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So ein Scheiß


 
 
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 458



Beitrag24.04.2019 15:40
So ein Scheiß
von Cholyrika
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

So ein Scheiß

Wirklichkeit.
So ein Scheiß.
Irgendeine arme Sau,
die sich in die Hose pinkelt
und mit Hitlergruß
durch meine Straße marschiert.
Deutschland-Trikot.
Deutsches reines Bier und
ein leichter Geruch nach Erbrochenem.
Wirklichkeit eben.

Opa erzählt
von Russland,
oder war es Mallorca?
Er hat es vergessen,
aber schlimm war es,
sagt er.
Und ich glaube ihm.
Alles.
Er ist mein Opa.
Seine Wirklichkeit
ist meine Wirklichkeit.
Oder nur eine
Vermutung von Überleben.

In der Nachbarstraße
wurde eine Frau vergewaltigt.
Wie die auch rumgelaufen ist.
So jedenfalls mein Heinz.
Und Heinz weiß ja Bescheid mit den Frauen.
Wirklichkeit.
Und überhaupt,
die ganzen Flüchtlinge.
Die riechen komisch.
Edith weiß das.
Sie war bei Aldi
und da stand einer vor ihr.
So ein Schwarzer.
Schlimm.
Trude kann das nur bestätigen.
Zwei Wirklichkeiten
sind schon nah dran
am echten Leben.

Und die ungerechte
Verteilung des Vermögens
in Deutschland.
So ein Scheiß.
Günther harzt seit
10 Jahren.
Mit Nebenjob natürlich.
Denn Günther ist nicht blöd.
Er ist ein Fuchs.
Jetzt wird er Opa.
Karla ist eben schon weiter,
als andere Mädchen mit
fünfzehn.
Stolz ist er.
Und überhaupt,
das mit dem Typen
mit der vollgepissten Hose
kann er verstehen,
in dieser Gesellschaft.
Wirklichkeit.
Gruppenwirklichkeit
riecht wie Realität.
Ist aber nur eine
Fata Morgana für Idioten.



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V.K.B.
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Beitrag26.04.2019 00:48

von V.K.B.
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Hallo Cholyrika,
die Bilder, die die Bekannten des LIs da zeichnen, kennt wohl jeder. Oder besser solche Bekannten, die man eigentlich gar nicht kennen will. Ich musste gerade an den Nachbarn von meinem Schwager denken, der sich allen Ernstes darüber aufregte, als Rassist beschimpft worden zu sein, nachdem er eine Musiklehrerin bei einer Schulveranstaltung gefragt hatte: "Spielt ihr die Bongo-Trommeln eigentlich für die ganzen Neejer hier?" Der Kerl hätte auch noch gut ins Gedicht gepasst. Ein trauriges Bild, aber so wahr.

Ein bisschen abrupt fand ich das wertende Holzhammerende. Auf diese Conclusio könnte man den Leser doch auch selbst kommen lassen, oder?

beste Grüße,
Veith


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Berni
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Beitrag27.04.2019 00:03

von Berni
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Ja, so muss Lyrik heutzutage. Colerika, du gewinnst damit nicht die Herzen der Leser Wink , aber immerhin ist dir meines Erachtens sicher, dass zumindest Viele fühlen, dass es so ist. Dass es mal so gesagt werden muss. Und du findest da den genügend rauen Ton. Eigentlich fast immer!

Ich mag diesen Ruck, der da plötzlich durch einen geht, wenn man hier der Lektüre frönt und dann auf deine Texte stößt. Na ja, und wenn ich gezielt auf deine Texte zusteuere, dann werde ich nur selten enttäuscht. Auch hier wieder nicht.

Dem Leben heute aufs Maul geschaut. Wink Und im richtigen Ton, mit den richtigen Worten reportiert Wink .

V.K.B. möchte ich aber insoweit zustimmen, dass du ggf. das Ende etwas früher setzen solltest. Vielleicht nach "Wirklichkeit". Nur so eine Idee. Wink

Mit Freude gelesen,
Berni
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Tula
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Beitrag27.04.2019 01:28

von Tula
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Hallo Cholyrika

ja, ein guter Text, der dürfte jeden irgendwie ansprechen, schon weil er mehrere Aspekte der Wirklichkeit angeht, die aber natürlich in EIN Milieu-Bild passen.

