich mich auf die Worte einlassen und nicht stoppen und sagen: Kerkerähnlich? Watt? Watt ist denn kerkerähnlich? Und schon bin ich raus. Auch nach längerer Überlegung ist mir dieses Kerkerähnlich noch unsympathisch. Ich bekomme keine Bilder dazu rein, verstehst Du? Was tun?
"Rot - knallig und unerhört (wirklich unerhört? oder eher was wie empörend, verstörend, betörend?) wippt es vor der U-Bahn(braucht es die Station, oder kann es auch die U-Bahn an sich sein? Vielleicht willst Du Dich ja an der Realität orientieren? Dann braucht es sicher die U-Bahn-Station). Jetzt bin ich raus ... haha. Wo war ich?
"Rot - knallig und betörend wippt es vor der U-Bahn, (be-)schreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden. Das "schließlich" braucht es m.E. nicht. Was haben die weißen Flecken zu bedeuten? Hier komme ich wieder ins Fragen (wobei ich Fragen liebe, aber hier wirft es mich erneut aus dem Text und ich kann nicht folgen). Welche weißen Flecken? Kaugummireste? Zaziki-Pfützen? Knofi-Soße? Ich will darüber grad gar nicht nachdenken, ich hab schon gegessen, danke.


 Laughing Deine Gedankengänge sind lustig zu lesen. Aber vor allem sind sie aufschlussreich. Du zeigst mir hier in aller Deutlichkeit auf, dass mir der Spagat zwischen abstrakt und konkret schon direkt am Anfang misslingt. Auf diesen Ebenen habe ich beim Schreiben dieses Textes auch gar nicht gedacht, muss ich gestehen. Eigentlich habe ich an überhaupt nichts gedacht, außer das niederzuschreiben, was ich vor mir sah (... okay, den letzten Satz habe ich im Denk-Modus geschrieben). Und da war zuerst diese Farbe des merkwürdigen Hutes, die mich eingenommen hatte und die wollte mal so überhaupt nicht zu der heruntergekommenen U-Bahn-Station passen. Die sah für mich aus wie ein Kerker. Kerkerähnlich, weiß auch nicht, wie ein Kerker für andere aussehen könnte. Ich zumindest bringe damit zumindest grau und ungemütlich in Verbindung, ein ungemütlicher Ort, der irgendwie beklemmend wirkt, keine Ahnung. Das war zumindest meine Intention. An den Leser habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich habe auch nicht sonderlich viel Ahnung von literarischen Texten, sondern einfach nur das festzuhalten versucht, was ich in diesem Augenblick erlebt hatte. Und das war ein ständiges Raus- und Reinzoomen -- aber gleichzeitig auch nicht. Wirklich schwer zu beschreiben. Kann jedenfalls nachvollziehen, dass der Text dadurch nicht gerade zugänglicher wird. Hatte ich so gar nicht auf dem Schirm gehabt. Irgendwie denke ich bei solchen Schreibversuchen immer, der Leser wird genau das sehen können, was ich gerade vor meinen Augen habe. Komisch. Was lässt mich das nur denken? Anderserseits: wie kann man den Leser an die Hand nehmen und gleichzeitig noch das ausdrücken, was man ausdrücken will? Hmmmm. Jetzt bin ich verwirrt. Hilf mir, pls.

Zum Rot: empörend. Ja. Das passt auch gut. Finde unerhört aber treffender, da 'direkter':
"Die Farbe gehört hier nicht hin und das weiß sie auch."
"Ja, einfach unerhört." (<-- empörte es sich.)

Den Vorschlag mit dem schließlich finde ich super! Kommt weg. smile
 

Zitat:
... aus dem Geheimnis technischer Tiefen, das ist mir hier zu viel Kopf. Schon wieder rausgebracht aus der geheimnisvollen Atmosphäre, die Du gerade aufgebaut hattest. Welches Geheimnis technischer Tiefen? Was soll das sein? Ich weiß nicht, wovon Du hier sprichst.
Das Röcheln könnte ich der U-Bahn zuordnen, das Geheimnis halte ich für verzichtbar.


Jetzt hat dich das Geheimnis des Geheimnisvollen beraubt sad Ich meine damit die Technik, die sich hinter den ganzen Verkleidungen in einem Wagon befinden und woher das Röcheln rührt (meist über den Türen. Zumindest bilde ich mir ein, dass es da so etwas wie ein extra Hydrauliksystem oder so gibt.). Da die Technik für das Auge nicht sichtbar, das Geheimnis.

Zitat:
"Ein Röcheln löst sich, dann gibts einen Ruck und die Türen öffnen sich ... hm. Da kommt dann eine Angelhakige Beschreibung. Für meinen Geschmack ist das zu weit ausgeholt, obwohl das Bild gut ist, aber hier irgendwie, hm, wie soll ich sagen? Die Türen öffnen sich geschmeidig, ich finde, da braucht es das Baumwollfeld nicht, aber ich vermute, Dir waren die Angelhaken wichtig? Dann könntest Du die Türen ruckeln lassen, bevor sie sich schließen.


Das verstehe ich nicht, haha. Der Vergleich funktioniert ohne das eine oder das andere m.E. nicht. Der Angelhaken verfängt sich während des Langziehens vor meinen Augen immer in einer Baumwollfaser und dann in der nächsten und in der nächsten. Also nicht verfangen, er bleibt eher kurz hängen, das meine ich. Die Bewegung lässt sich nicht smooth vollziehen, eher ein wenig "ruckelig". Mann, jetzt bin ich versucht, das wirklich mal auszuprobieren. Verhält es sich tatsächlich so? Gestern habe ich das überhaupt nicht in Frage gestellt, so deutlich sah ich es vor mir. Laughing

Zitat:
Wo bin ich? Ach so, Szenenwechsel. Oder?


Hiergeblieben! Da ist kein Wechsel. Hm. Dachte ich zumindest. Aber doch, beim nochmaligen Lesen merke ich es auch lol2 Mist!

Zitat:
„Nein! Bah!“
„Das ist Joghurt-Soße, das ist Zaziki! Haha!“
Der Junge, der den nun besudelten Hut fallen ließ, geht in die Hocke und hält ihn an der weinroten Kordel hoch, sodass dieser sich dreht, langsam und hypnotisierend langsam.

(Ich glaube, es kann auch heißen: Der den Hut fallen lässt und es bleibt dennoch korrekt).


Dann ist er ja noch dabei, den Hut fallen zu lassen. Doch dieser liegt bereits. Aber das nun besudelt kann ich getrost streichen, denke ich. Danke!

Zitat:

Hier verlierst Du mich, bei der Schwester. Eben noch beim Hut, dann bei der Schwester. Das ist mir zu viel. Ich würde es dann über einen Absatz oder einen Punkt nach dem "langsam" setzen, und etwas Neues im nächsten Satz formulieren.

 Diese Stelle muss ich mir nochmal genauer anschauen, hmmm. Du hast recht, vielleicht ist das an dieser Steller wirklich ein bisschen viel auf einmal ...
Denke, das mit dem Absatz werde ich mal ausprobieren.

