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Kleiner Ausschnitt aus meinem Roman-Projekt


 
 
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Snow1
Geschlecht:weiblichErklärbär
S

Alter: 54
Beiträge: 2
Wohnort: Buchholz


S
Beitrag12.07.2019 18:14
Kleiner Ausschnitt aus meinem Roman-Projekt
von Snow1
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo an alle,

heute wage ich meinen Einstand und habe dafür einen kleinen Ausschnitt mitten aus meinem Roman-Projekt gewählt. Meine Protagonistin Sophia befindet sich gerade in Gedanken. Häufig sind ihre Erlebnisse dort intensiver als im direkten Kontakt mit anderen Menschen.

Danke für's Lesen. Ich freue mich über Feedback.

Herzlichst,
Snow



Isa sitzt auf der Treppe. Es ist Nacht. Isa sitzt auf der obersten Stufe. Unten schreit die Mutter: „Ich kann so nicht mehr leben.“ Flehentlich. Niemand antwortet. Isa lauscht. Sie fürchtet sich.
Kalt zieht die Luft unter ihr weißes Nachthemd mit den Blumen. Sie stellt die Beine auf, zieht den Stoff stramm über die mageren Knie, umklammert die Schienbeine. Isa presst ihr Ohr in Richtung des Schreis.
„Nein. Nein. Nein!“ kreischt es nun. Isa lauscht angestrengt, wie Wut und Verzweiflung sich unten im Wohnzimmer ausbreiten und durch den Raum jagen.
„Hörst Du, ich kann so nicht mehr leben.“, brüllt die Mutter inzwischen heiser. Außer sich. Ihr Ziel verfehlt sie, denn der Vater sitzt wie immer nur da. Und liest. Zu ihm dringt nichts durch. Das weiß Isa.

„Was bist du bloß für ein böser Mensch. Ja, ich kenne dich. Besser als du. Die Stimme ist in Isas Kopf. „Ich weiß, dass du mich schon immer gehasst hast. Du willst unsere Familie zerstören. Du hättest am liebsten eine neue Mutter. Aber ich sage dir mal was: Dann muss ich gehen. Wenn du mich so sehr hasst. Gehen und die Familie verlassen. Und dann bist du schuld, wenn deine kleinen Geschwister ohne Mutter aufwachsen.“
Isa versteht den Zusammenhang. Ihre Augen weiten sich. Isa kann sich nicht wehren. Sie starrt das Treppenhaus hinunter als könnte sie den heraufeilenden Schreien mit ihrem Blick Einhalt gebieten. Auch ihr Mund öffnet sich, reißt auf, wird zu einem riesigen Loch. Die Angst formt sich tief in ihr zu einem Laut. Ohrenbetäubend schrill und qualvoll.
Wie erstarrt hockt Isa auf ihrer Stufe und lässt das Leben über sich ergehen. Sie weiß, was die Uhr geschlagen hat. Jetzt ist es aus. Sie bleibt stumm.
Ihr Ton ist irgendwo stecken geblieben, und sie wird ihn erst viele Jahre später als Erwachsene wiederfinden. Dort, in der Höhle, in ihrem Brustraum an der Seite all der anderen verzweifelten Laute, die sie im Dunkel ihres Gewebes versteckt hat.

Manchmal wünschte ich, ich könnte Isa in meine Arme schließen können. Ich würde sie an mein Herz drücken und es ihr dort bequem machen. Ich würde ganz ruhig atmen und zu ihr sagen: „Liebe kleine Isa, ich weiß, wie sehr Du Dich erschreckt hast, ich sehe Dich. Und ich bin hier. Jetzt bist Du in Sicherheit. Du darfst Dich entspannen. Du darfst schreien und weinen, alles, was ist, ist gut. Ich halte Dich und werde da sein, solange Du mich brauchst. Isa, kleine Isa, Du Mondstern, Du hast einen Platz, hier in meinem Arm, so lange Du willst.“
Isa wimmert. Isa schreit. Isa kreischt. Immer wieder neu. Dann endlich, ihr ureigener Laut drängt hervor. Isa brüllt. Tiefer und tiefer. Und dann kommt es nicht mehr aus ihrer Kehle, sondern aus der Mitte ihres kleinen achtjährigen Körpers. Roh. Einem Tier ähnlich. Dieses kleine menschliche Wesen bebt und schwitzt. Verzweiflung bricht ihre Stimme, schüttelt ihren Rumpf und schwemmt in Strömen aus ihr heraus. Begleitet von einem Meer an heißen Tränen.
Ich puste sanft und warm auf Isas Haar, streiche zart mit meiner Hand über ihren Kopf, küsse ihre Stirn und halte sie gleichzeitig fest an meinen Leib gepresst. Ich flüstere, liebkose, tröste. Und atme mit ihr und für sie. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich so dasitze und diesen kleinen Mädchenkörper schütze und wiege. Am Ende jedoch ist Isa erschöpft und die Angst hat keine Macht mehr über sie. Sie liegt nur weich und schüchtern in meinen Armen und schläft. Meine liebe Isa, meine liebe tapfere Isa. Bis zum nächsten Mal.