Die Gefahr ist die ausschweifende Länge und das "zu viel des Guten", d.h. eine gewisse Kürzung könnte dem Werk noch mehr satirische Schärfe geben. Dann überlege ich, ob Lyri hier nicht etwas zu naiv dargestellt wird. Die Bestärkung, dem Opa alles zu glauben, zum Beispiel, ist nicht notwendig. Die Fata Morgana am Ende traue ich diesem Lyri dann gar nicht mehr zu. Was dieses (das Ende) angeht, stimme ich der Kritik zu. Die zwei Zeilen "Gruppenwirklichkeit / riecht wie Realität" würde ich ganz herausnehmen, das klingt schon fast sozial-pädagogisch. Die Wirklichkeit als Fata Morgana reicht mir vollkommen.

Gern gelesen

LG
Tula


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Berni
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Beitrag12.06.2019 01:38

von Berni
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Hallo Michael,

ich fände es gut, wenn du mal wieder auf Kommentare zu deinen Texten antworten würdest! Wink Das betrifft leider nicht nur diesen einen Text!

Hier ist ja generell eher wenig los. Aber wenn selbst Kommentare zu Texten unbeantwortet ignoriert werden ...
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Anoa
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A

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A
Beitrag12.06.2019 09:39

von Anoa
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Das ist etwas rätselhaft,  aber das können Gedichte ja sein. Gut gemacht.

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Mona Ullrich, Berlin
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Cholyrika
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Beitrag24.06.2019 12:28

von Cholyrika
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Ist es erforderlich, zu antworten?

Ja Bernie....ist es. Exclamation

Und da ich nicht nur immer davon schreiben mag, wie unmöglich sich andere benehmen, setze ich diese Zeilen als Entschuldigung für meine Ignoranz.

Lieben Dank,
für all die guten Kommentare


ML


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Berni
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Beitrag26.06.2019 22:43

von Berni
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OK, Michael.

Ich kann dich aber auch verstehen, denn ich selbst schaue auch nur noch selten hier rein. Wenn der Lyrikbereich früher mal ein Schlachtfeld war (und auch wir haben uns gefetzt Laughing ), dann ist es heute eher ein Friedhof. Wink
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Cholyrika
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Beiträge: 458



Beitrag28.06.2019 18:59

von Cholyrika
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Wie Recht Du hast.
Was waren das schöne Zeiten, als man sich
richtig gegenseitig auseinandergenommen hat.
So ist es wirklich langweilig.
So freundlicher Einheitsbrei, keine Revoluzzer,
keine Aufsässigen.

Die Kultur in Foren früher fand ich spannender.


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V.K.B.
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Beitrag29.06.2019 01:10

von V.K.B.
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben:

Was waren das schöne Zeiten, als man sich
richtig gegenseitig auseinandergenommen hat.
Fangt doch einfach wieder damit an.

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gold
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Beitrag29.06.2019 04:19

von gold
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben:
Ist es erforderlich, zu antworten?

Ja Bernie....ist es. Exclamation

Und da ich nicht nur immer davon schreiben mag, wie unmöglich sich andere benehmen, setze ich diese Zeilen als Entschuldigung für meine Ignoranz.

Lieben Dank,
für all die guten Kommentare


ML


Hallo Michael,

ich habe mich schon öfter geärgert ob deiner Antwortlosigkeit. Jetzt ärgere ich mich wieder und frage mich, ob da noch etwas von dir kommt.
Ich habe gehofft, dass du dich auch etwas zu den konkreten Vorschlägen äußerst.

Deine Entschuldigung könnte ich, zum Beispiel, zwar zur Kenntnis nehmen, sie  würden mich aber, wäre ich jetzt hier Kommentatorin, nicht zufriedenstellen.

Und deswegen äußere ich mich auch nicht zu deinem Text. Ist wahrscheinlich so etwas wie Trotz, ist mir aber egal.

Viele Grüße
gold


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Cholyrika
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Beitrag29.06.2019 12:16

von Cholyrika
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Oh Trotz ist die Vorstufe zur Revolution ( Revoluzzer )
und zack sind wir wieder im Thema. Idea Laughing

Also:

Es wurde hier auf die Länge des Textes und die eventuell erforderliche Kürzung eingegangen. Meines Erachtens müssen Texte in der Tat verdichtet werden, wenn sie eine Aussage treffen, die in Verdichtung, oder angemessener metapher aufgezeigt werden können.
Hier ( meine ich ) handelt es sich eher um eine Art prosaischer Lyrik, die vom Aufbau und den Bildern lebt.
Ich empfäne eine Kürzung hier nicht als optimal, weil es mir das plastische Bild der Protagonisten etwas zu unschrf machen würde.