Zitat:
[Absatz] und während die Schwester des Jungen sich auf selbe Höhe gesellt und dabei immer wieder lachend betont, dass es sich gleichzeitig um Joghurt- und Zazikisoße handeln müsse, da bemerke ich: dieser (nach Doppelpunkt meines Wissens groß schreiben) (ab jetzt schreibst Du hier klein, what happened?) hut und diese kordel und diese unerhörte farbe, inmitten all der anderen; inmitten all der anderen, die sie zu dieser machen,

hier verlierst Du mich wieder, das ist zu viel Nebenstrecke. Ich versuche Dir zu folgen, was Du mir sagen möchtest, doch ich weiß nicht, worum es geht. Um die Schwester? Den Jungen? Den Hut? Worüber sprichst Du? Der abrupte Wechsel verwirrt und ich habe keine Ahnung, wo Du gerade bist. Das könnte kürzer gefasst werden.

wie nennt sich diese art von dieser hut, wie nur, mit (der) gestraffter(n) kordel sieht er aus wie ein umgestülpter regenschirm, ein regenbecken, ein wasserfänger, rot und geheimnisvoll und wunderschön. (Absatz)


Das möchte ich ungern kürzer fassen, weil Gedankengänge nicht automatisch auf das Wesentliche beschränkt sind. Sie sind meist -- zumindesst bei mir -- lose Zusammenhänge, manchmal auch weniger als das, eher ein chaotisches Durcheinander, das ab und zu den Hauch von Struktur erkennen lässt. Ich mag diese "Technik" - oder was das auch immer ist - sehr gerne, weil sie authentisch in den Kopf gucken lässt. Dieses "Gebrabbel", weißt du, was ich meine? Klein und manchmal auch ohne Interpunktion schreibe ich hier, um deutlich machen zu wollen, dass es sich um ungefilterte Gedankengänge handelt. Trotzdem stelle ich fest, dass sich deine Variante wesentlich besser lesen lässt! Cool

Zitat:
Ich bemerke, dass ich bemerke und auf einmal trifft mich mit voller Wucht eine Stille, in der ich mich und das Drumherum so sehe wie ein Werk aus Rädern, die Verzahnung eines Ganzen, ein Augenblick, dessen Schönheit so unfassbar greifbar ist, dass ich mich ganz in ihm verlieren und ihm nie wieder entschwinden will und als ich auch das bemerke, da bin ich wieder da. In einem Durcheinander aus Joghurt-Soße und harten Plastiksitzen und müffelnder Feierabendluft.


Die Verbesserungen die du hier vorgenommen hast - die aber gerade nicht ersichtlich sind, wie mir scheint - finde ich klasse. Glaube, die werde ich alle so übernehmen! Außer das "da", ich mag dieses leicht Überflüssige, "Smalltalkmäßige".
-
Nie wieder will ich dich vergessen.


Das mit dem nie wieder will ich Dich vergessen ... das dich ist klein. Ist der Moment damit gemeint? Oder doch die Frau? Ach, ich weiß nicht, was Du nicht vergessen möchtest. Schade eigentlich, weil das letzte scheint mir fast wie der wichtigste Satz überhaupt. Es ist (D)ein Fazit und ich verstehe es nicht.

Du hast dir dir Antwort durch das Bemerken des kleingeschriebenen "dich" doch gegeben. Hatte gehofft, dass der Titel zusammen mit der Kleinschreibung Hinweis genug sein sollte, dass der Augenblick damit gemeint ist. smile

Zitat:
Ich hoffe, Du verstehst meine Anmerkungen und hoffe, ich konnte ein paar hilfreiche Anregungen geben. Solltest Du Verständnisfragen haben, immer her damit.


Bis auf die eine Anmerkung mit dem Haken habe ich alles verstanden, denke ich. Aber wahrscheinlich bin ich gerade einfach nur zu blöd oder zu müde oder beides, haha. Ob hilfreiche Anregungen dabei waren? Na, und ob!!! Mega klasse von dir!
Zitat:

Ich glaube, die Schwierigkeit an diesem Text ist, dass es ein tatsächlich so intensiver Moment für Dich war, dass Du nicht alles erzählst, was wichtig wäre, um die Szene als Unbeteiligte/r nachvollziehen zu können. Ich kenne das manchmal auch, wenn ich Texte lese, die ich noch im Gefühl des Erlebens nach dem Geschehnis geschrieben hatte, dass ich später selbst nicht mehr alles nachvollziehen konnte.   


Genau das glaube ich auch. Ich wüsste nur nicht, wie ich etwas für einen anderen beschreiben sollte, ohne das aus den Augen zu verlieren, was ich eigentlich sagen will. Weißt du, was ich meine? Je zugänglicher ich etwas für einen anderen mache, desto unzugänglicher wird es mir. Gibt es da so ein Mittelding?  Aber vielleicht will ich so ein Mittelding auch gar nicht. Vielleicht aber auch mehr, als ich mir eingestehen möchte. Keine Ahnung. Ich bin müde, haha. Müde und sehr froh, dass du dich so mit diesem Textchen auseinandergesetzt hast! smile

Nochmal herzlichen Dank, liebe Nina, und eine geruhsame Nacht! smile extra

Ach ja: Hiermit entschuldige ich mich für all die Rechtschreib- und Grammatikfehler im Post. Bin gerade echt zu müde. (Und ob man nach einem DP groß schreibt oder nicht, dass gucke ich mir morgen auch besser nochmal an, haha.)
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4998
Wohnort: Berlin


Beitrag28.06.2019 21:53

von Nina
Antworten mit Zitat

Lieber Finn,

Zitat:
Meine Güte, Nina. Mega! Daumen hoch² Danke dir für deinen ausführlichen Kommentar. Super interessant!


Gern geschehen. Freu mich, dass Du was daraus mitnehmen konntest.

Zitat:
Deine Gedankengänge sind lustig zu lesen. Aber vor allem sind sie aufschlussreich. Du zeigst mir hier in aller Deutlichkeit auf, dass mir der Spagat zwischen abstrakt und konkret schon direkt am Anfang misslingt. Auf diesen Ebenen habe ich beim Schreiben dieses Textes auch gar nicht gedacht, muss ich gestehen. Eigentlich habe ich an überhaupt nichts gedacht, außer das niederzuschreiben, was ich vor mir sah (... okay, den letzten Satz habe ich im Denk-Modus geschrieben).


Tja, so ist es ja auch richtig. Du möchtest was aufschreiben, deshalb schreibst Du es auf. Daran ist nichts verkehrt. Auch nicht, dass Du währenddessen nichts (Konkretes) gedacht hast, außer alles aufzuschreiben, was Du vor Dir sahst. Jetzt kommt ein ABER ... aber ich bin nicht sicher, ob Du wirklich aufgeschrieben hast, was Du vor Dir sahst oder ob Du hier nicht Konfetti des Gesamten aufgeschrieben hast.