Was würde ich darum gegeben, für Isa da sein zu dürfen. Was würde ich dafür geben, wenn wahr werden würde, was niemals wahr werden kann.

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Calvin Hobbs
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 55
Beiträge: 563
Wohnort: Deutschland


Beitrag12.07.2019 19:52

von Calvin Hobbs
Antworten mit Zitat

Hallo smile

Ich empfinde den Text als zu kurz, um mir eine ausführliche Meinung bilden zu können.
Gerade mal 600 Wörter, dafür aber 23x Isa und im ersten Drittel einige Wortwiederholungen, die den Lesefluss bremsen.
Für mich ist das alles weder Fisch noch Fleisch.
MfG


_________________
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Rodge
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 845
Wohnort: Hamburg


Beitrag13.07.2019 07:00

von Rodge
Antworten mit Zitat

Hey Snow1,

mich hat es berührt, es ist tieftraurig, wenn es der Anfang von etwas ist, zu traurig um mich im Normalfall dazu zu bringen weiterzulesen. Dennoch transportierst du die Stimmung glaubhaft mit deinen Worten. Für mich ein gelungener Text.

Grüße
Rodge
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Gast







Beitrag13.07.2019 10:22

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Snow1!

Mein Empfinden:

Dein Text will dramatisch sein, verliert sich bei diesem Versuch aber in Pathos. Der sich ständig wiederholende Name der Protagonistin gepaart mir den vielen kurzen Sätzen zwang mich zum Leseabbruch. Mir hat das leider überhaupt nicht gefallen, tut mir leid.

LG
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Herdis
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 134
Wohnort: Nordhessen


Beitrag13.07.2019 11:36

von Herdis
Antworten mit Zitat

Hallo Snow1,


vielen Dank für Deinen Einstand.

Ich versuche mal in Worte zu fassen, wie ich die Zeilen hier verstehe:

Die Achtjährige Isa hat sich im Nachthemd ins Treppenhaus geflüchtet und hört ihre Mutter aus der Wohnung ihren Vater anschreien und wüten, sie könne so nicht mehr leben.

In Isas Kopf nimmt das Mädchen die Schuld dafür allein auf sich. Ihre Mutter erwägt endgültig, die Familie zu verlassen und sie, Isa, trägt allein die Schuld daran. Die Mutter gibt ihr, Isa, die Schuld. Isa sitzt, in ihren Gedanken gefangen und dem Geschrei ausgesetzt, allein im kalten, dunklen Treppenhaus und zerbricht beinahe daran.

Dann kommt der offensichtliche Erzähler (vermutlich sogar in Person?) der Geschichte ins Spiel, der sich ihrer gerne annehmen und Isa vor den Erlebnissen beschützen und sie trösten möchte. Er gibt auch einen Hinweis auf Isas Zukunft (Ihr Ton ist irgendwo stecken geblieben, und sie wird ihn erst viele Jahre später als Erwachsene wiederfinden.).

So in etwa richtig?

Ich hatte bei dem Text u.A. Probleme wegen der verschiedenen Perspektiven. Da wird erst von Isa erzählt, die auf der Treppe hockt  (wobei für das wie und wo auf der Treppe mehrere kurze Sätze verwendet werden, was den Lesefluss immer wieder unterbricht. Versuche hier mal, länger und kurz zu mischen).
Isa hört ihre Mutter aus der Wohnung. Frage: Wie kann sie wissen, was ihr Vater gerade macht? Sie kann es ahnen, sich ihn dort vorstellen, aus Erfahrung wissen, ja. Aber sie kann in diesem Augenblick nicht durch Decken und Wände schauen. So, wie es hier steht, hört es sich aber so an. Faktisch kann sie ihn nicht im Sessel sitzen und Zeitung lesen sehen. Und auch nicht wissen, was er fühlt oder denkt oder ob etwas zu ihm durchdringt oder nicht.  

„Was bist du bloß für ein böser Mensch. Ja, ich kenne dich. Besser als du. Die Stimme ist in Isas Kopf. „Ich weiß, dass du mich schon immer gehasst hast. Du willst unsere Familie zerstören. Du hättest am liebsten eine neue Mutter. Aber ich sage dir mal was: Dann muss ich gehen. Wenn du mich so sehr hasst. Gehen und die Familie verlassen. Und dann bist du schuld, wenn deine kleinen Geschwister ohne Mutter aufwachsen.“
Das ist in Isas Kopf? Dann fehlt vor "Die Stimme" ein Anführungszeichen. Vielleicht könntest Du aber den Teil danach so formulieren, dass man Szenen vor Augen hat, wie die Mutter Isa all das vorwirft (wobei sie es vermutlich nur in Isas Kopf macht, oder? Isas Schuldgefühle widerspiegelnd?). Die Worte fallen da (wenn) nicht jetzt in dem Treppenhaus, sondern waren (wenn) schon vorher Thema oder entspinnen sich aus Isas Gedanken, oder?