LG
ML


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Cholyrika
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Alter: 60
Beiträge: 458



Beitrag29.06.2019 12:18

von Cholyrika
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@V.K.B.:

Es gibt keine Reibungspunkte mehr, die sich zu "streiten" lohnen.
Ich war früher hier selbst Moderator und es flogen die Fetzen ( manchmal auch zu viel des Guten ) und es war aufregend und spektakulär. Viele Facetten bis hin zur echten Undergroundlyrik. Wenn du jetzt ordentliche Undergroundlyrik in ein Forum einstellst, wird nicht mehr diskutiert. Du fliegst einfach raus und das war es Rolling Eyes


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Patrick Schuler
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Beitrag30.06.2019 22:32

von Patrick Schuler
Antworten mit Zitat

Hallo Cholyrika

Wirklichkeit.
So ein Scheiß.
Irgendeine arme Sau, die sich in die Hose pinkelt und mit Hitlergruß
durch meine Straße marschiert. Deutschland-Trikot. Deutsches reines Bier und
ein leichter Geruch nach Erbrochenem. Wirklichkeit eben.

Wirklichkeit? Das ist ein sehr dehnbarer Begriff. Wirklich ist schon, was du beschreibst. "Wirklichkeit" aber in diesem Kontext, (ohne zu erläutern) gleichzusetzen mit: "überall Wirklich" ist ersteinmal nur gewagt.

Und dann direkt dasss nächste Problem: du sprichst hier, sofern dein Gedicht irgendeinen politisch-öffentlichen Diskurs berühren möchte, von einem allgemeinen und kollektivem Phänomen. Wirst aber im Fortlauf des Gedichtes, den direkten Bezug zu der Politischen Gruppe herstellen, die als "Rechtspopulistisch" bezeichnet wird. Erste Vermischung zweier völlig Unterschiedlicher Ebenen.

Der "Neo-Nazi" den du hier zu schildern versuchst, also eine bestimmte Art Mensch die einen ver(h)ehrenden, konkreten Bezug zur Ideologie des Nationalsozialistischen "Staates" aufweist, ist (und ja, es ist halt so) faktisch immer noch eine Minderheit in diesem Land. Jedenfalls nicht "Wirklichkeit eben" im Sinne von "überall eben"

Aber damit hast du ausversehen so ziemlich alles angeschnitten, was im Politischem Diskurs heute "schiefläuft".

"Nazi", oder "Neo-Nazi" oder "Rassist" sind ganz konkrete Begriffe, mit einer ganz konkreten Bedeutung! "Rassist" ist man zb. nur dann, wenn man (im Wissen darum) andere "Ethnien" aufgrund ihrer "Biologie" unterschiedlich wertvoll einschätzt. Wenn jm. sagt: die scheiß Ausländer...aber keinerlei Wertung der "Ausländer" aufgrund ihrer "Ethnie" trifft... ist er kein Rassist...

Dasselbe bei "Neo-Nazi" oder anderen Begriffen. Dennoch wird so ziemlich jedem, der auch nur in die falsche Richtung Kritik äußert, genau dieser Stempel an die Stirn geklotzt!

Aber die meisten "Rechtspopulisten" sind Menschen, die zb. über Flüchtlinge rein Kulturell urteilen. Die "Ethnie", ja sogar die Nation, kommt im Urteil, bis auf wenige Ausnahmen, überhaupt nicht vor...

Die Angst vor den "Anderen" bezieht sich im Wesentlichen, auf die islamisch geprägte Politik in ihren Herkunftländern.

Und der politische Islam ist nunmal ein Problem, ein ziemlich großes sogar.

Das hat natürlich auch einen Bezug zur Flüchtlingsfrage: es ist nun leider einmal Fakt, dass Zuwanderer als Bevölkerungsgruppe, im Vergleich mit jeder anderen Bevölkerungsgruppe überproportional viele Sexual und Gewaltstraftaten verüben. Das wird im öffentlichen Diskurs allerdings so wenig als möglich erwähnt und wird es erwähnt, sind die Gründe, die dafür genannt werden oft haarsträubend...nun ja:

Bsp? : Die Straftaten hängen vom Alter der Straftäter ab. Die Zuwanderer haben ein Alter, in dem alle Menschen faktisch mehr Straftaten begehen, als der Rest der Bevölkerung. Punkt.