Ich habe mich gefragt, aus welcher Perspektive Du geschrieben hast, als Du es geschrieben hast. Wo warst Du, als Du es aufgeschrieben hast? Beim ersten Satz warst Du zu Beginn definitiv an Ort und Stelle, da bist Du, der Finn-Fühler und schaust und das hast Du auch geschrieben, ganz sinnlich.

Zitat:
Rot — knallig und unerhört wippt es vor der kerkerähnlichen Kulisse der U-Bahn-Station, beschreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden.


ich kürze mal:

Zitat:
Rot — knallig und unerhört wippt es vor der kerkerähnlichen Kulisse der U-Bahn-Station, beschreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden.


Doch dann kommt der Kopf hinzu und Du bist im Finn-Denker. Du fängst an nicht wahrzunehmen, sondern nachzudenken. Das macht die Sache schwierig in Kombination, zumindest hier. Das kerkerähnlich und auch die unbestimmten weißen Flecken brauchen entweder Ergänzung, was deutlicher macht, was Du wirklich siehst oder sie gehören gestrichen. (Ich finde ja, dass man das kerkerähnliche nicht braucht).

Wärest Du im ersten Modus geblieben hätte da vielleicht gestanden (Spontanvorschlag für den nächsten Satz):
Die U-Bahn stößt einen Zischlaut aus, mit einem Ruck öffnen sich die Türen.


Zitat:
An den Leser habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich habe auch nicht sonderlich viel Ahnung von literarischen Texten, sondern einfach nur das festzuhalten versucht, was ich in diesem Augenblick erlebt hatte. Und das war ein ständiges Raus- und Reinzoomen -- aber gleichzeitig auch nicht. Wirklich schwer zu beschreiben. Kann jedenfalls nachvollziehen, dass der Text dadurch nicht gerade zugänglicher wird. Hatte ich so gar nicht auf dem Schirm gehabt. Irgendwie denke ich bei solchen Schreibversuchen immer, der Leser wird genau das sehen können, was ich gerade vor meinen Augen habe. Komisch. Was lässt mich das nur denken? Anderserseits: wie kann man den Leser an die Hand nehmen und gleichzeitig noch das ausdrücken, was man ausdrücken will? Hmmmm. Jetzt bin ich verwirrt. Hilf mir, pls.


Wie ich oben schon schrieb ist es schwer, wenn Du allzuschnelle Wechsel zwischen Kopf und Wahrnehmung machst.
Wenn Du selbst Deinen Text daraufhin noch mal liest, wo Du WIRKLICH BESCHREIBST WAS DU SIEHST und wo Du denkst bzw. direkt in der Szene bist, wirst Du vielleicht sehen, dass Du Sprünge gemacht hast, die aber so groß sind, dass man sie als (unbeteiligter) Leser nicht ergänzen oder nachvollziehen kann. (Also, das meint jetzt mich, vielleicht blicken andere Leser/innen da ja anders drauf).

Zitat:
Zum Rot: empörend. Ja. Das passt auch gut. Finde unerhört aber treffender, da 'direkter':
"Die Farbe gehört hier nicht hin und das weiß sie auch."
"Ja, einfach unerhört." (<-- empörte es sich.)

Den Vorschlag mit dem schließlich finde ich super! Kommt weg. smile


Finde ich gut. Schön, wenn es Dir zusagt.

Zitat:
Jetzt hat dich das Geheimnis des Geheimnisvollen beraubt sad Ich meine damit die Technik, die sich hinter den ganzen Verkleidungen in einem Wagon befinden und woher das Röcheln rührt (meist über den Türen. Zumindest bilde ich mir ein, dass es da so etwas wie ein extra Hydrauliksystem oder so gibt.). Da die Technik für das Auge nicht sichtbar, das Geheimnis.


Ist so nicht nachvollziehbar für mich gewesen. Vielleicht ergänzt Du noch ein, zwei Worte oder Sätze.

Zitat:
Zitat:
"Ein Röcheln löst sich, dann gibts einen Ruck und die Türen öffnen sich ... hm. Da kommt dann eine Angelhakige Beschreibung. Für meinen Geschmack ist das zu weit ausgeholt, obwohl das Bild gut ist, aber hier irgendwie, hm, wie soll ich sagen? Die Türen öffnen sich geschmeidig, ich finde, da braucht es das Baumwollfeld nicht, aber ich vermute, Dir waren die Angelhaken wichtig? Dann könntest Du die Türen ruckeln lassen, bevor sie sich schließen.


Das verstehe ich nicht, haha. Der Vergleich funktioniert ohne das eine oder das andere m.E. nicht. Der Angelhaken verfängt sich während des Langziehens vor meinen Augen immer in einer Baumwollfaser und dann in der nächsten und in der nächsten. Also nicht verfangen, er bleibt eher kurz hängen, das meine ich. Die Bewegung lässt sich nicht smooth vollziehen, eher ein wenig "ruckelig". Mann, jetzt bin ich versucht, das wirklich mal auszuprobieren. Verhält es sich tatsächlich so? Gestern habe ich das überhaupt nicht in Frage gestellt, so deutlich sah ich es vor mir. Laughing


Wenn Dir das wichtig ist, das hinein zu nehmen, dieses Ruckelige, dann finde ich es deutlicher, wenn Du das so beschreibst, wie Du das hier beschrieben hast, denn so kann ich es mir vorstellen und nachvollziehen:

Zitat:
dies von Dir als Grundlage für eine Beschreibung, wie die Türe sich öffnet:
(die Tür) bleibt eher kurz hängen, Die Bewegung lässt sich nicht smooth vollziehen, eher ein wenig "ruckelig"


Zitat:
Denke, das mit dem Absatz werde ich mal ausprobieren.


Super.

Zitat:
Das [mit der Schwester] möchte ich ungern kürzer fassen, weil Gedankengänge nicht automatisch auf das Wesentliche beschränkt sind. Sie sind meist -- zumindesst bei mir -- lose Zusammenhänge, manchmal auch weniger als das, eher ein chaotisches Durcheinander, das ab und zu den Hauch von Struktur erkennen lässt. Ich mag diese "Technik" - oder was das auch immer ist - sehr gerne, weil sie authentisch in den Kopf gucken lässt. Dieses "Gebrabbel", weißt du, was ich meine? Klein und manchmal auch ohne Interpunktion schreibe ich hier, um deutlich machen zu wollen, dass es sich um ungefilterte Gedankengänge handelt. Trotzdem stelle ich fest, dass sich deine Variante wesentlich besser lesen lässt!


Ich bin gespannt auf die neue Version. Vielleicht wird dadurch schon einiges deutlicher. Deine Absicht bezüglich der Kleinschreibung, darauf wäre ich nicht gekommen, dass es so gedacht ist.
Mit "Gebrabbel" meinst Du vielleicht den stream of consciousness?

Zitat:
Das mit dem nie wieder will ich Dich vergessen ... das dich ist klein. Ist der Moment damit gemeint? Oder doch die Frau? Ach, ich weiß nicht, was Du nicht vergessen möchtest. Schade eigentlich, weil das letzte scheint mir fast wie der wichtigste Satz überhaupt. Es ist (D)ein Fazit und ich verstehe es nicht.