Isa versteht den Zusammenhang. Hm, welchen Zusammenhang? Was ist hier vorgefallen? Da fehlt irgendwie ein Übergang, ein Faden. Isa sitzt auf der Treppe, unten brüllt die Mutter den Vater an und in Isas Kopf jagen Gedanken an Worte, die Ihre Mutter ihr (?) vorgeworfen hat (real oder fiktiv).

Wie erstarrt hockt Isa auf ihrer Stufe und lässt das Leben über sich ergehen. Sie weiß, was die Uhr geschlagen hat. Jetzt ist es aus. Sie bleibt stumm.   

Sie lässt "das Leben über sich ergehen"? Sie weiß, "was die Uhr geschlagen hat"? Jetzt ist "was" aus?  Diese Sätze passen für mich irgendwie nicht, die bringen mich raus. Sie sind zudem an der Stelle zu sehr erwachsen für ein Kind. Und es sind nicht ihre Gedanken, da spricht eindeutig ein anderer. Isa lässt die Situation, das Gebrüll, das durch das Treppenhaus heraufschallt, in diesem Moment über sich ergehen, ja. Aber was hat die Uhr denn geschlagen? Was ist aus? Was genau willst Du mit speziell diesen drei Sätzen ausdrücken, rüberbringen?

Und dann springst Du und Du wechselst plötzlich auf einen offensichtlich allwissenden Erzähler, der jetzt sogar mit seiner eigenen Stimme spricht und in die Geschichte eingreift, selbst als Autor nach vorne tritt, agiert, seine Meinung äußert, offenbar da ist etc.. Das kommt relativ abrupt.  

Ist da wirklich wer mit ihr auf der Treppe? In Persona?

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich so dasitze und diesen kleinen Mädchenkörper schütze und wiege. Am Ende jedoch ist Isa erschöpft und die Angst hat keine Macht mehr über sie. Sie liegt nur weich und schüchtern in meinen Armen und schläft. Meine liebe Isa, meine liebe tapfere Isa. Bis zum nächsten Mal.

Das klingt beinahe wie ein Brief. "Bis zum nächsten Mal."

Was würde ich darum gegeben, für Isa da sein zu dürfen. Was würde ich dafür geben, wenn wahr werden würde, was niemals wahr werden kann.

Also bei diesem ganzen letzte Teile fehlt mir dann wohl die Sicht auf das weitere Projekt bzw., wie sich die Geschichte entwickelt. Die verwirren mich an dieser Stelle dann doch sehr und bringen mich erstmal raus.
Wichtig in meinen Augen, Du musst Dir einig sein, aus welcher Perspektive Du die Geschichte letztlich erzählen möchtest. Und der Autor sollte m.M.n. so möglich entweder im Hintergrund stehen und bleiben oder von Anfang an erkennbar da sein.

Ansonsten, herzlich willkommen und ein schöner Einstand (PS: Roman oder doch vielleicht Kurzgeschichte?). Smile



LG,
Herdis


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"Wenn ich nicht schreibe, fühle ich, wie meine Welt schrumpft. Ich empfinde, wie ich mein Feuer und meine Farben verliere." Anais Nin

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JESCH
Schneckenpost
J


Beiträge: 11
Wohnort: Niedersachsen


J
Beitrag20.07.2019 16:58

von JESCH
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Herzlich willkommen Snow!

Guter Ansatz und interessante Geschichte! Allerdings bin auch ich etwas verwirrt über die schnellen Perspektivenwechsel und frage mich, ob das womöglich den ganzen Text so weitergeht, denn das fände ich dann etwas anstrengend.

Außerdem finde ich, dass die innere Stimme auch weniger direkt auftreten kann, aber das ist vielleicht Geschmackssache.

Ansonsten gerne ein paar Zeilen mehr, um eine bessere Einschätzung abgeben zu können.


Gruß
JESCH
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Kigosh
Geschlecht:männlichSchneckenpost
K

Alter: 36
Beiträge: 14
Wohnort: Schweiz


K
Beitrag24.07.2019 12:52

von Kigosh
Antworten mit Zitat

Mir hat der Text wirklich gut gefallen. War jetzt auch nicht sehr in meinem Lesefluss gehemmt wie andere und die Wiederholung von "Isa" hat mich auch nicht sonderlich gestört. Aber das ist sehr individuell.
Was mich hingegen irritierte, war der Perspektivenwechsel. Zuerst beschreibt ein Erzähler die Isa Szene und dann versetzt du den Erzähler in die Ich-Perspektive. Ich weiss jetzt nicht, ist der Erzähler am Anfang derselbe, wie derjenige im zweiten Teil? Sind das räumlich oder zeitlich getrennte Szenen? Ich denke, das könntest du etwas eleganter lösen.
Ansonsten fand ich den Textauschnitt gelungen.

Cheers

Kigosh


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