Das dabei natürlich nicht erwähnt wird, dass sich die Straftaten anderer Bevölkerungsgruppen eher auf: ich vertick mal nen Zehner Weed, oder werf nen Salamibrot ans Jobcenterfenster beschränken, ist ..warum genau so?

Oder man sagt: die Zuwanderer sind deshalb so überproportional oft in den Statistiken zu finden, weil sie eher angezeigt werden als andere Bevölkerungsgruppen.

Aha...bei Mord, beide Arme brechen oder Vergewaltigung?  Ich will ja nichts sagen, aber bei Mord, oder Vergewaltigung, oder schwerer Körperverletzung fällt es schon schwer genug, dass nicht zu bemerken...
Und die meisten bemerkten Fälle eben...


Und das ist doch grotesk! Wieso glauben die Leute, man könne die Probleme in der Wirklichkeit nicht bemerken, ohne dabei in eine bestimmte politische Ecke gedrückt zu werden? Natürlich begehen Zuwanderer im Durchschnitt eher bestimmte Straftaten, schließlich sind sie mit anderen Normen aufgewachsen, durch andere Strukturen geprägt worden, so wie sich in Amerika eben eher Gangs bilden, als in Norwegen. Damit ist überhaupt nicht gegen die Menschen an sich gesagt! Nichts...

Ich bin der festen Überzeugung, dass alles das, was wir als "das Gute" bezeichnen, jedem Menschen, sofern er nicht über schwerwiegende Hirnschädigungen verfügt, als aktiver Teil dieser Spezies und seiner Persönlichkeit zugehörig ist. Denn das "Gute" ist ja nichts weiter als eine kurzeitige Grenzaufhebung, man erkennt sich, in irgendeiner Art und Weise im Anderen wieder und alle Verurteilungen fallen zumindest partziell und für einen Moment weg. Dann helfen wir, sind liebevoll und kümmern uns umeinander.

Aber alles das, was wie das "Böse" nennen, ist niemals aktiv, sondern immer nur Reaktion. Kein Mensch setzt sich ohne Vorgeschichte aus Lust und Laune dahin und beschließt seinen Nachbarn zu misshandeln. Das Leid, das er erfahren hat, ist das Motiv dafür, dass er anderen Leid zufügt.

Warum sage ich das? Ganz einfach:
Natürlich ist der Straffällig gewordene Zuwanderer kein minderwertiger, schlechter, böser Mensch, sondern j m. der an bestimmten Normen, Dogmen, Vorstellungungen und Autoritäten, die ihn kulturell und sozial geprägt haben, leidet. Es reicht ja schon, dass ein Mensch mit einer bestimmten, hochgradig bornierten Religion in Kindertagen konfrontiert wurde, um ganze Teile seiner Persönlichkeit so weit voneinander abzuspalten, das bei bestimmten Lehrsätzen und Handlungsanweisungen der Streit zwschen Emotion und Dogma so krasse Außmaße annimmt, dass er dem Dogma folgen muss, weil er sonst der Emotion recht geben müsste.

Kurz, kein Mensch ist als Mensch schlechter, grausamer, minderwertiger als irgend ein anderer Mensch. Er kann aber natürlich durch gewissen Prägungen eine besonders hohe Tendenz zu destruktivem Verhalten aufweisen.

Das! wird in der Hauptsache kritisiert, eben nicht seine Herkunft, Nation oder Hautfarbe. (einige Spinner ausgenommen)

Wie weit sich diese Strukturell bedingte moralische Realitätsverzerrung ausgebreitet hat und wie sie dazu beiträgt, das der politische (Dis)kurs zum Selbstläufer wird, der es immer schwerer macht, noch einzugreifen zeigt ein einfaches bsp.:


Das Christchurch Attentat (verachtenswert!!!) ist durch die Medien gegangen, wie kaum ein anderer Terroranschlag. Der Attentäter hatte allerdings in einer Schrift von ihm genauestens erklärt, warum und wie er dieses Attentat begehen wird. (Warum ich das weiß ?ganz einfach, weil ich verdammt nochmal verstehn wollte, was der Dreck sollte.)

Was schreibt er darin?

1. wenn ich das Attentat begehe, stürzen sich Alle! Medien darauf, weil es Rechts motiviert ist.

2. wenn ich das Attentat begehe heize ich die Stimmung zwischen Links und Rechts derart an, das es zum Kollaps kommen könnte.

3. ich gebe als mein Vorbild eine Person an, die zwar alles andere als ein Nazi, ein Rassist oder sonst etwas wäre, aber politisch Rechts orientiert ist. Das heizt die Stimmung weiter an.