Du hast dir dir Antwort durch das Bemerken des kleingeschriebenen "dich" doch gegeben. Hatte gehofft, dass der Titel zusammen mit der Kleinschreibung Hinweis genug sein sollte, dass der Augenblick damit gemeint ist. smile


Mich hat der Text am Ende des letzten Satzes mit Fragezeichen hinterlassen. Meine formulierten Ideen waren erste Gedanken dazu, was gemeint sein könnte, aber klar war mir das nicht, was gemeint war. Da hat mir leider der Titel auch nicht geholfen.

Zitat:
Ich glaube, die Schwierigkeit an diesem Text ist, dass es ein tatsächlich so intensiver Moment für Dich war, dass Du nicht alles erzählst, was wichtig wäre, um die Szene als Unbeteiligte/r nachvollziehen zu können. Ich kenne das manchmal auch, wenn ich Texte lese, die ich noch im Gefühl des Erlebens nach dem Geschehnis geschrieben hatte, dass ich später selbst nicht mehr alles nachvollziehen konnte.   


Genau das glaube ich auch. Ich wüsste nur nicht, wie ich etwas für einen anderen beschreiben sollte, ohne das aus den Augen zu verlieren, was ich eigentlich sagen will. Weißt du, was ich meine? Je zugänglicher ich etwas für einen anderen mache, desto unzugänglicher wird es mir. Gibt es da so ein Mittelding?  Aber vielleicht will ich so ein Mittelding auch gar nicht. Vielleicht aber auch mehr, als ich mir eingestehen möchte. Keine Ahnung. Ich bin müde, haha. Müde und sehr froh, dass du dich so mit diesem Textchen auseinandergesetzt hast![/quote]

Wenn Du den Text nur für Dich schreibst, kannst Du es ja machen, wie Du es willst, wie es "Dir reicht" sozusagen, um es festzuhalten. Sobald Du den Text bzw. das Erlebnis mit anderen teilen möchtest, musst Du natürlich berücksichtigen, dass sie nicht sehen, was Du gesehen hast, sondern nur Deine Worte haben. Dafür ist das Forum ja da, einen Text zu zeigen und zu erfahren, wie er gelesen und verstanden wird oder auch nicht, um dann entsprechend daran noch mal zu arbeiten.
Für Dich als Autor bedeutet das, sowohl Schreiber, als auch (unbeteiligter) Leser zu sein, d.h. Du erzählst, was Du siehst, fühlst etcpp und nimmst auch die Perspektive dessen ein, der nicht dabei ist und nur die Worte hat.

Zitat:
Nochmal herzlichen Dank, liebe Nina, und eine geruhsame Nacht!


Sehr gern. Ich hoffe, ich habe alle Klarheiten beseitigt, Spässle. Laughing
ich hoffe, ich konnte weiter helfen.

Liebe Grüße
Nina
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag29.06.2019 08:26

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Der Reiz deines Textes liegt für mich darin, dass er so umständlich ist (sich umständlich ausdrückt). Ich bemerke, dass ich bemerke ... Alltägliches wird nicht als etwas Alltägliches wahrgenommen, sondern ist Anstoß für eine Kette von Überlegungen (hin und her und her und hin). Zum Schluss hin versuchst du offensichtlich, deutlicher zu werden (müffelnder Feierabendluft). Meiner Meinung nach hätte es das aber gar nicht gebraucht. Auch der letzte Satz Nie wieder will ich dich vergessen. hätte etwas indifferenter ausfallen können.
Ungeachtet dessen ... hat mir der kleine Text gefallen.
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Beitrag29.06.2019 19:20

von Gast
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moooin Nina! Cool

Zitat:
Tja, so ist es ja auch richtig. Du möchtest was aufschreiben, deshalb schreibst Du es auf. Daran ist nichts verkehrt. Auch nicht, dass Du währenddessen nichts (Konkretes) gedacht hast, außer alles aufzuschreiben, was Du vor Dir sahst. Jetzt kommt ein ABER ... aber ich bin nicht sicher, ob Du wirklich aufgeschrieben hast, was Du vor Dir sahst oder ob Du hier nicht Konfetti des Gesamten aufgeschrieben hast.

Ich habe mich gefragt, aus welcher Perspektive Du geschrieben hast, als Du es geschrieben hast. Wo warst Du, als Du es aufgeschrieben hast? Beim ersten Satz warst Du zu Beginn definitiv an Ort und Stelle, da bist Du, der Finn-Fühler und schaust und das hast Du auch geschrieben, ganz sinnlich.


Ein Konfetti des Ganzen? Haha, vielleicht war es das. Ich weiß das nicht mehr so genau, Erinnerungen sind trügerisch; sicherlich, es fühlt sich so an, als ob das genau das war, was ich vor mir hatte, -- und das tut es auch immer noch -- aber ob es auch der Wahrheit entspricht, das mag ich zu bezweifeln. Hmm, hmm, was tun? Vielleicht sollte ich mich zukünftig im Spagat zwischen Leser und mir üben. Glaube, das täte den Texten ganz gut.
Ich sah das alles von einem U-Bahn-Sitzplatz aus. Ich glaube, die Perspektive habe ich in dem vor meinen Augen ablaufenden Film auch nicht verlassen. Doch gilt das auch für den Text? Dem Hin und Her nach zu urteilen eher nicht. Meine Güte, weiß langsam selbst nicht mehr, was ich da fabriziert habe. So wie es da steht, entpuppt es sich bei genauerem Betrachten als etwas ganz anderes. Wie ne Zwiebel, die nach und nach ihrer Schalen beraubt wird und zur Birne wird. Cool! Textarbeit hat seinen ganz eigenen Zauber. Danke dir!

Zitat:
Doch dann kommt der Kopf hinzu und Du bist im Finn-Denker. Du fängst an nicht wahrzunehmen, sondern nachzudenken. Das macht die Sache schwierig in Kombination, zumindest hier. Das kerkerähnlich und auch die unbestimmten weißen Flecken brauchen entweder Ergänzung, was deutlicher macht, was Du wirklich siehst oder sie gehören gestrichen. (Ich finde ja, dass man das kerkerähnliche nicht braucht).

Wärest Du im ersten Modus geblieben hätte da vielleicht gestanden (Spontanvorschlag für den nächsten Satz):
Die U-Bahn stößt einen Zischlaut aus, mit einem Ruck öffnen sich die Türen.

Wie ich oben schon schrieb ist es schwer, wenn Du allzuschnelle Wechsel zwischen Kopf und Wahrnehmung machst.
Wenn Du selbst Deinen Text daraufhin noch mal liest, wo Du WIRKLICH BESCHREIBST WAS DU SIEHST und wo Du denkst bzw. direkt in der Szene bist, wirst Du vielleicht sehen, dass Du Sprünge gemacht hast, die aber so groß sind, dass man sie als (unbeteiligter) Leser nicht ergänzen oder nachvollziehen kann. (Also, das meint jetzt mich, vielleicht blicken andere Leser/innen da ja anders drauf).