4. ich spende in allen möglichen Ländern, den dort bekannten Vertretern einer "identitären" Politik Geld. Dann werden sich die Medien wie die Geier darauf stürzen und weil ich rechtsextrem bin, die betroffenen Personen ebenfalls als Rechtsextrem hinstellen, dass wird dann in der Öffentlichkeit auf möglichst alle Vertreter dieses politischen Standpunktes angewandt und heizt die Stimmung weiter an. (In Deutschland Martin Sellner)

Ziel der ganzen Sache ist es, dass die aufgeheizte Stimmung dazu führen soll, dass über ein Verbot der rechten Parteien nachgedacht wird und hoffentlich auch durchgesetzt wird. Dann werden sich große Teile der Bevölkerung nicht nur zu Unrecht diskriminiert, sondern auch gar nicht mehr repräsentiert fühlen. Was in der Folge Bürgerkriege auslösen soll.

Und wisst ihr was? Diese strunzen Ideen haben den Politischen Diskurs über Monate genauso, wie der Depp es geplant hat, dominiert! Genau so...

Es wurde in den USA über den Umweg des Waffengesetzes die Stimmung gefährlich angeheizt.

Bei seinem "Vorbild" ...dasselbe.

In Deutschland war Martin Sellner in allen präsenten Medien plötzlich eine Art Anführer einer Rechtsextremen Bewegung, die die ganze Gesellschaft bedroht. (Dabei ist der Typ bloß der Meinung, dass Kulturen getrennt gelebt werden sollten)

Es wurde sogar über Verbote nachgedacht. Gott sei Dank, ist in die Richtung nichts geschehen.

Wenn irgend ein Typ, mit ein paar so einfacher Ideen, den gesammten politischen Diskurs, genau wie er es geplant hatte, lenken kann, weil die Struktur dahinter immer dieselbe ist und es keiner bemerkt, läuft dann nicht irgendetwas gewaltig schief?

(Die Jounalisten haben dieses Buch ja sogar lesen müssen und dennoch genau das getan, was er ihnen zu tun vorgegeben hat)


Das passiert, wenn man nur noch moralisch urteilt.


Opa erzählt von Russland,
oder war es Mallorca? Er hat es vergessen, aber schlimm war es, sagt er.
Und ich glaube ihm. Alles.
Er ist mein Opa. Seine Wirklichkeit ist meine Wirklichkeit. Oder nur eine
Vermutung von Überleben.


Nopp, eben nicht. Es geht in dem ganzen Diskurs an so ziemlich gar keinem Punkt um das vergessen und dadurch wiedererstarken Nationalzozialischtischen Gedankenguts.

Es geht einzig und allein darum, das eine große Bevölkerungsschicht Probleme wahrnimmt, die im öffentlichem Diskurs nicht nur bloß zensiert vorkommen, sondern alle die, die darauf hinweisen so heftig bloßgestellt werden, dass sie zur einzigen Partei und Bewegung greifen, die diese Probleme anspricht. Dass die Lösungsvorschläge derselben teilweise dämlich und teilweise einfach ekelhaft sind, spielt dann keine Rolle mehr.

Letztlich ist es die Behandlung dieser Themen, die du, ohne es irgendwie schlecht zu meinen!,  an den Tag legst, die die Leute in die Rechte Politik drängen. Nicht ein wiedererstarken von Nazi-Gedanken -nein, ein Wegzensieren von der Problem-Welt ganzer Bevölkerungsgruppen, ist der Grund für die Stärke der AFD zb.


In der Nachbarstraße wurde eine Frau vergewaltigt. Wie die auch rumgelaufen ist. So jedenfalls mein Heinz.
Und Heinz weiß ja Bescheid mit den Frauen. Wirklichkeit. Und überhaupt,
die ganzen Flüchtlinge. Die riechen komisch. Edith weiß das. Sie war bei Aldi
und da stand einer vor ihr. So ein Schwarzer. Schlimm.
Trude kann das nur bestätigen. Zwei Wirklichkeiten sind schon nah dran am echten Leben.

Heinz, Edith, Trude...das waren Zeiten, als die Menschen noch so Namen trugen, nich wink

Das zielt dann aber an der Wirklichkeit vorbei.

Und das Triebtäter-Thema. Nun gut, ein strukturell recht obsoleter Punkt.

Und die ungerechte Verteilung des Vermögens in Deutschland. So ein Scheiß. Günther harzt seit 10 Jahren.
Mit Nebenjob natürlich. Denn Günther ist nicht blöd. Er ist ein Fuchs. Jetzt wird er Opa.
Karla ist eben schon weiter, als andere Mädchen mit fünfzehn. Stolz ist er. Und überhaupt, das mit dem Typen mit der vollgepissten Hose kann er verstehen, in dieser Gesellschaft. Wirklichkeit.
Gruppenwirklichkeit riecht wie Realität. Ist aber nur eine
Fata Morgana für Idioten.

Die ungerechte Vermögensverteilung? In diesem Themenkreis absoluter Bullshit. Haste Recht.

Das Menschen, in dieser Zahl, dieselben Probleme zu sehen scheinen, während der noch größere Teil sie nicht sieht, sagt erstmal gar nichts darüber aus, ob die Probleme da sind, oder nicht.

Das kann der eine dem Anderen vorwerfen und der Andere dem einen.
Beide haben recht, beide unrecht.

Beide Parteien leugnen aufgrund ihrer politischen Meinung verschieden Teile der Wirklichkeit, beide sehen andere Klar.

Was du hier aber machst, ist ...genau das... du urteilst nach der gängigen moralischen Sicht, die ein Mensch mit Herz und Verstand (natürlich) besitzen muss, also... die da...das sind Idioten. Punkt.



Jetzt mal ehrlich, wenn wir nicht jetzt anfangen uns einmal wertneutral die Frage zu stellen: was ist wahr! Auf der einen, wie auf der anderen Seite. um dann ernsthaft zu überlegen wie wir uns, statt uns darin zu erschöpfen (moralinsaure) Täterzuschreibungen zu setzten, und unser politisches Engagement daruf begrenzen "gegen die Nazis sein" dann crasht es bald.

Und zwar schlimm. Ich bin eigentlich nichtmal der Meinung, dass es noch früh genug ist, aber SO gehts nicht weiter. SO Radikalisiert man die eine Seite, die andere Seite und  kümmert sich immer weniger um die Realität, bis ws zu Kollaps kommt.

Das will nicht nur ich nicht.

So, jetzt haste deinen Streit
Und ich keine Leser mehr.

L.G
Patrick
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Cholyrika
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Beitrag30.06.2019 23:03

von Cholyrika
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Fetter Kommentar,

muss ich ( verstehst Du sicherlich ) später ausführlicher drauf eingehen.
Streit haben wir nicht, denn das bedarf zweier Streitender....und ich bin noch nicht im Modus...... Laughing


keine Leser mehr?
Läuft das hier so inzwischen?
Wenn einer etwas ausführlicher Stellung nimmt, dann sind alle verunsichert und haltens Maul?

Ich hoffe nicht.

Also lass uns über Moral Gesellschaft und stereotype Vorurteile "streiten"


ML

Mal als krasser Ansatz:
Mein Opa war SS Major ( wirklich war ).
Wie MUSS ich denn jetzt über aufkommenden Rechtsradikalismus schreiben?
Darf ich? Muss ich?
Oder ist mein Opa nur mein Opa und ich bin nur ein Jetztmensch?


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gold
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Beitrag01.07.2019 06:57

von gold
Antworten mit Zitat

Lieber Patrick Schuler,

so sehr ich dich schätzen gelernt habe, aber bezogen auf den ersten Teil deines Textes, den nächsten Teil lese ich zu einem anderen Zeitpunkt,  geht mir gerade - mehr als der Hut hoch - :


Patrick Schuler hat Folgendes geschrieben:
ist nun leider einmal Fakt, dass Zuwanderer als Bevölkerungsgruppe, im Vergleich mit jeder anderen Bevölkerungsgruppe überproportional viele Sexual und Gewaltstraftaten verüben.


und:

Patrick Schuler hat Folgendes geschrieben:
kurz, kein Mensch ist als Mensch schlechter, grausamer, minderwertiger als irgend ein anderer Mensch. Er kann aber natürlich durch gewissen Prägungen eine besonders hohe Tendenz zu destruktivem Verhalten aufweisen.
Das! wird in der Hauptsache kritisiert, eben nicht seine Herkunft, Nation oder Hautfarbe. (einige Spinner ausgenommen)

Du bezeichnest sie als "einige Spinner"? Die Neonazis und viele AFD-Anhänger als einige Spinner?


Kannst du deine Behauptungen zahlenmäßig belegen? Ich würde gerne Zahlen sehen und die Quellen, auf die du dich beziehst.