Ich weiß nicht recht, ob das Kerkerähnliche und die Flecken Ergänzung brauchen. Die U-Bahn-Station glich einem Kerker, die Flecken konnte ich nicht direkt zuordnen und das musste ich auch gar nicht länger versuchen, wurden sie doch vom Mädchen ins Licht gerückt. Klar, man hat seine Assoziationen beim Anblick von Objekten, aber manchmal, da ist man über eine Zuordnung von Grundeigenschaften wie Form und Farbe hinaus nicht in der Lage -- es ist nicht immer sofort ersichtlich, um was es sich bei dem Objekt handeln könnte. Zuerst ist da das Erkennen, dann kommen die Assoziationen. Normalerweise ist das ein Prozess, der so schnell vonstatten geht, dass die Grenzen verschwimmen. Manchmal setzt der Kopf aber auch einen Augenblick aus, bevor der Faden weitergesponnen wird. So ist das zumindest bei mir.

Ich glaube aber zu verstehen, was du meinst. Entweder ich bin ein stiller Beobachter oder gar keiner. Ein denkender Beobachter ist einer, der nicht länger beobachtet. Wie Bruce Lee schon sagte: "Don't point the finger to the moon or you will miss all that heavenly glory." Das ist schwer. Verdammt schwer sogar. Selbst wenn man das Nicht-Denken verschriftlichen will und daher korrigieren kann wie man lustig ist. Es ist ganz einfach ungewohnt. Der Kopf ist ständig am Sabbeln und Brummeln. Die Erfahrung erfahren, nur erfahren, nicht erdenken. Vielleicht gelingt es mir ja, einen solchen Zustand zu synthetisieren. Dein Zischlaut-Satz gibt mir die nötige Orientierung. Danke dir!


Zitat:
Ich bin gespannt auf die neue Version. Vielleicht wird dadurch schon einiges deutlicher. Deine Absicht bezüglich der Kleinschreibung, darauf wäre ich nicht gekommen, dass es so gedacht ist.
Mit "Gebrabbel" meinst Du vielleicht den stream of consciousness?


Ja, genau! Steam of conciousness. Das finde ich als Stilmittel große Klasse. Alles schön unverfälscht, roh und echt. Mmmmh, mjam, mjam.

Zitat:
Mich hat der Text am Ende des letzten Satzes mit Fragezeichen hinterlassen. Meine formulierten Ideen waren erste Gedanken dazu, was gemeint sein könnte, aber klar war mir das nicht, was gemeint war. Da hat mir leider der Titel auch nicht geholfen.


Vielleicht überlege ich mir besser einen anderen Satz. Ihn einfach nur wegnehmen kann ich auch nicht, da sonst der Schluss kein Schluss wäre. Da muss es noch eine Art Abfahrt geben.

Zitat:
Wenn Du den Text nur für Dich schreibst, kannst Du es ja machen, wie Du es willst, wie es "Dir reicht" sozusagen, um es festzuhalten. Sobald Du den Text bzw. das Erlebnis mit anderen teilen möchtest, musst Du natürlich berücksichtigen, dass sie nicht sehen, was Du gesehen hast, sondern nur Deine Worte haben. Dafür ist das Forum ja da, einen Text zu zeigen und zu erfahren, wie er gelesen und verstanden wird oder auch nicht, um dann entsprechend daran noch mal zu arbeiten.
Für Dich als Autor bedeutet das, sowohl Schreiber, als auch (unbeteiligter) Leser zu sein, d.h. Du erzählst, was Du siehst, fühlst etcpp und nimmst auch die Perspektive dessen ein, der nicht dabei ist und nur die Worte hat.


Wie schafft man das? Kann man das üben, unbeteiligter Leser zu sein? Vielleicht ist das Zauberwort "Zeit". Ein bissl liegen lassen, dann sieht der Text auch schon ganz anders aus. Aber das würde ja Geduld bedeuten. Du liebes bisschen!
Vielleicht gibt es aber auch eine Methode, wie man einen frischen, aus der eigenen Feder stammenden Text ganz unvoreingenommen lesen kann ... Okay, so recht glaube ich da auch nicht dran. Wie soll das denn auch gehen: "Hey, das, womit ich mich gerade beschäftigt habe, kommt mir auf einmal nicht mehr bekannt vor!"
Hmmm ...
Und wenn ich mir vorstelle, dass mir das, was ich gleich lesen werde, nicht bekannt vorkommt? Er klappte den Laptop auf und das, was er las, war kryptischer Natur: merkwürdige Symbole, verschnörkelte Buchstaben, sich über die halbe Seite erstreckende Seriphen, Rechtecke, Dreiecke, Zylinder ... doch dann begannen sich die Zeichen in lesbare Wörter zu verwandeln, eins nach dem anderen streifte seine Verkleidung ab und enthüllte eine Geschichte, die noch nie zuvor gelesen wurde ... (ausblenden mit mystischer Panflötenmusik)
Haha, mal ausprobieren.

Ja, das dsfo ist schon eine feine Sache. Hier kann man definitiv viel lernen. I love it. smile
Nochmals danke für die ausführliche Antwort, liebe Nina.
Ich werde eine neue Version schreiben; ein Versuch, reines Erleben aufs Papier zu bringen. Ganz ohne Verstand.

Hab ein schönes Wochenende! smile
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Gast







Beitrag29.06.2019 21:05

von Gast
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Hallo BlueNote!

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Der Reiz deines Textes liegt für mich darin, dass er so umständlich ist (sich umständlich ausdrückt). Ich bemerke, dass ich bemerke ... Alltägliches wird nicht als etwas Alltägliches wahrgenommen, sondern ist Anstoß für eine Kette von Überlegungen (hin und her und her und hin). Zum Schluss hin versuchst du offensichtlich, deutlicher zu werden (müffelnder Feierabendluft). Meiner Meinung nach hätte es das aber gar nicht gebraucht. Auch der letzte Satz Nie wieder will ich dich vergessen. hätte etwas indifferenter ausfallen können.
Ungeachtet dessen ... hat mir der kleine Text gefallen.


Sehr interessant, auch du bemängelst die doch recht unglücklichen Sprünge von abstrakt zu konkret. Verstehe ich gut und ziehe meine Lehren daraus. Die neue Version soll ein Text werden, der sich selbst treu bleibt.
Auch dir vielen Dank für das Aufführen der Schwachpunkte. Dass dir der Text dennoch zusagt, freut mich natürlich riesig. Und dass ihm eine gewisse Umständlichkeit zugrunde liegt, war mir bisher auch nicht bewusst; aber du hast recht: Das geht auch einfacher. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, das weiß ich nicht. Dir hat es scheinbar gefallen -- und das ist schön. smile

Hab noch einen gemütlichen Abend! smile
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Nina
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Beitrag09.07.2019 22:04

von Nina
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hi finn,

ich wollte mal nachhören, was die neue version macht?

lg
nina
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Gast







Beitrag10.07.2019 10:23

von Gast
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Hallöle Nina! smile

Am Wochenende ist sie oben, denke ich. Kann gerade nicht dran werkeln.