Deine Polemik ist schwer auszuhalten. (Abgesehen vom Inhalt  Ausrufezeichen, Rechtschreibfehler, der Ausdruck "Punkt")

Ich kann leider nicht mehr weiter lesen. Versuche es aber die nächsten Tage,
ohne geballte Faust.

 
Viele Grüße
gold


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Cholyrika
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Beitrag02.07.2019 08:55

von Cholyrika
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Patrick:

Leider habe ich mich entschieden auf Deinen Beitrag nicht einzugehen,
da er nicht meiner eigenen gesellschaftlichen und sozialen Einstellung entspricht.
Eine Diskussion hier an dieser Stelle halte ich nicht für zielorientiert und würde eher zu Irritationen führen, die ich nicht möchte.
Vielleicht nur als Tipp:
Manchmal ist es besser seine Gedanken nicht einfach aus dem Bauch heraus zu schreiben, oder manchmal ist es auch besser vorher nachzudenken, ob ein Statement zu Irritationen führen könnte.


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Patrick Schuler
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Beitrag02.07.2019 15:36

von Patrick Schuler
Antworten mit Zitat

Hallo gold
Hallo Cholyrika


Alles was ich will ist mehr Verständnis, weniger Verurteilen.

Du machst den Schwenker? Gut, das muss ich akzeptieren.

Da du nicht weiter darauf eingehen wirst und demnach auch nicht möchtest, dass ich weiter darauf eingehe, ist der Kommentar, solange er missverstanden wird und konkrete Fragen dazu nicht mehr geklärt und diskutiert werden können, obsolet.

Daher lasse ich ihn löschen.

Sollte sich irgendjm. der den Kommentar schon gelesen hat, irritiert fühlen und wütend sein, so darf er dass gerne als PN. an mich richten. Ich hoffe dann klar machen zu können, dass es mir weder um Provokation, noch um die Relativierung oder Abwertung von Problemen, Menschen oder Kulturen geht und ging!

(Man muss manchmal überlegen, was man wo und wie sagt, das ist richtig, aber genau deswegen hatte ich den Kommentar ja geschrieben wink )

L.G
Patrick
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Beitrag02.07.2019 22:56
Re: So ein Scheiß
von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Mir ist das häufige Erwähnen von Wirklichkeit hier zu viel.
Ich streiche das unten mal experimentell raus, und setze So ein Scheiß an den Schluss.
Für mich wird, auch im originalen Text, nicht recht klar, wo das LI eigentlich steht. In oder außerhalb der beschriebenen Gruppe. Will da aber nicht dran rummachen. Vor allem im Opa- und im Harzteil bin ich mir unsicher.
Um den Text eindeutig satirisch zu machen, müsste das noch deutlicher werden.

So ein Scheiß


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Opa erzählt
von Russland,
oder war es Mallorca?
Er hat es vergessen,
aber schlimm war es,
sagt er.
Und ich glaube ihm.
Er ist mein Opa.

In der Nachbarstraße
wurde eine Frau vergewaltigt.
Wie die auch rumgelaufen ist.
So jedenfalls mein Heinz.
Und Heinz weiß ja Bescheid mit den Frauen.
Und überhaupt,
die ganzen Flüchtlinge.
Die riechen komisch.
Edith weiß das.
Sie war bei Aldi
und da stand einer vor ihr.
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Und die ungerechte
Verteilung des Vermögens
in Deutschland.
Günther harzt seit
10 Jahren.
Mit Nebenjob natürlich.
Denn Günther ist nicht blöd.
Er ist ein Fuchs.
Jetzt wird er Opa.
Karla ist eben schon weiter,
als andere Mädchen mit
fünfzehn.
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das mit dem Typen
mit der vollgepissten Hose
kann er verstehen,
in dieser Gesellschaft.

Wirklichkeit?
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Tula
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Beitrag03.07.2019 01:15

von Tula
Antworten mit Zitat

Hallo

Ich denke, der Text tut gut daran, sich NICHT in eine Ecke zu stellen bzw. die MEINUNG des Autors anzubieten. Es geht um Wirklichkeit als WAHRNEHMUNG, auch als Verzerrung der "wirklichen Wirklichkeit", oder vielleicht gerade deshalb. Der Text provoziert ohne sich vollständig zu erklären; ich denke, darin liegt seine Stärke.