LG
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Gast







Beitrag12.07.2019 14:36

von Gast
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Rot — knallig und unerhört wippt es vor der Kulisse der U-Bahn-Station, beschreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden.
Ein Röcheln löst sich aus dem Geheimnis technischer Tiefen, dann gibt’s einen Ruck und die Türen öffnen sich mit der Geschmeidigkeit eines über Baumwolle fahrenden Angelhakens.
„Nein! Bah!“
„Das ist Joghurt-Soße, das ist Zaziki! Haha!“
Der Junge, der den besudelten Hut fallen ließ, geht in die Hocke und hält ihn an der weinroten Kordel, sodass dieser sich dreht — langsam und hypnotisierend.
Während die Schwester des Jungen sich auf selbe Höhe gesellt und immer wieder lachend betont, dass es sich gleichzeitig um Joghurt- und Zazikisoße handeln müsse, da bemerke ich: dieser hut und diese kordel und diese unerhörte farbe, inmitten all der anderen; all der anderen, die sie zu dieser machen, wie nennt sich diese art von hut, wie nur, mit der gestrafften kordel sieht er aus wie ein umgestülpter regenschirm, ein regenbecken, ein wasserfänger, rot und geheimnisvoll und wunderschön.
Ich bemerke, dass ich bemerke und auf einmal trifft mich mit voller Wucht eine Stille, in der ich mich und das Drumherum sehe wie ein Werk aus Rädern, die Verzahnung eines Ganzen, ein Augenblick, dessen Schönheit so unfassbar ist, dass ich mich ganz in ihm verlieren und ihm nie wieder entschwinden will; und als ich auch das bemerke, bin ich wieder da. In einem Durcheinander aus Joghurt-Soße, Plastiksitzen und schweren, schweren Häuptern.
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Nina
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Beitrag13.07.2019 20:18

von Nina
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lieber finn,

grandios, dass du das geschafft und überarbeitet hast!
ich werde mich dem text in ruhe widmen, jetzt geht das
gerade nicht, aber ganz bald schau ich wieder hier rein
und dann schreibe ich dir was dazu.

liebe grüße
nina
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Nina
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Beitrag15.07.2019 21:31

von Nina
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lieber finn,

da bin ich. Laughing
ich gehe mal durch den text.

Zitat:
Rot — knallig und unerhört wippt es vor der Kulisse der U-Bahn-Station, beschreibt einen Bogen, hin und her und her und hin und landet schließlich in einem der vielen weißen Flecken auf dem Boden.


super! "die kulisse" kannst du m.e. streichen, diese beiden worte geben dem text nichts zusätzlich, das braucht es nicht. wenn du schreibst: vor der u-bahn-station dann hast du alles gesagt, um dem leser orientierung zu geben.

Zitat:
Ein Röcheln löst sich aus dem Geheimnis technischer Tiefen, dann gibt’s einen Ruck und die Türen öffnen sich mit der Geschmeidigkeit eines über Baumwolle fahrenden Angelhakens.


ja, das gefällt mir gut so, bis auf ... bis auf das geheimnis technischer tiefen. das ist, gib es zu *gg*, ziemlich viel kopf.
kannst du nicht einbringen, "woraus sich das löst", dieses röcheln? ich glaube, dann wäre es klarer. vielleicht so: ein röcheln löst sich von/aus den gleisen, ... das ist zwar auch ein bisschen kopf, aber doch so konkret, dass es auch als wahrnehmung, die es ja auch ist, durchgeht und dem leser auch hier etwas an die hand gibst, das es verstehbar und nachvollziehbar macht.
bei dem "geheimnis technischer tiefen" beginne ich als leserin zu grübeln, was du damit meinen könntest und bin raus aus dem text. so schrieb ich dir das ja schon, du erinnerst dich sicher. *g*

Zitat:
„Nein! Bah!“
„Das ist Joghurt-Soße, das ist Zaziki! Haha!“
Der Junge, der den besudelten Hut fallen ließ, geht in die Hocke und hält ihn an der weinroten Kordel, sodass dieser sich dreht — langsam und hypnotisierend.


den "bruch" finde ich gut, damit meine ich den bruch von deiner wahrnehmung auf dem boden hin zu den beiden geschwistern oder was die beiden auch immer sind. gut auch, dass du das jetzt durch einen absatz klar gemacht hast.
tatsächlich ist mir erst jetzt (!) klar geworden, dass das rot vom anfang, dasselbe ist, wie der hut. ob das jemand kapiert, der deine infos und unsere unterhaltung darüber nicht hat? wie gesagt, ich selbst habe es gerade erst realisiert. immerhin. *gg* ich bin nicht sicher, ob das jemand versteht, der das zum ersten mal liest. vielleicht äußert sich ja noch jemand zum text. bei dem fallengelassenen, da frage ich mich, ob das nicht heißen müßte: "der junge, der den hut fallen gelassen hatte" anstatt: der den hut fallen ließ. das hört sich für mich irgendwie falsch an, kann das leider nicht begründen, ist eine empfindungssache.
ansonsten: gut gemacht!

Zitat:
Während die Schwester des Jungen sich auf selbe Höhe gesellt und immer wieder lachend betont, dass es sich gleichzeitig um Joghurt- und Zazikisoße handeln müsse, da bemerke ich: dieser hut und diese kordel und diese unerhörte farbe, inmitten all der anderen; all der anderen, [evtl wiederholen: dieser hut] die sie zu dieser machen, wie nennt sich diese art von hut, wie nur, mit der gestrafften kordel sieht er aus wie ein umgestülpter regenschirm, ein regenbecken, ein wasserfänger, rot und geheimnisvoll und wunderschön.


so. da heißt es oben "sich auf selbe höhe gesellt" ... hm. da frage ich mich: selbe höhe von wem oder was? ist mir nicht klar. geht das etwas deutlicher?
die stelle: dieser hut und diese kordel bis zum ende, finde ich ganz toll beschrieben! (stop: und doch gibt es etwas, das ich streichen würde. kannst du ja überlegen, wie du das findest. ich markiere es mal im text, streiche es durch.
"die sie zu dieser machen" verstehe ich nicht. worauf bezieht sich das? zu was wird denn dieses etwas gemacht? vielleicht kannst du es mit einem wort benennen?
ansonsten: klasse!

Zitat:
Ich bemerke, dass ich bemerke und auf einmal trifft mich mit voller Wucht eine Stille, in der ich mich und das Drumherum sehe wie ein Werk aus Rädern, die Verzahnung eines Ganzen, ein Augenblick, dessen Schönheit so unfassbar ist, dass ich mich ganz in ihm verlieren und ihm nie wieder entschwinden will; und als ich auch das bemerke, bin ich wieder da. In einem Durcheinander aus Joghurt-Soße, Plastiksitzen und schweren, schweren Häuptern.


toller letzter abschnitt!
das durchgestrichene "als" würde ich ersetzen durch: während. (geschmackssache).

toll gemacht, finn. der text hat sehr gewonnen durch die überarbeitung. ich hoffe, du kannst mit den anmerkungen etwas anfangen. die arbeit hat sich gelohnt, ich finde jetzt vieles nachfühlbar auch. gut gemacht.

liebe grüße
nina
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Beitrag19.07.2019 16:25

von Gast
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Hallöle Nina!

Endlich komme ich dazu, deinem -- mal wieder ganz tollen smile -- Kommentar zu antworten. Wollte mir hierfür ein Stückchen mehr Zeit nehmen.

Nina hat Folgendes geschrieben:
lieber finn,

da bin ich. Laughing
ich gehe mal durch den text.

super! "die kulisse" kannst du m.e. streichen, diese beiden worte geben dem text nichts zusätzlich, das braucht es nicht. wenn du schreibst: vor der u-bahn-station dann hast du alles gesagt, um dem leser orientierung zu geben.


Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Die Kulisse ist ja quasi mit der U-Bahn-Station schon genannt. Grr Danke Dir!

Nina hat Folgendes geschrieben:


ja, das gefällt mir gut so, bis auf ... bis auf das geheimnis technischer tiefen. das ist, gib es zu *gg*, ziemlich viel kopf.
kannst du nicht einbringen, "woraus sich das löst", dieses röcheln? ich glaube, dann wäre es klarer. vielleicht so: ein röcheln löst sich von/aus den gleisen, ... das ist zwar auch ein bisschen kopf, aber doch so konkret, dass es auch als wahrnehmung, die es ja auch ist, durchgeht und dem leser auch hier etwas an die hand gibst, das es verstehbar und nachvollziehbar macht.
bei dem "geheimnis technischer tiefen" beginne ich als leserin zu grübeln, was du damit meinen könntest und bin raus aus dem text. so schrieb ich dir das ja schon, du erinnerst dich sicher. *g*


Haha, ja, natürlich erinnere ich mich. lol2 Ich weiß nicht genau, warum mir das persönlich so gefällt, vllt. weil es eben nicht konkret genug ist. Kann deinen Standpunkt aber sehr gut nachvollziehen: für mich ist es ja halbwegs klar, dass das Röcheln aus dem Bereich überhalb der Türen herrührte, der Leser jedoch nicht. Ich habe mich mal versucht, in den Leser hinein zu versetzten und auf meine Reaktion geachtet. Mich hat es nicht dazu bewogen, dieses Mysterium weiter ergründen zu wollen, sondern es formte sich außerhalb des Bildes im Kopf irgendwo etwas, das dieses Geräusch irgendwie und -wo doch zuordenbar machte. Ich weiß aber ehrlich gesagt immer noch nicht, ob man sich da nicht selbst etwas vormacht, wenn man sich als Autor in den Leser hineinversetzen will. Du als Leserin gibst mir da schon mehr Authentizität, da mehr Abstand zum Text.
Ich grüble noch und verweile unentschlossen. lol2

Nina hat Folgendes geschrieben:

den "bruch" finde ich gut, damit meine ich den bruch von deiner wahrnehmung auf dem boden hin zu den beiden geschwistern oder was die beiden auch immer sind. gut auch, dass du das jetzt durch einen absatz klar gemacht hast.
tatsächlich ist mir erst jetzt (!) klar geworden, dass das rot vom anfang, dasselbe ist, wie der hut. ob das jemand kapiert, der deine infos und unsere unterhaltung darüber nicht hat? wie gesagt, ich selbst habe es gerade erst realisiert. immerhin. *gg* ich bin nicht sicher, ob das jemand versteht, der das zum ersten mal liest. vielleicht äußert sich ja noch jemand zum text. bei dem fallengelassenen, da frage ich mich, ob das nicht heißen müßte: "der junge, der den hut fallen gelassen hatte" anstatt: der den hut fallen ließ. das hört sich für mich irgendwie falsch an, kann das leider nicht begründen, ist eine empfindungssache.
ansonsten: gut gemacht!



Ja, das Rot meint durchgehend die Farbe des Hutes. lol2
Das kann ich natürlich nicht sagen, ob das andere auch schnell übersehen oder nicht. Würde mich natürlich sehr über weitere Rückmeldungen freuen, aber Deine und BN's (wenn der Name Englisch ist, wird der Plural im Deutschen dann noch mit 's gebildet oder ohne Apo?) sind schon mehr, als ich gedachte zu bekommen. smile
Zu dem "fallen ließ": Ich bin wahrlich kein Experte, was Zeiten angeht, aber meinem Verständnis nach, ist das durchaus korrekt, denn der Text ist ja im Präsens geschrieben. Vielleicht kommt Dir das deshalb so merkwürdig vor?
Freut mich, dass es Dir ansonsten gefallen hat. smile

Nina hat Folgendes geschrieben:

so. da heißt es oben "sich auf selbe höhe gesellt" ... hm. da frage ich mich: selbe höhe von wem oder was? ist mir nicht klar. geht das etwas deutlicher?
die stelle: dieser hut und diese kordel bis zum ende, finde ich ganz toll beschrieben! (stop: und doch gibt es etwas, das ich streichen würde. kannst du ja überlegen, wie du das findest. ich markiere es mal im text, streiche es durch.
"die sie zu dieser machen" verstehe ich nicht. worauf bezieht sich das? zu was wird denn dieses etwas gemacht? vielleicht kannst du es mit einem wort benennen?
ansonsten: klasse!


Einen Satz früher schrieb ich, dass der Junge in die Hocke geht, um den Hut an der Kordel zu halten. Das "auf selbe Höhe" bezieht sich darauf. Oder siehst Du vielleicht, wie der Junge direkt wieder steht? Dieses Bild kann sich auch einstellten, daran habe ich gar nicht gedacht. Vor meinen Augen verweilte der Junge in der Hockposition. Wenn er bei Dir sofort wieder aufrecht steht, kann ich gut verstehen, warum du das "auf selbe Höhe" nicht zuordnen kannst. Hmmm. Sollte ich das nochmal explizit erwähnen? :O

Haha, freut mich sehr, wenn Dir die Beschreibung gefällt. smile Dieses "die sie zu dieser machen": damit meine ich all die anderen Farben, die durch ihre Tristheit dem Rot erst das Unerhörte verleihen.

Nina hat Folgendes geschrieben:

toller letzter abschnitt!
das durchgestrichene "als" würde ich ersetzen durch: während. (geschmackssache).


Yeah, danke Dir! Habe mir Deine und BNs Anmerkungen zu Herzen genommen und ein - wie auch ich finde - zufriedenstellenderes Ende draus gebastelt. Danke euch beiden an dieser Stelle nochmal ganz herzlich! love

Oh ja, während! Ich bin ein Freund von während. Während kommt rein, als kommt raus! smile

Nina hat Folgendes geschrieben:

toll gemacht, finn. der text hat sehr gewonnen durch die überarbeitung. ich hoffe, du kannst mit den anmerkungen etwas anfangen. die arbeit hat sich gelohnt, ich finde jetzt vieles nachfühlbar auch. gut gemacht.