Das Angebot zum Streitgespräch müssen wir wahrscheinlich schon deshalb ausschlagen, weil es den Rahmen der Textarbeit zum Gedicht sprengen würde. Ich habe in einigen Punkten der Analyse auch meine Zweifel, doch Patrick hat auf einige Punkte hingewiesen, die aus meiner Sicht zum Verständnis der Idee der Wirklichkeit im Gedicht wichtig sind.

Zitat:
Es geht einzig und allein darum, das eine große Bevölkerungsschicht Probleme wahrnimmt, die im öffentlichem Diskurs nicht nur bloß zensiert vorkommen, sondern alle die, die darauf hinweisen so heftig bloßgestellt werden, dass sie zur einzigen Partei und Bewegung greifen, die diese Probleme anspricht. Dass die Lösungsvorschläge derselben teilweise dämlich und teilweise einfach ekelhaft sind, spielt dann keine Rolle mehr.

Letztlich ist es die Behandlung dieser Themen, die du, ohne es irgendwie schlecht zu meinen!,  an den Tag legst, die die Leute in die Rechte Politik drängen. Nicht ein wiedererstarken von Nazi-Gedanken -nein, ein Wegzensieren von der Problem-Welt ganzer Bevölkerungsgruppen, ist der Grund für die Stärke der AFD zb.


Die Diskussion in der sogenannten Öffentlichkeit wird schon deshalb immer verzerrt sein, weil sie der Logik der Medien unterliegt, und der Logik aller, die über die Medien versuchen, die öffentliche Meinung zu lenken. Schlechte Nachrichten verkaufen sich gut, Sensation geht vor Aufklärung und an sachlicher Diskussion sind viele gar nicht interessiert, ganz im Gegenteil.

Aus dem Gedicht zum Beispiel geht nicht hervor, wer die Frau wirklich vergewaltigt hat. Es wird ohne zu hinterfragen verstanden, dass das wieder einmal ein Flüchtling war.
Da habe ich dasselbe Bedürfnis nach Statistiken: wie viele Frauen werden jedes Jahr in Deutschland vergewaltigt und vom wem?
Noch schlimmer: wie viele Frauen werden innerhalb ihrer eigenen Ehe auf verschiedenste Weise misshandelt und genötigt?

Will das jemand wissen? - NEIN! Das interessiert keine Sau!

Stopp! Wenn's um MeToo geht, interessiert es plötzlich doch. Immerhin geht es dabei um Prominente! - Da werde ich jetzt mal googeln:
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-11/haeusliche-gewalt-partnerschaftsgewalt-statistik-beziehungstaten-metoo

Ok, 2017 wurden 147 Frauen Opfer ihrer Ehemänner. Ich vermute mal stark, dass die meisten von ihnen sogar Deutsche waren.

Zurück zum Gedicht: der Text provoziert und beschreibt, wie und was andere (sagen wir "größere Randgruppen") als Wirklichkeit sehen und empfinden, Vorurteile mit einbegriffen. Und die Unfähigkeit weiter zu denken wird andeutungsweise parodiert. Vielleicht ist es gut so, hier nicht in verarschende Satire zu verfallen, gerade bei diesem Text, d.h. um ernst genommen zu werden.

Zurück zu Patrick: der Ruck in Richtung extreme Ecken, egal ob links oder rechts, hat sicher mehrere Ursachen. Soziale Verunsicherung in der globalisierten Welt und das Gefühl der sich immer weiter öffnenden Schere von "oben und unten" sind für mich die Hauptursachen des Vormarschs des Populismus. Da war die Flüchtlingswelle ein Segen, nicht Ursache, sondern ein Mittel zum Zweck, der schon vorher existierte:
Das System ist am Ende. Werft den Kaiser in den Tiber! Hoch lebe der neue Kaiser!

Soweit mein Senf zu Gedicht und Thema.


LG
Tula


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Berni
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Beitrag04.07.2019 01:09

von Berni
Antworten mit Zitat

Zitat:
Gruppenwirklichkeit
riecht wie Realität.
Ist aber nur eine
Fata Morgana für Idioten.


Für mich ist dieses Ende deutlich genug und ein eindeutiger Wegweiser für den Text. Und ich schätze Michael als Autor gerade, weil er frei heraus schreibt und nichts versteckt oder verschlüsselt.  Da bleiben nach meiner Ansicht keine Fragen oder Zweifel offen.
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 458



Beitrag04.07.2019 08:30

von Cholyrika
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke Bernie,

ich dachte auch, durch das subsummierte Ende hätte ich meine Einstellung dargestellt.


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