Vielen Dank für die lieben Worte und für die enorme Mühe, die du Dir gemacht hast. Erst dadurch sind die Verbesserungen zustande gekommen. Ich bin wirklich heilfroh, dass es so nette Menschen wie Dich gibt, die sich die Zeit nehmen, so intensiv an Texten mitzuwirken. Dadurch lernt man, wird besser und besser. I love it!

Ein letztes saftiges Dankeschön Dir, liebe Nina! Daumen hoch²

Ganz liebe Grüße
Finn
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Beitrag23.07.2019 21:51

von Nina
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lieber finn,
ich hab alles gelesen, was du geantwortet hast. mit einer weiteren antwort
meinerseits darfst du rechnen, dauert aber noch eine weile. wollte ich dich
nur kurz wissen lassen.
liebe grüße
nina
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Nina
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Beitrag07.08.2019 12:39

von Nina
Antworten mit Zitat

Zitat:
Hallöle Nina!


Hallöchen Finn. Here we go! Nun will ich mich Deinem Kommentar widmen:


Zitat:
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Die Kulisse ist ja quasi mit der U-Bahn-Station schon genannt. Grr Danke Dir!


Gerne!

Nina hat Folgendes geschrieben:
bei dem "geheimnis technischer tiefen" beginne ich als leserin zu grübeln, was du damit meinen könntest und bin raus aus dem text. so schrieb ich dir das ja schon, du erinnerst dich sicher. *g*


Zitat:
Haha, ja, natürlich erinnere ich mich. lol2 Ich weiß nicht genau, warum mir das persönlich so gefällt, vllt. weil es eben nicht konkret genug ist. Kann deinen Standpunkt aber sehr gut nachvollziehen: für mich ist es ja halbwegs klar, dass das Röcheln aus dem Bereich überhalb der Türen herrührte, der Leser jedoch nicht. Ich habe mich mal versucht, in den Leser hinein zu versetzten und auf meine Reaktion geachtet. Mich hat es nicht dazu bewogen, dieses Mysterium weiter ergründen zu wollen, sondern es formte sich außerhalb des Bildes im Kopf irgendwo etwas, das dieses Geräusch irgendwie und -wo doch zuordenbar machte. Ich weiß aber ehrlich gesagt immer noch nicht, ob man sich da nicht selbst etwas vormacht, wenn man sich als Autor in den Leser hineinversetzen will. Du als Leserin gibst mir da schon mehr Authentizität, da mehr Abstand zum Text.
Ich grüble noch und verweile unentschlossen. lol2


Wenn es Dir schwer fällt, von Deinem Text zurück zu treten und ihn so zu lesen, als läsest Du ihn zum ersten Mal und als sei er nicht von Dir, dann kannst Du es auch so halten wie bisher: Lass ihn lesen und schau, was zurück gemeldet wird.
Wenn Du es dennoch mal probieren möchtest, den Text einfach mal eine Weile liegen lassen, das hilft auch oft, einen neuen, frischen Blick darauf werfen zu können.
Wenn ich etwas schreibe, fällt es mir auch unterschiedlich leicht oder schwer, diesen Abstand herzustellen. Ich lese es dann wieder, lese es als läse ich es zum ersten Mal und als sei es nicht mein eigener Text (ja, das kann ich oft, aber nicht immer) und frage mich: Versteht man das?

Nina hat Folgendes geschrieben:
ich bin nicht sicher, ob das jemand versteht, der das zum ersten mal liest. vielleicht äußert sich ja noch jemand zum text. bei dem fallengelassenen, da frage ich mich, ob das nicht heißen müßte: "der junge, der den hut fallen gelassen hatte" anstatt: der den hut fallen ließ. das hört sich für mich irgendwie falsch an, kann das leider nicht begründen, ist eine empfindungssache.
ansonsten: gut gemacht!


Zitat:
Ja, das Rot meint durchgehend die Farbe des Hutes. lol2
Das kann ich natürlich nicht sagen, ob das andere auch schnell übersehen oder nicht. Würde mich natürlich sehr über weitere Rückmeldungen freuen, aber Deine und BN's (wenn der Name Englisch ist, wird der Plural im Deutschen dann noch mit 's gebildet oder ohne Apo?)


Was das Apostroph angeht, da rätsel ich auch regelmäßig. *lach*
Und was das erneute Lesen angeht, ich drücke die Daumen, dass sich noch jemand zum Text äußert.

Nina hat Folgendes geschrieben:

so. da heißt es oben "sich auf selbe höhe gesellt" ... hm. da frage ich mich: selbe höhe von wem oder was? ist mir nicht klar. geht das etwas deutlicher?
die stelle: dieser hut und diese kordel bis zum ende, finde ich ganz toll beschrieben! (stop: und doch gibt es etwas, das ich streichen würde. kannst du ja überlegen, wie du das findest. ich markiere es mal im text, streiche es durch.
"die sie zu dieser machen" verstehe ich nicht. worauf bezieht sich das? zu was wird denn dieses etwas gemacht? vielleicht kannst du es mit einem wort benennen?
ansonsten: klasse!


Zitat:
Einen Satz früher schrieb ich, dass der Junge in die Hocke geht, um den Hut an der Kordel zu halten. Das "auf selbe Höhe" bezieht sich darauf. Oder siehst Du vielleicht, wie der Junge direkt wieder steht? Dieses Bild kann sich auch einstellten, daran habe ich gar nicht gedacht. Vor meinen Augen verweilte der Junge in der Hockposition. Wenn er bei Dir sofort wieder aufrecht steht, kann ich gut verstehen, warum du das "auf selbe Höhe" nicht zuordnen kannst. Hmmm. Sollte ich das nochmal explizit erwähnen? :O


Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe das nicht zusammen gebracht, der Junge in der Hocke und das später erwähnte: auf gleicher Höhe. Hm.



Zitat:
Yeah, danke Dir! Habe mir Deine und BNs Anmerkungen zu Herzen genommen und ein - wie auch ich finde - zufriedenstellenderes Ende draus gebastelt. Danke euch beiden an dieser Stelle nochmal ganz herzlich! love

Vielen Dank für die lieben Worte und für die enorme Mühe, die du Dir gemacht hast. Erst dadurch sind die Verbesserungen zustande gekommen. Ich bin wirklich heilfroh, dass es so nette Menschen wie Dich gibt, die sich die Zeit nehmen, so intensiv an Texten mitzuwirken. Dadurch lernt man, wird besser und besser. I love it!

Ein letztes saftiges Dankeschön Dir, liebe Nina! Daumen hoch²

Ganz liebe Grüße
Finn


Sehr gerne! Freut mich, dass es so ein schöner Text geworden ist. Hat mir Spaß gemacht, der Austausch mit Dir. Und dass Du sowas schönes draus gemacht hast. Weiter so, lieber Finn!

So. Ich habe fertig. Laughing

Ganz liebe Grüße zurück
Nina
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